NicMan hat geschrieben:(10 Sep 2020, 20:01)
Kann man so sehen. Aber das Universum ist bereits zur Genüge kalt und mitleidlos, da müssen wir Menschen es nicht auch noch sein.
Die Welt ist eben bunt. Und oft ist ein "Alf " mit von der Partie.
Früher hatte ich mal zwei ganz brave Katzenfrauen. Die brachten auch Junge zur Welt und als sie beide je drei Katzenkinder hatten,
blieb das "Mohrle", eine ganz liebe, rabenschwarze Katze, plötzlich aus. Kam nie wieder. Was ihr passierte, weiss ich nicht.
Ihre Katzenkinder zog dann "Frau Bärlie" auf. Eine "Wildkatzen"tigerin. Beide Kätzinnen waren "Ich hätte ein Kätzchen-für-dich",
aber aus verschiedenen Haushalten. Probleme hatten sie nie miteinander. Okay, beides Draussenkatzen, die zwar immer gerne in die Wohung kamen,
aber nur, wenn es ihnen passte. Katzenkloo hatten sie auch. Mindestens 1 Hektar groß vor der Haustüre.
Später hatte ich einen Kater, Leonid Siegfried, ein gummiartiger Schmuser vor dem Herrn. Der war lange alleiniger Herrscher. Dann
kam plötzlich ein schwarzweißer Riesentiger streunend daher. So ein 6,5-Kilo Monsterchen. Sprang immer durch das gekippte Stallfenster
zum Futternapf und fraß alles auf, was Leonid-Siegfried (ca. 5kg) übrig ließ oder manchmal auch nach dem Auffüllen zu spät kam.
Irgendwann hat sich dann "Felix", the blackwhite, immer ungenierter breit gemacht, verscheuchen nutzte nicht viel, und die beiden
haben auf der EG-Terrasse im Garten dermaßen gerauft, dass ich beinahe in Ohnmacht fiel. Letzte Rettung, ein Kübel Wasser in das
böse in einander verbissene Kampfknäuel.
Es hat ca. 6 Jahre Geduld gebraucht, bis die beiden sich soweit vertrugen, zuerst von ca. 5m Sicherheitsabstand zueinander im Wohnbereich,
in den natürlich jeder wollte, und eifersüchtig an der Terrassenglastür rubbelte und jammerte, wenn nur immer einer ins Haus durfte.
Irgendwann waren sie dann, nach mehreren kleineren Raufereien auch in der Wohnung soweit, dass sie sogar Arsch an Arsch auf dem Sofa
schliefen und sich vom Personal in den Schlaf kraulen ließen. Die Annäherung war als im Laufe von sechs Jahren ca. 1m näher pro Jahr.
Felix war ein Katerchen, das wohl einfach aus dem Auto geworfen bzw. ausgesetzt wurde. Er war nämlich medizinisch korrekt kastriert,
und sein Zustand war nicht verwildert. Nirgends im ganzen Ort jedoch kannte man ihn. Offenbar spürte er auf der Suche nach einem neuen
unbedrohten Zuhause, dass er auf der Eulenwölfchen - Latifundie eventuell bei genügend hartnäckiger Vorgehensweise willkommen ist.
Später kam dann noch Strolchi, ein nichtkastrierter Jungkater dazu, der die beiden vom Rasen aus immer beoachtete, als sie schon im betagten Alter waren.
Angriffen hat er sie aber nicht, obwohl er ihnen da hochüberlegen gewesen wäre. Nur den Futternapf hat er ihnen kackfrech und ohne
jede Angst regelmäßig leergefuttert. Und irgendwann war er dann der alleinige Boss. Und das größte Schmusetier, das ich je hatte.
Er sprang mir, wenn ich im Bürostuhl vor dem Compi saß, sehr gefühlvoll von hinten über die Lehne auf die Schulter, und legte sich dann
um meinen Hals, schnurrte mir dabei dermaßen laut ins Ohr, dass mich ein Kunde, mit dem ich gerade telefonierte, irritiert fragte,
ob ich gerade einzuschlafen beginne? - Was der nicht sah, war, dass Strolchi regelrecht mit der Schnauze an meinem Ohr war und
mir auch noch - sehr zärtlich - ins Ohrläppchen biß.
Leider wurde er nur sechs Jahre alt. Aber er hatte ein erfülltes Leben und schön war auch, dass er bei meinem weiter entfernten Nachbarn
seine ganz große Liebe, eine weisse Kätzin des öfteren abholte und bei uns dann zusammen mit ihr auf dem Sofa logierte.
Dafür riskierte er alles. Verdrosch dafür sogar den Hofhund des Nachbarn, einen Schäferhundmischling.
Strolche war ein klassisch wildkatzengetigerter "Schmusekater".
Jetzt habe ich einen zugereisten Kater aus Leipzig. Den brachte mir mal jemand von dort per Auto mit.
Schwarzweißgetigert, mit Kampfschlitz im Ohr. Ein Findelkind aus dem Tierheim, dass mit sechs Wochen
von dort abgegeben wurde und dann in seinem ersten Haushalt mit dem Fläschchen hochgepäppelt wurde.
Für den "Kleinen Erich" war die 550km - Verfrachtung nach sechs Jahren Ostblockheimat ein absoluter Kulturschock.
Ausser Sächsisch kannte der ja nichts. Schon gar nicht Bayrisch. Anfangs war er sehr ängstlich, weil da auch noch
Strolchi als Boss zugange war. Obwohl wesentlich kleiner als der Supersportler "Erich" ging er dem Schmusemonster total aus dem Weg.
Er verzog sich meistens draussen in die Büsche und kam immer dann ins Haus, wenn Strolchi auf Tour war oder bei seiner weissen
Katzenfreundin.
Im Gegensatz zu den beiden anderen Prachttigern Leonid-Siegfried und Felix haben die beiden nie miteinander gerauft.
Als Strolchi nicht mehr war, hat sich aber der "der kleine Erich" noch mindestens ein Jahr immer noch bei Kuscheln auf dem Sofa umgedreht,
ob nicht gerade der Strolchi im Anmarsch war. Der fackelte nämlich nicht lange, und gesellte sich einfach dazu. Was "Erich" sofort zur
Flucht veranlasste. Katzen, egal ob Kater oder Kätzinnen, so meine Erfahrung, sind sehr individuelle Charaktere und so zumindest meine
paar Erfahrungen damit, auch keiner Regel so zwingend folgend, als das man dafür ein definitiv erwartbares Verhalten = sich zu vertragen
oder zu hassen, von vorneherein als gegeben annehmen muß oder kann.
"Erich" z.B. ging am Anfang bei mir nur auf das Katzenkloo, obwohl er es von seinem ersten Daheim nicht gewohnt war, weil er nicht im
Haus schlafen oder bleiben durfte, und auch seine Geschäfte entsprechend draussen erledigen musste.
Selbst im Sommer kam er extra zum Pinkeln ins Haus. Im Winter konnte ich das ja verstehen, aber bei herrlichsten Sommerwetter?
Aber irgendwann entdeckte er dann Ecken im Garten bzw. im Gebüsch, wo er gut scharren konnte, wie ich vermute. Jedenfalls
gefiel es ihm plötzlich, draussen seine Sachen loszuwerden. Mittlerweile verschmäht er sowohl sommers wie winters sein
großzügiges Katzenkloo, dass eigentlich ein größeres Hundekloo ist.
Normale Katzenkloos passten bei ihm nicht, weil er ziemlich lang und schlank ist. Und auch genug Platz brauchte, um seine Erzeugnisse auch katzengerecht in dem selbstaufsaugenden
Katzenstreu zu verbuddeln. Gut ist, dass man die aufgesaugten Klumpen mit einem Gitterschäufelchen sehr gut und leicht
herausschaufeln kann, und so eine recht sparsame, dafür immer saubere und nicht riechende Katzentoilette hat. Was er sehr zu schätzen wusste.
Er ist ja immer sauber, wie aus dem Ei gepellt. Ein richtiger Outfitfanatiker. Egal, wie lange er auf der Jagd ist, auf der Wiese,
oder im Gebüsch mit Erde, er hat nie schmutzige (weisse) Pfoten.
Den "Kleine Erich", mittlerweile Boss und Verteidiger des Anwesens, Schrecken aller Garten- und Wiesenmäuse, Extremkletterer,
und schmusebedürftig, aber nur wenn ihm danach ist, halte ich aber für einen Alleinkater, der neben sich keine Konkurrenz duldet.
Gottseidank ist mir auch bisher kein neues Tigerchen zugelaufen, das ein Zuhause sucht.
So kann der "Kleine Erich" weiterhin ungestört seine drei bis fünf nächtlichen Jagderfolge stolz jaulend vorlegen, durch die Luft werfen und
wenn sie nicht schon aus Schreck verstorben sind, gekonnt in den Himmel beissen, um sie dann knackend zu verspeisen.
Dagegen mag man zwar einwenden, dass es jedesmal Putzarbeit bedeutet, die Galle oder auch mal einen
Mäuseschwanz oder -kopf entsorgen zu müssen, nebst Blut"lache", aber es ist artgerechte Ernährung.
Er frißt auch anstandslos gutes(!) Trockenfutter und mag nur Wasser, möglichst frisch aus seinem Wasserschälchen.
Zwischendurch bekommt er auch mal rohes Fleisch. Aber kein Geflügelfleisch. Das brate ich immer vorher durch.
Die Tierärtzin sagte mir beim letzten Besuch, dass man an seinen gesunden Zähnen, praktisch kein Zahnstein, schön
sehen kann, wie er ernährt wird bzw. was er zu futtern bekommt. Die Tierärztin gab empfahl mir auch, ihm ausschließlich
Trockenfutter (Brekkies) zu geben, statt (zuckerhaltigem) Nassfutter. Das mochte er sowieso nur so soweit er richtig hungrig
war.
Oft fraß er dann nur die Hälfte und die andere konnte ich dann wegwerfen. Bevor es durch Fliegen usw. versifft wird.
Aber es war immer ein Ritt auf der Rasierklinge, weil er egal, ob Bio-Whiskas, Sheeba und andere nicht ganz billige Marken,
nur bestimmte Sorten fraß. Und selbst die ließ er plötzlich stehen. Vermutlich hatte der Hersteller wiedermal die Rezeptur geändert
oder irgendeinen minderwertigen Rohstoff ins Futter gemischt. Er fraß plötzlich seine Lieblingssorten nicht mehr oder nur ganz wenig
davon. Gottseidank mag er das Trockenfutter. Das scheint auch vom Geschmack und der Rezeptur konstant gut zu sein.
Selbst nach einer Portion Gulaschmaus (auch das Katzenauge ißt mit) knabbert er nach einiger Zeit noch ein paar Brekkies dazu. Appetit hat er ja wie ein Großer.
Gegen feines, messergeschnittenes Rindergulasch aus der Hüfte, katzengerecht portionierte Rouladenhäppchen
hat er nämlich nichts. 250 gr davon verspeist der so schnell, da kommt man mit dem Zusehen nicht mit. Aber nur,
wenn es einwandfreie Metzgerware ist. Er ist ein begnadeter Fleichtester. Wenn er erst zu riechen und zu schnüffeln
beginnt, nur wenig frißt, weiss ich sofort, mit dem Fleisch stimmt was nicht so richtig. Vielleicht zuviel Antibiotika oder
nicht mehr so frisch, wie beim Verkauf an der Fleischtheke angedient...
Und wie sehr er sich mit qualitativ bester Fleischware auskennt, zeigt er jedesmal, wenn er Lammlachse vom
Metzger meines langjährigen Vertrauens erhält. Da kennt er keine Freunde mehr. Mich auch nicht.
Und wenn er dann fertig ist, in Rekordzeit, guckt er dich mit großen Unschuldsaugen an, während er sich
die Zunge um die Schnauze leckt, das man einfach chancenlos ist. Seine Zufriedenheit und sein Wohlsein
sind so ansteckend, dass man sich in diesem Moment genauso zu fühlen beginnt wie er gerade.
Einfach gut und zufrieden in der eigenen, inneren, Mitte ruhend.