Das mag durchaus sein. Aber der Erfolg der westlichen Demokratien in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ist nunmal eng verbunden mit der Erzählung von Wachstum und Wohlstand in Abgrenzung zum Staatensystem des Staatssozialismus. Und diese Erzählung greift nun einmal nicht mehr gegenüber der chinesischen Variante einer kommunistischen Zukunft. Die westlichen Demokratien waren bei den Menschen beliebt, weil es dort nicht nur Pressefreiheit und Parlamentarismus gab sondern vor allem auch Autos und Fernsehapparate. Diese Segnungen werden im kommunistischen China vermutlich schon in kürzester Zeit auch für die verfügbar sein, die noch vor einigen Dekaden zu den Hungernden zählten. Wenn dieser Westen Demokratie als attraktiv verkaufen will, muss er sich im Systemwettbewerb mit dem Kommunismus zu dieser Wohlstands-und-Wachstums-Erzählung zumindest zusätzlich noch irgendeine andere Erzählung einfallen lassen. Die geglückte Landung eines automatischen Systems auf der Mondrückseite war möglicherweise erst der Anfang.Tom Bombadil hat geschrieben:(29 Sep 2020, 11:43)
Wenn ich mir solche Dinger wie "Extinction Rebellion" und die vielen anderen Vereinigungen linksdraußen so angucke, die sich in "Wachstums- und Wohlstandskritik" ergehen und die einen "system change" haben wollen, dann erkenne ich da rein gar nichts in Sachen "Demokratiesicherung", sondern das Gegenteil ist der Fall. Supermacht wird man so auch nicht, höchstens "failed state".
Für mich persönlich jedenfalls ist Konsum- und Wachstumskritik gleichzeitig auch immer Systemkritik am chinesischen Gesellschaftsmodell und umgekehrt.