Das Corona-Impfdesaster: Auswirkungen, Verantwortungen und Konsequenzen

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Skeptiker

Re: Das Corona-Impfdesaster: Auswirkungen, Verantwortungen und Konsequenzen

Beitrag von Skeptiker »

Adam Smith hat geschrieben:(10 Jan 2021, 19:22)
Bis Ende März will Israel fast alle Einwohner geimpft haben.

https://www.tagesschau.de/ausland/israe ... n-103.html
Ja, das Lustige ist dann auch noch ein Satz wie dieser:
Israel will Krise hinter sich lassen
https://www.tagesschau.de/ausland/israe ... n-103.html

Das hört sich fast wie eine Zielvorgabe an - und Termin ist Ende März. Offensichtlich werden schon im Februar die Zahlen der Toten deutlich runtergehen. Da sterben dann in Deutschland die Solidaritätstoten.

Als ich hier gefragt habe, was eigentlich das Ziel der ganzen Impfaktion ist, da wurde mir vorgeworfen Ablenkungsmanöver zu starten. Offenbar ist "Impfen" in Deutschland ein Selbstzweck.

So lange wir impfen ist alles gut. Liegt noch Impfstoff auf Lager, läuft alles bestens. "Don't call us, we call you" und immer ruhige Hand dabei haben. Ziel der Impfaktion? Öh, impfen halt ... :rolleyes:

NEIN, Impfen ist kein Selbstzweck. Es geht darum Todesopfer zu vermeiden - bei Mensch und Wirtschaft. Man muss sich dabei hohe Ziele setzen, um die Impfkampagne darauf auch einzustellen. Mein Eindruck ist, dass Spahn da durchaus vorlegt, aber offenbar kommt das nicht bei den Leuten an. Israel impft 170000 Leute am Tag - wir haben als viel größeres Land bisher insgesamt 500000 geschafft. Das reicht mir nicht! Wenn jemand geringere Ansprüche hat, dann darf er dem gerne zujubeln - ich bin da kritischer.
Skeptiker

Re: Das Corona-Impfdesaster: Auswirkungen, Verantwortungen und Konsequenzen

Beitrag von Skeptiker »

Hier übrigens ein Grund dafür, warum Israel so schnell ist:
Der vielleicht entscheidende Faktor für Israels Schnelligkeit ist der Impfstoff. Aktuell ist vor allem das Produkt von Biontech und Pfizer einsetzbar. Von diesem Impfstoff wird Israel laut Medienberichten bis Ende Januar vier bis 5,6 Millionen Dosen bekommen. Deutschland kommt nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums im gleichen Zeitraum nur auf drei bis vier Millionen. Im Klartext: Im kleinen Israel ist in den kommenden Wochen mehr Impfstoff von Pfizer/Biontech verfügbar als in Deutschland.

Israel bestellte Impfstoff entschlossener
Als im Herbst die ersten Berichte über die hohe Wirksamkeit des Impfstoffes kamen, bestellte Israel bei Pfizer entschlossener, als es die Europäische Union tat. So rief Premier Netanyahu persönlich beim Vorstandsvorsitzenden von Pfizer an. Der israelische Journalist Nadav Eyal hält es für möglich, dass auch Geld eine Rolle spielte.
https://www.tagesschau.de/ausland/asien ... s-101.html

Der eine Staatslenker kümmert sich eben persönlich um Impfstoffbeschaffung, die andere Staatslenkerin hat andere Prioritäten. Ja, Solidarität ist wichtig. Aber in meiner Vorstellung kommt die "oben drauf".

Der andere Faktor ist die schnelle und entschiedene Bestellung, auch zu einem höheren Preis (übrigens auch erst NACHDEM die Wirkung bekannt war). Dann bekommt man halt früher geliefert (so wie auch USA und GB - wird gerne "vergessen" zu erwähnen). Als Dividende werden schon in zwei Monaten kaum noch Leute in Israel an Covid-19 sterben - das ist absehbar. Das Leben wird wieder normalisiert und Lockdowns werden Vergangenheit sein.
Vieles von dem, was wir dann als Differenz des Lebens der Menschen in Israel im Vergleich zu den Menschen in Deutschland sehen werden, ist der Unentschlossenheit und Pfennigfuchserei europäischer Bürokraten geschuldet. Vielleicht wird es dann für manche etwas plastischer, was hier das "Desaster" ist.
Sören74

Re: Das Corona-Impfdesaster: Auswirkungen, Verantwortungen und Konsequenzen

Beitrag von Sören74 »

Ja, so gesehen ist es ein Großfeldexperiment, welches in Israel stattfindet. Aber eines, was vermutlich gut gehen wird. Ich bin erstaunt, dass man sich im Herbst quasi als Erste in die Auftragsbücher von Biontech/Pfizer eintragen konnte. Und wenn die Sterbezahlen im Februar/März dort deutlich zurückgehen, würde ich gerne mal die anderen User hier hören, die fordern, dass bei uns noch monatelang Lockdown gefahren werden muss und die Schlafmützigkeit in der EU doch gar nicht so schlimm sei.
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Re: Das Corona-Impfdesaster: Auswirkungen, Verantwortungen und Konsequenzen

Beitrag von Atue001 »

Israel zeigt sehr deutlich, dass auch mit 15% Impfungen sich die Zahl der Toten nicht verringert. Es braucht mehr.
Deutschland hat eine andere Strategie als Israel - man mag das bemängeln, aber die Zahlen von Israel wären in Deutschland nicht zu erreichen gewesen, dafür fehlen schlicht und einfach die Produktionskapazitäten. Und die kann man nicht herzaubern - da hat die EU eh schon mehr als Israel getan!

Derzeit ist für die Anzahl der Toten in Deutschland NICHT fehlender Impfstoff verantwortlich, sondern derzeit ist es fehlende Ernsthaftigkeit der Menschen bei der Einhaltung der gebotenen Regeln. Über Tote aufgrund einer falschen Strategie oder fehlender Impfmöglichkeiten reden wir in Deutschland frühestens im Sommer.

Sicher läuft in Deutschland nicht alles optimal - doch es kann noch gut sein, dass wir noch deutlich aufholen, wenn erst mal die Impfzentren vollständig in Betrieb gehen und noch mehr, wenn zusätzlich der Impfstoff von AstraZeneca freigegeben wird.
Und dann läuft es besser nicht nur für und in Deutschland, sondern für die gesamte EU.
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Zunder
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Re: Das Corona-Impfdesaster: Auswirkungen, Verantwortungen und Konsequenzen

Beitrag von Zunder »

Skeptiker hat geschrieben:(10 Jan 2021, 20:18)
Als ich hier gefragt habe, was eigentlich das Ziel der ganzen Impfaktion ist, da wurde mir vorgeworfen Ablenkungsmanöver zu starten. Offenbar ist "Impfen" in Deutschland ein Selbstzweck.
Als du gefragt hast, was das Ziel der Impfaktion sei, hast du davon abgelenkt:

"Ein "Impfdesaster", das auf Impfstoffmangel basiert, zu konstatieren, ohne daß die Realität einen solchen Befund auch nur ansatzweise rechtfertigt, hat mit Kritik nichts zu tun. Das ist einfach nur dümmliche Stimmungsmache, die außer den Hetzern und Verschwörungsidioten niemandem hilft. Aber vielleicht ist das ja Absicht."
https://www.politik-forum.eu/viewtopic. ... 9#p4905689

Kann man nachlesen. Zu unterstellen, jemand würde das Impfen zum Selbstzweck erklären, ist genauso dämlich wie dein Ablenkungsmanöver.

Deine Behauptung, wir befänden uns in einem "Impfdesaster", weil zu wenig Impfstoff verfügbar wäre, ist immer noch falsch. Tatsächlich hätte der vorhandene Impfstoff auch dann für die doppelte Anzahl an Impfungen gereicht, wenn man die Hälfte für die zweite Impfung zurückgestellt hätte.

Was wir vordringlich brauchen ist die Eindämmung der Pandemie. Die Infektionszahlen müssen runter. Ein angebliches Impfdesaster zu skandalisieren und den Krawall-Journalismus von Jan Fleischhauer und Julian Reichelt hier zu verbreiten, ist nunmal etwas anderes als seriöse und berechtigte Kritik.
Sören74

Re: Das Corona-Impfdesaster: Auswirkungen, Verantwortungen und Konsequenzen

Beitrag von Sören74 »

Atue001 hat geschrieben:(10 Jan 2021, 22:38)

Israel zeigt sehr deutlich, dass auch mit 15% Impfungen sich die Zahl der Toten nicht verringert. Es braucht mehr.
Das war schon vorher klar. Zumal die Infektionen derjenigen, die jetzt sterben, längst vor dem Impfstart stattfanden.
Atue001 hat geschrieben:Deutschland hat eine andere Strategie als Israel - man mag das bemängeln, aber die Zahlen von Israel wären in Deutschland nicht zu erreichen gewesen, dafür fehlen schlicht und einfach die Produktionskapazitäten. Und die kann man nicht herzaubern - da hat die EU eh schon mehr als Israel getan!
Der entscheidende Faktor ist nun mal, dass Israel zeitlich vor der EU gekauft hat. Ich habe den Eindruck, dass viele hier die Relevanz der Bestellreihenfolge und den Bestellzeitpunkt nicht verstehen und glauben, dass es im Grunde genommen egal ist, ob man 300 Millionen Dosen bei einer Firma 6, 4 oder 2 Monate vor der eigentlichen Zulassung bestellt.
Atue001 hat geschrieben:Derzeit ist für die Anzahl der Toten in Deutschland NICHT fehlender Impfstoff verantwortlich, sondern derzeit ist es fehlende Ernsthaftigkeit der Menschen bei der Einhaltung der gebotenen Regeln. Über Tote aufgrund einer falschen Strategie oder fehlender Impfmöglichkeiten reden wir in Deutschland frühestens im Sommer.
Es geht um die Anzahl der Toten nach der Impfzulassung. Da wird die Verzögerung des Impfens immer mehr eine Rolle spielen.
Atue001 hat geschrieben:Sicher läuft in Deutschland nicht alles optimal - doch es kann noch gut sein, dass wir noch deutlich aufholen, wenn erst mal die Impfzentren vollständig in Betrieb gehen und noch mehr, wenn zusätzlich der Impfstoff von AstraZeneca freigegeben wird.
Und dann läuft es besser nicht nur für und in Deutschland, sondern für die gesamte EU.
Du scheinst hier immer noch nicht zu verstehen, dass es nicht darum geht, dass überhaupt mal Impfzentrum vollständig in Betrieb gehen, sondern dass die dafür benötigte Zeit die wesentliche Rolle spielt. Jeder Tag Verzögerung setzt sich über einen langen Zeitraum in die Zukunft fort. Wenn ein Tag lang nicht geimpft werden kann, weil die Impfdosen fehlen, dann verspäten sich alle weiteren Termine um einen Tag. Wir haben es hier mit einem klassischen Warteschlangenproblem zu tun. Das ist keine Worterfindung aus dem DDR-Alltag, sondern ein Gebiet aus der Wahrscheinlichkeitsrechnung, was u.a. in der Computertechnik oder Fertigungssystemen Anwendung findet. Stell es Dir doch wie eine Fertigungslinie bei VW oder Daimler vor. Ein Zulieferer schafft es nicht, die Motoren rechtzeitig zu liefern und der Hersteller kann keine Alternativen verbauen. Also bleibt irgendwann die Linie stehen. Wenn der Zulieferer zwei Wochen später nun doppelt so viele Motoren liefert, dann können die Autobauer nicht plötzlich doppelt so viele Autos bauen und den Produktionsrückstand aufholen, weil die haben eine minimale Taktzeit, bei der ein Auto vom Band geht.

Man sollte auch nicht übersehen, von Moderna sind im ersten Quartal nur insgesamt 2 Millionen Dosen für Deutschland zu erwarten. Der AstraZenica hingegen braucht keine spezielle Kühlung, seine Wirkung wird aber eher bei 80% eingeschätzt. Wann er zugelassen wird und wie viel wir dann Januar, Februar, März bekommen, ist noch nicht klar.
Sören74

Re: Das Corona-Impfdesaster: Auswirkungen, Verantwortungen und Konsequenzen

Beitrag von Sören74 »

Zunder hat geschrieben:(10 Jan 2021, 22:45)

Deine Behauptung, wir befänden uns in einem "Impfdesaster", weil zu wenig Impfstoff verfügbar wäre, ist immer noch falsch. Tatsächlich hätte der vorhandene Impfstoff auch dann für die doppelte Anzahl an Impfungen gereicht, wenn man die Hälfte für die zweite Impfung zurückgestellt hätte.
Wenn bei Dir Zeit bei einer Impfung keinerlei Rolle spielt, dann haben wir natürlich keinen Impfstoffmangel, denn irgendwann bekommt jeder seine Dosis. Was Du aber scheinbar nicht verstehst ist, dass es einen großen Unterschied macht, ob man den Großteil der älteren Menschen bis zum Februar, April oder irgendwann im Sommer geimpft hat.
Zunder hat geschrieben:Was wir vordringlich brauchen ist die Eindämmung der Pandemie. Die Infektionszahlen müssen runter. Ein angebliches Impfdesaster zu skandalisieren und den Krawall-Journalismus von Jan Fleischhauer und Julian Reichelt hier zu verbreiten, ist nunmal etwas anderes als seriöse und berechtigte Kritik.
Damit suggerierst Du, dass die Impfung nur nebensächlich ist, wenn Du die Eindämmung als vorrangig ansiehst. Wir können aber die Menschen nicht dauerhaft schützen ohne eine Impfung. Es ist die Zeit gekommen, bei der Impfung endlich mal durchzustarten. Solange jeden Tag einige tausende Menschen mit Ü80 sich infizieren, aber wir es schaffen mehrere Zehntausende am Tag zu impfen, werden wir den Wettlauf gewinnen. Wenn man aber nur ein Schneckentempo bei der Impfung hinlegt, wird es etliche Menschenleben kosten, weil bei vielen älteren Menschen die Infizierung dann vor der Impfung stattfindet. Also hören wir endlich mal auf, die Bedeutung der Impfung ständig kleinzureden und so zu tun, als wenn das Impftempo völlig belanglos ist.
Gorman
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Re: Das Corona-Impfdesaster: Auswirkungen, Verantwortungen und Konsequenzen

Beitrag von Gorman »

H2O hat geschrieben:(02 Jan 2021, 00:14)
Denn der Virus hat [...] inzwischen auch für junge Leute lebensbedrohliche Mutationen gebildet.
Können sie das Belegen?
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H2O
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Re: Das Corona-Impfdesaster: Auswirkungen, Verantwortungen und Konsequenzen

Beitrag von H2O »

Gorman hat geschrieben:(11 Jan 2021, 09:17)

Können sie das Belegen?
Jein; aus Süd-Afrika wurde in der Presse berichtet, daß ungewöhnlich viele junge Leute an Corvid-19 erkrankt sind, die sich mit der Mutation des Virus angesteckt hatten. Vielleicht lande ich gleich einen Treffer mit Süd-Afrika, Mutation Virus SarsCor-2 bei Google.

https://www.stuttgarter-nachrichten.de/ ... 35452.html
In Südafrika kursiert eine neue Variante des Sars-CoV-2-Virus. Entdeckt worden sei die vorerst 501.V2 genannte Variante bei genetischen Untersuchungen von Proben aus verschiedenen Provinzen

Johannesburg - In Südafrika ist eine neue Mutation des Coronavirus entdeckt worden. Die 501.V2 genannte Variante könnte hinter der raschen Ausbreitung der zweiten Corona-Welle im Land stecken, erklärte Gesundheitsminister Zwelini Mkhize am Freitag. Südafrikanischen Ärzten zufolge infizierten sich während der zweiten Welle mehr jüngere Menschen als zuvor. Sie litten zudem häufiger unter einem schwereren Verlauf der Lungenkrankheit Covid-19.
Ich hatte von dieser Mutation im DLF gehört, dessen Frühnachrichten ich regelmäßig verfolge. Die Meldung war aber auch schon einige Tage alt... vor Weihnachten 2020?
Sören74

Re: Das Corona-Impfdesaster: Auswirkungen, Verantwortungen und Konsequenzen

Beitrag von Sören74 »

Gestern bei Anne Will sagte MP Manuela Schwesig, dass sich ihr der Magen umdreht, dass man bei den Impfstoffen wegen einiger Milliarden Euro gespart hat, während die Einzelhändler mit all den Kosten geschlossen werden.
Michael Alexander
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Re: Das Corona-Impfdesaster: Auswirkungen, Verantwortungen und Konsequenzen

Beitrag von Michael Alexander »

Atue001 hat geschrieben:(10 Jan 2021, 17:37)

Bitte rechne doch mal vor, wie du auf die These kommst, dass uns dieses "Versagen" zig Menschenlegen pro Tag kostet.
Ich glaube nicht, dass man Stand heute eine präzise Rechnung anstellen kann. Das heißt aber nicht, dass man nicht seriös sagen könnte, dass die Verzögerung bei der Impfung sehr viele Menschenleben in Deutschland kosten wird; deswegen habe ich ja auch von "zig" Menschenleben geschrieben.

Warum wird denn überhaupt geimpft? Es geht doch letztlich darum, schwere Verläufe und Todesfälle zu vermeiden. Deswegen verstehe ich gar nicht, wie man nun plötzlich bezweifeln kann, dass die Impfung keinen Effekt auf die Sterberate haben wird.

Bei der momentanen Sterberate kann doch auch jeder selbst grob abschätzen, wie viele Menschenleben durch eine frühere Impfung hätten gerettet werden können. Derzeit wären das zehntausende Menschenleben pro verlorenen Monat. Es kann natürlich sein, dass die Sterberate auch ohne Impfung im Frühjahr würde abgenommen haben; genauso wäre aber auch das Gegenteil denkbar, beispielsweise aufgrund der neuen Virusmutation, die für eine noch schnellere Verbreitung sorgen könnte.

In anderen Ländern läuft es auch nicht unbedingt optimal, auch in den Ländern, in denen ich mich normalerweise aufhalte und deren politisches System ich sehr schätze. Trotzdem hätte ich von Deutschland mehr erwartet; ich habe das Gefühl, dass der Fokus der Politik wo ganz anders lag. Man gefiel sich in immer härteren Lockdowns und Katastrophenrhetorik; man gefiel sich als Sozialamt der EU, das den Italienern großzügig Geld zuschusterte, das nun eher auf sinnlose Art und Weise ausgegeben wird.

Eine Impfaktion wie die eben angelaufene ist logistisch eine große Herausforderung, und häufig bestimmt das schwächste Kettenglied die Geschwindigkeit des Ganzen. Offenbar hat man in Deutschland gleich mehrfach versagt, so dass sich jeder wird herausreden können: Seht, unser Impfzentrum ist bereit - wir können nur deswegen nicht impfen, weil kein Impfstoff da ist. Oder: Seht, der Impfstoff ist da - es kann nur nicht geimpft werden, weil die Verteilung des Impfstoffes nicht funktioniert oder weil die Impfzentren nicht bereit sind.

Hier hätte man eben die gesamte Kette von Abläufen durchorganisieren müssen - und es hätte dafür auch jemand in Verantwortung stehen müssen, der sich dann nicht auf die eine oder andere Weise hätte herausreden können.

Auf jeden Fall fand ich bedenklich, dass ein so zurückhaltender Wissenschaftler wie Ugur Sahin öffentlich seine Verwunderung äußerte, dass Deutschland nicht mehr Impfstoff bestellen wollte. Das zeigt mir, dass ein Teil des Versagens schon in der frühzeitigen Bestellung lag. Im übrigen hätte man, wenn man die Pandemie als Katastrophe verstanden hätte, auch die Produktion des Impfstoffes beschleunigen können - zwar nicht unendlich, doch aber deutlich. Dazu wären aber staatliche Eingriffe und Zusicherungen notwendig gewesen. Wenn man betrachtet, was die Pandemie uns wöchentlich an menschlichem Leid, an Grundrechtseingriffen und ökonomisch kostet, wäre solch ein Vorgehen mehr als berechtigt gewesen.
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Re: Das Corona-Impfdesaster: Auswirkungen, Verantwortungen und Konsequenzen

Beitrag von Michael Alexander »

Atue001 hat geschrieben:(10 Jan 2021, 22:38)

Israel zeigt sehr deutlich, dass auch mit 15% Impfungen sich die Zahl der Toten nicht verringert. Es braucht mehr.
Deutschland hat eine andere Strategie als Israel - man mag das bemängeln, aber die Zahlen von Israel wären in Deutschland nicht zu erreichen gewesen, dafür fehlen schlicht und einfach die Produktionskapazitäten. Und die kann man nicht herzaubern - da hat die EU eh schon mehr als Israel getan!

Derzeit ist für die Anzahl der Toten in Deutschland NICHT fehlender Impfstoff verantwortlich, sondern derzeit ist es fehlende Ernsthaftigkeit der Menschen bei der Einhaltung der gebotenen Regeln. Über Tote aufgrund einer falschen Strategie oder fehlender Impfmöglichkeiten reden wir in Deutschland frühestens im Sommer.

Sicher läuft in Deutschland nicht alles optimal - doch es kann noch gut sein, dass wir noch deutlich aufholen, wenn erst mal die Impfzentren vollständig in Betrieb gehen und noch mehr, wenn zusätzlich der Impfstoff von AstraZeneca freigegeben wird.
Und dann läuft es besser nicht nur für und in Deutschland, sondern für die gesamte EU.
Es dauert einige Zeit, bis die Geimpften eine ausreichende Immunität entwickeln, in der Regel sollten das Wochen bis Monate sein. Je nach Impfstoff muss man dafür ab der letzten, und nicht der ersten Impfung rechnen. Von daher kann man derzeit noch gar nichts darüber sagen, welchen Einfluss die Impfungen in Israel haben.

Man wird den Effekt aber mit großer Wahrscheinlichkeit in den nächsten Wochen bis Monaten sehen, vor allem, wenn Israel die Risikogruppen, die deutlich überproportional hospitalisiert werden müssen, zuerst geimpft hat. Ab April wird man in Israel sehr wahrscheinlich keine größeren Probleme mit der Überbelegung von Krankenhäusern haben; die Krise wird dann eben in Ländern wie in Deutschland stattfinden, die eine "andere Strategie" gewählt haben.

Was war noch einmal diese "andere Strategie"? Europäische Solidarität, für die die ältere Generation in Deutschland gerne stirbt?
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Re: Das Corona-Impfdesaster: Auswirkungen, Verantwortungen und Konsequenzen

Beitrag von Schnitter »

Michael Alexander hat geschrieben:(11 Jan 2021, 13:23)
Europäische Solidarität, für die die ältere Generation in Deutschland gerne stirbt?
Haben wir zu wenig Impfstoff ?
Michael Alexander
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Re: Das Corona-Impfdesaster: Auswirkungen, Verantwortungen und Konsequenzen

Beitrag von Michael Alexander »

Schnitter hat geschrieben:(11 Jan 2021, 16:23)

Haben wir zu wenig Impfstoff ?
Ja. Das wurde hier doch nun wirklich ausführlichst diskutiert und begründet, siehe dazu auch die verlinkten Zeitungsberichte von der Impffront. Es gibt viele Impfzentren, die nicht arbeiten können, weil sie über keinen Impfstoff verfügen.

Übrigens ist es zu erwarten, dass bei einem generellen Mangel eines zu verteilenden Medikaments dieses dennoch an einigen Orten ausreichend vorhanden ist. Dies ändert nichts daran, dass an vielen Orten ein Mangel herrscht und deswegen ein genereller Engpass vorliegt. Man kann Medikamente nicht so perfekt verteilen, dass sie quasi on time genau dort angeliefert werden, wo sie gerade gebraucht werden.

Natürlich kommt zum selbst verursachten Mangel an Impfstoff auch noch eine mangelnde Logistik. Vielleicht sollte man sich einmal anschauen, wie das in Israel läuft. Natürlich hat Israel hier den Vorteil (um den ich es nicht beneide), dass es quasi in ständiger Alarmbereitschaft lebt und deswegen über viel bessere Möglichkeiten der Katastrophenbewältigung verfügt, etwa juristischer oder logistischer Art, oder was die Einstellung der Bevölkerung angeht.
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Re: Das Corona-Impfdesaster: Auswirkungen, Verantwortungen und Konsequenzen

Beitrag von Schnitter »

Michael Alexander hat geschrieben:(11 Jan 2021, 16:52)

Ja. Das wurde hier doch nun wirklich ausführlichst diskutiert und begründet, siehe dazu auch die verlinkten Zeitungsberichte von der Impffront. Es gibt viele Impfzentren, die nicht arbeiten können, weil sie über keinen Impfstoff verfügen.
Aber es ist doch deutlich mehr da als bereits verimpft wurde. Haben wir da nicht ein anderes Problem ?
Sören74

Re: Das Corona-Impfdesaster: Auswirkungen, Verantwortungen und Konsequenzen

Beitrag von Sören74 »

Schnitter hat geschrieben:(11 Jan 2021, 17:15)

Aber es ist doch deutlich mehr da als bereits verimpft wurde. Haben wir da nicht ein anderes Problem ?
Wenn das die Definition von "genügend Impfstoff vorhanden" ist, dann würde jede Verzögerung den Eindruck vermitteln, wir haben genügend Impfdosen. Im Grunde dürfte es sogar unmöglich sein, genauso viel zu verimpfen, wie Impfdosen da sind.

Ich habe vor ein Paar Seiten das Beispiel mit den den produzierten Autos in der DDR gebracht. Ich hatte eigentlich geglaubt, dass damit verständlich wäre, worum es geht. Scheinbar ist dem aber nicht so. So wie hier im Strang einige meinen, dass wir doch genügend Impfstoff haben, müssten sie genauso sagen, dass es in der DDR genügend Autos gab.
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Re: Das Corona-Impfdesaster: Auswirkungen, Verantwortungen und Konsequenzen

Beitrag von Michael Alexander »

Schnitter hat geschrieben:(11 Jan 2021, 17:15)

Aber es ist doch deutlich mehr da als bereits verimpft wurde. Haben wir da nicht ein anderes Problem ?
Im Zweifelsfall glaube ich immer den Leuten an der Front. Und es gibt viele Impfzentren, die entweder gar nicht impfen, oder nur eingeschränkt impfen, und zwar mit der eindeutigen Begründung, dass es zu wenig Impfstoff gebe. Das Netz ist voller solcher Meldungen.
In Brandenburg können derzeit nur wenige Termine für Corona-Schutzimpfungen in den Impfzentren vergeben werden. Das teilte das Potsdamer Gesundheitsministerium am Montag mit. Grund sei die Impfstoff-Knappheit.
https://www.rbb24.de/panorama/thema/cor ... ntren.html
Knapper Impfstoff
Ein weiterer Knackpunkt ist nach wie vor die Knappheit des Impfstoffs. So wurde etwa der für Mitte Januar geplante Start in den rund 50 Kreisimpfzentren in Baden-Württemberg um eine Woche nach hinten verschoben. Das Landesgesundheitsministerium sieht die Ursache dafür bei den Impfstofflieferungen des Bundes. "Klar ist: Der Bund muss bei Beschaffung, Produktion und Verteilung der Impfstoffe beschleunigen", schließt sich Ministerpräsident Winfried Kretschmann an.

Wie ich oben ausgeführt habe, ist auch bei einem generellen Mangel zu erwarten, dass bei um die 400 Impfzentren an einigen Orten der Impfstoff ausreichend vorhanden ist - aber an vielen eben nicht. Es kann natürlich noch weitere Gründe geben, die wir mangels Information nicht kennen.
https://www.tagesschau.de/inland/impfze ... p-101.html

Es ist logistisch auf jeden Fall kein großes Problem, den Impfstoff zu verteilen - wenn man die Sache entsprechend priorisiert. Das wurde auch öffentlich immer wieder betont. Wenn der Impfstoff in Deutschland ist, sollte das innerhalb eines bis zu maximal drei Tagen funktionieren, bis an die Stelle, wo verimpft wird.
Die Produzenten selbst geben sich gelassen. "Wir sind in der Lage, den Impfstoff innerhalb von drei Tagen an den Ort des Impfens zu bringen", schreibt Pfizer auf der Konzern-Homepage.
"Die Logistik ist gut vorbereitet", sagt Matthias Klumpp, Professor für Logistik an der Universität Göttingen und Forscher am Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik (IML) Dortmund, im Gespräch mit tagesschau.de. Natürlich gebe es Herausforderungen wie etwa die Kühlung. Doch das sei alles schon länger bekannt gewesen.

Matthias Klumpp, Prof. für Logistik an der Uni Göttingen galerieMatthias Klumpp ist Professor für Logistik an der Uni Göttingen und Forscher am Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik.
Die Problematik betreffe sowieso nur die Strecke von Belgien in die Lagerungstätten der Bundesländer. Innerhalb Deutschlands sei das mit Kühlschränken und Transportboxen zu lösen. "Da sehe ich keine Hürden", so der Logistik-Experte.
https://www.tagesschau.de/wirtschaft/un ... k-101.html

Mir ist nicht ganz klar, was damit gemeint ist, wenn verkündet wird, es seien so und so viele Dosen eingetroffen. Ich schließe nicht aus, dass hier bewusst oder unbewusst etwas schlampig berichtet wird, etwa, indem das Eintreffen kleiner Teillieferungen schon als komplette Lieferung gewertet werden.

Um es genau zu beurteilen, würde man mehr Informationen aus erster Hand benötigen. Auf jeden Fall hakt es, und das bei einer so wichtigen Angelegenheit. Und groteskerweise bei einem Impfstoff, der doch eigentlich aus Deutschland kommt, wenn er auch mit amerikanischer Unterstützung klinisch entwickelt wurde.
Skeptiker

Re: Das Corona-Impfdesaster: Auswirkungen, Verantwortungen und Konsequenzen

Beitrag von Skeptiker »

Es ist wohl auch für Hochrisikopatienten nicht wirklich einfach einen Impftermin zu erhalten:
Unzumutbare Zustände für Hochrisikogruppe
Termin einfach abgesagt, Hotlines völlig überlastet: Corona-Impfchaos erzürnt Bürger
Einige Bundesländer haben bei der Vergabe von Impfterminen gegen Covid-19 offenbar erhebliche Probleme. Besonders tragisch: die Leidtragenden sind Impfwillige über 80, die zur Hochrisikogruppe gehören und schnellstens geimpft werden müssten.
https://www.focus.de/politik/deutschlan ... 55446.html

Im Artikel ist auch beschrieben, wie aktuell die Terminvergabe in Einzelfällen läuft. Manche würden es als "Desaster" bezeichnen ... :rolleyes:
Skeptiker

Re: Das Corona-Impfdesaster: Auswirkungen, Verantwortungen und Konsequenzen

Beitrag von Skeptiker »

Desaster fangen typischerweise im Kopf an:
Israel verblüfft weiter mit seinem Tempo bei den Corona-Impfungen. In der Sendung „Anne Will“ wurde Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff am Sonntagabend gefragt, warum Deutschland deutlich langsamer impft.

Haseloff sagte: „So schnell wie Israel werden wir es nicht schaffen. Aufgrund der bei uns notwendigen rechtlichen Beratung können wir das nicht im Drive-in-Verfahren machen. Wir sind immer noch ein Rechtsstaat.“ Haseloff meinte damit die rechtliche Aufklärung, die jede Person vor der Impfung erhält.
https://www.welt.de/politik/deutschland ... staat.html

Okay, lassen wir mal die dümmliche Assoziation fallen, dann bleibt da immernoch eine Begründung die aufzeigt was das Problem ist. Wer die Impfaufklärung als Hindernis sieht in großer Menge zu impfen, der macht klar, dass es offensichtlich keinen ernsthaften Willen gibt Energie in eine schnelle Lösung der Krise zu stecken. Hat der Mann vielleicht schonmal was von parallelen Arbeitsweisen gehört? Es muss doch nicht zwingend die Impfaufklärung vom Impfenden durchgeführt werden - was für ein Bullshit ist das denn!

Mein Gott, dann gibt es eben fünf Leute die Aufklären und zwei die Spritzen - ist das zu kompliziert gedacht?
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Re: Das Corona-Impfdesaster: Auswirkungen, Verantwortungen und Konsequenzen

Beitrag von Tom Bombadil »

Schnitter hat geschrieben:(11 Jan 2021, 16:23)

Haben wir zu wenig Impfstoff ?
Guckstu: https://www.politik-forum.eu/viewtopic. ... 5#p4907635
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Re: Das Corona-Impfdesaster: Auswirkungen, Verantwortungen und Konsequenzen

Beitrag von Tom Bombadil »

Skeptiker hat geschrieben:(11 Jan 2021, 18:46)

Mein Gott, dann gibt es eben fünf Leute die Aufklären und zwei die Spritzen - ist das zu kompliziert gedacht?
Der Aufklärer muss in D bestimmt ein Spezialarzt sein.
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Re: Das Corona-Impfdesaster: Auswirkungen, Verantwortungen und Konsequenzen

Beitrag von Skeptiker »

Ja, vor allem lässt sich der Gute-Laune-Fraktion auch kein Ziel der Impfaktion entlocken. Es scheint vollkommen auszureichen "zu impfen". Mehr scheint nicht gefordert. Überhaupt eine Vorstellung davon zu haben, wann man fertig sein soll, grenzt wohl schon an Menschenfeindlichkeit ... :rolleyes:

Wenn das ein Impfstoff gegen rechtes Gedankengut wäre ... aber lassen wir das :x
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Re: Das Corona-Impfdesaster: Auswirkungen, Verantwortungen und Konsequenzen

Beitrag von Skeptiker »

Tom Bombadil hat geschrieben:(11 Jan 2021, 18:56)
Der Aufklärer muss in D bestimmt ein Spezialarzt sein.
Mindestens. Am besten gibt es nur drei Stück davon ...

Nee, sorry, aber die Geschwindigkeit mit der wir Leben retten würde in Israel wahrscheinlich als fahrlässige Tötung angesehen ...
Skeptiker

Re: Das Corona-Impfdesaster: Auswirkungen, Verantwortungen und Konsequenzen

Beitrag von Skeptiker »

Besitzer eines Welt+ Accounts können sich eine komplette Chronologie der Impfstoffentwicklung und -bestellung durchlesen:
POLITISCHE FEHLER - EINE REKONSTRUKTION
Das deutsche Impf-Versagen und seine Verantwortlichen
https://www.welt.de/politik/deutschland ... ichen.html

Das ist ein sehr langer Artikel, den ich selber ersteinmal "durcharbeiten" werde - 26min Lesezeit (die meisten Artikel liegen so um die 6min).
Sören74

Re: Das Corona-Impfdesaster: Auswirkungen, Verantwortungen und Konsequenzen

Beitrag von Sören74 »

Skeptiker hat geschrieben:(11 Jan 2021, 18:46)

Desaster fangen typischerweise im Kopf an:

https://www.welt.de/politik/deutschland ... staat.html

Okay, lassen wir mal die dümmliche Assoziation fallen, dann bleibt da immernoch eine Begründung die aufzeigt was das Problem ist. Wer die Impfaufklärung als Hindernis sieht in großer Menge zu impfen, der macht klar, dass es offensichtlich keinen ernsthaften Willen gibt Energie in eine schnelle Lösung der Krise zu stecken. Hat der Mann vielleicht schonmal was von parallelen Arbeitsweisen gehört? Es muss doch nicht zwingend die Impfaufklärung vom Impfenden durchgeführt werden - was für ein Bullshit ist das denn!

Mein Gott, dann gibt es eben fünf Leute die Aufklären und zwei die Spritzen - ist das zu kompliziert gedacht?
Das mag sich jetzt unmenschlich anhören, aber wenn man mal Fertigungsingenieure die Impfzentren gezeigt hätte, könnte das indirekt Menschenleben retten.
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H2O
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Re: Das Corona-Impfdesaster: Auswirkungen, Verantwortungen und Konsequenzen

Beitrag von H2O »

Sören74 hat geschrieben:(11 Jan 2021, 21:11)

Das mag sich jetzt unmenschlich anhören, aber wenn man mal Fertigungsingenieure die Impfzentren gezeigt hätte, könnte das indirekt Menschenleben retten.
Damit vermitteln Sie den Eindruck, daß Verwaltungsfachleuten und medizinischem Personal gründlich abgewöhnt wurde, sich in einen neuen Arbeitsablauf und seine Randbedingungen hinein zu versetzen. Erklärt sich damit auch das gelegentliche Versagen unserer Sicherheitsdienste, etwa im Fall Amri oder NSU.. oder in der Steuerung großer öffentlicher Bauvorhaben? Die daraus zu ziehenden Schlüsse sind einander immer wieder sehr ähnlich: Berufserfahrene Projektteams zusammenziehen, eine Struktur mit Aufgabenbeschreibung entwickeln, eine Trockenübung durchführen, Schwachstellen im Ablauf erkennen und ausbügeln, und dann erst Massenmurks zulassen... weiterhin erkannte Schwachstellen ausbügeln, als ständige Selbstkontrolle.
Sören74

Re: Das Corona-Impfdesaster: Auswirkungen, Verantwortungen und Konsequenzen

Beitrag von Sören74 »

H2O hat geschrieben:(11 Jan 2021, 21:26)

Damit vermitteln Sie den Eindruck, daß Verwaltungsfachleuten und medizinischem Personal gründlich abgewöhnt wurde, sich in einen neuen Arbeitsablauf und seine Randbedingungen hinein zu versetzen. Erklärt sich damit auch das gelegentliche Versagen unserer Sicherheitsdienste, etwa im Fall Amri oder NSU.. oder in der Steuerung großer öffentlicher Bauvorhaben? Die daraus zu ziehenden Schlüsse sind einander immer wieder sehr ähnlich: Berufserfahrene Projektteams zusammenziehen, eine Struktur mit Aufgabenbeschreibung entwickeln, eine Trockenübung durchführen, Schwachstellen im Ablauf erkennen und ausbügeln, und dann erst Massenmurks zulassen... weiterhin erkannte Schwachstellen ausbügeln, als ständige Selbstkontrolle.
Ich will den Verwaltungsfachleuten und dem medizinischen Personal zumindest in Europa keinen großen Vorwurf machen. Denn sie sind in eine Situation geraten, die im Umfang und Anforderung keiner Situation ähnelt, die sie in den letzten 50 Jahren selbst erlebt haben. Das mag durchaus in anderen Kontinenten etwas anders sein, das Pocken-Ausrottungsprogramm ist auch schon einige Jahrzehnte her. Also sie standen nie direkt vor der Aufgabe in einer knappen Zeit möglichst viele Menschen "abhandeln" zu müssen, auch wenn in der Medizin in den letzten Jahrzehnten schon viel zeitlich optimiert wurde. Man hatte nie die Aufgabe unter der Einhaltung von hygienischen Bedingungen 5.000-10.000 Menschen am Tag in einem Zentrum zu impfen.

Fertigungsingenieure und Prozessoptimierung in der Industrie hingegen machen teilweise nichts anderes, als Fertigungsstraßen zu optimieren, Flaschenhälse zu erkennen und zu beheben. Und ich sage da mal ganz inhuman, ob man auf einen Skid eine Autokaroserie oder zu montierende Teile transportiert und von Station zu Station bringt, oder man Menschen von Station zu Station bringt, damit sie dann die Impfung erhalten, macht wirklich keinen wesentlichen Unterschied.

Es wurde in den vergangenen Berichterstattungen gesagt, dass es sogenannte Trockenübungen ohne Impfstoff gab. Vermutlich hat man da auch ein paar Engstellen gefunden, vielleicht aber auch nicht alle relevanten.
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Re: Das Corona-Impfdesaster: Auswirkungen, Verantwortungen und Konsequenzen

Beitrag von Liberty »

Söder will jetzt Pflegekräfte zwangsimpfen lassen, weil die Impfbereitschaft in dieser Berufsgruppe ziemlich gering ist.

"Bayerns Ministerpräsident Markus Söder wirbt dafür, über eine Impfpflicht für bestimmte Gruppen nachzudenken. Söder sagte der "Süddeutschen Zeitung", es gebe "unter Pflegekräften in Alten- und Pflegeheimen eine zu hohe Impfverweigerung". Deshalb wäre es gut, "wenn der deutsche Ethikrat Vorschläge machen würde, ob und für welche Gruppen eine Impfpflicht denkbar wäre".

https://www.t-online.de/nachrichten/deu ... enken.html
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Re: Das Corona-Impfdesaster: Auswirkungen, Verantwortungen und Konsequenzen

Beitrag von Skeptiker »

Liberty hat geschrieben:(11 Jan 2021, 23:01)
Söder will jetzt Pflegekräfte zwangsimpfen lassen, weil die Impfbereitschaft in dieser Berufsgruppe ziemlich gering ist.

"Bayerns Ministerpräsident Markus Söder wirbt dafür, über eine Impfpflicht für bestimmte Gruppen nachzudenken. Söder sagte der "Süddeutschen Zeitung", es gebe "unter Pflegekräften in Alten- und Pflegeheimen eine zu hohe Impfverweigerung". Deshalb wäre es gut, "wenn der deutsche Ethikrat Vorschläge machen würde, ob und für welche Gruppen eine Impfpflicht denkbar wäre".

https://www.t-online.de/nachrichten/deu ... enken.html
Wenn die Impfung auch die Weitergabe der Infektion unterdrücken würde, dann wäre ich dafür. Dafür steht für die Gesamtgesellschaft und die Bewohner zu viel auf dem Spiel.

Wenn die Impfung aber "nur" einen schweren Krankheitsverkauf verhindert, dann frage ich mich, wie man eine Impfpflicht begründen würde.
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Re: Das Corona-Impfdesaster: Auswirkungen, Verantwortungen und Konsequenzen

Beitrag von NicMan »

Skeptiker hat geschrieben:(11 Jan 2021, 23:12)

Wenn die Impfung auch die Weitergabe der Infektion unterdrücken würde, dann wäre ich dafür. Dafür steht für die Gesamtgesellschaft und die Bewohner zu viel auf dem Spiel.

Wenn die Impfung aber "nur" einen schweren Krankheitsverkauf verhindert, dann frage ich mich, wie man eine Impfpflicht begründen würde.
Man könnte argumentieren, dass jede weitere Impfung durch Verhinderung eines schweren Verlaufs Plätze auf den Intensivstationen entlastet.
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Re: Das Corona-Impfdesaster: Auswirkungen, Verantwortungen und Konsequenzen

Beitrag von Skeptiker »

NicMan hat geschrieben:(11 Jan 2021, 23:15)
Man könnte argumentieren, dass jede weitere Impfung durch Verhinderung eines schweren Verlaufs Plätze auf den Intensivstationen entlastet.
Das Pflegepersonal ist aber typischerweise nicht in der Risikogruppe. Ein Ausfall durch Krankheit (schwerer Verlauf) kaum relevant genug, damit eine Impfpflicht zu begründen.

Einen entsprechend hohen Eingriff in die Grundrechte, muss ein entsprechend größeres schützenswertes Gut gegenüberstehen. Das sehe ich im hohen Risiko für die Bewohner, aber auch in den volkswirtschaftlichen Risiken, welche die Gesellschaft eingeht um eben diese sensiblen Bereiche zu schützen. Da sähe ich - wenn es vor Ansteckung schützt - ausreichend Begründung eine Impfpflicht zu erteilen.
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Re: Das Corona-Impfdesaster: Auswirkungen, Verantwortungen und Konsequenzen

Beitrag von H2O »

Mit dem immer noch geringen Wissen über die Eigenheiten der Pandemie können wir uns doch gar nicht festlegen, ob erfolgreich immunisierte Menschen noch als Virenmutterschiffe wirken können... oder eben nicht. Und im Zweifelsfalle würde ich die Pflegekräfte impfen; zumindest werden die dann nicht mehr von der schweren Erkrankung erfaßt... siehe NicMan. Dann können sie ihren Beruf angstfrei ausüben.
Zuletzt geändert von H2O am Dienstag 12. Januar 2021, 07:09, insgesamt 1-mal geändert.
franzmannzini

Re: Das Corona-Impfdesaster: Auswirkungen, Verantwortungen und Konsequenzen

Beitrag von franzmannzini »


... Dann können sie ihren Beruf angstfrei ausüben.
Doch haben sie genug Angst ?
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Re: Das Corona-Impfdesaster: Auswirkungen, Verantwortungen und Konsequenzen

Beitrag von H2O »

Denn sie sind in eine Situation geraten, die im Umfang und Anforderung keiner Situation ähnelt, die sie in den letzten 50 Jahren selbst erlebt haben.
Das war doch aber schon im Frühjahr klar... nur hatten viele Menschen wohl gehofft, daß sich die Pandemie ganz von allein erledigt.

Ihr Argument lasse ich so nicht gelten. Das wäre dann auch gültig für den Berliner Flughafen, die Elbphilharmonie oder Stuttgart 21 oder die Entlastung des Rheintals vom Güterverkehr zwischen Rotterdam und Genua, dem NSU Skandal und dem Fall Amri. Alles ist so noch nie dagewesen. Also ist das eben so, und jede kritische Anmerkung zu amtlicher Stümperei in den Wind gesprochen. Ich meine, daß man die Ämter nicht allein entscheiden lassen darf, was gut für uns ist. Das machen große Unternehmen auch nicht allein, oft zum Ärger der Führungskräfte.

Halten wir das Rennen um die Bereitstellung eines wirksamen Impfstoffs daneben. Den gab es auch nicht, und die "Experten" sahen da einen Vorlauf von 5 Jahren. 9 Monate später gab es einen Impfstoff... sehr weitgehend getestet, so daß die vorläufige Zulassung vertretbar war. Das war doch eine ganz herausragende Leistung... BioNtech als erster Sieger, aber doch auch einige andere kurze Zeit danach. Da kann man sich doch nur hochachtungsvoll verbeugen! Natürlich hat auch die Politik ihren Anteil daran... dazu sind ganz erhebliche Gelder geflossen, die diesen Erfolg erst ermöglicht haben.
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Re: Das Corona-Impfdesaster: Auswirkungen, Verantwortungen und Konsequenzen

Beitrag von Skeptiker »

H2O hat geschrieben:(12 Jan 2021, 07:03)
Mit dem immer noch geringen Wissen über die Eigenheiten der Pandemie können wir uns doch gar nicht festlegen, ob erfolgreich immunisierte Menschen noch als Virenmutterschiffe wirken können... oder eben nicht. Und im Zweifelsfalle würde ich die Pflegekräfte impfen; zumindest werden die dann nicht mehr von der schweren Erkrankung erfaßt... siehe NicMan. Dann können sie ihren Beruf angstfrei ausüben.
Natürlich würde ich Pflegekräfte impfen - keine Frage.

Es ging hier um eine Impfpflicht - nicht darum ob Pflegekräfte Impfdosen bereitgestellt bekommen oder nicht. Wer geimpft werden möchte, der soll das bekommen.

Allerdings gibt es offensichtlich viele Leute in Sozialberufen, die einer Impfung aktuell skeptisch gegenüberstehen. Die mit einer Impfpflicht dazu zu verpflichten gegen ihren Wunsch geimpft zu werden, teils mit harten Konsequenzen, wenn man das eben nicht zulässt, ist ein ernster Eingriff in die Entscheidungsfreiheit der Menschen. Das muss eben sehr gut begründet sein, sonst kann man das nicht machen. Darum ging es.
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Re: Das Corona-Impfdesaster: Auswirkungen, Verantwortungen und Konsequenzen

Beitrag von Kritikaster »

Alle Rückwärtsschlauen sollten sich einmal dieses Interview von heute früh anhören bzw. durchlesen:
Im Rückblick hätte man im Sommer etwas anders entscheiden können, sagte Peter Liese, der gesundheitspolitische Sprecher der EVP, der größten Fraktion im Europaparlament im Dlf. In der Rückschau sei es aber immer schwierig, weil man über die jetzigen Informationen nicht im Sommer verfügt habe. „Aus heutiger Sicht kann man einfach sagen, dass man es hätte anders machen müssen“, sagte der CDU-Politiker. „Keiner kann sich jetzt auf den Stuhl der Verhandlungsführer setzen und sagen: Ich hätte in dem Moment anders entschieden. https://www.deutschlandfunk.de/europaei ... _id=490662
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Re: Das Corona-Impfdesaster: Auswirkungen, Verantwortungen und Konsequenzen

Beitrag von relativ »

Kritikaster hat geschrieben:(12 Jan 2021, 09:27)

Alle Rückwärtsschlauen sollten sich einmal dieses Interview von heute früh anhören bzw. durchlesen:
Die "Rückwärtsschlauen" gehören immer zu einer Demokratie, daß ist sozusagen eine herrausragende Eigenschaft gerade in sogenannten Krisenzeiten. Was mich nur wundert, daß es offensichtlich immer weniger Bürger gibt, die diese Dinge richtig einordnen können.
Das Banale braucht man nicht zu schälen.
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Re: Das Corona-Impfdesaster: Auswirkungen, Verantwortungen und Konsequenzen

Beitrag von H2O »

Kritikaster hat geschrieben:(12 Jan 2021, 09:27)

Alle Rückwärtsschlauen sollten sich einmal dieses Interview von heute früh anhören bzw. durchlesen:
Den DLF höre ich in Pommern auch ganz regelmäßig; aus meiner Sicht ein wohltuend sachlicher Nachrichten- und Kommentar-Sender.

Ich finde noch aus der Rückschau mutig, daß der Bund die Entwickler von Impfstoffen mit reichlich Geld versorgt hat, als noch gar nicht fest stand, ob in erträglicher Zeit überhaupt ein Impfstoff gefunden werden würde. Und man hat sich auch bei der Finanzierung von Fertigungsanlagen nicht lumpen lassen. So weit das, was ich aus dem DLF-Bericht mitgenommen habe.

Ich erinnere mich noch an die Zeit, als wir uns im Wissenschaftsforum noch mit der Hoffnung auf einen Impfstoff bestärkten, der vielleicht Ende dieses Jahres unsere Notlage verbessern könnte, wenn überhaupt. Und heute werden Millionen Impfdosen gefertigt und über Europa verteilt... selbst nach Polen.

Als Europäer kritisiere ich auch nicht die solidarische Verteilung des Impfstoffs, hätte mir aber auch gewünscht, daß sich alle Partner an der Entwicklung und dem Aufbau von Fertigungsstätten dafür beteiligt hätten. Da setzt hier doch ein Teil der Kritik an, daß nämlich die deutsche Beschaffung zugunsten der Partner zurück gestellt wurde... hier also Solidarität mit deutschen Menschenleben bezahlt wird.

Da fände ich es gut, wenn auch die finanzielle Beteiligung unserer Partner an der Impfstoffentwicklung zur Sprache käme, also das, was über die Kosten für die Beschaffung von Impfstoffen hinaus investiert wurde. Da dürfen auch, nein, sollten auch, Kosten für bisher fehlgeschlagene Projekte, leider also Impfstoffe von SANOFI, mitbetrachtet werden, denn der Mißerfolg hätte auch einen anderen Unglücksraben treffen können.

Oder war diese Seite des Geschäfts gleich eine Sache der EU-Kommission im Namen und zu Lasten aller Partner? Klarheit in dieser Sache könnte sehr zur Bewertung der kritisierten Abläufe beitragen!
Zuletzt geändert von H2O am Dienstag 12. Januar 2021, 10:00, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Das Corona-Impfdesaster: Auswirkungen, Verantwortungen und Konsequenzen

Beitrag von Sören74 »

Skeptiker hat geschrieben:(12 Jan 2021, 09:11)

Allerdings gibt es offensichtlich viele Leute in Sozialberufen, die einer Impfung aktuell skeptisch gegenüberstehen. Die mit einer Impfpflicht dazu zu verpflichten gegen ihren Wunsch geimpft zu werden, teils mit harten Konsequenzen, wenn man das eben nicht zulässt, ist ein ernster Eingriff in die Entscheidungsfreiheit der Menschen. Das muss eben sehr gut begründet sein, sonst kann man das nicht machen. Darum ging es.
Ja. Und man kann ja nicht gerade sagen, dass es einen richtigen Run auf die Pflegeberufe gibt und man sagen könnte, wer sich nicht impfen lässt, der fliegt, und wir stellen den nächsten ein.
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Re: Das Corona-Impfdesaster: Auswirkungen, Verantwortungen und Konsequenzen

Beitrag von H2O »

Sören74 hat geschrieben:(12 Jan 2021, 09:59)

Ja. Und man kann ja nicht gerade sagen, dass es einen richtigen Run auf die Pflegeberufe gibt und man sagen könnte, wer sich nicht impfen lässt, der fliegt, und wir stellen den nächsten ein.
Der Beruf könnte sicher mit guter Bezahlung aufgewertet werden. Etwa: Wer sich durch Impfung verfügbar hält, der merkt das auch im Portemonnaie.
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Re: Das Corona-Impfdesaster: Auswirkungen, Verantwortungen und Konsequenzen

Beitrag von Sören74 »

Kritikaster hat geschrieben:(12 Jan 2021, 09:27)

Alle Rückwärtsschlauen sollten sich einmal dieses Interview von heute früh anhören bzw. durchlesen:
Manuela Schwesig sagte am Sonntag bei Anne Will genau das, was ich auch im Sommer gedacht habe; die EU verhandelt zügig mit allen potentiellen Herstellern und ordert bei jeden soviel Impfstoff, dass es für die eigenen Bürger reicht. Denn sobald einer durchs Ziel kommt, hat man genügend Impfdosen gesichert. Und kommen zwei oder mehr durchs Ziel, dann kann man die zusätzlichen Impfdosen preiswert an Entwicklungsländer abgeben. Frau Schwesig wie auch ich waren erstaunt, dass das nicht die Strategie der EU war.
Sören74

Re: Das Corona-Impfdesaster: Auswirkungen, Verantwortungen und Konsequenzen

Beitrag von Sören74 »

H2O hat geschrieben:(12 Jan 2021, 09:57)

Den DLF höre ich in Pommern auch ganz regelmäßig; aus meiner Sicht ein wohltuend sachlicher Nachrichten- und Kommentar-Sender.

Ich finde noch aus der Rückschau mutig, daß der Bund die Entwickler von Impfstoffen mit reichlich Geld versorgt hat, als noch gar nicht fest stand, ob in erträglicher Zeit überhaupt ein Impfstoff gefunden werden würde. Und man hat sich auch bei der Finanzierung von Fertigungsanlagen nicht lumpen lassen. So weit das, was ich aus dem DLF-Bericht mitgenommen habe.

Ich erinnere mich noch an die Zeit, als wir uns im Wissenschaftsforum noch mit der Hoffnung auf einen Impfstoff bestärkten, der vielleicht Ende dieses Jahres unsere Notlage verbessern könnte, wenn überhaupt. Und heute werden Millionen Impfdosen gefertigt und über Europa verteilt... selbst nach Polen.

Als Europäer kritisiere ich auch nicht die solidarische Verteilung des Impfstoffs, hätte mir aber auch gewünscht, daß sich alle Partner an der Entwicklung und dem Aufbau von Fertigungsstätten dafür beteiligt hätten. Da setzt hier doch ein Teil der Kritik an, daß nämlich die deutsche Beschaffung zugunsten der Partner zurück gestellt wurde... hier also Solidarität mit deutschen Menschenleben bezahlt wird.

Da fände ich es gut, wenn auch die finanzielle Beteiligung unserer Partner an der Impfstoffentwicklung zur Sprache käme, also das, was über die Kosten für die Beschaffung von Impfstoffen hinaus investiert wurde. Da dürfen auch, nein, sollten auch, Kosten für bisher fehlgeschlagene Projekte, leider also Impfstoffe von SANOFI, mitbetrachtet werden, denn der Mißerfolg hätte auch einen anderen Unglücksraben treffen können.

Oder war diese Seite des Geschäfts gleich eine Sache der EU-Kommission im Namen und zu Lasten aller Partner? Klarheit in dieser Sache könnte sehr zur Bewertung der kritisierten Abläufe beitragen!
Es ist doch durchaus nachvollziehbar, dass ärmere EU-Staaten bei den hohen Kosten der Impfstoff-Beschaffung zurückschreckten und lieber auf einen kostengünstigen Einkauf drängten. Das Problem war wohl, wie auch bei Anne Will besprochen, dass man einen Extra-Topf aufsetzte, wo alle gleichberechtigt einzahlen sollten, statt den EU-Topf anzapften, wo die starken EU-Länder stärker einzahlen.
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Re: Das Corona-Impfdesaster: Auswirkungen, Verantwortungen und Konsequenzen

Beitrag von Sören74 »

H2O hat geschrieben:(12 Jan 2021, 10:02)

Der Beruf könnte sicher mit guter Bezahlung aufgewertet werden. Etwa: Wer sich durch Impfung verfügbar hält, der merkt das auch im Portemonnaie.
Mal schauen, was Herr Söder zu diesem Vorschlag meint. ;) (Ich fände es gut, den Pflegern eine Impfprämie zu zahlen.)
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Re: Das Corona-Impfdesaster: Auswirkungen, Verantwortungen und Konsequenzen

Beitrag von Kritikaster »

relativ hat geschrieben:(12 Jan 2021, 09:53)

Die "Rückwärtsschlauen" gehören immer zu einer Demokratie, daß ist sozusagen eine herrausragende Eigenschaft gerade in sogenannten Krisenzeiten. Was mich nur wundert, daß es offensichtlich immer weniger Bürger gibt, die diese Dinge richtig einordnen können.
Dafür gibt es sicher unterschiedliche Gründe.

Manche sind ehrlich besorgt, weshalb sie, wohl auch zur Vermeidung von Wiederholungen hier aufgetretener Versäumnisse, Aufklärung auf allen Ebenen und im großen Zusammenhang einfordern. Eine aus meiner Sicht vollkommen problemlose Haltung, auch wenn ich selbst im Ergebnis zu anderen Einschätzungen gelange.

Manche kochen einfach nur ihr eigenes politisches Süppchen auf allem, was sich skandalisiseren lässt. Da wird dann bewusst auf das korrekte Einordnen von Informationen verzichtet.

Tja, und zu guter Letzt dürfte es wieder anderen einfach an der Fähigkeit mangeln, größere, komplexe Zusammenhänge zu erfassen. Denen ist überhaupt nichts vorzuwerfen.
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Re: Das Corona-Impfdesaster: Auswirkungen, Verantwortungen und Konsequenzen

Beitrag von Sören74 »

Kritikaster hat geschrieben:(12 Jan 2021, 10:37)

Dafür gibt es sicher unterschiedliche Gründe.

Manche sind ehrlich besorgt, weshalb sie, wohl auch zur Vermeidung von Wiederholungen hier aufgetretener Versäumnisse, Aufklärung auf allen Ebenen und im großen Zusammenhang einfordern. Eine aus meiner Sicht vollkommen problemlose Haltung, auch wenn ich selbst im Ergebnis zu anderen Einschätzungen gelange.

Manche kochen einfach nur ihr eigenes politisches Süppchen auf allem, was sich skandalisiseren lässt. Da wird dann bewusst auf das korrekte Einordnen von Informationen verzichtet.

Tja, und zu guter Letzt dürfte es wieder anderen einfach an der Fähigkeit mangeln, größere, komplexe Zusammenhänge zu erfassen. Denen ist überhaupt nichts vorzuwerfen.
Tja, und in welcher dieser Gruppen ordnest Du Dich ein? :)
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Re: Das Corona-Impfdesaster: Auswirkungen, Verantwortungen und Konsequenzen

Beitrag von Quatschki »

Sören74 hat geschrieben:(12 Jan 2021, 10:09)

Es ist doch durchaus nachvollziehbar, dass ärmere EU-Staaten bei den hohen Kosten der Impfstoff-Beschaffung zurückschreckten und lieber auf einen kostengünstigen Einkauf drängten. Das Problem war wohl, wie auch bei Anne Will besprochen, dass man einen Extra-Topf aufsetzte, wo alle gleichberechtigt einzahlen sollten, statt den EU-Topf anzapften, wo die starken EU-Länder stärker einzahlen.
Hinzu kommt:
Die Pharma-Aktionäre als Nutznießer der Wucherpreise sitzen überwiegend in den reichen Ländern, so dass es dort einen gewissen Rückfluß gibt.
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Re: Das Corona-Impfdesaster: Auswirkungen, Verantwortungen und Konsequenzen

Beitrag von Tom Bombadil »

Kritikaster hat geschrieben:(12 Jan 2021, 10:37)

Manche kochen einfach nur ihr eigenes politisches Süppchen auf allem, was sich skandalisiseren lässt.
Und wer soll das hier im Forum sein?
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Re: Das Corona-Impfdesaster: Auswirkungen, Verantwortungen und Konsequenzen

Beitrag von Kritikaster »

Tom Bombadil hat geschrieben:(12 Jan 2021, 11:06)

Und wer soll das hier im Forum sein?
Das hier
Was mich nur wundert, daß es offensichtlich immer weniger Bürger gibt, die diese Dinge richtig einordnen können.
war die Frage, auf die ich antwortete.

Darin ist von unserem Forum gar nicht die Rede.
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Re: Das Corona-Impfdesaster: Auswirkungen, Verantwortungen und Konsequenzen

Beitrag von Kritikaster »

Sören74 hat geschrieben:(12 Jan 2021, 10:58)

Tja, und in welcher dieser Gruppen ordnest Du Dich ein? :)
Das wird im Text bereits beantwortet.
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Re: Das Corona-Impfdesaster: Auswirkungen, Verantwortungen und Konsequenzen

Beitrag von 3x schwarzer Kater »

H2O hat geschrieben:(12 Jan 2021, 10:02)

Der Beruf könnte sicher mit guter Bezahlung aufgewertet werden. Etwa: Wer sich durch Impfung verfügbar hält, der merkt das auch im Portemonnaie.
Pflegeberufe sind jetzt entgegen der öffentlichen Wahrnehmung sooo schlecht bezahlt.
„Es wurde schon alles gesagt, nur noch nicht von jedem.“ (Karl Valentin)
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