schokoschendrezki hat geschrieben:(03 Apr 2021, 14:39)
Man muss aber auch sehen, dass es auch eine traditionelle linke identitäre Politik gibt. Gegen die ich übrigens ebenso heftige Abneigungen vespüre wie gegen reche identitäre Politik. Sich für so fadenscheinige Dinge einzusetzen wie die angebliche gerechte Sache eines angeblichen palästinensischen Volks. Oder die traditionellen Solidaritätsbekundungen für die Völker Lateinamerikas. Das nahm oder nimmt auch noch z.T. völlig absurde Züge an. Gerade in Richtung Verklärung von Staaten wie Kuba, Venezuela oder Nicaragua. Und dies, das mus man offen sagen, findet ganz sicher eher in den größeren Städten statt. Und nicht auf dem Land. Wann immer ich mal irgendwie den Berliner Alexanderplatz kreuze: So gut wie immer gibt es irgendeine absurde SOlidaritätsbekundung für irgendein Volk. Und wann immer man genau hinschaut: Hinter der gerechten Sache dieses jeweiligen Volks steht in der Regel auch nur ein skrupelloser Autokrat. Ich bin gänzlich raus aus diesem Geschäft. Was nicht heißt, dass die Aktionen, die in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts vom sogenannten Westen gegen diese Länder gelaufen sind, nicht weniger skrupellos waren.
Oohh Mann, du schwatzt einen Unsinn im Zusammenhang mit Tradition, dass einem übel werden kann, was aber auch zeigt, dass du schlicht keine Ahnung hast, was der Begriff Tradition eigentlich beinhaltet und bedeutet.
Ich gebe man etwas Nachhilfeunterricht:
Die deutsche Philosophin Ricarda Huch nannte
"Tradition ist gesiebte Vernunft des gesamten Volkes aus einem Jahrhundert in das andere"
"Schon Dagewesenes kann aber auch nicht einfach ignoriert oder ausgeblendet werden, sondern ist im Bewusstsein. Durch Erinnerungen alleine schon, die wir nicht löschen können, sind wir mit dem verbunden, was wir erlebt, gesehen, gefühlt haben. Durch Sprache und Schrift bei- spielsweise überträgt sich dies auf andere Menschen; von Generation zu Generation. Das Übertragen, Weiterleiten und Übergeben von Dingen spiegelt sich im Begriff der Tradition wider.
Der Begriff Tradition wird in solchen lebensweltlichen Bereichen gebraucht, in denen ein Weiterleiten, Übergeben und Übertragen stattfindet. Die Verbform tradere (von transdare) im Lateinischen bezeichnet die Übergabehandlungen des Alltags, vor allem im rechtlichen Bereich.
So ist Tradition „was die Folge der Geschlechter verbindet und die Kontinuität zwischen Vergangenheit und Gegenwart aufrechterhält. Damit ist T. ein kulturelles Grundphänomen, das, mit Sprache und Schrift gegeben, alle Lebensbereiche, von Sitte, Brauch und Ritual über Lebenserfahrung und Gewohnheitsrecht bis hin zu Lehrüberlieferungen, bestimmt."
Quelle
An der Stelle kommt Adorno ins Spiel, der am Beispiel der USA erläutert, was Traditionsverlust bzw bewusste Ablehnung von Tradition bewirkt.
"Jedoch kann man einen verlorenen Traditionsbezug nicht dadurch ausgleichen, indem man an seine Stelle Ästhetik setzt. „Real verlorene Tradition ist nicht ästhetisch zu surrogieren.
Aus dem reinen Tauschwert lässt sich eben kein echtes Ziel verfolgen und so fehlt der übergeordnete Zweck. Alles wird zu irrationalem Getue und kreist um sich selbst. Es wird versucht, den übergeordneten Zweck zu ersetzen, da man unter der Irrationalität leidet."
Tradtion ist also etwas was den Menschen Halt bietet, was sie erkennen lässt, was Menschsein eigenlich bedeutet und Tradition liefert den
"Klebstoff" zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
Jemand der seine Traditionen leugnet, der sich von ihnen abwendet, hat de facto gar nichts mehr - nicht einmal Schrift oder Sprache, weil die den wichtigsten Teil unserer Tradtion(en) darstellt, er hat keinen Bezug mehr zu irgendwas, weil alles - ausnahmslos alles - was unsere menschliche Gesellschaft und Zivilisation ausmacht, auf Tradition(en) beruht.
Ein Mensch, der sich von Tradtion(en) abwendet, diese leugnet, ist eine wurzel- und haltlose leere Hülle, ohne Vergangenheit, ohne Gegenwart und ohne Zukunft.
Eine solche Haltung ist weder liberal, noch besonders fortschrittlich, sondern einfach nur dumm!
Gegen die menschliche Dummheit sind selbst die Götter machtlos.
Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen