Selina hat geschrieben:(31 Mar 2021, 10:03)
Alles in allem: Ja, "Rassismus gegen Weiße", falls es ihn überhaupt gibt, wäre genauso wenig zu akzeptieren wie jeglicher anderer Rassismus. Dennoch sollte man an das Thema nicht ahistorisch und geschichtsvergessen rangehen. Denn in der "Geschichte der Zivilisation", wie es so schön heißt, sind nun mal in viel größerem und schrecklichem Ausmaß schwarze Menschen verfolgt, unterjocht und diskriminiert worden. Man denke nur an die widerlichen Menschenausstellungen in Europa während der Kolonialzeit, wo sich auch Deutschland mit seinen "Völkerschauen" hervortat. Die Verbrechen des Kolonialismus in Afrika erwähnte ich weiter oben schon. Und die vielen Beispiele von "Rassentrennung" und Diskriminierung Schwarzer in den USA. All das sollte man bei den verschwindend wenigen und harmlosen Fällen von "Rassismus gegen Weiße" (fraglich, ob man das hier Diskutierte überhaupt so nennen sollte) immer mitdenken.
Tja, verehrte Selina, den Raasismus gegen Weiße gibt es und es gibt ihn schon sehr lange.
Du willst Rassismus historisch betrachten? Dann tue das auch!
Rassismus ist nämlich
kein Phänomen der Moderne, genauso wenig wie Kolonialismus und die "Geschichte der Zivilisation" im späten 19.Jh. beginnen, in dem DU die Wurzeln des Rassismus verortest.
Damit machst du nämlich genau das, was du bei anderen anprangerst, du betrachtest Rassismus aus einem sehr eingeschränkten Gesichtswinkel heraus und zwar nur aus dem einen Grund - Rassismus als "Erfingung" weißer Europäer zu identifizieren und diesen damit die volle Verantwortung für Rassismus aufzubürden und damit gleichzeitig alle anderen Kulturen/Zivilisationen, in denen Rassismus Gang und Gäbe war/ist von jeglicher Verantwortung freizusprechen.
Verehrte Selina, damit bedienst du dich genau des rassistischen Gedankengutes, welches du bei anderen verurteilst.
Dein eingeschränkter Blickwinkel auf Rassismus hindert dich daran zu erkennen, dass es Rassismus schon in alten Hochkulturen beheimatet war, lange bevor sich die ersten Demokratie auf europäischem Boden entwickelte, lange bevor in Europa Staaten entstanden, die nach Kolonien strebten.
Rassismus gab es im muslimischen Persien des 10. Jh. genauso wie im Timbuktu der Massufa-Tuareg im 11. Jh., Rassismus findet sich sogar in diversen Schöpfungsmythen der unterschiedlichsten Kulturen.
So trägt z.B. der Schöpfungsmythos der Lakota-Indianer eindeutig rassistische Tendenzen, wenn vermittelt wird, dass nur die Brauen Menschen Wakantanka gut geraten seien und sowohl die schwarzen wie die weißen Menschen als minderwertig bezeichnet werden, weil Wakantanka die einem zu lange und die anderen viel zu kurz gebacken habe.
Und noch etwas impliziert der Schöpfungsmythos der Lakote - nämlich dass ihnen Menschen mit anderen Hautfarben sehr viel früher bekannt waren, als allgemein angenommen.
Nein Selina, die Völkerschauen, die du so sehr verurteilst, sind
keine Erfindung weißer Europäer, sie sind älter, sehr viel älter!
Es gab die
"die widerlichen Menschenausstellungen in Europa" im 19. Jh., aber es gab die gleichen
"widerlichen Menschenausstellungen" in afrikanischen Staaten - die im Zusammenhang mit der Islamischen Expanion im 13. und 14. Jh. eine relativ kurze Hochblüte erreichten.
Du willst Rassismus historisch betrachten, dann musst du das jedoch umfassend tun und darfst dir nicht nur die Aspekte heraus picken, die dir gerade in den Kram passen.
Und nochmal NEIN, die Formen des Rassismus gegen Weiße sind NICHT harmlos, sie waren es nie!
Schau dir bitte die Verhältnisse in der Republik Südafrika an und dann erzähle bitte noch einmal etwas von "harmlos"!

Gegen die menschliche Dummheit sind selbst die Götter machtlos.
Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen