Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

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Skeptiker

Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Skeptiker »

BlueMonday hat geschrieben:(01 Jan 2021, 14:19)

Die Frage ist nur, wie man als Zivilisierter am besten mit solchen toxischen Leuten umgeht oder ihnen wenigstens entgeht.
Das ist in der Tat ein riesiges Problem.

Diese Bewegungen schöpfen ja daraus ihre Kraft, dass sie Positionen aufgreifen, die in der Gesellschaft als Konsens gelten. Allerdings wenden sie dabei Methoden an, die nur für eine kleine Minderheit als das verstanden werden was sie sind, nämlich faschistoid.

Man kann diese Problematik auch sehr gut an der (fehlenden) Diskussion um Geschlechterparität in Parlamenten sehen. Da scheint es einen parteiübergreifenden Ansatz zu geben, Frauen, obwohl in den Parteien nur deutlich unterrepräsentiert - man könnte auch sagen "unterengagiert" - zu "paritätischer" Teilhabe im Parlament zu verhelfen. Da findet kaum eine Diskussion statt, wohl auch, weil das Thema als "gelöst" angesehen wird. Dabei ist grundsätzlich gelöst, dass es Konsens darüber gibt, dass die Geschlechter gleichberechtigt sind. Daraus gemacht wird aber, dass es eine 50/50 Aufteilung in den Parlamenten geben müsste, was aber mit "Gleichberechtigung" garnichts zu tun hat. Diese Position wird aber als "die moralische" angesetzt. Trotz Urteilen von Verfassungsgerichten scheint daran kein Zweifel legitim zu sein - zumindest findet darüber keine breite Debatte statt.

Hat man also eine Position der Tugendhaftigkeit eingenommen, dann wird mehr und mehr jedes Mittel recht es durchzusetzen - auch offen ersichtlicher Sexismus bei der Zuweisung von Listenplätzen. Ist man dagegen, ist man halt meist unmoralisch, aber in jedem Fall der Looser. Das ist genau die Systematik derer sich die Wokees bedienen. Dieser Strategie lässt sich aber nur schwer entfliehen, so lange die breite Masse der Bevölkerung nicht versteht, dass es beim Diskurs um einen Grundwert der Demokratie geht, den es zu verteidigen gilt.

Also setzt man "Tage ohne Weisse an der Uni" an, und mobbt die Professoren weg, die das nicht richtig finden.
Also schickt man Kinder in den Klimaprotest - wer könnte die schon ernsthaft kritisieren?
Also definiert man Frauen per Geschlecht als bevorzugt berechtigt in Parlamente einzuziehen. Man weiss ja, dass das Mittel "Frauenquote" sich trotz zweifelhafter Verfassungstreue, längst als so angesehenes "gutes Mittel" gegen angebliche Diskriminierung durchgesetzt hat.

Mit "Woke" testet man lediglich aus, wie weit mal als "Guter" gehen kann, bis eine Mehrheit zu der Auffassung kommt, dass es da doch "des Guten zuviel" ist. Aber das kann dauern ...
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ThorsHamar
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von ThorsHamar »

Tom Bombadil hat geschrieben:(01 Jan 2021, 14:28)

Sollte die Justiz diesem Treiben keinen Riegel vorschieben, wird man eine liberale Bewegung organisieren müssen, die den Shitstorms dieser rassistischen Bande von Antidemokraten massiv öffentlich entgegentritt.
Diese notwendige, eben liberale Bewegung wird von der links-dominierten Medienwelt als "Rechtsruck" diffamiert und bekämpft .....
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Frank_Stein
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Frank_Stein »

roli hat geschrieben:(01 Jan 2021, 14:24)

ja, der freie Journalismus ist nicht immer so frei, wie er gerne vorgibt.
Gilt natürlich nicht für Alle, aber für Viele. Auch abhängig davon, wer dort in den Gremien sitzt.

Es findet sehr viel Selbstzensur statt. Vorauseilender Gehorsam ... aber das hat auch damit zu tun, dass die Medien heute nicht mehr die Macht hatten, wie einst. War Journalist früher mal ein angesehener Beruf, der gut bezahlt wurde, finden sich nun vor allem Menschen in dieser Kaste, die zu den Verlierern gehören, sich selbst aber für Menschen halten, die überdurchschnittlich gebildet wären und einige sehen diesen Beruf auch als Mittel, für ihr eigenes Weltbild zu werben bzw. die Menschen nach eigenen Vorstellungen zu erziehen.

Es gibt gute Gründe, gegenüber den Medien und "Nachrichten" skeptisch zu sein. Objektivität ist nicht immer zu erwarten.
Das alte Ideal: zu berichten, ohne sich mit der Sache gemein zu machen, hat bei vielen längst ausgedient.

und dann sind da noch die vielen Proteste der linken (aber auch rechten) Leserschaft, die immer gleich ein Abo kündigen wollen, wenn es dann doch mal ein kritischer Beitrag in die Zeitung geschafft hat, der das eigene Weltbild infrage stellt. Schon aus wirtschaftlichen Gründen wollen die Redaktionen der Zeitungen das nicht ständig riskieren. So leben die Leser in der selbst geschaffenen Blase ... gilt für linke wie rechte Leser ... naja, vielleicht auch für alle ;) .
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Frank_Stein
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Frank_Stein »

Skeptiker hat geschrieben:(01 Jan 2021, 13:09)

Diskurs und demokratische Regeln sind dabei eher hinderlich. Wozu das Ganze, wenn die Guten schon Bescheid wissen und die Position der Bösen eh als illigitim angesehen wird?

Diese neuzeitlich Bewegung, die sich selbst für fortschrittlich (progressiv) hält, nutzt moderne Techniken, um mittelalterliche Folterwerkzeuge, wie den Pranger wieder einzuführen.

Vielleicht haben einige von ihnen sogar George Orwell gelesen, aber verstanden haben sie ihn vermutlich nicht.
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Frank_Stein
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Frank_Stein »

Skeptiker hat geschrieben:(01 Jan 2021, 14:45)

Das ist in der Tat ein riesiges Problem.

Diese Bewegungen schöpfen ja daraus ihre Kraft, dass sie Positionen aufgreifen, die in der Gesellschaft als Konsens gelten. Allerdings wenden sie dabei Methoden an, die nur für eine kleine Minderheit als das verstanden werden was sie sind, nämlich faschistoid.
faschistoid ... ich würde es Erpressung oder kriminelles Handeln nennen.

Hier mal ein Beispiel, wie so etwas ablaufen kann.

https://www.news38.de/niedersachsen/art ... ieren.html

>>Menschenrechtler will Bahlsen ruinieren
Für einige ist das jedoch nicht genug. Zum Beispiel für Menschenrechtler Oliver Bienkowski. Bienkowski ist Lichtkünstler in Düsseldorf und Chef der als gemeinnützig anerkannten Organisation „Pixelhelper“.

Er soll nach Informationen der „Bild am Sonntag“ (BAMS) eine Mail an einen großen Keks-Produzenten und damit Konkurrenten von Bahlsen geschickt haben. Darin: die Bitte um Geldspenden, um die Firma Bahlsen zu attackieren.

Wörtlich heißt es in der Mail, die der BAMS vorliegen soll: „Wir machen gerade eine Kampagne gegen Bahlsen in Deutschland. Mit einer minimalen Investition geht unsere gemeinnützige Organisation für Menschenrechte die Firma Bahlsen so lange an, bis diese Konkurs anmelden muss oder aufgekauft wird.“
<<

Wie kann man diesen Propagandisten als "Menschenrechtler" bezeichnen?
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Elmar Brok »

Skeptiker hat geschrieben:(31 Dec 2020, 16:00)

Ja, und daran könnte ich nicht ganz unschuldig sein ;) :D

Ich mag es eigentlich im Titel die Gegenpole zu benennen. Die Wahrheit mag meist dazwischen liegen. Bitte also nicht zu sehr in den Titel verbeißen.

Okay, aber hier geht es nicht darum welche Mittel gegen Rassismus in der Gesellschaft korrekt wären, sondern es geht hier explizit um die Woke-Bewegung, die darauf eine ganz eigene Antwort gibt. Die Frage ist also, wie die Woke-Bewegung zu werten ist.

Eine Diskussion über gesellschaftliche Veränderungen gegen Rassismus würde ich eher als eine Strohmanndiskussion sehen, weil das eine eigentlich totalitaristische und identitäre - damit hochgradig rassistische - Bewegung, in einen positiven Kontext setzt, in den sie durch ihr Handeln mE nicht gehört.

Korrekt, so lange wir uns auf der argumentativen Ebene bewegen und uns darüber unterhalten was wir wollen, und was der Weg dahin ist, so lange ist für mich alles im grünen Bereich.

Genau das tut die Woke-Bewegung aber nicht. Wie aus den verlinkten Artikeln klar ersichtlich ist, geht es der Woke-Bewegung alleine um die Ausübung von Macht. Es werden Schauprozesse abgehalten und Demutsrituale eingefordert.
Also sind es bei der Woke-Bewegung die Methoden und nicht die inhaltlichen Ziele, die im Mittelpunkt stehen. Menschen, die gerne eine “Öko-Diktatur” einführen wollen, würden also auch zu dieser Bewegung zählen?
Stoner

Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Stoner »

Elmar Brok hat geschrieben:(01 Jan 2021, 16:13)

Also sind es bei der Woke-Bewegung die Methoden und nicht die inhaltlichen Ziele, die im Mittelpunkt stehen. Menschen, die gerne eine “Öko-Diktatur” einführen wollen, würden also auch zu dieser Bewegung zählen?
Nein, die Methoden kämen dann ins Visier, wenn die Prämissen ausgeleuchtet sind. Und, wie in dem im Eingangsbeitrag verlinkten Artikel nachzulesen, gibts schon hier erhebliche Defizite.
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Frank_Stein
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Frank_Stein »

Stoner hat geschrieben:(01 Jan 2021, 16:25)

Nein, die Methoden kämen dann ins Visier, wenn die Prämissen ausgeleuchtet sind. Und, wie in dem im Eingangsbeitrag verlinkten Artikel nachzulesen, gibts schon hier erhebliche Defizite.
Also grundsätzlich darf erst mal jeder für seine Ziele werben, sofern diese nicht im Konflikt mit dem Gesetz stehen.
Das Problem, mit dem wir es hier zu tun haben ist aber, dass man eben alle, die diese Ziele nicht teilen bzw. diesen
Zielen im Wege stehen, mit allen möglichen Mitteln versucht wird, wirtschaftlichen Schaden zuzufügen.
So werden Unternehmen unter Druck gesetzt, Mitarbeiter zu entlassen ... und nur wenige bringen den Mut auf,
sich dieser Welle entgegenzustellen.
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Gin-Tonic »

Mit dem tollen resultat dass in den unis dann eine neue Apartheid eingeführt wird? Dort sollten die klugen köpfe von morgen ausgebildet werden! Zudem denke ich dass die wenigsten die dort studieren oder lehren irgendwelche rassistischen tendenzen haben (ausser den wokees selbst).
Nunja, scheinbar macht linksaussen richtig mobil, so mancher auch hier im forum wird auch das als progressiv interpretieren :dead:

Habe das welt interview gelesen und konnte nur den kopf schütteln... ich war an franz. und belgischen unis, dementsprechend "bunt" gemischt. Dort (vielleicht auch damals) gabs das nicht, man sah sich als gleichwertige studenten, als gemeinschaft. Inklusive zusammen feiern und... naja was junge menschen so tun :D
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Adam Smith »

Gin-Tonic hat geschrieben:(01 Jan 2021, 16:56)

Mit dem tollen resultat dass in den unis dann eine neue Apartheid eingeführt wird?
An den Unis in Afrika gibt es zum Beispiel nur afrikanische Studenten.
Das ist Kapitalismus:

Die ständige Wahl der Bürger bestimmt das Angebot.
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Fliege »

Skeptiker hat geschrieben:(01 Jan 2021, 13:09)

Ich persönlich glaube, dass das Kernphänomen eher der Tugendterror ist, und dieser sich in den unterschiedlichen Regionen der westlichen Welt nur die jeweils vorherrschenden moralischen Problemlagen zum Ziel sucht.
BlueMonday hat geschrieben:(01 Jan 2021, 14:19)

Die Frage ist nur, wie man als Zivilisierter am besten mit solchen toxischen Leuten umgeht oder ihnen wenigstens entgeht.
Tom Bombadil hat geschrieben:(01 Jan 2021, 14:28)

Sollte die Justiz diesem Treiben keinen Riegel vorschieben, wird man eine liberale Bewegung organisieren müssen, die den Shitstorms dieser rassistischen Bande von Antidemokraten massiv öffentlich entgegentritt.
Frank_Stein hat geschrieben:(01 Jan 2021, 15:43)

Diese neuzeitlich Bewegung, die sich selbst für fortschrittlich (progressiv) hält, nutzt moderne Techniken, um mittelalterliche Folterwerkzeuge, wie den Pranger wieder einzuführen.

Vielleicht haben einige von ihnen sogar George Orwell gelesen, aber verstanden haben sie ihn vermutlich nicht.
Leider fürchte ich, die Woke-Bewegung hält Orwells 1984 nicht für eine Dystopie, sondern für eine Utopie.
"Unsere Erde ist vielleicht ein Weibchen." – "Da der Mensch toll werden kann, so sehe ich nicht ein, warum es ein Weltsystem nicht auch werden kann" (Georg Christoph Lichtenberg).
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von DarkLightbringer »

ThorsHamar hat geschrieben:(01 Jan 2021, 15:08)

Diese notwendige, eben liberale Bewegung wird von der links-dominierten Medienwelt als "Rechtsruck" diffamiert und bekämpft .....
Der dänische Wahlkampf ist dieserart beschrieben worden, wonach sich die Spitzenkandidatin der Sozialdemokraten einfach nicht beirren ließ. Natürlich gab es Feuer von ganz links und ganz rechts, logisch. Der Clou wird wohl darin liegen, mit einer eigenen Erzählweise in die konkurrierende Positionierung zu gehen.
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Skeptiker »

Elmar Brok hat geschrieben:(01 Jan 2021, 16:13)
Also sind es bei der Woke-Bewegung die Methoden und nicht die inhaltlichen Ziele, die im Mittelpunkt stehen. Menschen, die gerne eine “Öko-Diktatur” einführen wollen, würden also auch zu dieser Bewegung zählen?
"Öko-Diktatur" ist ein Terminus, den ausgesprochene Gegner von Klimapolitik verwenden würden. Aber ja, es geht um die Methoden, bzw. die Geisteshaltung mit der Anhänger dieser Bewegung agieren.

Dazu aus der NZZ:
Wokeness heisst die gesteigerte Form der Political Correctness: Sei wach, richte über andere, und fühle dich gut dabei
Wer Auto fährt und fliegt, ist bestimmt nicht woke. Wer Amazon boykottiert, schon eher. Der neue Moralismus vor allem jüngerer Zeitgenossen ist nicht nur im Netz ziemlich angesagt.
...
Greta Thunberg ist definitiv «woke», und ihre Anhänger wähnen sich im Besitz eines höheren Bewusstseins.
https://www.nzz.ch/feuilleton/wokeness- ... ld.1534531

"Wokees" sind also typischerweise junge Leute - die Millenials oder Generation-Z. Wer älter ist, der scheint für diese Einstellung weniger geeignet zu sein. Das ganze hat also definitiv eine Generationenkomponente.

Zentraler Gedanke ist das Richten über andere. Man sieht sich also nicht in der Position eines gleichwertigen Gesprächspartners - nein - man steht über diesen Menschen und richtet über sie. In meinen Augen eine Position, die an Arroganz kaum zu überbieten ist.

Dennoch ist sie erfolgreich weil sie konsequent allgemein als "richtig" anerkannte Sichtweisen moralisch übersteigert und "Verstöße" gegen diese Sichtweise hochaggressiv bekämpft. Dabei kann man sich in der grundsätzlichen Fragestellung meist auf einen Konsens in der Bevölkerung berufen. Wer sich derart für das "Gute" einsetzt, dem lässt man die eine oder andere Übertreibung durchgehen, weil man es "ja nur gut meint". Und darauf baut man seine Position auf; auf dem Ausbleiben von Gegenwehr der Gesellschaft gegen die Methoden dieser selbsternannten Richter.
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von schokoschendrezki »

Skeptiker hat geschrieben:(30 Dec 2020, 17:41)

Ich bin auf einen schönen Artikel auf der Seite der IPG gestoßen.

Hier stellt Sandra Kostner wunderbar dar, was es mit der Woke-Bewegung in den USA auf sich hat. Diese liefert die Grundlage für die Cancel Culture und ist mE ein viel weitgreifenderer Trend, als dass man sie auf die USA beschränken würde (daher die Plazierung hier im Gesellschaftsforum).

In dem Artikel wird eindringlich beschrieben, was die Woke-Bewegung ist. Die Autorin lässt dabei keine Unklarheiten darüber aufkommen, wie sie selber diese Bewegung sieht.

In meinen Augen bewegt sich das schon näherungsweise in die Richtung einer Gehirnwäsche, wenn also als Fakt vorausgesetzt wird, dass ein System rassistisch sei, und den Mitarbeitern Wege aus ihrem ethnisch bedingten Rassismus aufgezeigt werden.

Letztendlich lässt sich aus dieser radikalen Bewegung auch ein Teil der Gegenbewegung erklären, die offensichtlich das Trump-Lager stärkt:


Der Artikel ist es wirklich wert komplett gelesen zu werden.

Für diejenigen mit Welt-Abo, kann ich in dem Zusammenhang das Interview mit Brent Weinstein empfehlen - einem Biologieprofessor, der sich geweigert hat Weiße aus seinen Vorlesungen auszuschließen, und dadurch Ziel von Angriffen der Woke-Bewegung wurde (wodurch er seinen Lehrstuhl verlor).
https://www.welt.de/kultur/plus22321048 ... ieren.html

Wie ist die Meinung der Foristen?
Ist Woke etwas, was wir hier brauchen um bestehende systematische Ungerechtigkeiten zu beseitigen?
Oder ist es etwas, das totalitaristische Methoden nutzt um Interessen bestimmter Gruppen undemokratisch durchzusetzen?
Oder muss man das ganz entspannt sehen - eine Bewegung die sich nicht durchsetzen wird, oder von liberalen Strömungen wieder eingefangen wird?

Zu einer Gehirnwäsche der beschriebenen Art gehören zwei: Einer der wäscht und einer, der sich waschen lässt.

1997 etwa erschien dieser - leider etwas bescheuerte - Film "Das kleine Arschloch". Meinungsfreiheit herrsche nur, wenn ich auf einer Naziversammlung linke Parolen raushauen kann oder auf Antifa-Veranstaltungen fascho-Parolen. Wenn das nicht geht, herrsche eine Cancel Culture. Wenn ich von einer Diskursgemeinschaft ausgeschlossen werde, dann bedeutet das - für mich jedenfalls - mit großer Wahrschenlichkeit, dass ich auch von dieser Gemeinschaft ausgeschlossen werden will. Nix mit denen zu tun haben will.

All dieses Wehklagen über Ausschlus und Deutungshoheit geht immer von der unzulässigen Voraussetzung aus, dass es in den politischen Diskursen ein absolutes Zentrum gibt. Eine einzelne, herausgehobene Agora. Wo der Ausschluss dann tatsächlich auch auf eine Mundtotmachung hinausläuft. Was bitte soll diese reale oder virtuelle Agora denn sein? Dieses Forum hier? Das öffentlich-rechtliche TV? Anne Will sonntags abends? Oder die auflagenstärksten Zeitungen? Die New York Times? Oder die Hörsäle an den Hochschulen?

Die Gesellschaften des 21. Jahrhunderts sind sowieso und ohnehin und egal ob man das nun bedauert oder gut findet - in Dutzende von mehr oder weniger disjunkten Teilbereichen zerfallen. Da gibt es keinen "Ausschluss" sondern höchstens einen Wechsel.
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von schokoschendrezki »

Frank_Stein hat geschrieben:(01 Jan 2021, 16:31)

Also grundsätzlich darf erst mal jeder für seine Ziele werben, sofern diese nicht im Konflikt mit dem Gesetz stehen.
Das Problem, mit dem wir es hier zu tun haben ist aber, dass man eben alle, die diese Ziele nicht teilen bzw. diesen
Zielen im Wege stehen, mit allen möglichen Mitteln versucht wird, wirtschaftlichen Schaden zuzufügen.
So werden Unternehmen unter Druck gesetzt, Mitarbeiter zu entlassen ... und nur wenige bringen den Mut auf,
sich dieser Welle entgegenzustellen.
Es gibt eine Unzahl von Stiftungen, Denkfabriken, Instituten, die allesamt dem immer wieder angeführten politisch korrekten Mainstream diametral entgegenstehen. Interessant ist, dass sie - ähnlich wie in Zeiten des kalten Kriegs und des hysterischen Antikommunismus - sehr häufig den Begriff "Freiheit" in irgendeiner Form in ihrer Selbstbezeichnung enthalten. Auch wenn mir als erstes das bekannte "Institut für Staatspolitik" des Verlegers Kubitschek aus dem Dunstkreis der "Jungen Freiheit" einfällt. (Ah ja, da ist sie ja wieder, die geliebte Freiheit). "wirtschaftlicher Schaden"? Nicht doch! Denen gehts gut! Sie haben Geld. Und die Publikationen sind überall zu bekommen. Vom Bahnhofskiosk über verschiedene Tankstellen bis hin zu einigen Frisörgeschäften.

Dass "man" (wenn man nix genaues weiß, sagt man "man") Unternehmen unter Druck setzt ist ohne konkreten Beleg genauso relevant wie Donald Trumps Aussagen, es habe Wahlbetrügereien gegeben. Wer genau setzt wen wie unter Druck, bitte?
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Schnitter »

Frank_Stein hat geschrieben:(01 Jan 2021, 16:31)

Also grundsätzlich darf erst mal jeder für seine Ziele werben, sofern diese nicht im Konflikt mit dem Gesetz stehen.
Das Problem, mit dem wir es hier zu tun haben ist aber, dass man eben alle, die diese Ziele nicht teilen bzw. diesen
Zielen im Wege stehen, mit allen möglichen Mitteln versucht wird, wirtschaftlichen Schaden zuzufügen.
So werden Unternehmen unter Druck gesetzt, Mitarbeiter zu entlassen ... und nur wenige bringen den Mut auf,
sich dieser Welle entgegenzustellen.
Genau deswegen gilt Donald Trump auch als der prominenteste Vertreter der Cancel Culture:

https://edition.cnn.com/2020/07/07/poli ... index.html
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von DarkLightbringer »

Schnitter hat geschrieben:(02 Jan 2021, 20:40)

Genau deswegen gilt Donald Trump auch als der prominenteste Vertreter der Cancel Culture:

https://edition.cnn.com/2020/07/07/poli ... index.html
Stellt dieses Statement eine Kritik oder eine Befürwortung von "Cancel Culture" dar?
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Schnitter »

DarkLightbringer hat geschrieben:(02 Jan 2021, 20:55)

Stellt dieses Statement eine Kritik oder eine Befürwortung von "Cancel Culture" dar?
Es stellt vor allem klar dass "Cancel culture" alles andere als ein liberales Phänomen ist.
Skeptiker

Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Skeptiker »

Schnitter hat geschrieben:(02 Jan 2021, 20:57)

Es stellt vor allem klar dass "Cancel culture" alles andere als ein liberales Phänomen ist.
Hat jemand behauptet Cancel culture wäre ein liberales Phänomen?
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von DarkLightbringer »

Schnitter hat geschrieben:(02 Jan 2021, 20:57)

Es stellt vor allem klar dass "Cancel culture" alles andere als ein liberales Phänomen ist.
Das schrieb Jan Fleischhauer schon in einer Kolumne, dass es traditionell eine Sache der Konservativen sei.
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Tom Bombadil »

schokoschendrezki hat geschrieben:(02 Jan 2021, 19:59)

Meinungsfreiheit herrsche nur, wenn ich auf einer Naziversammlung linke Parolen raushauen kann oder auf Antifa-Veranstaltungen fascho-Parolen.
Nur, dass sich immer mehr Menschen wie Rechts- und Linksradikale aufführen und dem Gegenüber - auch verbal - aufs Maul hauen, wenn der anderer Meinung ist.
Da gibt es keinen "Ausschluss" sondern höchstens einen Wechsel.
Ja, von einer Blase zur anderen, die Blasen untereinander kommunizieren nicht mehr, da geht es nur noch darum, über andere Blasen zu richten. Der Korridor der erlaubten, weil moralisch guten und "richtigen" Meinungen wird immer mehr eingeengt, bis am Ende nur noch die einzige wahrhaftige Meinung übrig bleibt.
The tree of liberty must be refreshed from time to time with the blood of patriots and tyrants. It is its natural manure.
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von schokoschendrezki »

Tom Bombadil hat geschrieben:(02 Jan 2021, 21:37)

Nur, dass sich immer mehr Menschen wie Rechts- und Linksradikale aufführen und dem Gegenüber - auch verbal - aufs Maul hauen, wenn der anderer Meinung ist.


Ja, von einer Blase zur anderen, die Blasen untereinander kommunizieren nicht mehr, da geht es nur noch darum, über andere Blasen zu richten. Der Korridor der erlaubten, weil moralisch guten und "richtigen" Meinungen wird immer mehr eingeengt, bis am Ende nur noch die einzige wahrhaftige Meinung übrig bleibt.
Nur ein Gegenbeispiel. Aber ein sehr wichtiges und bezeichnendes: Die aktuelle Diskussion um den Einsatz automatisierter Waffensysteme in der Bundesrepublik ("Killerroboter"): Auf Initiative der Bundesregierung wurde einmal die "Deutsche Gesellschaft für Wehrtechnik" gegründet. Es handelt sich um eine sehr mächtige Lobby-Organisation, in der politische Entscheider und Industrievertreter zusammengebracht werden und deren Tradition bis zurück in die Nachkriegszeit und in entsprechende Wehrmachtstraditionen reicht, Es mag sein, dass die Partei "Die Linke" und sicher auch große Teile der Grünen und der SPD und möglicherweise auch der FDP den Widerstand gegen die Arbeit dieser Lobbyorganisationen und allgemein den Widerstand gegen automatisierte Waffensysteme als "moralisch gut" hinstellt und vielleicht auch empfindet. Aber stehen diese Leute auch nur irgendwie im gesellschaftlichen Abseits? In keinster Weise! Bei den möglichen Aufträgen für die Digitalisierung und KI-isierung der Rüstung geht es um sehr sehr viel Geld. Und über entsprechend viel Geld und Einfluss verfügen solche Organisationen. Einen Korridor der erlaubten Meinungen sieht man nur, wenn man sich auf das Geschwätz über irgendwelche Migrantengruppen in irgendwelchen idiotischen TV-Quasselrunden beschränkt. Oder auf den von den Budgets her eigentlich marginalen Bereich von Geistes- und Sozialwissenschaften an den Hochschulen. Ein analytischer und nüchterner Blick auf die Gesellschaft gibt ein ganz anderes Bild.

Die Hochschulen sind - trotz aller möglichen Formalien wie Personalrat oder Studentenvertretung usw. - ein Feudalsystem. Eine Ständegesellschaft. Es ist nur sehr schwer nachvollziehbar, nach welchen Regeln es sich entscheidet, wer dort die eigentlichen Bestimmer sind. Nur: Denke doch nicht, dass es da in erster Linie um "moralische Fragen" geht. Es gibt tatsächlich Bestimmer und Fädenzieher. Denen geht es aber in erster Linie um Fragen wie IT-Strategie, Forschungsmittel, Die meisten der "Bestimmer" werden genervt abwinken, wenn Du sie nach dem "moralisch guten" fragst. Bei der Frage, welches E-Learning-System, welches Campus-Management-System usw. eingesetzt werden soll, geht es um erheblich mehr.

https://www.deutschlandfunkkultur.de/ku ... _id=487711
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von schokoschendrezki »

Adam Smith hat geschrieben:(01 Jan 2021, 17:21)

An den Unis in Afrika gibt es zum Beispiel nur afrikanische Studenten.
War das jetzt ironisch oder tatsächlich ernst gemeint?

Nimm dir irgendeine von den größeren Unis her, Addis Abeba zum Beispiel (aau.edu.et) und du wirst nicht nur ein Internationales Studentenbüro sondern Berichte über zahlreiche Kooperationsprojekte in alle möglichen Länder der Welt auch außerhalb Afrikas finden. Das ist fast schon so blöd wie die Behauptung, dass die Neger den Deutschen die Bananen wegessen.
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Adam Smith »

schokoschendrezki hat geschrieben:(03 Jan 2021, 12:21)

War das jetzt ironisch oder tatsächlich ernst gemeint?

Nimm dir irgendeine von den größeren Unis her, Addis Abeba zum Beispiel (aau.edu.et) und du wirst nicht nur ein Internationales Studentenbüro sondern Berichte über zahlreiche Kooperationsprojekte in alle möglichen Länder der Welt auch außerhalb Afrikas finden. Das ist fast schon so blöd wie die Behauptung, dass die Neger den Deutschen die Bananen wegessen.
Natürlich gibt es Kooperationsprojekte. Hat mit meiner Behauptung aber leider nichts zu tun.
Das ist Kapitalismus:

Die ständige Wahl der Bürger bestimmt das Angebot.
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von schokoschendrezki »

Adam Smith hat geschrieben:(03 Jan 2021, 12:24)

Natürlich gibt es Kooperationsprojekte. Hat mit meiner Behauptung aber leider nichts zu tun.
Das ist logisch stichhaltig argumentiert. Ich halte aber die Behauptung, dass es an allen afrikanischen Universitäten nur afrikanische Studenten gibt oder - anders gesagt - an keiner einzigen afrikanischen Universität auch nur einen einzigen nichtafrikanischen Studenten für so abwegig, dass ich mir da eine ausführlichere Recherche erspare. Wenn du da belastbare Quellen oder Belege hast, nehme ich alles zurück, etschuldige und bedanke ich mich.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Tom Bombadil »

schokoschendrezki hat geschrieben:(03 Jan 2021, 11:52)

Nur ein Gegenbeispiel.
Was soll das mit meinem Beitrag zu tun haben?
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von firlefanz11 »

Skeptiker hat geschrieben:(01 Jan 2021, 19:05)
"Wokees" sind also typischerweise junge Leute - die Millenials oder Generation-Z.
Vermutlich ein Versuch dieser Leute, da sie sich ansonsten machtlos fühlen, irgendwie Macht auszuüben...
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von DarkLightbringer »

firlefanz11 hat geschrieben:(04 Jan 2021, 15:07)

Vermutlich ein Versuch dieser Leute, da sie sich ansonsten machtlos fühlen, irgendwie Macht auszuüben...
Eine Erweckungsbewegung jedenfalls, was sich schon allein aus der Begrifflichkeit ableitet, und eine solche hat sicherlich auch den Anspruch, irgendeine Kontrolle zu übernehmen.
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Selina »

tarkomed hat geschrieben:(30 Dec 2020, 18:47)

Und ich bin entsetzt über das Ausmaß des Entsetzens auf beiden Seiten…

Jens-Christian Rabe bringt es auf den Punkt:

https://www.sueddeutsche.de/kultur/deba ... -1.5091173
Danke für den interessanten Beitrag aus der Süddeutschen. Treffende Formulierung: "Mokant-erboster Abwehrkampf" :D
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Tom Bombadil »

Als Pendant zu "Gefühlsduseliger Angriffskrieg"?
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Selina »

Hmm, schaue ich mir diese Begriffserklärung an, kann ich erst einmal nichts Schlechtes daran finden. In Deutschland ist mir der Begriff noch nicht begegnet.

Als woke werden Menschen bezeichnet, denen Ungerechtigkeiten und Formen von Ungleichheit und Unterdrückung bewusst seien, die auf Minderheiten lasteten, von Rassismus bis Sexismus, einschließlich Umweltbelangen, und die sich im Allgemeinen eines intersektionalen Vokabulars bedienen. Der Begriff wird nicht nur mit antirassistischem, feministischem und LGBT-Aktivismus in Verbindung gebracht, sondern auch mit progressiver linker Politik und Reflexionen über die kulturellen Probleme der Gesellschaft. Die Black-Lives-Matter-Bewegung griff ihn ab 2014 auf und rückte ihn verstärkt in öffentliche Bewusstsein.

https://de.wikipedia.org/wiki/Wokeness
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Skeptiker »

Selina hat geschrieben:(15 Jan 2021, 16:21)

Hmm, schaue ich mir diese Begriffserklärung an, kann ich erst einmal nichts Schlechtes daran finden. In Deutschland ist mir der Begriff noch nicht begegnet.

Als woke werden Menschen bezeichnet, denen Ungerechtigkeiten und Formen von Ungleichheit und Unterdrückung bewusst seien, die auf Minderheiten lasteten, von Rassismus bis Sexismus, einschließlich Umweltbelangen, und die sich im Allgemeinen eines intersektionalen Vokabulars bedienen. Der Begriff wird nicht nur mit antirassistischem, feministischem und LGBT-Aktivismus in Verbindung gebracht, sondern auch mit progressiver linker Politik und Reflexionen über die kulturellen Probleme der Gesellschaft. Die Black-Lives-Matter-Bewegung griff ihn ab 2014 auf und rückte ihn verstärkt in öffentliche Bewusstsein.

https://de.wikipedia.org/wiki/Wokeness
Ach, du kannst daran nichts Schlechtes finden? Klar, wenn man nicht auf Methoden, sondern nur auf Ziele schaut, dann ist immer alles supi. Aber eben an den Methoden kann man sie erkennen - das Ziel ist auswechselbar.

In der Welt gibt es einen wunderbaren Beitrag der neu hinzugekommenen Redakteurin Bari Weiss. Sie hat bei der New York Times gekündigt weil die Redaktion dort mittlerweile vom allgemein in Amerika grassierenden linken Illiberalismus erfasst wurde - ein Effekt der Wokeness.

Hier ein paar Auszüge aus dem Bezahlartikel:
BARI WEISS
Botschaften aus einer totalitären Gesellschaft
„Überzeugung wird durch öffentliches Bloßstellen ersetzt, Pluralismus durch Konformismus“, schreibt die ehemalige „New York Times“-Journalistin Bari Weiss
Von der „New York Times“ zur WELT: Autorin Bari Weiss
Quelle: Sam Bloom, Montage: Infografik WELT
62 Prozent der Amerikaner sagen, dass sie sich selbst zensieren. Wer im Netz nicht den richtigen Slogan teilt, dem droht die Rache der Linksaußen-Orthodoxie. Wenn wir die Freiheit erhalten wollen, müssen wir uns diesem Meinungsdruck widersetzen.
...
https://www.welt.de/debatte/kommentare/ ... chaft.html

Das erinnert mich mich nebenbei an eine Studie in Deutschland, wonach sich große Teile der Bevölkerung zu bestimmten Themen nur "sehr vorsichtig" äußern. Was du meiner Erinnerung nach auch sehr begrüßt hast ...

Weiter ... (rotes Amerika = republikanisch, blaues Amerika = demokratisch)
Meine linken Freunde, die im roten Amerika leben, räumen ein, dass sie Diskussionen über Masken in der Corona-Pandemie, über die Wahlen 2020 und Donald Trump vermeiden. Ich denke hierbei an meinen Freund, den konservativen Schriftsteller David French, der vier Jahre lang eine Lawine schrecklicher Angriffe gegen sich und seine Familie erdulden musste, weil er die Trump-Regierung kritisiert hatte. Letztendlich musste sich das FBI einschalten.

Es gibt allerdings nicht nur eine, sondern zwei illiberale Kulturen. Ich weiß dies, weil ich im blauen Amerika lebe, in einer Welt voller Tragetaschen mit „National Public Radio“-Aufdruck und Rasenschildern, auf denen der feste Glaube der Hausbewohner an soziale Gerechtigkeit konstatiert wird. In meinem Amerika fürchten sich Leute nicht vor Trump-Anhängern. Sie haben Angst vor der illiberalen Linken. Und halten deswegen den Mund.

Es fürchten sich Feministinnen, die finden, dass es biologische Unterschiede zwischen Männern und Frauen gibt. Es fürchten sich Journalisten, die es für ihre Aufgabe halten, die Wahrheit über die Welt zu sagen, auch wenn es manchen nicht passt. Es fürchten sich Ärzte, deren einziges Glaubensbekenntnis die Wissenschaft ist; Anwälte, die beim Grundsatz der Gleichbehandlung vor dem Gesetz keine Kompromisse eingehen, oder Professoren, die in Freiheit schreiben und forschen wollen, ohne befürchten zu müssen, dass man sie deshalb verunglimpft.
...
Vor allem bestand diese Weltsicht darauf, dass uns nicht Blut oder Boden, sondern gemeinsame Werte verbanden. Trotz all seiner Mängel ist das Besondere an Amerika, dass es Vorstellungen ablehnt, die an so vielen anderen Orten immer noch vorherrschen, nämlich dass Biologie, Geburtsort, Klasse, Rang, Geschlecht und Rasse unser Schicksal bestimmen. Unsere zweiten Gründerväter, Sklavereigegner wie der afroamerikanische Schriftsteller Frederick Douglass, waren Zeugen dieser Wahrheit.

Dieser Konsens wurde von der neuen illiberalen Orthodoxie niedergewalzt. Da sie sich in die Sprache des Fortschritts hüllt, fallen verständlicherweise viele auf ihre Selbstdarstellung herein. Tun Sie es nicht! Sie verspricht revolutionäre Gerechtigkeit, aber sie droht uns zurück in eine Epoche zu ziehen, wo Stamm gegen Stamm kämpft. Diese Bewegung versteht sich nicht darin, etwas aufzubauen, zu erneuern oder zu reformieren, sondern nur darin, es abzureißen. Überzeugung wird durch öffentliches Bloßstellen ersetzt, Vergebung durch Bestrafung, Gnade durch Rache; Pluralismus wird durch Konformismus ersetzt, Debattieren durch Blockieren; Tatsachen durch Gefühle; Ideen durch Identität.
...
Intentionen spielen keine Rolle
Wer im Netz nicht den richtigen Slogan teilt oder das richtige Bild online stellt, dessen Leben kann ruiniert sein. Sie denken, ich übertreibe? Tiffany Riley, die Leiterin einer öffentlichen Schule in Vermont, wurde im Herbst entlassen, weil sie kundtat, dass sie zwar die Grundidee von „Black Lives Matter“ teile, aber nicht die Methoden der Organisation „Black Lives Matter“ unterstütze. Intentionen spielen keine Rolle. Fragen Sie einfach Greg Patton. Im Herbst unterrichtete der Professor für Wirtschaftskommunikation an der University of Southern California die Studenten des Masterstudiengangs über den Gebrauch von „Füllwörtern“ wie „ähm“. In China sei das übliche Überbrückungswort „das“ beziehungsweise „dies“. Dessen Aussprache (etwa: „nèi ge“) ähnelt einem englischen Wort für eine rassistische Beleidigung.

Einige Studenten waren beleidigt und schrieben einen Brief an den Dekan der Business School, in dem sie ihren Professor der „Unachtsamkeit und Missachtung“ beschuldigten. Sie fügten hinzu: Wir sollten in der Schule „nicht gezwungen sein, für unsere innere Ruhe und unser geistiges Wohlbefinden zu kämpfen.“ Anstatt ihnen zu sagen, dass ihre Behauptungen Blödsinn waren, kapitulierte der Dekan der Fakultät vor dem Wahnsinn: „Es ist für die Fakultät einfach inakzeptabel, dass im Unterricht Worte gebraucht werden, welche ausgrenzen und die psychische Sicherheit unserer Studenten verletzen und schädigen können.“ Patton durfte den Kurs nicht weiter geben – und der zunehmend elastische Begriff „Sicherheit“ wurde erneut zu einer mächtigen Waffe.

Die Opferrolle verleiht einem in dieser Ideologie Moralität. „Ich denke, also bin ich“ wird ersetzt durch „Ich bin, also weiß ich“ und „Ich weiß, deshalb habe ich recht“. In dieser Ideologie haften Sie für die Sünden Ihres Vaters. In anderen Worten: Sie sind nicht Sie. Sie sind nur ein Avatar Ihrer Rasse oder Ihrer Religion. Und beim Rassismus geht es nicht mehr um Diskriminierung aufgrund der Hautfarbe. Rassismus ist jedes System, das unterschiedliche Ergebnisse zwischen Bevölkerungsgruppen ermöglicht. Aus diesem Grund haben die Städte Seattle und San Francisco die „rassistische“ Algebra umgestaltet. Und deshalb erklärte die Smithsonian Institution im letzten Sommer, dass harte Arbeit, Individualismus und die Kernfamilie „weiße“ Merkmale sind.

In dieser totalisierenden Ideologie können Sie aufgrund Ihrer Nähe schuldig sein. Das Geschäft eines Palästinensers in Milwaukee, Majdi Wadi, wurde wegen rassistischer und antisemitischer Tweets, die seine dort angestellte Tochter als Teenager geschrieben hatte, fast in den Bankrott getrieben. Ein Profifußballer wurde wegen der Posts seiner Frau gefeuert. Es gibt Hunderte ähnlicher Beispiele. Die Aufklärung wurde, wie es der Kritiker Ed Rothstein ausdrückte, durch den Exorzismus ersetzt.

Am wichtigsten ist vielleicht, dass in dieser Ideologie die Rede, mit deren Hilfe Konflikte in einer zivilisierten Gesellschaft gelöst werden, Gewalt sein kann, aber Gewalt, wenn sie von den richtigen Leuten bei der Verfolgung einer gerechten Sache ausgeübt wird, überhaupt keine Gewalt darstellt.
Alle diese Effekte sind erst in den letzten Jahren entstanden. Noch Anfang der 2000er wurde von vielen Leuten in Amerika die Wokeness eher so angetan, wie es hier auch im Forum der Fall ist. Mittlerweile sieht man das als die Gefahr die es ist, und in GB werden erste Gesetze zum Schutz der Freiheit der Lehre an den Universitäten erlassen.

Die hier dargestellten Fälle sind keine Einzelfälle. Sie sind beispielhaft für eine illiberale Welle die über die Gesellschaft hereingebrochen ist.
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Selina »

Skeptiker hat geschrieben:(07 Mar 2021, 12:10)

Ach, du kannst daran nichts Schlechtes finden? Klar, wenn man nicht auf Methoden, sondern nur auf Ziele schaut, dann ist immer alles supi. Aber eben an den Methoden kann man sie erkennen - das Ziel ist auswechselbar.

In der Welt gibt es einen wunderbaren Beitrag der neu hinzugekommenen Redakteurin Bari Weiss. Sie hat bei der New York Times gekündigt weil die Redaktion dort mittlerweile vom allgemein in Amerika grassierenden linken Illiberalismus erfasst wurde - ein Effekt der Wokeness.

Hier ein paar Auszüge aus dem Bezahlartikel:

https://www.welt.de/debatte/kommentare/ ... chaft.html

Das erinnert mich mich nebenbei an eine Studie in Deutschland, wonach sich große Teile der Bevölkerung zu bestimmten Themen nur "sehr vorsichtig" äußern. Was du meiner Erinnerung nach auch sehr begrüßt hast ...

Weiter ... (rotes Amerika = republikanisch, blaues Amerika = demokratisch)

Alle diese Effekte sind erst in den letzten Jahren entstanden. Noch Anfang der 2000er wurde von vielen Leuten in Amerika die Wokeness eher so angetan, wie es hier auch im Forum der Fall ist. Mittlerweile sieht man das als die Gefahr die es ist, und in GB werden erste Gesetze zum Schutz der Freiheit der Lehre an den Universitäten erlassen.

Die hier dargestellten Fälle sind keine Einzelfälle. Sie sind beispielhaft für eine illiberale Welle die über die Gesellschaft hereingebrochen ist.
Wo siehst du hier in D sowas wie die "Rache der Linksaußen-Orthodoxie"? Bitte um Beispiele. Und wo soll das sein das "rote Amerika"?
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Skeptiker »

Selina hat geschrieben:(07 Mar 2021, 13:42)
Wo siehst du hier in D sowas wie die "Rache der Linksaußen-Orthodoxie".
Wo siehst du, dass ich mich auf Deutschland beschränke?
Bitte um Beispiele. Und wo soll das sein das "rote Amerika"?
Bitte lese meinen Text nochmal gaaaanz langsam durch, dann wirst du meinen Hinweis, den ich explizit gesetzt habe um deinem Missverständnis zuvorzukommen, sicher finden. :rolleyes:

Was du meinst ist das "blaue Amerika". Davon - von einem Auswuchs des blauen Amerika - handelt übrigens dieser Strang.
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Billie Holiday »

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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Selina »

Skeptiker hat geschrieben:(07 Mar 2021, 13:46)

Wo siehst du, dass ich mich auf Deutschland beschränke?

Bitte lese meinen Text nochmal gaaaanz langsam durch, dann wirst du meinen Hinweis, den ich explizit gesetzt habe um deinem Missverständnis zuvorzukommen, sicher finden. :rolleyes:

Was du meinst ist das "blaue Amerika". Davon - von einem Auswuchs des blauen Amerika - handelt übrigens dieser Strang.
Dieses permanente Betonen von angeblich fehlender Meinungsfreiheit und von angeblich fehlender akademischer Freiheit hat ein Ziel: Man wiederholt es so lange auf allen Kanälen und in allen Medien, bis auch der Letzte endlich begriffen hat, dass dringend eine Art "regime change" nötig ist. Der Hass auf das imaginäre "rotgrünversiffte Meinungskartell" und die "Merkelsche Meinungsdiktatur" ist so groß, dass diese "hater" unbedingt etwas "Neues" wollen, etwas, das gar nicht so neu ist und bei dem sich die andere Seite nachdrücklich wünscht, dass es diese Art von "regime change" niemals geben möge.
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Skeptiker »

Selina hat geschrieben:(07 Mar 2021, 17:35)
Dieses permanente Betonen von angeblich fehlender Meinungsfreiheit und von angeblich fehlender akademischer Freiheit hat ein Ziel: Man wiederholt es so lange auf allen Kanälen und allen Medien, bis auch der Letzte endlich begriffen hat, dass dringend eine Art "regime change" nötig ist. Der Hass auf das imaginäre "rotgrünversiffte Meinungskartell" und die "Merkelsche Meinungsdiktatur" ist so groß, dass diese "hater" unbedingt etwas "Neues" wollen, etwas, das gar nicht so neu ist und bei dem sich die andere Seite nachdrücklich wünscht, dass es diese Art von "regime change" niemals geben möge.
Okay, offensichtlich überfordert dich das Thema.

Weder rede ich hier von Deutschland, noch insbesondere von Merkel, noch sehe ich mich als "Hater", noch möchte ich etwas Neues. Ich möchte schlicht eine liberale westliche Welt erhalten - eine, die eine "woke"-Bewegung gerade in eine illiberale, unaufgeklärte Haltungsgesellschaft mit Wahrheitsmonopol verwandeln möchte.

Dabei bin ich sehr froh darüber, dass die schlimmsten Grabenkämpfe dazu in Amerika ausgefochten werden, weil ich mir sehr sicher bin, dass dort das Streben nach Freiheit stärker ausgeprägt ist als in Europa. Dort ist diese Bewegung eher eine temporäre Erscheinung, die verträngt werden wird. Für Europa wäre ich pessimistischer, weil einem hier amerikanischer Pragmatismus fehlt, der Übertreibungen irgendwann wieder zurückführt.
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Selina »

Skeptiker hat geschrieben:(07 Mar 2021, 18:07)

Okay, offensichtlich überfordert dich das Thema.

Weder rede ich hier von Deutschland, noch insbesondere von Merkel, noch sehe ich mich als "Hater", noch möchte ich etwas Neues. Ich möchte schlicht eine liberale westliche Welt erhalten - eine, die eine "woke"-Bewegung gerade in eine illiberale, unaufgeklärte Haltungsgesellschaft mit Wahrheitsmonopol verwandeln möchte.

Dabei bin ich sehr froh darüber, dass die schlimmsten Grabenkämpfe dazu in Amerika ausgefochten werden, weil ich mir sehr sicher bin, dass dort das Streben nach Freiheit stärker ausgeprägt ist als in Europa. Dort ist diese Bewegung eher eine temporäre Erscheinung, die verträngt werden wird. Für Europa wäre ich pessimistischer, weil einem hier amerikanischer Pragmatismus fehlt, der Übertreibungen irgendwann wieder zurückführt.
Das ist es ja gerade: Die liberale westliche Welt existiert doch weiterhin. Irgendeine "unaufgeklärte Haltungsgesellschaft mit Wahrheitsmonopol" ist weit und breit nicht in Sicht. Da gibt es ganz andere, wirklich bedrohliche Phänomene.
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von DarkLightbringer »

Selina hat geschrieben:(07 Mar 2021, 20:01)

Das ist es ja gerade: Die liberale westliche Welt existiert doch weiterhin. Irgendeine "unaufgeklärte Haltungsgesellschaft mit Wahrheitsmonopol" ist weit und breit nicht in Sicht. Da gibt es ganz andere, wirklich bedrohliche Phänomene.
Dass es Phänomene gibt, ist nahezu unbestreitbar. Inwieweit deren Bedeutung greift, ist indes eine andere Frage.
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Dark Angel »

Selina hat geschrieben:(07 Mar 2021, 20:01)

Das ist es ja gerade: Die liberale westliche Welt existiert doch weiterhin. Irgendeine "unaufgeklärte Haltungsgesellschaft mit Wahrheitsmonopol" ist weit und breit nicht in Sicht. Da gibt es ganz andere, wirklich bedrohliche Phänomene.
Ach wirklich nicht?
Du scheinst da wirklich eine sehr seltsame und eingeengte Sicht auf die Realität zu haben.
Ich habe da was gefunden, besser kann deine Sichtweise und Einstellung nicht beschrieben werden:

"Gegenwärtig dominiert der redundante Mythos, Geschlecht, Hautfarbe oder „Abstammung“ seien bereits moralische Werte an sich. Diese Ideologie der permanenten Validierung verwandelt politische Kategorien in psychologische.
Bruckner beschrieb die Heraufkunft des „schrumpfenden Menschen“, der penibel auf seine Unabhängigkeit pocht und zugleich ein permanentes Fürsorge- und Hilfegebot fordert.

Der Dissident erscheint hier in der Gestalt des trotzigen Kleinkinds. Wie das Kind, das aufgrund seiner schwächelnden Konstitution über Rechte verfügt, die es im Erwachsenenalter einbüßt, verdient das auf Dauer gestellte Opfer Trost und Zuspruch, aber nur dann, wenn es seine Randstellung ausreichend deutlich macht. Für alle anderen ist die Rolle des Sünders vorgesehen. Alle anderen, das ist die Mehrheitsgesellschaft, die es verabsäumt, sich den Opfer-Bonus einzuverleiben, und damit jene geldwerten und aufmerksamkeitsökonomischen Vorzüge an sich vorüberziehen lässt, die Opferadvokaten geschäftstüchtig aufgreifen.

Überhaupt ist die soziale Wirklichkeit nicht so wichtig. Es geht um den Redner, das ihm bekannte oder unbekannte Opfer und wie beide sich fühlen. Schlecht, natürlich. Aber nicht nur sie selbst, alle sollen sich schlecht fühlen, einschließlich der Kassierer, Obdachlosen oder Call-Center-Agenten, die teils noch die Unverschämtheit besitzen, weiß, cis und binär zu sein, oder gar westlich.
Das Konzept „Ich jammere, also bin ich“ lässt sich flexibel auf feministische wie migrantische Kontexte anwenden."
Quelle
.

Es lohnt sich den gesamten Artikel zu lesen. Er beschreibt wunderbar die grassierende gesinnungsethische Annektion und Verdrehung bestimmter Begriffe. Die Betreffenden merken gar nicht, dass sie selbst genau das tun, was sie bei anderen anprangern.
Gegen die menschliche Dummheit sind selbst die Götter machtlos.

Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Skeptiker »

Wieder ein sehr interessanter Einblick in das amerikanische Bildungssystem, und wie dort gerade Rassismus im Namen des Antirassismus zur unwidersprechbaren Ideologie gereift ist:
WOKENESS AN US-ELITESCHULEN
„Wir zahlen 50.000 Dollar, damit unsere Kinder indoktriniert werden“

An vielen Elite-Schulen Amerikas werden die Kinder auf das Thema Antirassismus fixiert und lernen, den Kapitalismus zu verachten. Widerspruch dagegen ist gefährlich: Schüler und auch ihre Eltern haben Angst vor sozialer Ächtung. Eine Vor-Ort-Recherche.

Wohlhabende Eltern, die Angst haben, mit der neuen Orthodoxie in den Privatschulen ihrer Kinder in Konflikt zu geraten, organisieren sich im Geheimen. Die Dissidenten verwenden Pseudonyme und schalten die Kamera ab, wenn sie sich heimlich in Zoom-Meetings treffen. Normalerweise organisieren sie Fußballtrainings und Fahrgemeinschaften, doch jetzt schließen sie sich zusammen, um Strategien zu entwickeln. Sie sagen, sie müssten mit tiefgreifenden Konsequenzen rechnen, falls jemand wüsste, dass sie miteinander gesprochen haben.

Doch in letzter Zeit ist die Situation so unerträglich geworden, dass es ihnen nicht mehr genügt, sich in E-Mails oder Telefonkonferenzen zu beklagen. Also haben sie sich neulich an einem Wochenende in einer von Bäumen gesäumten Straße in West Los Angeles persönlich getroffen und mich zu ihrem Treffen eingeladen.
...
„Die Schule kann verlangen, dass du gehst – egal aus welchem Grund“, sagt eine Mutter der Brentwood-Schule, einer anderen Prep-School von Los Angeles. „Dann stehst du für alle Privatschulen auf der schwarzen Liste und man hält dich für eine Rassistin – was schlimmer ist, als als Mörderin bezeichnet zu werden.“

Ein Elternteil, das in einem kommunistischen Land geboren wurde, erzählt mir: „Ich bin vor der gleichen Angst vor Repressalien in dieses Land geflüchtet, die jetzt mein eigenes Kind zu spüren bekommt.“ Jemand anderes scherzt: „Wir müssen unsere Familien ernähren. Oh ... und 50.000 US-Dollar pro Jahr zahlen, damit unsere Kinder indoktriniert werden.“

Ein Lehrer aus New York City hat es auf den Punkt gebracht: „Sich dagegen zu äußern, bedeutet, sein ganzes moralisches Kapital aufs Spiel zu setzen.“ Eltern, die sich – wenn auch nur im privaten Bereich – gegen diese Ideologie ausgesprochen haben, erzählen, dass es nicht gut angekommen ist. „Ich habe mich mit einem Freund unterhalten und ihn gefragt: Gibt es irgendetwas an dieser Ideologie, dass wir infrage stellen sollten?“, erzählte ein Vater mit Kindern an zwei Prep-Schools in Manhattan. „Und er sagte: ‚Alter, du bewegst dich echt auf gefährlichem Terrain, was unsere Freundschaft angeht.’ Ich hatte genug solcher Unterhaltungen, um zu wissen, was dann passiert.“

Die Angst wird von den Kindern zutiefst geteilt. Bei ihnen ist es nicht nur die Furcht davor, schlechte Noten zu bekommen oder für eine College-Empfehlung nicht in Betracht gezogen zu werden, obwohl diese Ängste stark sind. Es geht um die Angst vor sozialer Bloßstellung. „Wenn Sie meinen Namen veröffentlichen, ist mein Leben ruiniert. Die Leute würden mich angreifen, wenn ich diese Ideologie auch nur infrage stelle. Ich möchte nicht mal, dass die Leute wissen, dass ich Kapitalist bin“, erzählte mir ein Schüler der Fieldston School in New York City, ein Kommentar, der von anderen Schülern, mit denen ich sprach, wiederholt wurde. (Fieldston verweigerte jede Stellungnahme für diesen Artikel.) „Die Kinder haben Angst vor den anderen Kindern“, erzählt eine Mutter von Harvard-Westlake.

Doch Physik ist heute nicht mehr das Gleiche wie früher. „Wir sagen heute nicht mehr Newtonsche Gesetze“, klärt mich eine Oberstufenschülerin auf. „Wir nennen sie die drei grundlegenden Gesetze der Physik. Man sagt uns, wir sollen uns davon verabschieden, dass das ‚Weiß-sein‘ im Mittelpunkt steht, und wir sollen anerkennen, dass es in der Physik mehr als nur Newton gibt.“

Es geht nur um Fakten
Einer ihrer Klassenkameraden erzählt, dass er versucht, nur Fächer zu belegen, in denen es um Fakten geht, nicht um Identität. Aber es wird immer schwieriger, zwischen den beiden zu unterscheiden. „Ich habe US-Geschichte belegt und ich dachte, wenn du etwas über die Geschichte der USA lernst, dann strukturierst du vielleicht nach Zeitperioden oder nach dem, was während der einzelnen Präsidentschaften passiert ist. Wir haben uns jedoch mit den verschiedenen marginalisierten Gruppen befasst. So sah unsere Struktur aus. Ich habe nur die Namen von einer Handvoll Präsidenten während des Unterrichts gehört.“

Brentwood, eine Schule, die mehr als 45.630 US-Dollar pro Jahr kostet, hat vor einiger Zeit für Schlagzeilen gesorgt, als sie nach Rasse getrennte „Dialog- und Gemeinschaftsbildungssitzungen“ abhielt. Aber wenn ich dort mit den Eltern eines Mittelstufenschülers spreche, möchten sie lieber über den Lehrplan ihres Kindes im Fach Englisch reden. „Sie haben alle Bücher ausgetauscht, ohne mit den Eltern zu reden oder sie auch nur zu informieren.“ Klassiker wie „Der scharlachrote Buchstabe“, „Little Women“, „Wer die Nachtigall stört“ und „Herr der Fliegen“ stehen nicht mehr auf dem Lehrplan. Zu den neuen Büchern gehören: „Stamped“, „Dear Martin/Dear Justyce“ und „Yaqui Delgado Wants to Kick Your Ass“.
...
Ein Fieldston-Schüler berichtet, dass den Schülern oft gesagt wird, „wenn du weiß und männlich bist, dann sprich erst nach den anderen“.
...
Bei dieser Ideologie geht es nicht darum, dass die Wahrheit die Macht in ihre Schranken weist. Es geht allein um Macht. Am meisten beunruhigt jedoch, dass diese Ideologie in den lokalen öffentlichen Schulen immer mehr um sich greift. Der neue Schuldezernent von New York ist ein lautstarker Verfechter der kritischen Rassentheorie. In Burbank hat der Schulbezirk den Lehrern der Mittel- und Oberstufe mitgeteilt, dass sie „Wer die Nachtigall stört“ und „Von Menschen und Mäusen“ aus ihrem Unterrichtsplan zu nehmen haben.

Neue Rassentrennung
Der Schulbezirk von Sacramento fördert die Rassentrennung, indem er „rassische Affinitätsgruppen“, in denen Schüler „Solidarität mit anderen Rassen kultivieren und einander mit Mitgefühl bei dem Unbehagen, der Verwirrung und der Taubheit, die oft das rassische Erwachen der Weißen begleitet, unterstützen“. Der Schulbezirk San Diego veranstaltete im Januar eine Schulung, in der weißen Lehrern gesagt wurde, dass sie schwarze Kinder „geistig ermorden“.
...
Ich habe eine Freundin in New York, die Mutter eines vierjährigen Kindes ist. Sie scheint genau die Art von Eltern zu sein, die diese Schulen anziehen möchten: eine erfolgreiche Unternehmerin, eine Feministin und eine waschechte Manhattanerin. Sie träumte davon, ihre Tochter auf eine Schule wie Dalton zu schicken. Eines Tages, sie steckte gerade mitten im Bewerbungsprozess, malte sie zu Hause zusammen mit ihrer Tochter, die ganz beiläufig sagte: „Ich muss meine eigene Hautfarbe malen.“ „Die Hautfarbe“, erklärte sie ihrer Mutter, „ist echt wichtig.“ Das habe sie in der Schule gelernt.
https://www.welt.de/debatte/kommentare/ ... hulen.html

Gutmeinende Pharisäer haben offenbar eine Atmosphäre der Angst geschaffen und bedienen sich eines effektiven Mittels um ihrer Klientel Macht zu verschaffen: Soziale Ächtung jeder Person die es wagt Kritik an der Ideologie zu äußern. Jeder mag gerne für seine eigene Meinung einstehen, aber niemand wird die Zukunft seiner Kinder gefährden, wohlwissend, die moralische Macht urteilt hart und unfair. Niemand möchte der Held sein, dessen Familie für die Wahrheit in Armut fällt - denn das ist die Aussicht, nicht schlicht "weniger Freunde".

Noch immer verteidigen Ideologen diese Auswüchse auch hier - einige wünschen sie sich sogar herbei. Aber diese Ideologie wird scheitern, weil sich am Ende die Menschen nicht den Verstand rauben lassen werden. Die Frage ist nur welche Opfer es kosten wird.
Skeptiker

Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Skeptiker »

Selina hat geschrieben:(07 Mar 2021, 20:01)
Das ist es ja gerade: Die liberale westliche Welt existiert doch weiterhin. Irgendeine "unaufgeklärte Haltungsgesellschaft mit Wahrheitsmonopol" ist weit und breit nicht in Sicht. Da gibt es ganz andere, wirklich bedrohliche Phänomene.
Selina, das was ich eben von Bari Weiss über die Zustände in Amerikas Schulen und Universitäten gelesen habe, das übertrifft noch meine Vorstellung dessen was die "woke"-Ideologie bewirkt hat.

Wenn du schreibst, dass das weit und breit nicht in Sicht wäre, dann muss ich dir nahelegen den Artikel zu lesen. Da er im Bezahlbereich ist, habe ich einiges davon hier zitiert.

Vielleicht werden Passagen davon dich an deine Zeit in der DDR erinnern. Oder - äh - nein, ich vergaß, für dich was das ja zumeist prima. Insofern verstünde ich natürlich, wenn du in der Wokeness kein Problem sähest ;)
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Fliege
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Fliege »

Skeptiker hat geschrieben:(14 Mar 2021, 13:50)

Wieder ein sehr interessanter Einblick in das amerikanische Bildungssystem, und wie dort gerade Rassismus im Namen des Antirassismus zur unwidersprechbaren Ideologie gereift ist:
[...]
https://www.welt.de/debatte/kommentare/ ... hulen.html

Gutmeinende Pharisäer haben offenbar eine Atmosphäre der Angst geschaffen und bedienen sich eines effektiven Mittels um ihrer Klientel Macht zu verschaffen: Soziale Ächtung jeder Person die es wagt Kritik an der Ideologie zu äußern. Jeder mag gerne für seine eigene Meinung einstehen, aber niemand wird die Zukunft seiner Kinder gefährden, wohlwissend, die moralische Macht urteilt hart und unfair. Niemand möchte der Held sein, dessen Familie für die Wahrheit in Armut fällt - denn das ist die Aussicht, nicht schlicht "weniger Freunde".

Noch immer verteidigen Ideologen diese Auswüchse auch hier - einige wünschen sie sich sogar herbei. Aber diese Ideologie wird scheitern, weil sich am Ende die Menschen nicht den Verstand rauben lassen werden. Die Frage ist nur welche Opfer es kosten wird.
Falls die USA unter Biden aus dem Kreis der Länder des freien Westens ausscheiden sollten (dass diese Gefahr besteht, macht der zitierte Artikel deutlich), so würde Trump nachträglich zum letzten US-Präsidenten der Freiheit.

Welch ein Treppenwitz der Geschichte wäre das denn! Und welche Länder des Westens kämen da noch als Verteidigerinnen der Freiheit in Betracht? Nur noch Island, Britannien und die Schweiz?
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Tom Bombadil »

Jörg Dahlmann wurde gecancelled:
Auslöser für die vorzeitige Trennung war ein Spruch Dahlmanns während der Zweitliga-Partie zwischen Hannover 96 und Erzgebirge Aue. Eine vergebene Gelegenheit von Sei Muroya kommentierte er mit den Worten: "Es wäre sein erster Treffer für 96 gewesen. Den letzten hat er im Land der Sushis geschossen." Dieser Kommentar wurde von vielen Zuschauern als rassistisch gewertet und sorgte daher für Kritik im Netz, Dahlmann wehrte sich via Instagram gegen die Rassismus-Vorwürfe.
https://www.msn.com/de-de/unterhaltung/ ... r-BB1ewL6B
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Vongole »

Was für ein Schwachsinn, Japan ist nun mal das Land, das für Sushi berühmt ist.
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von DarkLightbringer »

Wolfgang Thierse (SPD) setzt sich in einem FAZ-Beitrag kritisch mit rechter und linker Identitätspolitik auseinander.
Der ganze Text, ohne Bezahlschranke, ist hier zu finden: https://www.thierse.de/startseite-meldu ... ruar-2021/

Zwei bemerkenswerte Thesen seien hier herausgegriffen:

I
In ihrer Entschiedenheit ist sie in der Gefahr, nicht akzeptieren zu können, dass nicht nur Minderheiten, sondern auch Mehrheiten berechtigte kulturelle Ansprüche haben und diese nicht als bloß konservativ oder reaktionär oder gar als rassistisch denunziert werden sollten.
II
Menschen, die andere, abweichende Ansichten haben und die eine andere als die verordnete Sprache benutzen, aus dem offenen Diskurs in den Medien oder aus der Universität auszuschließen, das kann ich weder für links noch für demokratische politische Kultur halten.
Er spricht sich an dieser Stelle also gegen Denunziation und für einen offenen Diskurs aus.
Und zwar einfach aus dem Grunde, weil "kulturelle Ansprüche" berechtigt seien, einerseits, und weil "abweichende Ansichten" in der Demokratie nicht aus Medien und Universitäten zu verbannen wären.

Das ist genau das, was ich als "skandinavischen" oder auch "dänischen Weg" bezeichnen würde. In Schweden und Dänemark hat man sich vor Jahren mit dieser Thematik auseinandergesetzt. Einfach ist es nicht unbedingt, weil die Mitte einen eigenen Duktus finden muss, der sich unbeirrt von den Extremen behauptet.
Die andere Schwierigkeit liegt darin, dass argumentiert werden muss, denn nur die Identitätspolitik kommt mit bloßer Attribution aus.
Es hat also auch Nachteile, wenn man so will. Die Alternative zum "skandinavischen Weg" ist jedoch noch nachteiliger, wie in den USA zu sehen ist.
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Skeptiker »

Vongole hat geschrieben:(15 Mar 2021, 00:23)
Was für ein Schwachsinn, Japan ist nun mal das Land, das für Sushi berühmt ist.
Ja, das ist Schwachsinn. Aber leider passiert das nicht einfach aus Dummheit, sondern das hat Methode.

Er hatte ja vor kurzem schon eine anzügliche Bemerkung zu Karius gemacht, der ja mit Sophia Thomalla zusammen ist. Die dürfte, als bekannte Instragrammposerin, ihm das nicht übel genommen haben. Für die Wokes war das aber Sexismus - er war also schonmal "auf der Liste". Mit dem "weiteren Vorfall" war er somit fällig.

Es ist schlicht so, dass ein Sender wie Sky es sich nicht erlauben möchte ins Visier einer Tugendpolizei zu geraten. Man könnte sich natürlich vor den Mitarbeiter stellen, aber man glaubt derzeit noch es wäre der kostengünstigere Weg sich einfach von dem Mitarbeiter zu trennen - sicherlich mit dem Hintergedanken, dass der es ja auch verursacht hat.

Diese Rückgratlosigkeit ist es, die Wokes nutzen um die Gesellschaft in ihrem Sinne zu formen. Es werden Vorgaben gemacht. Diese Vorgaben werden bei Nichteinhaltung angemahnt. Wird dem nicht Folge geleistet, dann folgt die Bestrafung. Und nein, es geht dabei nicht um eine Bestrafung "schlechter Menschen", sondern der Menschen, die schlicht den Anschein erwecken nicht der Woke-Ideologie zu folgen (welche ja definiert was gut ist und was schlecht ist). Bin ich nicht woke, dann bin ich Rassist. Blöd nur, dass Wokes selber Rassisten sind, was den Umgang mit ihnen erheblich verkompliziert.
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Tom Bombadil »

Das sind für mich die letzten Zuckungen komplett dekadenter Gesellschaften, die keine wirklichen Probleme mehr zu bewältigen haben und die sich deswegen selber zerfleischen. Ich habe noch Hoffnung, dass die meisten Menschen den Spuk nicht mitmachen werden, falls doch, wird die FDGO bald ein Ende finden.
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von firlefanz11 »

Vongole hat geschrieben:(15 Mar 2021, 00:23)

Was für ein Schwachsinn, Japan ist nun mal das Land, das für Sushi berühmt ist.
Richtig! Nur ist das den Berufsempörten halt egal. Hauptsache sie könne sich abreagieren... :rolleyes:
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Selina
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Selina »

Skeptiker hat geschrieben:(14 Mar 2021, 13:55)

Selina, das was ich eben von Bari Weiss über die Zustände in Amerikas Schulen und Universitäten gelesen habe, das übertrifft noch meine Vorstellung dessen was die "woke"-Ideologie bewirkt hat.

Wenn du schreibst, dass das weit und breit nicht in Sicht wäre, dann muss ich dir nahelegen den Artikel zu lesen. Da er im Bezahlbereich ist, habe ich einiges davon hier zitiert.

Vielleicht werden Passagen davon dich an deine Zeit in der DDR erinnern. Oder - äh - nein, ich vergaß, für dich was das ja zumeist prima. Insofern verstünde ich natürlich, wenn du in der Wokeness kein Problem sähest ;)
Nix war "zumeist prima". Da sollteste schon genauer hinschauen. Ich fand einfach einige dieser so genannten Errungenschaften ganz gut. Zum Beispiel auch die Impfpflicht, die dazu führte, dass sämtliche Kinderkrankheiten erfolgreich bekämpft werden konnten. Und woran du heute in D irgendeine "woke"-Ideologie festmachst, ist mir schleierhaft. Das wird auch nicht durch permanente Wiederholung wahrer. Dass es einfach darum geht, andere Menschen nicht abzuwerten und auszugrenzen wegen Herkunft, sexueller Orientierung, Glauben und Hautfarbe, das lernt man schon als Kind im Elternhaus und später auch in der Schule. Das ist ganz selbstverständlich für die allermeisten Menschen. Auf solche Dinge zu achten, ist wichtig für den Zusammenhalt in der Gesellschaft. Abwertung und Ausgrenzung findet man vor allem bei der Neuen Rechten.
Drüben im Walde kängt ein Guruh - Warte nur balde kängurst auch du. Joachim Ringelnatz
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