Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von DarkLightbringer »

Stoner hat geschrieben:(05 Dec 2020, 10:31)

Das wäre mal eine These, die diskutiert werden könnte.
Unbedingt, zumal es auch die Gegenposition von Henryk Broder gibt. Leider sind die Geschützfeuer beider Herren hinter einem antiprekären Schutzwall verborgen.
Somit muss die Frontberichterstattung wohl vorzugsweise auf Sekundärliteratur zurückgreifen.
Den Vorwurf der Langeweile solcher Alibi-Kultursendungen für die Lieschens und Hänschens und zur Absicherung der eigenen Daseinsberechtigung teile ich, deshalb schaue ich seit Jahren nicht mehr. Dass sie nun die Langeweile angesichts Frau Eckharts Einladung entdeckt und durch eine sexualisierte Kritik begründet? So viel zum eigenen Niveau.
Mir ergeht es eher umgekehrt, das LQ und Thea Dorn erlangen neue Aufmerksamkeit. Wobei das eigentliche Konfliktthema ja übergreifend ist und die Themenfelder Literaturskandal und Cancel Culture umfasst. Kulturwelt und Feuilletons sind zur Disputatio berufen.
Lisa Eckhart hat in einer Talkshow dazu gesagt, ihr ginge es da wie dem Hofer Andreas mit seinen Feinden: Ach, wie schießt ihr schlecht!
Kanonierin Schmidt schießt wohl schlecht, dafür aber entschlossen.
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von DarkLightbringer »

Zunder hat geschrieben:(05 Dec 2020, 11:18)

In ihrer antisemitischen "Me-too"-Nummer erklärt Lisa Eckhart die Juden tatsächlich zu Unantastbaren. Einfach mal anschauen, dann weiß man auch, worum es geht. Daß man die Juden angeblich nicht kritisieren darf, gehört zu den üblichen antisemitischen Klischees. Sie dürfen sich alles erlauben, glaubt der Judenhasser, auch "unsere" Weiber aufgreifen. In der Realität werden aber Juden genauso angeklagt und verurteilt wie jeder andere auch.
Die vermeintliche Pointe ist demnach gar keine, sondern eine Lüge. Deswegen ist die vorgebliche Satire auch nichts anderes als Hetze. Dafür bekommt Lisa Eckhart Beifall. Von der richtigen, also antisemitischen Seite.
Bei der Pointe in der Bühnennummer von 2018, in der es um diese Me Too-Sache ging, wurden nicht Stereotypen manifestiert, sondern im Kontext gebrochen. Ist ein bißchen kompliziert.

Knut Cordsen scheint etwas verstanden zu haben:
Die Dämonisierung der Autorin ("Omama") und Kabarettistin nimmt mittlerweile derart groteske Züge an, dass Lisa Eckhart sich in ihrer eigenen Masterarbeit in Germanistik wähnen muss. Deren Thema war die Figur des Teufels in der Literatur.
https://www.br.de/kultur/lisa-eckhart-d ... f-100.html
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von Stoner »

DarkLightbringer hat geschrieben:(05 Dec 2020, 11:24)

Unbedingt, zumal es auch die Gegenposition von Henryk Broder gibt. Leider sind die Geschützfeuer beider Herren hinter einem antiprekären Schutzwall verborgen.
Somit muss die Frontberichterstattung wohl vorzugsweise auf Sekundärliteratur zurückgreifen.
Wenn ich mich Billers Diktum - also rein kulturbezogen - anschließen würde, dann aus anderen Gründen. Matthes Haltung zu Minka Pradelskis Roman rief mir das wieder in Erinnerung.

DarkLightbringer hat geschrieben:(05 Dec 2020, 11:24)
Mir ergeht es eher umgekehrt, das LQ und Thea Dorn erlangen neue Aufmerksamkeit. Wobei das eigentliche Konfliktthema ja übergreifend ist und die Themenfelder Literaturskandal und Cancel Culture umfasst. Kulturwelt und Feuilletons sind zur Disputatio berufen.
Einerseits schon - nur gehöre ich zu denen, die eigentlich genau diese Debatte nicht auch noch in einem Literaturmagazin führen wollen. Alle Kulturberichterstattung ist inzwischen dominiert von irgendwelchen Sorgen und Nöten um Quoten und Korrektheit; keiner braucht sich mehr mit dem, was geschrieben, gesungen, gemalt usw. wurde, zu befassen, es auch nicht verstehen, sondern nur noch moralisch beurteilen können. Wer könnte das nicht? Schon die Pfaffen wussten immer, was unmoralisch ist in der Kunst.

Wenn George Steiner sich vor gut 30 Jahren gegen die Kultur des sekundären Geschwätzes (er sagte: Diskurses) wandte, dann kann man heute froh sein, wenn dieses Sekundäre nicht schon vom Tertiären oder Quartären abgelöst wurde. Thea Dorn sollte versuchen, die Eckhart als feste Größe zu etablieren, die hat literarischen Biss, im Gegensatz zu Frau Schmidt, die nur stutigen Biss an den Tag legt. Dass nur Männer auf aufreizende Kleidung reagieren, ist angeblich ein Cliché (die verlinkte Studie habe ich nicht gelesen).
DarkLightbringer hat geschrieben:(05 Dec 2020, 11:24)
Kanonierin Schmidt schießt wohl schlecht, dafür aber entschlossen.
Ja, wie alle, die zu schießen versuchen. Das handhabt jeder so, wie er kann. Auch in der Bildung ist ja die Entfaltung der Persönlichkeit ein wichtiges Ziel, und jede(r) entfaltet sich nach seinen Möglichkeiten. Die eine schaffts halt dabei in Stutenbranche, der andere ins Maler- und Anstreichergeschäft mit Spezialrichtung An- und Verbräunungsanstriche. Jeder halt, wie er kann und muss.
Zuletzt geändert von Stoner am Sa 5. Dez 2020, 16:40, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von Sören74 »

Mal eine Monumenterstürmung von der anderen Seiten. "auf direkte Anordnung von QAnon und Präsident Trump"

https://www.gmx.net/magazine/panorama/t ... n-35326988
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von DarkLightbringer »

Sören74 hat geschrieben:(05 Dec 2020, 16:28)

Mal eine Monumenterstürmung von der anderen Seiten. "auf direkte Anordnung von QAnon und Präsident Trump"

https://www.gmx.net/magazine/panorama/t ... n-35326988
Die bizarre Gruppe kritisiert damit Aliens aus Mexiko oder dem Weltall.

Die Bilderstürmerei von links oder rechts kann ja heiter werden.
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von Zunder »

DarkLightbringer hat geschrieben:(05 Dec 2020, 11:44)

Bei der Pointe in der Bühnennummer von 2018, in der es um diese Me Too-Sache ging, wurden nicht Stereotypen manifestiert, sondern im Kontext gebrochen. Ist ein bißchen kompliziert.
Gebrochen würde da leider gar nichts. Falls sie sich an Ironie versucht haben sollte, worauf definitiv nichts hinweist, ist ihr das gründlich mißlungen. Sie wurde wohl nicht versehentlich wegen mangelnder Begabung von keiner Schauspielschule aufgenommen.

Noch die dümmsten antisemitischen und rassistischen Stereotype witzig zu finden, hat im deutschen Sprachraum durchaus Tradition.
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von DarkLightbringer »

Zunder hat geschrieben:(05 Dec 2020, 16:57)

Gebrochen würde da leider gar nichts. Falls sie sich an Ironie versucht haben sollte, worauf definitiv nichts hinweist, ist ihr das gründlich mißlungen. Sie wurde wohl nicht versehentlich wegen mangelnder Begabung von keiner Schauspielschule aufgenommen.
Sie ist ja eher Literatin als Schauspielerin. Sie sagt ja selbst, wenn sie gleich ein Buch geschrieben hätte, hätte das keinen Verlag interessiert. Der Umweg über ein satirisches Bühnenprogramm kam insofern gelegen.
Immerhin malt sie nicht. ;)
Noch die dümmsten antisemitischen und rassistischen Stereotype witzig zu finden, hat im deutschen Sprachraum durchaus Tradition.
Glaube, als Germanistin mit Master-Abschluß versteht sie ihre Texte sehr wohl, das spezifische Publikum eher auch. Die grotesken Interpretationen kommen ja von außen, teils von Fachfremden.

So ist das Skandalon ein Politicum im Kontext des entbrannten Kulturkampfes und im Kern die Machtfrage, welche Sekte in der Deutungshoheit die Führung übernimmt.
Die Mitte zwischen den Extremen ist dabei das entscheidende Hindernis, denn diese Mitte ist Garant des Pluralismus.
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von DarkLightbringer »

Jetzt fehlt nur noch Dieter Nuhr, resümiert der "Tagesspiegel", der sich im Kulturgefecht deutlich positioniert.

Auch hier ist der Tenor, das Format sei grundsätzlich überflüssig (natürlich nicht wegen einer Kontaktschuld, sondern wegen des zu beschwörenden Geistes von Reich-Ranicki, selbstverständlich).
Die "Turnlehrerin" (SZ) Thea Dorn wird derzeit noch kaum direkt angegriffen, dafür hier nun das ZDF, welches eine Provokation im Schilde geführt habe.

Und selbstverständlich wird Biller ausführlich zitiert, der Eckhart mit einer "sehr, sehr blonden HJ-Frisur" identifiziert.

Wir sehen schon, es geht rund im deutschen Feuilleton. Die Winteroffensive ist in vollem Gange.

Die Widerstandsnester rund um Fleischhauer und Don Alfonso werden sich wohl bald mit Beiträgen zum Scharmützel melden.

Referenz-Quelle: https://www.tagesspiegel.de/kultur/huch ... 88948.html
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von Sören74 »

Interessant fand ich auch, dass sich Leute aufregten, was Lisa Eckhart in einer Literatursendung zu suchen hätte, aber selbige Frage nicht bei den anderen beiden Gästen, der Tennisspielerin Andrea Petkovic und Schauspieler Ulrich Matthes, stellten.
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von Fliege »

DarkLightbringer hat geschrieben:(05 Dec 2020, 17:34)

Wir sehen schon, es geht rund im deutschen Feuilleton. Die Winteroffensive ist in vollem Gange.
Ich verstehe Zeitgenossen, die zum Jahreswechsel über ihr Zeitungsabonnement (so sie noch eines haben) raisonnieren.
"Unsere Erde ist vielleicht ein Weibchen." – "Da der Mensch toll werden kann, so sehe ich nicht ein, warum es ein Weltsystem nicht auch werden kann" (Georg Christoph Lichtenberg).
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von DarkLightbringer »

Fliege hat geschrieben:(05 Dec 2020, 17:45)

Ich verstehe Zeitgenossen, die zum Jahreswechsel über ihr Zeitungsabonnement (so sie noch eines haben) raisonnieren.
Es gibt ja zwei Fronten im Feuilleton, nicht nur eine.

Und dann gibt es noch sowas wie den "Spiegel", der offenbar eine gewisse Distanz zu jeder Front hält.
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von Zunder »

Ein Kulturkampf findet in Köpfen statt, die Pogrome und Hexenverfolgungen halluzinieren und eine Cancel-Culture als bewiesen ansehen, wenn die vermeintlich Gecancelte regelmäßig in öffentlich-rechtlichen Unterhaltungssendungen auftritt und ihr Debütroman in der Spiegel-Bestsellerliste landet.
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von DarkLightbringer »

Einen Überraschungscoup landet die "taz", von der man ja wahrlich Erwartbares erwarten würde.

Die Kritik ist eher gemäßigt, gleichwohl die Eckhart von "Body Positivity" (einer aus der "Fat Acceptance Movement" entwickelten Bewegung) weit entfernt sei.

Aber, einen "Nazi-Look" habe sie ganz und gar nicht getragen, wie Redakteur René Hamann befindet, zuständig für die Rubrik "Die Wahrheit".

Referenz: https://taz.de/Kabarettistin-im-Literar ... /!5736749/
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von Fliege »

DarkLightbringer hat geschrieben:(05 Dec 2020, 17:58)

Es gibt ja zwei Fronten im Feuilleton, nicht nur eine.

Und dann gibt es noch sowas wie den "Spiegel", der offenbar eine gewisse Distanz zu jeder Front hält.
Wer möchte schon in einen Kindergartenstreit hinein gezogen werden und dafür auch noch Geld abdrücken?
"Unsere Erde ist vielleicht ein Weibchen." – "Da der Mensch toll werden kann, so sehe ich nicht ein, warum es ein Weltsystem nicht auch werden kann" (Georg Christoph Lichtenberg).
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von DarkLightbringer »

Zunder hat geschrieben:(05 Dec 2020, 18:01)

Ein Kulturkampf findet in Köpfen statt, die Pogrome und Hexenverfolgungen halluzinieren und eine Cancel-Culture als bewiesen ansehen, wenn die vermeintlich Gecancelte regelmäßig in öffentlich-rechtlichen Unterhaltungssendungen auftritt und ihr Debütroman in der Spiegel-Bestsellerliste landet.
Dieter Nuhr hält sich auch noch und von marokkanischen Verhältnissen sind wir weit entfernt, wie im Prinzip selbst Gunnar Kaiser einräumt.

Die Kommunikationsstrategie, wonach es nichts zu sehen gäbe, ist aber von den Rechtspopulisten kopiert, oder?
Ob die Feuilletons einen nicht vorhandenen Gegenstand behandeln, sei mal dahingestellt.
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von DarkLightbringer »

Fliege hat geschrieben:(05 Dec 2020, 18:18)

Wer möchte schon in einen Kindergartenstreit hinein gezogen werden und dafür auch noch Geld abdrücken?
Die "Stuttgarter Zeitung" - nun ja, vielleicht nicht unbedingt die bedeutendste Feuilleton-Größe - gewinnt diesem Kindergartenstreit etwas Originelles ab:
Es mag nun etwas mutwillig klingen, aber im „Literarischen Quartett“ spielt Lisa Eckhart am ehesten den Part, den früher der Bad Boy Maxim Biller übernommen hatte. Spitzzüngig kalkuliert und ziemlich pointenverliebt argumentiert sie wacker gegen allzu friedliche Konsensbereitschaft. Wenig überraschend hat sie sich Michel Houellebecq ausgesucht.
https://www.stuttgarter-zeitung.de/inha ... 753b6.html

Demnach wurde aus einem Bad Boy ein Bad Girl, so einfach ist das.

In der Tat war Biller mal bissig. Das Wortgedresche um eine vorgebliche "HJ-Frisur" - die "taz" korrigiert, dass es eigentlich eine BDM-Frisur sein müsste - wirkt indes ebenso hilflos wie kitschig.
Wer laut bellt, beißt nicht.
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von franzmannzini »

Nun ist das Buchstabier-Alphabet dran:
https://www.n-tv.de/panorama/Buchstabie ... 16903.html
D wie Dora, N wie Nordpol: Wer heute diese Buchstaben mithilfe der deutschen Buchstabiertafel angibt,
dürfte sich kaum darüber bewusst sein - aber dass gerade diese Wörter genutzt werden,
ist ein Erbe des Nationalsozialismus. Und das soll nun 75 Jahre nach Kriegsende aufgearbeitet werden.
So geht Aufarbeitung.
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von Tom Bombadil »

Wie schreibt hier Ammianus immer? Meschugge ist Trumpf.
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von naddy »

franzmannzini hat geschrieben:(05 Dec 2020, 20:59)

Nun ist das Buchstabier-Alphabet dran:
https://www.n-tv.de/panorama/Buchstabie ... 16903.html
So geht Aufarbeitung.
Zitat hat geschrieben:D wie Dora, N wie Nordpol: Wer heute diese Buchstaben mithilfe der deutschen Buchstabiertafel angibt,
dürfte sich kaum darüber bewusst sein - aber dass gerade diese Wörter genutzt werden,
ist ein Erbe des Nationalsozialismus. Und das soll nun 75 Jahre nach Kriegsende aufgearbeitet werden.
Nicht auszudenken was passieren würde, wenn einer der Nazis in Verdacht kommen könnte, auch mal gedacht zu haben... :|
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von Vongole »

naddy hat geschrieben:(05 Dec 2020, 23:00)

Nicht auszudenken was passieren würde, wenn einer der Nazis in Verdacht kommen könnte, auch mal gedacht zu haben... :|
Haben sie doch. :cool:
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von DarkLightbringer »

naddy hat geschrieben:(05 Dec 2020, 23:00)

Nicht auszudenken was passieren würde, wenn einer der Nazis in Verdacht kommen könnte, auch mal gedacht zu haben... :|
Die Weimarer Tafel ist ja die Traditionellere.

Thea Dorn:
„Mir liegt alles daran zu zeigen, dass ich einen kulturellen Begriff vom Deutschen retten kann, ohne in diesen verdammten Sumpf des Völkischen zu verfallen. Die Leute brauchen ein vernünftiges, ruhiges Selbstbewusstsein. Und für mich gehört dazu auch ein positiver Bezug auf das eigene Land, in dem man lebt.“
https://www.deutschlandfunkkultur.de/de ... _id=425791

Dorn vertritt einen "aufgeklärten Patriotismus" - ohne AfD.
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von Tom Bombadil »

Wir haben doch alle von der Frau Özoguz gelernt, dass Deutschland keine spezifische Kultur hat, außer der Sprache. Das muss auch Frau Dorn endlich mal kapieren :)
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von DarkLightbringer »

Tom Bombadil hat geschrieben:(06 Dec 2020, 10:16)

Wir haben doch alle von der Frau Özoguz gelernt, dass Deutschland keine spezifische Kultur hat, außer der Sprache. Das muss auch Frau Dorn endlich mal kapieren :)
Nun ja, das ist eben eine andere Position.
So wie die von Max Czollek, der eine förmliche Desintegration fordert - jene, die da sind, definieren, was DE zum jeweiligen Zeitpunkt X ist.

Solche Dinge könnte man emotional aufgeheizt debattieren - in einem Land, in dem bereits Kabarettnummern und Buchbesprechungen eine nahezu eschatologische Bedeutung annehmen.
;)
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von DarkLightbringer »

Der Punkt ist doch schlicht der - werden Mindeststandards unterschritten, die für den Pluralismus von essentieller Bedeutung sind, wird nicht nur eine verengte Meinungs- und Deutungshoheit beansprucht, sondern die Demokratie selbst in Frage gestellt.

Inspirationsquelle, in der u. a. ein Verfassungsrechtler rezitiert wird: https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/ ... 68739.html
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von Fliege »

DarkLightbringer hat geschrieben:(05 Dec 2020, 08:30)

Zugegeben, der Schriftsteller Maxim Biller ist ein schweres Geschütz, und dieser hat nichts geringeres als den (verspäteten) Sieg der Nazis verkündet.
Heute hat Henryk M. Broder an seinen Artikel von 2009 über Maxim Biller erinnert, und tatsächlich, in diesem Artikel erfährt der interessierte Zeitgenosse, wer Maxim Biller ist:

"Wäre er 20 Jahre jünger, müsste sein Selbstporträt 'Die Leiden des jungen Maxim' heißen; weil er aber auf die 50 zugeht, heißt es 'Der gebrauchte Jude', was die Älteren unter seinen Lesern an Alain Finkielkrauts Buch 'Der eingebildete Jude' erinnern wird.

Maxim Biller ist beides: gebraucht und eingebildet, im doppelten Sinne des Wortes."
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von Tom Bombadil »

DarkLightbringer hat geschrieben:(06 Dec 2020, 11:24)

So wie die von Max Czollek, der eine förmliche Desintegration fordert ...
Mir stellt sich bei so etwas immer die Frage, was passiert, wenn auch die "Menschen, die schon immer hier leben" anfangen, sich zu desintegrieren?
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von DarkLightbringer »

Fliege hat geschrieben:(06 Dec 2020, 13:33)

Heute hat Henryk M. Broder an seinen Artikel von 2009 über Maxim Biller erinnert, und tatsächlich, in diesem Artikel erfährt der interessierte Zeitgenosse, wer Maxim Biller ist:

"Wäre er 20 Jahre jünger, müsste sein Selbstporträt 'Die Leiden des jungen Maxim' heißen; weil er aber auf die 50 zugeht, heißt es 'Der gebrauchte Jude', was die Älteren unter seinen Lesern an Alain Finkielkrauts Buch 'Der eingebildete Jude' erinnern wird.

Maxim Biller ist beides: gebraucht und eingebildet, im doppelten Sinne des Wortes."
Ich mochte seinerzeit Billers "Die Tempojahre" sehr. Ist aber lange her.
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von Stoner »

Tom Bombadil hat geschrieben:(06 Dec 2020, 13:38)

Mir stellt sich bei so etwas immer die Frage, was passiert, wenn auch die "Menschen, die schon immer hier leben" anfangen, sich zu desintegrieren?
Das wäre dann der Moment der absoluten Buntheit: Vorwärts in die Vergangenheit der tribalen Strukturen.

Das Dilemma mit dem, was Thea Dorn beschreibt, liegt darin: Sie hat theoretisch recht, aber ich wollte das Praktische, das sich daraus gibt, nicht leisten. Deutschland ist ein nettes Land, um hier zu leben, aber besser könnte es sein, man hätte einen anderen Pass. Dann gingen einem Dorn und Czollek hintenrum vorbei. Ein Dilemma - man wird immer nur falsche Entscheidungen treffen, daher muss man sich die Kompensationsfrage stellen. Wem vor einem failed state oder vor amerikanischen Verhältnissen graut, sollte sich eher mehr Dornianer wünschen, wem das egal ist, der kann auch Czollek folgen.
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von Bleibtreu »

Ach du meine Guete! Im toleranten und offenen TelAviv leben wir die absolute Buntheit - hier ist nix vorwaerts in die Vergangenheit. :p
Da wuerden die hier Greinenden wohl den SchockTod sterben, gacker
• Wer fuer alles offen ist, kann nicht ganz dicht sein!
https://www.shabak.gov.il/english/Pages/index.html#=1
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von DarkLightbringer »

Als der PR-Guerilla Oberleutnant Bohnert mit dem Slogan "Zu Bunt gehört auch Grün" um Einlass zur Res Publica warb, blieb ihm und seinen Leuten der Zugang doch verwehrt.

Bunt ist nicht gleich bunt.
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von DarkLightbringer »

ROLLBACK AUS DER PROVINZ
Das "Quartett“ mit Lisa Eckhart war hochinteressant
https://www.augsburger-allgemeine.de/ku ... 74681.html

Dorn sei Baden gegangen, dank Eckhart und so wie einst Weidermann dank Biller. Soll heißen, die Gastgeberin wurde durch ein "brillantes Gegenüber" (W. Schütz) an die Wand gedrückt.
Und: Die maximale Debatten-Temperatur sei schon erreicht gewesen, bevor überhaupt ein Wort gesprochen wurde.

Zu dieser These passt mehr oder weniger der Umstand, dass es prominente Artikel zum Thema gibt, die sich hinter einer Bezahlschranke verstecken.
Marketingtechnisch heißt das, man erwartete vorab ein großes Interesse.

https://www.augsburger-allgemeine.de/ku ... 74681.html
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von Stoner »

DarkLightbringer hat geschrieben:(06 Dec 2020, 16:11)

ROLLBACK AUS DER PROVINZ

https://www.augsburger-allgemeine.de/ku ... 74681.html

Dorn sei Baden gegangen, dank Eckhart und so wie einst Weidermann dank Biller. Soll heißen, die Gastgeberin wurde durch ein "brillantes Gegenüber" (W. Schütz) an die Wand gedrückt.
Und: Die maximale Debatten-Temperatur sei schon erreicht gewesen, bevor überhaupt ein Wort gesprochen wurde.

Den schönsten Spruch zum Auftritt gab's bei ntv:
Der Autor dieser Zeilen wagt zudem die Prognose: Eckhart ist nicht die neue Führerin und bringt auch die Demokratie nicht in Gefahr, indem sie Unsagbares als Humor getarnt hinausposaunt.
Ich prognostiziere mal: Auch das wird die Besorgten nicht verstummen lassen,

[MOD]Edit. Hilft hier niemandem weiter. H2O
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von DarkLightbringer »

Stoner hat geschrieben:(06 Dec 2020, 16:52)

Den schönsten Spruch zum Auftritt gab's bei ntv:



Ich prognostiziere mal: Auch das wird die Besorgten nicht verstummen lassen,



... :D
Nun hat ja just die Nämliche verkündet, Kaiserin werden zu wollen - freilich nur in einer Satire-Nummer. Bislang hat das noch nicht mal die Besorgtesten unter den Besorgten gekümmert.
Vielleicht auch nur, weil sie es nicht vernommen haben - oder gar den Witz verstanden.

Man muss versuchen, die Besorgten ein Stück weit abzuholen, sofern sie noch Laut geben können. Nur die Stummen und Tauben sind vermutlich nicht mehr abholbar.
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naddy
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von naddy »

Stoner hat geschrieben:(06 Dec 2020, 16:52)

Ich prognostiziere mal: Auch das wird die Besorgten nicht verstummen lassen, ... :D
Selbstverständlich nicht. Warum sollten sie ohne Not Konkurrenz zu ihrem eigenen Führungsanspruch dulden?
"Das gefährliche an der Dummheit ist, daß sie die dumm macht, die ihr begegnen." (Sokrates).
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von Stoner »

DarkLightbringer hat geschrieben:(06 Dec 2020, 17:02)

Nun hat ja just die Nämliche verkündet, Kaiserin werden zu wollen - freilich nur in einer Satire-Nummer. Bislang hat das noch nicht mal die Besorgtesten unter den Besorgten gekümmert.
Vielleicht auch nur, weil sie es nicht vernommen haben - oder gar den Witz verstanden.
Die wird immer sympathischer, alternativ zu meinen demarchischen und deliberativen Demokratievorstellungen dachte ich immer: Wenn das nix wird, mach ich's wie der Roth: Ich werd Monarchist.

Dass die Besorgten da ruhig geblieben sind, zeigt: Die verstehn tatsächlich keine Satire oder aber immer pfeilgrad das Verkehrte falsch. Ganz schön quer, das. :D
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von Vongole »

Stoner hat geschrieben:(06 Dec 2020, 16:52)

Den schönsten Spruch zum Auftritt gab's bei ntv:

Ich prognostiziere mal: Auch das wird die Besorgten nicht verstummen lassen,
Die Besorgten nehmen zur Kenntnis, dass in Deutschland neben der dumpfen Sorte auch der Antisemitismus reüssiert, der als "Satire" daherkommt.
Dass Eckhart den allerdings beim LQ ausleben würde, stand m.E. überhaupt nicht zur Debatte, wer da mit einem Skandal rechnete, dürfte die Intelligenz der Dame unterschätzt haben.
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naddy
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von naddy »

Vongole hat geschrieben:(06 Dec 2020, 17:37)

... wer da mit einem Skandal rechnete, dürfte die Intelligenz der Dame unterschätzt haben.
Was ich mir bereits vor längerer Zeit anzumerken erlaubte. Nebst der Feststellung, daß ich mir die Freiheit nehme, ihre Äußerungen im Konkreten durchaus ambivalent zu beurteilen. Selbst in meinem hohen Alter bin ich glücklicherweise noch nicht auf betreutes Denken angewiesen, freue mich aber jederzeit über Mit-Denkende. ;)
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von Stoner »

Vongole hat geschrieben:(06 Dec 2020, 17:37)

Die Besorgten nehmen zur Kenntnis, dass in Deutschland neben der dumpfen Sorte auch der Antisemitismus reüssiert, der als "Satire" daherkommt.
Dass Eckhart den allerdings beim LQ ausleben würde, stand m.E. überhaupt nicht zur Debatte, wer da mit einem Skandal rechnete, dürfte die Intelligenz der Dame unterschätzt haben.
(Hervorhebung von mir)

Mit der Löschung des Teils, auf den sich der Begriff bezog, ist ja die Ironie des Begriffs verschwunden und in ihr Gegenteil verkehrt. Dann hätte man den Satz auch mitlöschen müssen.

Damit ist auch gut hier für mich.
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von DarkLightbringer »

Die Spannung wird durch die Hexenjagd erzeugt, sicherlich nicht durch eine Bühnennummer von 2018, in der durch überzeichnende Darstellung einer Argumentationsweise die selbige ad absurdum geführt wird.
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von Fliege »

Fliege hat geschrieben:(04 Dec 2020, 13:00)

Nein, es dürfen oeffentlich nur noch Werke des Neuen Sozialismus besprochen werden.
Stoner hat geschrieben:(04 Dec 2020, 16:25)

Das, Herr Kollege, ist jetzt aber definitiv falsch. Es wird heute Abend Herrn Houellebecqs Essayband verplaudert, gelobt, zerrissen, relativiert oder was auch immer. Sozialismus sieht nun anders aus. ;)
DarkLightbringer hat geschrieben:(06 Dec 2020, 20:21)

Die Spannung wird durch die Hexenjagd erzeugt, sicherlich nicht durch eine Bühnennummer von 2018, in der durch überzeichnende Darstellung einer Argumentationsweise die selbige ad absurdum geführt wird.
Wie ich sehe, gilt das Grundgesetz, in dem es, sofern ich mich recht erinnere, heißt, Zensur findet nicht statt, noch.
"Unsere Erde ist vielleicht ein Weibchen." – "Da der Mensch toll werden kann, so sehe ich nicht ein, warum es ein Weltsystem nicht auch werden kann" (Georg Christoph Lichtenberg).
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von DarkLightbringer »

Fliege hat geschrieben:(06 Dec 2020, 20:27)

Wie ich sehe, gilt das Grundgesetz, in dem es, sofern ich mich recht erinnere, heißt, Zensur findet nicht statt, noch.
Das gilt natürlich, weshalb private Kampagnen auch geeigneter sind, um jemanden von der Bühne zu holen.
Der Staat hält sich da eher bedeckt, aus guten Gründen.

Es hat aber den Nachteil, dass sich eine beschuldigte Person auch nicht formell verteidigen kann - wie es etwa Arthur Miller vor der Kommission zuzubilligen war.
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von Fliege »

DarkLightbringer hat geschrieben:(06 Dec 2020, 20:57)

Das gilt natürlich, weshalb private Kampagnen auch geeigneter sind, um jemanden von der Bühne zu holen.
Der Staat hält sich da eher bedeckt, aus guten Gründen.

Es hat aber den Nachteil, dass sich eine beschuldigte Person auch nicht formell verteidigen kann - wie es etwa Arthur Miller vor der Kommission zuzubilligen war.
Ja, Cancel-Culture (früher gern als halbstaatliche Bücherverbrennung betrieben; heute würde man von NGOs sprechen) besteht darin, Zensureffekte ohne staatliche Zensur herbeizuführen.
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von Zunder »

Die von rechten Trollen halluzinierte Cancel-Culture besteht vor allem aus regelmäßigen Auftritten der "Gecancelten" im ÖR.
Sören74

Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von Sören74 »

Vongole hat geschrieben:(06 Dec 2020, 17:37)

Die Besorgten nehmen zur Kenntnis, dass in Deutschland neben der dumpfen Sorte auch der Antisemitismus reüssiert, der als "Satire" daherkommt.
Dass Eckhart den allerdings beim LQ ausleben würde, stand m.E. überhaupt nicht zur Debatte, wer da mit einem Skandal rechnete, dürfte die Intelligenz der Dame unterschätzt haben.
Du bist gerade mit einer nicht-falsifizierbaren These unterwegs. Wenn sich Frau Eckhart (nicht wie gewünscht) nicht antisemitisch und rassistisch gibt, dann heißt es, jaja, die Frau ist ja auch schlau und tut das auch nicht so offen kund. [ṀOD]Edit. Bitte nicht mit Unterstellungen auf Gesprächspartner losgehen. H2O
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von DarkLightbringer »

Fliege hat geschrieben:(06 Dec 2020, 21:08)

Ja, Cancel-Culture (früher gern als halbstaatliche Bücherverbrennung betrieben; heute würde man von NGOs sprechen) besteht darin, Zensureffekte ohne staatliche Zensur herbeizuführen.
Der Dramatiker Arthur Miller hat bekanntlich den McCarthyismus mittels des Stücks "Hexenjagd" kommentiert und kritisch bewertet.
Hexenjagd ist ein Stück über den Hexenwahn in der frühen Neuzeit, aber es ist auch ein Stück über gesellschaftliche Erscheinungen, die in unserer Zeit immer wieder auftreten können. Es wendet sich gegen Angst und Massenwahn, gegen Denunziation, Gesinnungsschnüffelei und gegen den Missbrauch politischer Macht.
https://de.wikipedia.org/wiki/Hexenjagd_(Drama)

Die Zensurwelle sollte in der Tat skeptisch betrachtet werden.
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von DarkLightbringer »

Zunder hat geschrieben:(06 Dec 2020, 21:16)

Die von rechten Trollen halluzinierte Cancel-Culture besteht vor allem aus regelmäßigen Auftritten der "Gecancelten" im ÖR.
Entsprechend ist die Anklage auf das ZDF auszuweiten. An Dieter Nuhr hält man ja auch fest.
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von Fliege »

DarkLightbringer hat geschrieben:(06 Dec 2020, 21:24)

Der Dramatiker Arthur Miller hat bekanntlich den McCarthyismus mittels des Stücks "Hexenjagd" kommentiert und kritisch bewertet.

[...]
https://de.wikipedia.org/wiki/Hexenjagd_(Drama)

Die Zensurwelle sollte in der Tat skeptisch betrachtet werden.
Ablehnend sollte eine Zensurwelle m. E. unabhängig davon betrachtet werden, ob sie staatlich getrieben, mediengetrieben oder NGO-getrieben statt hat. (So legt John Stuart Mill im ersten Kapitel von On Liberty dar, wie gefährlich die oeffentliche Meinung der individuellen Freiheit werden kann.)
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von Schnitter »

Zunder hat geschrieben:(06 Dec 2020, 21:16)

Die von rechten Trollen halluzinierte Cancel-Culture besteht vor allem aus regelmäßigen Auftritten der "Gecancelten" im ÖR.
Der berühmteste "Anwender" der Cancel Culture ist ein rechter Troll -> Donald Trump ;)
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von DarkLightbringer »

Eva Menasse, eine bedeutende Schriftstellerin der Gegenwart, widerspricht Biller.

Sie wirft ihm Kitsch, Dämonisierung und Maßlosigkeit vor.

Sie räumt allerdings ein, dass die "Doppel- und Dreifachbödigkeit" (Menasse) der Eckhart-Auftritte möglicherweise nicht von allen verstanden wird.
Provokant sei sie ja schon, die Lisa Eckhart, nämlich weil sie die "inneren Schweinehunde der Gesellschaft" Gassi führe.

https://www.zeit.de/2020/52/maxim-bille ... ettansicht
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von DarkLightbringer »

Fliege hat geschrieben:(06 Dec 2020, 22:14)

Ablehnend sollte eine Zensurwelle m. E. unabhängig davon betrachtet werden, ob sie staatlich getrieben, mediengetrieben oder NGO-getrieben statt hat. (So legt John Stuart Mill im ersten Kapitel von On Liberty dar, wie gefährlich die oeffentliche Meinung der individuellen Freiheit werden kann.)
Ein Rückblick:
Im Sommer 1929 war Remarques "Im Westen nichts Neues" sowohl populär wie auch umstritten (!).
Die Premiere des Kinofilms 1930 in Berlin verlief zunächst ohne Zwischenfälle. Unter den Zuschauern waren illustre Gäste wie Alfred Döblin oder der legendäre Reporter Egon Erwin Kisch.
Dann aber machte Gauleiter Goebbels mobil, Tausende protestierten und letztlich widerrief die Prüfstelle die Zulassung des Films.

Goebbels bemerkte im NS-Parteiblatt folgendes dazu:
»Zum ersten Male haben wir in Berlin die Tatsache zu verzeichnen, dass die Asphaltdemokratie in die Knie gezwungen wurde.«
https://www.spiegel.de/geschichte/im-we ... c75bd22aa1

Zensurwellen, so schön sie auch umschrieben sein mögen, sind immer ein Sieg gegen die "Asphaltdemokratie".
Und ja, auch wenn dieser Kulturkampf eben auf diesem Asphalt initiiert wird. Und auch, wenn der Skandal, der Stoff, der Autor oder der Künstler populär ist oder wird.
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