Sören74 hat geschrieben:(02 Nov 2020, 23:00)
Du meinst das Buch "Der islamische Faschismus"? Dann empfehle mal da rein zu schauen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Der_islam ... _Rezeption
Was mich persönlich schon erstaunt ist, dass Du eine sehr fragwürdigen These anhängst, dass der Islam eine politische Religion darstellt bzw. Islam = Politik, die in den Politikwissenschaften mehr Ablehnung als Zustimmung findet. Auf der anderen Seite bist Du immer sehr beim Thema Geschichtswissen bedacht. Wie kommt das? Eigentlich sollten Dir doch die verschiedenen Rezeptionen bekannt sein und trotzdem meinst Du durch Cherry-Picking eine gewisse Evidenz zu suggerieren. Als Naturwissenschaftler finde so ein Verhalten fast schon faszinierend, weil das in unserem Bereich eher selten (aber trotzdem auch) vorkommt.
Aha, weil bei Wikipedia etwas von
"gemischten und negativen Kritiken" deutscher Literaturwissenschaftler, Orientalisten/Religionswissenschaftlern zu Samads Buch steht, ist das für dich eine fragfürdige Quelle, sind das fragwürdige Thesen und das
ohne auch nur einen einzigen Satz der Publikationen von Hamed Abdel-Samad selbst gelesen zu haben.
Interessant! So etwas nennt man argumentum ad hominem!
Also für mich sind die Aussagen eines
Insiders zum Islam (Samad war immerhin Mitglied der Muslimbruderschaft) glaubwürdiger und relevanter als die Kritiken in weit links oder rechts stehenden Medien, von fachfremden Wissenschaftlern oder Religionswissenschaftlern, die versuchen (sich) den Islam schönzureden.
Wenn du also unbedingt eine "Outsider"-Quelle brauchst, die dir den Islam erklärt, empfehle ich die Publikationen von Prof. Christine Schirrmacher.
Mein Wissen über den Islam und dessen Menschenbild beziehe ich neben den, in einem früheren Beitrag genannten, z.B. aus ihren Publikationen.
Sören74 hat geschrieben:(02 Nov 2020, 23:00)Welche Machtbasis gab es denn vor dem Islam in diesen Ländern? Machtstrukturen gab es in den Stämmen auch schon im vorislamischen Arabien. Auf welche Religion sich die Machthaber bezogen, war letztlich aus taktischen Überlegungen erwogen, so wie sich Chlodwig vor (oder nach) einer wichtige Schlacht zum Christentum bekannt hat. Von daher sehe ich den Islam als Mittel zum Zweck für politische Herrscher an.
Das ist jetzt nicht dein Ernst! Ich werde dir KEINEN Nachhilfeunterricht in altorientalischer Geschichte geben!
Nur so viel: VOR dem Islam gab es KEINE
"diese Länder", sondern nur rivalisierende Stämme - z.T. ohne staatliche Strukturen, weil Teil des Oströmischen Reiches bzw des Byzanthinischen Reiches - die ihre eigenen religiösen Glaubensvorstellungen hatten (i.d.R. polytheistisch) und somit auch keine Machtstrukturen.
Staatliche Strukturen entstanden in dieser Region erst MIT dem Islam - bekannt als Islamische Expanion (7. bis 9. Jh) ==> Entstehung des (islamischen) Kalifats und später des Osmanischen Reiches, welches (so viel sollte bekannt sein) bis zum Ende des WK1 existierte und danach zum britischen und französischen Völkerbundsmandatsgebiet wurde.
"diese Länder" entstanden erst im Ergebnis des WK2 und der folgenden Unabhängigkeitsbewegung!
Und NEIN, auf welchen Religionen bzw religiösen Glaubensvorstellungen (staatliche) Machtstrukturen (sofern vorhanden) basierten, waren KEINE taktischen Überlgungen, weil Religionen bzw religiöse Glaubensvorstellungen
historisch wachsen, weil sie die
Grundlage für staatliche Organisation und Verwaltung bilden.
Das Christentum bildet eine Ausnahme - es wurde von Kaiser Konstantin per Edikt zur gleichberechtigten Religion "erhoben" und von Kaiser Theodisius - wiederum per Edik - zur Staatsreligion und damit zum Machtinstrument.
Sören74 hat geschrieben:(02 Nov 2020, 23:00)Du sagst es doch selber, was ich vorher geschrieben habe, die Aufklärung kam nicht aus dem Christentum heraus, sondern wurde von den Oberen im Christentum aufgenommen und Basis war nicht die christliche Lehre sondern die antike griechische Philosophie.
Nein, dergleichen habe ich NICHT gesagt!
Ich habe geschrieben: maßgeblichen Einfluss darauf, dass die Ideen des Humanismus mit den Lehren des Christentums verbunden wurden, hatte die Familie Medici und die Medicis waren eine Kaufmannsfamilie aus Florenz, in Deutschland waren es übrigens die Familie Fugger.
Es waren (zuerst) christliche Mönche, die Zugang zur antiken griechischen Philosophie fanden und deren Ideen verbreiteten. Die Medicis sorgten letztendlich für deren allgemeine Verbreitung. Lorenzo Medici, der spätere Papst Leo X war bereits VOR seiner Papstwahl mit diesen Ideen der antiken griechischen Philosophie vertraut.
Sören74 hat geschrieben:(02 Nov 2020, 23:00) Viele Schriften von Humanisten waren zunächst in der Kirche verboten, auch Werke von Erasmus von Rotterdam, der am liebsten den ganzen Tag griechische Texte übersetzt hat. Giovanni Boccaccio war gelernter Bänker und später Schriftsteller. Petrarca war Dichter und Geschichtsschreiber, Johannes Reuchlin war Philosoph und Jurist. Das die Kirche im Nachgang all diese großen Geister für sich beansprucht, ist verständlich, aber auch anmaßend, weil einfach durch das Machtgefüge und Bildungssystem es praktisch unmöglich war, ohne christliche Bekenntnisse zu einer höheren Bildung in dieser Zeit zu gelangen.
Wer was war, ist doch völlig irrelevant, relevant ist nur, dass sich die Ideen des Humanismus, Gedanken der antiken griechischen Philosophie - auch gegen den Widerstand der katholischen Kirche - durchgesetzt haben und mit der christlichen Lehre verbunden wurden und somit (auch) die Grundlage für die Aufklärung bildeten.
Im Islam ga es ähnliche Ansätze, die sich jedoch NICHT durchgesetzt haben. Im Islam gab es KEINE Aufklärung!
Gegen die menschliche Dummheit sind selbst die Götter machtlos.
Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen