yogi61 hat geschrieben:(06 Apr 2021, 13:43)
Wenn man eine verletzte Person vorfindet, dann verschafft man sich zunächst einen Überblick über die Verletzungen. Man reanimiert bei Kreislaufstillstand, man stillt Blutungen und man bekämpft die Schockreaktion. Die Nasenbeinfraktur spielt zunächst keine übergeordnete Rolle. Natürlich sollte man den Menschen auch beruhigen und versuchen die Angst zu nehmen, dies verhindert aber den Exitus nicht, wenn man vorher nicht die prioritären Maßnahmen durchgeführt hat.
In einer Situation, in der das Leben eines Menschen akut gefährdet ist, haben andere Dinge hinten anzustehen.
Wir haben hier aber keine Situation, in der simultan das Leben von 83. Mio Menschen gefährdet ist.
Und da dies nicht der Fall ist, sind Abwägungen nicht nur möglich, sondern geboten.
yogi61 hat geschrieben:(06 Apr 2021, 13:43)
Es geht darum Prioritäten zu setzen. Ich gehe davon aus, dass wir diese Pandemie eines Tages überwunden haben. Dies wird durch Virologen,Epidemiologen und durch die Wissenschaftler in der Pharmaindustrie geschehen.Man kann nicht davon ausgehen, dass Gebäudestatiker, Juristen, Philosophen, Wirtschaftswissenschaftler, Sozialwissenschaftler und auch nicht Ärzte aus der Pädiatrie dafür verantwortlich zeichnen werden. Warum nicht? Weil es nicht ihr Fachgebiet ist.
Es geht aber um mehr als die rein medizinische Frage, einen Krankheitserreger zu verstehen und medizinische Gegenmaßnahmen (Therapie, Impfung) zu entwickeln. Dies ist Sache der Medizin, in der Tat.
Wie unsere Gesellschaft aber insgesamt möglichst unbeschadet durch eine Pandemie kommt, ist allerdings nicht allein eine Frage der Medizin, schon gar nicht in der aktuellen Situation. Denn es geht hier nicht um das "nackte Überleben" (wäre dies der Fall, wäre dem natürlich alles andere unterzuordnen).
Und deshalb kommen hier andere Disziplinen ins Spiel, um Lösungen zu finden.
Meine These, die vielleicht zunächst einmal hart klingt, ist: Die Folgen unseres Umgangs mit der Pandemie, die wirtschaftlichen und sozialen Folgen, insbesondere für jungen Menschen und deren Zukunft, wird diese Gesellschaft noch dann beschäftigen und zu bewältigen haben, wenn sie die Pandemie-Toten längst vergessen hat.
Und wenn ich als Politiker über solche Weichenstellungen zu entscheiden hätte, würde ich mir ganz selbstverständlich nicht nur Mediziner anhören, sondern auch Wirtschaftswissenschaftler, Soziologen, Psychologen, Historiker, Philosophen, Theologen.