Stoner hat geschrieben:(30 Apr 2021, 17:16)
Es geht hier nicht um
ein politisches Amt, sondern um
das politische Amt dieses Landes. Und dafür ist mir das, was ich als die
Lebensleistung der Kandidatin beschreiben möchte, dann doch etwas sehr dürftig und fern der alltäglichen Realität. Alle Leistung hat sie in einer von dieser Alltagsrealität weit entfernten winzigen Blase erbracht.
Ich verstehe, was Du meinst, stimme Dir aber nicht zu. Ich hielt z.B. Wulff mangels "Lebensleistung" und Alter als ungeeignet für das Amt des BP, da geht es aber eben um ein repräsentatives Amt, dass zwar enorme Strahlkraft und Vorbildfunktion hat, aber keinen wirklichen Einfluss auf die Tagespolitik.
Bzgl. des von Baerbock angestrebten Amtes denke ich weniger "traditionell" sondern eher pragmatisch; das Amt verfügt zudem in Deutschland nicht über die Machtfülle, die vergleichbare Positionen in anderen Ländern haben. Unser System ist da schon sehr gut aufgestellt, ich wüsste kein besseres.
Insofern sehe ich nicht die Gefahr, dass Frau Baerbock - selbst wenn sie sich nicht beraten ließe - das Land im Alleingang "gegen die Wand" fahren könnte. Was auch nicht geschehen wird, eine Politikerin mit ihrem Background und ihrer Generation steht für Teamarbeit und Kommunikation, nicht für "Basta" á la Schröder.
Á propos: Schröder hat sich aus einfachsten Verhältnissen hochgekämpft, das Abi auf dem zweiten Bildungsweg gemacht und anschließend noch studiert. Das hat aber trotzdem nicht verhindert, dass am Ende seiner Amtszeit eine Politik stand, bei der man auch bezweifeln durfte, inwieweit er noch einen Bezug zu der Klientel hat, der er eigentlich selber entstammte. Soviel zu Thema "Alltagsrealität vs. Blase".
Zumal Frau Baerbock möglichwerweise weit weg ist von Deiner Lebensrealtität - aber dafür viel näher an denjenigen der meisten jüngeren Erwachsenen, als Du es bist (?). Und auch wenn das aufgrund unserer Demografie verlockend ist, muss der Fokus von Politik weniger auf den Ü60-Jährigen liegen, sondern auf denen, die den Laden in den kommenden Jahrzehnten am Laufen halten sollen. Dazu muss jetzt etwas passieren.
Übrigens: Rot-Grün hat damals auch nicht den "Untergang der Welt, wie wir sie kennen" bedeutet, wie es Konservative und Springer-Presse vorausgesagt haben. In der Bilanz steht immerhin die Zustimmung der Grünen zum Eingreifen der NATO im Kosovo, die SPD hat mit der "Agenda 2010" etwas auf den Weg gebracht, was sich neoliberale Unions-/FDP-Leute in ihren feuchtesten Phantasien nicht ausgemalt hätten.
Naja, und wer hätte Merkel das Amt zugetraut? Ohne Spenden-Skandal - der dazu führte, dass sich alle männlichen Aspiranten wegduckten - hätte ihr wohl niemand auch nur den CDU-Vorsatz zugetraut. Die "Amigos" gingen alle davon aus, dass sie eine Übergangskandidatin ist, bis Gras über "Kohls Erbe" gewachsen ist ...
Aber zurück zum eigentlichen Thema: Ich wüsste weder bei Laschet noch bei Scholz, was von denen noch (positives) zu erwarten wäre, was sie bisher geschickt vor uns verborgen haben ...
Da sehe ich Frau Baerbock in der Tat mehr positives Entwicklungspotential.