Zunder hat geschrieben:(01 Dec 2020, 17:00)
Lisa Eckhart will den Antisemitismus zum Witz degradieren. D.h. der Antisemitismus selbst ist der Witz. Dann lach' mal schön.
Interessant ist doch, dass sie den Satz so nie gesagt hat, sondern aufgrund der drei folgenden Sätze "Wie geht man mit Antisemitismus und Rassismus um? Erhebt man sie zum Tabu oder degradiert man sie zum Witz? Ich bin immer auf der Seite des Humors" so impliziert wurde. Auf der Seite des Humors zu sein, heißt nicht automatisch, den Antisemitismus zu einem Witz zu degradieren. Das halte ich für eine zu wortwörtliche Interpretation des Zitats. Aber Satire beruht darauf, Dinge lächerlich zu machen. Im zweiten Weltkrieg gab es jede Menge Karikaturen über Hitler, sowohl von sowjetischer wie auch amerikanischer Seite. Man hat Hitler letztlich als Witzfigur dargestellt. Charlie Chaplin hat Hitler als Hynkel lächerlich aussehen lassen, der unter Minderwertigkeitsgefühlen litt und neben Mussolini wir ein kleines Würstchen wirkte. Und trotzdem waren die realen verübten Verbrechen grausam und unmenschlich.
Was spricht eigentlich dagegen, den Antisemitismus als das hinzustellen, was er in Wirklichkeit ist, nämlich lächerlich. Kein vernünftiger erwachsener Mensch kann den Thesen, die aus dem Antisemitismus kommen, ernsthaft zustimmen. Genauso den Schwachsinn nicht, der von Rassisten kommt. Satire ist eine Waffe gegen das Establishment, egal in welcher Epoche oder Land dieses herrscht oder herrschte. Ein Versuch des Lachens, wo einem nicht zum Lachen zumute ist.
Es gibt jüdische Autoren, die genau dieses Mittel aufgreifen. Myriam Halberstam ist eine jüdische Autorin und Journalistin, die das Buch "#Antisemitismus für Anfänger" herausgebracht hat. Mit Cartoons und Texten von verschiedenen Autoren. Mich überraschte, dass es bei Amazon 4,5 Sterne bekam, weil eigentlich würde man ja denken, dass so ein Buch die Leserschaft spaltet. Auf dem Buchtitel sieht man eine Cocktailparty, wo die Gastgeberin ein Ehepaar fragt "Ihr konvertiert zum Judentum? Warum?" Die Ehefrau antwortet: "Wir wollen auch Teil dieser Weltverschwörung werden."
Einer meiner Lieblingswitze zum Thema Religion ist dieser. David ist ein jüdischer Junge und ist eine Niete in Mathe. Die Eltern überlegen sich die ganze Zeit was sie mit ihm machen könnten und haben schon alle möglichen Schulen ausprobiert. Er kommt zuletzt in eine katholische Nonnenschule. Seine Mathenoten werden schlagartig besser. Die Eltern sind ganz erfreut und sagen, Junge, David, wie kann das sein, dass Du so gut geworden bist? Liegt es an den Nonnen? Der Junge sagt: "Nein. Am ersten Tag, als ich in der Schule den Burschen sah, der an das Pluszeichen genagelt war, wusste ich, die verstehen keinen Spaß."