Ich muss dazu sagen, dass mich Gruppenarbeit nicht deshalb genervt hat, weil ich vielleicht lieber der einsame Streber gewesen wäre. "Streber" setzt irgendwie ein Konkurrenzbewusstsein voraus. Es hat mich einfach nicht interessiert, was die Mitschüler da so machten. Auch wenn ich keineswegs ein Einzelgänger war. Es hat mich - bis auf das Notwendigste - auch nur wenig interessiert, was die Lehrer von mir an abrechenbaren Leistungen erwarteten. Ebenso wie es mich heute - solange ich keine Existenzsorgen habe - nicht interessiert, was meine Mitmenschen verdienen oder besitzen.Uffhausen hat geschrieben:(28 Feb 2021, 15:12)
Gruppenarbeit in der Schule habe ich auch gehasst. Ich hatte aber nie das Gefühl, anderen etwas beibringen zu müssen, sondern vielmehr Angst, dass die Dummheit oder Unfähigkeit der anderen letztlich notentechnisch auf mich übertragen wird. In der Regel haben hinterher alle Gruppenmitglieder nämlich dieselbe Benotung erhalten. Leider bin ich - bis heute - in solchen Situationen nicht sonderlich durchsetzungsfähig, sondern eher der stille Erdulder = weil ich dazu erzogen wurde, erst nachzudenken und dann zu handeln, bzw. zu reden. Das erwarte ich ebenso auch immer von meinen Mitmenschen - und werde deswegen regelmäßig von ihnen enttäuscht. Der Vorteil ist, dass mich deswegen im Grunde gar nichts mehr wirklich wundern kann!
In verschiedenen Threads in diesem Forum ist häufig von "Sozialisierungen" unter diesen und jenen Bedingungen die Rede. Und diese "Bedingungen" werden dann nicht selten als prinzipiell unüberschreitbare Beschränkungen gesehen. Zum Beispiel: "Sozialisierung in der DDR". "Hinter der Mauer". Dabei wird nicht berücksichtigt, dass "Beschränkungen" immer auch das Potenzial zum Beschränktheitsüberwindungswillen haben. Und umgekehrt: Dass Unbeschränktheit im Sinne von negativer Freiheit auch immer das Potenzial zur Erlahmung des Willens zur Überschreitung und zu positiver Freiheit birgt. Im Ganzen gleicht es sich wohl aus.