Die Türkei nach dem Ende des Kalten Krieges - Vorderasien statt EU?

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Kohlhaas
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Re: Die Türkei nach dem Ende des Kalten Krieges - Vorderasien statt EU?

Beitrag von Kohlhaas »

Orbiter1 hat geschrieben:(02 Jul 2020, 15:36)

Im Europaparlament ist heute ein Resolution gescheitert in der die angebliche türkische Aggression gegen Griechenland und Zypern angeprangert werden soll. Hat Erdo noch viele Fans unter den Europaabgeordneten oder hat die Türkei womöglich doch legitime Ansprüche über die umstrittenen Erdgasfelder?
Hast Du dazu eine Quelle? Ich konnte nichts finden.

Für mich sieht es eher so aus, als würden sich die Fronten zwischen der Türkei und der EU immer mehr verhärten:
https://www.sueddeutsche.de/politik/nat ... -1.4954924

Unklar ist mir, warum die Türkei vergangene Woche ihren monatelangen Widerstand gegen die Nato-Verteidigungspläne für Polen und das Baltikum aufgegeben hat.
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Orbiter1
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Re: Die Türkei nach dem Ende des Kalten Krieges - Vorderasien statt EU?

Beitrag von Orbiter1 »

Kohlhaas hat geschrieben:(02 Jul 2020, 19:18)

Hast Du dazu eine Quelle? Ich konnte nichts finden.
Ja, die EVP-Fraktion hat sich inzwischen dazu geäußert. Angeblich lag es an den Sozialisten und Kommunisten wieso die Resolution nicht zustande kam. Daraus geht aber nicht hervor was deren Motivation war die Resolution zu blockieren. Ich versuche das mal rauszufinden.

"The EPP Group called for a strong statement from the European Parliament, a debate and a Resolution, to denounce Turkey's actions. However, during the discussions with the other political Groups, the Socialists (S&D) and the Communists (GUE) blocked a Resolution on the matter. "In light of the facts on the ground, it is incomprehensible that the Left wing parties reject a strong and clear signal from the European Parliament", the MEPs noted." Quelle: https://www.eppgroup.eu/newsroom/news/e ... -ep-agenda
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Re: Die Türkei nach dem Ende des Kalten Krieges - Vorderasien statt EU?

Beitrag von Kohlhaas »

Orbiter1 hat geschrieben:(02 Jul 2020, 19:58)

Ja, die EVP-Fraktion hat sich inzwischen dazu geäußert. Angeblich lag es an den Sozialisten und Kommunisten wieso die Resolution nicht zustande kam. Daraus geht aber nicht hervor was deren Motivation war die Resolution zu blockieren. Ich versuche das mal rauszufinden.

"The EPP Group called for a strong statement from the European Parliament, a debate and a Resolution, to denounce Turkey's actions. However, during the discussions with the other political Groups, the Socialists (S&D) and the Communists (GUE) blocked a Resolution on the matter. "In light of the facts on the ground, it is incomprehensible that the Left wing parties reject a strong and clear signal from the European Parliament", the MEPs noted." Quelle: https://www.eppgroup.eu/newsroom/news/e ... -ep-agenda
Mir ist auch nicht klar, wie Sozialisten und Kommunisten sowas blockieren können. Die haben ja nun definitiv keine Mehrheit im EP.

Na, warten wir mal ab.
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Re: Die Türkei nach dem Ende des Kalten Krieges - Vorderasien statt EU?

Beitrag von Kohlhaas »

Orbiter1 hat geschrieben:(02 Jul 2020, 19:58)

Ja, die EVP-Fraktion hat sich inzwischen dazu geäußert. Angeblich lag es an den Sozialisten und Kommunisten wieso die Resolution nicht zustande kam. Daraus geht aber nicht hervor was deren Motivation war die Resolution zu blockieren. Ich versuche das mal rauszufinden.

"The EPP Group called for a strong statement from the European Parliament, a debate and a Resolution, to denounce Turkey's actions. However, during the discussions with the other political Groups, the Socialists (S&D) and the Communists (GUE) blocked a Resolution on the matter. "In light of the facts on the ground, it is incomprehensible that the Left wing parties reject a strong and clear signal from the European Parliament", the MEPs noted." Quelle: https://www.eppgroup.eu/newsroom/news/e ... -ep-agenda
Außer dem von Dir genannten EVP-Link konnte ich immer noch nichts finden. Hast Du noch eine andere Quelle?
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Re: Die Türkei nach dem Ende des Kalten Krieges - Vorderasien statt EU?

Beitrag von Kohlhaas »

Anscheinend gab es einen Luftangriff auf einen Flughafen in Libyen, den die Türkei dauerhaft nutzen will. Keine Ahnung, wie vertrauenswürdig die Quelle ist. Es wundert mich, dass das nirgendwo anders berichtet wurde...

https://www.heise.de/tp/features/Libyen ... 37247.html
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Re: Die Türkei nach dem Ende des Kalten Krieges - Vorderasien statt EU?

Beitrag von imp »

Kohlhaas hat geschrieben:(10 Jul 2020, 00:13)

Anscheinend gab es einen Luftangriff auf einen Flughafen in Libyen, den die Türkei dauerhaft nutzen will. Keine Ahnung, wie vertrauenswürdig die Quelle ist. Es wundert mich, dass das nirgendwo anders berichtet wurde...

https://www.heise.de/tp/features/Libyen ... 37247.html
Offenbar gibt es Spannungen zwischen Frankreich und der Türkei. Man muss abwarten, wie sich das weiter entwickelt.
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Re: Die Türkei nach dem Ende des Kalten Krieges - Vorderasien statt EU?

Beitrag von Kohlhaas »

imp hat geschrieben:(10 Jul 2020, 11:14)

Offenbar gibt es Spannungen zwischen Frankreich und der Türkei. Man muss abwarten, wie sich das weiter entwickelt.
Naja, Frankreich ist schon eine andere Hausnummer als zum Beispiel das arme Griechenland. Die Franzosen lassen in der Regel nicht mit sich spaßen. Würde mich trotzdem überraschen, wenn sie dort einen Luftangriff geflogen hätten. Das wäre für die Nato ein echtes Problem. Aber irgendwer muss es ja gewesen sein.
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Re: Die Türkei nach dem Ende des Kalten Krieges - Vorderasien statt EU?

Beitrag von imp »

Kohlhaas hat geschrieben:(10 Jul 2020, 11:40)

Naja, Frankreich ist schon eine andere Hausnummer als zum Beispiel das arme Griechenland. Die Franzosen lassen in der Regel nicht mit sich spaßen. Würde mich trotzdem überraschen, wenn sie dort einen Luftangriff geflogen hätten. Das wäre für die Nato ein echtes Problem. Aber irgendwer muss es ja gewesen sein.
Es reicht aus, dass Frankreich solche Angriffe möglicherweise begünstigt hat, etwa mit Informationen. Frankreich hat in Libyen konkrete Interessen und vertritt nebenher die offizielle EU-Linie, beide Parteien zur Mäßigung aufzurufen und die weitere Aufrüstung der Parteien zu bremsen.
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Re: Die Türkei nach dem Ende des Kalten Krieges - Vorderasien statt EU?

Beitrag von Sungawakan »

Mit der Entscheidung, dass die Hagia Sophia wieder als Moschee genutzt werden kann, treibt die Türkei immer weiter von Europa weg. Spätestens jetzt würde Griechenland einer Mitgliedschaft der Türkei nicht zustimmen.
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Re: Die Türkei nach dem Ende des Kalten Krieges - Vorderasien statt EU?

Beitrag von streicher »

Sungawakan hat geschrieben:(10 Jul 2020, 20:18)

Mit der Entscheidung, dass die Hagia Sophia wieder als Moschee genutzt werden kann, treibt die Türkei immer weiter von Europa weg. Spätestens jetzt würde Griechenland einer Mitgliedschaft der Türkei nicht zustimmen.
Schon. Und auch wieder nicht: ich glaube, dass Griechenland schon längst so weit war, eine EU-Mitgliedschaft der Türkei abzulehnen.
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Re: Die Türkei nach dem Ende des Kalten Krieges - Vorderasien statt EU?

Beitrag von Kohlhaas »

streicher hat geschrieben:(10 Jul 2020, 21:06)

Schon. Und auch wieder nicht: ich glaube, dass Griechenland schon längst so weit war, eine EU-Mitgliedschaft der Türkei abzulehnen.
Zypern ist da viel wichtiger als die Moschee-Frage. Ich sehe da den Hauptgrund, dass die Beitrittsverhandlungen sich so lange hingezogen haben und letztlich nie Erfolgsaussichten hatten.
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Re: Die Türkei nach dem Ende des Kalten Krieges - Vorderasien statt EU?

Beitrag von streicher »

Kohlhaas hat geschrieben:(11 Jul 2020, 12:17)

Zypern ist da viel wichtiger als die Moschee-Frage. Ich sehe da den Hauptgrund, dass die Beitrittsverhandlungen sich so lange hingezogen haben und letztlich nie Erfolgsaussichten hatten.
EU-Beitritt der Türkei, das hat sich wohl. Eher sind EU und Türkei auf Konfrontationskurs.
Seitdem der türkische EU-Beitrittsprozess praktisch zum Stillstand gekommen ist, hat die EU keinen politischen Hebel mehr, um die Türkei zu Kompromissen zu bewegen: Das Versprechen der EU-Mitgliedschaft fällt als Ansporn aus, weil beide Seiten wissen, dass es keine türkische Mitgliedschaft geben wird.
Die scharfen Gegensätze, die Kompromisslosigkeit in Ankara und die anti-türkische Stimmung in der EU dürften eher dazu führen, dass Brüssel das einzige Instrument einsetzt, das Europa noch zur Verfügung hat: wirtschaftlichen Druck auf die Türkei - ein Land, das ohnehin in der Krise steckt. Die Beziehungen stehen vor einer neuen Belastungsprobe.
Die EU und Ankara kommen sich außenpolitisch gefährlich in die Quere
Gasvorkommen vor Zypern, politische Einmischung in Libyen, Flüchtlinge: Keine Annäherung bei Besuchsdiplomatie.
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Re: Die Türkei nach dem Ende des Kalten Krieges - Vorderasien statt EU?

Beitrag von imp »

Die lernen es nicht. Hat schon bei Russland nicht geklappt.
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Re: Die Türkei nach dem Ende des Kalten Krieges - Vorderasien statt EU?

Beitrag von Kohlhaas »

Warten wir mal den Montag ab. Da wird auf EU-Ebene ja über die Türkei geredet. Der von Dir zitierten Aussage, dass die EU gegenüber der Türkei "keinen Hebel" mehr hat, stimme ich übrigens nicht zu. Die EU könnte die Türkei in größte Not bringen. Das will bloß niemand, weil schließlich nicht "die Türken" unsere Feinde sind, sondern nur dieser größenwahnsinnige Erdogan. Der wird aber nicht ewig regieren. Und wenn er abgetreten ist, sollten nicht alle Brücken zwischen der Türkei und der EU abgerissen sein.
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Re: Die Türkei nach dem Ende des Kalten Krieges - Vorderasien statt EU?

Beitrag von Cobra9 »

imp hat geschrieben:(11 Jul 2020, 22:19)

Die lernen es nicht. Hat schon bei Russland nicht geklappt.
Was lernt man nicht?

Das man jemand die Stirn bietet der Recht bricht und als Agressor auftritt?

Tut mir leid wenn Du das nicht machen würdest ist das deine Sache. Gibt ja Menschen die ducken sich lieber immer und hoffentlich regeln andere Leute die Dinge.

Mit Russland klappt es doch mittlerweile ganz gut. In Osteuropa ist viel mehr Ruhe seit Nato Truppen dort sind. Russische Jets, Truppen und Schiffe respektieren die Luft und Seeräume sowie Grenzen.

Ist eben blöd wenn Nato Jets direkt zur Stelle sind und notfalls ebenfalls die Zielbeleuchtung durchführen. Russland hat die Möglichkeit gehabt es diplomatisch zu lösen wollte man nicht. Also dann zeigt man eben Grenzen und Härte auf. Die Lage hat sich verbessert.

Russland rüstet auf, das können wir auch. Wer da denn längeren Atem hat ist wahrscheinlich nicht Russland. Wir behandeln Russland wie es sich verhält und lassen die Tür offen. Beispielsweise mit Handel.


Russland ist zumindest in der Ukraine nach schweren Verlusten ruhiger geworden und der Ukraine weh zu tun muss erstmal reichen. Mittlerweile kann die Ukraine ihr Militär verstärken. Was Russland nicht gefällt und den Preis in die Höhe treibt auch für Russland.

Die Ukraine ist bereit zu Kompromiss, aber nicht um den Preis das Russland in der Ukraine mitbestellen kann.

Also so falsch ist unter dem Strich nicht was man tut. Dito Türkei. Der Türkei unter Erdogan muss man Grenzen setzen und notfalls eben selbst Militär einsetzen.

Lediglich zum Schutz eigner Grenzen und das Recht zu wahren. Was will den die Türkei machen. Ohne Waffen, Raketen usw. aus der EU und den USA kann die Türkei nicht kämpfen. In fünfzehn Jahren mag das anders sein.

Aber Stand heute würde die Türkei den Konflikt nicht mehr als ein paar Tage führen können. Die USA liefern derzeit nicht. Teil der Sanktionen.

Außerdem klar legt sich Erdogan mit Frankreich, Italien, Ägypten, Griechenland, Zypern, Israel und den USA an. Erdogan reizt seine Grenzen aus. Er wird nicht auf echten Konflikt eingehen können. Er verliert dann seine Macht und an der hängt er.


Die Türkei hatte die Chance auf Beteiligung und Diplomatie. Bei vielen Partnern kriegt eben jeder ein Stück vom Kuchen und nicht Erdogan alles.

Ich würde der Türkei empfehlen nochmal zu verhandeln. Eastmed kommt und selbst die USA warnen die Türkei was falsches zu tun. Ägypten droht der Türkei direkt mit Gewalt unverholen und Israel sagt es werde sich notfalls wehren. Dito Griechenland.

Ich bin da Contra Türken. Ein vernünftiger Anteil gemessen an der Beteiligung usw. gerne im Verbund. Aber eunf sagen Zypern kriegt null und wer das nicht akzeptiert kriegt Ärger..... So nicht.
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Re: Die Türkei nach dem Ende des Kalten Krieges - Vorderasien statt EU?

Beitrag von imp »

Kohlhaas hat geschrieben:(12 Jul 2020, 13:43)

Warten wir mal den Montag ab. Da wird auf EU-Ebene ja über die Türkei geredet. Der von Dir zitierten Aussage, dass die EU gegenüber der Türkei "keinen Hebel" mehr hat, stimme ich übrigens nicht zu. Die EU könnte die Türkei in größte Not bringen.
Die EU kann immer nur stören und zerstören. Sie hat in der Tat keinen Hebel.
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Re: Die Türkei nach dem Ende des Kalten Krieges - Vorderasien statt EU?

Beitrag von Kohlhaas »

imp hat geschrieben:(12 Jul 2020, 14:15)

Die EU kann immer nur stören und zerstören. Sie hat in der Tat keinen Hebel.
Unterschätz nicht die ökonomische Macht der EU. Das ist die größte Volkswirtschaft der Welt. Die EU hat es ganz gewiss nicht nötig, sich von "Sultan Erdogan" an der Nase herumführen zu lassen.
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Re: Die Türkei nach dem Ende des Kalten Krieges - Vorderasien statt EU?

Beitrag von imp »

Kohlhaas hat geschrieben:(12 Jul 2020, 18:54)

Unterschätz nicht die ökonomische Macht der EU. Das ist die größte Volkswirtschaft der Welt. Die EU hat es ganz gewiss nicht nötig, sich von "Sultan Erdogan" an der Nase herumführen zu lassen.
Die EU hat nichts anzubieten. Sie ist zwar in der Lage, als wichtiger Handelspartner auszufallen, aber darin erschöpft sie sich bereits - mal abgesehen davon, dass damit auch die Beziehung ziemlich beendet ist.
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Re: Die Türkei nach dem Ende des Kalten Krieges - Vorderasien statt EU?

Beitrag von streicher »

imp hat geschrieben:(11 Jul 2020, 22:19)

Die lernen es nicht. Hat schon bei Russland nicht geklappt.
Wie sollte die EU deiner Meinung damit umgehen? Was wäre richtig?
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Re: Die Türkei nach dem Ende des Kalten Krieges - Vorderasien statt EU?

Beitrag von streicher »

Sungawakan hat geschrieben:(10 Jul 2020, 20:18)

Mit der Entscheidung, dass die Hagia Sophia wieder als Moschee genutzt werden kann, treibt die Türkei immer weiter von Europa weg. Spätestens jetzt würde Griechenland einer Mitgliedschaft der Türkei nicht zustimmen.
Irgendwie hat diese Entscheidung übrigens etwas hektisches - es musste schnell gehen.
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Re: Die Türkei nach dem Ende des Kalten Krieges - Vorderasien statt EU?

Beitrag von Kohlhaas »

streicher hat geschrieben:(13 Jul 2020, 15:20)

Irgendwie hat diese Entscheidung übrigens etwas hektisches - es musste schnell gehen.
Erdogan kriegt innenpolitisch immer mehr Gegenwind. Die Wirtschaft läuft nicht, das Geld verliert immer mehr Wert, die Kriege in Syrien und Libyen gefallen nicht allen Türken, die Spannungen zwischen dem Land und ehemaligen Verbündeten kommen auch nicht überall gut an...

Anscheinend brauchte Erdo ein plakatives Thema, um sich wieder besser in Szene zu setzen.
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Re: Die Türkei nach dem Ende des Kalten Krieges - Vorderasien statt EU?

Beitrag von imp »

streicher hat geschrieben:(13 Jul 2020, 15:19)

Wie sollte die EU deiner Meinung damit umgehen? Was wäre richtig?
Das ist eine schwierige Frage. Möchte man die Türkei wieder mehr für eine Hinwendung zu politischen Gemeinsamkeiten und Kooperationen mit der EU interessieren, dann muss die EU in meinen Augen einige innere Aufgaben erledigen und interessant werden. Ansonsten ist eine Hinwendung zu praktisch relevanteren Partnern und die Ausübung von Machtoptionen, die in der EU nicht gut ankommen, kaum abzuwenden. Es mag für den europäischen Akteur wichtig erscheinen, diese Abwendung der Türkei von den Interessen der EU-Staaten irgendwie zu kommentieren, etwa mit wirtschaftlichen "Strafaktionen". Das kann die Türkei durchaus stören und behindern, aber es hat kaum Aussicht, sie wieder für einen EU-gewünschten Weg zu interessieren.

Das heißt nicht, dass eine Kritik an Miss-Ständen wie etwa in der Justiz oder in der Medienfreiheit unangebracht wäre. Es ist dringend nötig, immer wieder darauf hinzuweisen, dass ein Rechtsstandard etwa in der Meinungsäußerung, wie er in der EU derzeit noch üblich ist, in der Türkei bisweilen fehlt und dafür zu werben, diesen Weg zu gehen: Er bringt der Gesellschaft Wohlstand und Resilienz und ist ein Recht der Bürger, so glauben wir. Viele in der Welt sehen das nicht (mehr) so.

Man kann sich für eine Gegnerschaft zur Türkei entscheiden, ihre Interessen bekämpfen. Der EU fehlen da zum Teil die Mittel, das wirksam zu tun. In dem Falle gibt es aber keine Aussicht, eine Türkei unter einem nächsten oder übernächsten Präsidenten wieder für unsere Wege zu begeistern. Sie würde dann in das Lager einer anderen politischen Philosophie Schritt um Schritt eingehaust und dort auch ihre, vielleicht nur zweitbeste, Wachstumsperspektive suchen. Man muss gelegentlich fragen, wen die EU in der Welt dauerhaft verprellen kann und mit wem sie irgendeinen Modus finden muss, ohne sich kleinzumachen, wenn sie im Konzert der Mächte etwa von Kina nicht vollkommen zerlegt werden will. In meinen Augen sind die Türkei, Russland, auch diverse nicht so hübsche Staaten in Südamerika, Kandidaten, die man derzeit eher verliert. Man muss ihnen nicht nach dem Mund reden. Jedoch sollte man sich überlegen, wo einem kompatiblen Ausüben ihrer Interessen vielleicht nur eine prinzipielle Konflikthaltung im Wege steht - etwa in der Zypernfrage, etwa in der Frage von Rohstoffen.

Aktuell hat die EU der Türkei keine interessante Perspektive zu bieten, in deren größeren Zusammenhang ein zurückstellen mancher Interessen vielleicht aus türkischer Sicht sinnvoll sein könnte. Sich hier im Sinne einer wirtschaftlichen Blockade vollkommen auszumischen, könnte sich als Fehler herausstellen.

Wie siehst du das? Was könnte die Türkei an einer umfassenden Partnerschaft mit der EU derzeit interessant finden?
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Keoma
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Re: Die Türkei nach dem Ende des Kalten Krieges - Vorderasien statt EU?

Beitrag von Keoma »

imp hat geschrieben:(13 Jul 2020, 15:41)

Das ist eine schwierige Frage. Möchte man die Türkei wieder mehr für eine Hinwendung zu politischen Gemeinsamkeiten und Kooperationen mit der EU interessieren, dann muss die EU in meinen Augen einige innere Aufgaben erledigen und interessant werden. Ansonsten ist eine Hinwendung zu praktisch relevanteren Partnern und die Ausübung von Machtoptionen, die in der EU nicht gut ankommen, kaum abzuwenden. Es mag für den europäischen Akteur wichtig erscheinen, diese Abwendung der Türkei von den Interessen der EU-Staaten irgendwie zu kommentieren, etwa mit wirtschaftlichen "Strafaktionen". Das kann die Türkei durchaus stören und behindern, aber es hat kaum Aussicht, sie wieder für einen EU-gewünschten Weg zu interessieren.

Das heißt nicht, dass eine Kritik an Miss-Ständen wie etwa in der Justiz oder in der Medienfreiheit unangebracht wäre. Es ist dringend nötig, immer wieder darauf hinzuweisen, dass ein Rechtsstandard etwa in der Meinungsäußerung, wie er in der EU derzeit noch üblich ist, in der Türkei bisweilen fehlt und dafür zu werben, diesen Weg zu gehen: Er bringt der Gesellschaft Wohlstand und Resilienz und ist ein Recht der Bürger, so glauben wir. Viele in der Welt sehen das nicht (mehr) so.

Man kann sich für eine Gegnerschaft zur Türkei entscheiden, ihre Interessen bekämpfen. Der EU fehlen da zum Teil die Mittel, das wirksam zu tun. In dem Falle gibt es aber keine Aussicht, eine Türkei unter einem nächsten oder übernächsten Präsidenten wieder für unsere Wege zu begeistern. Sie würde dann in das Lager einer anderen politischen Philosophie Schritt um Schritt eingehaust und dort auch ihre, vielleicht nur zweitbeste, Wachstumsperspektive suchen. Man muss gelegentlich fragen, wen die EU in der Welt dauerhaft verprellen kann und mit wem sie irgendeinen Modus finden muss, ohne sich kleinzumachen, wenn sie im Konzert der Mächte etwa von Kina nicht vollkommen zerlegt werden will. In meinen Augen sind die Türkei, Russland, auch diverse nicht so hübsche Staaten in Südamerika, Kandidaten, die man derzeit eher verliert. Man muss ihnen nicht nach dem Mund reden. Jedoch sollte man sich überlegen, wo einem kompatiblen Ausüben ihrer Interessen vielleicht nur eine prinzipielle Konflikthaltung im Wege steht - etwa in der Zypernfrage, etwa in der Frage von Rohstoffen.

Aktuell hat die EU der Türkei keine interessante Perspektive zu bieten, in deren größeren Zusammenhang ein zurückstellen mancher Interessen vielleicht aus türkischer Sicht sinnvoll sein könnte. Sich hier im Sinne einer wirtschaftlichen Blockade vollkommen auszumischen, könnte sich als Fehler herausstellen.

Wie siehst du das? Was könnte die Türkei an einer umfassenden Partnerschaft mit der EU derzeit interessant finden?
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Re: Die Türkei nach dem Ende des Kalten Krieges - Vorderasien statt EU?

Beitrag von imp »

Keoma hat geschrieben:(13 Jul 2020, 15:48)

Das Geld?
Eine naheliegende Idee. Das Geld scheint derzeit aber eher zugunsten Kinas zu agieren - und nicht nur außerhalb der EU werden da einige Konfliktlinien aufgemischt. Die EU ist ein großer, wichtiger Wirtschaftspartner heute, mit dem gemeinsam sich bisher ein gewisser Wohlstand für die Türkei erzielen ließ. Für eine weitere Integration mit der EU sprach lange, dass damit noch mehr Wohlstand zu gewinnen sei - dafür muss aber auf andere Optionen verzichtet werden, die sich mit diesem Projekt nicht vertragen. Diese Perspektive ist aber erstmal erledigt. Ob gegen die EU, in Konkurrenz und Partnerschaft mit Russland und Iran und mit Anlehnung an Kina auf längere Sicht nicht doch der bessere Wachstumspfad offen steht, das ist eben offen. Der Anteil der EU-Länder an der Weltbevölkerung und der Weltwirtschaft kann schnell stagnieren. Wir wissen nicht, ob unser Koordinatensystem mit seinem Anker US-Wirtschaft und US-Militär dauerhaft standhält.
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Re: Die Türkei nach dem Ende des Kalten Krieges - Vorderasien statt EU?

Beitrag von Vongole »

imp hat geschrieben:(13 Jul 2020, 15:41)

(..)

Wie siehst du das? Was könnte die Türkei an einer umfassenden Partnerschaft mit der EU derzeit interessant finden?
Im Hinblick darauf, dass die Türkei der EU beitreten will, sollte sich Erdogan wohl eher fragen, was die EU an der Türkei noch interessant finden könnte.
Am Yisrael Chai

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Re: Die Türkei nach dem Ende des Kalten Krieges - Vorderasien statt EU?

Beitrag von streicher »

imp hat geschrieben:(13 Jul 2020, 15:41)

Das ist eine schwierige Frage. Möchte man die Türkei wieder mehr für eine Hinwendung zu politischen Gemeinsamkeiten und Kooperationen mit der EU interessieren, dann muss die EU in meinen Augen einige innere Aufgaben erledigen und interessant werden. Ansonsten ist eine Hinwendung zu praktisch relevanteren Partnern und die Ausübung von Machtoptionen, die in der EU nicht gut ankommen, kaum abzuwenden. Es mag für den europäischen Akteur wichtig erscheinen, diese Abwendung der Türkei von den Interessen der EU-Staaten irgendwie zu kommentieren, etwa mit wirtschaftlichen "Strafaktionen". Das kann die Türkei durchaus stören und behindern, aber es hat kaum Aussicht, sie wieder für einen EU-gewünschten Weg zu interessieren.

Das heißt nicht, dass eine Kritik an Miss-Ständen wie etwa in der Justiz oder in der Medienfreiheit unangebracht wäre. Es ist dringend nötig, immer wieder darauf hinzuweisen, dass ein Rechtsstandard etwa in der Meinungsäußerung, wie er in der EU derzeit noch üblich ist, in der Türkei bisweilen fehlt und dafür zu werben, diesen Weg zu gehen: Er bringt der Gesellschaft Wohlstand und Resilienz und ist ein Recht der Bürger, so glauben wir. Viele in der Welt sehen das nicht (mehr) so.

Man kann sich für eine Gegnerschaft zur Türkei entscheiden, ihre Interessen bekämpfen. Der EU fehlen da zum Teil die Mittel, das wirksam zu tun. In dem Falle gibt es aber keine Aussicht, eine Türkei unter einem nächsten oder übernächsten Präsidenten wieder für unsere Wege zu begeistern. Sie würde dann in das Lager einer anderen politischen Philosophie Schritt um Schritt eingehaust und dort auch ihre, vielleicht nur zweitbeste, Wachstumsperspektive suchen. Man muss gelegentlich fragen, wen die EU in der Welt dauerhaft verprellen kann und mit wem sie irgendeinen Modus finden muss, ohne sich kleinzumachen, wenn sie im Konzert der Mächte etwa von Kina nicht vollkommen zerlegt werden will. In meinen Augen sind die Türkei, Russland, auch diverse nicht so hübsche Staaten in Südamerika, Kandidaten, die man derzeit eher verliert. Man muss ihnen nicht nach dem Mund reden. Jedoch sollte man sich überlegen, wo einem kompatiblen Ausüben ihrer Interessen vielleicht nur eine prinzipielle Konflikthaltung im Wege steht - etwa in der Zypernfrage, etwa in der Frage von Rohstoffen.

Aktuell hat die EU der Türkei keine interessante Perspektive zu bieten, in deren größeren Zusammenhang ein zurückstellen mancher Interessen vielleicht aus türkischer Sicht sinnvoll sein könnte. Sich hier im Sinne einer wirtschaftlichen Blockade vollkommen auszumischen, könnte sich als Fehler herausstellen.

Wie siehst du das? Was könnte die Türkei an einer umfassenden Partnerschaft mit der EU derzeit interessant finden?
Offizieller Beitrittskandidat wurde die Türkei sogar noch im letzten Jahrtausend, 2005 wurden die offiziellen Verhandlungen aufgenommen. Die EU selbst erlebte in den ersten Jahren des neuen Jahrtausends noch den Wind der Einigung, allerdings drehte er mit den Krisen, die nach 2005 kommen sollten, Finanzkrise 2007, Eurokrise, Flüchtlingskrise. Diese haben die EU vor Zerreisproben gestellt, die von der Türkei in seiner Beitrittsposition sicherlich genau beobachtet wurde. Und die Türkei hat auch beobachtet, dass es nicht nur Einigung sein muss; sondern ein wichtiger Staat der EU, Großbritannien, demonstriert gerade vielleicht eher schlecht als recht, dass die EU quittiert werden kann, also ein Zersetzungsprozess stattfinden kann.
Parallel bewegte sich die Türkei weg von den Werten, die die EU offiziell vertritt - aber wohl auch innerlich nicht konsequent einheitlich gehandhabt werden. Die nationalen Interessen haben Aufwind - und wohl von Außen betrachtet, wankt der Riese ein wenig. Die Entwicklungen in der Türkei machen den Beitritt technisch unmöglich. Wird zum Beispiel die Todesstrafe eingeführt, war es das. Hinderlich ist auch, dass man sich außenpolitisch in die Quere kommt. Wirtschaftliche Zusammenarbeit und ausgeprägter Handel, sicher, das ist schmackhaft, dafür braucht es allerdings keine EU-Mitgliedschaft.
Ich würde sagen, dass beide Seiten das ernsthafte Interesse daran verloren haben, den EU-Beitritt der Türkei mittelfristig auf die Reihe zu bekommen. Wahrscheinlich haben auch beide Seiten gut verstanden, dass mit der Corona-Krise das Neumischen der Karten auf diesem Globus möglicherweise ansteht. Das deutest du allerdings auch an.
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Re: Die Türkei nach dem Ende des Kalten Krieges - Vorderasien statt EU?

Beitrag von imp »

streicher hat geschrieben:(13 Jul 2020, 21:46)

Offizieller Beitrittskandidat wurde die Türkei sogar noch im letzten Jahrtausend, 2005 wurden die offiziellen Verhandlungen aufgenommen. Die EU selbst erlebte in den ersten Jahren des neuen Jahrtausends noch den Wind der Einigung, allerdings drehte er mit den Krisen, die nach 2005 kommen sollten, Finanzkrise 2007, Eurokrise, Flüchtlingskrise. Diese haben die EU vor Zerreisproben gestellt, die von der Türkei in seiner Beitrittsposition sicherlich genau beobachtet wurde. Und die Türkei hat auch beobachtet, dass es nicht nur Einigung sein muss; sondern ein wichtiger Staat der EU, Großbritannien, demonstriert gerade vielleicht eher schlecht als recht, dass die EU quittiert werden kann, also ein Zersetzungsprozess stattfinden kann.
Parallel bewegte sich die Türkei weg von den Werten, die die EU offiziell vertritt - aber wohl auch innerlich nicht konsequent einheitlich gehandhabt werden. Die nationalen Interessen haben Aufwind - und wohl von Außen betrachtet, wankt der Riese ein wenig. Die Entwicklungen in der Türkei machen den Beitritt technisch unmöglich. Wird zum Beispiel die Todesstrafe eingeführt, war es das. Hinderlich ist auch, dass man sich außenpolitisch in die Quere kommt. Wirtschaftliche Zusammenarbeit und ausgeprägter Handel, sicher, das ist schmackhaft, dafür braucht es allerdings keine EU-Mitgliedschaft.
Ich würde sagen, dass beide Seiten das ernsthafte Interesse daran verloren haben, den EU-Beitritt der Türkei mittelfristig auf die Reihe zu bekommen. Wahrscheinlich haben auch beide Seiten gut verstanden, dass mit der Corona-Krise das Neumischen der Karten auf diesem Globus möglicherweise ansteht. Das deutest du allerdings auch an.
Erstmal danke für den Beitrag. Ich sehe das auch so, dass ein EU-Beitritt der Türkei derzeit bei niemandem auf dem Zettel steht, auch nicht bei der Türkei. Wie du besschreibst, haben sich die Interessen beider auseinander bewegt und in dem Maße, wie die Türkei ihren Interessen und Chancen nachgeht, steht sie der EU überall auf den Füßen. Das ist erstmal die Bestandsaufnahme, aber es bleibt für mich eine noch nicht abgeschlossene Entwicklung. Die EU muss zunächst ihren eigenen Bestand klären. Vorher werden sie viele mittlere Akteure einfach nicht besonders ernst nehmen können und entsprechend auch nicht auf ihre Verlässlichkeit als Partner hoffen können.

Ich hoffe immer, dass unsere Lebensart interessant und nachahmenswert bleibt. Das ist zuerst eine Aufgabe an uns selbst.
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Re: Die Türkei nach dem Ende des Kalten Krieges - Vorderasien statt EU?

Beitrag von Kohlhaas »

Vongole hat geschrieben:(13 Jul 2020, 16:09)

Im Hinblick darauf, dass die Türkei der EU beitreten will, sollte sich Erdogan wohl eher fragen, was die EU an der Türkei noch interessant finden könnte.
Es scheint ihm inzwischen völlig egal zu sein, was man in der EU oder in anderen eigentlich verbündeten Ländern denkt. Zum Thema Hagia Sophia:

"Doch Erdogan feixt von einer islamischen "Auferstehung". Seine Propagandazeitungen lobpreisen die Provokation als "Vorboten zur Befreiung der Al-Aksa-Moschee in Jerusalem, die Muslime verlassen die Phase des Interregnums". Man befreie sich aus der "Tyrannei der Kreuzfahrer". "

https://www.n-tv.de/politik/politik_per ... 09138.html
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Re: Die Türkei nach dem Ende des Kalten Krieges - Vorderasien statt EU?

Beitrag von imp »

Kohlhaas hat geschrieben:(14 Jul 2020, 13:10)

Es scheint ihm inzwischen völlig egal zu sein, was man in der EU oder in anderen eigentlich verbündeten Ländern denkt. Zum Thema Hagia Sophia:

"Doch Erdogan feixt von einer islamischen "Auferstehung". Seine Propagandazeitungen lobpreisen die Provokation als "Vorboten zur Befreiung der Al-Aksa-Moschee in Jerusalem, die Muslime verlassen die Phase des Interregnums". Man befreie sich aus der "Tyrannei der Kreuzfahrer". "

https://www.n-tv.de/politik/politik_per ... 09138.html
Es wäre ratsam, sich bei solchen Plänen auf türkischen Boden zu konzentrieren und nicht das Ausland zu veranschlagen.
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Re: Die Türkei nach dem Ende des Kalten Krieges - Vorderasien statt EU?

Beitrag von Sungawakan »

Na ja, das Osmanische Reich umfasste ja auch das heutige Israel und der Despot sieht sich ja als Nachfolger der Kalifen.
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Re: Die Türkei nach dem Ende des Kalten Krieges - Vorderasien statt EU?

Beitrag von imp »

Sungawakan hat geschrieben:(16 Jul 2020, 08:55)

Na ja, das Osmanische Reich umfasste ja auch das heutige Israel und der Despot sieht sich ja als Nachfolger der Kalifen.
Das osmanische Reich ist ideengeschichtlich nur bedingt mit der heutigen Türkei gleichzusetzen, genau wie seine damalige Verwaltungsgliederung mit dem heutigen Israel nur mit Abstrichen in eins gesetzt werden sollte. Gab es in vergangenen Jahrzehnten bisweilen panarabische, panislamische oder andere Klammern, die die Vereinigung von Staatsgebieten unter einer Klammer in Aussicht stellten, etwa die Vereinigung von Syrien und Ägypten, so waren Türkei und Israel in der Regel nicht Bestandteil solcher Projekte.
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Re: Die Türkei nach dem Ende des Kalten Krieges - Vorderasien statt EU?

Beitrag von unity in diversity »

Vongole hat geschrieben:(13 Jul 2020, 16:09)

Im Hinblick darauf, dass die Türkei der EU beitreten will, sollte sich Erdogan wohl eher fragen, was die EU an der Türkei noch interessant finden könnte.
Die NATO hat auch ein Problem mit der Türkei. In Syrien und Libyen kann Erdogan die Welt in den Abgrund eines Krieges ziehen, vor Zypern legt er sich mit allen Anrainern an, die Hagia Sophia wird Kampfmoschee,...
Noch kann man die Türkei aus der NATO ausschließen und besetzen (Anhänger des kemalistischen Militärstaates könnten sich beteiligen), oder wenigstens vom rüstungstechnischen Fortschritt fernhalten.
Bevor Erdogan Europa ganz umdreht.
Für jedes Problem gibt es 2 Lösungsansätze:
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Re: Die Türkei nach dem Ende des Kalten Krieges - Vorderasien statt EU?

Beitrag von streicher »

unity in diversity hat geschrieben:(17 Jul 2020, 02:27)

Die NATO hat auch ein Problem mit der Türkei. In Syrien und Libyen kann Erdogan die Welt in den Abgrund eines Krieges ziehen, vor Zypern legt er sich mit allen Anrainern an, die Hagia Sophia wird Kampfmoschee,...
Noch kann man die Türkei aus der NATO ausschließen und besetzen (Anhänger des kemalistischen Militärstaates könnten sich beteiligen), oder wenigstens vom rüstungstechnischen Fortschritt fernhalten.
Bevor Erdogan Europa ganz umdreht.
Meinst du, er hat wirklich das Potential ganz Europa umzudrehen?
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Re: Die Türkei nach dem Ende des Kalten Krieges - Vorderasien statt EU?

Beitrag von Cobra9 »

streicher hat geschrieben:(17 Jul 2020, 09:15)

Meinst du, er hat wirklich das Potential ganz Europa umzudrehen?

Hat Er nicht. Derzeit ist die Türkei eher auf Kurs der Isolation und könnte der erste Fall sein wo man tatsächlich aus der Nato wirft.

Stimmen mehren sich dafür
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Re: Die Türkei nach dem Ende des Kalten Krieges - Vorderasien statt EU?

Beitrag von streicher »

Cobra9 hat geschrieben:(17 Jul 2020, 11:55)

Hat Er nicht. Derzeit ist die Türkei eher auf Kurs der Isolation und könnte der erste Fall sein wo man tatsächlich aus der Nato wirft.

Stimmen mehren sich dafür
Würde ich auch eher sagen. Mit Expansionspolitik bringt man Staaten gegen sich auf. Und so ein dicker Kaliber ist die Türkei nun auch wieder nicht.
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Re: Die Türkei nach dem Ende des Kalten Krieges - Vorderasien statt EU?

Beitrag von Kohlhaas »

unity in diversity hat geschrieben:(17 Jul 2020, 02:27)

Die NATO hat auch ein Problem mit der Türkei. In Syrien und Libyen kann Erdogan die Welt in den Abgrund eines Krieges ziehen, vor Zypern legt er sich mit allen Anrainern an, die Hagia Sophia wird Kampfmoschee,...
Noch kann man die Türkei aus der NATO ausschließen und besetzen (Anhänger des kemalistischen Militärstaates könnten sich beteiligen), oder wenigstens vom rüstungstechnischen Fortschritt fernhalten.
Bevor Erdogan Europa ganz umdreht.
Erdogan spielt den wilden Mann, aber mehr als ein bisschen rumstänkern kann er nicht wirklich. Erdogans Politik hat die Türkei völlig isoliert. Das Land hat nur noch einen echten Verbündeten: Katar. Mit allen anderen hat Erdogan sich immer wieder angelegt. Und das rächt sich immer mehr. Beispiel: Die EU. Die Türkei ist von Europa wirtschaftlich abhängig. Dass hier die Beziehungen immer schlechter werden, ist einer der Gründe dafür, dass die türkische Wirtschaft in Richtung Abgrund taumelt. Die Lira verliert immer mehr an Wert, türkische Unternehmen haben immer größere Probleme, Schulden in ausländischen Währungen zu bedienen, können immer weniger wichtige Güter importieren...

Erdogan hat nicht die militärische Kraft, irgendwen ernsthaft zu bedrohen. Es fehlt das Knowhow, um konkurrenzfähige Waffen zu entwickeln, und wenn das Knowhow vorhanden wäre würde das Geld für den Bau dieser Waffen fehlen.

Das Dümmste, was Europa oder die Nato tun könnten, wäre eine Verschärfung des Konflikts oder gar ein Krieg. Nichts davon ist notwendig.

Und vor allem: Die Nato und die EU haben kein Problem mit der Türkei. Sie haben ein Problem mit ERDOGAN! Der wird aber nicht ewig regieren. Schon jetzt mehren sich die Anzeichen, dass ihm die Felle wegschwimmen. Die Sache mit der Hagia Sophia ist ein Symptom dafür. Er will die zur Moschee machen, um wenigstens die islamischen "Hardliner" im eigenen Land noch an seiner Seite zu halten.

Viel besser ist es, jetzt einfach abzuwarten. Wenn Erdogan mal abtreten muss, dann darf es nicht so sein, dass seine Nachfolger die EU oder die Nato als "Feinde" betrachten müssen.
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Re: Die Türkei nach dem Ende des Kalten Krieges - Vorderasien statt EU?

Beitrag von Cobra9 »

streicher hat geschrieben:(17 Jul 2020, 13:07)

Würde ich auch eher sagen. Mit Expansionspolitik bringt man Staaten gegen sich auf. Und so ein dicker Kaliber ist die Türkei nun auch wieder nicht.
Problem ist eben das die Nato einen Rauswurf bisher nicht implementiert hat. Ergo würde das ein Präzedenzfall.

Das wird wenn sehr sehr kompliziert. Aber klar rein militärisch oder wirtschaftlich ist die Türkei keine reale Bedrohung.
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Re: Die Türkei nach dem Ende des Kalten Krieges - Vorderasien statt EU?

Beitrag von Antonius »

Kohlhaas hat geschrieben:(17 Jul 2020, 13:23)
(...)
Und vor allem: Die Nato und die EU haben kein Problem mit der Türkei. Sie haben ein Problem mit ERDOGAN! Der wird aber nicht ewig regieren.
Schon jetzt mehren sich die Anzeichen, dass ihm die Felle wegschwimmen.
Die Sache mit der Hagia Sophia ist ein Symptom dafür. Er will die zur Moschee machen, um wenigstens die islamischen "Hardliner" im eigenen Land noch an seiner Seite zu halten.

Viel besser ist es, jetzt einfach abzuwarten. Wenn Erdogan mal abtreten muss, dann darf es nicht so sein, dass seine Nachfolger die EU oder die Nato als "Feinde" betrachten müssen.
So sehe ich das auch.
Die EU braucht eigentlich nur etwas Geduld aufzubringen, bis der häßliche Erdogan verschwunden ist.
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Re: Die Türkei nach dem Ende des Kalten Krieges - Vorderasien statt EU?

Beitrag von streicher »

Cobra9 hat geschrieben:(17 Jul 2020, 13:26)

Problem ist eben das die Nato einen Rauswurf bisher nicht implementiert hat. Ergo würde das ein Präzedenzfall.

Das wird wenn sehr sehr kompliziert. Aber klar rein militärisch oder wirtschaftlich ist die Türkei keine reale Bedrohung.
Der freiwillige Austritt ist hingegen recht unproblematisch.
Bei Angriffskrieg könnte Art. 60/3b der Wiener Vertragsrechtskonvention greifen, da der NATO-Vertrag damit erheblich verletzt würde. Wie du schon sagst: es wäre der Präzedenzfall.
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Re: Die Türkei nach dem Ende des Kalten Krieges - Vorderasien statt EU?

Beitrag von Kohlhaas »

Unverdrossen heizt Erdogan die Spannungen weiter an: Morgen soll es südöstlich von Zypern mit türkischen Gasbohrungen beginnen.

https://www.rnd.de/politik/turkei-suche ... 3XVFU.html
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Re: Die Türkei nach dem Ende des Kalten Krieges - Vorderasien statt EU?

Beitrag von Cobra9 »

streicher hat geschrieben:(17 Jul 2020, 13:42)

Der freiwillige Austritt ist hingegen recht unproblematisch.
Bei Angriffskrieg könnte Art. 60/3b der Wiener Vertragsrechtskonvention greifen, da der NATO-Vertrag damit erheblich verletzt würde. Wie du schon sagst: es wäre der Präzedenzfall.

Ich glaube nicht das Erdogan gegen NATO oder EU-Staaten aktiv wird militärisch. Er weiß das Er ohne Chance ist. Wenn die Türkei das tun würde wäre es ihr Ende im bekannten Sinn.

Selbst wenn nur Italien, Frankreich, Griechenland reagieren würden wäre es zuviel. Ich wünsche mir eine Diplomatische Lösung
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Re: Die Türkei nach dem Ende des Kalten Krieges - Vorderasien statt EU?

Beitrag von Kohlhaas »

Cobra9 hat geschrieben:(17 Jul 2020, 17:46)

Ich glaube nicht das Erdogan gegen NATO oder EU-Staaten aktiv wird militärisch. Er weiß das Er ohne Chance ist. Wenn die Türkei das tun würde wäre es ihr Ende im bekannten Sinn.

Selbst wenn nur Italien, Frankreich, Griechenland reagieren würden wäre es zuviel. Ich wünsche mir eine Diplomatische Lösung
Ich wünsche mir auch eine diplomatische Lösung. Aber kann man ausschließen, dass Erdogan die Javuz morgen trotzdem mit Bohrungen südöstlich von Zypern beginnen lässt? Kann man ausschließen, dass in vier Wochen ein Bohrschiff bei Kreta auftaucht? Der Mann ist so irre, dass ich dem inzwischen alles zutraue.

Einen "großen Krieg" kann er damit natürlich nicht auslösen. Dazu sind seine Mittel viel zu armselig. Aber es würde schon reichen, wenn auch nur ein paar Warnschüsse abgegeben würden. Italien, Frankreich und Griechenland sind schließlich mittels der Nato "Verbündete" der Türkei. Wenn die anfangen, zu schießen, knallen im Kreml die Krimsektkorken.

Das ist ja das Blöde an der Sache: Erdogan muss gar nicht militärisch aktiv werden. Der muss nur weiter sticheln und drängeln und darauf warten, dass jemand gegen ihn militärisch vorgeht. Aus meiner persönlichen Sicht hätte das schon längst passieren können. Eigentlich hätte die EU es nicht zulassen dürfen, dass türkische Bohrschiffe in europäischen Gewässern herumhampeln. Diese "Rücksichtnahme" ist für mich nur dadurch erklärbar, dass man Erdogan nicht als "die Türkei" betrachten will.
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Re: Die Türkei nach dem Ende des Kalten Krieges - Vorderasien statt EU?

Beitrag von Cobra9 »

Kohlhaas hat geschrieben:(17 Jul 2020, 18:11)

Ich wünsche mir auch eine diplomatische Lösung. Aber kann man ausschließen, dass Erdogan die Javuz morgen trotzdem mit Bohrungen südöstlich von Zypern beginnen lässt? Kann man ausschließen, dass in vier Wochen ein Bohrschiff bei Kreta auftaucht? Der Mann ist so irre, dass ich dem inzwischen alles zutraue.

Einen "großen Krieg" kann er damit natürlich nicht auslösen. Dazu sind seine Mittel viel zu armselig. Aber es würde schon reichen, wenn auch nur ein paar Warnschüsse abgegeben würden. Italien, Frankreich und Griechenland sind schließlich mittels der Nato "Verbündete" der Türkei. Wenn die anfangen, zu schießen, knallen im Kreml die Krimsektkorken.

Das ist ja das Blöde an der Sache: Erdogan muss gar nicht militärisch aktiv werden. Der muss nur weiter sticheln und drängeln und darauf warten, dass jemand gegen ihn militärisch vorgeht. Aus meiner persönlichen Sicht hätte das schon längst passieren können. Eigentlich hätte die EU es nicht zulassen dürfen, dass türkische Bohrschiffe in europäischen Gewässern herumhampeln. Diese "Rücksichtnahme" ist für mich nur dadurch erklärbar, dass man Erdogan nicht als "die Türkei" betrachten will.


Der Kreml hat Erdogan soweit sowieso in der Tasche. In den USA kriegt Erdogan keine modernen Waffen mehr und immer mehr Nato oder EU Staaten fangen an das auch so zu machen.

Erdogan kann aber nicht nachgeben aus PR Gründen schon. Sonst hätte Er das letzte Angebot der USA und der Eastmed Staaten angenommen.

Ergo isoliert sich die Türkei eher. Da bleibt nur Russland. Man muss leider sagen die Türkei kann man eher als Bedrohung dann als Partner bezeichnen.

Erdogan wird es eskalieren lassen. Ich schließe kurze Konflikte nicht aus. Aber das Erdogan da viel bewirkt seh ich nicht.

Wenn Erdogan tatsächlich Griechenland oder Zypern angeht oder Eastmed wirds KNALLEN. Ägypten, Frankreich lauern.

Ganz klar das würde viele Tote bedeuten usw. Aber letztendlich muss Erdogan den Schwanz einziehen.
Ich kann mir dann vorstellen Er zieht sich zurück aus der Nato.

Als Opfer usw
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Re: Die Türkei nach dem Ende des Kalten Krieges - Vorderasien statt EU?

Beitrag von Adam Smith »

Erdogan ist in Bezug auf Europa, Arabien, Russland und dem Iran unbeliebt. Erdogan hofft auf die Turkstaaten, weil die ja auch irgendwie Türken sind. Er setzt in Syrien und dem Irak ja auf Turkmenen. Der neue IS-Chef ist ja auch ein Turkmene. Wobei Erdogan in Bezug auf China den Schwanz eingezogen hat. Das ist schon bedeutsam, weil die Türken aus dem Gebiet herkommen sollen.

Wie sieht es denn in Bezug auf die Turkstaaten aus? Hat hier einer Infos? Kann Erdowahn hier Punkten?
Das ist Kapitalismus:

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Re: Die Türkei nach dem Ende des Kalten Krieges - Vorderasien statt EU?

Beitrag von Kohlhaas »

Adam Smith hat geschrieben:(17 Jul 2020, 18:35)

Erdogan ist in Bezug auf Europa, Arabien, Russland und dem Iran unbeliebt. Erdogan hofft auf die Turkstaaten, weil die ja auch irgendwie Türken sind. Er setzt in Syrien und dem Irak ja auf Turkmenen. Der neue IS-Chef ist ja auch ein Turkmene. Wobei Erdogan in Bezug auf China den Schwanz eingezogen hat. Das ist schon bedeutsam, weil die Türken aus dem Gebiet herkommen sollen.

Wie sieht es denn in Bezug auf die Turkstaaten aus? Hat hier einer Infos? Kann Erdowahn hier Punkten?
Abgesehen von der Türkei gehörten alle Turkstaaten der ehemaligen Sowjetunion an. Die Bevölkerung dort ist nur zum Teil islamisch. Da leben auch viele orthodoxe Christen. Und denen wird es gar nicht gefallen, dass die Hagia Sophia jetzt zu einer Moschee werden soll. Was die Nationalstaaten betrifft, hängen die allerdings näher an Russland als an sonstwem.

Es bleibt dabei: Der einzige verbliebene Verbündete der Türkei ist Katar.
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Re: Die Türkei nach dem Ende des Kalten Krieges - Vorderasien statt EU?

Beitrag von Adam Smith »

Kohlhaas hat geschrieben:(17 Jul 2020, 19:27)


Es bleibt dabei: Der einzige verbliebene Verbündete der Türkei ist Katar.
Katar hat was gegen Saudi-Arabien. Katar hat was gegen die Türkei. Nur halt weniger als gegen Saudi-Arabien
Das ist Kapitalismus:

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Re: Die Türkei nach dem Ende des Kalten Krieges - Vorderasien statt EU?

Beitrag von imp »

Adam Smith hat geschrieben:(17 Jul 2020, 18:35)

Erdogan ist in Bezug auf Europa, Arabien, Russland und dem Iran unbeliebt. Erdogan hofft auf die Turkstaaten, weil die ja auch irgendwie Türken sind. Er setzt in Syrien und dem Irak ja auf Turkmenen. Der neue IS-Chef ist ja auch ein Turkmene. Wobei Erdogan in Bezug auf China den Schwanz eingezogen hat. Das ist schon bedeutsam, weil die Türken aus dem Gebiet herkommen sollen.

Wie sieht es denn in Bezug auf die Turkstaaten aus? Hat hier einer Infos? Kann Erdowahn hier Punkten?
Das sind teilweise auch Länder, die mit Öl/Gas Geld verdienen wollen. So wie die Türkei Zypern hat, so hat Turkmenistan das Gasfeld Galkynysch.
Erdgas ist für die nächste Zeit ein wichtiger Energieträger beim Heizen, bei der Stromerzeugung, evtl auch beim Fahren. Es lässt sich auch graduell mit synthetischem Methan mischen und ersetzen, je nach Verfügbarkeit. Das ist ganz wunderbar für unsere europäischen Gasnetze und für die Umweltprojekte, soweit sie Abfallstrom erzeugen.
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Re: Die Türkei nach dem Ende des Kalten Krieges - Vorderasien statt EU?

Beitrag von Kohlhaas »

Adam Smith hat geschrieben:(17 Jul 2020, 18:35)

Erdogan ist in Bezug auf Europa, Arabien, Russland und dem Iran unbeliebt. Erdogan hofft auf die Turkstaaten, weil die ja auch irgendwie Türken sind. Er setzt in Syrien und dem Irak ja auf Turkmenen. Der neue IS-Chef ist ja auch ein Turkmene. Wobei Erdogan in Bezug auf China den Schwanz eingezogen hat. Das ist schon bedeutsam, weil die Türken aus dem Gebiet herkommen sollen.

Wie sieht es denn in Bezug auf die Turkstaaten aus? Hat hier einer Infos? Kann Erdowahn hier Punkten?
Wie kommst Du auf diese Deutung? Was Erdogan außenpolitisch tut, zielt in alle möglichen Richtungen, nur nicht auf die "Turkstaaten".
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Re: Die Türkei nach dem Ende des Kalten Krieges - Vorderasien statt EU?

Beitrag von Adam Smith »

Kohlhaas hat geschrieben:(18 Jul 2020, 12:33)

Wie kommst Du auf diese Deutung? Was Erdogan außenpolitisch tut, zielt in alle möglichen Richtungen, nur nicht auf die "Turkstaaten".
Erdowahn legt sich nicht mit diesen Ländern an. Ansonsten ist er hier aktiv.

https://nex24.news/2017/01/tuerkische-u ... operation/
Das ist Kapitalismus:

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Re: Die Türkei nach dem Ende des Kalten Krieges - Vorderasien statt EU?

Beitrag von Kohlhaas »

Adam Smith hat geschrieben:(17 Jul 2020, 19:33)

Katar hat was gegen Saudi-Arabien. Katar hat was gegen die Türkei. Nur halt weniger als gegen Saudi-Arabien
Katar hat was gegen die Türkei??? In Katar wird eine türkische Militärbasis errichtet. Und die Türkei war das einzige Land, das Katar beigestanden hat, als die Saudis und VAE ein bis heute geltendes Embargo gegen Katar beschlossen haben.
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