Ok, ein 45min Video. Soviel Zeit hab ich nicht. Also einigen wir uns darauf, dass das gar nicht klar ist, würd ich sagen.
Selbst noch in meiner Generation konnte jeder, der Mindestvoraussetzungen erfüllte, sich mit Fleiß und Engagement eine lebenslange berufliche Basis schaffen. Das hat sich durch immer mehr Einsatz von Maschinentechnik drastisch geändert. Mehrwert entsteht jedoch immer nur bei der Umsetzung von Wissen in Technik – und damit Produktion. Spöttisch könnte man sagen: Während die Unis inzwischen mehr „Häuptlingen" als nötig produzieren, fehlen am anderen Ende an gut bezahlten „Indianern“. Offensichtlich wurde die Ausgewogenheit gesellschaftlich notwendiger Bedarfe falsch beurteilt.
Das ist deine subjektive Wahrnehmung. Ich kenn in meinem Umfeld genug, die keine akademische Ausbildung haben und zum Teil mehr verdienen als ich, der so eine hat. Und da geht es nicht nur um BMW-Fließbandarbeiter.
Seit 1972 steht außer Zweifel, dass exponentiales Wirtschaftswachstum unweigerlich in die ökologische und soziale Katastrophe führen wird. Es wird also nicht mehr all zu lange dauern, bis der Zuwachs des BiP als Maßstab seine Berechtigung verloren haben wird. Wenn sich jedoch Wirtschaftswachstum nicht mehr an einer gesteigerten Produktion festmachen kann- unter anderem deshalb, weil Produktion ausgelagert wird, dann wird das ganze, auf Profitmaximierung basierende Gefüge der Wirtschaft die Menschen nicht mehr mit den erforderlichen Einkommen versorgen können. Für diese Probleme gibt es bisher offensichtlich noch keine praktikablen Lösungen.
Und warum sollte exponentielles Wachstum nicht für immer möglich sein? Die Ressource für das Wachstum sind nicht Rohstoffe oder Land(welches übrigens im Universum noch reichlich vorhanden ist), sondern menschliches Wissen oder Erfindergeist. Was begrenzt diese denn? Es ist aber auch durchaus möglich, dass die durchschnittliche wöchentliche Arbeitszeit von Vollzeitarbeitern noch weiter abnimmt.
Das zu lösende Problem ist weder, dass der Gesellschaft die Arbeit ausginge noch dass es an verfügbarer Arbeitszeit mangelt. Das Problem ist vielmehr, dass der Gesellschaft die profitbringend Arbeit ausgeht. Was aber nutzt Arbeit, wenn sich der arbeitende davon nicht ernähren kann? Menschen auf HartzIV Niveau zu alimentieren ist keine Lösung. Wie aber soll durch einen immer kleiner werdende Teil an Profit generierender Wirtschaft der immer größere werdenden Anteil der Menschen in Nonprofit Tätigkeit mit Einkommen versorgt werden? Leiharbeit zu Hungerlöhnen ist ebenfalls keine Option.
Das, was man sich von einem Erwerbseinkommen leisten kann, wird logischerweise immer weiter zunehmen. Automatisierungen führen ja genau dazu. Beispiel Landwirtschaft: Vor 100 Jahren musste man wie lange arbeiten, um gesund satt zu werden? Seitdem hat sich die Landwirtschaft fast komplett automatisiert. 1-2% der Arbeitskräfte sind noch in dem Sektor tätig. Ja, Lebensmittel kommen auch noch aus Ländern, die nicht den Grad der Automatisierung haben, und es gibt teilweise eine Subventionierung, aber was kostet denn ein Kilo Mehl beim Lidl? 60Cent? Ohne die Subventionierung vielleicht 70Cent. Und wenn man nun im Bereich Industrieproduktion immer weiter automatisiert, wird das Gleiche passieren. Die dort produzierten Güter werden relativ zum Durchschnittslohn (aller Branchen) immer günstiger. Eben auch wenn die Produktion günstiger werden sollte, dann werden auch die Preise sinken.
Die kapitalistische Wirtschaft ist nicht primär am Wohle seiner Kunden orientiert sondern am Profit. Die mögliche Lebensdauer der Produkte wird deshalb immer öfter durch geplante Obsoleszenz manipuliert. Ohne diese Manipulationen wäre manchen Produktion längst unrentabel. Es wird also heute schon mehr Produziert als benötigt wird.
Ja, die Unternehmen wollen nur Profit machen, so wie Arbeitnehmer nur einen möglichst hohen Lohn verdienen wollen. Auch wenn es da auch noch menschliche Emotionen gibt, kann man so modellieren. Und? Geplante Obsoleszenz ist ein Märchen unter Vielen. Da fehlt es schlichtweg an Empathie. Versuch dich mal in einen Unternehmer hinzuversetzen. Stell dir vor, du wüsstest, wie deine Produkte langlebiger würden und Kunden wollen langlebigere Produkte. Was würde das mit deinem Gewinn und Umsatz machen, wenn die Kunden plötzlich alle bei dir kaufen und nicht mehr bei der Konkurrenz? Naja, würde massiv steigen. Und wie bringst du Kunden dazu, wieder bei dir zu kaufen? Naja, du machst deine Produkte besser. Wir kaufen bald einen neuen Fernseher und ein neues Handy. Die Alten funktionieren noch super. Warum kaufen wir trotzdem neue Produkte?
Die von dir vorgeschlagen Beschäftigungstherapie durch verteilen oder aufrechterhalten unnötiger Arbeit hat bereits in der DDR nicht funktioniert. Deshalb verstehe ich nicht, warum das eine Option sein soll.
Du hast nicht richtig gelesen. Das ist keine Beschäftigungstheorie, sondern es ist nichts anderes möglich. Ich schrieb, die nötigen Softwareentwickler sind voll ausgelastet. Würden sie den Scanner bei dem Unternehmen implementieren, würde ein anderes Unternehmen den Scanner nicht bekommen und müsste manuell eintippen.
Ein freier Mensch muß es ertragen können, daß seine Mitmenschen anders handeln und anders leben, als er es für richtig hält, und muß sich abgewöhnen, sobald ihm etwas nicht gefällt, nach der Polizei zu rufen.