Billie Holiday hat geschrieben:(04 Mar 2021, 17:04)
Ja, aber es ist in diesem Falle eine Ehrenbezeichnung. Bei mir treffen auch alle 3 Punkte zu - gottseidank.

Ich bleibe auch bei diesen Punkten. Gefühlt und z.T. intellektuell.
Zunächst, vermutlich ist jeder von uns in irgendeiner Schnittmenge, die in seinem Leben und Lebensumständen einen objektiven und subjektiven Nachteil spüren lassen. Vom Geschlecht her, von der geschlechtlichen Identität, von der sexuellen Orientierung, vom Beruf, vom Werdegang, dem sozialen Millieu, von einem körperlichen oder modischen Merkmal, der Religion, ethinischer Herkunft, politischen Haltung, kulturellen Vorlieben (super Streitpunkt Veganer oder nicht) uvm.
Jeder, hat so gesehen irgendwo mal subjektiv wie objektiv eine Benachteiligung erfahren oder gefühlt. Im sogenannten Westen ist vermutlich ein Mann, ein weißer Mann, ein heterosexueller weißer Mann, ein weißer heterosexueller älterer Mann jemand der am wenigstens solche Erfahrungen gemacht hat. Dementsprechend fühlt dieser, wenn sich die anderen Schnittmengen zu Wort melden den meisten Streß, da dieser das Gefühlt bekommt am meisten zu verlieren, während die anderen "gewinnen". Einen Mehrwert bekommen und erfahren. Gefühlt verliert der weiße Mann. Das sind die angry, white men. Wie es so scheint heißt.
Ich gehöre auch so einer Schnittmenge an. Ich weiß wie das ist gefühlt, weniger objektiv benachteiligt zu sein. Bin aber gleichzeitig auch ein Mann in der angry Schnittmenge. Keiner, der nicht irgendwie benachteiligt wurde, weiß nicht, wie ätzend das ist. Kann es nicht wissen, es fehlt die Erfahrung, das kann kognitiv, intellektuell nicht erfasst werden. Für die fühlt es sich einfach so an, als ob da irgendwelche Leute (die auch noch anders sind) was wollen, mir wegnehmen wollen. Meinen Stand. Meine Identität.
Wie gesagt, ich kann das nachfühlen, wenn sich Leute, die benachteiligt sind aufstehen und fordern. Aber ich bin deshalb aus meiner Perspektive kein Freund davon alles und möglichst sofort umzukippen. Ich habe mich verwundert bis geärgert, als die Autorin der Harry Potter einen shitstorm abbekommen hat als sie sich kritisch damit auseinandergesetzt hat, daß in einem Bericht von "menstruierenden Menschen" und "nicht menstruierenden Menschen" gesprochen wurde. Damit wollte man offenbar Inklusion betreiben. Man darf nicht mehr schreiben, daß es Frauen gibt?
J.K. ROWLING: ALS HEXE VERBRENNEN?
Wir alle können gerade mitverfolgen, wie dieses Wort - Women, Frauen – in immer mehr Bereichen, die Frauen betreffen, eliminiert wird: Wenn es um die Periode geht, um Schwangerschaft oder Vaginas – es darf nicht mehr von „Frauen“ gesprochen werden. Dass hier eine Formulierung wie „Menschen, die menstruieren“ verwendet wird, ist kein Zufall: Das soll „Inklusivität“ signalisieren.
Nun werden sich einige die Frage stellen: Wer soll hier inkludiert werden in die Kategorie der „Menschen, die menstruieren“ - außer denen, die … nun ja… menstruieren? Also jenen, die einst als „Frauen“ bezeichnet wurden?
Heutzutage jedoch sind Begriffe wie „Frau“ oder „weiblich“ tabu. Denn manche Frauen möchten lieber Männer sein und manche Männer sind Frauen. Es gibt „weibliche Penisse“ und „Männer, die Babys gebären“. Eine neue Zeit ist angebrochen, in der sich der menschliche Narzissmus weiterentwickelt und über die Natur erhoben hat. Was bedeutet schließlich noch die Biologie, wenn doch in der Twitter-Biografie „sie/ihr“ als gewünschte Anrede und Pronomen stehen?
WER SOLL HIER INKLUDIERT WERDEN IN DIE KATEGORIE DER "MENSCHEN, DIE MENSTRUIEREN"?
Auf eine gewisse Weise ist es deprimierend zu sehen, wie Rowling von Frauen (die bei Verstand sind) für ihren Tweet gefeiert wird. Noch trauriger ist jedoch, dass Bezeichnungen wie „Menschen, die menstruieren“ so normal geworden sind, dass sie zu hinterfragen einer Revolution gleichkommt.
https://www.emma.de/artikel/jk-rowling- ... nnt-337837
Jetzt bin ich mal ein angry Mann. Ich will als Mann bezeichnet werden. Mir gehts da nicht um Mackergehabe. Wenn jetzt stattdessen irgendwann um jemanden nicht zu beleidigen daraus sowas wie nicht-menstruierende Person für mich wird, dann kann ich das nicht mehr nachvollziehen. Dann nimmt man mir etwas weg. Tut mir leid verehrte(s) m/w/d Publikum.
Aufgrund ethnischer, religiöser, körperlicher Merkmale sollte (wird aber) niemand benachtaligt werden. Wobei religiös natürlich auch abgeklopft werden sollte, was das im Einzelnen bedeutet. Gilt nicht nur für den Islam, sondern auch für Christen usw. Natürlich auch im Bereich des Geschlechts. Jetzt geht es hier um gendergerechte Sprache. Ich persönlich finde, man kann auch vieles kaputtmachen. Ich will keinen Roman lesen, der Gendergerecht ist (was immer das überhaupt heißt). Das käme für mich dem Studium eines Physikbuches gleich. Ich will auch keinen Western sehen, der so synchronisiert ist. Man mag mir da angry man vorhalten. Aber ich halte es für keinen Zugewinn. Eher für eine Entfremdung und Zerfaserung, nicht für eine Inklusion. Die starke Gegenwehr in Gang bringt und daher eher zerrsetzend wirkt. Ja, das klingt typisch nach angry man.
