#34078 Beitragvon Meruem » 2020-12-14, 17:34
- franzmannzini hat geschrieben:
(14 Dec 2020, 17:08)
- Was soll daran kompliziert sein. Es wurde einfach nur nichts unternommen, man hat laufen lassen.
Politisches Dampfgeplauder und scheinbar noch ein Beweis dafür, daß man "die Alten" nicht schützen kann.
Jahre lang war es allen Scheißegal was sich in Pflegeheimen abspielt, auch Tote durch schlechte Pflege wurden in Kauf genommen,
aber zu Corona-Zeiten wird der Aufstand der Anständigen geprobt und ein alter Mensch der an Corona gestorben ist, wird hier
wie eine Monstranz vor sich hergetragen.
Und wenn ich es irgendwie realisieren kann, dann werden meine Eltern nicht in solchen Pflegeheimen landen.
Naja die Mängel in den Pflegeheimen ( ich spreche hier aus Erfahrung) waren schon vor Corona für all jene die sich tiefgehend mit der Materie befassten offensichtlich ( dabei rede ich hier nicht mal vordergründig von der schlechten Bezahlung der Beschäftigten in der Pflege oder dem Personalmangel, der überbordenden Bürokratie was ja alles miteinander zusammenhängt) sondern ganz generell ist die Ökonomisierung und der pernsnte Zeitdruck ( Stichwort Minutenpflege) äußerst problematisch es hat was von reiner mechanischer Abfertigung der zu Betreuenden und nicht mehr mit dem Begriff "Pflege' im weitesten Sinne zu tun in vielen Seniorenheimen und Altenpflegeeinrichtungen.
Wir müssen uns aber auch klar machen, daß bessere Pflege nicht durch Einfordern des guten Willens der Pflegekräfte zu haben ist, sondern genau durch Drehen an der Stellschraube "Minutenpflege". Was ja daneben gelingt, das ist die Zuwendung, die eine engagierte Pflegekraft für einen pflegebedürftigen alten Menschen aufbringen kann. Das ist aber gleichbedeutend mit mehr Pflegekräften und attraktiven Arbeitsbedingungen und wohlverdientem Einkommen.
Ich fürchte, daß unsere heutige Gemeinschaft diese Solidarleistung nicht auf die Reihe bringen wird. Dann müßte der Pflegebeitrag in Bereiche angehoben werden (verdoppelt, verdreifacht?), die der arbeitenden Generation noch mehr aus der Lohntüte nimmt. Kurzum: Man wird die Dummen suchen, die den Spaß bezahlen sollen. Ein alleinstehender Arbeitnehmer ist mit Steuern und Abgaben schon bis zur Bruchgrenze 50% belastet. Dort, wo mehr Menschen an einem Einkommen hängen, sind die Lasten geringer, weil andernfalls das Arbeiten gegen Geld keine Freude mehr macht.
Was vielleicht noch geht, das wäre die tätige Beteiligung von Angehörigen in der Pflege. Aber dann muß das Pflegeheim in erträglicher Entfernung von der Wohnung liegen, oder die Wohnverhältnisse geben häusliche Pflege her, mit Pflegedienst, um die Kinder (die tun das ja in solchen Fällen meist) davon wenigstens zum Teil zu entlasten. Damit habe ich Erfahrung. Das geht, aber das Leben zu Hause kreist dann unablässig um die Pflegebedürftigkeit. Also ein ganz erheblicher Verlust an persönlicher Freiheit, zu Hause oder im Pflegeheim zur Entlastung der Pflegekräfte.
Ich habe beide bei meinen Schwiegereltern beide Abschnitte begleitet; ich war noch berufstätig, meine Frau hatte diese Pappnase fast 15 Jahre lang auf. Sie hat sich mit der Pflege ihrer hochbetagten Eltern einen Platz im Himmel verdient. Das Pflegeheim war die letzte Rettung, als meine Frau anfing, ihrerseits schlapp zu machen. Meine Wahrnehmung: Das geht mit Beteiligung der Angehörigen und Ortswechsel der zu Pflegenden, was für einen alten Menschen nach 75 Jahren im alten Kiez mit sehr großem Schmerz verbunden ist. Aber auch die pflegenden Angehörigen bringen ein erhebliches Opfer, damit es den Alten in der Pflege an nichts fehlt... nicht nur satt und sauber, sondern auch zeitaufwändige Zuwendung.
In unserem Fall konnten meine Frau und ich von meinem Einkommen gut leben, wir hatten unser Häuschen, wir fanden für die Schwiegereltern eine kleine Wohnung in 500 m Entfernung, in der sie noch 10 Jahre "eigenständig" lebten. Danach noch nacheinander im Pflegeheim. Im 95. Lebensjahr ging dann zeitlich nacheinander das Lebenslicht aus.
Wie soll aber eine solche Pflege mit Kräften geleistet werden, die von dieser Arbeit leben müssen? Wer stellt die Pflegeheime hin und hält sie in guten Stand? Wer sorgt dafür, daß die Kost altengerecht bereitet wird, und daß sie dann auch wirklich ihre Portion zu sich nehmen; daß sie die verordnete Menge trinken... usw usf. Daß dazu unsere Altersrenten keinesfalls ausreichen, das hat schon vor vielen Jahren zur Einführung der Pflegeversicherung geführt. Aber irgendwann ist dann auch Schluß mit dem Abgaben auf das erzielte Einkommen.
Mit anderen Worten: Schlechte Verhältnisse in der Pflege sind rasch beklagt. Aber ein Weihnachtsmann, der dafür aufkommt, daß sich diese Verhältnisse bessern, der ist nicht in Sicht. Oder wissen Sie einen Weg, den unsere Gesellschaft gehen könnte, der uns diese Pflegearbeit leichter macht?