BlueMonday hat geschrieben:(24 Feb 2021, 15:18)
Wer fragt denn nach und bietet an und tauscht aus? Menschen wohl. Und das auf eine zivilisierte(marktförmige=vertragliche) Weise. Zivilisiertes Verhalten ist wohl "menschlich". Oder was verstehst du unter "menschlich"?
Ich wäre da nicht so optimistisch. Nicht nur zivilisiertes Verhalten ist menschlich. Sondern genau so auch Raub, Mord, Betrug, Ausbeutung, Menschenhandel, Sklaverei und Zwangsarbeit etc.
Wenn jemand oder eine Gruppe von Menschen die Macht und die Mittel hat, andere auszubeuten oder schlimmeres, dann machen sie es einfach. Unseren deutschen Großkonzernen geht es vor allem darum, möglichst viel Gewinn zu machen. Wenn sie sich hierzulande an höhere rechts- und sozialstaatliche Standards halten müssen als in Russland, den USA oder irgendwo in der Dritten Welt, dann tun sie es. Allerdings nicht, ohne zu versuchen, den Staat und seine Bürger zu betrügen. Siehe "Diesel-Gate" etc.
Wenn aber diese Standards fehlen, dann gehen die deutschen Großkonzerne im Ausland nicht protestieren, weil es dort beispielsweise gegenüber Gewerkschaftlern zu Menschenrechtsverletzungen kommt, sondern sie senken ihre rechts- und sozialstaatlichen Standards, wenn sie in den entsprechenden Ländern Produktionsstätten aufbauen wollen.
Und selbst, wenn es um das sogenannte Lieferkettengesetz in Deutschland geht, so wird protestiert, da dies angeblich wirtschaftsschändlich sei. Von alleine bzw. ohne gesellschaftlichen Druck bei uns werden diese Firmen jedenfalls nichts unternehmen, um die Situation der ArbeiterINNEN in der Dritten Welt zu verbessern. Was erlaubt oder wenigstens nicht verboten ist, wird gemacht. Und sei es noch so barbarisch. Auf eine freiwillige Selbstbeschränkung oder hohe ethische und zivilisatorische Standards bei Konzernen zur setzen, wäre absolut verfehlt.
Es braucht also auch Regeln, die nicht vom Markt selbst ausgehen. Der Markt an sich ist nicht einmal moralisch fähig, Kinder- und Sklavenarbeit zu verbieten. Und jeder Konzern setzt nicht einfach auf den fairen Wettbewerb, sondern wird versuchen, ein Monopol aufzubauen bzw. in einem Kartell mit anderen die Preise künstlich hochzuhalten. Denn nur dann können sowohl die eigenen Arbeitnehmer maximal ausgebeutet werden, sondern auch die Verbraucher maximal ausgepresst.
Ich halte es folglich für völlig naiv, davon auszugehen, dass die mächtigen Marktteilnehmer alle faire Philanthropen wären, denen es um das Wohl ihrer Mitmenschen und hohe zivilisatorische Standards geht. Da braucht es dann also einen starken Staat, der Missstände bekämpft, Monopolisten zerschlägt und Kartellbildungen unterbindet. Der Staat mischt also immer mit. Und selbst da wo er es unterlässt, so ist das eine staatliche Entscheidung bzw. ein staatlicher Eingriff.