Hier ein Ausschnitt davon
https://www.welt.de/politik/ausland/plu ... ennen.htmlANSCHLAG IN NIZZA
Vorzeichen dessen, was manche „totalen Krieg“ nennen
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Frankreich ist gerade das Symbol des Bösen nicht nur für radikale Muslime. Macrons Porträt, die Trikolore werden rund um den Globus mit Füßen getreten und verbrannt. Vom „Hass gegen die französische Zivilisation“, spricht der Philosoph Alain Finkielkraut: „Unsere Feinde verzeihen uns nicht, wer wir sind.“
Die Gründe dafür sind zahlreich und komplex. Mit sechs Millionen Gläubigen hat Frankreich die größte muslimische Gemeinschaft Europas. Die koloniale Vergangenheit, die schwierige, wenn nicht misslungene Integration der Zuwanderer aus ehemaligen Kolonien sind wichtige Faktoren.
Der republikanische Kampf für die Laizität, die saubere Trennung von Staat und Religion, die frühen Schleierverbote in Schulen gehören zum Verständnis, auch das Auftreten als „Wiege der Menschenrechte“, die Meinungs- und Pressefreiheit als erste festgeschrieben hat. Dass Frankreichs Armee in der Sahelzone gegen Dschihadisten kämpft, gibt vielen Muslimen ebenfalls Anlass, das Land als Feind Nummer eins zu betrachten.
Womöglich zeigen sich in Frankreich deshalb gerade die Vorzeichen dessen, was der algerische Schriftsteller Boualem Sansal einen „totalen Krieg“ nennt. Er werde geführt von einer Art Staat „ohne Land, ohne Grenzen, ohne Hauptstadt, ohne Bürger, aber mit gläubigen Anhängern“, sagt Sansal. Es ist ein Krieg, der sich gegen Christen, Juden und Atheisten richtet, aber auch gegen jeden Muslim, der die Scharia nicht für das höchste Gesetz hält.
Wie wir in unzähligen anderen Strängen diskutiert haben, scheint die islamisch geprägte Welt ein anderes Selbstverständnis seiner Menschen zu haben, als dies westlich geprägte Menschen offensichtlich haben. Während der Westen von liberalen Denkweisen prägt ist, sieht man in der islamisch geprägten Welt eher eine Hinwendung zu immer fundamentaler interpretierten Auslegungen alter Schriften und Lebensweisen.
Diese Philosophien kommen ständig miteinander in Konflikt - erkennbar an der "Front" in Europa, das durch Immigration von Muslimen aus konservativ geprägten Regionen der Welt, zum Brennpunkt dieses Konfliktes geworden sind. Damit ist Europa zum Kriegsschauplatz dessen geworden, was Boualem Sansal einen "totalen Krieg" nennt - offensichtlich der islamischen Gesellschaft, gegen andere Religionen und westliche Lebensweisen.
Sehen wir in den Vorgängen in Frankreich also nun den Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt? Sehen wir die Eskalation, die den Konflikt derart offenbart, dass ein weiteres Wegsehen und Leugnen der Unvereinbarkeit dieser Philosophien unmöglich wird?
Was kann man, oder sollte man, tun um diesen Konflikt zu entschärfen? Oder wäre es sogar der richtige Weg Entscheidungen herbeizuführen, die vielleicht lange schon aus Angst vor Eskalation zurückgehalten wurden?
PS: Ich habe diesen Strang absichtlich im Gesellschaftsforum angelegt, und nicht unter Integration (es geht nicht nur um hier lebende Muslime) oder Religion (es ist nicht nur die Religion betroffen). Hier geht es um die weltweit bestehende Eskalation zwischen gesellschaftlichen Grundphilosophien.