Die Senkung der MWST

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Frank_Stein
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Re: Die Senkung der MWST

Beitrag von Frank_Stein »

BlueMonday hat geschrieben:(04 Jul 2020, 14:48)

Darauf wurde doch schon eingegangen. Die eigentliche Frage ist immer, wer in der Lage ist, die Steuerlast auf anderen zu überwälzen und in welchem Ausmaß. Und da hilft auch keine defekte Monopolpreistheorie weiter.

Wer sind denn in deiner Welt "die Falschen"? Aktionäre? Unternehmer? Anbieter? Produzenten? Wieso sollten die "die Falschen" sein? Sind doch auch Menschen. Menschen, die dafür sorgen, dass das viele in Umlauf gebrachte Geld überhaupt eine Kaufkraft hat.

Nun ist ja die Senkung seit ein paar Tagen vollzogen. Wer sind die "Monopolisten", die deiner Meinung nach davon profitieren?

Ich sehe es so, dass die Falschen, die zur Finanzierung des Staates jene sind, die in Deutschland Arbeitsplätze schaffen und den Laden am Laufen halten.
Die würde ich gerne steuerlich entlasten und im Gegenzug bei denen zuschlagen, die anderswo produzieren und Deutschland als Absatzmarkt betrachten,
ihre Steuern aber anderswo zahlen. Über die MWST werden diese Unternehmen an der Finanzierung unseres Systems beteiligt.

Wenn ein SW-Unternehmen in Deutschland seine Programme schreiben lässt, dann kostet das viel Geld, bis das Programm fertig und bereit zum Verkauft ist.
Programmieren ist sehr arbeitskostenintensiv und ich fände es besser, wenn die Unternehmen in der Hauptsache den Nettolohn zu tragen hätten, aber dafür
im Erfolgsfall stärker zur Kasse gebeten werden, wenn das erfolgreiche Produkt sich am Markt bewährt hat. Man bedenke, dass Unternehmen bei Software-
Entwicklungen sehr in Vorleistung gehen und ca. 30-40% der Projekte erblicken nie das Licht der Welt, werden eingestampft und diese Kosten müssen dann
durch die verbleibenden 60-70% der Programme eingespielt werden.
Aus Sicht des Unternehmens wäre es also viel besser und sicherer (sie benötigen für SW-Projekte weniger Kapital), wenn sie nur halb so viel für die Entwicklung
zahlen müssten, dafür beim Verkaufspreis dann die Hälfte des Umsatzes an den Staat abdrücken müssten.
Was ich damit meine ist die Tendenz ... lieber eine höhere MWST und dafür geringere LNK, indem man beispielsweise eine Grundrente über die Einnahmen
aus der MWST finanziert.
Ceterum censeo Carthaginem esse delendam.
It is not racism, but pattern recognition.
Wenn Linke etwas von Wirtschaft verstehen würden, wären sie nicht links.
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franktoast
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Re: Die Senkung der MWST

Beitrag von franktoast »

Frank_Stein hat geschrieben:(04 Jul 2020, 16:09)

Ich sehe es so, dass die Falschen, die zur Finanzierung des Staates jene sind, die in Deutschland Arbeitsplätze schaffen und den Laden am Laufen halten.
Die würde ich gerne steuerlich entlasten und im Gegenzug bei denen zuschlagen, die anderswo produzieren und Deutschland als Absatzmarkt betrachten,
ihre Steuern aber anderswo zahlen. Über die MWST werden diese Unternehmen an der Finanzierung unseres Systems beteiligt.
Dann müsste man die Umsatzsteuer auf Import auf gleicher Höhe belassen. Oder öfter mit dem Slogan "Deutsche kauft bei Deutschen". Wäre doch schön, wenn unsre Regierung sich den Slogan auf ein T-Shirt drucken ließen. Den meisten Deutschen würde es gefallen.
Wenn ein SW-Unternehmen in Deutschland seine Programme schreiben lässt, dann kostet das viel Geld, bis das Programm fertig und bereit zum Verkauft ist.
Programmieren ist sehr arbeitskostenintensiv und ich fände es besser, wenn die Unternehmen in der Hauptsache den Nettolohn zu tragen hätten, aber dafür
im Erfolgsfall stärker zur Kasse gebeten werden, wenn das erfolgreiche Produkt sich am Markt bewährt hat. Man bedenke, dass Unternehmen bei Software-
Entwicklungen sehr in Vorleistung gehen und ca. 30-40% der Projekte erblicken nie das Licht der Welt, werden eingestampft und diese Kosten müssen dann
durch die verbleibenden 60-70% der Programme eingespielt werden.
Aus Sicht des Unternehmens wäre es also viel besser und sicherer (sie benötigen für SW-Projekte weniger Kapital), wenn sie nur halb so viel für die Entwicklung
zahlen müssten, dafür beim Verkaufspreis dann die Hälfte des Umsatzes an den Staat abdrücken müssten.
Was ich damit meine ist die Tendenz ... lieber eine höhere MWST und dafür geringere LNK, indem man beispielsweise eine Grundrente über die Einnahmen
aus der MWST finanziert.
Das verstehe ich nicht. Wenn jemand ein Softwareprojekt startet, dann wird es zu 60% erfolgreich und zu 40% entstehen nur Kosten. Und falls es erfolgreich wird, sollten statt 19% dann 50% Kosten anfallen. Und damit soll Deutschland gegen das Silicon Valley konkurrieren? Das ist doch irrwitzig. Vergegenwärtige dir mal, was eine Software macht. Sie macht Menschen produktiver. Ich bin Softwareentwickler. Wenn ich mich einen Tag hinsetze, sparen womöglich Tausende Nutzer pro Tag zB. eine Sekunde. Wenn es gut läuft, haben diese nach wenigen Tagen in der Summe mehr Zeit gespart als ich aufgewendet habe. Das bewirkt somit, dass all diese Benutzer ein winzig kleines Stück produktiver geworden sind. Das erhöht deren Löhne, senkt den Ressourcenverbrauch, erhöht deren Qualität etc. Konkret arbeite ich an Speditionssoftware. Durch meine Arbeit steigt die Auslastung von LKWs. Dadurch kann gleich viel Ware mit weniger Benzin, Arbeitskraft, LKW-Verschleiß etc. bewegt werden. Ein Tag Aufwand von mir alleine bewirkt zwar nur sehr wenig, aber stell dir wie viele Softwareentwickler es gibt.
Ein nicht erfolgreiches Projekt bewirkt genau das Gegenteil.

Und nun sagst du: Pff, das ist aber unfair, erfolgreiche Softwareprojekte sollten abgestraft werden. Das ist irrwitzig, denn genaugenommen willst du Projekte abstrafen, die zu mehr Wohlstand für alle führen. Das betrifft übrigens genauso andere erfolgreiche Unternehmen.
Ein freier Mensch muß es ertragen können, daß seine Mitmenschen anders handeln und anders leben, als er es für richtig hält, und muß sich abgewöhnen, sobald ihm etwas nicht gefällt, nach der Polizei zu rufen.
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Re: Die Senkung der MWST

Beitrag von Frank_Stein »

franktoast hat geschrieben:(06 Jul 2020, 08:45)


Das verstehe ich nicht. Wenn jemand ein Softwareprojekt startet, dann wird es zu 60% erfolgreich und zu 40% entstehen nur Kosten. Und falls es erfolgreich wird, sollten statt 19% dann 50% Kosten anfallen. Und damit soll Deutschland gegen das Silicon Valley konkurrieren?
Stimmt, Du versteht es nicht.
Wenn MS &Co seine Software in Deutschland verkauft, fallen für sie ja ebenfalls 50% Umsatzsteuer an. Für sie ist dabei genau die richtige Wortwahl, denn es handelt sich um die von mir genannten Monopolisten mit variablen Stückkosten gegen Null.

Wenn deutsche Unternehmen dagegen ihr SW-Produkt im Ausland verkaufen, dann haben sie viel geringere Kosten beim Programmieren (gegenüber der jetzigen Situation), dafür fallen auf die im Ausland verkauften Erzeugnisse auch nur die im Ausland geltenden MWST-Sätze an.

Wir erzeugen also einen Wettbewerbsvorteil der in Deutschland erzeugten arbeitsintensiven Produkte und Dienstleistungen auch gegenüber kapitalintensiven oder Rohstoff und energieintensiven Produkte, denn es ist höchste Zeit, dass auch diese Wertschöpfungsbereiche den Sozialstaat mitfinanzieren. Die Folge ist, dass der Durch der Unternehmen, die Produktions ins Ausland zu verlagern sinkt und Deutschland wird als Absatzmarkt für ausländische Unternehmen weniger profitabel (vergleich mal den Autoverkauf in Dänemark mit Luxussteuer von über 100%, wo die Autoverkäufer so geringe Gewinne haben, dass sich ein Reimport aus Dänemark schon wieder lohnt).
Kurz: Der Staat braucht Geld und es ist besser, wenn er das Geld nicht vom Arbeitgeber, sondern von jenen bekommt, die hier ihre Sachen verkaufen.
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Re: Die Senkung der MWST

Beitrag von franktoast »

Frank_Stein hat geschrieben:(06 Jul 2020, 22:46)

Stimmt, Du versteht es nicht.
Wenn MS &Co seine Software in Deutschland verkauft, fallen für sie ja ebenfalls 50% Umsatzsteuer an. Für sie ist dabei genau die richtige Wortwahl, denn es handelt sich um die von mir genannten Monopolisten mit variablen Stückkosten gegen Null.

Wenn deutsche Unternehmen dagegen ihr SW-Produkt im Ausland verkaufen, dann haben sie viel geringere Kosten beim Programmieren (gegenüber der jetzigen Situation), dafür fallen auf die im Ausland verkauften Erzeugnisse auch nur die im Ausland geltenden MWST-Sätze an.
Das heißt, das Windows-Betriebssystem wird für etwa 100Mio. Computer in Deutschland teurer und die 14 deutschen Systeme, die in die USA verkauft würden, blieben auf dem aktuellen Niveau? Ja, das würde der deutschen Wirtschaft sicherlich helfen. Vielleicht entscheidet sich dann so manch deutsches Unternehmer doch lieber gegen diese neumodische Technik und benutzt Zettel und Stift.
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Re: Die Senkung der MWST

Beitrag von Frank_Stein »

franktoast hat geschrieben:(07 Jul 2020, 08:09)

Das heißt, das Windows-Betriebssystem wird für etwa 100Mio. Computer in Deutschland teurer und die 14 deutschen Systeme, die in die USA verkauft würden, blieben auf dem aktuellen Niveau? Ja, das würde der deutschen Wirtschaft sicherlich helfen. Vielleicht entscheidet sich dann so manch deutsches Unternehmer doch lieber gegen diese neumodische Technik und benutzt Zettel und Stift.
Ich weiß nicht, ob es für den Endverbraucher teurer wird, aber MS wird damit in Deutschland weniger Geld verdienen.
Wenn sie die Brutto-Preise anheben, geht ja der Umsatz entsprechend zurück, denn nur weil die MWST steigt, ist der
Verbraucher ja nicht bereit, mehr für ein Produkt zu bezahlen.
Wenn MS Monopolpreise verlangen würde, könnte MS seinen Umsatz und somit Gewinn durch eine Preiserhöhung nicht
erhöhen, da höhere Preise zu geringerem Absatz und somit Umsatz und Gewinn führen würden.

Das Geld, was der Staat aber dadurch mehr einnimmt, da MS an uns weniger verdient, kann er einsetzen, die LNK
zu senken, etwa, indem er Gesundheitsinfrastruktur über die MWST finanziert, statt über KV-Beiträge oder die
Grundrente über die MWST finanziert, statt über höhere Beiträge.

Kurz, selbst wenn der Verbraucher bei einigen Produkten mehr bezahlen sollte, so landet das Geld ja beim Staat, der
dann entsprechend an anderer Stelle die Arbeitgeber entlasten kann. Verlieren werden aber auf jenen Fall jene, die
im Ausland produzieren und Deutschland als Absatzmarkt betrachten. Wer aber in Deutschland produziert und im
Ausland verkauft, der wird durch diese Änderung des Steuer- und Abgabensystems entlastet und das ist angesichts
des demografischen Wandels auch dringend erforderlich.
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Re: Die Senkung der MWST

Beitrag von Atue001 »

Jetzt haben wir die veränderten Mehrwertsteuersätze, und irgendwie ist die Wirtschaft darunter noch nicht zusammengebrochen. Offensichtlich haben doch die meisten Händler und Firmen generell eine individuelle Lösung des Problems gefunden - obwohl hier im Forum schon der Untergang des Abendlandes fast herbeigebetet wurde. Offensichtlich waren die Softwareanbieter doch in der Lage, Lösungen anzubieten.....und die Händler in der Lage, mit den Problemstellungen pragmatisch umzugehen.

Im Einzelhandel und bei Restaurants findet man als Konsument nun unterschiedlichste Lösungen vor. Mal wurden Artikel neu bepreist, mal wird pragmatisch auf den gesamten Bon der neue Steuersatz (die Sätze...) verrechnet, mal wurden die Bruttopreise nicht geändert....und an durchaus relevant vielen Stellen hat der Handel so reagiert, dass die veränderte Mehrwertsteuer in jedem Fall mit einer Werbeaktion welcher Art auch immer kombiniert wurde.

Einige Händler haben die "neuen Preise" schon ein paar Tage früher aktiviert, andere haben noch früher die alten Preise erhöht, um sie dann absenken zu können.....

Ob der Verbraucher nun tatsächlich seine Konsumbereitschaft erhöht - werden wir erst in einigen Wochen wirklich wissen. Wichtig ist aber, dass Konsumfreudigkeit und Investitionsfreudigkeit immer auch etwas mit Psychologie zu tun haben. Und letzten Endes war das wohl die Idee hinter der Mehrwertsteuermaßnahme - die Konsumlaune und Investitionslaune ein wenig zu befeuern - in der Hoffnung, dass sich die Gesamtstimmung bis Ende des Jahres so aufhellt, dass der negative Effekt mit der Rücknahme der Maßnahme zum Jahreswechsel dann nicht mehr schädlich für die hoffentlich aufgehellte Gesamtstimmung ist.

Stellen wir also erst mal fest: Prinzipiell scheint die deutsche Wirtschaft irgendwie die Mehrwertsteueränderung gestemmt zu haben, und ob sich nun die gewünschten Effekte einstellen, na, schauen wir mal....
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Re: Die Senkung der MWST

Beitrag von Skull »

Atue001 hat geschrieben:(08 Jul 2020, 00:19)

- obwohl hier im Forum schon der Untergang des Abendlandes fast herbeigebetet wurde.

Offensichtlich waren die Softwareanbieter doch in der Lage, Lösungen anzubieten....
Könntest Du bitte einmal dazu eine Quelle benennen oder Postings dazu einstellen.



Von einem Untergang hat meines Wissens nach niemand geschrieben. Die Kritik bezog sich auf Aufwand und Kosten.

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Re: Die Senkung der MWST

Beitrag von franktoast »

Frank_Stein hat geschrieben:(07 Jul 2020, 23:42)

Ich weiß nicht, ob es für den Endverbraucher teurer wird, aber MS wird damit in Deutschland weniger Geld verdienen.
Wenn sie die Brutto-Preise anheben, geht ja der Umsatz entsprechend zurück, denn nur weil die MWST steigt, ist der
Verbraucher ja nicht bereit, mehr für ein Produkt zu bezahlen.
Wenn MS Monopolpreise verlangen würde, könnte MS seinen Umsatz und somit Gewinn durch eine Preiserhöhung nicht
erhöhen, da höhere Preise zu geringerem Absatz und somit Umsatz und Gewinn führen würden.
Ok, dann lass es mich so formulieren: Auf den Import andere Steuersätze zu erheben, widerspricht dem Grundsatz der Steuergleichheit. Das führt dazu, dass die Amis dann auch ihre Steuersätze auf deutsche Importprodukte erhöhen zB. auf deutsche Autos. Man könnte es dann auch "Zoll" nennen. Nun hängt es natürlich davon ab, welches Verständnis von Ökonomie du hast. Ist Import etwas Schlechtes und Export etwas Gutes? Das Problem, dass ich hier sehe ist, dass Menschen wie du auf nationaler Ebene denken. Ausländische Unternehmen sind der "Feind", deutsche Unternehmen der "Freund" bzw. aus deiner Sicht sind ausländische Unternehmen der Feind, weil diese weniger oder gar keine Steuern an den deutschen Fiskus überweisen. Aber wenn BMW in München einen 3er herstellt und den in die USA verkauft, bezahlt BMW dann Steuern in den USA? In den USA gibt es teilweise gar keine Umsatzsteuer.
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Re: Die Senkung der MWST

Beitrag von Frank_Stein »

franktoast hat geschrieben:(08 Jul 2020, 09:50)

Ok, dann lass es mich so formulieren: Auf den Import andere Steuersätze zu erheben, widerspricht dem Grundsatz der Steuergleichheit.

Hast Du nicht zugehört?
Es werden die gleichen MWST-Sätze auf heimische wie auf importierte Artikel angewendet.
Aber durch das von mir geschilderte System werden die Arbeitskosten entlastet. Momentan
ruht die Finanzierung unseres Sozialstaates überwiegend auf den Abgaben auf Löhne bzw. Arbeitskosten.
Wenn man dazu übergeht, Rente, Krankenversicherungssystem usw. in einer Grundversorgung über die
MWST zu finanzieren und somit für die Arbeitgeber Einsparungen zu erreichen, dann wird in Deutschland
Beschäftigung gesichert und wer Produkte importiert, muss in Zukunft einen höheren Beitrag an das System
zahlen. Das Preisniveau wird sich nicht so sehr erhöhen, da zwar die MWST steigt, aber gleichzeitig
eben auch die Erzeugungskosten sinken.
Die Grundidee: Die Leute bekommen netto das gleiche und der Staat nimmt ungefähr das gleiche Geld ein.
Folglich kann auch das Preisniveau insgesamt nicht so sehr steigen, aber es gibt Preisanpassungen in
den einzelnen Produktgruppen, in Abhängigkeit vom Import-Anteil, Energie, Rohstoffen auf der einen Seite,
Arbeitskosten auf der anderen Seite. Dienstleistungen werden billiger, der Liter Benzin teurer ... so kann man
sich das vorstellen.

Zum Thema VAT in den USA. Das stimmt, das ist ein Problem der Amerikaner. Die würden weniger über Zölle
reden, wenn sie das so machen würden, wie wir. :cool: Ich sollte Trump mal diesbezüglich beraten.
Die könnten die VAT einheitlich auf 20% anheben und so ihr Gesundheitssystem finanzieren. :thumbup:
Zuletzt geändert von Frank_Stein am Mittwoch 8. Juli 2020, 21:12, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Die Senkung der MWST

Beitrag von Frank_Stein »

Skull hat geschrieben:(08 Jul 2020, 08:02)

Könntest Du bitte einmal dazu eine Quelle benennen oder Postings dazu einstellen.



Von einem Untergang hat meines Wissens nach niemand geschrieben. Die Kritik bezog sich auf Aufwand und Kosten.

mfg

Du sagst, es. Administratoren mussten Überstunden schieben, um unterschiedliche Syssteme, zusammenzubringen.
Schulungen mussten durchgeführt werden und irgendwo klemmt es dann doch und lustig wird es, wenn der
Rechnungsprüfer kommt, um zu kontrollieren, welches Datum nun relevant für welche MWST war.
Darauf hätten viele gerne verzichtet, dafür den höheren MWST-Satz in Kauf genommen, zumal die entgangenen
Einnahmen des Staates ja auch eines Tages jemand zu tragen hat ...

Kurz: Wenn wieder mal Politiker einen Kompromiss aushandeln ... dann hoffe ich, dass die nächstes Mal mehr Glück beim Denken haben.
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Re: Die Senkung der MWST

Beitrag von jack000 »

Ich habe das wohl erst falsch eingeschätzt und die MwSt-Senkung für Blödsinn und wirkungslos gehalten. Aber zumindest äußert sich der Einzelhandel diese Senkung an den Kunden weiter zu geben.
Heute beim Kauf bei DM las ich auf einem Schild, dass die MwSt.-Senkung an der Kasse umgesetzt wird und das bestätigt sich offensichtlich auch auf deren Homepage:
https://www.dm.de/services/mwst-senkung ... UoEALw_wcB
=> Somit werden die Preise erstmal nicht geändert und der organisatorische Aufwand gestaltet sich als überschaubar.
"Sie verbieten nicht die Hassrede. Sie verbieten die Rede, die sie hassen"
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Re: Die Senkung der MWST

Beitrag von Frank_Stein »

die Aktien der deutschen Post gehen ja schon seit Wochen gen Norden, denn wenn die MWST den Konsum ankurbeln sollte, dann heißt auch auch mehr Online-Bestellungen und während Online-Händler möglicherweise einen Teil der MWST-Senkung an den Verbraucher weiter geben, dürften die Preise für die Paketdienstleistungen der Post nicht sinken und somit die Post und somit ihre Anteilseigner doppelt profitieren. Nun ja, es gibt wohl auch Gewinner und die Post ist einer davon.
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Re: Die Senkung der MWST

Beitrag von franktoast »

Frank_Stein hat geschrieben:(08 Jul 2020, 21:04)

Hast Du nicht zugehört?
Es werden die gleichen MWST-Sätze auf heimische wie auf importierte Artikel angewendet.
Aber durch das von mir geschilderte System werden die Arbeitskosten entlastet. Momentan
ruht die Finanzierung unseres Sozialstaates überwiegend auf den Abgaben auf Löhne bzw. Arbeitskosten.
Wenn man dazu übergeht, Rente, Krankenversicherungssystem usw. in einer Grundversorgung über die
MWST zu finanzieren und somit für die Arbeitgeber Einsparungen zu erreichen, dann wird in Deutschland
Beschäftigung gesichert und wer Produkte importiert, muss in Zukunft einen höheren Beitrag an das System
zahlen. Das Preisniveau wird sich nicht so sehr erhöhen, da zwar die MWST steigt, aber gleichzeitig
eben auch die Erzeugungskosten sinken.
Die Grundidee: Die Leute bekommen netto das gleiche und der Staat nimmt ungefähr das gleiche Geld ein.
Folglich kann auch das Preisniveau insgesamt nicht so sehr steigen, aber es gibt Preisanpassungen in
den einzelnen Produktgruppen, in Abhängigkeit vom Import-Anteil, Energie, Rohstoffen auf der einen Seite,
Arbeitskosten auf der anderen Seite. Dienstleistungen werden billiger, der Liter Benzin teurer ... so kann man
sich das vorstellen.

Zum Thema VAT in den USA. Das stimmt, das ist ein Problem der Amerikaner. Die würden weniger über Zölle
reden, wenn sie das so machen würden, wie wir. :cool: Ich sollte Trump mal diesbezüglich beraten.
Die könnten die VAT einheitlich auf 20% anheben und so ihr Gesundheitssystem finanzieren. :thumbup:
Also im Endeffekt: Wenn jemand 1000€ verdient und diese ausgibt, dann bezahlt er zB. 500€ Steuern (50% vom Einkommen). Wenn der, der 1000 000€ verdient dann 5000€ ausgibt, bezahlt er 2500€ Steuern, also 2,5% vom Einkommen. Das restliche Geld kann er dann ja im Urlaub auf den Malediven ausgeben. Das System wäre wenigstens nicht reichenfeindlich.
Ein freier Mensch muß es ertragen können, daß seine Mitmenschen anders handeln und anders leben, als er es für richtig hält, und muß sich abgewöhnen, sobald ihm etwas nicht gefällt, nach der Polizei zu rufen.
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Re: Die Senkung der MWST

Beitrag von zollagent »

Was mir aufgefallen ist, quer durch den Handel und auch quer durch die Sortimente, die Handelsketten haben schnell Preiserhöhungen von bis zu 20 % vorgenommen und dann von dem neuen Preis die 3 % Umsatzsteuerminderung abgezogen und verkaufen das jetzt, daß sie die Senkung der Umsatzsteuer "in vollem Umfang weitergeben". Roßtäuschung nannte man früher solches Verhalten.
Wer an Absurditäten glaubt, wird Abscheulichkeiten begehen. (Voltaire)
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Re: Die Senkung der MWST

Beitrag von 3x schwarzer Kater »

zollagent hat geschrieben:(09 Jul 2020, 10:53)

Was mir aufgefallen ist, quer durch den Handel und auch quer durch die Sortimente, die Handelsketten haben schnell Preiserhöhungen von bis zu 20 % vorgenommen und dann von dem neuen Preis die 3 % Umsatzsteuerminderung abgezogen und verkaufen das jetzt, daß sie die Senkung der Umsatzsteuer "in vollem Umfang weitergeben". Roßtäuschung nannte man früher solches Verhalten.
Ist mir noch nicht aufgefallen. Aber ich hab auch nicht so genau drauf geschaut. Hast du dafür Beispiele, an denen man das nachvollziehen kann?
„Es wurde schon alles gesagt, nur noch nicht von jedem.“ (Karl Valentin)
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Re: Die Senkung der MWST

Beitrag von franktoast »

zollagent hat geschrieben:(09 Jul 2020, 10:53)

Was mir aufgefallen ist, quer durch den Handel und auch quer durch die Sortimente, die Handelsketten haben schnell Preiserhöhungen von bis zu 20 % vorgenommen und dann von dem neuen Preis die 3 % Umsatzsteuerminderung abgezogen und verkaufen das jetzt, daß sie die Senkung der Umsatzsteuer "in vollem Umfang weitergeben". Roßtäuschung nannte man früher solches Verhalten.
Ja zeig mal. Hab die Lidlpreise relativ gut im Kopf, war aber dieses Monat da noch nicht.
Ein freier Mensch muß es ertragen können, daß seine Mitmenschen anders handeln und anders leben, als er es für richtig hält, und muß sich abgewöhnen, sobald ihm etwas nicht gefällt, nach der Polizei zu rufen.
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Re: Die Senkung der MWST

Beitrag von Frank_Stein »

franktoast hat geschrieben:(09 Jul 2020, 10:47)

Also im Endeffekt: Wenn jemand 1000€ verdient und diese ausgibt, dann bezahlt er zB. 500€ Steuern (50% vom Einkommen). Wenn der, der 1000 000€ verdient dann 5000€ ausgibt, bezahlt er 2500€ Steuern, also 2,5% vom Einkommen. Das restliche Geld kann er dann ja im Urlaub auf den Malediven ausgeben. Das System wäre wenigstens nicht reichenfeindlich.
Ja, die Steuer kann man umgehen, wenn man im Urlaub sein ganzes Geld ausgibt.

Aber stell Dir trotzdem mal zwei Länder vor. Die gleiche Anzahl Einwohner, die gleichen Nettolöhne und die gleiche Arbeitsproduktivität usw. also fast alles gleich.
Der Zoll ist NULL ... es gibt freien Handel.
Der einzige Unterschied ist, dass vom Tag X an das eine Land sich allein über die Lohnzusatzkosten finanziert und das andere Land nur über die MWST.

Welche Folgen hätte das im handel?
Das eine land hat dann nur halb so hohe Arbeitskosten, würde also das andere Land mit Produkten beliefern, die nur halb so viel kosten, wie die dort hergestellten Artikel.
Im eigenen Land würden sie dann zwar den vollen Preis kosten, da 100% MWST draufgeschlagen würden, aber importierte Produkte wären dann eben noch mal doppelt so teuer.
Die Folge wäre, dass das Land mit den hohen Arbeitskosten seine Produkte nicht mehr los wird, nicht auf dem eigenen Markt und erst recht nicht auf den fremden märkten, was steigende Arbeitslostigkeit in diesem Land zur Folge hat und demnach dann noch höhere Arbeitskosten, da der Staat von den verbliebenen Arbeitnehmern die gestiegenen Kosten eintreiben muss. Eine Spirale würde in Gang gesetzt werden, die zum kompletten Niedergang führt.

In dem Land mit den niedrigen Arbeitskosten und der hohen MWST wäre es genau umgekehrt.

Deutschland hat das ja 2007 im Ansatz gemacht. Wir haben den MWST-Satz um ca. 16% angehoben und die Beiträge zur Arbeitslosenversicherung praktisch halbiert. Die Sache wurde zum Selbstläufer und wir erlebten eine Spirale in die Andere Richtung, hin zur Vollbeschäftigung, während andere Länder gegenüber Deutschland ihre Wettbewerbsfähigkeit einbüßten und schließlich in die Schuldenkrise stürzten.

Also: da Deutschland in Zukunft eher weniger Arbeitskräfte haben wird, um den Sozialstaat zu finanzieren (die Boomer, die bald in Rente gehen),
sind wir darauf angewiesen, eine breitere Finanzierungsgrundlage zu schaffen und da bietet sich die MWST als die Steuer an, die den geringsten Schaden anrichtet und Kapital und Energie und Rohstoffe und Importe und Gewinnmarge somit stärker herangezogen wird um so die negative Spirale durch steigende Belastung von Arbeitseinkommen aufzuhalten.
Ist das für euch so schwer, diesen Zusammenhang zu begreifen?
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Re: Die Senkung der MWST

Beitrag von Atue001 »

Skull hat geschrieben:(08 Jul 2020, 08:02)

Könntest Du bitte einmal dazu eine Quelle benennen oder Postings dazu einstellen.



Von einem Untergang hat meines Wissens nach niemand geschrieben. Die Kritik bezog sich auf Aufwand und Kosten.

mfg
Du hast die Postings gelesen, die davon gesprochen haben, dass das alles nicht zu leisten ist, dass die Software das nicht kann, dass das die Wirtschaft überfordert....etc.? Wenn nicht - zurück auf Start.
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Re: Die Senkung der MWST

Beitrag von Atue001 »

jack000 hat geschrieben:(08 Jul 2020, 21:22)

Ich habe das wohl erst falsch eingeschätzt und die MwSt-Senkung für Blödsinn und wirkungslos gehalten. Aber zumindest äußert sich der Einzelhandel diese Senkung an den Kunden weiter zu geben.
Heute beim Kauf bei DM las ich auf einem Schild, dass die MwSt.-Senkung an der Kasse umgesetzt wird und das bestätigt sich offensichtlich auch auf deren Homepage:
https://www.dm.de/services/mwst-senkung ... UoEALw_wcB
=> Somit werden die Preise erstmal nicht geändert und der organisatorische Aufwand gestaltet sich als überschaubar.
Bei dm ist die Preisstrategie noch differenzierter - die haben eine Dauerpreisgarantie. Das bedeutet, dass sie einen Preis, den sie einstellen, auch erst mal für 4 Monate nicht erhöhen! Absenken geht immer, aber erhöhen ist hart systemisch hinterlegt, dass das nicht passiert.
Deshalb war es dort auch konsequent, die Mehrwertsteuersenkung an der Kasse pauschaliert auszuweisen - was übrigens kombiniert wurde mit einer Erweiterung der Dauerpreisgarantie auf 6 Monate.
Auf den Preisetiketten am Regal findest du auch den Hinweis, wann zuletzt ein Preis erhöht wurde....

dm hat insofern die Mehrwertsteueränderung transparent umgesetzt - allerdings verstehen das dennoch längst nicht alle Kunden......

Rossmann, Aldi, Lidl und Co haben jeweils eigene andere Strategien - und setzen die entsprechend jeweils ihren Geschäftsmodellen um.

Subjektiv habe ich den Eindruck, dass im großen und ganzen im Einzelhandel der Wettbewerbsdruck enorm ist, und meist auf die ein oder andere Art die Mehrwertsteuerabsenkung weitergegeben wird. Dies gilt zumindest für die Artikel des täglichen Bedarfs - wobei man auch sagen kann, dass genau die Händler in dem Segment von Corona weniger beeinträchtigt waren und sind als andere Segmente.
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Re: Die Senkung der MWST

Beitrag von franktoast »

Frank_Stein hat geschrieben:(09 Jul 2020, 21:58)

Ja, die Steuer kann man umgehen, wenn man im Urlaub sein ganzes Geld ausgibt.

Aber stell Dir trotzdem mal zwei Länder vor. Die gleiche Anzahl Einwohner, die gleichen Nettolöhne und die gleiche Arbeitsproduktivität usw. also fast alles gleich.
Der Zoll ist NULL ... es gibt freien Handel.
Der einzige Unterschied ist, dass vom Tag X an das eine Land sich allein über die Lohnzusatzkosten finanziert und das andere Land nur über die MWST.

Welche Folgen hätte das im handel?
Das eine land hat dann nur halb so hohe Arbeitskosten, würde also das andere Land mit Produkten beliefern, die nur halb so viel kosten, wie die dort hergestellten Artikel.
Im eigenen Land würden sie dann zwar den vollen Preis kosten, da 100% MWST draufgeschlagen würden, aber importierte Produkte wären dann eben noch mal doppelt so teuer.
Die Folge wäre, dass das Land mit den hohen Arbeitskosten seine Produkte nicht mehr los wird, nicht auf dem eigenen Markt und erst recht nicht auf den fremden märkten, was steigende Arbeitslostigkeit in diesem Land zur Folge hat und demnach dann noch höhere Arbeitskosten, da der Staat von den verbliebenen Arbeitnehmern die gestiegenen Kosten eintreiben muss. Eine Spirale würde in Gang gesetzt werden, die zum kompletten Niedergang führt.

In dem Land mit den niedrigen Arbeitskosten und der hohen MWST wäre es genau umgekehrt.

Deutschland hat das ja 2007 im Ansatz gemacht. Wir haben den MWST-Satz um ca. 16% angehoben und die Beiträge zur Arbeitslosenversicherung praktisch halbiert. Die Sache wurde zum Selbstläufer und wir erlebten eine Spirale in die Andere Richtung, hin zur Vollbeschäftigung, während andere Länder gegenüber Deutschland ihre Wettbewerbsfähigkeit einbüßten und schließlich in die Schuldenkrise stürzten.

Also: da Deutschland in Zukunft eher weniger Arbeitskräfte haben wird, um den Sozialstaat zu finanzieren (die Boomer, die bald in Rente gehen),
sind wir darauf angewiesen, eine breitere Finanzierungsgrundlage zu schaffen und da bietet sich die MWST als die Steuer an, die den geringsten Schaden anrichtet und Kapital und Energie und Rohstoffe und Importe und Gewinnmarge somit stärker herangezogen wird um so die negative Spirale durch steigende Belastung von Arbeitseinkommen aufzuhalten.
Ist das für euch so schwer, diesen Zusammenhang zu begreifen?
Um das Beispiel noch zu vereinfachen. Deutschland und Frankreich stellen VWs und Renaults her. Sämtliche Materialien beziehen sie zu gleichen Kosten von Drittländern. Es gibt keine anderen Produkte. Zur Herstellung eines Wagen 1000 Arbeitsstunden zu jeweils 10€. Netto kostet das Auto 10 000€. Nehmen wir weiter an, die Hälfte der Bürger kauft den Wagen des eigenen Landes und die Hälfte die des anderen Landes.
Nun sagt Deutschland, sie schlagen 50% Lohnkosten drauf. Der Stundenlohn wäre 50% höher also 15€, das Auto kostet 15 000€ - für alle. Um das gleiche Geld zu erlösen, erhebt Frankreich die Umsatzsteuer. Der Wagen kostet nun 15 000€.

So, was würde nun passieren? Kein Franzose oder Deutscher würde mehr einen VW kaufen, folglich könnte auch kein Deutscher einen Renault kaufen (kein Einkommen), alle Franzosen kaufen dann Renaults.

Irgendwas muss in der Logik falsch sein, denn es gibt ja unterschiedlich hohe Steuersätze bei der USt. Eine niedrige USt wäre ja immer ein Nachteil. Ein weiterer Funfact: Die Arbeitskosten in Rumänien liegen wohl auf einen Fünftel der deutschen Arbeitskosten. Warum kauft ein Franzose nun ein Auto, das in Deutschland hergestellt ist? Spinnt der Franzose?
Ein freier Mensch muß es ertragen können, daß seine Mitmenschen anders handeln und anders leben, als er es für richtig hält, und muß sich abgewöhnen, sobald ihm etwas nicht gefällt, nach der Polizei zu rufen.
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Re: Die Senkung der MWST

Beitrag von Liegestuhl »

Ich war gestern auf 6 Kundensystemen, um die Steuerschlüssel richtig einzustellen. Heute geht's weiter. Das ist wirklich eine AB-Maßnahme. Ich fürchte, das geht alles auf Wartung.
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Re: Die Senkung der MWST

Beitrag von Skull »

Atue001 hat geschrieben:(10 Jul 2020, 00:18)

...die davon gesprochen haben, dass das alles nicht zu leisten ist,
dass die Software das nicht kann, dass das die Wirtschaft überfordert...
Bitte um KONKRETE Quellen und Verlinkung dazu.

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Re: Die Senkung der MWST

Beitrag von 3x schwarzer Kater »

Liegestuhl hat geschrieben:(10 Jul 2020, 08:31)

Ich fürchte, das geht alles auf Wartung.
Worauf denn sonst. Aber das spielt ja alles keine Rolle ;)
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Re: Die Senkung der MWST

Beitrag von zollagent »

3x schwarzer Kater hat geschrieben:(09 Jul 2020, 11:00)

Ist mir noch nicht aufgefallen. Aber ich hab auch nicht so genau drauf geschaut. Hast du dafür Beispiele, an denen man das nachvollziehen kann?
Das Hundefutter, das ich so kaufe, da ist es mir zuerst aufgefallen. Große Dose vor der Erhöhung 85 ct, dann 99 ct. und drei ct. Umsatzsteuerminderung abgezogen. Ist in allen Discounterketten gleich.
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Re: Die Senkung der MWST

Beitrag von zollagent »

franktoast hat geschrieben:(09 Jul 2020, 11:26)

Ja zeig mal. Hab die Lidlpreise relativ gut im Kopf, war aber dieses Monat da noch nicht.
Zuerst fiel es mir bei Aldi auf, aber bei den anderen Discountern ist es auch so.
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Re: Die Senkung der MWST

Beitrag von Frank_Stein »

franktoast hat geschrieben:(10 Jul 2020, 08:27)

Um das Beispiel noch zu vereinfachen. Deutschland und Frankreich stellen VWs und Renaults her. Sämtliche Materialien beziehen sie zu gleichen Kosten von Drittländern. Es gibt keine anderen Produkte. Zur Herstellung eines Wagen 1000 Arbeitsstunden zu jeweils 10€. Netto kostet das Auto 10 000€. Nehmen wir weiter an, die Hälfte der Bürger kauft den Wagen des eigenen Landes und die Hälfte die des anderen Landes.
Nun sagt Deutschland, sie schlagen 50% Lohnkosten drauf. Der Stundenlohn wäre 50% höher also 15€, das Auto kostet 15 000€ - für alle. Um das gleiche Geld zu erlösen, erhebt Frankreich die Umsatzsteuer. Der Wagen kostet nun 15 000€.
Das Beispiel sieht anders aus.
Wenn das in Deutschland zu 15000 gefertigte Fahrzeug nach Frankreich exportiert wird und dort der französische MWST-Satz erhoben wird, dann kostet das deutscha Auto dort nicht mehr nur 15000, sondern 15000*1,5 = 22500, während das französische Fahrzeug nur 15000 kostet.
Umgekehrt würde Frankreich seine Fahrzeuge in Deutschland für 10000 anbieten können, während man hier für den VW 15000 zahlen müsste.

Die MWST macht ja normalerweise an der Landesgrenze halt und es gilt immer der MWST-Satz, wo das Fahrzeug verkauft wird. Daher ist es ja lukrativ, sein
Fahrzeug als Reimport aus Dänemark zu beziehen.
Ceterum censeo Carthaginem esse delendam.
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Re: Die Senkung der MWST

Beitrag von Atue001 »

Skull hat geschrieben:(10 Jul 2020, 08:37)

Bitte um KONKRETE Quellen und Verlinkung dazu.

mfg
Bitte einfach den Thread selbst nochmals lesen.
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Re: Die Senkung der MWST

Beitrag von franktoast »

Frank_Stein hat geschrieben:(10 Jul 2020, 18:55)

Das Beispiel sieht anders aus.
Wenn das in Deutschland zu 15000 gefertigte Fahrzeug nach Frankreich exportiert wird und dort der französische MWST-Satz erhoben wird, dann kostet das deutscha Auto dort nicht mehr nur 15000, sondern 15000*1,5 = 22500, während das französische Fahrzeug nur 15000 kostet.
Umgekehrt würde Frankreich seine Fahrzeuge in Deutschland für 10000 anbieten können, während man hier für den VW 15000 zahlen müsste.

Die MWST macht ja normalerweise an der Landesgrenze halt und es gilt immer der MWST-Satz, wo das Fahrzeug verkauft wird. Daher ist es ja lukrativ, sein
Fahrzeug als Reimport aus Dänemark zu beziehen.
Ja eben. Dann würde ja jedes Land einfach die USt hochfahren und die Abgaben auf Einkommen senken und wäre im Vorteil. Ich denke, so einfach ist das nicht. Wäre es wie oben beschrieben, würde zB. sowohl der Franzose als auch der Deutsche den französischen Wagen kaufen wollen. Wie sollen die Franzosen dann plötzlich doppelt so viele Autos herstellen bzw. mit welchem Geld kaufen die Deutschen die Autos?
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Re: Die Senkung der MWST

Beitrag von Frank_Stein »

franktoast hat geschrieben:(12 Jul 2020, 16:05)

Ja eben. Dann würde ja jedes Land einfach die USt hochfahren und die Abgaben auf Einkommen senken und wäre im Vorteil. Ich denke, so einfach ist das nicht. Wäre es wie oben beschrieben, würde zB. sowohl der Franzose als auch der Deutsche den französischen Wagen kaufen wollen. Wie sollen die Franzosen dann plötzlich doppelt so viele Autos herstellen bzw. mit welchem Geld kaufen die Deutschen die Autos?
Doch, genau so einfach ist, es und das einzige, was einen davon abhält ist der Wähler,
der zu blöd ist, diese Zusammenhänge zu verstehen, wie die Wahl 2005 gezeigt hat.

Aber Dänemark zeigt ja, dass es geht. Die MWST ist die Steuer, die gegen die heimische
Wirtschaft den geringsten Schaden anrichtet.
Aber wie gesagt, auch aus ökologischen Gründen ist es sinnvoll, lieber den Konsum,
als die Arbeit zu besteuern. Steuern und Abgaben auf Arbeit bevorzugen jene
Unternehmen, die Arbeit durch Kapital ersetzen.

Deutschland hatte ja mit der MWST-Erhöhung 2007 und der Senkung der LNK
seine Wettbewerbsposition verbessert, was letztlich zu dem Jobwunder
geführt hat, das bis zur Corona-Krise angehalten hat.

Viele führen das allein auf die HartzIV-Reformen zurück, aber es stimmt nicht.
Ökonomen hatten ja im Vorfeld berechnet, dass 1 MWST-Punkt zur Senkung
der LNK ca. 200 000 zusätzliche Arbeitsplätze schafft. Es dauert nur eben
etwas.

Da Deutschland bis vor kurzen fast Follbeschäftigung hatte, waren weitere
Schritte vorerst nicht nötig, aber das ändert sich nun.
Meine Prognose: Bis 2030 haben wir 25% MWST und das ist auch gut so.
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Re: Die Senkung der MWST

Beitrag von franktoast »

Frank_Stein hat geschrieben:(12 Jul 2020, 17:15)

Doch, genau so einfach ist, es und das einzige, was einen davon abhält ist der Wähler,
der zu blöd ist, diese Zusammenhänge zu verstehen, wie die Wahl 2005 gezeigt hat.

Aber Dänemark zeigt ja, dass es geht. Die MWST ist die Steuer, die gegen die heimische
Wirtschaft den geringsten Schaden anrichtet.
Aber wie gesagt, auch aus ökologischen Gründen ist es sinnvoll, lieber den Konsum,
als die Arbeit zu besteuern. Steuern und Abgaben auf Arbeit bevorzugen jene
Unternehmen, die Arbeit durch Kapital ersetzen.

Deutschland hatte ja mit der MWST-Erhöhung 2007 und der Senkung der LNK
seine Wettbewerbsposition verbessert, was letztlich zu dem Jobwunder
geführt hat, das bis zur Corona-Krise angehalten hat.

Viele führen das allein auf die HartzIV-Reformen zurück, aber es stimmt nicht.
Ökonomen hatten ja im Vorfeld berechnet, dass 1 MWST-Punkt zur Senkung
der LNK ca. 200 000 zusätzliche Arbeitsplätze schafft. Es dauert nur eben
etwas.

Da Deutschland bis vor kurzen fast Follbeschäftigung hatte, waren weitere
Schritte vorerst nicht nötig, aber das ändert sich nun.
Meine Prognose: Bis 2030 haben wir 25% MWST und das ist auch gut so.
Ok vonmiraus, dann haben die Amis das wohl nicht nötig :)
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Re: Die Senkung der MWST

Beitrag von Frank_Stein »

franktoast hat geschrieben:(13 Jul 2020, 09:50)

Ok vonmiraus, dann haben die Amis das wohl nicht nötig :)
Die Amis haben das System nicht richtig verstanden bzw. sie haben es verstanden und sehen darin eine Art von Schutzzoll, was ja in gewisser weise korrekt ist, aber eben von der WHO als Solcher nicht genannt wird, während die Einführung von Schutzzöllen direkte Gegenmaßnahmen zur Folge haben können.

.. wie auch immer, ich sehe in den LNK eine Arbeitsplatzverhinderungssteuer und dagegen bevorzuge eine höherer MWST, um die LNK zu senken.
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Re: Die Senkung der MWST

Beitrag von 3x schwarzer Kater »

zollagent hat geschrieben:(10 Jul 2020, 10:32)

Das Hundefutter, das ich so kaufe, da ist es mir zuerst aufgefallen. Große Dose vor der Erhöhung 85 ct, dann 99 ct. und drei ct. Umsatzsteuerminderung abgezogen. Ist in allen Discounterketten gleich.
Konkretes Beispiel, also Aldi, Lidl, Netto usw? Um welches Hundefutter handelt es sich jetzt genau?
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Re: Die Senkung der MWST

Beitrag von zollagent »

3x schwarzer Kater hat geschrieben:(20 Jul 2020, 09:47)

Konkretes Beispiel, also Aldi, Lidl, Netto usw? Um welches Hundefutter handelt es sich jetzt genau?
Die jeweilige Hausmarke in 1.240 g Dosen. Steht im Supermarkt-Check mit 0,79 €, ist aber im Regal nur für 0,97 € zu finden. Die einzige Kette, die nicht erhöht hat, ist Edeka. Da kostet die Dose (JA) 0,83 €.
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Re: Die Senkung der MWST

Beitrag von franktoast »

zollagent hat geschrieben:(20 Jul 2020, 09:55)

Die jeweilige Hausmarke in 1.240 g Dosen. Steht im Supermarkt-Check mit 0,79 €, ist aber im Regal nur für 0,97 € zu finden. Die einzige Kette, die nicht erhöht hat, ist Edeka. Da kostet die Dose (JA) 0,83 €.
Das kann ja auch andere Gründe haben. Produkte schwanken ja auch so mal im Preis. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Lidl, Aldi und Co. bei dem Wettbewerb, den sich die immer liefern, da nun mit tricksen anfangen...

Aha und du gibst deinem König des Hauses die Discounterhausmarke?
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Re: Die Senkung der MWST

Beitrag von Marielle K. »

günstige Erbsensuppendose; vorher 99,- Cent und jetzt von 1,19,- (dank MWSTsenkung) nur noch 1,16,-.

Das tricksen ist nicht der Preis, sondern den Kunden zu verkaufen, das sie dank MWSTsenkung mehr für ihr Geld haben.
Die Menschen leben heute in einer hermetischen, unzerstörbaren Simulation von Welt, in der es Gut und Böse nicht mehr gibt, dafür aber Ausbeutung, Unterdrückung, Beugung des Individuums.
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Re: Die Senkung der MWST

Beitrag von JJazzGold »

Marielle K. hat geschrieben:(20 Jul 2020, 12:58)

günstige Erbsensuppendose; vorher 99,- Cent und jetzt von 1,19,- (dank MWSTsenkung) nur noch 1,16,-.

Das tricksen ist nicht der Preis, sondern den Kunden zu verkaufen, das sie dank MWSTsenkung mehr für ihr Geld haben.
Eine gute Erbsensuppe ist selbstgekocht.

Wenn ich es schaffe, bis Ende des Jahres alle noch anstehenden Hausprojekte umzusetzen, dann profitiere nicht nur ich reichlich von der gesenkten Mehrwertsteuer, sondern die Fertigungsfirmen und Handwerker haben aus was davon.
Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die der Leute, welche die Welt nie angeschaut haben.
Alexander Freiherr von Humboldt

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Re: Die Senkung der MWST

Beitrag von Marielle K. »

JJazzGold hat geschrieben:(20 Jul 2020, 18:30)

Eine gute Erbsensuppe ist selbstgekocht.

Wenn ich es schaffe, bis Ende des Jahres alle noch anstehenden Hausprojekte umzusetzen, dann profitiere nicht nur ich reichlich von der gesenkten Mehrwertsteuer, sondern die Fertigungsfirmen und Handwerker haben aus was davon.
Klar, aber darum ging es nicht und deine Handwerker holst du ja wohl nicht im Supermarkt; also eine völlig andere Baustelle. :)
Die Menschen leben heute in einer hermetischen, unzerstörbaren Simulation von Welt, in der es Gut und Böse nicht mehr gibt, dafür aber Ausbeutung, Unterdrückung, Beugung des Individuums.
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Re: Die Senkung der MWST

Beitrag von zollagent »

franktoast hat geschrieben:(20 Jul 2020, 10:37)

Das kann ja auch andere Gründe haben. Produkte schwanken ja auch so mal im Preis. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Lidl, Aldi und Co. bei dem Wettbewerb, den sich die immer liefern, da nun mit tricksen anfangen...
Die haben nie damit aufgehört. Mußt halt immer wieder genau hinschauen. Nicht nur beim Preis, bei Füllmengen auch.
franktoast hat geschrieben:(20 Jul 2020, 10:37)Aha und du gibst deinem König des Hauses die Discounterhausmarke?
So lange er sie mag, ja. Falls er sie mal stehen läßt, würde ich was Anderes suchen. Das mache ich wie die Mehrzahl der Kunden. Oder was meinst du, warum das am meisten verkauft wird?
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Re: Die Senkung der MWST

Beitrag von JJazzGold »

Marielle K. hat geschrieben:(20 Jul 2020, 21:34)

Klar, aber darum ging es nicht und deine Handwerker holst du ja wohl nicht im Supermarkt; also eine völlig andere Baustelle. :)
Nein, betrifft die Senkung der Mehrwertsteuer. :)
Man muss sie nur richtig zu nutzen wissen.
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Re: Die Senkung der MWST

Beitrag von Tarlang »

Edeka bietet also Produkte der REWE-Hausbilligmarke JA! an, interessant.
Zumindest bei REWE wurde die Senkung breitflächig weitergegeben, allerdings ist mir aufgefallen, dass dies für die Hausmarken flächendeckend gilt, für viele Markenprodukte aber nicht. Da werden die relativen Preise zwischen Haus- und Fremdmarken mal wieder zugunsten der Hausmarken gesenkt, um die vertikale Integration zu vertiefen.

Grundsätzlich ist die Idee bei der Mwst. gut. Handlungsunfähige Geldpolitik durch Fiskalpolitik ersetzen, die nicht auf klassische Multiplikatoren (Konsumtransfers) setzt, sondern die intertemporale Optimierung versucht zu beeinflussen um den Konjunkturzyklus zu glätten. Jetzt etwas mehr Konsum bei gleichzeitigen Inflationserwartungen fürs neue Jahr. Wenn sie nicht weitergegeben wird, stärkt man wenigstens die Unternehmen im relevanten Zeitraum etwas indem man die Margen erhöht. Eigentlich schlau. In den USA, wo im Laden Nettopreise stehen und an der Kasse dann die Steuer aufgeschlagen wird auch sehr einfach umzusetzen und würde vermutlich größtenteils weitergegeben. So eher unsicher, bei Mehrwertsteuersenkungen sagt die Empirie eigentlich generell, dass nur sehr begrenzt was beim Konsumenten ankommt (für Erhöhungen gilt das nicht).

Trotzdem sehe ich den Versuch positiv, da machen mir ganz andere Dinge Sorgen, was die ganzen Investitions- und Förderprogramme für Umwelttechnologien angeht. Das kann ganz toll werden, aber auch vollkommen verpuffen und massive Missallokation begünstigen. Aber OT.
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Re: Die Senkung der MWST

Beitrag von Winzer »

Also ... wegen 10ct die Dose Hundefutter herumheulen wie krank ist das denn!
Wenn Ihr die 10ct nicht habt, dann schafft Euch auch keinen Hund an! ... das ist doch das LETZTE!
... denn wäre nicht der Bauer, so hättest Du kein Brot ...

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Re: Die Senkung der MWST

Beitrag von Gruwe »

zollagent hat geschrieben:(20 Jul 2020, 21:56)
So lange er sie mag, ja. Falls er sie mal stehen läßt, würde ich was Anderes suchen. Das mache ich wie die Mehrzahl der Kunden. Oder was meinst du, warum das am meisten verkauft wird?
Meine Kinder können auch den ganzen Tag Süßigkeiten essen, weil sie ihnen schmecken. Da ich allerdings großen Wert auf eine gesunde Ernährung meiner Kinder lege, erhalten sie nicht nur den ganzen Tag Süßigkeiten. Ebenso ist es bei unseren Haustieren: Klar essen die auch die Zuckerbrühe von Sheba, Whiskas, usw. und würden diese nie stehen lassen. Allerdings erhalten Sie von mir fast ausschließlich Tierfutter, wo entsprechendes Futtermittel (z.B. Fleisch) drin ist anstatt irgendwelche Zusatzstoffe und Zucker.
Das Interessante daran ist, dass zwar der Preis der Dose höher ist (tlw. 50% teurer), die Kosten aber dennoch gleich bleiben, weil das richtige Futter schneller und länger sättigt.

Du kommst doch bei mir aus der Region: Wenn du mal an einem Globus Baumarkt vorbeikommst...dort gibt es Tierfutter von Macs...da mal ne Dose mitnehmen. Wird dein Hund anfangs nicht wollen, da kein Zucker drin ist. Gesünder wirst du ihn damit allemals ernähren...und am Ende dürfte es fast aufs Gleiche herauskommen von den Kosten (den Napf nicht so voll machen).
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Re: Die Senkung der MWST

Beitrag von franktoast »

Winzer hat geschrieben:(21 Jul 2020, 13:01)

Also ... wegen 10ct die Dose Hundefutter herumheulen wie krank ist das denn!
Wenn Ihr die 10ct nicht habt, dann schafft Euch auch keinen Hund an! ... das ist doch das LETZTE!
Sorry, so funktioniert das nicht. Wenn 10 Cent zusätzlich keine Bedeutung haben, dann mach doch einfach 100x nacheinander 10Cent drauf.
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Re: Die Senkung der MWST

Beitrag von zollagent »

Winzer hat geschrieben:(21 Jul 2020, 13:01)

Also ... wegen 10ct die Dose Hundefutter herumheulen wie krank ist das denn!
Wenn Ihr die 10ct nicht habt, dann schafft Euch auch keinen Hund an! ... das ist doch das LETZTE!
Großer, das ist EIN Beispiel, stellvertretend für viele Waren. [Ad-personam entfernt - Mod]
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Re: Die Senkung der MWST

Beitrag von zollagent »

Gruwe hat geschrieben:(21 Jul 2020, 13:35)

Meine Kinder können auch den ganzen Tag Süßigkeiten essen, weil sie ihnen schmecken. Da ich allerdings großen Wert auf eine gesunde Ernährung meiner Kinder lege, erhalten sie nicht nur den ganzen Tag Süßigkeiten. Ebenso ist es bei unseren Haustieren: Klar essen die auch die Zuckerbrühe von Sheba, Whiskas, usw. und würden diese nie stehen lassen. Allerdings erhalten Sie von mir fast ausschließlich Tierfutter, wo entsprechendes Futtermittel (z.B. Fleisch) drin ist anstatt irgendwelche Zusatzstoffe und Zucker.
Das Interessante daran ist, dass zwar der Preis der Dose höher ist (tlw. 50% teurer), die Kosten aber dennoch gleich bleiben, weil das richtige Futter schneller und länger sättigt.

Du kommst doch bei mir aus der Region: Wenn du mal an einem Globus Baumarkt vorbeikommst...dort gibt es Tierfutter von Macs...da mal ne Dose mitnehmen. Wird dein Hund anfangs nicht wollen, da kein Zucker drin ist. Gesünder wirst du ihn damit allemals ernähren...und am Ende dürfte es fast aufs Gleiche herauskommen von den Kosten (den Napf nicht so voll machen).
Mir kam es bei meinem Beispiel nicht auf die paar Cents an, sondern auf das Verstecken einer Preiserhöhung und das dann mit einem scheinbaren Vorteil, der die Handelsketten nichts kostet, verbrämen wollen. Es ist ein weiteres Beispiel für die Unehrlichkeit der Wirtschaft gegenüber ihren Kunden. Man könnte auch sagen, Geringschätzung.
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