Ich finde Streecks Beitrag zur Diskussion „wie weiter“ gut und wichtig, genau so wie Drostens eher defensive Szenarien.yogi61 hat geschrieben:(13 Sep 2020, 11:42)
Man muss in dieser "Streeck-Debatte" jetzt einmal sortieren und das im Kontext zu Streecks eigener These sehen. Er glaubt nämlich nicht, dass wir sehr schnell einen Impfstoff zu Verfügung haben und er bezieht sich in der Annahme auf sein Spezialgebiet in der Aidsforschung, wo es trotz immenser Forschung und Gelder bisher auch nicht gelungen ist einen potenten Impfstoff zu entwickeln, ebenso wie bei
Dengue und Malaria. Wenn man sich also mit der Aussage Streecks befasst, muss man das einpreisen. Seine Frage ist also. Was machen wir, wenn es mit dem Impfstoff noch ein, anderthalb oder zwei Jahre dauert, oder er nie wirklich potent ist? Was machen wir in diesem Zeitraum? Ist es gesellschaftlich überhaupt möglich,über Jahre mit diesen Einschränkungen zu leben, oder wird irgendwann die Gesellschaft daran zerbrechen? Streeck spricht ja auch von Deutschland und bezieht hier unser gutes Gesundheitssystem. Er spricht davon etwas zu riskieren und sagt auch klar, dass er nicht weiß, ob das schiefgeht. Die Frage ist, ob auch die Gesellschaft bereit ist etwas zu riskieren. Sind die Menschen bereit zu sagen:"Hallo Mama, hallo Papa, hallo Oma, hallo Opa, bittet überschreibt mir schon mal euer Haus, wir wollen jetzt einmal etwas riskieren"! Je länger die Pandemie auch in diesem Land andauert,desto wahrscheinlicher ist es, dass immer mehr Menschen bereit sind etwas zu riskieren.
Das Problem ist, dass wir bisher zu wenig über die Folgeschäden von Covid-19 wissen. Wir wissen aber, dass viele Folgeschäden reversibel sind. Bei dem einen Patienten wird das besser gelingen, bei anderen Patienten wird das dauern, aber es gibt medikamentöse Therapien, selbst für die neurologischen Schäden die mutmasslich Irreversibel sind, gibt es ausser vielleicht bei einer drohenden Frühdemenz Behandlungsmethoden. Die Debatte, die Streeck anstösst führen wir also längst. Die abschliessende Frage ist und bleibt, was wollen wir in diesem Land riskieren?
Nur wenn solche Fachleute Partei für die verschiedenen Lösungsvarianten nehmen und die jeweils dafür sprechenden Argumente darlegen, hat die Gesellschaft überhaupt eine Chance, sich eine qualitative Meinung zu bilden.
Sonst geht’s wie oben beschrieben in England. Der Staat legt Maßnahmen fest und die Gesellschaft nützt jede Lücke/Frist, um sie zu konterkarieren.
Deshalb nicht blockieren - das ist vom Streeck, das ist vom Drosten - das kann nix taugen ...
Alles aufnehmen und zumindest mal drüber nachdenken, wie es wäre, wenn derjenige doch richtig läge.
Und dann einen eigenen Standpunkt entwickeln, aber stets hinterfragen...