Kabarett und Volksverhetzung

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Sören74

Re: Kabarett und Volksverhetzung

Beitrag von Sören74 »

Zunder hat geschrieben:(01 Dec 2020, 22:49)

Das ist keine Lüge. Das ist ein Witz. Mein Gott.
Interessant, in Deiner Vorstellungswelt gibt es also auch Witze. Aber in einem Kabarettprogramm muss alles der Wahrheit entsprechen, oder? Und klar, die Aussage "Bush, Obama und Trump kommen in den Himmel" ist falsch und wir wissen das es falsch ist, ergo ist es eine Lüge. Weil Witze auf unwahren Aussagen beruhen. Und wir lachen darüber (gut, manche eben nicht), weil wir wissen, dass es unwahr ist.
Zunder hat geschrieben:Ja.

Nein.

Ja.

Nein.
Na dann ist ja alles klar. Ich finde die Karikaturen und Böhmermanns Schmähgedicht keine Hetze. We agree to disagree. :)
Zunder hat geschrieben: Tucholsky:
Der Satiriker ist ein gekränkter Idealist: er will die Welt gut haben, sie ist schlecht, und nun rennt er gegen das Schlechte an.
Die Satire muß übertreiben und ist ihrem tiefsten Wesen nach ungerecht. Sie bläst die Wahrheit auf, damit sie deutlicher wird, und sie kann gar nicht anders arbeiten als nach dem Bibelwort: Es leiden die Gerechten mit den Ungerechten.
https://de.wikisource.org/wiki/Was_darf ... Tucholsky)
Dem widerspreche ich nicht. Satire kann auch Lüge sein, wenn sie als Lüge erkennbar ist.

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Zunder
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Re: Kabarett und Volksverhetzung

Beitrag von Zunder »

Sören74 hat geschrieben:(01 Dec 2020, 23:05)
Dem widerspreche ich nicht. Satire kann auch Lüge sein, wenn sie als Lüge erkennbar ist.

https://shop.ravensbuch.de/55d4e40139b6 ... e0b54d.jpg
Das ist keine Lüge. Das ist Sarkasmus. Und genau das kann Lisa Eckhart nicht, weswegen ihre Pointen auch nicht funktionieren.
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Re: Kabarett und Volksverhetzung

Beitrag von Sören74 »

Zunder hat geschrieben:(01 Dec 2020, 23:10)

Das ist keine Lüge. Das ist Sarkasmus. Und genau das kann Lisa Eckhart nicht, weswegen ihre Pointen auch nicht funktionieren.
Die Karikatur beruht auf der Lüge, dass das Judentum Teil einer Weltverschwörung. Der Zeichner weiß es. Der Leser weiß es (sollte es wissen). Und nicht anders funktioniert Satire auf einem gemeinsamen Verständnis der Situation.

Wenn Du meinst, das Lisa Eckhart eine Lüge (oder mehrere) als Wahrheit verkauft (und genau dann wäre es auch verwerflich), dann solltest Du das auch bitte belegen. Ansonsten, wenn die Pointen bei Dir nicht funktionieren, dann ist das eben so. Aber Du bist da auch nicht, sorry, der Maßstab. Bei den meisten Kabarettfreunden und Besuchern ihrer Programme funktionieren sie. Ob es einem persönlich (oder mir) gefällt, ist da wirklich irrelevant.
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Re: Kabarett und Volksverhetzung

Beitrag von Zunder »

Sören74 hat geschrieben:(01 Dec 2020, 23:19)

Die Karikatur beruht auf der Lüge, dass das Judentum Teil einer Weltverschwörung. Der Zeichner weiß es. Der Leser weiß es (sollte es wissen). Und nicht anders funktioniert Satire auf einem gemeinsamen Verständnis der Situation.

Wenn Du meinst, das Lisa Eckhart eine Lüge (oder mehrere) als Wahrheit verkauft (und genau dann wäre es auch verwerflich), dann solltest Du das auch bitte belegen. Ansonsten, wenn die Pointen bei Dir nicht funktionieren, dann ist das eben so. Aber Du bist da auch nicht, sorry, der Maßstab. Bei den meisten Kabarettfreunden und Besuchern ihrer Programme funktionieren sie. Ob es einem persönlich (oder mir) gefällt, ist da wirklich irrelevant.
Diese Karikatur thematisiert die Lüge, aber sie lügt nicht. Das ist der Unterschied.

Daß Lisa Eckhart ihr Publikum hat, bezweifle ich doch gar nicht.

"Vulgär ward Kunst durch Heralassung: wo sie, zumal durch Humor, ans deformierte Bewußtsein appelliert und es bestätigt."
Adorno, Ästhetische Theorie

Wobei allerdings zu fragen wäre, ob das, was Lisa Eckhart betreibt, tatsächlich als Kunst bezeichnet werden kann.
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Re: Kabarett und Volksverhetzung

Beitrag von Bleibtreu »

Sören74 hat geschrieben:(01 Dec 2020, 22:50)

Karikaturen über Mohammed in der heutigen Zeit können wohl kaum den Tatsachen entsprechen.
Ach, der boese Reflex wieder, was? Ich hatte Muhammad mit keinem Wort erwaehnt. :cool:

Aber davon ab, dass er schon seit vielen Jahrhunderten tot ist, ist er fuer die meisten Muslime noch sehr lebendig + ein ganz wesentlicher Bestandteil ihres Glaubens. Die tradierten Ueberlieferungen ueber ihn [die ahadithe], sind sunnah, die zweite Quelle des fiqh [islam RechtsWissenschaft] und gelten auch fuer die meisten Schiiten. Fuer Muslime ist er ein nachahmenswertes Vorbild, dem Folge zu leisten ist, was so manch skurrile und auch ueble Folgen zeigt.

"Ihr Gläubigen! Gehorchet Gott und Seinem Gesandten und wendet euch nicht von ihm ab, wo ihr doch hört!"
[Uebersetzung Rudi Paret/ sura 8, ayat 20]
• Wer fuer alles offen ist, kann nicht ganz dicht sein!
https://www.shabak.gov.il/english/Pages/index.html#=1
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Re: Kabarett und Volksverhetzung

Beitrag von Sören74 »

Zunder hat geschrieben:(01 Dec 2020, 23:27)

Diese Karikatur thematisiert die Lüge, aber sie lügt nicht. Das ist der Unterschied.

Daß Lisa Eckhart ihr Publikum hat, bezweifle ich doch gar nicht.

"Vulgär ward Kunst durch Heralassung: wo sie, zumal durch Humor, ans deformierte Bewußtsein appelliert und es bestätigt."
Adorno, Ästhetische Theorie

Wobei allerdings zu fragen wäre, ob das, was Lisa Eckhart betreibt, tatsächlich als Kunst bezeichnet werden kann.
Auf der Kabarettbühne geschieht das genauso, es werden Lügen thematisiert. Bei einer Aussage wie "Juden, da haben wir immer gegen den Vorwurf gewettert, denen ginge es nur ums Geld, und jetzt plötzlich kommt raus, denen geht’s wirklich nicht ums Geld, denen geht’s um die Weiber, und deshalb brauchen sie das Geld." weiß das Publikum (also die allermeisten), dass hier eine Lüge thematisiert wird. Es wird ein antisemitisches Klischee genommen und es ist deutlich, dass es ein Klischee ist, weil man noch einen drauf setzt. Man muss das nicht mögen. Man muss darüber nicht lachen. Oder wie Alexyessin schrieb: "was ich nicht lustig find, find ich nicht lustig". Es werden aber keine Lügen als Wahrheiten verkauft. Und das ist in meinen Augen der entscheidende Punkt.

Ansonsten, wenn Du der Meinung bist, dass sei keine Kunst, und es sei Hetze, oder speziell Volksverhetzung, dann stelle einen Strafantrag. Den kann jeder Bürger stellen. Dann sollen eben Gerichte klären, was scheinbar Diskussionsrunden nicht können.
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Re: Kabarett und Volksverhetzung

Beitrag von Vongole »

Sören74 hat geschrieben:(01 Dec 2020, 23:44)

Auf der Kabarettbühne geschieht das genauso, es werden Lügen thematisiert. Bei einer Aussage wie "Juden, da haben wir immer gegen den Vorwurf gewettert, denen ginge es nur ums Geld, und jetzt plötzlich kommt raus, denen geht’s wirklich nicht ums Geld, denen geht’s um die Weiber, und deshalb brauchen sie das Geld." weiß das Publikum (also die allermeisten), dass hier eine Lüge thematisiert wird. Es wird ein antisemitisches Klischee genommen und es ist deutlich, dass es ein Klischee ist, weil man noch einen drauf setzt. Man muss das nicht mögen. Man muss darüber nicht lachen. Oder wie Alexyessin schrieb: "was ich nicht lustig find, find ich nicht lustig". Es werden aber keine Lügen als Wahrheiten verkauft. Und das ist in meinen Augen der entscheidende Punkt.

(..)
Wenn man auf ein antisemitisches Klischee, sprich eine Lüge über Juden, eine zweite packt, dann thematisiert man die Lüge nicht, sondern verdoppelt sie.
Oder wie Adorno sagt und Zunder hier zitierte: man appelliert ans deformierte Bewusstsein (der Zuhörer) und bestätigt es.
Aber wer Antisemitismus lächerlich findet, wird das sicher nicht verstehen.
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Zunder
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Re: Kabarett und Volksverhetzung

Beitrag von Zunder »

Sören74 hat geschrieben:(01 Dec 2020, 23:44)

Auf der Kabarettbühne geschieht das genauso, es werden Lügen thematisiert. Bei einer Aussage wie "Juden, da haben wir immer gegen den Vorwurf gewettert, denen ginge es nur ums Geld, und jetzt plötzlich kommt raus, denen geht’s wirklich nicht ums Geld, denen geht’s um die Weiber, und deshalb brauchen sie das Geld." weiß das Publikum (also die allermeisten), dass hier eine Lüge thematisiert wird. Es wird ein antisemitisches Klischee genommen und es ist deutlich, dass es ein Klischee ist, weil man noch einen drauf setzt. Man muss das nicht mögen. Man muss darüber nicht lachen. Oder wie Alexyessin schrieb: "was ich nicht lustig find, find ich nicht lustig". Es werden aber keine Lügen als Wahrheiten verkauft. Und das ist in meinen Augen der entscheidende Punkt.

Ansonsten, wenn Du der Meinung bist, dass sei keine Kunst, und es sei Hetze, oder speziell Volksverhetzung, dann stelle einen Strafantrag. Den kann jeder Bürger stellen. Dann sollen eben Gerichte klären, was scheinbar Diskussionsrunden nicht können.
Von Volksverhetzung habe ich kein Wort geschrieben. Was soll der Mist?
Es ist antisemitischer Dreck. Der ist erlaubt.

Das Klischee wird nicht denunziert, es wird verdoppelt.
Und die Lüge, daß es den Juden um Reparationen ginge, wird überhaupt nicht thematisiert, sondern als Wahrheit vorausgesetzt.
Dieser ganze Käse ist weder wahr, noch lustig.
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Re: Kabarett und Volksverhetzung

Beitrag von Eulenwoelfchen »

Sören74 hat geschrieben:(01 Dec 2020, 23:44)
Bei einer Aussage wie "Juden, da haben wir immer gegen den Vorwurf gewettert, denen ginge es nur ums Geld, und jetzt plötzlich kommt raus, denen geht’s wirklich nicht ums Geld, denen geht’s um die Weiber, und deshalb brauchen sie das Geld." weiß das Publikum (also die allermeisten), dass hier eine Lüge thematisiert wird. Es wird ein antisemitisches Klischee genommen und es ist deutlich, dass es ein Klischee ist, weil man noch einen drauf setzt .


Eckardt "entlarvt" mit einer der gängisten, und perifidesten antisemitischen Lügen (dem geldgierigen Juden) nur scheinbar diese Lüge, indem sie diese Lüge durch eine weitere nicht minder antisemitische Lüge (denen geht's um die Weiber) als tiefere "Wahrheit" behauptet und zur Verstärkung dieser als Wahrheit verkauften jüdischen Weibergier dann die erste Lüge sogar in Verdoppelung benützt: Nicht nur der Jude als lüsterner Weiberheld tritt auf den Plan, sondern auch seine Geldgier.
Nur die Begründung der Geldgier ist eine andere, als üblich. Weiber und Missbrauch statt Weltherrschaft.

Es wird kein antisemitisches Klischee genommen, sondern es werden in Serie solche bedient. Ob die Frau das nicht weiss oder doch so reisdumm ist, dass sie das gar nicht begreift, ist offen.

Was Sie betrifft, kann man aber festellen, Sie begreifen es immer noch nicht.
Sören74

Re: Kabarett und Volksverhetzung

Beitrag von Sören74 »

Zunder hat geschrieben:(02 Dec 2020, 00:05)

Von Volksverhetzung habe ich kein Wort geschrieben. Was soll der Mist?
Es ist antisemitischer Dreck. Der ist erlaubt.
Nicht pauschal. Und gerade antisemitische Hetze kann unter Volksverhetzung fallen und war auch ein Anliegen des Gesetzgebers, dass das mit dem Gesetz abgedeckt wird (https://de.wikipedia.org/wiki/Volksverh ... tz_1_und_2).
Zunder hat geschrieben:Das Klischee wird nicht denunziert, es wird verdoppelt.
Und die Lüge, daß es den Juden um Reparationen ginge, wird überhaupt nicht thematisiert, sondern als Wahrheit vorausgesetzt.
Dieser ganze Käse ist weder wahr, noch lustig.
Das es ist nicht wahr ist, wissen die Zuschauer, weil darauf die Satire beruht. Und ob es lustig ist, ist eine ganz andere Diskussion. Wenn Du meinst, es wird als Wahrheit vorausgesetzt, dann belege es.
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Re: Kabarett und Volksverhetzung

Beitrag von Selina »

Sören74 hat geschrieben:(02 Dec 2020, 00:55)

Nicht pauschal. Und gerade antisemitische Hetze kann unter Volksverhetzung fallen und war auch ein Anliegen des Gesetzgebers, dass das mit dem Gesetz abgedeckt wird (https://de.wikipedia.org/wiki/Volksverh ... tz_1_und_2).



Das es ist nicht wahr ist, wissen die Zuschauer, weil darauf die Satire beruht. Und ob es lustig ist, ist eine ganz andere Diskussion. Wenn Du meinst, es wird als Wahrheit vorausgesetzt, dann belege es.
Das ist weder satirisch noch witzig, sondern einfach nur dumm und oberflächlich.
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Re: Kabarett und Volksverhetzung

Beitrag von DarkLightbringer »

Eulenwoelfchen hat geschrieben:(02 Dec 2020, 00:33)

Eckardt "entlarvt" mit einer der gängisten, und perifidesten antisemitischen Lügen (dem geldgierigen Juden) nur scheinbar diese Lüge, indem sie diese Lüge durch eine weitere nicht minder antisemitische Lüge (denen geht's um die Weiber) als tiefere "Wahrheit" behauptet und zur Verstärkung dieser als Wahrheit verkauften jüdischen Weibergier dann die erste Lüge sogar in Verdoppelung benützt: Nicht nur der Jude als lüsterner Weiberheld tritt auf den Plan, sondern auch seine Geldgier.
Nur die Begründung der Geldgier ist eine andere, als üblich. Weiber und Missbrauch statt Weltherrschaft.

Es wird kein antisemitisches Klischee genommen, sondern es werden in Serie solche bedient. Ob die Frau das nicht weiss oder doch so reisdumm ist, dass sie das gar nicht begreift, ist offen.

Was Sie betrifft, kann man aber festellen, Sie begreifen es immer noch nicht.
Eine sehr steile Interpretation.

Hier diejenige des WDR:
Eckart sei mitten in der MeToo-Debatte aufgetreten. Die Künstlerin habe ein hochaktuelles, für Satire nahe liegendes Thema gewählt und dabei Vorurteile gegenüber Minderheiten aufgegriffen, um genau diese Vorurteile zu entlarven. Im Kontext der MeToo-Debatte habe ihre Satire funktioniert. Kritik habe es damals nicht gegeben.
https://www.tagesspiegel.de/gesellschaf ... 02590.html
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Re: Kabarett und Volksverhetzung

Beitrag von DarkLightbringer »

Selina hat geschrieben:(02 Dec 2020, 01:09)

Das ist weder satirisch noch witzig, sondern einfach nur dumm und oberflächlich.
Die Pointe des längeren Beitrags von damals ist quasi, dass unantastbare Themen schwierig und widersprüchlich werden könnten, wenn sich Vertreter von Minderheiten unkorrekt verhalten.
Ist ein bißchen kompliziert. Vor allem aber ist es Cabaret im engeren Sinn, kein Parteiprogramm. Deshalb wohl hat es anno 2018 auch niemanden interessiert.

Man fragt sich, was kommt als nächstes - ein "Tatort"-Skandal wegen eines misszuverstehenden Mordes?
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Re: Kabarett und Volksverhetzung

Beitrag von Vongole »

DarkLightbringer hat geschrieben:(02 Dec 2020, 02:53)

Eine sehr steile Interpretation.

Hier diejenige des WDR: https://www.tagesspiegel.de/gesellschaf ... 02590.html
Tatsächlich?
Aus dem Fb-Eintrag des WDR geht u.a. hervor, dass man darin politische Korrektheit gegenüber Angehörigen von Minderheiten wie Juden, Schwarzen und Behinderten thematisiert habe, die sich moralisch falsch verhalten haben.
Auf den Schluss, dass sich moralisches Fehlverhalten an Judentum oder Hautfarbe festmachen lässt, muss man erst mal kommen, geistige Behinderung kann natürlich ein Grund sein, ist aber in meinen Augen auch kein Thema für die kabarettistische Bühne.

Aber was zum Teufel haben Weinsteins Verbrechen damit zu tun, dass er Jude ist? Nichts, außer in den Gedanken von Frau Eckhart, Gedanken, die sie dazu veranlasst haben, ein Publikum, das diesen perfiden Schluss vielleicht gar nicht auf dem Schirm hatte, mit der Nase auf gleich zwei judenfeindliche Klischees zu stoßen, um sie genüsslich auszubeuten.
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Re: Kabarett und Volksverhetzung

Beitrag von ThorsHamar »

Vongole hat geschrieben:(02 Dec 2020, 04:22)

.... Aber was zum Teufel haben Weinsteins Verbrechen damit zu tun, dass er Jude ist? Nichts, außer in den Gedanken von Frau Eckhart,.....
Weinsteins Verbrechen, als Spitze eines Eisberges (z.B. https://www.tagesspiegel.de/kultur/cons ... 0-all.html ), haben grundsätzlich nichts damit zu tun, dass er Jude ist!

Mit satirischem Blick: Haben Weinsteins Verbrechen denn damit zu tun, dass er ein Mann ist?
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Re: Kabarett und Volksverhetzung

Beitrag von Tom Bombadil »

Vongole hat geschrieben:(02 Dec 2020, 04:22)

Auf den Schluss, dass sich moralisches Fehlverhalten an Judentum oder Hautfarbe festmachen lässt, muss man erst mal kommen...
Es ging in dem "Witz" imho um die Frage, was man als sich politisch korrekt verhaltender Mensch macht, wenn die Angehörigen einer Minderheit, die man politisch korrekt behandelt, sich politisch inkorrekt verhalten.

---

Und nein, das bedeutet nicht, dass ich antisemitische Klischees lustig finde, da kann der Berserker hier toben und wüten und unterstellen wie er will.
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Re: Kabarett und Volksverhetzung

Beitrag von Stoner »

Da ich ziemlich angfressen bin, hab ich mich noch einmal umentschieden, wobei mich mehr das Thema der Satire inzwischen nervt. Ich hab im Trier-Strang gerade Folgendes gepostet:
Als ich das gestern auf dem Handy (also schmaler Bildschirm) las, in einem langen Artikel auf Spiegel-Online, hatte ich dann an als drittes Bild eine Werbung für den neuen schnittigen Mazda MX 30 zwischen zwei Absätzen. In metallic-silber, hübsches SUV und auch noch elektrisch. Sehr passend zum Thema, und farblich auch gut abgestimmt aufs Fahrzeug des Täters.
Nehmen wir mal an, ein Satiriker sagt das. Kann lustig sein oder auch nicht, aber was lustig ist, ist ja in dieser Diskussion hier sekundär, subjektives Urteilen.

Die Preisfrage ist: Wie ist das jetzt mit Wahrheit und Lüge? Einer hier geäußerten Theorie nach dürfte das nicht gelogen sein, um als Satire durchzugehen, einer anderen nach wäre es eine Tatsachenbehauptung, wenn das stimmt, was berichtet wird.

Vielleicht kommt man einmal ohne den Namen jener, whose name must not be mentioned, zu einer Erweiterung der Theorie der Satire. Über das Komische, sagt Odo Marquard: Komisch ist und zum Lachen bringt, was im offiziell Geltenden das Nichtige, und im offiziell Nichtigen das Geltende sichtbar werden läßt. (Odo Marquard Aesthetica und Anaesthica - Exile der Heiterkeit, Paderborn 1989, S. 54)

Und wenn daran etwas ist, dann sollte man die hier vorgeschlagenen politischen Einhegungen von Satire auf dem Müllberg identitärer Totalitarismen ganz schnell entsorgen.
Zuletzt geändert von Stoner am Mi 2. Dez 2020, 13:49, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Kabarett und Volksverhetzung

Beitrag von Eulenwoelfchen »

DarkLightbringer hat geschrieben:(02 Dec 2020, 02:53)

Eine sehr steile Interpretation.

Hier diejenige des WDR: https://www.tagesspiegel.de/gesellschaf ... 02590.html
Das ist keine These sondern eine stringente Beweisführung.

Als ob der WR hier eine Instanz wäre. :s
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Re: Kabarett und Volksverhetzung

Beitrag von Tom Bombadil »

Eulenwoelfchen hat geschrieben:(02 Dec 2020, 13:46)

Als ob der WR hier eine Instanz wäre. :s
Wer wäre denn die Instanz? Der Zentral der Juden? Dessen Organ, die Jüdische Allgemeine, schreibt ja auch widersprüchlich über den Fall, wie bereits verlinkt. Oder ein Gericht?
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Re: Kabarett und Volksverhetzung

Beitrag von Eulenwoelfchen »

naddy hat geschrieben:(02 Dec 2020, 12:00)
Um der Wahrheit die Ehre zu geben kann ich allerdings eine kleine Hoffnung nicht verhehlen, daß jemand den Verweis auf Rosenberg, Hitler und Goebbels tatsächlich für bare Münze nimmt. Diverse interpretatorische Dehnungsübungen in Bezug auf Eckhart ließen das jedenfalls nicht als völlig ausgeschlossen erscheinen. ;)
Manchen "Wahrheiten" würde ich nicht mal die Hand geben.*Habe d' Ehre, welch feingeistige Mutter ward hier der Vater des Gedankens ...* >>>Die zitierte ad personam defamation muss ...ach eidruff...

Antisemitismus, dessen Verharmlosung und die Behauptung des Nichtvorhandenseins desselben, benutzt in derlei Diskussionen gerne "lustige Argumente" wie Unterstellung und Verdächtigung.
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Re: Kabarett und Volksverhetzung

Beitrag von DarkLightbringer »

Vongole hat geschrieben:(02 Dec 2020, 04:22)

Tatsächlich?
Aus dem Fb-Eintrag des WDR geht u.a. hervor, dass man darin politische Korrektheit gegenüber Angehörigen von Minderheiten wie Juden, Schwarzen und Behinderten thematisiert habe, die sich moralisch falsch verhalten haben.
Auf den Schluss, dass sich moralisches Fehlverhalten an Judentum oder Hautfarbe festmachen lässt, muss man erst mal kommen, geistige Behinderung kann natürlich ein Grund sein, ist aber in meinen Augen auch kein Thema für die kabarettistische Bühne.

Aber was zum Teufel haben Weinsteins Verbrechen damit zu tun, dass er Jude ist? Nichts, außer in den Gedanken von Frau Eckhart, Gedanken, die sie dazu veranlasst haben, ein Publikum, das diesen perfiden Schluss vielleicht gar nicht auf dem Schirm hatte, mit der Nase auf gleich zwei judenfeindliche Klischees zu stoßen, um sie genüsslich auszubeuten.
Hm, gut, ich versuche mich noch an einer Übersetzung... Die Pointe ist, dass die sog. political correctness über sich selbst stolpern könnte.
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Re: Kabarett und Volksverhetzung

Beitrag von Eulenwoelfchen »

Tom Bombadil hat geschrieben:(02 Dec 2020, 13:50)

Wer wäre denn die Instanz? Der Zentral der Juden? Dessen Organ, die Jüdische Allgemeine, schreibt ja auch widersprüchlich über den Fall, wie bereits verlinkt. Oder ein Gericht?
Den "Zentral der Juden" kenne ich leider nicht. :D

Zur gestellten Frage nach der Instanz: Verstand, der hinsieht, statt sich hinter allerlei Ausreden oder Beschönigungen zu verstecken.
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Re: Kabarett und Volksverhetzung

Beitrag von DarkLightbringer »

Bleibtreu hat geschrieben:(02 Dec 2020, 12:58)

Bei der KarikaturenDiskussion geht es nicht nur um MuhammadKarikaturen. Sondern was Kunst darf und wo Hetze anfaengt. Und der franz Staat nimmt sich nun mal das Recht heraus hier einen sehr weiten Spielraum zuzulassen, der auch nicht durch Erpressungen/Attentate verhandelbar ist. Und das betrifft alle Religionen + ihre Anhaenger:
https://www.google.com/imgres?imgurl=ht ... egUIARCuAQ
https://www.google.com/imgres?imgurl=ht ... egUIARDKAQ
Macron hat es ja ausführlich erläutert. Man unternimmt viel gegen Rassismus jedweder Form, aber die Kunst- und Redefreiheit ist ein in der Tat nicht verhandelbarer Wert der Republik.

Ist bei uns ja ähnlich, rein rechtlich. Deshalb können nur private Gruppen gegen Einzelpersonen wie Lisa Eckhard vorgehen. Der Rechtsweg wäre wohl aussichtslos.
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Re: Kabarett und Volksverhetzung

Beitrag von DarkLightbringer »

Eulenwoelfchen hat geschrieben:(02 Dec 2020, 13:46)

Das ist keine These sondern eine stringente Beweisführung.

Als ob der WR hier eine Instanz wäre. :s
Im 18. Jahrhundert wurde, wenn ich es jetzt richtig im Kopf habe, das Prinzip des Gehörtwerdens eingeführt.
Es gab zwar auch schon vorher Verhöre, aber die Idee einer Verteidigung nahm von da an Fahrt auf.

Ich plädiere daher an die ehrenwerte Instanz der Honoratioren, sich mit diesem reformistischen Ansatz anzufreunden und die Argumente der Verteidigung formell zur Kenntnis zu nehmen.
Rein kanonisch natürlich, da die weltlichen Gerichte mit der Angelegenheit nicht zu behelligen sind.

Im übrigen, dieser eine Autor der "Jüdischen Allgemeinen", der sich als Fürsprecher hervortut, fragt ja nach Belegen für Wiederholungstaten, die eine ungünstige Einordnung zulassen könnten.
Das erinnert an eine Praxis des früheren kanonischen Kirchenrechtes, wonach der "Relapsus" besonders geeignet war, eine günstige Auslegung zu versagen.

Eulenwoelfchen, meine Damen und Herren, nach Lage der Dinge liegt im Fall des Mägdelein Lisa Lasselsberger kein Relapsus vor.
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Re: Kabarett und Volksverhetzung

Beitrag von Eulenwoelfchen »

DarkLightbringer hat geschrieben:(02 Dec 2020, 15:22)
...
Ist bei uns ja ähnlich, rein rechtlich. Deshalb können nur private Gruppen gegen Einzelpersonen wie Lisa Eckhard vorgehen. Der Rechtsweg wäre wohl aussichtslos.
Ihnen ist sicherlich bestens bekannt, dass Antisemitismus und dessen Folgen seit zig hundert Jahren Tradition hat. Also offenkundig unauslöschlich und zu allen Zeiten wiederkehrend war und ist. Derzeit wiedermal besonders reichlich. Die Eckardt ist nur die Spitze eines Eisbergs, der dahingehend wohl - wie schon immer - nicht durch Gerichte eingedämmt, beschränkt oder gar beseitigt werden könnte.

Ihren Spaß nehmen kann man all den Eckardt-Fans dadurch ohnehin nicht.

Von daher...
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Re: Kabarett und Volksverhetzung

Beitrag von Keoma »

Selina hat geschrieben:(02 Dec 2020, 15:42)

Die Wurzeln von Satire und Kabarett sind nun mal links. Rechtes Kabarett ist schon vom Begriff her eine Merkwürdigkeit, wie ein brauner Weihnachtsmann-Mantel :D
Deinem links-rechts-Verständnis nach sicher.

Satire und Kabarett gab es schon zu einer Zeit, da waren links und rechts noch die Richtung, in die man ein Pferd lenkte.
Zuletzt geändert von Keoma am Mi 2. Dez 2020, 15:50, insgesamt 2-mal geändert.
Der Gescheitere gibt nach!
Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit.

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Re: Kabarett und Volksverhetzung

Beitrag von Stoner »

Selina hat geschrieben:(02 Dec 2020, 15:42)

Die Wurzeln von Satire und Kabarett sind nun mal links.
Genau gegen solches hat schon Juvenal angeschrieben.

Das meinte ich: Spießer verteilen sich gleichmäßig über alle Richtungen. Klassischerweise. Man könnte ins Grübeln geraten.
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Re: Kabarett und Volksverhetzung

Beitrag von Tom Bombadil »

Eulenwoelfchen hat geschrieben:(02 Dec 2020, 15:02)

Zur gestellten Frage nach der Instanz: Verstand, der hinsieht, statt sich hinter allerlei Ausreden oder Beschönigungen zu verstecken.
Dann mangelt es Herrn Gerhard Haase-Hindenberg an Verstand, wenn er diesen Beitrag schreibt: https://www.juedische-allgemeine.de/kul ... me-fatale/ ?
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Re: Kabarett und Volksverhetzung

Beitrag von DarkLightbringer »

Eulenwoelfchen hat geschrieben:(02 Dec 2020, 15:47)

Ihnen ist sicherlich bestens bekannt, dass Antisemitismus und dessen Folgen seit zig hundert Jahren Tradition hat. Also offenkundig unauslöschlich und zu allen Zeiten wiederkehrend war und ist. Derzeit wiedermal besonders reichlich. Die Eckardt ist nur die Spitze eines Eisbergs, der dahingehend wohl - wie schon immer - nicht durch Gerichte eingedämmt, beschränkt oder gar beseitigt werden könnte.

Ihren Spaß nehmen kann man all den Eckardt-Fans dadurch ohnehin nicht.

Von daher...
Auch Mord hat eine lange, unselige Tradition und in der Tat der Antisemitismus.

Die Verteidigung behauptet jedoch, mit beiden Traditionen haben weder Lasselsberger noch Nuhr etwas zu tun.

Und diese Behauptung kann nicht durch bloße Attribution vom Hörensagen entkräftet werden. Bei allem Respekt, aber die "Anklage" müsste ein handfesteres Argument vorlegen.
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Re: Kabarett und Volksverhetzung

Beitrag von Stoner »

Tom Bombadil hat geschrieben:(02 Dec 2020, 15:52)

Dann mangelt es Herrn Gerhard Haase-Hindenberg an Verstand, wenn er diesen Beitrag schreibt: https://www.juedische-allgemeine.de/kul ... me-fatale/ ?
Danke für den Artikel:
Journalisten vom Wiener »Standard« war es vor einiger Zeit doch einmal gelungen, Lisa Eckhart zu einer Art von Erklärung zu bewegen. Damals ging es nicht um Juden, sondern um »Neger«, die sie in ihrem Programm konsequent so nannte. Sie erklärte es damit, dass sie in Wunden ihres weißen Publikums bohren wolle, »das seinen Humanismus oft nur stupid auswendig gelernt« habe. Dabei gehe es dem Publikum »wie so oft nur um sein eigenes Unbehagen und nicht um das der Schwarzen«.
Da kann man noch einen drausetzen: Nicht nur ums eigene Unbehagen, sondern um das gute Gefühl, es zu haben.
Hatte sie diesmal in den Wunden der Antisemiten bohren wollen oder gar in denen der Philosemiten? Dann hätte sie tatsächlich etwas von Woody Allen gelernt, und ihr Manko bestünde einzig darin, keine Jüdin zu sein. Für jene aber, die den WDR auffordern, Lisa Eckharts Auftritt aus der Mediathek zu entfernen, sei dann Karl Kraus zitiert: »Satiren, die der Zensor versteht, werden mit Recht verboten.«
Wo er recht hat, hat er recht. Und er wäre nach dem Linksrömer Juvenal ein weiteres Beispiel für die ideologische Stupidität, Satire mit links identifizieren zu wollen.
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Re: Kabarett und Volksverhetzung

Beitrag von DarkLightbringer »

Eulenwoelfchen hat geschrieben:(02 Dec 2020, 16:06)

Tut mir leid, Euer Ehren Vorsitzender Richter,
zu diesen Fall liegen mehrere fachlich untadelige Gutachten vor, die Sie vor Gericht natürlich zur Beweiserhebung nicht zulassen können, sondern nur die vom Gericht in Auftrag gegeben Zeitungsgutachten.

Mir ist auch bekannt, dass recht zu haben und Recht zu bekommen, zwei paar Stiefel sind.

Ich möchte auch keinen Befangenheitsantrag stellen, allein schon, weil nicht nur die Würde des Menschen unantastbar ist, sondern auch die eines Vorsitzenden Richters.

Deshalb verweise ich mich jetzt selbst aus dem Saale, um die letzten letzten Chargen meines feinporigen Bioapfelmuses zu etikettieren.
Ich sehe mich in der Rolle des Pflichtverteidigers, die angesprochene, verurteilende "Instanz" besteht ja aus den Selbstberufenen, die zum bereits gefällten Urteil neigen.
Die Anhörung kann daher nur ein Appell sein, da in kanonischen Verfahren die Verteidigung nunmal keine Rechte beanspruchen kann, anders wie in den weltlichen Verfahren unserer Zeit.

Aber Ihr Beschluss, sich um den Bioapfelmus zu kümmern, will mir äußerst adäquat erscheinen.
Abschließend danke ich für Ihre Einlassung zur Sache.
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Re: Kabarett und Volksverhetzung

Beitrag von Selina »

Warum rechte Satire nicht funktionieren kann, wird hier sehr gut beschrieben (siehe Link). Jaaaaaaa, das ND ist eine sozialistische Tageszeitung, ich weiß schon, dass da einige sofort die Blattern kriegen. Aber wie ich schon oft sagte, hat diese Zeitung seit mehr als 30 Jahren nix mehr zu tun mit dem früheren stalinistischen "SED-Zentralorgan". Das ND ist eine linke überregionale Tageszeitung wie etwa die taz oder wie die linksliberale Süddeutsche Zeitung und andere. Also, falls es jemanden interessiert, besser kann man es nicht beschreiben, worum es bei politischer Satire geht und warum "rechte Satire" ein Oxymoron ist:

https://www.neues-deutschland.de/artike ... itzig.html
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Re: Kabarett und Volksverhetzung

Beitrag von Keoma »

Selina hat geschrieben:(02 Dec 2020, 16:29)

Warum rechte Satire nicht funktionieren kann, wird hier sehr gut beschrieben (siehe Link). Jaaaaaaa, das ND ist eine sozialistische Tageszeitung, ich weiß schon, dass da einige sofort die Blattern kriegen. Aber wie ich schon oft sagte, hat diese Zeitung seit mehr als 30 Jahren nix mehr zu tun mit dem früheren stalinistischen "SED-Zentralorgan". Das ND ist eine linke überregionale Tageszeitung wie etwa die taz oder wie die linksliberale Süddeutsche Zeitung und andere. Also, falls es jemanden interessiert, besser kann man es nicht beschreiben, worum es bei politischer Satire geht und warum "rechte Satire" ein Oxymoron ist:

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Re: Kabarett und Volksverhetzung

Beitrag von naddy »

Eulenwoelfchen hat geschrieben:(02 Dec 2020, 14:54)

Manchen "Wahrheiten" würde ich nicht mal die Hand geben.*Habe d' Ehre, welch feingeistige Mutter ward hier der Vater des Gedankens ...* >>>Die zitierte ad personam defamation muss ...ach eidruff...

Antisemitismus, dessen Verharmlosung und die Behauptung des Nichtvorhandenseins desselben, benutzt in derlei Diskussionen gerne "lustige Argumente" wie Unterstellung und Verdächtigung.
Aha.

Wenn Du mir jetzt noch sagst, welchen Bezug das zu meinem zitierten Beitrag hat - oder haben soll - oder haben könnte, wäre ich möglicherweise in der Lage nachzuvollziehen, warum ich als Adressat dieser Botschaft auserkoren wurde. Falls nicht - auch gut.
Selina hat geschrieben:(02 Dec 2020, 15:42)

Die Wurzeln von Satire und Kabarett sind nun mal links. ... :D
Auf jeden Fall. Deshalb schossen die Kabarettisten und Satiriker in Stalin-Land ja nur so aus Boden.

Vielleicht hilft Dir bei Deinem Satireverständnis ein weiterer Satz eines meiner Lieblinge auf die Sprünge:
S.J. Lec hat geschrieben:Gegen wen ich denke? Gegen diejenigen, die es mir verbieten.
"Das gefährliche an der Dummheit ist, daß sie die dumm macht, die ihr begegnen." (Sokrates).
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Re: Kabarett und Volksverhetzung

Beitrag von 3x schwarzer Kater »

Selina hat geschrieben:(02 Dec 2020, 16:29)

Warum rechte Satire nicht funktionieren kann, wird hier sehr gut beschrieben (siehe Link). Jaaaaaaa, das ND ist eine sozialistische Tageszeitung, ich weiß schon, dass da einige sofort die Blattern kriegen. Aber wie ich schon oft sagte, hat diese Zeitung seit mehr als 30 Jahren nix mehr zu tun mit dem früheren stalinistischen "SED-Zentralorgan". Das ND ist eine linke überregionale Tageszeitung wie etwa die taz oder wie die linksliberale Süddeutsche Zeitung und andere. Also, falls es jemanden interessiert, besser kann man es nicht beschreiben, worum es bei politischer Satire geht und warum "rechte Satire" ein Oxymoron ist:

https://www.neues-deutschland.de/artike ... itzig.html
Ein ziemlich dummer Artikel.
„Es wurde schon alles gesagt, nur noch nicht von jedem.“ (Karl Valentin)
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Re: Kabarett und Volksverhetzung

Beitrag von DarkLightbringer »

Selina hat geschrieben:(02 Dec 2020, 16:29)

Warum rechte Satire nicht funktionieren kann, wird hier sehr gut beschrieben (siehe Link). Jaaaaaaa, das ND ist eine sozialistische Tageszeitung, ich weiß schon, dass da einige sofort die Blattern kriegen. Aber wie ich schon oft sagte, hat diese Zeitung seit mehr als 30 Jahren nix mehr zu tun mit dem früheren stalinistischen "SED-Zentralorgan". Das ND ist eine linke überregionale Tageszeitung wie etwa die taz oder wie die linksliberale Süddeutsche Zeitung und andere. Also, falls es jemanden interessiert, besser kann man es nicht beschreiben, worum es bei politischer Satire geht und warum "rechte Satire" ein Oxymoron ist:

https://www.neues-deutschland.de/artike ... itzig.html
Das ist ein Statement des Zentralorgans zur Frage, was es unter Satire verstehen will. Eine fraglos sehr ernste Sache.

Das ZDF wird indes vorwitzig und lädt Lisa Eckhart zum "Literarischen Quartett" am 23. November ein.
Das dürfte eine lebendige Sendung werden
https://www.boersenblatt.net/news/liter ... ett-155927
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Re: Kabarett und Volksverhetzung

Beitrag von Moses »

3x schwarzer Kater hat geschrieben:(02 Dec 2020, 16:45)

Ein ziemlich dummer Artikel.
Stimmt, aber von diesem postkommunistischen Schmierblatt hatte ich auch nichts vernünftiges erwartet.
Der Herr gebe mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich nicht hinnehmen kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.
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Re: Kabarett und Volksverhetzung

Beitrag von Stoner »

Selina hat geschrieben:(02 Dec 2020, 16:29)

Warum rechte Satire nicht funktionieren kann, wird hier sehr gut beschrieben (siehe Link). Jaaaaaaa, das ND ist eine sozialistische Tageszeitung, ich weiß schon, dass da einige sofort die Blattern kriegen. Aber wie ich schon oft sagte, hat diese Zeitung seit mehr als 30 Jahren nix mehr zu tun mit dem früheren stalinistischen "SED-Zentralorgan". Das ND ist eine linke überregionale Tageszeitung wie etwa die taz oder wie die linksliberale Süddeutsche Zeitung und andere. Also, falls es jemanden interessiert, besser kann man es nicht beschreiben, worum es bei politischer Satire geht und warum "rechte Satire" ein Oxymoron ist:

https://www.neues-deutschland.de/artike ... itzig.html
Da muss man nichts kriegen, sondern einfach mal lesen und einen Moment lang nachdenken. Ich zitiere mal:

Satire richtet sich gegen die Mächtigen
In seinem soeben erschienen Buch »Satire ist nur ein Affe im Hirn« stellt der Kabarettist Henning Venske fest: »Im Gegensatz zur realen Politik sind für die Satire die Reichen, die Mächtigen und die Hierarchen Ziel und Opfer. Geschriebene und gespielte Satiren richten sich von ›unten links‹ gegen ›oben rechts‹.« Womit er meint: gegen Regierung, Machtapparate, Freiheitsbeschränkungen. Deswegen habe es noch nie »ein funktionierendes ›rechtes‹ Kabarett gegeben«: Das findet nämlich in der breiten Bevölkerung kein Publikum. Auch ein »Regierungskabarett« hält er für undenkbar… Funktionierende Satire müsste also immer in der aufklärerischen Tradition von Dieter Hildebrandt und Co. stehen. Aber was ist dann mit genanntem Dr. Pröbstl?
Ich kenne nun den Dr. Pröbstl (vermutlich glücklicherweise) nicht. Aber ich stimme Henning Venske - den ich nie so schätzte, außer seinen Märchenprinzenspaß mit der Solidaritätsblutung - teilweise zu. "Im Gegensatz zur realen Politik sind für die Satire die Reichen, die Mächtigen und die Hierarchen Ziel und Opfer." Das würde ich ergänzen um den Typus des Spießers, sonst wird das nichts.

Aber sei's drum, Venske ist halt für einen entscheidenden Umstand blind. Er tut nämlich so, als könnten Linke nie die Mächtigen sein. Nur mit der Prämisse kann der Rest logisch geschlossen werden. Die Geschichte zeigt aber: Es ist falsch. Und der späte Scheibenwischer war schon eine Art Regierungskabarett, in der Abschiedsvorstellung saßen einige derjenigen, die aufs Korn genommen wurden oder werden sollten. Ein weiterer Denkfehler Venskes ist: Aus dem Umstand, dass die meisten Kabarettisten links sind, ergibt sich nicht, dass rechtes nicht funktionieren könnte. Hätte er "Die letzten Tage der Menschheit" gelesen, hätte er verstanden, warum das auch anders sein könnte. Ob's anders ist, weiß ich nicht. Ich schau praktisch kein Kabarett mehr, und wenn es rechte Kabarettisten geben sollte, dann träten sie bestimmt nicht im öffentlich-rechtlichen Fernsehen, sondern höchstens in den privaten Schmierenkanälen auf.
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Re: Kabarett und Volksverhetzung

Beitrag von Selina »

naddy hat geschrieben:(02 Dec 2020, 16:37)

Aha.

Wenn Du mir jetzt noch sagst, welchen Bezug das zu meinem zitierten Beitrag hat - oder haben soll - oder haben könnte, wäre ich möglicherweise in der Lage nachzuvollziehen, warum ich als Adressat dieser Botschaft auserkoren wurde. Falls nicht - auch gut.


Auf jeden Fall. Deshalb schossen die Kabarettisten und Satiriker in Stalin-Land ja nur so aus Boden.

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Re: Kabarett und Volksverhetzung

Beitrag von Tom Bombadil »

Selina hat geschrieben:(02 Dec 2020, 17:14)

Die Herrschenden im "Stalin-Land" waren keine Linken.
Hahahaha, das war jetzt allerfeinste Comedy :D :thumbup:
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Re: Kabarett und Volksverhetzung

Beitrag von Moses »

Selina hat geschrieben:(02 Dec 2020, 17:14)

Die Herrschenden im "Stalin-Land" waren keine Linken. Das ist aber nun elementares Wissen.
Richtig, immer dann wenn das kommunistische Experiment so richtig in die Hose gegangen ist, dann waren es nicht die Linken - alles klar.
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Re: Kabarett und Volksverhetzung

Beitrag von Liegestuhl »

Moses hat geschrieben:(02 Dec 2020, 17:17)

Richtig, immer dann wenn das kommunistische Experiment so richtig in die Hose gegangen ist, dann waren es nicht die Linken - alles klar.
Es wären rechte Kommunisten.
Ich schulde dem Leben das Leuchten in meinen Augen.
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Re: Kabarett und Volksverhetzung

Beitrag von Stoner »

Selina hat geschrieben:(02 Dec 2020, 17:14)

Die Herrschenden im "Stalin-Land" waren keine Linken. Das ist aber nun elementares Wissen.

:thumbup:

Jetzt sollte jeder begriffen haben, wie Satire funktioniert.
Zuletzt geändert von Stoner am Mi 2. Dez 2020, 17:25, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Kabarett und Volksverhetzung

Beitrag von Tom Bombadil »

Für die Rechtsaußen war Hitler links und für die Linksaußen war Stalin rechts. Kann man sich nicht ausdenken, sowas :D
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Re: Kabarett und Volksverhetzung

Beitrag von Moses »

Ok, wir haben jetzt alle über den Unsinn gelacht - jetzt aber zurück zum Thema.
Der Herr gebe mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich nicht hinnehmen kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.
Eulenwoelfchen

Re: Kabarett und Volksverhetzung

Beitrag von Eulenwoelfchen »

Tom Bombadil hat geschrieben:(02 Dec 2020, 15:52)

Dann mangelt es Herrn Gerhard Haase-Hindenberg an Verstand, wenn er diesen Beitrag schreibt: https://www.juedische-allgemeine.de/kul ... me-fatale/ ?
Tom Bombadil hat geschrieben:(02 Dec 2020, 15:52)

Dann mangelt es Herrn Gerhard Haase-Hindenberg an Verstand, wenn er diesen Beitrag schreibt: https://www.juedische-allgemeine.de/kul ... me-fatale/ ?
Ich hatte geschrieben, Verstand, der hinsieht.

Wie für jede Zeitung und deren normale Behandlung gilt auch im hier aufgerufenen Kronzeugenfall:
Der Artikel - ohne ausdrucklich als Kommentar gekennzeichnet zu sein, leider - gibt die persönliche Meinung des Verfassers wieder, nicht die der Zeitung selbst.

Was sich der Herr Gerhard Haase- Hindenburg...pardon... Hindenberg (kleiner Ausrutscher ins Satirische ;)) mit allerlei Begründungen zurecht legt, ist ja nun nicht etwas, das in diesem Fall auch objektiv zutreffend und richtig wäre oder gar sein müsse. Wie stellte er dazu selbst im Artikel fest? - "Ein Jude, zwei Meunungen."

Allerdings ist der daraus abgeleitete Schluß nicht etwa, dass es zu Antisemitismus, und dem, was ihn ausmacht und offenbart, vor allem auch von einem Juden zwei Meinungen geben könne, sondern nur eine.

Was damit zu tun hat, was man sehen will. Oder eben auch nicht. Warum auch immer.

Juden, so erdreiste ich mich zu behaupten, sind ganz normale (irrtumsbehaftete und irrtumsanfällige) Menschen wie du und ich. Es fällt mir deshalb auch ziemlich schwer, sie bevorzugt als Kronzeugen aufzurufen. Und zwar deshalb, weil sie Juden sind...

Ich setze lieber meinen eigenen Verstand ein, und auch, was andere Leute dazu sagen. Für mich nachvollziehbar, logisch korrekt und wohlbegründet. Wei hier geschehen von einer Frau der Gattung der Vongolen (nicht der Mongolen), der scharfsichtigen Frau Vongole, oder der besonders attraktiven Erscheinungsform von hoher Intelligenz, die hier als Bleibtreu bekannt ist, und last but not least, was Herr oder Frau Zunder auf den Tisch der Argumente legte.

Sie alle, sind mir in dem Falle besser geeignet und - was mich angeht - zielsicherer, als ihr Zeuge G.H.H. - Auch wenn er für eine Zeitung schreibt, deren Journalismus ich als sehr seriös schätze.

Zu den allgemeineren Begründungen in dem Artikel, was Satire sei und wer ein Kabarettist war oder ist...oder mehr ein zum Kabarettisten umlackierter, selbstüberhöhter und selbstgerechter Oberleher und Wahrheitsmonopolist wie etwa Dieter Hildbrandt u.a. alte Kabaretthaudegen, könnte man noch einiges schreiben. Mache ich aber nicht.

Ich muss nämlich noch 85 Liter selbsgemachten, besonders säurearmen Bio- Apfelsaft und ca. 200 Gläser Apfelmus verstauen und mich auf heute Abend freuen:
Stubaier Hüttenkaiserschmarrn (nur echt mit Strohrum) ... und dazu luftig feinporiges Apfelmus di casa.
Stoner

Re: Kabarett und Volksverhetzung

Beitrag von Stoner »

Liegestuhl hat geschrieben:(02 Dec 2020, 17:20)

Es wären rechte Kommunisten.
Kommunistische Rechte. So konnte man Trotzki als Linksabweichler liquidieren.
Sören74

Re: Kabarett und Volksverhetzung

Beitrag von Sören74 »

Vongole hat geschrieben:(02 Dec 2020, 04:22)

Tatsächlich?
Aus dem Fb-Eintrag des WDR geht u.a. hervor, dass man darin politische Korrektheit gegenüber Angehörigen von Minderheiten wie Juden, Schwarzen und Behinderten thematisiert habe, die sich moralisch falsch verhalten haben.
Auf den Schluss, dass sich moralisches Fehlverhalten an Judentum oder Hautfarbe festmachen lässt, muss man erst mal kommen, geistige Behinderung kann natürlich ein Grund sein, ist aber in meinen Augen auch kein Thema für die kabarettistische Bühne.
Ich finde es immer wieder Klasse, dass man sich auf der einen Seite über Kabarettprogramme beschwert, weil man denkt, dass da Minderheiten diffamiert werden. Auf der anderen Seite schmeißt man dann selbst mit Beschimpfungen ("geistige Behinderung") um sich, als wenn man einen Freifahrschein dafür besitzt. :thumbup:
Vongole hat geschrieben:Aber was zum Teufel haben Weinsteins Verbrechen damit zu tun, dass er Jude ist? Nichts, außer in den Gedanken von Frau Eckhart, Gedanken, die sie dazu veranlasst haben, ein Publikum, das diesen perfiden Schluss vielleicht gar nicht auf dem Schirm hatte, mit der Nase auf gleich zwei judenfeindliche Klischees zu stoßen, um sie genüsslich auszubeuten.
Andersherum gefragt, sollte man in dem Zusammenhang verschweigen, dass Weinstein ein Jude ist? Das ist doch die Realsatire, die sich aus politischer Korrektheit oft ergibt, dass man schon unsicher ist, wann man die Religionszugehörigkeit erwähnt und wann nicht.
Skeptiker

Re: Kabarett und Volksverhetzung

Beitrag von Skeptiker »

Selina hat geschrieben:(02 Dec 2020, 17:14)
Die Herrschenden im "Stalin-Land" waren keine Linken. Das ist aber nun elementares Wissen.
Die kommunistische Führung war nicht links? Könntest du das mal erläutern?
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Moses
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Re: Kabarett und Volksverhetzung

Beitrag von Moses »

Skeptiker hat geschrieben:(02 Dec 2020, 17:27)

Die kommunistische Führung war nicht links? Könntest du das mal erläutern?
Aber bitte nicht hier, dafür sollte es andere Stränge geben.

Moses
Mod
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