Kohlhaas hat geschrieben:(05 Feb 2021, 18:00)
Und was haben all die "geheimen" und "vorsichtigen" Treffen oder die "kleinen Aktionen" gebracht? Genau! Einen Scheißdreck. Besser wurde es erst, als die Leute nicht mehr "geheim" opponiert haben. Nebenbei finde ich es schon ziemlich merkwürdig, wenn jemand hier in der einen Diskussion hinsichtlich wirrer Vorstellungen für "Meinungsfreiheit" eintritt, in anderen Diskussionen dann aber komischerweise für Duckmäusertum eintritt.
Die Montagsdemonstrationen begannen im Herbst 1989, nicht vorher. Aber natürlich waren die vorhergenden geheimen Treffen in Kirchen oder sonstwo
Duckmäusertum. Die äußeren Umstände (revolutionäre Situation) hatten natürlich nicht damit zu tun.
Gorbatschows Äußerungen auch nicht, die Grenzöffnung in Ungarn auch nicht, Honeckers Nierentumor auch nicht, Aufgabe der Breschnew-Doktrin auch nicht.
Nein, die Menschen gingen im Herbst plötzlich auf die Straße und kämpften das System nieder.
Kohlhaas hat geschrieben:Ich will Dir weder Vorwürfe machen noch will ich Dich beleidigen. Ich habe lediglich die Meinung geäußert, dass ich die von Dir vorgetragene Kritik an Nawalny, er sei nicht "geduldig" genug und gehe mit zu wenig "Fingerspitzengefühl" vor, für ziemlich duckmäuserisch halte. Der "Eiserne Vorhang" ist nunmal nicht von Menschen niedergerissen worden, die "geduldig" und "mit Fingerspitzengefühl" demonstriert haben. Wenn man eine Meinung hat, dann muss man die auch gelegentlich mal vertreten. So eine Meinung hat nämlich nur dann wirklich eine Bedeutung, wenn man bereit ist, sie auch gegen Widerstand zu vertreten.
Wie gesagt, das Demonstrieren war der Höhepunkt, den unzähligen gleichzeitig aufeinander treffenden Ereignissen geschuldet. Wäre Breschnew 1989 noch an der Macht gewesen hätte
sich überhaupt nichts geändert.
Duckmäusertum empfinde ich als eine sehr starke Beleidigung, besonders wenn es um meine Person und mein Leben in der DDR geht.
Wenn Du mal wegen einer Meinung eingesessen hättest, dann würdest Du hier keine großen Töne spucken und jenen die es danach geschickter anstellen, Duckmäusertum vorwerfen.
Es bringt nichts, wenn der Tod (und damit meine ich nicht der biologischen) das einzige Mittel ist, um Recht zu behalten.
Kohlhaas hat geschrieben:Hier mal ein Aphorismus von Kurt Tucholsky: "Nichts ist schwerer und nichts erfordert mehr Charakter, als sich in offenem Gegensatz zu seiner Zeit zu befinden und laut zu sagen: Nein."
Und was ist man dann, ein Covidiot, ein Reichsbürger, ein Verschwörungstheoretiker, ... ?
Kohlhaas hat geschrieben:Wie schonmal geschrieben: Ich habe vollstes Verständnis dafür, dass Menschen ihr eigenes Wohl und das ihrer Kinder in Extremsituationen wichtiger finden, als "Nein" zu sagen. Diese Menschen sollten dann aber wenigstens nicht so tun, als sei es eine Tugend, NICHT "Nein" zu sagen sondern stattdessen demütig die Schnauze zu halten.
Nawalny ist nicht selbst schuld an dem Unrecht, das ihm widerfahren ist und gerade wieder widerfährt! Nawalny begeht kein Unrecht. Ihm wird Unrecht angetan. Und er sitzt gerade ein. Und bewegt trotzdem etwas, was es seit Jahrzehnten in Russland nicht gegeben hat.
Natürlich ist es ungerecht, aber war vor Nawalny wirklich nichts, ist Nawalny wirklich der erste und beste Beweger in Russland.
Die Zeit ist einfach noch nicht reif Punkt.