US-Todesstrafe - allgemein

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Tom Bombadil
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Re: US-Todesstrafe - allgemein

Beitrag von Tom Bombadil »

JJazzGold hat geschrieben:(22 Nov 2020, 13:03)

Was bleibt denn einer Familie, wenn z.B. der Haupternährer gemordet wurde und ggfls noch das erworbene Eigentum abbezahlt werden muss, die Bildung der Kinder finanziert werden muss, das Alter der Mutter abgesichert werden muss?
Hartz4, zumindest in Deutschland, in den USA ist die Grundsicherung ja noch bescheidener.
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Ammianus
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Re: US-Todesstrafe - allgemein

Beitrag von Ammianus »

tarkomed hat geschrieben:(22 Nov 2020, 11:32)

Man sollte also die niederen Instinkte – Hass zähle ich dazu - der Angehörigen befriedigen?

...
Wieder mal eine deiner schmierigen Fragen
Die über dich ganz einfach alles sagen
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Billie Holiday
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Re: US-Todesstrafe - allgemein

Beitrag von Billie Holiday »

JJazzGold hat geschrieben:(22 Nov 2020, 13:03)

Was bleibt denn einer Familie, wenn z.B. der Haupternährer gemordet wurde und ggfls noch das erworbene Eigentum abbezahlt werden muss, die Bildung der Kinder finanziert werden muss, das Alter der Mutter abgesichert werden muss? Es existiert ja nicht Kindsmord. Mord an Kindern ist in keiner verfügbaren Form aufzufangen, egal von wem sie gemordet wurden und sei es von den eigenen Eltern.
Ich bezweifle, das AG einen Mörder beschäftigen wollen.
Wenn der Staat ganze Hartz4-Generationen ernähren kann, dann kann er auch Hinterbliebene von Mord und Totschlag entschädigen. Dem Täter kann ja alles weggenomnen werden, was er besaß, wobei seine eigene Familie dann unter Sippenhaft zu leiden hätte. Ob der Täter Interesse hat, für nahezu umsonst zu arbeiten, bezweifle ich. :)
Zuletzt geändert von Billie Holiday am Sonntag 22. November 2020, 13:10, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: US-Todesstrafe - allgemein

Beitrag von Billie Holiday »

Tom Bombadil hat geschrieben:(22 Nov 2020, 13:04)

So ist es. Das ist lediglich toxische Rhetorik, um sich empören und ad personam spammen zu können.
Ja, so kenne ich den user.
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Re: US-Todesstrafe - allgemein

Beitrag von Tom Bombadil »

Billie Holiday hat geschrieben:(22 Nov 2020, 13:05)

Weil wir der Selbstjustiz Türen und Tore öffnen, wenn Mörder frei durch die Straßen laufen.
Wenn es aber ein Mörder ist, der nie wieder morden wird?
Weil ein Gewaltopfer es verdient hat, dass der Staat eine strafbare und schreckliche Tat anerkennt.
Das ist dann wieder der "archaische Rachegedanke", der ist doch moralisch nicht tragbar.
Weil Töten falsch ist. Weil unser Leben das kostbarste ist, das wir haben.
Das stimmt, aber keine Strafe der Welt kann den Ermordeten zurückbringen.

PS: dir ist hoffentlich klar, dass ich hier nur den advocatus diaboli spiele.
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Re: US-Todesstrafe - allgemein

Beitrag von Billie Holiday »

Tom Bombadil hat geschrieben:(22 Nov 2020, 13:11)

Wenn es aber ein Mörder ist, der nie wieder morden wird?


Das ist dann wieder der "archaische Rachegedanke", der ist doch moralisch nicht tragbar.


Das stimmt, aber keine Strafe der Welt kann den Ermordeten zurückbringen.
Bei der Selbstjustiz ginge es ja erst recht um die Bestrafung der Tat, nicht um das Verhindern zukünftiger Taten. Der Rechtsstaat übernimmt die Ahndung von Straftaten und stellt die Selbstjustiz unter Strafe. Gottseidank, sonst würden viele zu Tätern werden. Die Wut nach Gewalttaten ist groß.

Jemanden zu bestrafen und ihn wegzusperren hat doch nichts mit archaischen Rachegedanken zu tun. Stell dir den Mob vor, wenn ein Kinderschänder fröhlich zuhause sitzt ohne Strafe. Bei meinen eigenen Kindern würde ich wohl auch ausrasten.

Es geht auch nicht darum, einen Ermordeten zurückzuholen.
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Re: US-Todesstrafe - allgemein

Beitrag von tarkomed »

Billie Holiday hat geschrieben:(22 Nov 2020, 13:00)

Du wirst hier niemanden finden, der Unschuldige hinrichten lassen will. Auch bei Tom oder Thor gehe ich davon aus, sie meinen Täter, bei denen zweifelsfrei die Tat nachgewiesen wurde.
Einen Unschuldigen im Knast kann man entschädigen, zwar nicht mit Jugend, aber mit Geld für ein dann sorgenfreies Leben. Den Hingerichteten bekommt man nicht wieder lebendig.
Außerdem stört mich die Unlogik.
Mich auch. Deine.
Wer hat was von unschuldig Hingerichteten gesagt? Als sie hingerichtet wurden, galten sie als schuldig.
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Re: US-Todesstrafe - allgemein

Beitrag von Tom Bombadil »

Billie Holiday hat geschrieben:(22 Nov 2020, 13:16)

Bei...
"PS: dir ist hoffentlich klar, dass ich hier nur den advocatus diaboli spiele." ;)

Um mal meine Meinung zusammenzufassen:
In einem "idealen" Fall, in dem der Mörder zweifelsfrei ermittelt werden kann, bin ich für den Vollzug der Todesstrafe, weil ich keinerlei Sinn darin sehe, einen Mörder am Leben zu lassen, auch keinen moralischen. Schließlich wird ja niemand dazu gezwungen, einen anderen Menschen zu ermorden.
In Fällen, wo Zweifel herrschen, ob der Angeklagte wirklich der Mörder ist, sollte die Todesstrafe so lange ausgesetzt werden, bis neue Beweise auftauchen, die die Zweifel ausräumen oder den mutmaßlichen Täter entlasten, der dann freigelassen werden muss.
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Re: US-Todesstrafe - allgemein

Beitrag von Billie Holiday »

tarkomed hat geschrieben:(22 Nov 2020, 13:20)

Mich auch. Deine.
Wer hat was von unschuldig Hingerichteten gesagt? Als sie hingerichtet wurden, galten sie als schuldig.
Es ein Hauptargument, die TS abzulehnen. Der Deliquent könnte doch unschuldig sein und dann nicht wieder lebendig gemacht werden. Lese ich jedenfalls oft.

Ich hab keine Lust, zu wiederholen, was ich mit Unlogik meinte. :x
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Re: US-Todesstrafe - allgemein

Beitrag von Billie Holiday »

Tom Bombadil hat geschrieben:(22 Nov 2020, 13:25)

"PS: dir ist hoffentlich klar, dass ich hier nur den advocatus diaboli spiele." ;)

Um mal meine Meinung zusammenzufassen:
In einem "idealen" Fall, in dem der Mörder zweifelsfrei ermittelt werden kann, bin ich für den Vollzug der Todesstrafe, weil ich keinerlei Sinn darin sehe, einen Mörder am Leben zu lassen, auch keinen moralischen. Schließlich wird ja niemand dazu gezwungen, einen anderen Menschen zu ermorden.
In Fällen, wo Zweifel herrschen, ob der Angeklagte wirklich der Mörder ist, sollte die Todesstrafe so lange ausgesetzt werden, bis neue Beweise auftauchen, die die Zweifel ausräumen oder den mutmaßlichen Täter entlasten, der dann freigelassen werden muss.
So hatte ich dich von vorn herein verstanden. ;)

Und ich lasse sie halt lieber in einer Zelle ihr unnützes, langweiliges, unfreies Dasein auskosten mit dem Wissen, das wird sich nicht ändern. Zum Mörder mache ich mich für diese Typen bestimmt nicht. (Gibt auch Täterinnen, aber die passen zahlenmäßig in eine Zigarettenschachtel).
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Re: US-Todesstrafe - allgemein

Beitrag von ThorsHamar »

naddy hat geschrieben:(22 Nov 2020, 11:16)

Das nachvollziehbare Bedürfnis der Angehörigen des Opfers nach "Vergeltung" eben nicht zur obersten Maxime zu machen, ist eine wesentliche Grundlage unseres rechtsstaatlichen Verständnisses.

Es bedarf keiner Frage, daß das für die Angehörigen in den meisten Fällen nur schwer zu ertragen ist. Kaum jemand wird sich von diesem ersten Impuls freisprechen können, wenn es sich bei dem Opfer beispielsweise um das eigene Kind handeln würde.

Wohin allerdings andere Auffassungen im Extrem führen können, läßt sich an Phänomenen wie der in einigen Regionen heute noch existenten Blutrache beobachten. Solche Zustände zu verhindern ist einer der Gründe für das staatliche Gewaltmonopol.
Ich sehe die Todesstrafe für einen Mörder, also eine Be-und Verurteilung nach einem Prozess in den US, nicht als Vergeltung im archaischen Sinne, sondern als Bezahlung für ein Verbrechen, dessen Preis bekannt war.
Wir reden hier nicht über Massentötungen von Schwerkriminellen, sondern wir reden von einer übersichtlichen Zahl von Mördern.
Und ich kann mich erinnern, als ich in den US gelebt habe, dass die meisten Menschen, die gegen die Todesstrafe waren, nicht diese als solche ablehnten, sondern wegen der Angst, dass wegen Fehlurteilen Unschuldige durch den Staat getötet werden könnten.
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Re: US-Todesstrafe - allgemein

Beitrag von tarkomed »

ThorsHamar hat geschrieben:(22 Nov 2020, 14:03)

Ich sehe die Todesstrafe für einen Mörder, also eine Be-und Verurteilung nach einem Prozess in den US, nicht als Vergeltung im archaischen Sinne, sondern als Bezahlung für ein Verbrechen, dessen Preis bekannt war.
Worin unterscheiden sich denn diejenigen, die sich den Tod des Verurteilten Mörders wünschen, vom Mörder selbst? Verbergen sich nicht dahinter die gleichen niederen Beweggründe wie die des Mörders, die ihn zu seiner Tat bewegten? Der einzige Unterschied ist, dass der Staat ihnen den Vollzug der Tötung abnimmt.
Genügt es nicht, wie es in manchen Ländern gehandhabt wird, den Mörder zu mehrfasch lebenslänglich zu verurteilen, damit er den Rest seines Lebens im Gefängnis verbringt? Dadurch ist er von der Gesellschaft ausgeschlossen, er verbüßt seine Strafe und kann keinen weiteren Schaden anrichten.
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Re: US-Todesstrafe - allgemein

Beitrag von Eulenwoelfchen »

JJazzGold hat geschrieben:(22 Nov 2020, 13:06)


Ja und eine RAF Terrorostin durfte später Kinder unterrichten.
Was aber mit der Grundsatzfrage, ob man einen Mörder hinrichtet oder nicht, weniger bis rein gar nichts zu tun, sondern mit der unserem Strafgesetz zugrunde liegendem dualen Leitgedanken, der durchaus straft, aber auch den Grundsatz einer möglichen Reue eines Menschennicht grundsätzlich ausschließt oder verwirft, und eine zweite Chance eben auch vorsieht. Ob man das im Falle eines Terroristen, dem ein Mord eindeutig gerichtlich nachgewiesen wurde, wie in dem Fall, den du hier ohne den Namen dieses Terrositstenmörders bzw. diesr -Mörderin anzugeben, darüber kann man natürlich streiten, Zumal dann, wenn so jemand dann Kinder unterrichten sollte.

Aber wenn ich mir andererseits manche ehemaligen islamistischen Fanatiker ansehe, die in Israel studieren durften und irgendwann ihre Irrtümer erkannten und heute zu jenen gehören, die den Islam und Kritik an dessen klammheimliche Gouttierung scharf und aus Überzeug kritisieren und bekämpfen, und sich ganz klar zu unseren -Werten bekennen, zeigt das auch, das eine Läuterung von menschen, die sich schwer verirrten, schlimme Taten begingen, nicht automatisch und für immer Mörder bleiben müssen, die keine Reue zeigen könnten.

Warum, so wäre auch zu fragen, verurteilt Israel keinen einzigen Terroristen per rechtsstaatlichem Prozess zum Tod? - Ist Israel deshalb auch schon ein moralischer failed state, der Mörder, zumal terroistische zu zahm, behandelt? - Weil er sie zwar verurteilt, auch der Tat entsprechend klar bestraft, aber nicht hinrichtet.

Wie gesagt, die in unserer Strafgerichtsbarkeit auch vorgesehene "zweite Chance" bzw. der Resozialisierungsgedanke mag duraus diskutabel sein, und vielen, auch dir?, vo Grundsatz her zuwider sein oder als nichtzurechtfertigende Irrlichterei unserer Justiz und Strafgerichtsbarkeit erscheinen, mit der Grundsatzentscheidung, Todesstrafe ja oder nein, hat er zunächst nullkommanull zu tun.

Edit EW: RS-Fehler behoben
Zuletzt geändert von Eulenwoelfchen am Sonntag 22. November 2020, 16:29, insgesamt 1-mal geändert.
Stoner

Re: US-Todesstrafe - allgemein

Beitrag von Stoner »

tarkomed hat geschrieben:(22 Nov 2020, 16:14)

Worin unterscheiden sich denn diejenigen, die sich den Tod des Verurteilten Mörders wünschen, vom Mörder selbst?
Ich habe hier ja einige Seiten lang klar Position gegen die Todesstrafe bezogen und das verschiedentlich zu begründen versucht.

Aber die Position, die Sie hier vertreten, die halte ich wenig sachdienlich für die Sache gegen die Todesstrafe. Sich zu wünschen, dass jemand zur Hölle fahre, was ich übrigens oft genug auch tu, ist eine emotionale menschliche Reaktion auf Dinge, die nur schwer rational zu verstehen und zu verarbeiten sind. Es fragt sich ja nur, ob man den Wunsch als Legitimation für die Todesstrafe betrachtet - etwas, was ich hier scharf kritisiert habe. Aber denjenigen dann gleichzusetzen mit einem Mörder, das ist schon ein starkes Stück. :mad:
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Re: US-Todesstrafe - allgemein

Beitrag von naddy »

ThorsHamar hat geschrieben:(22 Nov 2020, 14:03)

Ich sehe die Todesstrafe für einen Mörder, also eine Be-und Verurteilung nach einem Prozess in den US, nicht als Vergeltung im archaischen Sinne, sondern als Bezahlung für ein Verbrechen, dessen Preis bekannt war.
Diese Auffassung sehe ich wiederum als äußerst problematisch an. Denn die wurde mir auch von einem relativ jungen "Totschläger" präsentiert, der einen Behinderten im Rollstuhl erschlagen hatte.

Ohne zu sehr ins Detail zu gehen: Motiv war ein aus seiner Sicht "homosexuelles" Ansinnen, das der Getötete an ihn gerichtet haben soll. Darüber sei er dermaßen in Wut geraten, daß er ihn mit einer zufällig herumliegenden Eisenstange erschlagen habe. (Kleine Notiz am Rande: Das wurde vom urteilenden Gericht als "Schamwut" klassisifiziert, ein Begriff, den ich damals zum ersten Mal, und danach auch nie wieder gehört habe.).

Als ich ihn nach ca. 5 Jahren verbüßter Haft besuchte, um Daten für ein Gutachten bezüglich möglicher Haftentlassung und eines im Raum stehenden Maßregelvollzugs zu erheben, erwiderte er mir genau das: "Ich habe ihn getötet und den "Preis" dafür gezahlt!".

??? Keinerlei Auseinandersetzung mit der Tat, stattdessen die Auffassung, daß Totschlag quasi eine "Ware" wie jede andere ist, die man sich leisten kann wenn man bereit ist, den entsprechenden "Preis" zu bezahlen? Kann das Ziel der Rechtsordnung und des Strafvollzugs sein?
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Re: US-Todesstrafe - allgemein

Beitrag von ThorsHamar »

tarkomed hat geschrieben:(22 Nov 2020, 16:14)

Worin unterscheiden sich denn diejenigen, die sich den Tod des Verurteilten Mörders wünschen, vom Mörder selbst? Verbergen sich nicht dahinter die gleichen niederen Beweggründe wie die des Mörders, die ihn zu seiner Tat bewegten?
ich befürchte, das ist ernst gemeint .....
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Re: US-Todesstrafe - allgemein

Beitrag von ThorsHamar »

naddy hat geschrieben:(22 Nov 2020, 16:34)

Diese Auffassung sehe ich wiederum als äußerst problematisch an. Denn die wurde mir auch von einem relativ jungen "Totschläger" präsentiert, der einen Behinderten im Rollstuhl erschlagen hatte.

Ohne zu sehr ins Detail zu gehen: Motiv war ein aus seiner Sicht "homosexuelles" Ansinnen, das der Getötete an ihn gerichtet haben soll. Darüber sei er dermaßen in Wut geraten, daß er ihn mit einer zufällig herumliegenden Eisenstange erschlagen habe. (Kleine Notiz am Rande: Das wurde vom urteilenden Gericht als "Schamwut" klassisifiziert, ein Begriff, den ich damals zum ersten Mal, und danach auch nie wieder gehört habe.).

Als ich ihn nach ca. 5 Jahren verbüßter Haft besuchte, um Daten für ein Gutachten bezüglich möglicher Haftentlassung und eines im Raum stehenden Maßregelvollzugs zu erheben, erwiderte er mir genau das: "Ich habe ihn getötet und den "Preis" dafür gezahlt!".

??? Keinerlei Auseinandersetzung mit der Tat, stattdessen die Auffassung, daß Totschlag quasi eine "Ware" wie jede andere ist, die man sich leisten kann wenn man bereit ist, den entsprechenden "Preis" zu bezahlen? Kann das Ziel der Rechtsordnung und des Strafvollzugs sein?
Eindeutige Antwort: Ja. Das KANN die Antwort sein, in bestimmten Fällen.
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Re: US-Todesstrafe - allgemein

Beitrag von Billie Holiday »

ThorsHamar hat geschrieben:(22 Nov 2020, 16:40)

ich befürchte, das ist ernst gemeint .....
Ja, Gutmensch im Endstadium. Der reine Wunsch nach der TS, ohne je jemandem etwas getan zu haben, setzt ihn auf eine Stufe mit gewalttätigen, perversen Irren.
Oder andersrum, es setzt den Mörder auf die harmlose Stufe mit unbescholtenen TS-Befürwortern. Die reine Gesinnung ist schlimmer als die Tat.
Der Wunsch nach TS bringt viele jedenfalls mehr in Wallung als der gewaltsame Tod eines Unschuldigen.
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Re: US-Todesstrafe - allgemein

Beitrag von tarkomed »

Stoner hat geschrieben:(22 Nov 2020, 16:25)

Ich habe hier ja einige Seiten lang klar Position gegen die Todesstrafe bezogen und das verschiedentlich zu begründen versucht.

Aber die Position, die Sie hier vertreten, die halte ich wenig sachdienlich für die Sache gegen die Todesstrafe. Sich zu wünschen, dass jemand zur Hölle fahre, was ich übrigens oft genug auch tu, ist eine emotionale menschliche Reaktion auf Dinge, die nur schwer rational zu verstehen und zu verarbeiten sind. Es fragt sich ja nur, ob man den Wunsch als Legitimation für die Todesstrafe betrachtet - etwas, was ich hier scharf kritisiert habe. Aber denjenigen dann gleichzusetzen mit einem Mörder, das ist schon ein starkes Stück. :mad:
Es ging mir nicht um diejenigen, die aus der Emotion heraus irgendjemandem irgendetwas wünschen, ohne es ernst zu meinen, sondern um diejenigen, die die Todesstrafe befürworten und besonders um diejenigen Angehörigen der Opfer, die das Todesurteil gegen den Mörder herbeisehnen.
Ich habe mir die Frage gestellt als Trump an Covid erkrankte, ob ich mir tief im Innern wünsche, dass er es nicht überlebt, denn es geht auch auf sein Konto, dass mehr als eine Viertelmillion Menschen in den USA an dieser Krankheit gestorben sind. Meine Antwort an mich selbst war eindeutig: dann könnte ich genauso gut auch für die Todesstrafe sein. Ich lehne die Todesstrafe ab aus benannten Gründen und ich fühle mich dabei nicht in einer Außenseiterposition.
Zuletzt geändert von tarkomed am Sonntag 22. November 2020, 17:58, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: US-Todesstrafe - allgemein

Beitrag von ThorsHamar »

Billie Holiday hat geschrieben:(22 Nov 2020, 17:01)

Ja, Gutmensch im Endstadium. Der reine Wunsch nach der TS, ohne je jemandem etwas getan zu haben, setzt ihn auf eine Stufe mit gewalttätigen, perversen Irren.
Oder andersrum, es setzt den Mörder auf die harmlose Stufe mit unbescholtenen TS-Befürwortern. Die reine Gesinnung ist schlimmer als die Tat.
Der Wunsch nach TS bringt viele jedenfalls mehr in Wallung als der gewaltsame Tod eines Unschuldigen.
Ja, das ist Ideologie in der Praxis.
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Re: US-Todesstrafe - allgemein

Beitrag von tarkomed »

ThorsHamar hat geschrieben:(22 Nov 2020, 16:40)

ich befürchte, das ist ernst gemeint .....
Du wirst dich daran gewöhnen müssen, dass ich es ernst meine, wenn es um so ernste Themen geht. Du wirst mir auch nicht einreden können, dass ich eine Außenseitermeinung vertrete, denn das sind genau die Gründe, warum bei uns die Todesstrafe abgeschafft wurde.
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Re: US-Todesstrafe - allgemein

Beitrag von Tom Bombadil »

Billie Holiday hat geschrieben:(22 Nov 2020, 17:01)

Der Wunsch nach TS bringt viele jedenfalls mehr in Wallung als der gewaltsame Tod eines Unschuldigen.
Die Opfer sind nur wichtig, wenn sie die "richtige" Hautfarbe oder Religion haben ;)
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Re: US-Todesstrafe - allgemein

Beitrag von ThorsHamar »

tarkomed hat geschrieben:(22 Nov 2020, 18:05)

Du wirst dich daran gewöhnen müssen, dass ich es ernst meine, wenn es um so ernste Themen geht. Du wirst mir auch nicht einreden können, dass ich eine Außenseitermeinung vertrete, denn das sind genau die Gründe, warum bei uns die Todesstrafe abgeschafft wurde.
Ich habe noch nichts von Dir gelesen, an das ich mich gewöhnen müsste. :p
Und ich finde es nachvollziehbar, dass bei uns die Todesstrafe abgeschafft wurde.
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Re: US-Todesstrafe - allgemein

Beitrag von Vongole »

Tom Bombadil hat geschrieben:(22 Nov 2020, 18:14)

Die Opfer sind nur wichtig, wenn sie die "richtige" Hautfarbe oder Religion haben ;)
Das nenne ich mal eine haltlose Unterstellung. :mad:
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Re: US-Todesstrafe - allgemein

Beitrag von Eulenwoelfchen »

Wie steht es eigentlich bei den Befürwortern der Todestrafe für Mörder, die mit einem Mord andernorts und gut bezahlt, ein anderes Leben retten? Vielleicht sogar das Leben eines Todesstrafenbefürworters oder von dessen Angehörigen. Sollen die auch zwingend auf's Schaffott? - Weil ein Mörder einfach das Recht auf Leben verwirkt hat.
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Re: US-Todesstrafe - allgemein

Beitrag von Tom Bombadil »

Vongole hat geschrieben:(22 Nov 2020, 18:30)

Das nenne ich mal eine haltlose Unterstellung. :mad:
Ich nicht. Oder hast du in D große Demos nach Art von BLM für Samuel Paty gesehen?
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Re: US-Todesstrafe - allgemein

Beitrag von Vongole »

Tom Bombadil hat geschrieben:(22 Nov 2020, 18:46)

Ich nicht. Oder hast du in D große Demos nach Art von BLM für Samuel Paty gesehen? Ich nicht.
Nein, hier nicht, aber in F., wo er umgebracht wurde.
Am Yisrael Chai

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Re: US-Todesstrafe - allgemein

Beitrag von Tom Bombadil »

George Floyd wurde auch nicht in D getötet.
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Re: US-Todesstrafe - allgemein

Beitrag von Vongole »

Tom Bombadil hat geschrieben:(22 Nov 2020, 18:50)

George Floyd wurde auch nicht in D getötet.
Für mich misst sich Anteilnahme nicht an der Anzahl der Demonstrationen, noch an Empörungs- oder Mitleidsposts. Aber das sei jedem selbst überlassen.
Daraus ein allgemein gültiges Urteil über die Wichtigkeit von Opfern zu treffen, finde ich schon arg daneben.
Am Yisrael Chai

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Re: US-Todesstrafe - allgemein

Beitrag von Tom Bombadil »

Vongole hat geschrieben:(22 Nov 2020, 19:19)

Daraus ein allgemein gültiges Urteil über die Wichtigkeit von Opfern zu treffen, finde ich schon arg daneben.
Das kannst du finden wie du willst, für mich spricht so ein Verhalten Bände.
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Re: US-Todesstrafe - allgemein

Beitrag von JJazzGold »

Eulenwoelfchen hat geschrieben:(22 Nov 2020, 16:21)

Was aber mit der Grundsatzfrage, ob man einen Mörder hinrichtet oder nicht, weniger bis rein gar nichts zu tun, sondern mit der unserem Strafgesetz zugrunde liegendem dualen Leitgedanken, der durchaus straft, aber auch den Grundsatz einer möglichen Reue eines Menschennicht grundsätzlich ausschließt oder verwirft, und eine zweite Chance eben auch vorsieht. Ob man das im Falle eines Terroristen, dem ein Mord eindeutig gerichtlich nachgewiesen wurde, wie in dem Fall, den du hier ohne den Namen dieses Terrositstenmörders bzw. diesr -Mörderin anzugeben, darüber kann man natürlich streiten, Zumal dann, wenn so jemand dann Kinder unterrichten sollte.

Aber wenn ich mir andererseits manche ehemaligen islamistischen Fanatiker ansehe, die in Israel studieren durften und irgendwann ihre Irrtümer erkannten und heute zu jenen gehören, die den Islam und Kritik an dessen klammheimliche Gouttierung scharf und aus Überzeug kritisieren und bekämpfen, und sich ganz klar zu unseren -Werten bekennen, zeigt das auch, das eine Läuterung von menschen, die sich schwer verirrten, schlimme Taten begingen, nicht automatisch und für immer Mörder bleiben müssen, die keine Reue zeigen könnten.

Warum, so wäre auch zu fragen, verurteilt Israel keinen einzigen Terroristen per rechtsstaatlichem Prozess zum Tod? - Ist Israel deshalb auch schon ein moralischer failed state, der Mörder, zumal terroistische zu zahm, behandelt? - Weil er sie zwar verurteilt, auch der Tat entsprechend klar bestraft, aber nicht hinrichtet.

Wie gesagt, die in unserer Strafgerichtsbarkeit auch vorgesehene "zweite Chance" bzw. der Resozialisierungsgedanke mag duraus diskutabel sein, und vielen, auch dir?, vo Grundsatz her zuwider sein oder als nichtzurechtfertigende Irrlichterei unserer Justiz und Strafgerichtsbarkeit erscheinen, mit der Grundsatzentscheidung, Todesstrafe ja oder nein, hat er zunächst nullkommanull zu tun.

Edit EW: RS-Fehler behoben
Mit welcher Maßeinheit bemisst sich Reue?
Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die der Leute, welche die Welt nie angeschaut haben.
Alexander Freiherr von Humboldt

https://www.youtube.com/watch?v=9FBu2rVuXGI
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Re: US-Todesstrafe - allgemein

Beitrag von tarkomed »

ThorsHamar hat geschrieben:(22 Nov 2020, 18:20)

Und ich finde es nachvollziehbar, dass bei uns die Todesstrafe abgeschafft wurde.
Na, immerhin.
Warum eigentlich? Zu viele Gutmenschen im Land?
Gib dich nicht so, dass alle andern dich für etwas halten, was du nicht sein willst.
Wenn sie es trotzdem tun, dann bist du es...
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Re: US-Todesstrafe - allgemein

Beitrag von naddy »

JJazzGold hat geschrieben:(22 Nov 2020, 19:35)

Mit welcher Maßeinheit bemisst sich Reue?
Da gehen die Auffassungen auseinander, allen gemein sind aber die kritische Auseinandersetzung mit dem eigenen Handeln und die Konsequenzen, die man aus vermeintlichen oder tatsächlichen Fehlern zieht. Die Dir möglicherweise sympathische Karrierebibel kommt beispielsweise zu folgenden Schlüssen:
Karrierebibel hat geschrieben:Einsicht ist der erste Schritt zur Besserung. Ein bekanntes Sprichwort, in dem viel Wahrheit steckt. Fehler sind nicht grundsätzlich schlecht. Sie können eine ganze Menge daraus lernen, sich selbst und auch Ihre Fähigkeiten weiterentwickeln und es bei einem weiteren Versuch anders und vor allem besser machen. Davor steht jedoch meist ein starkes Gefühl der Reue. Schmerzlich wird uns bewusst, dass wir etwas falsches getan haben. Ehrlich empfundene Reue ist kein angenehmes Gefühl, doch ist es eine wichtige Phase, in der man viel über sich selbst lernen kann…

Reue ist Verstand der zu spät kommt sagte einst der österreichische Lyriker Ernst Freiherr von Feuchtersleben.

Setzt die Reue dann ein, trifft sie meist sehr hart. Mit einem Schlag wird uns bewusst, welchen Fehler wir gemacht haben, dass wir möglicherweise anderen geschadet oder die eigenen Prinzipien verraten haben.

So unangenehm diese Erfahrung auch ist, so sind es doch die positiven Effekte, die überwiegen. Zu aller erst steht dabei die Erkenntnis: Sie sind in der Lage, die eigenen Handlungen und Entscheidungen zu hinterfragen und das durchaus kritisch mit einem Blick für die eigenen Schwachstellen und Fehltritte – und besitzen dann noch genügend Selbstbewusstsein, um sich selbst einen Fehler einzugestehen. Schon das zeugt von einer gefestigten Persönlichkeit, denn natürlich wäre es der viel leichtere Weg, sich selbst und anderen etwas vorzumachen und felsenfest zu behaupten, keinen Fehler gemacht zu haben...
"Das gefährliche an der Dummheit ist, daß sie die dumm macht, die ihr begegnen." (Sokrates).
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Re: US-Todesstrafe - allgemein

Beitrag von Eulenwoelfchen »

JJazzGold hat geschrieben:(22 Nov 2020, 19:35)

Mit welcher Maßeinheit bemisst sich Reue?
Tut mir leid, ich kann dir hier nicht folgen. Erklär das mal bitte näher, was du damit meinst.
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Re: US-Todesstrafe - allgemein

Beitrag von ThorsHamar »

JJazzGold hat geschrieben:(22 Nov 2020, 19:35)

Mit welcher Maßeinheit bemisst sich Reue?
Gute Frage ....
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Re: US-Todesstrafe - allgemein

Beitrag von Stoner »

tarkomed hat geschrieben:(22 Nov 2020, 19:43)

Na, immerhin.
Warum eigentlich? Zu viele Gutmenschen im Land?
:rolleyes:

So schlecht war nicht einmal einer der Befürworter. Ich versteh Sie nicht.
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Re: US-Todesstrafe - allgemein

Beitrag von Eulenwoelfchen »

Eulenwoelfchen hat geschrieben:(22 Nov 2020, 18:32)

Wie steht es eigentlich bei den Befürwortern der Todestrafe für Mörder, die mit einem Mord andernorts und gut bezahlt, ein anderes Leben retten? Vielleicht sogar das Leben eines Todesstrafenbefürworters oder von dessen Angehörigen. Sollen die auch zwingend auf's Schaffott? - Weil ein Mörder einfach das Recht auf Leben verwirkt hat.
Gibt es zu meiner Frage auch jemanden. der eine Antwort parat hat?
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Re: US-Todesstrafe - allgemein

Beitrag von ThorsHamar »

tarkomed hat geschrieben:(22 Nov 2020, 19:43)

Na, immerhin.
Warum eigentlich? Zu viele Gutmenschen im Land?
:dead: wow ....
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Re: US-Todesstrafe - allgemein

Beitrag von ThorsHamar »

Eulenwoelfchen hat geschrieben:(22 Nov 2020, 20:45)

Gibt es zu meiner Frage auch jemanden. der eine Antwort parat hat?
Definiere doch mal so einen "Mord" ....
Wer die Vergangenheit kontrolliert, kontrolliert die Zukunft; wer die Gegenwart kontrolliert, kontrolliert die Vergangenheit.
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Re: US-Todesstrafe - allgemein

Beitrag von Eulenwoelfchen »

ThorsHamar hat geschrieben:(22 Nov 2020, 20:48)

Definiere doch mal "Mord" ....
Die Definition ist hier schon eingestellt worden. Aber ich helfe Ihnen trotzdem weiter:
Mord aus Habgier, begangen schlicht nur zur Erlangung eines geldwerten Vorteils.

Genügt Ihnen dieses Tatmerkmal als Definiton für Mord? Y/N?
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Re: US-Todesstrafe - allgemein

Beitrag von ThorsHamar »

Eulenwoelfchen hat geschrieben:(22 Nov 2020, 20:54)

Die Definition ist hier schon eingestellt worden. Aber ich helfe Ihnen trotzdem weiter:
Mord aus Habgier, begangen schlicht nur zur Erlangung eines geldwerten Vorteils.

Genügt Ihnen dieses Tatmerkmal als Definiton für Mord? Y/N?
Nein, dazu brauchte ich auch keine Nachhilfe, trotzdem danke.
Ich bezog mich auf Ihre Konstruktion, Zitat: "Wie steht es eigentlich bei den Befürwortern der Todestrafe für Mörder, die mit einem Mord andernorts und gut bezahlt, ein anderes Leben retten? "

Was für eine Tat, die von einer Jury mit Mord bewertet wird, meinen Sie damit?
Wer die Vergangenheit kontrolliert, kontrolliert die Zukunft; wer die Gegenwart kontrolliert, kontrolliert die Vergangenheit.
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Re: US-Todesstrafe - allgemein

Beitrag von Eulenwoelfchen »

ThorsHamar hat geschrieben:(22 Nov 2020, 21:01)

Nein, dazu brauchte ich auch keine Nachhilfe, trotzdem danke.
Ich bezog mich auf Ihre Konstruktion, Zitat: "Wie steht es eigentlich bei den Befürwortern der Todestrafe für Mörder, die mit einem Mord andernorts und gut bezahlt, ein anderes Leben retten? "

Was für eine Tat, die von einer Jury mit Mord bewertet wird, meinen Sie damit?
Mord, wie schon beschrieben. Ich gehe davon aus, dass das von mir genannte Tatmerkmal auch von den Geschworenen eines US-Gerichts als Mord bewertet wird. Identisch mit dem Strafrecht von D. Allerdings geht hier die Diskussion sowieso nicht nur um dem Rechtsraum USA, falls Sie das nicht mitbekommen haben sollten...
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Re: US-Todesstrafe - allgemein

Beitrag von ThorsHamar »

Eulenwoelfchen hat geschrieben:(22 Nov 2020, 21:15)

Mord, wie schon beschrieben. Ich gehe davon aus, dass das von mir genannte Tatmerkmal auch von den Geschworenen eines US-Gerichts als Mord bewertet wird. Identisch mit dem Strafrecht von D. Allerdings geht hier die Diskussion sowieso nicht nur um dem Rechtsraum USA, falls Sie das nicht mitbekommen haben sollten...
Ich bin noch rüstig ....
Nun machen Sie es doch nicht so spannend.
Beschreiben Sie, bitte sehr, endlich einen Mord der Kategorie des Kontextes hier, mit dem der Mörder "andernorts und gut bezahlt, ein anderes Leben" gerettet hat.
Wer die Vergangenheit kontrolliert, kontrolliert die Zukunft; wer die Gegenwart kontrolliert, kontrolliert die Vergangenheit.
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Re: US-Todesstrafe - allgemein

Beitrag von Eulenwoelfchen »

ThorsHamar hat geschrieben:(22 Nov 2020, 21:19)

Ich bin noch rüstig ....
Nun machen Sie es doch nicht so spannend.
Beschreiben Sie, bitte sehr, endlich einen Mord der Kategorie des Kontextes hier, mit dem der Mörder "andernorts und gut bezahlt, ein anderes Leben" gerettet hat.
Bitte sehr: Kindermord.
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Re: US-Todesstrafe - allgemein

Beitrag von ThorsHamar »

Eulenwoelfchen hat geschrieben:(22 Nov 2020, 21:22)

Bitte sehr: Kindermord.
Das ist die bzw. eine Antwort auf Ihre Frage: Wie steht es eigentlich bei den Befürwortern der Todestrafe für Mörder, die mit einem Mord andernorts und gut bezahlt, ein anderes Leben retten? Vielleicht sogar das Leben eines Todesstrafenbefürworters oder von dessen Angehörigen. ..." ?

Sorry, aber da kann ich dann doch nicht folgen .....
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Re: US-Todesstrafe - allgemein

Beitrag von Billie Holiday »

ThorsHamar hat geschrieben:(22 Nov 2020, 22:04)

Das ist die bzw. eine Antwort auf Ihre Frage: Wie steht es eigentlich bei den Befürwortern der Todestrafe für Mörder, die mit einem Mord andernorts und gut bezahlt, ein anderes Leben retten? Vielleicht sogar das Leben eines Todesstrafenbefürworters oder von dessen Angehörigen. ..." ?

Sorry, aber da kann ich dann doch nicht folgen .....
Vielleicht jemand, der ein Kind in Gefahr durch Mord rettet? Aber das wäre kein Kindermord.
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Re: US-Todesstrafe - allgemein

Beitrag von Eulenwoelfchen »

Billie Holiday hat geschrieben:(22 Nov 2020, 22:09)

Vielleicht jemand, der ein Kind in Gefahr durch Mord rettet? Aber das wäre kein Kindermord.
Nein. Jemand, der z.B. ein Kind ermordet, es ausschalchtet und mit den entnommenen Organen andernorts -für viel Geld zwar-anderen (auch Kindern) damit das Leben rettet.

Mir geht es um die Grundsatzfrage, die hier aufgetaucht ist, dass ein Mörder grundsätzlich hinzurichten sei, er mit einem Mord jedes Recht auf weiterleben verwirkt habe. Und wie trügerisch solche Absolutismen werden können, vor allem wenn man vor der Frage stünde, mit so einem Mord möglicherweise sein eigenes Kind retten zu können.

Wohlgemerkt, was mich angeht, ist so jemand im Falle der gerichtserwiesenen Mordtat genauso wie ein Raubmörder zu behandeln und zu bestrafen.
Allerdings nicht mit der Todesstrafe. Und die Rettung eines anderen Kindes würde ich auch keinesfalls als mildernden Umstand sehen, der etwa eine mildere Strafe als lebenslang als Urteil ergeben könnte. Im Gegenteil. Für mich ist so ein Mord aus Organgründen eine Mordtat in einem besonders schweren Fall. Die auch bei uns zu einer vollen 25-jährigen Haftstrafe zu führen hat. Ohne Aussicht auf Haftverkürzung.
Zuletzt geändert von Eulenwoelfchen am Sonntag 22. November 2020, 22:47, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: US-Todesstrafe - allgemein

Beitrag von Billie Holiday »

Eulenwoelfchen hat geschrieben:(22 Nov 2020, 22:33)

Nein. Jemand, der z.B. ein Kind ermordet, es ausschalchtet und mit den entnommenen Organen andernorts -für viel Geld zwar-anderen (auch Kindern) damit das Leben rettet.
Das ist einfach nur perverser Mord.
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Re: US-Todesstrafe - allgemein

Beitrag von Eulenwoelfchen »

Billie Holiday hat geschrieben:(22 Nov 2020, 22:36)

Das ist einfach nur perverser Mord.
Das stimmt. Sehe ich genauso. Allerdings ist unstrittig, dass diese Perverität durch Nachfrage geschürt wird, oder erst dadurch entsteht. Anderes Leben zu retten.

Und ich weiss nicht, wie ich reagieren würde, wenn ich durch so ein illegales Organ das Leben meines Kindes retten könnte.
Das ausgeschlachtete Kind ist ehh schon tot. Oder ich rede mir ein, es lebt weiter.

Sie sind Mutter, vielleicht können Sie da besser weiterhelfen?

Ich will Sie hier aber zu keiner Antwort nötigen. Keinesfalls, das möchte ich ausdrücklich betonen.
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Re: US-Todesstrafe - allgemein

Beitrag von Billie Holiday »

Eulenwoelfchen hat geschrieben:(22 Nov 2020, 22:56)

Das stimmt. Sehe ich genauso. Allerdings ist unstrittig, dass diese Perverität durch Nachfrage geschürt wird, oder erst dadurch entsteht. Anderes Leben zu retten.

Und ich weiss nicht, wie ich reagieren würde, wenn ich durch so ein illegales Organ das Leben meines Kindes retten könnte.
Das ausgeschlachtete Kind ist ehh schon tot. Oder ich rede mir ein, es lebt weiter.

Sie sind Mutter, vielleicht können Sie da besser weiterhelfen?

Ich will Sie hier aber zu keiner Antwort nötigen. Keinesfalls, das möchte ich ausdrücklich betonen.
Ihr schreibt zu zweit, nicht wahr? :)
Lass mal den anderen weiterschreiben.
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