Wie vielschichtig denkt und berichtet uniform besetzter Journalismus?

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DarkLightbringer
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Re: Wie vielschichtig denkt und berichtet uniform besetzter Journalismus?

Beitrag von DarkLightbringer »

Stoner hat geschrieben:(16 Nov 2020, 19:50)

Wobei sich dann die Frage stellt: Wenn es keinen Gesinnungs- und Haltungsjournalismus gibt, aber einen Wertejournalismus, dürfte man dann behaupten, die Journalisten hätten keine Gesinnung und keine Haltung? Vertrackt.
Die semantischen Feinheiten halte ich für nebensächlich, man könnte Restle auch als Gesinnungsjournalisten bezeichnen.

Entscheidend ist doch aber eher, in welchem Rahmen der Aktivismus stattfindet und ob das eine Monopolstellung einnimmt.
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Umetarek
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Re: Wie vielschichtig denkt und berichtet uniform besetzter Journalismus?

Beitrag von Umetarek »

Ich frag mich ja schon, wer um alles in der Welt für den Focus, die Welt und die Bild schreibt, wenn es keine Journalisten sind.
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NicMan
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Re: Wie vielschichtig denkt und berichtet uniform besetzter Journalismus?

Beitrag von NicMan »

Umetarek hat geschrieben:(16 Nov 2020, 20:52)

Ich frag mich ja schon, wer um alles in der Welt für den Focus, die Welt und die Bild schreibt, wenn es keine Journalisten sind.
Die sind immerhin für die FDGO. Das ist viel zu links.
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Umetarek
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Re: Wie vielschichtig denkt und berichtet uniform besetzter Journalismus?

Beitrag von Umetarek »

NicMan hat geschrieben:(16 Nov 2020, 21:00)

Die sind immerhin für die FDGO. Das ist viel zu links.
By Jove! :eek: :mad2:
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Umetarek
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Re: Wie vielschichtig denkt und berichtet uniform besetzter Journalismus?

Beitrag von Umetarek »

Und ich halt den Scheiß noch nicht mal aus, den die zu Papier bringen, heißt das ich bin linksextrem? Hat mal wer ein Molotov für mich?
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Re: Wie vielschichtig denkt und berichtet uniform besetzter Journalismus?

Beitrag von Stoner »

Umetarek hat geschrieben:(16 Nov 2020, 21:28)

Und ich halt den Scheiß noch nicht mal aus, den die zu Papier bringen, heißt das ich bin linksextrem? Hat mal wer ein Molotov für mich?
Die konkurrierenden Wahrheiten des "Wertejournalismus" sind halt nicht nach jedermanns Geschmack. :D

Da sollte man so liberal wie bei den ca. 60 Geschlechtern sein.

Oder sich doch mal überlegen, was faul ist am Journalismus. Manchmal, wenn der Käse, je nach Sorte, etwas schimmelt, kann man ja die Stelle rausschneiden und den Rest dann noch verbrauchen. Bei Hartkäse. Weichkäse stinkt dann womöglich auch noch. ;)
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Re: Wie vielschichtig denkt und berichtet uniform besetzter Journalismus?

Beitrag von Skeptiker »

Umetarek hat geschrieben:(16 Nov 2020, 20:52)
Ich frag mich ja schon, wer um alles in der Welt für den Focus, die Welt und die Bild schreibt, wenn es keine Journalisten sind.
Wieso? Das sind doch Journalisten. Wer behauptet denn was anderes?

Es ist mir fast ein wenig peinlich, aber wieder muss ich Fleischhauer zitieren:
Wenn deutsche Journalisten den Bundeskanzler stellen könnten
Leider legen die Zahlen nahe, dass es mit dem Widerspruchsgeist nicht so weit her ist. Es gibt nicht viele Studien zu den politischen Vorlieben von Medienmenschen. Eine der größten stammt von 2005 und kommt vom Hamburger Institut für Journalistik. Danach verteilte sich die politische Sympathie wie folgt: Grüne 35,5 Prozent, SPD 26 Prozent, CDU 8,7 Prozent, FDP 6,3 Prozent, sonstige 4 Prozent, keine Partei 19,6 Prozent.

Jüngere Studien kommen zu einem ähnlichen Befund. Mal ist die Zahl derjenigen größer, die sich politisch nicht zuordnen wollen. Mal liegen die Sozialdemokraten besser, mal liegen sie schlechter. Aber am Trend ändert sich nichts: Wenn deutsche Journalisten den Bundeskanzler stellen könnten, käme der nicht aus dem bürgerlichen Lager.

Selbst in Redaktionen, in denen man es nicht erwarten sollte, gibt es eine klare Mehrheit für Rot-Grün. Bei der „Welt“, dem konservativen Flaggschiff des Springer-Konzerns, weiß man es genau, seit die Redaktion vor ein paar Jahren anlässlich einer Bundestagswahl eine Testwahl unter den Kollegen durchführte. Das Ergebnis hing dann zwei Wochen am schwarzen Brett des Springer-Hochhauses in Berlin, bis der Vorstand es abnehmen ließ, weil man nicht jedem Besucher auf die Nase binden wollte, dass der heimliche Lebenstraum eines „Welt“-Redakteurs ein Platz bei der „Süddeutschen“ ist.
https://www.focus.de/politik/deutschlan ... 39898.html

Bedeutet, dass auch die konservativen Blätter keine Ausnahme darstellen.

Er gibt (im selben Artikel) auch einen Ausblick auf die Zukunft - für diejenigen, die das für einen Effekt halten, der immer schon so da war. Ja war er die letzten Jahrzehnte - aber es wird "schlimmer":
Es wird übrigens nicht besser werden, was die politische Einseitigkeit angeht, das lässt sich schon jetzt sagen. Als ich auf der Journalistenschule war, gab es wenigstens noch ein paar Leute, die nicht Germanistik studiert hatten. Die sind heute alle verschwunden, in die Kanzleien oder in die Wirtschaftswelt.

Wer heute Journalist wird, muss entweder finanziell unabhängig sein – oder er ist sehr intrinsisch motiviert, also von einem starken Missionsgeist erfüllt. Es ist im Prinzip schön, wenn Menschen von ihrer Sache sehr überzeugt sind. Es kann leider nur furchtbar nerven, wenn sie alle ständig daran teilhaben lassen.
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Re: Wie vielschichtig denkt und berichtet uniform besetzter Journalismus?

Beitrag von naddy »

Stoner hat geschrieben:(16 Nov 2020, 11:47)

Dass es regnet, ist keine Frage der Beschreibung.
Tatsächlich? Was bedeutet denn "es regnet" ohne Beschreibung? Ich vermute, daß "es regnet", oder?

Es gibt keinen einzigen Begriff ohne "Beschreibung"/Definition, noch nicht einmal einen mathematischen. Aber lassen wir das besser an dieser Stelle, Semantik ist ohnehin nicht jedermanns Sache.
"Das gefährliche an der Dummheit ist, daß sie die dumm macht, die ihr begegnen." (Sokrates).
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Re: Wie vielschichtig denkt und berichtet uniform besetzter Journalismus?

Beitrag von Umetarek »

Skeptiker hat geschrieben:(16 Nov 2020, 21:49)

Wieso? Das sind doch Journalisten. Wer behauptet denn was anderes?

Es ist mir fast ein wenig peinlich, aber wieder muss ich Fleischhauer zitieren:

https://www.focus.de/politik/deutschlan ... 39898.html

Bedeutet, dass auch die konservativen Blätter keine Ausnahme darstellen.

Er gibt (im selben Artikel) auch einen Ausblick auf die Zukunft - für diejenigen, die das für einen Effekt halten, der immer schon so da war. Ja war er die letzten Jahrzehnte - aber es wird "schlimmer":
Was du sagst ist, dass die Extreme fehlen und damit nicht nur die rechten, natürlich gibt es noch Journalismus rechts und links am Rand, kann man problemlos im Netz konsumieren, wenn man den noch größeren Dreck vermisst. Das mit der Welt glaube ich nicht, oder sie schreiben dermaßen an ihrem Weltbild vorbei, dass nur Scheiße bei rauskommen kann, was wiederum naheliegen würde.
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Re: Wie vielschichtig denkt und berichtet uniform besetzter Journalismus?

Beitrag von NicMan »

Umetarek hat geschrieben:(16 Nov 2020, 21:57)

Was du sagst ist, dass die Extreme fehlen und damit nicht nur die rechten, natürlich gibt es noch Journalismus rechts und links am Rand, kann man problemlos im Netz konsumieren, wenn man den noch größeren Dreck vermisst. Das mit der Welt glaube ich nicht, oder sie schreiben dermaßen an ihrem Weltbild vorbei, dass nur Scheiße bei rauskommen kann, was wiederum naheliegen würde.
Im Welt-Kommentarbereich tummeln sich übrigens zu 90 Prozent Konservative bis rechtsaußen. Die angeblich „links-grüne“-Grundhaltung dort scheint die nicht zu stören.
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Re: Wie vielschichtig denkt und berichtet uniform besetzter Journalismus?

Beitrag von Skeptiker »

Umetarek hat geschrieben:(16 Nov 2020, 21:57)
Was du sagst ist, dass die Extreme fehlen und damit nicht nur die rechten, ...
Wo schreibe ich das?
... natürlich gibt es noch Journalismus rechts und links am Rand, kann man problemlos im Netz konsumieren, wenn man den noch größeren Dreck vermisst.
:|
Verwechselst du mich? Ich trete hier für Ausgeglichenheit ein, nicht für Extreme.
Das mit der Welt glaube ich nicht, oder sie schreiben dermaßen an ihrem Weltbild vorbei, dass nur Scheiße bei rauskommen kann, was wiederum naheliegen würde.
Keine Ahnung auf welche "Scheiße" du dich bei der Welt beziehst. Vielleicht gibst du mal Beispiele :rolleyes:
Du kannst natürlich glauben was du willst. Ich zitiere halt einen Insider aus der Focus-Redaktion, der durchaus Connections zu Redakteuren der Welt haben dürfte. Wahrscheinlich sind deine Quellen halt besser - muss ich mit leben.
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Re: Wie vielschichtig denkt und berichtet uniform besetzter Journalismus?

Beitrag von NicMan »

Ist doch ganz einfach: Für mich, Umetarek oder Vongole ist die Medienlandschaft bereits divers und ausgeglichen. Noch „ausgeglichener“ könnte sie nur durch die verstärkte Aufnahme von Extremen werden. Solange es in Bezug auf die Grundannahme einer unausgewogenen Medienlandschaft (was immer das bedeuten mag) keine Einigung gibt, führen weitere Diskussionsschritte nicht weiter.
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Re: Wie vielschichtig denkt und berichtet uniform besetzter Journalismus?

Beitrag von DarkLightbringer »

Don Alphonso alias Rainer Meyer gilt nicht als links oder grün.
Der Onlinebranchendienst Meedia nannte ihn 2009 den „bösen Buben der Blog-Szene“, der „in den Wunden der Medien- und Internetszene“ bohre.[18]
https://de.wikipedia.org/wiki/Rainer_Meyer

Er arbeitet u. a. für die WELT.
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Re: Wie vielschichtig denkt und berichtet uniform besetzter Journalismus?

Beitrag von Skeptiker »

NicMan hat geschrieben:(16 Nov 2020, 21:59)
Im Welt-Kommentarbereich tummeln sich übrigens zu 90 Prozent Konservative bis rechtsaußen. Die angeblich „links-grüne“-Grundhaltung dort scheint die nicht zu stören.
Du scheinst überrascht zu sein, dass die Journalisten ihren Job machen, und ggf. nicht in erster Linie ihre Meinung verbreiten. Ich weiss, in deiner Generation wäre das ein absonderliches Verhalten. Darauf weist ja auch der letzte von mir von Fleischhauer zitierte Artikel hin.

Ich wundere mich nur ein wenig, dass es so überraschend ist, dass auch für die Welt nichts anderes gelten kann als für alle anderen Medienhäuser. Natürlich müssen die sich aus dem Personalmarkt für Journalisten bedienen, und natürlich führt das auch in der Welt zu einer RRG-Dominanz in der Redaktion. Im Gegensatz zu Blättern wie der TAZ wird es bei der Welt aber natürlich auch deutlich konservativere Redakteure geben, wodurch ich denke, dass die Welt aktuell wahrscheinlich eine der ausgeglichensten Redaktionen haben sollte (im Vergleich mit explizit linken Blättern).
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Re: Wie vielschichtig denkt und berichtet uniform besetzter Journalismus?

Beitrag von Skeptiker »

NicMan hat geschrieben:(16 Nov 2020, 22:09)
Ist doch ganz einfach: Für mich, Umetarek oder Vongole ist die Medienlandschaft bereits divers und ausgeglichen. Noch „ausgeglichener“ könnte sie nur durch die verstärkte Aufnahme von Extremen werden. Solange es in Bezug auf die Grundannahme einer unausgewogenen Medienlandschaft (was immer das bedeuten mag) keine Einigung gibt, führen weitere Diskussionsschritte nicht weiter.
Ach so. Ich trete hier für einen politisch ausgewogener besetzten Journalismus ein.
Ihr sagt "da sind wir schon" und macht daraus die These: "Wenn einem das nicht ausreicht, dann fordert man Extremismus"
Als nächstes kriege ich an den Kopf geworfen, dass ich Extremismus fordere.

Geht es noch bescheuerter? Fällt dir überhaupt auf wie dämlich das ist?
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Re: Wie vielschichtig denkt und berichtet uniform besetzter Journalismus?

Beitrag von NicMan »

Skeptiker hat geschrieben:(16 Nov 2020, 22:17)

Ach so. Ich trete hier für einen politisch ausgewogener besetzten Journalismus ein.
Ihr sagt "da sind wir schon" und macht daraus die These: "Wenn einem das nicht ausreicht, dann fordert man Extremismus"
Als nächstes kriege ich an den Kopf geworfen, dass ich Extremismus fordere.

Geht es noch bescheuerter? Fällt dir überhaupt auf wie dämlich das ist?
Werter Skeptiker, dein argumentatives Problem besteht darin, die angebliche Unausgewogenheit der deutschen Medienlandschaft an keiner Stelle konkret nachweisen zu können. Hast du eigentlich mal in letzter Zeit regelmäßig Artikel von Welt (Online) konsumiert? Ich kriege die schon über Twitter in die Timeline gespült. Sehr häufig hat man dort Meinungsbeiträge wie: „Warum die Steuern zu hoch sind“, „Weshalb Gendern Unsinn ist“, „Warum die Sozialwissenschaften nur aus linken Spinnern bestehen“, „Wie Linke die klassische Familie zerstören“ und so weiter und so fort. Dürfen die ja gerne alles schreiben und denken, aber wo sind das denn keine konservativen Positionen?
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Re: Wie vielschichtig denkt und berichtet uniform besetzter Journalismus?

Beitrag von Skeptiker »

NicMan hat geschrieben:(16 Nov 2020, 22:23)

Werter Skeptiker, dein argumentatives Problem besteht darin, die angebliche Unausgewogenheit der deutschen Medienlandschaft an keiner Stelle konkret nachweisen zu können. Hast du eigentlich mal in letzter Zeit regelmäßig Artikel von Welt (Online) konsumiert? Ich kriege die schon über Twitter in die Timeline gespült. Sehr häufig hat man dort Meinungsbeiträge wie: „Warum die Steuern zu hoch sind“, „Weshalb Gendern Unsinn ist“, „Warum die Sozialwissenschaften nur aus linken Spinnern bestehen“, „Wie Linke die klassische Familie zerstören“ und so weiter und so fort. Dürfen die ja gerne alles schreiben und denken, aber wo sind das denn keine konservativen Positionen?
Nicman, dein Problem besteht darin, dass du die Fragestellung dieses Threads nicht verstehst.

Ich behaupte nicht, dass die Welt ein linkes Blatt ist. Ich lese die Welt und ich kenne deren Ausrichtung. Mach dich aber mal über den Werdegang des Herausgebers schlau. Aust ist alles andere als ein konservativer Knochen.

Die These meines Stranges ist, dass es ungesund für Journalismus allgemein ist, wenn sich die Journalisten aus sehr einseitigen Milieus mit sehr einheitlichen Ansichten rekrutieren. Dass dieses so ist, dafür habe ich Belege geliefert. Selbst die "Entgegenhaltung" von Vongole bestreitet die Tatsache eigentlich nicht, sondern wertet sie als bekannte Tatsache ab. Und es ist nunmal eine Tatsache, dass Journalisten mehrheitlich "linksgrün" sind - es müsst eigentlich "grünlinks" heißen, weil grün sogar dominiert. Insbesondere die Verschärfung dieser Tendenz ist das Thema hier - denn Innzucht ist nunmal ungesund - biologisch und intellektuell.

Du aber bekämpfst hier tapfer den Strohmann, dass ich vor allem eine heutige unausgewogene Berichterstattung anprangern würde. Tja, wenn du nicht das Thema verstehst, dann können wir natürlich auch noch länger aneinander vorbei reden.

Ich kann in all eurer Argumentation jedenfalls kein Eingehen auf die geschilderte Grundproblematik erkennen. Alles was ich lese ist "Wieso? Man kann sich doch alles kaufen" - Jau, nix verstanden, setzen, sechs. :rolleyes:
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Re: Wie vielschichtig denkt und berichtet uniform besetzter Journalismus?

Beitrag von NicMan »

Skeptiker hat geschrieben:(16 Nov 2020, 22:41)

Nicman, dein Problem besteht darin, dass du die Fragestellung dieses Threads nicht verstehst.

Ich behaupte nicht, dass die Welt ein linkes Blatt ist. Ich lese die Welt und ich kenne deren Ausrichtung. Mach dich aber mal über den Werdegang des Herausgebers schlau. Aust ist alles andere als ein konservativer Knochen.

Die These meines Stranges ist, dass es ungesund für Journalismus allgemein ist, wenn sich die Journalisten aus sehr einseitigen Milieus mit sehr einheitlichen Ansichten rekrutieren. Dass dieses so ist, dafür habe ich Belege geliefert. Selbst die "Entgegenhaltung" von Vongole bestreitet die Tatsache eigentlich nicht, sondern wertet sie als bekannte Tatsache ab. Und es ist nunmal eine Tatsache, dass Journalisten mehrheitlich "linksgrün" sind - es müsst eigentlich "grünlinks" heißen, weil grün sogar dominiert. Insbesondere die Verschärfung dieser Tendenz ist das Thema hier - denn Innzucht ist nunmal ungesund - biologisch und intellektuell.

Du aber bekämpfst hier tapfer den Strohmann, dass ich vor allem eine heutige unausgewogene Berichterstattung anprangern würde. Tja, wenn du nicht das Thema verstehst, dann können wir natürlich auch noch länger aneinander vorbei reden.

Ich kann in all eurer Argumentation jedenfalls kein Eingehen auf die geschilderte Grundproblematik erkennen. Alles was ich lese ist "Wieso? Man kann sich doch alles kaufen" - Jau, nix verstanden, setzen, sechs. :rolleyes:
Ich verstehe dich also richtig: Nach deiner Aufassung rekrutieren sich große Teile der journalistischen Zunft aus Menschen, die tendenziell „grünlinke“ Ansichten vertreten. Gleichzeitig gibts Du jedoch zu, dass diese persönlichen Ansichten offenbar nichts an der Ausrichtung von Blättern wie der „Welt“ ändern.

Dann stellt sich die Frage, weshalb die Ansichten der Journalisten überhaupt ein Problem sein sollten, wenn ihre persönlichen Ansichten ihr Geschreibsel doch kaum beeinflussen. Das ist doch im wesentlichen das was zählt: Das, was hinten rauskommt. Du aber wärst offenbar glücklicher, wenn die konservativen Artikel der Welt genauso erscheinen würden wie jetzt, aber eben von Autoren mit anderem „Mindset“ verfasst.

Ich kann mir nicht helfen, aber ich finde das sehr absurd.
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Re: Wie vielschichtig denkt und berichtet uniform besetzter Journalismus?

Beitrag von Selina »

DarkLightbringer hat geschrieben:(16 Nov 2020, 19:39)

Dem Monitor-Chef Georg Restle halten Kritiker beispielsweise vor, "politischen Aktivismus" statt Journalismus zu betreiben.
Er selbst nennt es werteorientiert.

Wir sind per Du, also du und ich. ;)
Der Restle ist ein toller Journalist. Und natürlich packt Monitor ständig sehr heiße Eisen an. Vieles davon ist den Rechtsaußen-Leuten (AfD, Identitäre, Teile der Reichsbürger) natürlich ein Dorn im Auge. Da aber viele dieser Rechtsaußen-Leute eine akute Bedrohung für die Demokratie sind, kann man Leuten wie Restle nur dankbar sein, dass er solche Dinge recherchiert und aufdeckt. Daher gabs auch eine Morddrohung gegen ihn.

Hier, mal einer seiner treffenden Kommentare. Sehr zu empfehlen:

https://www1.wdr.de/daserste/monitor/vi ... --100.html
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Re: Wie vielschichtig denkt und berichtet uniform besetzter Journalismus?

Beitrag von Selina »

DarkLightbringer hat geschrieben:(16 Nov 2020, 22:13)

Don Alphonso alias Rainer Meyer gilt nicht als links oder grün.

https://de.wikipedia.org/wiki/Rainer_Meyer

Er arbeitet u. a. für die WELT.
Der ist das krasse Gegenteil von linksgrün. Und auch der hier bei einigen so beliebte Jan Fleischhauer ist alles andere als linksgrün. Was im Focus kommt, ist insgesamt alles andere als linksgrün. Ja, Die Welt wirkt manchmal etwas gemischt, da findet man neben 80 Prozent konservativer Texte auch ab und an mal einen "linksgrünen". Wie zufällig "passiert" :D Aber ansonsten, es gibt doch sehr viel netten Lesestoff für die Konservativen und Erzkonservativen dieses Landes. Und was noch weiter rechts befindlich ist, findet ebenfalls das Passende. Liegt überall rum.
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Re: Wie vielschichtig denkt und berichtet uniform besetzter Journalismus?

Beitrag von Skeptiker »

NicMan hat geschrieben:(16 Nov 2020, 22:50)
Ich verstehe dich also richtig: Nach deiner Aufassung rekrutieren sich große Teile der journalistischen Zunft aus Menschen, die tendenziell „grünlinke“ Ansichten vertreten. Gleichzeitig gibts Du jedoch zu, dass diese persönlichen Ansichten offenbar nichts an der Ausrichtung von Blättern wie der „Welt“ ändern.

Dann stellt sich die Frage, weshalb die Ansichten der Journalisten überhaupt ein Problem sein sollten, wenn ihre persönlichen Ansichten ihr Geschreibsel doch kaum beeinflussen. Das ist doch im wesentlichen das was zählt: Das, was hinten rauskommt. Du aber wärst offenbar glücklicher, wenn die konservativen Artikel der Welt genauso erscheinen würden wie jetzt, aber eben von Autoren mit anderem „Mindset“ verfasst.

Ich kann mir nicht helfen, aber ich finde das sehr absurd.
Wenn man die Welt statisch versteht, dann ist das möglicherweise absurd. Allerdings verändert sich die Welt mit den Menschen, und es ist nunmal eine Tatsache, dass sich durch eine immer klar politisch positioniertere Journalistenschaft, auch die Berichterstattung tendenziöser geben wird.

Heute wird das vor allem in großen und auch mit vielen liberal/konservativ ausgestatteten Redakteuren noch kompensiert. Aber die Aussagen und auch der erkennbare Trend sind eindeutig.

Was ich wirklich schwer verständlich finde ist, dass es offenbar für bekennende Linke oft schon heute eine nicht leistbare geistige Transferleistung darstellt, dass AUCH liberal/konservative Menschen eine Berichterstattung von Menschen wünschen, die ihrer eigenen politischen Weltanschauung nahe kommt. Für keinen Linken dürfte es ein behaglicher Gedanke sein, dass die TAZ mehrheitlich von katholischen Landfrauen der CDU besetzt wäre - vollkommen egal was die schreiben würden. Umgekehrt aber scheint es für dich eine Absurdität zu sein.

Für mich zeigt das einmal mehr, dass "Links" sich garnicht mehr als eine von vielen politischen Positionen auffasst, sondern mental bereits auf sakraler Ebene angekommen ist. Wie sonst lässt sich eine Haltung erklären, den Kopf über Forderungen zu schütteln, die man in selber Situation selber energisch vertreten würde (und dessen bin ich überzeugt).
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Re: Wie vielschichtig denkt und berichtet uniform besetzter Journalismus?

Beitrag von Elmar Brok »

Skeptiker hat geschrieben:(16 Nov 2020, 22:14)

Du scheinst überrascht zu sein, dass die Journalisten ihren Job machen, und ggf. nicht in erster Linie ihre Meinung verbreiten. Ich weiss, in deiner Generation wäre das ein absonderliches Verhalten. Darauf weist ja auch der letzte von mir von Fleischhauer zitierte Artikel hin.
Der Artikel von Fleischhauer ist ja scheinbar Grundlage für diesen Thread. Fleischhauer schreibt diesen Artikel sicherlich nicht ohne Grund. Er verfolgt ein Ziel und ist mindestens standortgebunden. Hast du Artikel oder Aufsätze von Journalisten, die politisch anders eingestellt sind, und dieses Thema behandeln? Evtl. habe ich diese übersehen? Etwas Diversität dürfte kaum schaden.
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Re: Wie vielschichtig denkt und berichtet uniform besetzter Journalismus?

Beitrag von Selina »

Skeptiker hat geschrieben:(16 Nov 2020, 23:11)

Wenn man die Welt statisch versteht, dann ist das möglicherweise absurd. Allerdings verändert sich die Welt mit den Menschen, und es ist nunmal eine Tatsache, dass sich durch eine immer klar politisch positioniertere Journalistenschaft, auch die Berichterstattung tendenziöser geben wird.

Heute wird das vor allem in großen und auch mit vielen liberal/konservativ ausgestatteten Redakteuren noch kompensiert. Aber die Aussagen und auch der erkennbare Trend sind eindeutig.

Was ich wirklich schwer verständlich finde ist, dass es offenbar für bekennende Linke oft schon heute eine nicht leistbare geistige Transferleistung darstellt, dass AUCH liberal/konservative Menschen eine Berichterstattung von Menschen wünschen, die ihrer eigenen politischen Weltanschauung nahe kommt. Für keinen Linken dürfte es ein behaglicher Gedanke sein, dass die TAZ mehrheitlich von katholischen Landfrauen der CDU besetzt wäre - vollkommen egal was die schreiben würden. Umgekehrt aber scheint es für dich eine Absurdität zu sein.

Für mich zeigt das einmal mehr, dass "Links" sich garnicht mehr als eine von vielen politischen Positionen auffasst, sondern mental bereits auf sakraler Ebene angekommen ist. Wie sonst lässt sich eine Haltung erklären, den Kopf über Forderungen zu schütteln, die man in selber Situation selber energisch vertreten würde (und dessen bin ich überzeugt).
Skeptiker, zu solchen Schlüssen kannst du nur kommen, wenn du den Journalismus dieses Landes wirklich gut kennst. Du müsstest also gründlich recherchieren, dich querbeet durch alle wichtigen Zeitungen mit verschiedenem politischen Profil arbeiten, sämtliche politische Talkrunden ansehen, und das über einen längeren Zeitraum, alle politischen Dokus von ARD bis Arte und und und. Außerdem müsstest du genauen Einblick nehmen in den Inhalt journalistischer Ausbildung bis hin zur Volontärs-Arbeit in sämtlichen Medien. Das wäre eine monatelange, wenn nicht jahrelange tiefgründige Arbeit, die ein Einzelner, noch dazu als Zufalls-Rezipient und Laie, nur schwer leisten kann. Also: Bitte den Ball flach halten und nur darüber reden, was du auch wirklich genau kennst und einschätzen kannst. Oder aber sparsamer mit den Schlussfolgerungen umgehen.
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Re: Wie vielschichtig denkt und berichtet uniform besetzter Journalismus?

Beitrag von Skeptiker »

Elmar Brok hat geschrieben:(16 Nov 2020, 23:12)
Der Artikel von Fleischhauer ist ja scheinbar Grundlage für diesen Thread. Fleischhauer schreibt diesen Artikel sicherlich nicht ohne Grund. Er verfolgt ein Ziel und ist mindestens standortgebunden. Hast du Artikel oder Aufsätze von Journalisten, die politisch anders eingestellt sind, und dieses Thema behandeln? Evtl. habe ich diese übersehen? Etwas Diversität dürfte kaum schaden.
Dann bringe die doch gerne ein. Ich habe die nicht. Alles was ich finden kann ist, dass es eine bekannte Tatsache ist, dass Journalisten als Berufsstand deutlich links verschoben sind, im Vergleich zur sonstigen Bevölkerung. Sogar die Entgegenhaltung von Vongole, gibt das als bekannte Tatsache aus.

Du hast andere Erkenntnisse? Dann her damit. Ich freue mich natürlich über jede Information, welche das Thema bereichert.
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Re: Wie vielschichtig denkt und berichtet uniform besetzter Journalismus?

Beitrag von NicMan »

Skeptiker hat geschrieben:(16 Nov 2020, 23:11)

Wenn man die Welt statisch versteht, dann ist das möglicherweise absurd. Allerdings verändert sich die Welt mit den Menschen, und es ist nunmal eine Tatsache, dass sich durch eine immer klar politisch positioniertere Journalistenschaft, auch die Berichterstattung tendenziöser geben wird.

Heute wird das vor allem in großen und auch mit vielen liberal/konservativ ausgestatteten Redakteuren noch kompensiert. Aber die Aussagen und auch der erkennbare Trend sind eindeutig.

Was ich wirklich schwer verständlich finde ist, dass es offenbar für bekennende Linke oft schon heute eine nicht leistbare geistige Transferleistung darstellt, dass AUCH liberal/konservative Menschen eine Berichterstattung von Menschen wünschen, die ihrer eigenen politischen Weltanschauung nahe kommt. Für keinen Linken dürfte es ein behaglicher Gedanke sein, dass die TAZ mehrheitlich von katholischen Landfrauen der CDU besetzt wäre - vollkommen egal was die schreiben würden. Umgekehrt aber scheint es für dich eine Absurdität zu sein.

Für mich zeigt das einmal mehr, dass "Links" sich garnicht mehr als eine von vielen politischen Positionen auffasst, sondern mental bereits auf sakraler Ebene angekommen ist. Wie sonst lässt sich eine Haltung erklären, den Kopf über Forderungen zu schütteln, die man in selber Situation selber energisch vertreten würde (und dessen bin ich überzeugt).
Jetzt verstehe ich gar nichts mehr. Eben ging es doch um die Ansichten der Journalisten. Jetzt geht es auf einmal darum, eine entsprechende Berichterstattung zu erhalten, welche möglichst die eigenen konservativen Ansichten bestätigen soll, obwohl wir doch grade festgestellt hatten, dass es solcherlei Berichterstattung doch gibt (Welt, Focus).

Nachdem ich deinen Beitrag zweimal gelesen habe, schlussfolgere ich:
Du möchtest also konservative Berichterstattung (die gibt es schon), gleichzeitig verfasst von konservativen Autoren (die gibt es auch, siehe Don Alphonso und andere). Also wenn morgen AfDler positive Artikel über diverse und Alternative Lebensformen schreiben würden, dann fände ich das großartig. Wahrscheinlich wären sie dann allerdings nicht bei der AFD. Ich persönlich brauche das nicht, dass eine Linke Zeitung aus linken Autoren besteht. Aber gut, andere brauchen das offenbar, aktzeptiert.

Angesichts vieler Konservativer Meinungsäußerungen in einschlägigen Blättern mag ich nicht so recht glauben, dass das alle nur grünlinke Menschen sind, die für ihre Leserschaft gut Miene zum bösen Spiel machen.
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Re: Wie vielschichtig denkt und berichtet uniform besetzter Journalismus?

Beitrag von Skeptiker »

Selina hat geschrieben:(16 Nov 2020, 23:21)
Skeptiker, zu solchen Schlüssen kannst du nur kommen, wenn du den Journalismus dieses Landes wirklich gut kennst. Du müsstest also gründlich recherchieren, dich querbeet durch alle wichtigen Zeitungen mit verschiedenem politischen Profil arbeiten, sämtliche politische Talkrunden ansehen, und das über einen längeren Zeitraum, alle politischen Dokus von ARD bis Arte und und und. Außerdem müsstest du genauen Einblick nehmen in den Inhalt journalistischer Ausbildung bis hin zur Volontärs-Arbeit in sämtlichen Medien. Das wäre eine monatelange, wenn nicht jahrelange tiefgründige Arbeit, die ein Einzelner, noch dazu als Zufalls-Rezipient und Laie, nur schwer leisten kann. Also: Bitte den Ball flach halten und nur darüber reden, was du auch wirklich genau kennst und einschätzen kannst. Oder aber sparsamer mit den Schlussfolgerungen umgehen.
Liebe Selina, ich habe die Quellen für meine Behauptungen zitiert und mir sind keine gegenteiligen Fakten genannt worden (sogar die kritisch gemeinten unterstützten die Aussage der massiven Dominanz links stehender Journalisten). Dann erlaube ich mir auch Schlüsse zu ziehen.
Elmar Brok
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Re: Wie vielschichtig denkt und berichtet uniform besetzter Journalismus?

Beitrag von Elmar Brok »

Skeptiker hat geschrieben:(16 Nov 2020, 23:27)

Dann bringe die doch gerne ein. Ich habe die nicht. Alles was ich finden kann ist, dass es eine bekannte Tatsache ist, dass Journalisten als Berufsstand deutlich links verschoben sind, im Vergleich zur sonstigen Bevölkerung. Sogar die Entgegenhaltung von Vongole, gibt das als bekannte Tatsache aus.

Du hast andere Erkenntnisse? Dann her damit. Ich freue mich natürlich über jede Information, welche das Thema bereichert.
Ich habe mich doch hier schon zahlreich eingebracht.
Mich wundert nur, dass dir die Diversität so wichtig ist, du selber aber keine Diversität an Autoren zu Rate ziehst.
Skeptiker

Re: Wie vielschichtig denkt und berichtet uniform besetzter Journalismus?

Beitrag von Skeptiker »

NicMan hat geschrieben:(16 Nov 2020, 23:29)
Jetzt verstehe ich gar nichts mehr. Eben ging es doch um die Ansichten der Journalisten. Jetzt geht es auf einmal darum, eine entsprechende Berichterstattung zu erhalten, welche möglichst die eigenen konservativen Ansichten bestätigen soll, obwohl wir doch grade festgestellt hatten, dass es solcherlei Berichterstattung doch gibt (Welt, Focus).

Nachdem ich deinen Beitrag zweimal gelesen habe, schlussfolgere ich:
Du möchtest also konservative Berichterstattung (die gibt es schon), gleichzeitig verfasst von konservativen Autoren (die gibt es auch, siehe Don Alphonso und andere). Also wenn morgen AfDler positive Artikel über diverse und Alternative Lebensformen schreiben würden, dann fände ich das großartig. Wahrscheinlich wären sie dann allerdings nicht bei der AFD. Ich persönlich brauche das nicht, dass eine Linke Zeitung aus linken Autoren besteht. Aber gut, andere brauchen das offenbar, aktzeptiert.

Angesichts vieler Konservativer Meinungsäußerungen in einschlägigen Blättern mag ich nicht so recht glauben, dass das alle nur grünlinke Menschen sind, die für ihre Leserschaft gut Miene zum bösen Spiel machen.
Nicman, vielleicht machen wir mal ein Gedankenexperiment.

Stellen wir uns mal vor, es gäbe bei den jungen Leuten den Trend hin zu Religion. Stellen wir uns vor man würde begeistert erzkonservative Werte feiern. Die Studenten würden sich meist in Bruderschaften organisieren und von nationalem Stolz schwadronieren. Mit anderen Worten: Stellen wir uns vor, Deutschland wäre bei der Jungen Generation so rechts, wie sie aktuell links ist (zumindest auf den Bereich Politikwissenschaften und Journalistik bezogen).

Stellen wir uns ferner vor, all diese "patriotischen" jungen Leute drängen in die Redaktionen der Zeitungen und Medienhäuser, weil es ihnen ein Herzensanliegen ist, ihre Begeisterung zu teilen. All diese Redaktionen sind traditionell mit Leuten besetzt, die schon relativ konservativ sind, die aber einen hohen journalistischen Ethos hochhalten.

Was meinst du wie ein Linker sich in dieser Gesellschaft fühlen würde? Hey, die linken Blätter schreiben doch das was du lesen möchtest. Als Rechter kann man nur den Kopf darüber schütteln, warum sich Linke möglicherweise unwohl dabei fühlen könnten, wenn eine Generation junger Patrioten mit Sendungsbewusstsein und einer eher "pragmatischen" Vorstellung von journalistischem Ethos in den Job als Journalist drängen. Dem Linken wird doch das geschrieben was er lesen will, und da sind immernoch ein paar Originale die so denken wie die. Was wollen diese Linken denn überhaupt? Diesen jungen Patrioten die private Meinung vorgeben? Wie absurd - ist doch egal wer denen die Artikel schreibt, oder?


Nein, ist es eben nicht. Berichterstattung hat auch etwas mit Vertrauen zu tun. Dieses kann man bislang durchaus in die deutsche Presselandschaft haben. Wenn aber offensichtlich ist, dass ein problematischer Trend ggf. vollends aus dem Ruder läuft, dann sollte man das Thematisieren.

Der gesamte Teil der rechten neuen Medien speist sich fundamental aus dem Misstrauen, welches recht klar linksliberal positionierte Öffentlich Rechtliche erzeugen. Ich hätte es noch vor 10-15 Jahren nicht für möglich gehalten, dass Menschen in meinem Umfeld, die ich als politisch vollkommen unauffällig ansehen würde, mir klar zu verstehen geben, dass sie auf die Berichterstattung der ÖR nichts geben. Das wäre damals eine sehr exotische Meinung gewesen - heute ist sie nicht mehr exotisch.

Ich denke der Journalismus in Deutschland hat nicht nur eine durch die neuen Medien bedingte finanzielle Krise, er hat auch eine massive Vertrauenskrise. Und das ist absolut ungesund für eine Demokratie.
Skeptiker

Re: Wie vielschichtig denkt und berichtet uniform besetzter Journalismus?

Beitrag von Skeptiker »

Elmar Brok hat geschrieben:(16 Nov 2020, 23:45)
Ich habe mich doch hier schon zahlreich eingebracht.
Mich wundert nur, dass dir die Diversität so wichtig ist, du selber aber keine Diversität an Autoren zu Rate ziehst.
Ich gehe doch auf die Entgegenhaltungen ein. Aber ich finde eben nirgendwo Informationen, die eine andere Aussage liefern als die, dass Journalisten in Deutschland stark dominant linksgrün eingestellt sind (im Vergleich zur Restbevölkerung).

So lange ich dazu nichts anderes finde, besteht ja die theoretische Möglichkeit, dass es vielleicht sogar genau so ist. Hast du das schonmal in Erwägung gezogen?

Wenn du also andere Hinweise hast, dann gerne her damit. Mehr kann ich nicht tun. Ich jedenfalls schließe keinerlei Hinweise aus seriöser Quelle aus.
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Re: Wie vielschichtig denkt und berichtet uniform besetzter Journalismus?

Beitrag von Vongole »

Skeptiker hat geschrieben:(16 Nov 2020, 23:27)

Dann bringe die doch gerne ein. Ich habe die nicht. Alles was ich finden kann ist, dass es eine bekannte Tatsache ist, dass Journalisten als Berufsstand deutlich links verschoben sind, im Vergleich zur sonstigen Bevölkerung. Sogar die Entgegenhaltung von Vongole, gibt das als bekannte Tatsache aus.
(..)
Nein, ich habe dir lediglich entgegen gehalten, dass es eine Bandbreite von dezidiert linkem Journalismus (TAZ) bis konservativem (FAZ, Welt u.a.) gibt, und damit Diversität in der seriösen Presse vorhanden ist.
Sollten tatsächlich Journalisten/Redakteure der Welt eher die Grünen als die CDU wählen, sagt das eigentlich nur aus, dass sich grüne und konservative Einstellungen durchaus unter einen Hut bringen lassen, ohne dass sich der
konservative Blickwinkel in der Zeitung selbst ändert.
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Re: Wie vielschichtig denkt und berichtet uniform besetzter Journalismus?

Beitrag von Skeptiker »

Vongole hat geschrieben:(17 Nov 2020, 00:19)
Nein, ich habe dir lediglich entgegen gehalten, dass es eine Bandbreite von dezidiert linkem Journalismus (TAZ) bis konservativem (FAZ, Welt u.a.) gibt, und damit Diversität in der seriösen Presse vorhanden ist.
Sollten tatsächlich Journalisten/Redakteure der Welt eher die Grünen als die CDU wählen, sagt das eigentlich nur aus, dass sich grüne und konservative Einstellungen durchaus unter einen Hut bringen lassen, ohne dass sich der
konservative Blickwinkel in der Zeitung selbst ändert.
Ich beziehe mich auf dieses Zitat in deinem Beitrag:
Für Gregor Daschmann von der Uni Mainz, der die politische Einstellung von Journalisten jahrelang untersucht hat, sind diese Ergebnisse allerdings: "Ein alter Hut. Dass die politische Orientierung der Journalisten in Deutschland nicht der politischen Orientierung der Gesamtbevölkerung entspricht - das kennen wir schon seit vierzig Jahren." Dieser Befund gelte für Journalistinnen und Journalisten allgemein, sei aber kein Alleinstellungsmerkmal der Öffentlich-Rechtlichen. Wenig überraschend sind die Zahlen zudem, wenn man bedenkt, dass die Grünen unter jungen, akademisch gebildeten Menschen regelmäßig überdurchschnittlich gut abschneiden. Denn unter den befragten Nachwuchsjournalisten haben 95 Prozent studiert - mehr als fünfmal so viele wie in der Gesamtbevölkerung.
(..)
Der Kommunikationswissenschaftler Daschmann kritisiert die Diskussion um die vermeintliche Einseitigkeit der Nachwuchskräfte. Diese basiere auf der Annahme, "dass ein Journalist mit einer bestimmten politischen Orientierung automatisch nicht objektiv sein kann.
https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/ ... hs200.html
viewtopic.php?p=4873785#p4873785

Das bestätigt klar die Vermutung, dass es Journalisten eben deutlich zu links grün tendieren - allerdings relativiert man dessen Bedeutung.

Was allerdings als "Alter Hut" bezeichnet wird, ist bei manchen hier ja noch nicht einmal als Realität angekommen. Auch hier musste ich schon die bekannte Studie zur Parteienpräferenz herausholen, sonst würde es nicht geglaubt. Verwunderlich eigentlich bei der Offensichtlichkeit, wenn man mit einigermaßen offenen Augen durchs Leben geht. Ist wohl so ein "Frosch im Topf" Effekt ...
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Re: Wie vielschichtig denkt und berichtet uniform besetzter Journalismus?

Beitrag von Vongole »

Skeptiker hat geschrieben:(17 Nov 2020, 00:34)

Ich beziehe mich auf dieses Zitat in deinem Beitrag:

viewtopic.php?p=4873785#p4873785

Das bestätigt klar die Vermutung, dass es Journalisten eben deutlich zu links grün tendieren - allerdings relativiert man dessen Bedeutung.

Was allerdings als "Alter Hut" bezeichnet wird, ist bei manchen hier ja noch nicht einmal als Realität angekommen. Auch hier musste ich schon die bekannte Studie zur Parteienpräferenz herausholen, sonst würde es nicht geglaubt. Verwunderlich eigentlich bei der Offensichtlichkeit, wenn man mit einigermaßen offenen Augen durchs Leben geht. Ist wohl so ein "Frosch im Topf" Effekt ...
Wenn Journalisten zu grün, oder meinetwegen auch linksgrün tendieren, die journalistische Qualität aber auch in konservativen Medien nicht darunter leidet, dann frage ich nochmals, was du eigentlich willst.
Im Zitat wird bestätigt, dass sich Journalisten durch ihre akademische Ausbildung vom Durchschittswähler abheben, na und?
Ich bin auch nicht mit allem einverstanden, was in der Welt, der SZ, der Zeit oder im Merkur steht, fühle mich aber weder bevormundet noch beeinflusst. Schließlich kann kein noch so gut geschriebener Artikel
das eigene Denken ersetzen, höchstens zum Nachdenken anregen, wenn zu einem gleichen Thema jeweils aus liberal-progressiver oder konservativer Haltung berichtet oder kommentiert wird.
Das Schlimmste wäre ein durchgegarter Einheitsbrei von Medien, die alle gleich "ticken", und genau das tun sie eben nicht.

Genau deswegen ist auch ein Herr Fleischhauer für mich nicht das Maß aller Dinge, das war er schon damals nicht, als ich seine Beiträge im Spiegel noch mit einem gewissen Vergnügen las.
Hat in meinen Augen sehr nachgelassen, seit er beim Focus schreibt.
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Re: Wie vielschichtig denkt und berichtet uniform besetzter Journalismus?

Beitrag von Toblerone »

Nun wird es finster für die Studie, bzw. deren Umdeutungen ;)
Die Daten stammen aus einer Studie der Freien Universität Berlin (2010) unter Leitung der Kommunikationswissenschaftlerin Margreth Lünenborg. Gemeinsam mit ähnlichen Untersuchungen aus den Jahren 2005 und 2017 dient die Erhebung zahlreichen rechtskonservativen Zeitungen wie »Compact« oder »Tichys Einblick« als Beleg, um ihre Kritik an der deutschen Presselandschaft zu untermauern. Doch auch Redakteure von »Spiegel« oder »NZZ« behaupten mit Blick auf diese Daten: Die deutschen Medien sind linksgrün.
Scheint so, daß manche glauben Tichys Einblick und Compact seien ausgewogen. :D
Die Zahlen scheinen eindeutig. Das Problem: Weder die zitierte Studie noch andere ähnliche Untersuchungen belegen die Behauptungen. Im Gegenteil, die Autoren dieser Studien weisen auf Nachfrage von Katapult darauf hin, dass ihre Ergebnisse häufig falsch interpretiert und bewusst verzerrend dargestellt würden. Belege für eine von Linken dominierte Presse sehen sie in ihren Studien nicht. Vielmehr müsse man die redaktionelle Linie des jeweiligen Mediums in den Blick nehmen und mit Hilfe von Inhaltsanalysen bewerten, welche politische Orientierung tatsächlich überwiege.
Falsch zitiert und verdreht gehört zur Propaganda ;)
Studien werden falsch zitiert

Häufig unterschlagen Redakteure die wichtigste Zahl: Die größte Gruppe der befragten Journalisten gibt an, sich keiner Partei verbunden zu fühlen. Im Fall der 743 von Lünenborg und Simon Berghofer befragten Politikjournalisten waren das 36,1 Prozent. Die Parteineigung von Journalisten lässt sich daher auch nicht problemlos mit der der Bevölkerung vergleichen, denn die Gruppe, die keine Präferenz nennt, ist auch nicht der Gruppe der Nichtwähler zuzuordnen.

Dennoch ist die Beobachtung richtig, dass sich die Mehrheit der Journalisten zumindest nicht rechts der Mitte verortet. Daraus abzuleiten, die deutsche Presse sei links und repräsentiere nicht die Bevölkerung, ist jedoch verkehrt.
https://mobile.katapult-magazin.de/inde ... &artID=868

Natürlich haben wir eine ausgewogene Presselandschaft :thumbup: Außer man duldet einfach keine andere Presse als die Eigene. Aber dieses Problem liegt dann nicht an der Presse.
Stoner

Re: Wie vielschichtig denkt und berichtet uniform besetzter Journalismus?

Beitrag von Stoner »

Toblerone hat geschrieben:(17 Nov 2020, 01:00)

Natürlich haben wir eine ausgewogene Presselandschaft :thumbup:
Ja, was dem einen die Junge Welt ist, ist dem anderen die Junge Freiheit.

Wie ging das noch einmal: Wenn man die linke Hand auf die heiße Herdplatte legt und die rechte auf die kalte, herrscht (wo auch immer) eine ausgewogene Temperatur.

Wie der schwarze Pirat im Asterix sagt: O tempo'a, o mo'es!
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Re: Wie vielschichtig denkt und berichtet uniform besetzter Journalismus?

Beitrag von schokoschendrezki »

DarkLightbringer hat geschrieben:(16 Nov 2020, 19:16)

Die DDR beanspruchte eine wissenschaftlich objektive Unumstößlichkeit, nicht? Mit letzten Wahrheiten wäre ich dann doch etwas vorsichtig.
"Wissenschaftlicher Kommunismus". Es handelte sich nicht nur einfach um einen exotischen Studiengang. Ein Semester Erst "Marxismus/Leninismus", dann "Politische Ökonomie" und dann "Wissenschaftlicher Kommunismus" - nur mal als kleiner Exkurs - waren in der DDR Pflichtvorlesungen und -Seminare für sämtliche Studienfächer. M/L, PolÖk und WehKah. Egal ob für Veterinärmediziner oder Theoretische Physiker. Wirklich interessant war nur M/L. Es hing natürlich auch vom Dozenten ab.
Das Problem ist auch weniger ein Algorithmus, die Echokammer oder die Deutung als vielmehr die Konzentration.
Anfang der 30-er Jahre dürfte auch weniger der "Völkische Beobachter" so entscheidend gewesen sein als vielmehr der Hugenberg-Konzern. Aber gut, das mögen Details sein.

Aus meiner Sicht spricht überhaupt nichts gegen den Pluralismus von taz und NZZ, Spiegel und FAZ oder SZ und WELT.
Im Gegenteil, der Schlagabtausch zur Causa Bohnert war ja überaus interessant, Panorama versus WELT-Blogger. Nur, der ÖR wird mehr oder weniger mit dem Staat gleichgesetzt und die dominante Stellung im Rundfunkwesen tut ihr übriges.
Pluralismus per se ist nicht das Problem, es ist die Argumentationsscheu.
Argumentieren tut man schon. Jüngst in einer TV-Diskussion der Unions-Fraktionsvorsitzende Brinkhaus. Es ging um Klima und Nachhaltigkeit. Er verteidigte die "Nackensteakesser" als wichtiges Rückgrat der Nation. Wendete sich gegen eine Vorverurteilung der Nackensteakesser und Verbrennungsmotorfahrer. Das wirklich problematische, was da in Presse und Medien stattfindet ist eine Kulturalisierung. Und eigentlich auch eine Art Infantilisierung. Die Nation als eine Art Schülergruppe auf Klassenfahrt. Die einen benehmen sich, die anderen benehmen sich nicht und dann gibts noch die, die sich über das Benehmen der anderen mokieren. Zu unrecht vielleicht. So dass man auch mal die "Nackensteakesser" verteidigen muss. Ich zum Beispiel esse ab und an gern mal ein Berliner Eisbein oder Rippchen und bin überhaupt für allen möglichen Schweinskram zu haben. Und? Geht das irgendjemanden etwas an? Politiker vielleicht noch? Ist man denn inzwischen von allen liberalen Geistern verlassen? In Wirklichkeit sitzen Politikern an Stellschrauben. Anders als "Kultur" ist das nun allerdings öde, schwierig, kompliziert, langweilig und medial uninteressant. Nicht der "Gesinnungsjournalismus" ist das Problem sondern dass im Rahmen dieser allgemeinen KUlturalisierung ein Begriff wie "Gesinnungsjournalismus" einen solchen Stellenwert erhält. Nicht die Verurteilung oder Verteidigung der Nackensteakesser ist das Problem sondern die Tatsache, dass ein Land wie Rumänien eigentlich der Garten Europas sein könnte. Dass aber die flächenmäßig kleinen Niederlande der zweitgrößte Agrarexporteur der Welt sind. Woran liegt das? Weil die Niederländer irgendwie so und so drauf sind? Nein. Dass in der zum Himmel nach Ammoniakausdünstungen stinkenden Schweineprovinz Nordbrabant die Schweine praktisch übereinandergestapelt gehalten werden, liegt vermutlich an den Entscheidungen zur Gemeinsamen Agrarpolitik der EU. Und dass in Rumänien Ackerland von Deutschen Rentenfonds gegrabbt werden kann, hat vermutlich auch etwas mit der Niedrigzinspolitik der EZB zu tun.

In den Medien und von seiten der Politiker wird weiter kulturalisiert. Das macht Spaß, das begeistert. Irgendeine Art von öffentlichem Liken und Disliken wird bestimmt früher oder später auch in D eingeführt. Es läuft auf das Gesellschaftsmodell "china" hinaus. Sozialkreditsystem mit Handyapp. Soziale Distinktion über das Posten meines Frühstückstischbilds in Instagram. "Leitkultur" ist oder war im Grunde genommen bereits ein Vorstoß in dieses Sozialkreditsystem der China-Gesellschaft.
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Re: Wie vielschichtig denkt und berichtet uniform besetzter Journalismus?

Beitrag von 3x schwarzer Kater »

NicMan hat geschrieben:(16 Nov 2020, 18:24)

Laut Threadersteller müssten wir uns nun fragen, wie wir mehr Linke dazu bekommen, WiWi zu studieren.
und mehr Konservative dazu Journalismus zu studieren ;)

Ich sehe, du hast das Wesentliche verstanden.
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Re: Wie vielschichtig denkt und berichtet uniform besetzter Journalismus?

Beitrag von Toblerone »

Stoner hat geschrieben:(17 Nov 2020, 09:35)

Ja, was dem einen die Junge Welt ist, ist dem anderen die Junge Freiheit.

Wie ging das noch einmal: Wenn man die linke Hand auf die heiße Herdplatte legt und die rechte auf die kalte, herrscht (wo auch immer) eine ausgewogene Temperatur.

Wie der schwarze Pirat im Asterix sagt: O tempo'a, o mo'es!
Stimmt. In Zeitungsläden liegen ja nur noch die Junge Freiheit und die Junge Welt. :rolleyes:

Also liegt es wohl eher daran, das die Leser dieser einseitigen Broschüren, die mit Abstand größte mittig angesiedelte Medienlandschaft gar nicht mehr lesen und deshalb nur noch schwarz-weiß sehen.
Ein Zeichen dafür, das die Medienbasher einfach nur lesen wollen, was sie glauben wollen, bzw. was die ideologische Richtung vorgibt, glauben zu müssen.

Das nennt sich Hirnwäsche und hat rein gar nichts mit unabhängiger Presse zu tun.

Aber wie man sieht, stimmt die Pseudodarstellung der Studie gar nicht, was die Macher der Studien auch selbst sagen.
Letztlich zählt was in der Zeitung am Ende steht und da sagt die Studie, das die Mehrzahl der Medien in ganz Europa Konservativ sind und nicht Links.
Das zeigen auch die Verkäufe

https://katapult-magazin.de/fileadmin/b ... 019_01.png

Wie üblich kann so Manchem aber das konsumierte Medium gar nicht "konservativ" genug sein. ;)
Stoner

Re: Wie vielschichtig denkt und berichtet uniform besetzter Journalismus?

Beitrag von Stoner »

Toblerone hat geschrieben:(17 Nov 2020, 11:06)

Stimmt. In Zeitungsläden liegen ja nur noch die Junge Freiheit und die Junge Welt. :rolleyes:

Also liegt es wohl eher daran, das die Leser dieser einseitigen Broschüren, die mit Abstand größte mittig angesiedelte Medienlandschaft gar nicht mehr lesen und deshalb nur noch schwarz-weiß sehen.
Ein Zeichen dafür, das die Medienbasher einfach nur lesen wollen, was sie glauben wollen, bzw. was die ideologische Richtung vorgibt, glauben zu müssen.

Das nennt sich Hirnwäsche und hat rein gar nichts mit unabhängiger Presse zu tun.

Aber wie man sieht, stimmt die Pseudodarstellung der Studie gar nicht, was die Macher der Studien auch selbst sagen.
Letztlich zählt was in der Zeitung am Ende steht und da sagt die Studie, das die Mehrzahl der Medien in ganz Europa Konservativ sind und nicht Links.
Das zeigen auch die Verkäufe

https://katapult-magazin.de/fileadmin/b ... 019_01.png

Wie üblich kann so Manchem aber das konsumierte Medium gar nicht "konservativ" genug sein. ;)
Sie haben den Gedanken nicht ganz verstanden.

Ob nun links, rechts, mittig: Was ich kritisiere ist die Gefühls- und Morallastigkeit von Journalisten. Das Triefende, das Sentimentale, der Appell an Gefühle und die Missachtung der Vernunft, den fehlenden Realitätssinn und einiges mehr. Und die gesäßgeografische Einstellung der Kitschproduzenten geht mir an selbigem relativ vorbei. Ausgewogenheit bedeutet für mich eine Balance zwischen dem Moralischen und der Realität. Hier haben alle immer größere Defizite, produzieren nur diese lauwarme Befindlichkeitsprosa kleinkarierter, spießiger Subjektivität. Das ist meine Polemik gegen die Branche - und gleichzeitig gegen die Masse der Konsumenten, die mit genau dieser Erwartungshaltung informiert werden möchte. Insofern kritisiere ich den gesamten Komplex der "Blödmaschinerie" (Metz/Seeßlen).
Toblerone
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Re: Wie vielschichtig denkt und berichtet uniform besetzter Journalismus?

Beitrag von Toblerone »

Stoner hat geschrieben:(17 Nov 2020, 11:23)

Sie haben den Gedanken nicht ganz verstanden.

Ob nun links, rechts, mittig: Was ich kritisiere ist die Gefühls- und Morallastigkeit von Journalisten. Das Triefende, das Sentimentale, der Appell an Gefühle und die Missachtung der Vernunft, den fehlenden Realitätssinn und einiges mehr. Und die gesäßgeografische Einstellung der Kitschproduzenten geht mir an selbigem relativ vorbei. Ausgewogenheit bedeutet für mich eine Balance zwischen dem Moralischen und der Realität. Hier haben alle immer größere Defizite, produzieren nur diese lauwarme Befindlichkeitsprosa kleinkarierter, spießiger Subjektivität. Das ist meine Polemik gegen die Branche - und gleichzeitig gegen die Masse der Konsumenten, die mit genau dieser Erwartungshaltung informiert werden möchte. Insofern kritisiere ich den gesamten Komplex der "Blödmaschinerie" (Metz/Seeßlen).
Das sind aber deine Gefühle. Es ist nicht der Job eines Journalisten speziell deine Gefühle zu berücksichtigen. Das geht gar nicht. Unabhängigkeit.
Die Medien sind Realistisch und zu der gehört eben auch Moral und Anstand. Ausgewogen ist das Stichwort.
Stoner

Re: Wie vielschichtig denkt und berichtet uniform besetzter Journalismus?

Beitrag von Stoner »

Toblerone hat geschrieben:(17 Nov 2020, 11:28)

Das sind aber deine Gefühle. Es ist nicht der Job eines Journalisten speziell deine Gefühle zu berücksichtigen. Das geht gar nicht. Unabhängigkeit.
Die Medien sind Realistisch und zu der gehört eben auch Moral und Anstand. Ausgewogen ist das Stichwort.
Umgekehrt würde ein Schuh daraus: Zum Job des Journalisten würde gehören, dass er seine Gefühle nicht mehr oder minder direkt vor dem Leser ausbreitet. Er muss also nicht meine Gefühle irgendwie berücksichtigen - sonst wäre ich ja identitätspolitischer Gefühlsfetischist - sondern er sollte sich seine Gefühle für sein Privatleben aufsparen. Mich interessiert weder, was der Journalist fühlt, noch was er denkt - und genau das bekommt man heute von allen brühwarm mitgeliefert. 90 % Zuckerguss der Gefühle, 10 % Fakten. Das ist das Missverhältnis. Und bei den Medien, die die Ränder bedienen, ist der Zuckerguss eben mit Ressentiments der mehr oder weniger üblen Sorte durchsetzt.

Ich empfehle einen Selbstversuch: Lesen Sie einmal ein paar Ausgaben des Qualitätsmediums Ihrer Wahl, sagen wir aus den Sechzigern den Siebzigern usw. Ein oder zwei Ausgaben, vielleicht zu einem vergleichbaren, vielleicht auch noch umstrittenen Thema oder einer BTW, und dann vergleichen Sie einmal. Das Sprachliche, das ich auch moniert habe, nehme ich dabei als idiosynkratisch auf meine Kappe, den Rest nicht automatisch.
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Re: Wie vielschichtig denkt und berichtet uniform besetzter Journalismus?

Beitrag von Toblerone »

Stoner hat geschrieben:(17 Nov 2020, 11:56)

Umgekehrt würde ein Schuh daraus: Zum Job des Journalisten würde gehören, dass er seine Gefühle nicht mehr oder minder direkt vor dem Leser ausbreitet. Er muss also nicht meine Gefühle irgendwie berücksichtigen - sonst wäre ich ja identitätspolitischer Gefühlsfetischist - sondern er sollte sich seine Gefühle für sein Privatleben aufsparen. Mich interessiert weder, was der Journalist fühlt, noch was er denkt - und genau das bekommt man heute von allen brühwarm mitgeliefert. 90 % Zuckerguss der Gefühle, 10 % Fakten. Das ist das Missverhältnis. Und bei den Medien, die die Ränder bedienen, ist der Zuckerguss eben mit Ressentiments der mehr oder weniger üblen Sorte durchsetzt.

Ich empfehle einen Selbstversuch: Lesen Sie einmal ein paar Ausgaben des Qualitätsmediums Ihrer Wahl, sagen wir aus den Sechzigern den Siebzigern usw. Ein oder zwei Ausgaben, vielleicht zu einem vergleichbaren, vielleicht auch noch umstrittenen Thema oder einer BTW, und dann vergleichen Sie einmal. Das Sprachliche, das ich auch moniert habe, nehme ich dabei als idiosynkratisch auf meine Kappe, den Rest nicht automatisch.
90% Fakten, 10% Gefühle wären richtiger. ;) Man sollte es nicht im Gefühlserguß gleich übertreiben.
Weißt du warum wir nicht mehr 1970 haben? Weil damals nicht alles besser war und man sich weiterentwickelt hat.
Damals war Rassismus noch alltäglicher Sprachgebrauch und das hat sich wenigstens in einem kleinem Häppchen gebessert. :thumbup:

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Re: Wie vielschichtig denkt und berichtet uniform besetzter Journalismus?

Beitrag von Uffhausen »

Toblerone hat geschrieben:(17 Nov 2020, 11:28)
Ausgewogen ist das Stichwort.
Findest du es besteht Ausgewogenheit, wenn man sich mal überlegt, wie extrem der Journalismus auf lächerliche bis verlogene Trump-Tweets anspringt und wie vergleichsweise vergesslich er bzgl. selbst aufgedeckter Steuerhinterziehungs-Skandale (bspw. Panama- und Paradise-Papers) ist?

Anhand dieses Beispiels finde ich persönlich, dass das Augenmerk des Jounalismus eher auf politische Konsquenzen hinsichtlich der Möglichkeit der Steuerhinterziehung liegen sollte. Und eben nicht die Welt unablässig bis penetrant darüber zu infomieren, wie intensiv das Trumpel aus den USA seinen Twitteraccount nutzt und wie seine Aussagen moralisch einzuordnen seien.
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Re: Wie vielschichtig denkt und berichtet uniform besetzter Journalismus?

Beitrag von Tom Bombadil »

Sauberer Journalismus verzichtet auf das Ansprechen von Gefühlen beim Leser. Dass darauf aber nur selten verzichtet wird, kann man schon anhand der Bildauswahl feststellen: Trump mit verzerrtem Gesicht, das Flüchtlingskind mit Kulleraugen, verdorrte Fichten, Pallywood. All das dient einer Agenda, die es aber angeblich nicht geben soll.
The tree of liberty must be refreshed from time to time with the blood of patriots and tyrants. It is its natural manure.
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---
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Stoner

Re: Wie vielschichtig denkt und berichtet uniform besetzter Journalismus?

Beitrag von Stoner »

Toblerone hat geschrieben:(17 Nov 2020, 12:05)

90% Fakten, 10% Gefühle wären richtiger. ;) Man sollte es nicht im Gefühlserguß gleich übertreiben.
Weißt du warum wir nicht mehr 1970 haben? Weil damals nicht alles besser war und man sich weiterentwickelt hat.
Damals war Rassismus noch alltäglicher Sprachgebrauch und das hat sich wenigstens in einem kleinem Häppchen gebessert. :thumbup:

Super - ich brauch 2020 keine 70er mehr. Weils eben nicht besser war.
Was Sie eher brauchsen, wäre das hier.

Seite 12 würden Sie fürn Anfang fündig. ;)
Stoner

Re: Wie vielschichtig denkt und berichtet uniform besetzter Journalismus?

Beitrag von Stoner »

Tom Bombadil hat geschrieben:(17 Nov 2020, 12:12)

Sauberer Journalismus verzichtet auf das Ansprechen von Gefühlen beim Leser. Dass darauf aber nur selten verzichtet wird, kann man schon anhand der Bildauswahl feststellen: Trump mit verzerrtem Gesicht, das Flüchtlingskind mit Kulleraugen, verdorrte Fichten, Pallywood. All das dient einer Agenda, die es aber angeblich nicht geben soll.
Ja, das ist richtig. Nur sollte man ehrlicherweise auch festhalten, dass inzwischen zu viele genau so angesprochen werden wollen - weil (Mit)Fühlen so wunderbar bequem und einfacher als der Gebrauch des Verstands ist. Es gibt kritisches Denken, aber kein kritisches Fühlen.
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Re: Wie vielschichtig denkt und berichtet uniform besetzter Journalismus?

Beitrag von Uffhausen »

Stoner hat geschrieben:(17 Nov 2020, 12:17)

Ja, das ist richtig. Nur sollte man ehrlicherweise auch festhalten, dass inzwischen zu viele genau so angesprochen werden wollen - weil (Mit)Fühlen so wunderbar bequem und einfacher als der Gebrauch des Verstands ist. Es gibt kritisches Denken, aber kein kritisches Fühlen.
Das ist auch das - für mich offensichtliche - Geheimnis des "Lügenpresse"-Vorwurfs. Es geht nicht um die Wahrheit, es geht nur um das Gegenteil.

Würde der Journalismus bspw. positivierende Berichterstattungen über Flüchtlinge oder Lobhudeleien auf die Merkel eben ins genaue (emotionale) Gegenteil verkehren, wären die "Lügenpresse"-Gläubigen glücklich und zufrieden = würden das aber freilich niemals zugeben, weil sie es eben nicht so mit der Wahrheit haben... ;)
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Re: Wie vielschichtig denkt und berichtet uniform besetzter Journalismus?

Beitrag von naddy »

Stoner hat geschrieben:(17 Nov 2020, 11:56)

90 % Zuckerguss der Gefühle, 10 % Fakten.
Also dann doch nochmal die "Fakten".

Nehmen wir 300 Leute, die sich für oder gegen irgendwas in Berlin versammelt haben. Was folgt daraus, wenn das in der medialen Darstellung wahlweise als "Demonstration", "Aufmarsch", "Protest" oder "Zusammenrottung" bezeichnet wird? Wie müßte die "faktenbasiert-korrekte" Bezeichnung lauten? Und ändert sich die, wenn unter den Versammelten 10 Figuren in Antifa- oder Neonazikluft identifiziert werden?

Bereits die Wortwahl spiegelt Meinung wider, ebenso wie die Themenauswahl des "Berichtenswerten" überhaupt.
Lesen Sie einmal ein paar Ausgaben des Qualitätsmediums Ihrer Wahl, sagen wir aus den Sechzigern den Siebzigern usw.
Guter Hinweis. Unter dem Namen des von meinen Eltern präferierten Blättchens stand als Selbstbeschreibung:
Unabhängig - Überparteilich - Meinungsfreudig.
Man wußte also mit wem man es zu tun hatte und legte Wert darauf, deren Meinung kennenzulernen. ;)
"Das gefährliche an der Dummheit ist, daß sie die dumm macht, die ihr begegnen." (Sokrates).
Stoner

Re: Wie vielschichtig denkt und berichtet uniform besetzter Journalismus?

Beitrag von Stoner »

naddy hat geschrieben:(17 Nov 2020, 12:34)

Also dann doch nochmal die "Fakten".

Nehmen wir 300 Leute, die sich für oder gegen irgendwas in Berlin versammelt haben. Was folgt daraus, wenn das in der medialen Darstellung wahlweise als "Demonstration", "Aufmarsch", "Protest" oder "Zusammenrottung" bezeichnet wird? Wie müßte die "faktenbasiert-korrekte" Bezeichnung lauten? Und ändert sich die, wenn unter den Versammelten 10 Figuren in Antifa- oder Neonazikluft identifiziert werden?

Bereits die Wortwahl spiegelt Meinung wider, ebenso wie die Themenauswahl des "Berichtenswerten" überhaupt.
Gutes Beispiel.

Der Begriff Demonstration gibt ein Faktum wieder: Es hat ein Ereignis stattgefunden, nämliche eine Demonstration (die zum Beispiel auch angemeldet sein muss, um den Begriff wasserdicht zu machen). Dass im Demonstrationszug auch Radikale mitlaufen, Antifa oder Neonazis, ändert nichts daran, dass es eine Demonstration ist. Demonstration beinhaltet ja immer: ein Grundrecht in Anspruch nehmen, wer immer da mitläuft, solange es friedlich bleibt.

Der Begriff Aufmarsch ist definitiv schon negativ konnotiert. Er hat im Berichtsteil nichts verloren, wenn es sich um eine angemeldete Demonstration handelt, ist dem Kommentarteil vorbehalten.

Der Begriff Protest ist eher kontextabhängig, aber noch neutral. Er würde eher bei einer kleinen Gruppe, die keine Demonstrationszugstärke hat, infrage kommen.

Der absolute Negativbegriff Zusammenrottung ist eindeutig. Wobei er interessanterweise Rechtsradikalen vorbehalten ist. Bei einem G-7-Gipfel mit linken Randalierern würde die Tagesschau nicht von einer Zusammenrottung sprechen, bei Hooligans oder rechten Randalierern wohl eher.

naddy hat geschrieben:(17 Nov 2020, 12:34)
Guter Hinweis. Unter dem Namen des von meinen Eltern präferierten Blättchens stand als Selbstbeschreibung:


Man wußte also mit wem man es zu tun hatte und legte Wert darauf, deren Meinung kennenzulernen. ;)
Die Medien dürfen gerne meinungsstark sein. Aber ich fürchte, die Unabhängigkeit und die Überparteilichkeit, die schon immer ein bisschen eine Illusion waren, sind heute schlicht verschwunden. Das ist im Zeitalter der Shitsorms nicht mehr durchzuhalten. Und die Leser halten auch immer weniger aus. Ich muss mir nur wöchentlich die Leserbriefe ("nicht mehr meine Zeitung", "kündige ich nach 30 Jahren", "kann ich nicht unterstützen" usw. usf.) anschauen, dann wird klar, warum Ausgewogenheit und Vielfalt beschworen, aber nicht geschätzt werden.

Ein Beispiel meinerseits. Im Studium (Mitte der Neunziger) wurden noch ein paar Subtilitäten der folgenden Art gelehrt:

Der Kanzler (wir hatten damals noch einen Herrn) sagte, die Wirtschaft hat sich gut erholt.
Der Kanzler sagte, die Wirtschaft habe sich gut erholt.
Der Kanzler sagte, die Wirtschaft hätte sich gut erholt.

Ich glaube, die wenigsten, die heute über den Kanzler (also die Kanzlerin) berichten, verstehen, was sie da jeweils tun. Sie schreiben halt.
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Selina
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Re: Wie vielschichtig denkt und berichtet uniform besetzter Journalismus?

Beitrag von Selina »

Skeptiker hat geschrieben:(17 Nov 2020, 00:11)

Nicman, vielleicht machen wir mal ein Gedankenexperiment.

Stellen wir uns mal vor, es gäbe bei den jungen Leuten den Trend hin zu Religion. Stellen wir uns vor man würde begeistert erzkonservative Werte feiern. Die Studenten würden sich meist in Bruderschaften organisieren und von nationalem Stolz schwadronieren. Mit anderen Worten: Stellen wir uns vor, Deutschland wäre bei der Jungen Generation so rechts, wie sie aktuell links ist (zumindest auf den Bereich Politikwissenschaften und Journalistik bezogen).

Stellen wir uns ferner vor, all diese "patriotischen" jungen Leute drängen in die Redaktionen der Zeitungen und Medienhäuser, weil es ihnen ein Herzensanliegen ist, ihre Begeisterung zu teilen. All diese Redaktionen sind traditionell mit Leuten besetzt, die schon relativ konservativ sind, die aber einen hohen journalistischen Ethos hochhalten.

Was meinst du wie ein Linker sich in dieser Gesellschaft fühlen würde? Hey, die linken Blätter schreiben doch das was du lesen möchtest. Als Rechter kann man nur den Kopf darüber schütteln, warum sich Linke möglicherweise unwohl dabei fühlen könnten, wenn eine Generation junger Patrioten mit Sendungsbewusstsein und einer eher "pragmatischen" Vorstellung von journalistischem Ethos in den Job als Journalist drängen. Dem Linken wird doch das geschrieben was er lesen will, und da sind immernoch ein paar Originale die so denken wie die. Was wollen diese Linken denn überhaupt? Diesen jungen Patrioten die private Meinung vorgeben? Wie absurd - ist doch egal wer denen die Artikel schreibt, oder?


Nein, ist es eben nicht. Berichterstattung hat auch etwas mit Vertrauen zu tun. Dieses kann man bislang durchaus in die deutsche Presselandschaft haben. Wenn aber offensichtlich ist, dass ein problematischer Trend ggf. vollends aus dem Ruder läuft, dann sollte man das Thematisieren.

Der gesamte Teil der rechten neuen Medien speist sich fundamental aus dem Misstrauen, welches recht klar linksliberal positionierte Öffentlich Rechtliche erzeugen. Ich hätte es noch vor 10-15 Jahren nicht für möglich gehalten, dass Menschen in meinem Umfeld, die ich als politisch vollkommen unauffällig ansehen würde, mir klar zu verstehen geben, dass sie auf die Berichterstattung der ÖR nichts geben. Das wäre damals eine sehr exotische Meinung gewesen - heute ist sie nicht mehr exotisch.

Ich denke der Journalismus in Deutschland hat nicht nur eine durch die neuen Medien bedingte finanzielle Krise, er hat auch eine massive Vertrauenskrise. Und das ist absolut ungesund für eine Demokratie.
Diese Beschreibung mit den "jungen Patrioten" in den Fantasie-Redaktionen (hast du dir das selbst ausgedacht?) erinnert mich an den Fernsehfilm vor einiger Zeit, wo es darum ging, dass in Deutschland eine rechtsnationale Diktatur ausbrach und alle Demokraten nach Afrika fliehen mussten. Verkehrte Welt also. Da sah man Szenen, wie sich die letzten Journalisten aus einer Zeitungsredaktion verstecken mussten vor dem braunen Mob. Die anderen Redaktions-Kollegen waren bereits interniert worden oder geflüchtet. Es war eine üble nationalistische Zeit der Gleichschaltung und der grausamen Verfolgung Andersdenkender angebrochen. Die Nazizeit quasi ins Moderne übersetzt. Das war zwar alles nur science fiction. Aber mit einem Körnchen Wahrheit. Denn einige der neurechten Herrschaften haben die Pläne schon im Schrank, wie sie in Krisenzeiten nacheinander die Schlüsselpositionen der Gesellschaft besetzen wollen. Zu ihren ersten Zielen gehören die Verlage und Redaktionen. Gruselige Vorstellung. Aber leider nicht ganz aus der Luft gegriffen.
Zuletzt geändert von Selina am Di 17. Nov 2020, 15:16, insgesamt 1-mal geändert.
Drüben im Walde kängt ein Guruh - Warte nur balde kängurst auch du. Joachim Ringelnatz
Stoner

Re: Wie vielschichtig denkt und berichtet uniform besetzter Journalismus?

Beitrag von Stoner »

Selina hat geschrieben:(17 Nov 2020, 13:16)

rechtsnationale Diktatur ... braunen Mob ... nationalistische Zeit der Gleichschaltung ... Die Nazizeit ... neurechten Herrschaften
:thumbup:

Alle Signalwörter wieder untergebracht, die übrigen rein grammatisch-funktionalen Kettenglieder kann man sich getrost schenken. :p
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