Perkeo hat geschrieben:(01 Jun 2021, 22:10)
Das ist ja genau meine Rede: Hersteller von Elektroautos dürfen so werben, als würde dieser seltene Normalfall immer auftreten. Die Realität sieht anders aus (s.u.).
Selbes Spiel mit den Plugin-Hybriden, die häufig niemals eine Steckdose zu Gesicht bekommen, aber trotzdem mit E-Kennzeichen herum fahren dürfen. Klientelpolitik für die Autoindustrie eben.
Der einzige Unterschied ist, dass die (aus physikalischen Gründen ineffiziente) Wärmekraftmaschine einmal innerhalb und einmal außerhalb des Fahrzeugs ist.
Für Fossilstrom haben Sie recht, wobei sowohl die Effizienz, als auch die Abgasfilter bei stationären Anlagen idR. besser sind, als im Fahrbetrieb.
Allerdings kann slektrische Energie eben auch "sauber" hergestellt werden. fossile Kraftstoffe nicht. Das ist ein ihärenter Vorteil dieser Technologie.
Thema Anteil erneuerbarer Energien: Angenomen der Strommix wäre 50% Wind und 50% Kohle. Was passiert, wenn ich mein Elektroauto ans Stromnetz hänge? Wie hoch ist der Anteil erneuerbarer Energieträger an der zusätzlichen Last?
Der deutsche Strommix zeigt den Durchschnitt, und das unabhängig vom Verbraucher. In Ihrem Beispiel wäre also wenigstens rechnerisch noch immer der Energiemix 50%-50%.
Es gibt also Zeiten, in denen sie ganz unbewusst nur EE-Strom "tanken" und Zeiten in denen Sie unbewusst nur Kohlestrom "tanken". Voraussetzung ist natürlich, dass Sie keinen Ökostromtarif nutzen, denn dann kommt die Energie (soweit der Energieversorger nicht betrügt) aus 100% EE.

Schlussendlich steht und fällt die Ökobilanz des E-Antriebs aber natürlich mit dem Anteil von EE im Strommix. Optimal ist natürlich die Ladung mit Überschusstrom aus der eigenen PV.
Im Gegensatz dazu gibt es beim Verbrenner keine Möglichkeit die Ökobilanz irgendwie positiv zu beeinflussen, wenn dieser einmal beschafft ist.
Kurz gesagt: E-Autos werden mit jeder neuen WKA oder PV ein wenig sauberer. Ein weiterer inhärenter Vorteil dieser Technik.
Bis hier das Optimum erreicht sein wird gibt es aber noch dicke Bretter zu bohen. Immerhin sind diese Hindernisse wenigstens theoretisch zu überwinden (und wir sind immerhin schon ca. 50% des Weges) - im Gegensatz zum Verbrennungsmotor.
Ausnahme ist, wenn man gerade Überschuss an Solar- oder Windstrom hat. [...] Dafür müssten wir gezielt Verbraucher in Überschusszeiten hinzuschalten, und das macht ja in der Realität niemand.
Weil es dafür aktuell keine Anreize gibt.
Ich sehe das wie Sören74 - flexible Strompreise können hierfür Anreize schaffen und quasi nebenbei den Bedarf an Energiespeichern reduzieren.
Auch hier wurden bereits erste Schritte gemacht (z.B. müssen private Wallboxen steuerbar sein). E-Mobilität kann in Zukunft alleine durch Demandside-Management einen beitrag zur Netzstabilisierung liefern.
Man stelle sich mal vor, wie viel Demandside-Regelpotential da verfügbar wäre, wenn plötzlich tausende Fahrzeuge gleichzeitig am Netz wären. Da blieben selbst bei einem "Regelfenster" von 1,8-2,5kW (also ~700W Regelpotenial pro angeschlossenem Fahrzeug am kleinstmöglichen Ladepunkt - einer Schuko-Steckdose) Ladeleistung immense Zahlen übrig, und gleichzeitig müsste keiner fürchten mit leerem Akku liegen zu bleiben. Zusätzlich belastet langsames Laden dank langsamer Lastwechsel die Stromnetze nicht stärker als nötig.
Kurzer Überschlag: Wenn nur 1% der ~57 Mio Fahrzeuge angeschlossen wäre (~570,000 PKW) und davon die Hälfte (~285.000 PKW) auch tatsächlich laden würde, ergäbe das ein Regelpotential von 199,5MW!
Skalieren wir das nun auf ein Regelfenster von 1,8-11kW (Standard-Wallbox) - also nicht 700W sondern ~9,2kW/Fahrzeug...
Der Ausbau von Solar- und Windkraftwerken ist eine wichtige notwendige aber nicht hinreichede Voraussetzung, und wenn sich die Politik nicht schnellstens um die anderen, ebenfalls wichtigen und notwendigen, Voraussetzungen, wie eben die Speicherung, kümmert, steht der Erfolg der gesamten Energiewende auf dem Spiel.
Zustimmung. Aussitzen funktioniert hier nicht. --> wählen gehen!