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Klaus-Dieter Frankenberger, nicht irgendwer der nicht gerade als linke Postille bekannten FAZ bringt Vieles
in seinem Kommentar gut auf den Punkt:
ERGEBNIS DES TRUMPISMUS :
Der Mob im Kapitol
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Die Bilder, die am Mittwoch um die Welt gehen, sind der unfassbare Tiefpunkt der Trump-Präsidentschaft. Zu sagen, sie sind der Vereinigten Staaten unwürdig, ist maßlos untertrieben. Sie sind eine Schande für das Land, das sich nicht nur selbst als Vormacht der demokratischen Staaten versteht. Die Gewalt ist die Ausgeburt des Trumpismus; sie ist das Ergebnis von vier Jahren Hetze, Verunglimpfung und Dämonisierung.
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Noch Stunden zuvor hatte Trump vor seinen Anhängern Öl ins Feuer gegossen – an einem Tag, an dem Senatoren und Abgeordnete ihrer verfassungsmäßigen Pflicht nachkommen sollten und wollten. Jene Republikaner, die sich zu verantwortungslosen Helfershelfer eines Präsidenten machten, der sich sträubt, seine Wahlniederlage einzugestehen und womöglich nicht bei Sinnen ist, haben große Schuld auf sich geladen. Dass die Sicherheitskräfte die Lage nicht unter Kontrolle hatten, ist eine andere Geschichte.
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Dieses Schauspiel zeigt in verdichteter Form den Zustand der Vereinigten Staaten und das Ausmaß ihrer Zerrissenheit. Nur Stunden vor dem Sturm eines Mobs auf das Kapitol hatte im Bundesstaat Georgia ein schwarzer demokratischer Kandidat den Sieg in einer Nachwahl zum Senat errungen. Er ist der erste Afroamerikaner überhaupt, der den Staat im Senat in Washington vertreten wird – wahrlich ein historisches Ergebnis. Das Geschehen in der Hauptstadt, die faule Frucht von Verschwörungsgeschwätz, ist historisch, weil es so schändlich ist.
Was Herr Frankenberger, warum auch immer, nicht benannte, ist allerdings:
Die Stürmung des Capitols und der Sinn dahinter, die Demokratie zu zerstören, in einem vom Präsidenten selbst angestacheltem und gezielt inszeniertem Akt der Vorstufe eines Bürgerkriegs, zeigte nicht nur das Außmaß der inneren Zerissenheit des Landes, wie Frankenberger feststellt,
sondern noch viel mehr die innere Zerissenheit der GOP.
Eine "Partei", die in großen Teilen und mit ihren einflußreichsten Lenkern die Trump'schen Zerstörungsattacken gegen die Demokratie nicht nur widerstandslos duldete, sondern auch noch aktiv förderte. Wie bis zuletzt etwa Ted Cruz aus Texas mit seinem Aufruf zur Abspaltung von den USA und deren Demokratie.
Der Trumpismus, das zeigte sich schon 2016, als Trump sich als ungeliebter republ. Präsidentschaftskandidat durchsetzte, ist vor allem das Ergebnis einer GOP und ihres Selbstverständnisses, die in zu großen Teilen längst Abschied genommen hatte von der großen Tradition und dem Vermächtnis der "ältesten" Demokratie der Welt. Auch als demokratisches Vorbild für die gesamte freie Welt.
Diese in ihrem demokratischen Werteverständnis immer mehr verrottende GOP ließ zum eigenen Machterhalt den Präsidenten Trump nicht nur gewähren und gegen die Demokratie wüten, bis auch kein Arzt mehr helfen konnte.
Sie beförderte ungerührt diese unheilvolle Entwicklung sehenden Auges.
Es wird sich mit der Präsidentschaft von Joe Biden zeigen, ob diese GOP bereit ist, sich neu zu besinnen, und mit ihm gemeinsam das Land hinter der Demokratie wieder zu vereinen. Er, Joe Biden als President "allein zuhause" bzw. nur die Democrats, werden das nicht können. Wie auch?
Es wird nicht nur für die USA entscheidend sein, sondern für die ganze freie Welt, ob sich vor allem die GOP ihrer Verantwortung stellen wird, sich innerlich zu läutern, wieder hin zu einem eisernen Verteidiger der Demokratie. Oder ob man weiterhin der Zersetzung von Demokratie teilnahmslos zusehen will oder gar diesen Erodierungsprozess demokratischer Grundwerte zu Gunsten des eigenen, opportunistischen, Machterhalts befördert.
Die GOP hat meiner Meinug nach eine hohe Aufgabe vor Gott und der Welt zu erfüllen, die Demokratie als Staatsform der Freiheit zu schützen und zu unterstützen. Und das bedeutet vor allem auch, ohne "wenn und aber" einen Machtwechsel und auch einen zeitweisen Verlust politischer Gestaltungsmacht zu akzeptieren. Wenn der Wählerwille das so bestimmte. Statt diesen abzulehnen, oder mit allen Mitteln antidemokratisch zu bekämpfen wie Donald Trump als Präsident und Volksverhetzer.