roli hat geschrieben:(08 Dec 2020, 10:17)
wie fast immer kann ich Ihnen zu fast 100% zustimmen.
Allerdings, wenn ich durch mein Dörfchen (naj ja, ist schon etwas grösser) spazieren gehe, dann kann ich die Anzahl der Häuser mit Solarzellen fast an meinen Händen abzählen. Hier ist wohl einiges noch nicht so ganz im richtigen Lot.
Ich wohne auch auf dem Land. Ca. 1,5 km allein ausserhalb eines Dörfchens im Chiemgau, das etwa 1000 Einwohner hat. Die Dichte
der PV-Dachanlagen ist sehr hoch, ca. 35-40%. Der Bürgermeister lobte jedenfalls, daß man zur Spitzengruppe im Lankreis bei Sonnenstromanlagen gehöre.
Der Landkreis selbst hat generell scchon eine recht hohe Dichte an PV-Dachanlagen. Auf kommunalen und privaten Immobilien.
Die Problematik war und ist (etwa Stand 2013/2014), das die Stromeinspeisung in den Sommermonaten, in denen die PV-Anlagen Strom im gar nicht benötigten Überfluß produzier(t)en, milde formuliert, die Steuerung der Stromnetze vor grenzwertige Probleme stellte und stellt, die Netzausfälle/Zusammenbrüche gerade noch so verhindert werden konnten bzw. können.
So weit so gut.
Was aber machte meine Gemeinde? - Sie errichtete auf ein Brachfläche ca. 1,5 km ausserhalb des Ortes eine große PV-Bodenanlage.
Eigentlich nicht förderfähig nach den EEG-Richtlinien, die nur Anlagen auf sog. Konversionsflächen mit dem schon erwähntem staatlichen und satten Garantiezinsertrag (und Gewerbesteuereinnahmen) über zwanzig Jaahre belohnen und (sehr) rentabel machen.
Aber man war trickreich. Zusammen mit der Regierung von Obb. fummelte man eine Förderwürdigkeit mit der Begründung hin, dass das in Frage kommmende, ehemalige Kiesausbeutungsgelände sein schwerst zerstörtes Landschaftsbild auf unabsehbare Zeit auf einer Fläche von ca. 18 Hektar haben würde. Somit irgendwie doch so eine Art Konversionsfläche sei. Und damit förderfähig nach EEG. Die Pläne und Gutchten ließ man sich von einem östereeichischen Ingenieurbüro erstellen.
Bayern verschärfte sogar 2011 nochmals die Konversionskriterien, vor allem auch deshalb, weil gerade der Schwund und irreversible Entzug landwirtschaftlicher Nutzflächen in Bayern erschreckend massiv ist. In den letzten 30 Jahren etwa eine Fläche von der Größe des Regierungsbezirks Niederbayern an landwirtschaftlicher Nutzfläche, die für immer verlorenging.
Konversionsflächen sind ausdrücklich keine, wenn sie ohne größere (unverhätnismäßig teure und aufwendige) Maßnahmen in ihren ursprünglichen Nutzungszustand zurückverwandelt werden können. Wie hier eben eine mit inerten Materialien wieder aufgefüllte Kiesgrubenfläche mit dem zwischengelagerten Humus ohne besonderen Aufwand wieder zu einer normal nutzbaren Wiesen- oder Ackerfläche planiert werden kann. Landwirtschaftlich nutzbare Flächen, die nur als solche genutzt wurden oder werden, ohne zwischenzeitliche andere Nutzung wie Kiesausbeutung beispielsweise, sind grundsätzlich nicht förderungswürdig nach EEG, wenn man darauf eine PV-BODENanlage bauen würde.
Im angesprochenem Fall der PV-Anlage meines Dorfes war etwa die eine Hälfte der PV-Bodenfläch immer nur landwirtschaftlich benutzter Weisengrund und etwa die andere Hälfte eine renaturierte Wiesenfläche, die VOR dem Bau bereits 6 Jahre wieder als normlae Wiese genutzt wurde, vom Eigentümer an einen örtlichen Landwirt für diese landwirtschaftliche Nutzung verpachtet wurde. Fotos, die aus anderen Gründen über diese lanwirtschaftliche Nutzung über mehrere Jahre zufällig auch noch Beweise lieferten, dass diese besagte Fläche weder ein schwer zerstörtes Lanschaftsbild aufweise, sondern eben eine ganz normale Wiese sei, gab es auch. Solche Fächen sind nach den gesetzlich vorgeschriebenen Bedingungen, wenn sie wieder für den ursprünglichen Nutzungszweck genutzt wurden, generell wieder landwirtschaftliche Nutzflächen, die zwingend NICHT förderfähig sind.
Der Teil der heutigen PV-Bodenanlagenfläche, der aufgrund seines fast verfüllten und schlampigen Zustandes (ca. 2Hektar) für unabsehbar schwerst zerstört im Landschaftsbild erkärt wurde, hatte dies nur den rostigen, alten Baumaschinen und diversen
Schotter- und Kieshalden des örtlichen (alteingesessenen) Tiefbauunternehmens zu verdanken, das diese Fläche zwar längst hätte renarurieren müssen und können, aber eben im stillem Einverständnis mit dem Grundstückseigentümer die Fläche für Maschinenschrott und die Kleinproduktions von Pflastersplitt, Kieselsteinen usw. nutzte. Kurzum die Fläche mit einem kleinen, unverfüllten Loch bewusst als nicht undedingt schöne Naturerscheinung am Laufen hielt. Die Möglichkeit immer realistischer werdender Gewinnaussicht für den Grundstückseigentümer durch eine künftige PV-Bodenanlage machtenm es dem Tiefbauunternehmen auch nicht besonders schwer, sich um die längst fällige Renaturierung als landwirtschaftliche Nuzfläche herumzudrücken. Behördlicherseite hatte das Unternehmenn dank jahrzehntelanger Beziehungen ohnehin Welpenschutz.
Das gesamte Areal, in dem angeblich das Landschaftsbild auf unabsehbare Zeit laut persönlicher Augenscheinahme der zuständigen Behördenfachfrau der Reg. von Obb. schwerstens zerstört sei, bestand lediglich aus ca. 2 Hektar bewusst nicht renaturierter Kiesgrubenfläche und und zur andereren Hälfte aus Wiesengrund, der nie anders genutzt wurde.
Darauf baute man dann die förderfähige PV-Bodenanlage, die erst nach massiven Protesten der örtlichen Bevölkerung vom ursprünglichen auf ein paar wenige finanzkräftige Investoren beschränktem Geldanlageobjekt in eine sog. Bürgeranlage verwandelt wurde, die auch weniger Betuchten eine Beteiligung an dem staatlich garantierten Gewinn über 20 Jahre ab 1000 EUR
Zeichnungsgröße ermöglichte.
Der "grüne" Bürgermeister des Ortes hatte doch etwas Druck bekommen und dann kalte Füße, weil er zunächst das Modell des finanzierenden Geldinstituts, einer regionalen Sparkasse, verteidigt hatte, die für ein paar wenige, dafür besonders finanzkräftige besondere Kunden der Bank dieses Renditeobjekt vorsah.
Das gesamte Areal aller ehemaligen Kiesausbeutungsflächen, das die Regierung von Obb. mit einer Größe als im Landschaftsbild unwiderbringlich schwerst zerstört bezeichnete, hat im Umfang tatsächlich ca. 18 Hektar.
So blind kann man eigentlich nicht sein, möchte man meinen. Doch, man kann.
Auch wenn der weitaus größte Anteil jener Kiesausbeutungsflächen teils schon Jahrzehnte zurückliegt, allesamt unstrittig seit langem wieder landwirtschaftliche Nutzflächen sind! - Ein Teil davon (ca. 5 Hektar) ist sogar als besonders schützenswertes Biotop eingestuft.
Ein besonderes Areal, das Anfang der 90-er Jahre als ehemalige Kreismülldeponie und erwiesenermaßen als Schwarzbau betrieben, vom Landkreis beutzt und verfüllt wurde, weil man die damaligen Auflagen zwingender Sohleabdichtung (1977 Vorschrift der Reg. von Obb.) der Sohleabdichtung nicht befolgte und damit ohne rechtlich gültige Genehmigung den Müll einfach so verfüllte. Was aufgrund der kiesigen, besonders versickerungsfreundlichen, Bodenbedingungen zu einer schwerwiegenden Verschmutzung des Grundwassers führte. Und nicht klar war, wo und welche Grundwasservorkommen - vor allem umliegender Nachbargemeinden -davon betroffen sind oder später sein könnten.
Die sofortige Sanierung war daher zwingend. Dafür wollte man die ebenerdige, nach unten suppende, Deponie durch weitere Verfüllung zu einem etwa 16-20m hohen Müllhügel über vier Jahre "vorbereiten", um dann gegen Regenwasser abzudichten.
Dieser schlaue Sanierungskonzept eines Dr. Ing.-Büros aus Essen, der damals als Deponiesanierungspapst galt, war allerdings so hirnrissig, dass es sogar durch die verstandesbegabten Laieneinsprüche der Bürger so nachhaltig zerlegt werden konnte, bis sich Landrat und Justitiar kleinlaut verkrümelten und das Vorhaben begruben. Ihnen war wohl auch klar geworden, das vier Jahre weiterer Regenwassereintrag die Auswaschung von Müllgiften ins Grundwasser nicht unbedingt reduzieren würde...
Kurzgesagt musste dieser Teilbereich Anfang der 1990-er Jahre damals für satte 14,5 Mio. DM komplett saniert werden. Mit einem schnell aufzuschüttenden ca. 6 m hohen Erdhügel, der gegen Eindringen von Rgenwasserzu sofort!! zu schützen war. Ebenso mit Sprundwänden zur seitlichen Abdichtung und einer sehr aufwendigen, aber notwendigen Oberflächenentwässerung und einer Entgasungsanlage für die Entsorgung der Müllgase.
Und einem nebenstehend extra gebauten Haus in Einfamiliengröße, ausgestattet mit einer Hochtemperturfackelanlage mit mind. 800°C, um die Müllgase dioxinsicher abbrennen zu können (nach dem damaligen Stand der Technik).
Müllgase sind aufgrund ihres hohes Metananteils bei einer Sauerstoffzufuhr von 6%+ selbstexplodierend. Deshalb bekam die Entgasungsanlage auch ein automatisches Wanrmeldesystem, das den Sauerstoffgehalt in den Entgasungsleitungen ständig prüfte und bei ca. 3% (kritischer) Sauerstoffanreicherung mit einer Glocke warnend im 30 km entfernten LRA bimmelte. ringring
Die Fackel brannte aber nur ca. 1,5 Jahre, dann erlosch sie. Der angenommene Gasaustrag war wesentlich geringer wie ursprünglich angenommen und nur sehr kurzzeitig. Vermutlich deshalb, weil die sichere und schnelle Abdichtung den Deponiekörper trocken legte und dieser durch fehlende Feuchtigkeit kaum noch nennenswerte Gase ausbilden konnte.
Da man ausserdem die gesamte ehemalige Deponiefläche sehr sachkundig für ein künftiges, gefälliges, Landschaftsbild

mit speziellen flachwurzelnden Sträuchern und Kleinbäumen usw. versah, die die wiesenartige, geotextilarmierte Abdichtungsschicht der Oberfläche nicht zerstört und damit undicht machen würde, wuchs all das dank kluger Bürgerforderungen über Jahre zu dem vorbildlichen Sanierungsobjekt heran, das es nun schon viele Jahre ist:
Eine fast schon idyllische Hügellandschaft mit üppigen Sträuchern, kleinen Bäumen und Spazierpfaden, die regelmäßig und gerne genutzt werden. Von Hundebesitzern oder einfach zum Spazierengehen oder Seelebaumeln in schöner Natur. Kurzum, das Siegel Biotop ist mehr als berechtigt, auch weil dieses Areal mittlerweile auch Lebens- und Zufluchtsraum für diverse wiedergekommene Wildtiere/Vögel geworden ist.
Achja, der CSU-Lankreis als jetziger Eigentümer wollte tatsächlich darauf eine PV-Bodenanlage errichten. Ging aber in die Hosen.
Bürgemeister und Gemeinderat verweigerten dieses Nutzungsbegehren. Vermutlich aber nicht, weil man das grundsätzlich für eine nicht so gute grüne Idee hielt, sondern nur ordentlich Schiß davor hatte, der Dorfbevölkerung das einstmals so hart erkämpfte und mittlerweile ans Herz gewachsene Naherholungsfleckerl kaputt zu machen.
Warum beschreibe ich das so ausführlich, könnte man fragen? - Weil es symptomatisch ist für eine grüne Energiepolitik, die für ideologisch überfrachtetes Wunschdenken steht, das in der Praxis jeden Irrweg geht und nicht erkennen will, daß der Wille allein oftmals genau das Gegenteil dessen in der Praxis ergibt als man wollte. Sprich die Umsetzung der Wunschträume in der Realität eher seltsame Kapriolen schlagen, vor denen man lieber die Augen verschließt.
Der Bürgermeister sagte mir damals, als ich mit ihm den Sinn und Nutzen der PV-Bodenanlage diskutierte (2013), in spätestens zwei bis drei Jahren werde das Energiespeicherungsproblem von PV-Strom gelöst sein durch Metangasspeicher in der Erde.
Ich dachte mir nur, ausgerechnet Metangas und erinnerte mich an die Deponiesanierung und die Explosionsgefahr von Metan, wenn durch Undichtigkeiten Aussenluft eindringt und das Metan mit genügend Sauerstoff angereichert wird... Bumm...
Ganz abgesehen davon, dass er hier etwas herbeiredete, das nicht im entferntesten als technisch machbare Speichertechnik in großem Umfang serienreif war... und vor allem, ob das generell ein zukunftsfähiges, langjährig tragfähiges und sinnvolles Energiespeicherkonzept darstellt?
Jenem Bürgermeister hatte ich 2008, soweit ich das mit meiner entgeltlosen Fachexpertise konnte, sogar mit ins Amt gegen den CSU-Kandidaten geholfen. Bereue es auch nicht, auch wenn ich ihn heute als politisch unfähig und realitätsfernen, grünen Utopien nachlaufenden,politischen Klientelpolitiker ansehe. Der einfach zu gerne die Realität mit Wunschdenken verwechselt und sich weigert, in selbstreflektierender Haltung seine Energiepoitik auch einer kritischen Bewertung zu unterziehen, die auch Irrtümer eingesteht. Daß man sich auf einem äusserst fragwürdigen, ideologischen "mit dem Kopf durch die Wand-Kurs" befindet, der alles ausblendet und anfeindet, das nicht grün genug riecht.
********************************************************************************************************************************
Für alle Schnellleser, die sich meinen ganzen Sermon nicht antun wollen, hier eine Kurzfassung:
*********************************************************************************************************************************
Das EEG-Föerdergestz war sowieso von Anfang an ein reiner energiepolitischer Rohrkrepierer von Rot-Grün unter Schröder/Fischer, der nur als renditesicheres Anlageinstrument taugte.
Eine zwingende und sinngebebende Koppelung, die diese satte Gewinnmaschnine mit dem Einbau von modernen Heizungsanlagen wie Erdwärme (in der Fläche oder tiefengebohrt), CO2-ärmeren Gasheizungen etc. nie vorsah, musste zwangsweise als reine Geldvermehrungsanlage enden, die nur Habenden und deren sicherer Geldvermehrung dient.
Wie sagte mein örtlicher Solarunternehmer gerne bei mehreren Bierchen: Klatsch dir deine Solaranlage auf's Dach. Mit dem Geld kannst du dir nicht nur das Geld für deine Ölheizung locker hereinholen, sondern auch noch einen Urlaub in Afrika. Er war einfach goldig, ein richtig rühriger green undertaker, der die Sache eben ganz "nüchtern" so sah, wie sie eben ist.
