EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

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sünnerklaas
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von sünnerklaas »

Vongole hat geschrieben:(25 Dec 2020, 17:12)

Lesenswerte Analyse des Post-Brexit aus britischer Sicht:

"Niederlage eines vollendeten Opportunisten
Boris Johnson konnte nie gewinnen beim Post-Brexit-Deal. Jetzt gilt es, die Beziehungen zu Großbritannien zu reparieren. Der Populismus scheint am Ende zu sein."

https://www.zeit.de/politik/ausland/202 ... en-eu-deal

Ist ein längerer Artikel, lohnt sich aber!
Ein Ziel hat BoJo ja erreicht: Erasmus ist eingestampft. Ein Austausch von Nachwuchswissenschaftlern zwischen GB und EU wird so nicht mehr statt finden bzw. wird durch bürokratische Hürden und hohe Kosten sehr erschwert. Dass der Reiseverkehr erschwert wird, nicht aber der Handel sowie der Geld- und Warenverkehr, war ja ausdrückliches Ziel des Brexits.

Die Neuausrichtung GBs soll ja eh Richtung USA/Kanada/Australien/Neuseeland erfolgen.
Zuletzt geändert von sünnerklaas am Freitag 25. Dezember 2020, 17:47, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Misterfritz »

Vongole hat geschrieben:(25 Dec 2020, 17:12)

Lesenswerte Analyse des Post-Brexit aus britischer Sicht:

"Niederlage eines vollendeten Opportunisten
Boris Johnson konnte nie gewinnen beim Post-Brexit-Deal. Jetzt gilt es, die Beziehungen zu Großbritannien zu reparieren. Der Populismus scheint am Ende zu sein."

https://www.zeit.de/politik/ausland/202 ... en-eu-deal

Ist ein längerer Artikel, lohnt sich aber!
Ja, guter Artikel.

Wobei ich mich frage:
Kann ein Opportunist eigentlich verlieren? ;)
Das Salz in der Suppe des Lebens ist nicht Selbstdisziplin, sondern kontrollierte Unvernunft ;)
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von sünnerklaas »

Misterfritz hat geschrieben:(25 Dec 2020, 17:44)

Ja, guter Artikel.

Wobei ich mich frage:
Kann ein Opportunist eigentlich verlieren? ;)
Ein Ding hat er ja durchbekommen: die Briten steigen aus Erasmus aus, visumsfreie Einreisen sind nur noch zu touristischen Zwecken bzw. für Geschäftsreisen zulässig. Es dürfte nur eine Frage der Zeit sein, bis für EU-Bürger eine Visumpflicht auch für solche Zwecke eingeführt wird.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Vongole »

Misterfritz hat geschrieben:(25 Dec 2020, 17:44)

Ja, guter Artikel.

Wobei ich mich frage:
Kann ein Opportunist eigentlich verlieren? ;)
Aus eigener Sicht nie, aus fremder Sicht schon. ;)
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Senexx »

Senexx hat geschrieben:(21 Oct 2020, 20:26)

Es wird ein Abkommen geben.
Hinweis.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Vongole »

sünnerklaas hat geschrieben:(25 Dec 2020, 17:49)

Ein Ding hat er ja durchbekommen: die Briten steigen aus Erasmus aus, visumsfreie Einreisen sind nur noch zu touristischen Zwecken bzw. für Geschäftsreisen zulässig. Es dürfte nur eine Frage der Zeit sein, bis für EU-Bürger eine Visumpflicht auch für solche Zwecke eingeführt wird.
Genau das dürften ihm auch die britischen Universitäten verübeln. Der Typ gräbt sich langsam aber sicher das eigene Grab und merkt's noch nicht mal.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Senexx »

Senexx hat geschrieben:(29 Sep 2020, 18:12)

1. Es wird ein Abkommen geben-

2. Barnier darf es maximal protokollieren.

3. Die Chefs müssen ran.
Fürs Protokoll.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Fliege »

sünnerklaas hat geschrieben:(25 Dec 2020, 17:44)

Ein Ziel hat BoJo ja erreicht: Erasmus ist eingestampft.
Ein wesentlich zentraleres Brexit-Ziel ist, nicht mehr der Jurisdiktion des EU-Gerichtshofes zu unterstehen, wobei der Begriff 'unterstehen' genau das akzentuiert, auf was es beim Brexit ankommt: Rückgewinnung von britischer Souveränität.
"Unsere Erde ist vielleicht ein Weibchen." – "Da der Mensch toll werden kann, so sehe ich nicht ein, warum es ein Weltsystem nicht auch werden kann" (Georg Christoph Lichtenberg).
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von sünnerklaas »

Fliege hat geschrieben:(25 Dec 2020, 18:35)

Ein wesentlich zentraleres Brexit-Ziel ist, nicht mehr der Jurisdiktion des EU-Gerichtshofes zu unterstehen, wobei der Begriff 'unterstehen' genau das akzentuiert, auf was es beim Brexit ankommt: Rückgewinnung von britischer Souveränität.
Wobei man in wirtschaftspolitischen Fragen seinen Spielraum massiv beschränkt hat. Mitspracherechte - z.B. bei Verordnungen zu einheitlichen Qualitätsstandards - sind nicht mehr gegeben, man muss sie aber trotzdem erfüllen, will man bestimmte Produkte in die EU exportieren. Wenn es da Veränderungen gibt, hat man nicht einmal Anspruch auf rechtliches Gehör. Brüssel entscheidet, die Briten haben danach zwei Möglichkeiten: entweder sie schlucken es - oder man kann nicht mehr in die EU exportieren.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Fliege »

sünnerklaas hat geschrieben:(25 Dec 2020, 19:15)

Wobei man in wirtschaftspolitischen Fragen seinen Spielraum massiv beschränkt hat. Mitspracherechte - z.B. bei Verordnungen zu einheitlichen Qualitätsstandards - sind nicht mehr gegeben, man muss sie aber trotzdem erfüllen, will man bestimmte Produkte in die EU exportieren. Wenn es da Veränderungen gibt, hat man nicht einmal Anspruch auf rechtliches Gehör. Brüssel entscheidet, die Briten haben danach zwei Möglichkeiten: entweder sie schlucken es - oder man kann nicht mehr in die EU exportieren.
Das mit dem EU-Gerichtshof ist immerhin geklärt.
sünnerklaas hat geschrieben:(25 Dec 2020, 17:49)

[...] visumsfreie Einreisen sind nur noch zu touristischen Zwecken bzw. für Geschäftsreisen zulässig. Es dürfte nur eine Frage der Zeit sein, bis für EU-Bürger eine Visumpflicht auch für solche Zwecke eingeführt wird.
Visumspflichtvorbehalt, um etwaigem Missbrauch durch die EU vorzubeugen, versteht sich unter einem Souveränitätsgesichtspunkt so gut wie von selbst.
Zuletzt geändert von Fliege am Freitag 25. Dezember 2020, 19:51, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von H2O »

sünnerklaas hat geschrieben:(25 Dec 2020, 19:15)

Wobei man in wirtschaftspolitischen Fragen seinen Spielraum massiv beschränkt hat. Mitspracherechte - z.B. bei Verordnungen zu einheitlichen Qualitätsstandards - sind nicht mehr gegeben, man muss sie aber trotzdem erfüllen, will man bestimmte Produkte in die EU exportieren. Wenn es da Veränderungen gibt, hat man nicht einmal Anspruch auf rechtliches Gehör. Brüssel entscheidet, die Briten haben danach zwei Möglichkeiten: entweder sie schlucken es - oder man kann nicht mehr in die EU exportieren.
Vielleicht sollte man es noch platter auf den Punkt bringen: Die Briten hatten als Mitglied der EU selbstverständlich auch einen Einfluß auf Verfahren des EuGH, waren sicher auch im EuGH in wichtigen Positionen vertreten. Was sie abgeschüttelt haben, das ist ihr Recht auf Mitgestaltung der Verfahren des EuGH. Künftig bestimmen ausschließlich die verbliebenen EU-Mitglieder, was in der EU Recht ist.

Man kann nun umgekehrt sagen, daß die Briten mit sehr knapper Mehrheit in einer Wertegemeinschaft nicht mitarbeiten wollen und sich den gemeinsam erarbeiteten Regeln nicht unterordnen wollen, weil sie meinen / fühlen, daß sie selbst die besseren Werte vertreten. Um nicht zu sagen: Vom Dünkel getrieben!
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Misterfritz »

Vongole hat geschrieben:(25 Dec 2020, 17:52)

Genau das dürften ihm auch die britischen Universitäten verübeln. Der Typ gräbt sich langsam aber sicher das eigene Grab und merkt's noch nicht mal.
Vor Allem nimmt er aber auch jungen britischen Studenten die Möglichkeit, an dem Erasmus-Programm teilzunehmen.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von H2O »

Misterfritz hat geschrieben:(25 Dec 2020, 19:48)

Vor Allem nimmt er aber auch jungen britischen Studenten die Möglichkeit, an dem Erasmus-Programm teilzunehmen.
Das ist schon bedrückend; die Entscheidung "Weg mit Erasmus für GB!" war auch zugleich mit einem Tiefschlag versehen. Das Programm sei ihm zu teuer, und er wolle an seine Stelle ein Programm setzen, das jungen Briten den Austausch mit den besten Universitäten der Welt ebne... unausgesprochen, schon weil nicht angesprochen: Diese Institutionen gibt es in der EU nicht. Womit sich ein Dünkel zeigt, der dem gesamten BREXIT-Verfahren anhaftet.

Dieses Versprechen liegt auf der Höhe der Versprechen, die die BREXITeers bezüglich des NHS gemacht haben... also vom gesparten Geld, das GB wöchentlich an die EU abführen mußte.
Zuletzt geändert von H2O am Freitag 25. Dezember 2020, 20:04, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Dieter Winter »

Vongole hat geschrieben:(25 Dec 2020, 17:12)

Lesenswerte Analyse des Post-Brexit aus britischer Sicht:

"Niederlage eines vollendeten Opportunisten
Boris Johnson konnte nie gewinnen beim Post-Brexit-Deal. Jetzt gilt es, die Beziehungen zu Großbritannien zu reparieren. Der Populismus scheint am Ende zu sein."

https://www.zeit.de/politik/ausland/202 ... en-eu-deal

Ist ein längerer Artikel, lohnt sich aber!
Der Vertrag ist ein 2.000 Seiten Pamphlet. Wer von den Abgeordneten liest das Ding komplett durch, bevor er abnickt?
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von H2O »

Dieter Winter hat geschrieben:(25 Dec 2020, 20:04)

Der Vertrag ist ein 2.000 Seiten Pamphlet. Wer von den Abgeordneten liest das Ding komplett durch, bevor er abnickt?
Kann keiner, ist doch klar. Aber nehmen wir einmal an, daß der Vertrag etwa 50 wesentliche Kapitel enthält. Dann können entsprechend vorbereitete Fachleute die Dinge schnell finden, die ihnen Kopfschmerzen machen.

Es ist natürlich der helle Wahnsinn, das Werk in 27 Mitgliedsstaaten und dem EU-Parlament mit jeweils 50 Fachleuten zu begutachten. Aber das wird bei CETA und dem gescheiterten TTIP auch nicht anders gelaufen sein.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von sünnerklaas »

H2O hat geschrieben:(25 Dec 2020, 19:43)

Vielleicht sollte man es noch platter auf den Punkt bringen: Die Briten hatten als Mitglied der EU selbstverständlich auch einen Einfluß auf Verfahren des EuGH, waren sicher auch im EuGH in wichtigen Positionen vertreten. Was sie abgeschüttelt haben, das ist ihr Recht auf Mitgestaltung der Verfahren des EuGH. Künftig bestimmen ausschließlich die verbliebenen EU-Mitglieder, was in der EU Recht ist.
Richtig - und die Briten haben zu spuren. Sie haben keinerlei Gestaltungsmöglichkeit mehr. Weder im Europaparlament, noch in der EU-Kommission, noch im Ministerrat.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von H2O »

sünnerklaas hat geschrieben:(25 Dec 2020, 20:14)

Richtig - und die Briten haben zu spuren. Sie haben keinerlei Gestaltungsmöglichkeit mehr. Weder im Europaparlament, noch in der EU-Kommission, noch im Ministerrat.
Das ginge mir jetzt zu weit; vielleicht etwas weniger streng:

Wenn die Briten mit der EU zusammenarbeiten wollen, also den EU-Binnenmarkt nutzen wollen, dann gelten die Regeln der EU. Wenn diese Regeln auch in GB so gelten, dann sind britische Waren willkommen. Gelten andere Regeln, dann muß die EU prüfen, ob diese Waren in der EU in Verkehr gebracht werden dürfen. Weiterhin muß die EU prüfen, ob technische Produkte mit Bestandteilen aus anderen als britischen oder EU-europäischen Quellen weder EU-Patente noch EU-Regeln verletzen. Ansonsten... siehe oben. Selbstverständlich werden die Kosten für das Prüfverfahren dem Lieferanten angelastet.

Natürlich gilt das auch in der Gegenrichtung. "Fertigungsketten" werden also mit vermeidbaren Kosten belastet, die Auswahl der Lieferfirmen entsprechend verändert.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Misterfritz »

H2O hat geschrieben:(25 Dec 2020, 20:10)

Kann keiner, ist doch klar. Aber nehmen wir einmal an, daß der Vertrag etwa 50 wesentliche Kapitel enthält. Dann können entsprechend vorbereitete Fachleute die Dinge schnell finden, die ihnen Kopfschmerzen machen.

Es ist natürlich der helle Wahnsinn, das Werk in 27 Mitgliedsstaaten und dem EU-Parlament mit jeweils 50 Fachleuten zu begutachten. Aber das wird bei CETA und dem gescheiterten TTIP auch nicht anders gelaufen sein.
Naja,
nicht jedes EU-Parlamentsmitglied wird alles lesen - lesen müssen.
Spezialgebiete werden von den Spezialisten in den Fraktionen gelesen und die Fraktion davon in Kenntnis gesetzt.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von H2O »

Misterfritz hat geschrieben:(25 Dec 2020, 20:32)

Naja,
nicht jedes EU-Parlamentsmitglied wird alles lesen - lesen müssen.
Spezialgebiete werden von den Spezialisten in den Fraktionen gelesen und die Fraktion davon in Kenntnis gesetzt.
Genau so; geht doch gar nicht anders... so dröge Vertragstexte: Da schlafe ich nach 5 min ein. :D

Das gilt aber auch für die 27 Hauptstädte der EU-Mitglieder. Insofern ist der BREXIT für die EU eine ungeheure Verschwendung menschlicher Arbeitskraft.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Misterfritz »

H2O hat geschrieben:(25 Dec 2020, 21:33)

Genau so; geht doch gar nicht anders... so dröge Vertragstexte: Da schlafe ich nach 5 min ein. :D

Das gilt aber auch für die 27 Hauptstädte der EU-Mitglieder. Insofern ist der BREXIT für die EU eine ungeheure Verschwendung menschlicher Arbeitskraft.
Sicherlich ist der Brexit Geld- und Zeitverschwendung ohne Ende.
Aber die Briten wollten das ja so.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von H2O »

Misterfritz hat geschrieben:(25 Dec 2020, 21:40)

Sicherlich ist der Brexit Geld- und Zeitverschwendung ohne Ende.
Aber die Briten wollten das ja so.
Ein Glück, daß Herr Barnier mit seiner Gewissenhaftigkeit und Erfahrung diesen Wahnsinn von Anfang an im Griff hatte. Fast möchte ich glauben, daß die fällige Mitprüfung in den 27 Hauptstädten etwas lockerer anzugehen ist. Das spart dann wieder... unser europäisches Geld. So werden wir künftig ja denken müssen.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Misterfritz »

Dieter Winter hat geschrieben:(25 Dec 2020, 20:04)

Der Vertrag ist ein 2.000 Seiten Pamphlet. Wer von den Abgeordneten liest das Ding komplett durch, bevor er abnickt?
Ein Vertrag ist kein Pamphlet.
Und selbst auf kommunaler Ebene liest kaum einer z.B. einen gesamten Haushaltsentwurf, sondern nur die Teile, in deren Fachausschüssen man sitzt.
Du scheinst nicht wirklich Ahnung von politischer Arbeit zu haben.
Aber mal eben Abgeordneten Abnicken unterstellen ...
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Dieter Winter »

Misterfritz hat geschrieben:(25 Dec 2020, 21:53)
Ein Vertrag ist kein Pamphlet.
Und selbst auf kommunaler Ebene liest kaum einer z.B. einen gesamten Haushaltsentwurf, sondern nur die Teile, in deren Fachausschüssen man sitzt.
Du scheinst nicht wirklich Ahnung von politischer Arbeit zu haben.
Aber mal eben Abgeordneten Abnicken unterstellen ...
Natürlich ist ein Vertrag kein Pamphlet. Ich nehme mir jedoch die Freiheit eine solche Papieransammlung so zu bezeichnen.

Dass die Entscheider, sprich gewählten Vertreter, ohne wirkliche Kenntnis des Inhaltes solchen Machwerken zustimmen, fällt eindeutig unter "abnicken". Dass dies Usus ist ändert daran nichts, sondern ist eher bedenklich.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Misterfritz »

Dieter Winter hat geschrieben:(25 Dec 2020, 22:21)

Natürlich ist ein Vertrag kein Pamphlet. Ich nehme mir jedoch die Freiheit eine solche Papieransammlung so zu bezeichnen.

Dass die Entscheider, sprich gewählten Vertreter, ohne wirkliche Kenntnis des Inhaltes solchen Machwerken zustimmen, fällt eindeutig unter "abnicken". Dass dies Usus ist ändert daran nichts, sondern ist eher bedenklich.
Ok, Du hast keine Ahnung. Das ist ok, nicht jeder kann sowas wissen. Von daher nehme ich an, dass Du nie auf kommunaler oder Landesebene je als gewählter Vertreter agiert hast.
Etwas als Abnicken zu bezeichnen, einen Vorgang, der in den Fraktionen ausgiebigst besprochen wird, ist, naja, ein Zeichen von Null Ahnung. Aber gut, so sieht halt "Meinungsfreiheit" aus.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Dieter Winter »

Misterfritz hat geschrieben:(25 Dec 2020, 22:31)
Ok, Du hast keine Ahnung. Das ist ok, nicht jeder kann sowas wissen. Von daher nehme ich an, dass Du nie auf kommunaler oder Landesebene je als gewählter Vertreter agiert hast.
Etwas als Abnicken zu bezeichnen, einen Vorgang, der in den Fraktionen ausgiebigst besprochen wird, ist, naja, ein Zeichen von Null Ahnung. Aber gut, so sieht halt "Meinungsfreiheit" aus.
Offenbar fällt Dir gar nicht mehr auf, was für ein Wahnsinn da vonstatten geht. Verträge zu genehmigen, die man nicht gelesen hat, ist schlichtweg Irrsinn. Genau hier liegt das Problem: Die Politik ist zum Selbstzweck verkommen und wird deshalb auch als abgehoben wahrgenommen. Gerade auf EU Ebene fehlt dann zwangsläufig das Verständnis.

Natürlich bleibt es Dir unbenommen Dich hinter Arroganz zu verschanzen.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Misterfritz »

Dieter Winter hat geschrieben:(25 Dec 2020, 22:50)

Offenbar fällt Dir gar nicht mehr auf, was für ein Wahnsinn da vonstatten geht. Verträge zu genehmigen, die man nicht gelesen hat, ist schlichtweg Irrsinn. Genau hier liegt das Problem: Die Politik ist zum Selbstzweck verkommen und wird deshalb auch als abgehoben wahrgenommen. Gerade auf EU Ebene fehlt dann zwangsläufig das Verständnis.
Absoluter Blödsinn!
Wenn es z.B. um Medikamentenzulassung geht, verlässt Du Dich dann darauf, dass Jemand, dessen Fachgebiet z.B. Strassenbau ist, seinen Senf dazu gibt?
Aber gut, Dir geht es ja eh' nur darum, Politiker schlecht dastehen zu lassen.
Wenn das Dein Ding, ok. Dann versuche es doch mal besser zu machen.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Dieter Winter »

Misterfritz hat geschrieben:(25 Dec 2020, 22:56)
Absoluter Blödsinn!
Wenn es z.B. um Medikamentenzulassung geht, verlässt Du Dich dann darauf, dass Jemand, dessen Fachgebiet z.B. Strassenbau ist, seinen Senf dazu gibt?
Aber gut, Dir geht es ja eh' nur darum, Politiker schlecht dastehen zu lassen.
Wenn das Dein Ding, ok. Dann versuche es doch mal besser zu machen.
Ich weiß wie Entscheidungen auf kommunaler Ebene zustande kommen. Genau deshalb habe ich mich mit Grauen von der aktiven Politik abgewendet. Unser BM hatte z. B. Die glorreiche Idee mitten in unserer Kleinstadt einen Weinberg anzulegen. Ohne Absprache mit dem Stadtrat. Ein anderes Mal wollte er eine Bundesstraße via Tunnel umleiten. Natürlich wieder ohne Rücksprache, in diesem Fall auch ohne sich bei der anderen Stadt, durch deren Gebiet die Trasse führen sollte, abzustimmen. Übrigens wäre das Ding quer unter einem Friedhof verlaufen. Es gäbe da noch weitere Beispiele, aber das waren die krassesten.

Nicht alles was hinkt, ist auch ein Vergleich. Wenn Politiker nicht in der Lage sind Verträge zu lesen, sollten sie sich einen anderen Job suchen. Auch wenn es um die Zulassung von Medikamenten geht, halte ich es für erforderlich, dass sich der Entscheider soweit sachkundig macht, um zu wissen, ob er da zustimmt, oder eben nicht. Natürlich muss er sich dabei auf Expertisen von Fachleuten verlassen, das steht nicht zur Debatte. Aber das ändert nichts daran, dass er wenigstens wissen sollte, um welches Präparat es sich handelt und wogegen es wirken soll. Dass Politiker immer Glanzleistungen vollbringen, sieht man an der genialen Umsetzung der PKW Maut, am Zustand der Bundeswehr und daran, dass mehr als genug Pflegepersonal für die aktuelle Lage vorhanden ist.

Nicht ich lasse die Politiker schlecht aussehen - das schaffen sie ganz alleine. Immerhin lieferst Du ja die Begründung: Politiker treffen Entscheidungen über Dinge von denen sie keine Ahnung haben. Was dann natürlich die Frage aufwirft: Warum kann das dann nicht auch eine gelöste Raumpflegerin machen? Weniger als keine Ahnung kann sie ja nicht haben.
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Eulenwoelfchen

Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Eulenwoelfchen »

Dieter Winter hat geschrieben:(25 Dec 2020, 23:20)

Ich weiß wie Entscheidungen auf kommunaler Ebene zustande kommen. Genau deshalb habe ich mich mit Grauen von der aktiven Politik abgewendet.
...
Nicht ich lasse die Politiker schlecht aussehen - das schaffen sie ganz alleine.
Ihre Bedenken sind in der Tat nicht soweit hergeholt oder gar zu weit weg von der Realität. :D

Ich habe beim mir im Kreistag Abstimmungen erlebt, wo am hellen Vormittag nach einem kostenlosen Breznfrühstück einige Abgeordnete am Sitzungsstuhl eingeschlafen sind, während die zur Abstimmung anstehende Sache "erläutert" wurde.
Dann kam die Abstimmung, die Schafenden wurden von benachbarten Kollegen halb aufgeweckt, damit man ihnen den Arm als Zeichen der Zustimmung bequemer nach oben ziehen und solange halten konnte, bis die mehrheitliche Zustimmung festgestellt war.

Entsprechende Leserbriefe dazu in den regionalen Tageszeitungen wurden als linke Dreckwerferei und miese Verleumdung gegenüber dem Gemeinwohl dienenden Politikern gekontert. Lustig war, dass unter den Leserbriefschreiber/innen sogar Parteimitglieder jener Parteien waren, die sozusagen koalitionsügreifend ein Abstimmungsnickerchen gehalten hatten. :D

Können Sei sich eigentlich noch an jene Abstimmung erinnern, als es um den ESM ging, und um eine Entscheidung von mehreren hundert Miliarden Euro, der einige Abgeordnete zustimmten und auf Nachfrage nicht mal wussten, ob sie ihre Zustimmung für 5 oder 500 Mrd. Euro gegeben hatten? Von weitergehender Sachkenntnis will ich da gar nicht geredet haben.

Aber hier geht es ja um EU, das ist ja Abstimmungs-Champions League.

Ich gehe in diesem Fall daher sehr optimistisch davon aus, dass unsere besonders kompetenten Europaabgeordneten sowie die Entscheider in den 26 EU-Staaten natürlich weitaus besser je Abgeordneten informiert sein werden und somit die Entscheidungsgrundlagen jedes einzelnen Abgeordneten auf dem Level umfassenden Expertenwissens zu diesem Vertragswerk bestehen. :D
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Dieter Winter »

Eulenwoelfchen hat geschrieben:(25 Dec 2020, 23:57)Lustig war, dass unter den Leserbriefschreiber/innen sogar Parteimitglieder jener Parteien waren, die sozusagen koalitionsügreifend ein Abstimmungsnickerchen gehalten hatten. :D
Überrascht mich ganz und gar nicht. Bin ja selbst seit 15 Jahren Mitglied in dem Verein, der bei uns den oben beschriebenen BM stellt. Und ich weiß von meinen "Parteifreunden" im Stadtrat, wie das dort abläuft.

Leider machen die EU Abgeordneten nicht unbedingt den Eindruck, als wäre das in Brüssel bzw. Straßburg sehr viel anders.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Gin-Tonic »

Bei solchen Verträgen werden i.d.R. die Juristen aus den jeweiligen Verwaltungen herangezogen, teilweise auch externe Berater. Vom Durchschnittspolitiker kann man eben nicht verlangen dass er einen kompletten Durchblick hat bei Handelsrecht, Fiskalrecht, Investitionsschutz, Umweltschutz, Sozialgesetzgebung etc etc... sonst wäre betreffende Person kein Politiker sondern der begehrteste Jurist aller Zeiten ;) Diese Texte sind sehr komplex und können quasi nur von Fachleuten "gedeutet" werden, dann wird ein "non technical summary" zusammengestellt und darauf basiert dann die Entscheidung.
Wer glaubt ein Parlamentarier würde alle Texte durchleuchten glaubt auch noch an den Osterhasen... es sind "nur" Volksvertreter, keine Fachleute...
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von PeterK »

Dieter Winter hat geschrieben:(25 Dec 2020, 20:04)
Der Vertrag ist ein 2.000 Seiten Pamphlet. Wer von den Abgeordneten liest das Ding komplett durch, bevor er abnickt?
Das macht doch ein Abgeordneter nicht allein. Im Bundestag hatten die Abgeordneten Ende 2019 mehr als 5000 Mitarbeiter, von denen ca. die Hälfte ihnen direkt im Bundestag zuarbeitete (zum Beispiel beim Verträge-Checken).
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Wähler »

BBC 26. Dezember 2020 Brexit deal: What is in it?
https://www.bbc.com/news/55252388
"There is, as expected, not a lot in this agreement for service companies to cheer about. The UK will still be hoping that the EU issues an "equivalence" decision on financial services in the near future, but service companies in general have not got as much help in this deal as the British government had been pushing for. The guaranteed access that UK companies had to the EU single market is over."
Im Bereich Dienstleistungen bietet der Vertrag im Vergleich zum CETA-Abkommen mit Kanada zwar Regelungen, aber sehr viel schwächere, als von Großbritannien erhofft.
Zeitungstexte bei Genios mit Bibliotheksausweis kostenlos: https://www.wiso-net.de/login?targetUrl=%2Fdosearch (Zugang auch bundesweit)
Gin-Tonic
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Gin-Tonic »

der economist berichtet ähnliches, aber hinter Bezahlschranke

"A bigger concern is what the deal omits. Its trade provisions relate almost entirely to goods, meaning there is next to nothing for services, which constitute 80% of Britain’s economy and make up the fastest-growing sector of global exports. The EU has yet to deliver an equivalence ruling for financial-services regulation, and even when it does it can be withdrawn at only 30 days’ notice. Even more urgently needed is an EU data-adequacy decision to permit the free transfer of data, a crucial part of modern cross-border business. There is nothing in the deal on mutual recognition of professional-services qualifications."

Link für Abonnenten zum kompletten Artikel: https://www.economist.com/britain/2020/ ... est-brexit

Fazit: Schuss ins Knie?
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Orbiter1
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Orbiter1 »

PeterK hat geschrieben:(26 Dec 2020, 08:49)

Das macht doch ein Abgeordneter nicht allein. Im Bundestag hatten die Abgeordneten Ende 2019 mehr als 5000 Mitarbeiter, von denen ca. die Hälfte ihnen direkt im Bundestag zuarbeitete (zum Beispiel beim Verträge-Checken).
So ist es. Jeder Bundestagsabgeordnete (im Europaparlament ist es ähnlich) kümmert sich grundsätzlich um zwei Dinge. Seinen Wahlkreis und um seinen Ausschuss, also sein Fachgebiet. Innerhalb eines Ausschusses gibt es die Aufteilung in weitere Themengebiete. Am Ende bleiben häufig nur eine handvoll Abgeordnete aus mehreren Fraktionen, die dann aber wirklich im Thema drinstecken und deren Einschätzung dann innerhalb ihrer Fraktion auch vertraut wird. Da müssen also dementsprechend nicht alle Abgeordneten alle 2.000 Seiten durcharbeiten, sondern jeder Abgeordnete nur einen winzigen Bruchteil davon. Letztlich muss dann der Fraktionsvorsitzende das Ergebnis so aufbereiten dass jeder Abgeordnete in der Lage ist gesamtheitlich eine Entscheidung zu fällen. Üblicherweise schließt man sich als Abgeordneter der "Empfehlung" des Fraktionsvorsitzenden an.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von PeterK »

Orbiter1 hat geschrieben:(26 Dec 2020, 11:24)
Üblicherweise schließt man sich als Abgeordneter der "Empfehlung" des Fraktionsvorsitzenden an.
Korrekt. Und manchmal eben auch nicht, wenn man Bedenken hat, von deren Substanz man andere überzeugen kann. Dafür gibt es ja Parlamente.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Eiskalt »

Dieter Winter hat geschrieben:(25 Dec 2020, 22:21)

Natürlich ist ein Vertrag kein Pamphlet. Ich nehme mir jedoch die Freiheit eine solche Papieransammlung so zu bezeichnen.

Dass die Entscheider, sprich gewählten Vertreter, ohne wirkliche Kenntnis des Inhaltes solchen Machwerken zustimmen, fällt eindeutig unter "abnicken". Dass dies Usus ist ändert daran nichts, sondern ist eher bedenklich.
Dem stimme ich zu.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Eiskalt »

Misterfritz hat geschrieben:(25 Dec 2020, 22:31)

Ok, Du hast keine Ahnung. Das ist ok, nicht jeder kann sowas wissen. Von daher nehme ich an, dass Du nie auf kommunaler oder Landesebene je als gewählter Vertreter agiert hast.
Etwas als Abnicken zu bezeichnen, einen Vorgang, der in den Fraktionen ausgiebigst besprochen wird, ist, naja, ein Zeichen von Null Ahnung. Aber gut, so sieht halt "Meinungsfreiheit" aus.
Nur weil die Realität so ist, heisst das nicht, dass es auch gut ist.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Eiskalt »

Dieter Winter hat geschrieben:(25 Dec 2020, 23:20)

Ich weiß wie Entscheidungen auf kommunaler Ebene zustande kommen. Genau deshalb habe ich mich mit Grauen von der aktiven Politik abgewendet. Unser BM hatte z. B. Die glorreiche Idee mitten in unserer Kleinstadt einen Weinberg anzulegen. Ohne Absprache mit dem Stadtrat. Ein anderes Mal wollte er eine Bundesstraße via Tunnel umleiten. Natürlich wieder ohne Rücksprache, in diesem Fall auch ohne sich bei der anderen Stadt, durch deren Gebiet die Trasse führen sollte, abzustimmen. Übrigens wäre das Ding quer unter einem Friedhof verlaufen. Es gäbe da noch weitere Beispiele, aber das waren die krassesten.

Nicht alles was hinkt, ist auch ein Vergleich. Wenn Politiker nicht in der Lage sind Verträge zu lesen, sollten sie sich einen anderen Job suchen. Auch wenn es um die Zulassung von Medikamenten geht, halte ich es für erforderlich, dass sich der Entscheider soweit sachkundig macht, um zu wissen, ob er da zustimmt, oder eben nicht. Natürlich muss er sich dabei auf Expertisen von Fachleuten verlassen, das steht nicht zur Debatte. Aber das ändert nichts daran, dass er wenigstens wissen sollte, um welches Präparat es sich handelt und wogegen es wirken soll. Dass Politiker immer Glanzleistungen vollbringen, sieht man an der genialen Umsetzung der PKW Maut, am Zustand der Bundeswehr und daran, dass mehr als genug Pflegepersonal für die aktuelle Lage vorhanden ist.

Nicht ich lasse die Politiker schlecht aussehen - das schaffen sie ganz alleine. Immerhin lieferst Du ja die Begründung: Politiker treffen Entscheidungen über Dinge von denen sie keine Ahnung haben. Was dann natürlich die Frage aufwirft: Warum kann das dann nicht auch eine gelöste Raumpflegerin machen? Weniger als keine Ahnung kann sie ja nicht haben.
Ein sehr guter Beitrag!!! :thumbup:
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Orbiter1 »

Dieter Winter hat geschrieben:(25 Dec 2020, 23:20)

Ich weiß wie Entscheidungen auf kommunaler Ebene zustande kommen.
Hier geht es aber um den Bundestag und das Europaparlament. Aber selbst auf kommunaler Ebene gibt es Spezialisierung im Rahmen der Ausschüsse, wie z. B. einen Bauausschuß. Ob sich ein selbstherrlicher und skrupelloser Bürgermeister (zumindest zeitweise) über diese Ausschüsse und seinen Gemeinde- oder Stadtrat hinwegsetzen kann ist in den Regularien des entsprechenden Bundeslandes geregelt.
Nicht ich lasse die Politiker schlecht aussehen - das schaffen sie ganz alleine. Immerhin lieferst Du ja die Begründung: Politiker treffen Entscheidungen über Dinge von denen sie keine Ahnung haben. Was dann natürlich die Frage aufwirft: Warum kann das dann nicht auch eine gelöste Raumpflegerin machen? Weniger als keine Ahnung kann sie ja nicht haben.
Nö, sie lassen in ihrem Beispiel Politiker bewußt schlecht aussehen und versuchen den Eindruck zu erwecken als ob das auf allen Ebenen so wäre.
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Dieter Winter
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Dieter Winter »

Orbiter1 hat geschrieben:(26 Dec 2020, 12:13)
Nö, sie lassen in ihrem Beispiel Politiker bewußt schlecht aussehen und versuchen den Eindruck zu erwecken als ob das auf allen Ebenen so wäre.
Aha!
Nicht die miese Arbeit der Politiker ist das Problem, sondern die Kritik daran. Auch ein Standpunkt... :D
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von odiug »

Dieter Winter hat geschrieben:(26 Dec 2020, 12:34)

Aha!
Nicht die miese Arbeit der Politiker ist das Problem, sondern die Kritik daran. Auch ein Standpunkt... :D
Na ja ... wenn alle Politiker alles richtig machen würden für alle und jeden, dann würden wir in Russland leben :eek:
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Eiskalt »

Dieter Winter hat geschrieben:(26 Dec 2020, 12:34)

Aha!
Nicht die miese Arbeit der Politiker ist das Problem, sondern die Kritik daran. Auch ein Standpunkt... :D
:thumbup:

Die halbe Milliarde beim Mautdesaster ist keine schlechte Leistung. Die Kritik daran ist einfach nicht in Ordnung. :p
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Dieter Winter
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Dieter Winter »

odiug hat geschrieben:(26 Dec 2020, 12:59)
Na ja ... wenn alle Politiker alles richtig machen würden für alle und jeden, dann würden wir in Russland leben :eek:
Ich würde eher meinen, dass das Ausbleiben von Kritik am offensichtlichen Murks der Politiker für autokratische Verhältnisse spricht. Dort ist es untersagt "Politiker schlecht aussehen zu lassen". Mag sein, dass es bei uns Leute gibt, die solche Zustände gerne hätten.
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Dieter Winter
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Dieter Winter »

Eiskalt hat geschrieben:(26 Dec 2020, 13:13)

:thumbup:

Die halbe Milliarde beim Mautdesaster ist keine schlechte Leistung. Die Kritik daran ist einfach nicht in Ordnung. :p
Ja, das ist voll gemein. Oder die Nummer mit den Sturmgewehren. Den gelöschten Handy Daten der Ex Verteidigungsministerin. Die Nummer mit der Nordbank des SPD Kanzlerkanditaten. Usw, usf. Der blöde Wähler kapierts einfach nicht, dass da Genies am Werk sind.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Misterfritz »

Ihr seid völlig OT,
kommt also mal wieder zum Brexit zurück ...
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Dieter Winter
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Dieter Winter »

Misterfritz hat geschrieben:(26 Dec 2020, 14:05)

Ihr seid völlig OT,
kommt also mal wieder zum Brexit zurück ...
Ok, gibt es denn irgendwo eine Zusammenfassung es ausgehandelten deals?
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Vongole »

Dieter Winter hat geschrieben:(26 Dec 2020, 14:24)

Ok, gibt es denn irgendwo eine Zusammenfassung es ausgehandelten deals?
Ja, hier:
https://ec.europa.eu/commission/pressco ... ip_20_2531
Ganz unten das PDF anklicken für das komplette Agreement.
Am Yisrael Chai

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Orbiter1
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Orbiter1 »

Der New York Times kommt der ausgehandelte Deal etwas einseitig vor.

"The new trade deal does smooth the flow of goods across British borders. But it leaves financial firms without the biggest benefit of European Union membership: the ability to easily offer services to clients across the region from a single base. This has long allowed a bank in London to provide loans to a business in Venice, or trade bonds for a company in Madrid.

That loss is especially painful for Britain, which ran a surplus of £18 billion, or $24 billion, on trade in financial and other services with the European Union in 2019, but a deficit of £97 billion, or $129 billion, on trade in goods.

“The result of the deal is that the European Union retains all of its current advantages in trading, particularly with goods, and the U.K. loses all of its current advantages in the trade for services,” said Tom Kibasi, the former director of the Institute for Public Policy Research, a research institute. “The outcome of this trade negotiation is precisely what happens with most trade deals: The larger party gets what it wants and the smaller party rolls over.” Quelle: https://www.nytimes.com/2020/12/25/worl ... union.html
PeterK
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von PeterK »

Orbiter1 hat geschrieben:(26 Dec 2020, 14:36)

Der New York Times kommt der ausgehandelte Deal etwas einseitig vor.

"The new trade deal does smooth the flow of goods across British borders. But it leaves financial firms without the biggest benefit of European Union membership: the ability to easily offer services to clients across the region from a single base. This has long allowed a bank in London to provide loans to a business in Venice, or trade bonds for a company in Madrid.

That loss is especially painful for Britain, which ran a surplus of £18 billion, or $24 billion, on trade in financial and other services with the European Union in 2019, but a deficit of £97 billion, or $129 billion, on trade in goods.

“The result of the deal is that the European Union retains all of its current advantages in trading, particularly with goods, and the U.K. loses all of its current advantages in the trade for services,” said Tom Kibasi, the former director of the Institute for Public Policy Research, a research institute. “The outcome of this trade negotiation is precisely what happens with most trade deals: The larger party gets what it wants and the smaller party rolls over.” Quelle: https://www.nytimes.com/2020/12/25/worl ... union.html
Auch wenn man dazu unterschiedlicher Ansicht sein kann, beschreibt es doch recht nachvollziehbar Teile des Ergebnisses. Ich hoffe, dass es nicht so übel für die Briten ausgehen wird, wie ich befürchte.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Troh.Klaus »

Dieter Winter hat geschrieben:(26 Dec 2020, 13:25)
Ja, das ist voll gemein. Oder die Nummer mit den Sturmgewehren. Den gelöschten Handy Daten der Ex Verteidigungsministerin. Die Nummer mit der Nordbank des SPD Kanzlerkanditaten. Usw, usf. Der blöde Wähler kapierts einfach nicht, dass da Genies am Werk sind.
Ja, der blöde Wähler.
Andererseits, wenn unsere Abgeordneten auf allen Ebenen ja doch nur ahnungslose Abnicker sind, könnten wir uns doch eigentlich die ganzen Parlamente sparen, samt dem Aufwand der Wahlen. Dann lassen wir eben die Dinge von einer Handvoll Experten entscheiden. Wozu noch ein Abnickverein?
Seriös geht anders.
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