Die eigentliche Genialität im Kapitalismus ...

Moderator: Moderatoren Forum 1

Benutzeravatar
Papaloooo
Beiträge: 4744
Registriert: Samstag 8. Juli 2017, 15:11
Wohnort: Nürnberg
Kontaktdaten:

Re: Die eigentliche Genialität im Kapitalismus ...

Beitrag von Papaloooo »

Kohlhaas hat geschrieben:(06 Jul 2020, 15:04)Mein Fazit, zum wiederholten Male: Der Kapitalismus ist nicht genial. Der kann vernichtend sein, wenn er nicht eingehegt wird.
Aber (noch) Mal nachgehakt:
Hat hier denn irgendjemand ( der Trendersteller hat einen Forumsausschluss) behauptet, dass ein ungezügelter Kapitalismus (immer noch) genial sei?
Wenn ja, bitte wer?
Nicht vergessen: den Link beigefügen!
Wir sind doch hier nicht im Trollhouse!
Benutzeravatar
franktoast
Beiträge: 4611
Registriert: Sonntag 29. Juni 2014, 10:24

Re: Die eigentliche Genialität im Kapitalismus ...

Beitrag von franktoast »

Kohlhaas hat geschrieben:(06 Jul 2020, 17:54)
Weil er militärisch unterlegen war. Was soll das mit Kapitalismus zu tun haben?
Nichts. Ich frage mich nur, warum der Süden militärisch unterlegen, aber wirtschaftlich wegen der ganzen Sklaven ja vermeintlich überlegen war. Ok, bevor die Diskussion hier auf Grundschulniveau endet. Der Norden war dem Süden wirtschaftlich überlegen, was aber wenig mit Sklaverei oder keine Sklaverei zu tun hatte. Der Norden hatte ein anderes Klima, andere Rohstoffe, andere Einwanderung.
Das hast Du gut erkannt. Wer soll bestritten haben, dass es dieses System, Prinzip, Klassifizierung, Regeln gibt?

Ich bestreite nur, dass es "genial" ist.
Der Kapitalsimus ist ein System, dass eine Schlussfolgerung von wenigen Grundprinzipien ist. Zum einen Freiwilligkeit, Vertragsrecht. Keiner kann zu einem Vertrag gezwungen werden, somit muss zumindest ex ante jeder Vertragsunterzeichner von eben diesem profitieren. Das betrifft alle Verträge, von Arbeitsvertrag über Kaufvertrag zu Kreditvertrag usw. Die andere Basis ist das private Eigentum bzw. Gewinnerzielungsabsicht. Letzteres entspricht der Natur des Menschens bzw aller Organismen im Weitestem Sinne. Man will eben immer das Beste für sich bzw. seine Familie. Spenden oder gemeinnützige Tätigkeit gehört da sicherlich auch dazu, um den Stand in der sozialen Gruppe zu erhöhen. Und wenn es privates Eigentum an einer Sache gibt, dann kümmert man sich eben drum, Allmenden tuns sich da immer schwer. Nun kann ein Staat mögliche Auswüchse und Ungerechtigkeiten durch Einschränkungen verhindern.
Es hat insoweit was mit Kapitalismus zu tun, dass dadurch nachgewiesen worden ist, dass sich der Kapitalismus einen Dreck um Menschenrechte schert. Dem geht es nur um Gewinn. Nochmal: Ist ja auch gut so. Aber dass der blanke und unhinterfragte und als "genial" angepriesene Kapitalismus empirisch nachgewiesen auch die Nutzung von Sklaven als "gewinnsteigernd" ausgenutzt hat, sollte schon zu denken geben. Da kann man sich schonmal fragen, was mit "genial" eigentlich gemeint ist.
Momentmal, Sklaverei oder auch Kinderarbeit gab es seit Anbeginn der Menschheit, von Kapitalismus redet man womöglich seit 200-300 Jahren. Als in den USA die Sklaverei abgeschafft wurde, gab es dort schon 100 Jahre Demokratie. bedeutet das, dass sich die Demokratie einen Dreck um Menschenrechte schert? Deine Verknüpfung zwischen Kapitalismus und Sklaverei halte ich für willkürlich.
Das sind doch jetzt wohl bloße Ausflüchte, oder nicht? Siehst Du keinen Untereschied zwischen der Haltung von Sklaven und der Nutztierhaltung? Keinen Unterschied zwischen Schweinen und Menschen?
Das kommt drauf an, wie religiös du bist und inwiefern du den Menschen als Gottes Ebenbild betrachtest ;) Ich bin sicherlich kein militanter Veganer oder so, aber warum ist es ok, andere Arten zu versklaven, aber nicht andere Menschen? Selbst da gibt es Unterschiede. Eine Kuh darf man verklaven, einen Hund zB. eher nicht, wobei sich da die Frage stellt, wie man "Sklaverei" eigentlich definiert.
Ein freier Mensch muß es ertragen können, daß seine Mitmenschen anders handeln und anders leben, als er es für richtig hält, und muß sich abgewöhnen, sobald ihm etwas nicht gefällt, nach der Polizei zu rufen.
Benutzeravatar
Europa2050
Beiträge: 10345
Registriert: Dienstag 4. März 2014, 08:38
user title: Kein Platz für Nationalismus

Re: Die eigentliche Genialität im Kapitalismus ...

Beitrag von Europa2050 »

Kohlhaas hat geschrieben:(06 Jul 2020, 17:54)

... Da kann man sich schonmal fragen, was mit "genial" eigentlich gemeint ist. ...
Da bist Du auf des Drudels Kern gestoßen. Was ist genial?

Wenn Du von einem genialen Wirtschaftssystem (genauso von einem politischen System) verlangst, dass es jeden ins Paradies führt, am besten noch ohne die gegebenen Grundlagen (Umwelt, etc.) zu verbrauchen, dann ist das der Kapitalismus sicher nicht.

Wenn Du genial als:

- vorher noch nicht dagewesen
- mit massiven positiven Auswirkungen auf das Gesamtsystem

definierst, dann ist Kapitalismus genial.

Vergleicht man Westeuropa vor „Erfindung“ des Kapitalismus im 15. Jhd. mit den entwickelten islamischen, indischen und chinesischen Kulturräumen, so wird man ohne weiteres feststellen, dass wir da sehr schlecht abschneiden.
Macht man den Vergleich 4-500 Jahre später, hat sich das Blatt komplett gewendet.
Und das hat letztlich die Erfindung des Kapitalismus, nachfolgend Rechtsstaat, Liberalismus und Demokratie erzeugt, während die anderen bis ins 20 Jhd., teilweise sogar bis heute in ihren stockkonservativen religiösen, Kasten- oder Beamtenorientierten Strukturen stecken geblieben sind.

Ich wage eine These: Wäre der Kapitalismus nicht in Augsburg, sondern in Isfahan erfunden worden, würden heute christliche Fundamentalisten Bomben bei der pluralistischen und demokratischen Weltmacht Persien werfen und die Flüchtlingsströme würden in umgekehrter Richtung das Mittelmeer überqueren.

Und das ist das Geniale...
Synonym für Mörder: Russland
Synonym für Verräter: USA

Kyiv still stands, but Washington has fallen :(
Benutzeravatar
Dieter Winter
Beiträge: 26439
Registriert: Freitag 6. Januar 2012, 22:08

Re: Die eigentliche Genialität im Kapitalismus ...

Beitrag von Dieter Winter »

Europa2050 hat geschrieben:(07 Jul 2020, 09:14)


Ich wage eine These: Wäre der Kapitalismus nicht in Augsburg, sondern in Isfahan erfunden worden, würden heute christliche Fundamentalisten Bomben bei der pluralistischen und demokratischen Weltmacht Persien werfen und die Flüchtlingsströme würden in umgekehrter Richtung das Mittelmeer überqueren.

Und das ist das Geniale...
Bis 1945 wurden im fortschrittlichen, kapitalistischen Europa fröhlich Kriege geführt, also gebombt, Flüchtlingsströme ausgelöst und, im "Mutterland" der neuzeitlichen Demokratie, bis 1863 obendrein versklavt.

Zudem wäre zu hinterfragen, inwieweit die Radikalisierung des Islam mit der durch und durch kapitalistisch motivierten Kolonisierung des nahen/mittleren Ostens zusammen hängt. Auch wäre der Salafismus vermutlich weit unbedeutender, wenn Saudi Arabien lediglich über Kamele und Datteln verfügen würde, anstatt über Billionen von Petro Dollars.
Never approach a bull from the front, a horse from the rear, or an idiot from any direction.
Benutzeravatar
Europa2050
Beiträge: 10345
Registriert: Dienstag 4. März 2014, 08:38
user title: Kein Platz für Nationalismus

Re: Die eigentliche Genialität im Kapitalismus ...

Beitrag von Europa2050 »

Dieter Winter hat geschrieben:(07 Jul 2020, 12:24)

Bis 1945 wurden im fortschrittlichen, kapitalistischen Europa fröhlich Kriege geführt, also gebombt, Flüchtlingsströme ausgelöst und, im "Mutterland" der neuzeitlichen Demokratie, bis 1863 obendrein versklavt.
Das Führen von Kriegen ist so eine Unsitte, die dem Menschen systemübergreifend einfach nicht auszutreiben ist. Zudem wohl eher ein Politik- als Wirtschaftsthema.

Die Armutsflüchingswellen aus Deutschland im 19. Jhd. gingen ja nicht weg vom Kapitalismus sondern hin zu mehr Kapitalismus, mehr Zukunftsoptimismus im „Land der unbegrenzten Möglichkeiten“.

Und das traurige Kapitel Sklaverei ist auch keine Frage des Wirtschaftssystems, sondern des damaligen verqueren Menschenbildes. Wer Menschen nicht als solche betrachtet, sondern als Tiere, behandelt sie auch so.
Synonym für Mörder: Russland
Synonym für Verräter: USA

Kyiv still stands, but Washington has fallen :(
Benutzeravatar
Dieter Winter
Beiträge: 26439
Registriert: Freitag 6. Januar 2012, 22:08

Re: Die eigentliche Genialität im Kapitalismus ...

Beitrag von Dieter Winter »

Europa2050 hat geschrieben:(07 Jul 2020, 12:41)

Das Führen von Kriegen ist so eine Unsitte, die dem Menschen systemübergreifend einfach nicht auszutreiben ist. Zudem wohl eher ein Politik- als Wirtschaftsthema.

Die Armutsflüchingswellen aus Deutschland im 19. Jhd. gingen ja nicht weg vom Kapitalismus sondern hin zu mehr Kapitalismus, mehr Zukunftsoptimismus im „Land der unbegrenzten Möglichkeiten“.

Und das traurige Kapitel Sklaverei ist auch keine Frage des Wirtschaftssystems, sondern des damaligen verqueren Menschenbildes. Wer Menschen nicht als solche betrachtet, sondern als Tiere, behandelt sie auch so.
Naja, der Kapitalismus ist u.a auch auf billige Arbeitskräfte angewiesen (im Einkauf liegt der Gewinn). Ansonsten würde für den Unternehmer ja nichts übrig bleiben, das Kapital also keinen Profit abwerfen. Von daher ist die Sklaverei, zumindest auf den ersten Blick, eben schon kapitalistisch. Dass sie bei genauerer Betrachtung betriebswirtschaftlich unsinnig ist, steht dabei erst mal auf einem anderen Blatt. Bei entsprechend niedrigen Löhnen und keinerlei sozialen Absicherungen ist die Bezahlung der Arbeitskraft jedenfalls die günstigere Lösung für den Unternehmer.

Die meisten Kriege haben und hatten letztlich wirtschaftliche Ursachen. Natürlich wurde und wird das nicht so propagiert, aber an sich geht es immer um Geld.

Die Armutsflüchtlinge, die Du ansprichst, kamen oft vom Regen in die Traufe. Trumps Opa hielt sich halt dank skrupelloser Geschäfte so gerade über Wasser, sein Sohn, also Trumps Vater, war an sich auch ein übler Abzocker. Die Mehrheit der deutschen Auswanderer waren weit weniger "geschäftstüchtig". Sie wurden oft zu working poor und haben eigentlich nichts gewonnen.

Ich möchte sogar so weit gehen, zu behaupten, dass der Kommunismus ein Kind des Kapitalismus ist. Marx wäre nie auf die Idee gekommen, seine Kritik am Kapitalismus zu formulieren, wenn da nicht einiges im Argen läge. Von Genialität der Kapitalismus kann von daher keine Rede sein.
Never approach a bull from the front, a horse from the rear, or an idiot from any direction.
Benutzeravatar
Europa2050
Beiträge: 10345
Registriert: Dienstag 4. März 2014, 08:38
user title: Kein Platz für Nationalismus

Re: Die eigentliche Genialität im Kapitalismus ...

Beitrag von Europa2050 »

Dieter Winter hat geschrieben:(07 Jul 2020, 12:55)

Naja, der Kapitalismus ist u.a auch auf billige Arbeitskräfte angewiesen (im Einkauf liegt der Gewinn). Ansonsten würde für den Unternehmer ja nichts übrig bleiben, das Kapital also keinen Profit abwerfen. Von daher ist die Sklaverei, zumindest auf den ersten Blick, eben schon kapitalistisch. Dass sie bei genauerer Betrachtung betriebswirtschaftlich unsinnig ist, steht dabei erst mal auf einem anderen Blatt. Bei entsprechend niedrigen Löhnen und keinerlei sozialen Absicherungen ist die Bezahlung der Arbeitskraft jedenfalls die günstigere Lösung für den Unternehmer.

Die meisten Kriege haben und hatten letztlich wirtschaftliche Ursachen. Natürlich wurde und wird das nicht so propagiert, aber an sich geht es immer um Geld.

Die Armutsflüchtlinge, die Du ansprichst, kamen oft vom Regen in die Traufe. Trumps Opa hielt sich halt dank skrupelloser Geschäfte so gerade über Wasser, sein Sohn, also Trumps Vater, war an sich auch ein übler Abzocker. Die Mehrheit der deutschen Auswanderer waren weit weniger "geschäftstüchtig". Sie wurden oft zu working poor und haben eigentlich nichts gewonnen.
1. Richtig. Erfolgreich ist der, der ein identisches Produkt zum günstigsten Preis herstellen kann. Ob dafür Sklaven, Billiglöhner oder fair bezahlte Arbeitskräfte zur Verfügung stehen ist für ihne eine Rahmenbedingung, die ihm von der Gesellschaft/Politik vorgegeben wird.

2. Eher weniger. Eher ging es meist ums Ego alter Männer oder das politische Überleben von Bewegungen. Gelegentlich auch um nicht akzeptierte Scheidungen. Reibach mit Krieg haben einige gemacht, zumeist aber nicht die, die sie geführt haben. Die imperialistischen Eroberungskriege mal außen vor.

3. Richtig! Aber zwischen Erwartung und Ergebnis liegt meist ein großer Unterschied...
Synonym für Mörder: Russland
Synonym für Verräter: USA

Kyiv still stands, but Washington has fallen :(
Meruem
Beiträge: 6478
Registriert: Montag 1. Juni 2020, 16:46

Re: Die eigentliche Genialität im Kapitalismus ...

Beitrag von Meruem »

Europa2050 hat geschrieben:(07 Jul 2020, 13:10)

1. Richtig. Erfolgreich ist der, der ein identisches Produkt zum günstigsten Preis herstellen kann. Ob dafür Sklaven, Billiglöhner oder fair bezahlte Arbeitskräfte zur Verfügung stehen ist für ihne eine Rahmenbedingung, die ihm von der Gesellschaft/Politik vorgegeben wird.

2. Eher weniger. Eher ging es meist ums Ego alter Männer oder das politische Überleben von Bewegungen. Gelegentlich auch um nicht akzeptierte Scheidungen. Reibach mit Krieg haben einige gemacht, zumeist aber nicht die, die sie geführt haben. Die imperialistischen Eroberungskriege mal außen vor.

3. Richtig! Aber zwischen Erwartung und Ergebnis liegt meist ein großer Unterschied...
Naja die geopolitisch- militärischen" Abenteuer etwa der USA ( , Vietnam Krieg, Golf Kriege, Irak Krieg oder andere Mächte etwa Russland) hatten schon neben politischen ( Einflussspähren abstecken bzw erweitern) auch handfeste ökonomische Beweggründe ( etwa Erdöl, Ergas usw) unter den Deckmantel der "Wahrung oder Verbreitung der Menschenrechte", z.b. USA und der Nahe Osten.
Benutzeravatar
Europa2050
Beiträge: 10345
Registriert: Dienstag 4. März 2014, 08:38
user title: Kein Platz für Nationalismus

Re: Die eigentliche Genialität im Kapitalismus ...

Beitrag von Europa2050 »

Meruem hat geschrieben:(07 Jul 2020, 13:20)

Naja die geopolitisch- militärischen" Abenteuer etwa der USA ( , Vietnam Krieg, Golf Kriege, Irak Krieg oder andere Rusdland) hat schon neben politischen ( Einflussspähren abstecken bzw erweitern) auch handfeste ökonomische Beweggründe ( etwa Erdöl, Ergas usw) unter den Deckmantel der "Wahrung oder Verbreitung der Menschenrechte", z.b. USA und der Nahe Osten.
Es sind genau diese Kriege, die zur Rekordverschuldung der USA und dem Absinken der Wirtschaftsleistung hinter EU und China geführt haben.

Man kann über Trump sagen, was man will (ich persönlich gewöhnlich nur Schlechtes) aber warum hat er denn noch keinen Krieg angefangen?
Weil er tief im Innersten ein Erzkapitalist ist und ihm ganz persönlich (eine andere Loyalität kennt er ja nicht) in einem Krieg zu viel kaputt geht - und wenn‘s seine Dollars sind.

Vietnam war ein Stellvertreterkrieg im kalten Krieg. Ein völlig aus dem Ruder gelaufenes „so nicht“ an Moskau.
Irak1 nach der Invasion Kuweits ein „so nicht“ an Saddam (Da sah sich Bush1 in der Tradition der Befreier Belgiens im WK1 und Europas im WK2)
Afghanistan eine Vergeltung für 9/11, das hätten die Taliban mit Kooperation verhindern können.
Irak2 eine persönliche Fehde von Bush2 (s.o. Ego alter Männer)

Wirtschaftlich alle ein bereits vorher abzusehendes Fiasko.

Krieg ist (neben der moralischen Verwerflichkeit) ein Draufzahlgeschäft. Ordentliche Volkswirte wissen das.
Synonym für Mörder: Russland
Synonym für Verräter: USA

Kyiv still stands, but Washington has fallen :(
Benutzeravatar
Dieter Winter
Beiträge: 26439
Registriert: Freitag 6. Januar 2012, 22:08

Re: Die eigentliche Genialität im Kapitalismus ...

Beitrag von Dieter Winter »

Europa2050 hat geschrieben:(07 Jul 2020, 13:10)



2. Eher weniger. Eher ging es meist ums Ego alter Männer oder das politische Überleben von Bewegungen.
Welche der rd. 14.000 Kriege der Menschheitsgeschichte meinst Du?
Never approach a bull from the front, a horse from the rear, or an idiot from any direction.
Benutzeravatar
Dieter Winter
Beiträge: 26439
Registriert: Freitag 6. Januar 2012, 22:08

Re: Die eigentliche Genialität im Kapitalismus ...

Beitrag von Dieter Winter »

Europa2050 hat geschrieben:(07 Jul 2020, 13:36)

Man kann über Trump sagen, was man will (ich persönlich gewöhnlich nur Schlechtes) aber warum hat er denn noch keinen Krieg angefangen?
Weil er versucht sein Wahlversprechen zu halten. Er möchte gern eine 2. Amtszeit. Bei einer Wiederwahl dürfte ihm das dann ziemlich wumpe sein, was er versprochen hat - noch mal kann er dann ja nicht kandidieren.
Never approach a bull from the front, a horse from the rear, or an idiot from any direction.
Benutzeravatar
Europa2050
Beiträge: 10345
Registriert: Dienstag 4. März 2014, 08:38
user title: Kein Platz für Nationalismus

Re: Die eigentliche Genialität im Kapitalismus ...

Beitrag von Europa2050 »

Dieter Winter hat geschrieben:(07 Jul 2020, 13:44)

Welche der rd. 14.000 Kriege der Menschheitsgeschichte meinst Du?
Unbesehen - nahezu alle...

A wollte B übertrumpfen und das Volk lies sich für dumm verkaufen und glaubte, dass das für sie lebenswichtig sei.
Gelegentlich wurde auch vorgeschoben, wer das bessere Spaghettimonster habe oder das auserwählte Volk sei.
Synonym für Mörder: Russland
Synonym für Verräter: USA

Kyiv still stands, but Washington has fallen :(
Benutzeravatar
Europa2050
Beiträge: 10345
Registriert: Dienstag 4. März 2014, 08:38
user title: Kein Platz für Nationalismus

Re: Die eigentliche Genialität im Kapitalismus ...

Beitrag von Europa2050 »

Dieter Winter hat geschrieben:(07 Jul 2020, 13:47)

Weil er versucht sein Wahlversprechen zu halten. Er möchte gern eine 2. Amtszeit. Bei einer Wiederwahl dürfte ihm das dann ziemlich wumpe sein, was er versprochen hat - noch mal kann er dann ja nicht kandidieren.
Ok, da sind wir unterschiedlicher Meinung, damit kann ich leben. Sagen wird er‘s weder Dir noch mir.
Synonym für Mörder: Russland
Synonym für Verräter: USA

Kyiv still stands, but Washington has fallen :(
Benutzeravatar
Dieter Winter
Beiträge: 26439
Registriert: Freitag 6. Januar 2012, 22:08

Re: Die eigentliche Genialität im Kapitalismus ...

Beitrag von Dieter Winter »

Europa2050 hat geschrieben:(07 Jul 2020, 13:58)

Unbesehen - nahezu alle...

A wollte B übertrumpfen und das Volk lies sich für dumm verkaufen und glaubte, dass das für sie lebenswichtig sei.
Gelegentlich wurde auch vorgeschoben, wer das bessere Spaghettimonster habe oder das auserwählte Volk sei.
Bitte etwas konkreter.

Angefangen bei den punischen Kriegen (Karthager beherrschetne den westlichen Mittelmeerraum - auch wirtschaftlich), über Kreuzzüge (Araber hatten die Handelswege nach Fernost unter Kontrolle) und 30jähriger Krieg (Pfründe) bis zu den Golfkriegen - es ging immer um wirtschaftliche Interessen.

Ich darf hier vielleicht auch noch an Horst Köhler erinnern....
Never approach a bull from the front, a horse from the rear, or an idiot from any direction.
Benutzeravatar
Europa2050
Beiträge: 10345
Registriert: Dienstag 4. März 2014, 08:38
user title: Kein Platz für Nationalismus

Re: Die eigentliche Genialität im Kapitalismus ...

Beitrag von Europa2050 »

Dieter Winter hat geschrieben:(07 Jul 2020, 14:10)

Bitte etwas konkreter.

Angefangen bei den punischen Kriegen (Karthager beherrschetne den westlichen Mittelmeerraum - auch wirtschaftlich), über Kreuzzüge (Araber hatten die Handelswege nach Fernost unter Kontrolle) und 30jähriger Krieg (Pfründe) bis zu den Golfkriegen - es ging immer um wirtschaftliche Interessen.

Ich darf hier vielleicht auch noch an Horst Köhler erinnern....
Ok, bei Römers konnte man einen Krieg noch so gewinnen, dass man ihn mit der Beute finanzierte, die haben ihre ganze schöne Stadt so zusammengeklaut.

Aber danach?
Nenne mir aus den von dir genannten Kriegen nur einen Sieger, der wirtschaftlich aus seinem Sieg profitierte. Von den Verlierern gar nicht zu reden...

Nein, Krieg verpulvert das Kapital und zerstört Produktionsfaktoren und Kunden. Krieg widerspricht dem Wesen des Kapitalismus. Globalisierung ist kapitalistische Antwort auf die Frage, was mit den anderen zu tun sei. Märkte vergrößern, nicht zerschiessen (Gewaltsame Öffnung von Märkten mag die regelbestätigende Ausnahme sein).

Wenn Dir das alles zu Realitätsfern erscheint - entsprechend dem Titel betrachte ich die Diskussion ja auch als eine theoretische (mit Praxisbeispielen).
Synonym für Mörder: Russland
Synonym für Verräter: USA

Kyiv still stands, but Washington has fallen :(
Benutzeravatar
Dieter Winter
Beiträge: 26439
Registriert: Freitag 6. Januar 2012, 22:08

Re: Die eigentliche Genialität im Kapitalismus ...

Beitrag von Dieter Winter »

Europa2050 hat geschrieben:(07 Jul 2020, 15:00)

Ok, bei Römers konnte man einen Krieg noch so gewinnen, dass man ihn mit der Beute finanzierte, die haben ihre ganze schöne Stadt so zusammengeklaut.

Aber danach?
Nenne mir aus den von dir genannten Kriegen nur einen Sieger, der wirtschaftlich aus seinem Sieg profitierte. Von den Verlierern gar nicht zu reden...
Die Kriegsgewinnler/Entscheidungsträger und die Zahler sind meist nicht identisch. Krupp hat vom WW1 profitiert, der Steuerzahler hat gelöhnt.... Nur als Beispiel.
Never approach a bull from the front, a horse from the rear, or an idiot from any direction.
Benutzeravatar
Europa2050
Beiträge: 10345
Registriert: Dienstag 4. März 2014, 08:38
user title: Kein Platz für Nationalismus

Re: Die eigentliche Genialität im Kapitalismus ...

Beitrag von Europa2050 »

Dieter Winter hat geschrieben:(07 Jul 2020, 15:40)

Die Kriegsgewinnler/Entscheidungsträger und die Zahler sind meist nicht identisch. Krupp hat vom WW1 profitiert, der Steuerzahler hat gelöhnt.... Nur als Beispiel.
Das Problem wäre, wenn Krupp den Weltkrieg zu seinem Nutzen entfachen hätte können, aber das haben in dem Fall andere aus nationaler Verblendung getan.

Und bezahlt haben ihn alle, auch die Sieger. 1920 war auch in GB und F der Wohlstand von 1910 weg.

Der einzige wirtschaftliche Sieger beider WK war - obwohl wirtschaftlich auch betroffen - die Schweiz, Europas Musterkapitalisten. Sie hat - mit Glück und Verstand - einfach nicht mitgespielt. (Ok, die USA haben auch profitiert, das aber damals schon mit einer irren Staatsverschuldung bezahlt).
Synonym für Mörder: Russland
Synonym für Verräter: USA

Kyiv still stands, but Washington has fallen :(
Benutzeravatar
Dieter Winter
Beiträge: 26439
Registriert: Freitag 6. Januar 2012, 22:08

Re: Die eigentliche Genialität im Kapitalismus ...

Beitrag von Dieter Winter »

Europa2050 hat geschrieben:(07 Jul 2020, 16:36)

Das Problem wäre, wenn Krupp den Weltkrieg zu seinem Nutzen entfachen hätte können, aber das haben in dem Fall andere aus nationaler Verblendung getan.

.
Na na - Kriegsziel war u. a. dass sich das D R die französischen Erzgebiete und Kolonien unter den Nagel reisst. Also durchaus kapitalistische Gründe.
Never approach a bull from the front, a horse from the rear, or an idiot from any direction.
Benutzeravatar
Europa2050
Beiträge: 10345
Registriert: Dienstag 4. März 2014, 08:38
user title: Kein Platz für Nationalismus

Re: Die eigentliche Genialität im Kapitalismus ...

Beitrag von Europa2050 »

Dieter Winter hat geschrieben:(07 Jul 2020, 19:04)

Na na - Kriegsziel war u. a. dass sich das D R die französischen Erzgebiete und Kolonien unter den Nagel reisst. Also durchaus kapitalistische Gründe.
Sicher?

Soweit mir bekannt, warein das DR und GB die einzigen Grossmächte, die in den WK1 ohne Annexionsziel gingen.
Deutschlands Ziel war eine Schwächung Russlands und Frankreichs, da man davon ausging, dass diese im Laufe der Jahre stärker als D werden könnten. In 1915 und 16 wurden dann solche imperialen Ziele entwickelt, nicht zuletzt um dem Volk das immer sinnfreiere Schlachten schmackhaft zu machen.
Ö-U wollte Herr über den Balkan werden und seinen auseinander triftenden Laden „in der Gefahr“ wieder zusammen schweißen.
R wollte Herr über alle Slawen werden, vor allem die in Ö-U.
Und F wollte 1871 tilgen und Elsass-Lothringen zurück.

Alles keine wirtschaftlichen Gründe.

Am ehesten noch GB, das D vom Markt haben wollte, aber am Ausbruch am wenigsten schuldhaft beteiligt war und lediglich eine Garantie für Belgien abgegeben hatte, die D missachtete.

Aber auch GB hat im WK mehr verloren als gewonnen und musste seine wesentlichen Kolonien (CDN, AU,NZL, SA) als Gegenleistung de facto in die Unabhängigkeit entlassen. Und war pleite, wie alle anderen..
Synonym für Mörder: Russland
Synonym für Verräter: USA

Kyiv still stands, but Washington has fallen :(
Benutzeravatar
Dieter Winter
Beiträge: 26439
Registriert: Freitag 6. Januar 2012, 22:08

Re: Die eigentliche Genialität im Kapitalismus ...

Beitrag von Dieter Winter »

Europa2050 hat geschrieben:(07 Jul 2020, 19:17)

Sicher?

..
Ziemlich. Bethmann Hollweg 09.09.1914.
Never approach a bull from the front, a horse from the rear, or an idiot from any direction.
Benutzeravatar
Europa2050
Beiträge: 10345
Registriert: Dienstag 4. März 2014, 08:38
user title: Kein Platz für Nationalismus

Re: Die eigentliche Genialität im Kapitalismus ...

Beitrag von Europa2050 »

Dieter Winter hat geschrieben:(07 Jul 2020, 19:36)

Ziemlich. Bethmann Hollweg 09.09.1914.
Ok, dachte das kam später. Hatte da Naumann und Co. als „moderate“ und Hindenburg/Ludendorff als „imperialistische“ Zielfinder im Visier.
Synonym für Mörder: Russland
Synonym für Verräter: USA

Kyiv still stands, but Washington has fallen :(
Benutzeravatar
Skull
Moderator
Beiträge: 28996
Registriert: Donnerstag 12. April 2012, 22:22
user title: woaussie
Wohnort: NRW / ST

Re: Die eigentliche Genialität im Kapitalismus ...

Beitrag von Skull »

Guten Abend,

ich möchte darum bitten, beim Thema zu bleiben.

Wenn man Verstrickungen und Beziehungen von Unternehmen und deren Eigentümer
zu vergangenen Herrschern und Herschaftssystemen diskutieren möchte...

bitte dann im Geschichtsforum.

Danke für die zukünftige Beachtung.
Man dient für Lohn und liebt sich für Geschenke
Benutzeravatar
Europa2050
Beiträge: 10345
Registriert: Dienstag 4. März 2014, 08:38
user title: Kein Platz für Nationalismus

Re: Die eigentliche Genialität im Kapitalismus ...

Beitrag von Europa2050 »

Skull hat geschrieben:(07 Jul 2020, 20:03)

Guten Abend,

ich möchte darum bitten, beim Thema zu bleiben.

Wenn man Verstrickungen und Beziehungen von Unternehmen und deren Eigentümer
zu vergangenen Herrschern und Herschaftssystemen diskutieren möchte...

bitte dann im Geschichtsforum.

Danke für die zukünftige Beachtung.
Da hast Du recht, da sind wir wohl zu tief in die Details gegangen.

Das Feature des Kapitalismus, in der reinen Lehre Krieg absolut abzulehnen halte ich allerdings schon essentiell für das Treadthema und einem Gegenbeweis anhand der Interpretation historischer Vorgänge muss diese meine These auch aushalten. In sofern versucht @DW zurecht, ihn anzubringen.

Aber wir waren glaube ich eh an dem Punkt, uns einig zu sein, nicht überein zu stimmen.
Synonym für Mörder: Russland
Synonym für Verräter: USA

Kyiv still stands, but Washington has fallen :(
Benutzeravatar
Dieter Winter
Beiträge: 26439
Registriert: Freitag 6. Januar 2012, 22:08

Re: Die eigentliche Genialität im Kapitalismus ...

Beitrag von Dieter Winter »

Europa2050 hat geschrieben:(07 Jul 2020, 20:17)

Aber wir waren glaube ich eh an dem Punkt, uns einig zu sein, nicht überein zu stimmen.
Das kann man so stehen lassen. :thumbup:

Kapitalismus führt m. M. n. über kurz oder lang zu Interessenkonflikten zwischen Nationen, da er ja auf ständiges Wachstum angewiesen ist und ab einem gewissen Punkt sich da verschiedene Player in die Quere kommen.
Never approach a bull from the front, a horse from the rear, or an idiot from any direction.
Benutzeravatar
Europa2050
Beiträge: 10345
Registriert: Dienstag 4. März 2014, 08:38
user title: Kein Platz für Nationalismus

Re: Die eigentliche Genialität im Kapitalismus ...

Beitrag von Europa2050 »

Dieter Winter hat geschrieben:(07 Jul 2020, 20:32)

Das kann man so stehen lassen. :thumbup:

Kapitalismus führt m. M. n. über kurz oder lang zu Interessenkonflikten zwischen Nationen, da er ja auf ständiges Wachstum angewiesen ist und ab einem gewissen Punkt sich da verschiedene Player in die Quere kommen.
Im reinen Kapitalismus gibt es natürlich auch keinen Merkantilismus und keinen Protektionismus.

Damit können eigentlich die Staaten nicht mehr aneinander geraten, sondern nur die Marktteilnehmer. Und dass die nicht mit Privatarmeen aufeinander losgehen - dafür sollten die Rechtsordnungen der Staaten sorgen.
Synonym für Mörder: Russland
Synonym für Verräter: USA

Kyiv still stands, but Washington has fallen :(
Benutzeravatar
Dieter Winter
Beiträge: 26439
Registriert: Freitag 6. Januar 2012, 22:08

Re: Die eigentliche Genialität im Kapitalismus ...

Beitrag von Dieter Winter »

Europa2050 hat geschrieben:(07 Jul 2020, 20:45)

Damit können eigentlich die Staaten nicht mehr aneinander geraten, sondern nur die Marktteilnehmer. Und dass die nicht mit Privatarmeen aufeinander losgehen - dafür sollten die Rechtsordnungen der Staaten sorgen.
Warum sollten Kriege nicht auch von Konzernen geführt werden? Schließlich gibt es ja auch Privatunternehmen, die entsprechende Dienste anbieten, z. B. die russische Wagner oder aus den USA Blackwater - um nur die bekanntesten Söldnerfirmen zu nennen.
Never approach a bull from the front, a horse from the rear, or an idiot from any direction.
Benutzeravatar
Europa2050
Beiträge: 10345
Registriert: Dienstag 4. März 2014, 08:38
user title: Kein Platz für Nationalismus

Re: Die eigentliche Genialität im Kapitalismus ...

Beitrag von Europa2050 »

Dieter Winter hat geschrieben:(07 Jul 2020, 22:42)

Warum sollten Kriege nicht auch von Konzernen geführt werden? Schließlich gibt es ja auch Privatunternehmen, die entsprechende Dienste anbieten, z. B. die russische Wagner oder aus den USA Blackwater - um nur die bekanntesten Söldnerfirmen zu nennen.
Ja, diese Gefahr besteht. Deshalb das unbedingte Gewaltmonopol der Staaten, diese über multilaterale Organisationen vertraglich verpflichtet.
Sonst sind wir bei Zuständen wie im Russland der 90er.
Synonym für Mörder: Russland
Synonym für Verräter: USA

Kyiv still stands, but Washington has fallen :(
Atue001
Beiträge: 4399
Registriert: Freitag 2. August 2019, 00:00

Re: Die eigentliche Genialität im Kapitalismus ...

Beitrag von Atue001 »

Grau hat geschrieben:(06 Mar 2020, 21:08)

... liegt darin begründet, dass er davon ausgeht dass sich Menschen wie Menschen verhalten.

Alle anderen Systeme sehen Menschen als Lemminge, denen nur der richtige Führer fehlt. Daher werden sie auch immer scheitern.

Habe nochmals von Anfang an gelesen......und bin über die Frage gestolpert, ob wir beim Begriff "Kapitalismus" überhaupt jeweils vom gleichen reden.....
Habe diverse Definitionen nachgelesen - und auch festgestellt, dass der Begriff gar nicht so eindeutig ist.


Die obige Aussage im ersten Statement beispielsweise würde ich so nicht zwingend sehen, weil die dem Kapitalismus zugeordente Idee des Homo Oeconomicus meiner Ansicht nach gerade nicht davon ausgeht, dass sich Menschen wie Menschen verhalten, sondern dass sich Menschen gewinnorientiert verhalten. Das ist aber eine verkürzte Annahme über menschliches Verhalten, die in der Praxis oft genug gerade nicht stimmt.

Piketty hat einen Kapitalismusbegriff, der unter anderem die Ungleichheit als (systemische) Eigenschaft des Kapitalismus beschreibt - woraus er die Forderung aufstellt, diese Ungleichheit zu begrenzen (nicht abzuschaffen!) um Verwerfungen zu vermeiden. Ungleichheit - im Sinne von Individualität - ist etwas menschliches, weil jeder Mensch sich als Individuum wahrnimmt, und sich auch individuell entwickeln möchte. Insofern ist das geniale am Kapitalismus dann doch, dass Ungleichheit im Sinne auch von Individualität zugelassen wird.
Benutzeravatar
3x schwarzer Kater
Beiträge: 25892
Registriert: Montag 26. Mai 2014, 16:25
user title: Do legst di nieda
Wohnort: Schwaben

Re: Die eigentliche Genialität im Kapitalismus ...

Beitrag von 3x schwarzer Kater »

Atue001 hat geschrieben:(07 Jul 2020, 23:47)


Die obige Aussage im ersten Statement beispielsweise würde ich so nicht zwingend sehen, weil die dem Kapitalismus zugeordente Idee des Homo Oeconomicus meiner Ansicht nach gerade nicht davon ausgeht, dass sich Menschen wie Menschen verhalten, sondern dass sich Menschen gewinnorientiert verhalten. Das ist aber eine verkürzte Annahme über menschliches Verhalten, die in der Praxis oft genug gerade nicht stimmt.
Das ist ein beliebtes Missverständnis. Im Prinzip das Gleiche, dem auch ein anderer User hier unterliegt, als er den Gewinn als die treibende Kraft des Kapitalistmus beschreibt.
Das ist aber falsch. Weder ist im Kapitalismus der Gewinn die treibende Kraft, noch geht geht das Modell des Homo Oeconomicus davon aus, dass sich der Mensch gewinnorientiert verhält.
Es ist in beiden Fällen nicht der Gewinn, sondern tatsächlich der Nutzen. Das mag für den einen oder anderen oberflächlich betrachtet das Gleiche sein. Es ist aber ein eklatanter Unterschied, der sofern man ihn erkennt, den möglichen Handlungspielraum deutlich erweitert und wesentlich zum Verstehen der Zusammenhänge beiträgt.
„Es wurde schon alles gesagt, nur noch nicht von jedem.“ (Karl Valentin)
Benutzeravatar
Dieter Winter
Beiträge: 26439
Registriert: Freitag 6. Januar 2012, 22:08

Re: Die eigentliche Genialität im Kapitalismus ...

Beitrag von Dieter Winter »

3x schwarzer Kater hat geschrieben:(08 Jul 2020, 09:28)


Es ist in beiden Fällen nicht der Gewinn, sondern tatsächlich der Nutzen. Das mag für den einen oder anderen oberflächlich betrachtet das Gleiche sein. Es ist aber ein eklatanter Unterschied, der sofern man ihn erkennt, den möglichen Handlungspielraum deutlich erweitert und wesentlich zum Verstehen der Zusammenhänge beiträgt.
Wärst Du so nett den Unterschied etwas näher zu beschreiben?

In der markteuphorischen Wahrnehmung werden Kapitalismus und Marktwirtschaft de facto gleichgesetzt. Kapitalismus wird als entbehrlicher Begriff gesehen, der aus der "sozialistischen Mottenkiste" komme.

In der marktkritischen Wahrnehmung steht Kapitalismus für ein ausschließlich an einer kapitalistischen Rationalität orientiertes Denken, das auf Profit und die optimierte Verwertung der eingesetzten Produktionsmittel abzielt, ohne dabei Aspekte der Nachhaltigkeit, der Ethik und möglicher sozialer Verwerfungen zu berücksichtigen.


https://de.wikipedia.org/wiki/Kapitalismus
Never approach a bull from the front, a horse from the rear, or an idiot from any direction.
Benutzeravatar
franktoast
Beiträge: 4611
Registriert: Sonntag 29. Juni 2014, 10:24

Re: Die eigentliche Genialität im Kapitalismus ...

Beitrag von franktoast »

Dieter Winter hat geschrieben:(07 Jul 2020, 12:55)
Naja, der Kapitalismus ist u.a auch auf billige Arbeitskräfte angewiesen (im Einkauf liegt der Gewinn). Ansonsten würde für den Unternehmer ja nichts übrig bleiben, das Kapital also keinen Profit abwerfen.
Sorry, aber das ist irrwitzig. Ein Unternehmer kauft zu Markpreisen Dinge ein, baut daraus ein Produkt und verkauft dieses zu Marktpreisen. Im Idealfall ist das neue Produkt mehr wert als die Summe der Einzelteile. Und genau das ist sein Gewinn. Schafft er es nicht, kommt ein Verlust raus. Die Marktpreise der Arbeitskraft sind nicht willkürlich, sondern hängen von Angebot und Nachfrage ab. So kann Unternehmen A womöglich viel höhere Löhne bezahlen als der Konkurrent B, jedoch trotzdem höhere Gewinne einfahren. Und nein, ein Unternehmen kann nicht einfach die Löhne so weit senken bis ein Gewinn rauskommt und denn sonst gäbe es ja gar kein unternehmerisches Risiko und jedes Unternehmen würde automatisch Gewinne einfahren.

Betrachtet man die Sache aus diesem Blickwinkel, sieht man einen möglicherweise hohen Gewinn eines Unternehmens ganz anders, oder?

Es wird jedoch trotzdem an einem Basisverständnis scheitern. Eine Frage: wenn wir beide etwas tauschen, können wir beide davon profitieren? zB. eine Krawatte gegen einen Kugelschreiber. Oder muss einer der Verlierer sein?
Ein freier Mensch muß es ertragen können, daß seine Mitmenschen anders handeln und anders leben, als er es für richtig hält, und muß sich abgewöhnen, sobald ihm etwas nicht gefällt, nach der Polizei zu rufen.
Kohlhaas
Beiträge: 13677
Registriert: Sonntag 24. Februar 2019, 19:47

Re: Die eigentliche Genialität im Kapitalismus ...

Beitrag von Kohlhaas »

Papaloooo hat geschrieben:(07 Jul 2020, 08:06)

Aber (noch) Mal nachgehakt:
Hat hier denn irgendjemand ( der Trendersteller hat einen Forumsausschluss) behauptet, dass ein ungezügelter Kapitalismus (immer noch) genial sei?
Wenn ja, bitte wer?
Nicht vergessen: den Link beigefügen!
Erinnere Dich doch bitte mal an all das, was wir beide geschrieben haben. Und schau auf den Threadtitel.

Da wird eine "Genialität" des Kapitalismus behauptet. Ich habe dem lediglich entgegen gehalten, dass Kapitalismus auch ganz handfeste negative Auswirkungen hatte und heute noch hat. Nicht mehr, nicht weniger.

Du hast in der Diskussion immer wieder auf Elemente der "demokratisch legitimierten sozialen Marktwirtschaft" verwiesen - und dabei hast Du übersehen, dass Kapitalismus ein WIRTSCHAFTSSYSTEM ist, die demokratisch legitimierte soziale Marktwirtschaft hingegen ein GESELLSCHAFTSSYSTEM. Solange Du Dir über diesen Unterschied nicht im klaren bist, macht eine Diskussion zwischen uns eigentlich keinen Sinn. Kapitalismus ist in keiner Weise "gut" oder "böse". Er ist einfach völlig indifferent. Das Wesen des Kapitalismus liegt darin, alle zur Verfügung stehenden Mittel zu nutzen, um das wesentliche Ziel (meiner Ansicht nach: Gewinn machen) zu erreichen. Als mögliche Mittel kommen dabei auch so Sachen wie Sklaverei und Krieg in Betracht. Das ist auch keine bloße Behauptung von mir, die ich mit irgendwelchen Links belegen müsste. Wer mal in ein Geschichtsbuch geschaut hat, kann ja wohl keine Zweifel an meiner Aussage haben.

Dein Einwand, dass solche schädlichen Auswüchse ja durch die soziale Marktwirtschaft unterbunden oder gedämpft würden, mag richtig sein. Hat aber eben genau nichts mit dem Wesen des Kapitalismus zu tun!
Kohlhaas
Beiträge: 13677
Registriert: Sonntag 24. Februar 2019, 19:47

Re: Die eigentliche Genialität im Kapitalismus ...

Beitrag von Kohlhaas »

franktoast hat geschrieben:(07 Jul 2020, 08:26)

Nichts. Ich frage mich nur, warum der Süden militärisch unterlegen, aber wirtschaftlich wegen der ganzen Sklaven ja vermeintlich überlegen war. Ok, bevor die Diskussion hier auf Grundschulniveau endet.
Wenn Du mir Deine Aussagen in den Mund legen willst, dann ist die Diskussion bereits auf Grundschulniveau. DU hast behauptet, der Norden sei wirtschaftlich überlegen gewesen. Ich habe das in Zweifel gezogen und auf den "Börsenwert" von Sklaven und Banken verwiesen. Wo soll ich behauptet haben, der Süden sei wirtschaftlich überlegen gewesen?

Was soll die Wirtschaftskraft der Nord- und Südstaaten überhaupt mit der jeweiligen militärischen Macht zu tun haben? Der Ausgang dieses Bürgerkriegs war ja wohl knapp genug. Auf den Schlachtfeldern stand nie von vornherein fest, wer gewinnen würde.
Der Norden war dem Süden wirtschaftlich überlegen, was aber wenig mit Sklaverei oder keine Sklaverei zu tun hatte. Der Norden hatte ein anderes Klima, andere Rohstoffe, andere Einwanderung.
Hier behauptest Du schon wieder eine Überlegenheit. Auf diese Frage kommt es aber überhaupt nicht an. Es ist völlig wurscht, ob da jemand überlegen war oder wer überlegen war. Entscheidend ist allein folgender Umstand: Die Südstaaten hatten ein KAPITALISTISCHES Wirtschaftssystem! Und dessen Basis waren SKLAVEN!
Der Kapitalsimus ist ein System, dass eine Schlussfolgerung von wenigen Grundprinzipien ist. Zum einen Freiwilligkeit, Vertragsrecht. Keiner kann zu einem Vertrag gezwungen werden, somit muss zumindest ex ante jeder Vertragsunterzeichner von eben diesem profitieren. Das betrifft alle Verträge, von Arbeitsvertrag über Kaufvertrag zu Kreditvertrag usw.
Dann sind also all die Millionen Afrikaner, die nach Amerika verschleppt wurden, nach dem Grundprinzip der Freiwilligkeit dorthin gelangt? Und bei Kreditverträgen oder Arbeitsverträgen verhandeln die Beteiligten gleichberechtigt und "auf Augenhöhe"? Das ist eine bestenfalls naive Vorstellung. Dass man im heutigen Deutschland bis zu einem gewissen Grad von "Freiwilligkeit" im Vertragsrecht ausgehen kann, ist zweifelsfrei der Fall. Das ist aber kein Merkmal des KAPITALISMUS! Es beruht auf Regeln unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung. Hier haben wir wieder den Unterschied zwischen Wirtschaftssystem und Gesellschaftssystem. Hast Du es jetzt verstanden?
Die andere Basis ist das private Eigentum bzw. Gewinnerzielungsabsicht.
Würde ich so auch nicht unterschreiben. Wie wir wissen, können auch Systeme, in denen Staatseigentum vorherrscht, ausgeprägt kapitalistisch sein.
Momentmal, Sklaverei oder auch Kinderarbeit gab es seit Anbeginn der Menschheit, von Kapitalismus redet man womöglich seit 200-300 Jahren. Als in den USA die Sklaverei abgeschafft wurde, gab es dort schon 100 Jahre Demokratie. bedeutet das, dass sich die Demokratie einen Dreck um Menschenrechte schert? Deine Verknüpfung zwischen Kapitalismus und Sklaverei halte ich für willkürlich.
Was soll willkürlich daran sein, dass ich auf den offensichtlichen Zusammenhang zwischen Sklaverei und Kapitalismus in den amerikanischen Südstaaten hinweise? Es steht doch zweifelsfrei fest, dass es diesen Zusammenhang gab. Dass Du da jetzt wieder das Thema "Demokratie" (Du erinnerst Dich, der Unterschied zwischen Wirtschafts- und Gesellschaftssystem????) reinmischen willst, ändert nichts an den historischen Fakten.

Nebenbei: Auch die amerikanischen Südstaaten waren formal demokratisch verfasst. Die Demokratie ging dort allerdings nicht so weit, auch den Sklaven z.B. ein Wahlrecht zuzugestehen. Denen wurde nicht mal der Status "Mensch" zugestanden, weil kapitalistische Interessen dagegen sprachen.,
Das kommt drauf an, wie religiös du bist und inwiefern du den Menschen als Gottes Ebenbild betrachtest ;) Ich bin sicherlich kein militanter Veganer oder so, aber warum ist es ok, andere Arten zu versklaven, aber nicht andere Menschen? Selbst da gibt es Unterschiede. Eine Kuh darf man verklaven, einen Hund zB. eher nicht, wobei sich da die Frage stellt, wie man "Sklaverei" eigentlich definiert.
Mit "Gott" oder meinen religiösen Vorstellungen hat das überhaupt nichts zu tun. Ganz ohne jede Religion bin ich der Meinung, dass es einen Unterschied zwischen Menschen und Nutzvieh gibt. Dieser Unterschied ist so grundsätzlich, dass ich den hier nichtmal weiter erläutern werde.
Kohlhaas
Beiträge: 13677
Registriert: Sonntag 24. Februar 2019, 19:47

Re: Die eigentliche Genialität im Kapitalismus ...

Beitrag von Kohlhaas »

Europa2050 hat geschrieben:(07 Jul 2020, 09:14)Vergleicht man Westeuropa vor „Erfindung“ des Kapitalismus im 15. Jhd. mit den entwickelten islamischen, indischen und chinesischen Kulturräumen, so wird man ohne weiteres feststellen, dass wir da sehr schlecht abschneiden.
Macht man den Vergleich 4-500 Jahre später, hat sich das Blatt komplett gewendet.
Und das hat letztlich die Erfindung des Kapitalismus, nachfolgend Rechtsstaat, Liberalismus und Demokratie erzeugt, während die anderen bis ins 20 Jhd., teilweise sogar bis heute in ihren stockkonservativen religiösen, Kasten- oder Beamtenorientierten Strukturen stecken geblieben sind.
Das ist eben genau die Gretchenfrage: Haben sich Rechtsstaat, Liberalismus und Demokratie tatsächlich als Folgen der kapitalistischen Wirtschaftsweise herausgebildet? Vielleicht ist das so. Wie kommt es dann aber, dass es kapitalistisch wirtschaftende Gemeinschaften gab und gibt, die sowas wie Rechtsstaatlichkeit, Liberalismus und Demokratie definitiv nicht kennen/kannten?
Benutzeravatar
Papaloooo
Beiträge: 4744
Registriert: Samstag 8. Juli 2017, 15:11
Wohnort: Nürnberg
Kontaktdaten:

Re: Die eigentliche Genialität im Kapitalismus ...

Beitrag von Papaloooo »

Kohlhaas hat geschrieben:(08 Jul 2020, 13:03)

Erinnere Dich doch bitte mal an all das, was wir beide geschrieben haben. Und schau auf den Threadtitel.

Da wird eine "Genialität" des Kapitalismus behauptet. Ich habe dem lediglich entgegen gehalten, dass Kapitalismus auch ganz handfeste negative Auswirkungen hatte und heute noch hat. Nicht mehr, nicht weniger.

Du hast in der Diskussion immer wieder auf Elemente der "demokratisch legitimierten sozialen Marktwirtschaft" verwiesen - und dabei hast Du übersehen, dass Kapitalismus ein WIRTSCHAFTSSYSTEM ist, die demokratisch legitimierte soziale Marktwirtschaft hingegen ein GESELLSCHAFTSSYSTEM. Solange Du Dir über diesen Unterschied nicht im klaren bist, macht eine Diskussion zwischen uns eigentlich keinen Sinn. Kapitalismus ist in keiner Weise "gut" oder "böse". Er ist einfach völlig indifferent. Das Wesen des Kapitalismus liegt darin, alle zur Verfügung stehenden Mittel zu nutzen, um das wesentliche Ziel (meiner Ansicht nach: Gewinn machen) zu erreichen. Als mögliche Mittel kommen dabei auch so Sachen wie Sklaverei und Krieg in Betracht. Das ist auch keine bloße Behauptung von mir, die ich mit irgendwelchen Links belegen müsste. Wer mal in ein Geschichtsbuch geschaut hat, kann ja wohl keine Zweifel an meiner Aussage haben.

Dein Einwand, dass solche schädlichen Auswüchse ja durch die soziale Marktwirtschaft unterbunden oder gedämpft würden, mag richtig sein. Hat aber eben genau nichts mit dem Wesen des Kapitalismus zu tun!
Gut dann frage ich mal gegen,
wieso du meinst, dass Genius und Moral immer ein und dasselbe sein sollten?
Auch ein trickreicher Hinterhalt kann genial sein, ist aber moralisch höchst verwerflich.
Oder denken wir mal an verschiedene Börsianer, Cum-Ex-Geschäfte, Bitcoin-Barone wie Mark Karpeles,
denen scheinbar plötzlich das Konto gehackt wurde,
"ups, alles weg, was für ein Pech aber auch!"
Nur hat es niemand geschafft, ihm etwas nachzuweisen.

Genial ist das allemal,
aber, wenn volle Absicht dahinter steckt, zugleich höchst unmoralisch.
Wir sind doch hier nicht im Trollhouse!
Benutzeravatar
Europa2050
Beiträge: 10345
Registriert: Dienstag 4. März 2014, 08:38
user title: Kein Platz für Nationalismus

Re: Die eigentliche Genialität im Kapitalismus ...

Beitrag von Europa2050 »

Kohlhaas hat geschrieben:(08 Jul 2020, 13:32)

Das ist eben genau die Gretchenfrage: Haben sich Rechtsstaat, Liberalismus und Demokratie tatsächlich als Folgen der kapitalistischen Wirtschaftsweise herausgebildet? Vielleicht ist das so. Wie kommt es dann aber, dass es kapitalistisch wirtschaftende Gemeinschaften gab und gibt, die sowas wie Rechtsstaatlichkeit, Liberalismus und Demokratie definitiv nicht kennen/kannten?
Aus der Erfahrung hat sich der Kapitalismus mit Rechtsstaat gegen den Kapitalismus ohne Rechtsstaat meist behauptet.

Was ja auch eine innere Logik hat:
Da der Kapitalist heute für morgen investiert, ist er natürlich hochgradig daran interessiert, dies da zu tun, wo ihm ein Staat auch morgen noch den Bestand seiner Rechte garantiert, unabhängig von den Launen der Regierenden.

Glücksritter und andere Risikobereite suchen natürlich auch gerne mal den schnellen Erfolg auf wackligem Grund, deswegen funktioniert Kapitalismus auch ohne Rechtsstaat, nur halt schlechter.

Das goldene Jahrhundert der Niederlande damals war eigentlich ausschließlich darauf gebaut, dass sie zu der Zeit der einzige Rechtsstaat weit und breit waren ...
Synonym für Mörder: Russland
Synonym für Verräter: USA

Kyiv still stands, but Washington has fallen :(
Kohlhaas
Beiträge: 13677
Registriert: Sonntag 24. Februar 2019, 19:47

Re: Die eigentliche Genialität im Kapitalismus ...

Beitrag von Kohlhaas »

Europa2050 hat geschrieben:(07 Jul 2020, 15:00)

Ok, bei Römers konnte man einen Krieg noch so gewinnen, dass man ihn mit der Beute finanzierte, die haben ihre ganze schöne Stadt so zusammengeklaut.

Aber danach?
Nenne mir aus den von dir genannten Kriegen nur einen Sieger, der wirtschaftlich aus seinem Sieg profitierte. Von den Verlierern gar nicht zu reden...

Nein, Krieg verpulvert das Kapital und zerstört Produktionsfaktoren und Kunden. Krieg widerspricht dem Wesen des Kapitalismus. Globalisierung ist kapitalistische Antwort auf die Frage, was mit den anderen zu tun sei. Märkte vergrößern, nicht zerschiessen (Gewaltsame Öffnung von Märkten mag die regelbestätigende Ausnahme sein).

Wenn Dir das alles zu Realitätsfern erscheint - entsprechend dem Titel betrachte ich die Diskussion ja auch als eine theoretische (mit Praxisbeispielen).
Es ist dem Kapitalismus egal, ob eine Volkswirtschaft von kapitalistischem Handeln profitiert oder nicht. Krieg ist letztlich auch nur ein Mittel, um "Waren" und "Dienstleistungen" zu verkaufen. Ein Panzer ist aus kapitalistischer Sicht ein Handelsgut, genauso wie zum Beispiel ein Eierkocher. Wer dafür bezahlt, ist dem Hersteller wurscht.

Daneben spielen noch andere Faktoren eine Rolle. Zum Beispiel der Zugang zu Rohstoffen oder Verarbeitungstechniken. So sind die inzwischen glücklicherweise beigelegten "Spannungen" zwischen Deutschland und Frankreich ("Erbfeindschaft" und so...) zu einem erheblichen Teil auf kapitalistisch motivierte Konkurrenz und Kohle und Stahl zurückzuführen gewesen. Nicht umsonst war die Montanunion die Keimzelle der Vereinigung Europas.

Es gibt eine Menge von Gründen, warum Kriege ausbrechen. Dazu gehören sehr wohl auch "kapitalistische" Interessen. Die Expansionspolitik des römischen Imperiums hast Du schon genannt. Genauso "kapitalistisch" war ein wesentlicher Teil der Völkerwanderung (Gewinnerzielung durch Raub und Krieg). Das "Geschäftsmodell" der Condottieri basierte auf Krieg als Dienstleistung. Erschreckenderweise wird dieses Geschäftsmodell heute durch "public privat partnership" für private "Militärdienstleister" wieder intensiver genutzt. Hier fangen Staaten an, sich selbst überflüssig zu machen. Dann gibt es da noch die sogenannten "failed states" wie Somalia oder Afghanistan, in denen "Warlords" durch anhaltenden Krieg reich werden (genau wie damals die "Germanen", die damals ihren Lebensunterhalt durch Krieg (Söldnerdienst, Plünderung und schließlich Landnahme in römischen Territorien) verdient haben. Das wurde damals als völlig legitimes wirtschaftliches Handeln betrachtet. Es war blanker Kapitalismus.

Aber nochmal: Es geht mir nicht darum, den Kapitalismus zu verteufeln. Ich will nur darauf hinweisen, dass Kapitalismus weder gut noch böse ist. Er ist völlig amoralisch. Genauso amoralisch wie eine geladene Pistole. Wenn die in einer Schublade rumliegt, richtet sie keinen Schaden an. Schaden entsteht erst, wenn jemand den Abzug drückt und jemand anderes dann ein hässliches Loch im Körper hat. Und selbst dann muss man noch unterscheiden, ob ein Polizist oder ein Bankräuber abgedrückt hat.

Zum wiederholten Mal: Kapitalismus ist nicht "genial". Es handelt sich nur um ein Wirtschaftssystem.
Benutzeravatar
3x schwarzer Kater
Beiträge: 25892
Registriert: Montag 26. Mai 2014, 16:25
user title: Do legst di nieda
Wohnort: Schwaben

Re: Die eigentliche Genialität im Kapitalismus ...

Beitrag von 3x schwarzer Kater »

Europa2050 hat geschrieben:(08 Jul 2020, 15:23)

Aus der Erfahrung hat sich der Kapitalismus mit Rechtsstaat gegen den Kapitalismus ohne Rechtsstaat meist behauptet.

Was ja auch eine innere Logik hat:
Da der Kapitalist heute für morgen investiert, ist er natürlich hochgradig daran interessiert, dies da zu tun, wo ihm ein Staat auch morgen noch den Bestand seiner Rechte garantiert, unabhängig von den Launen der Regierenden.

Glücksritter und andere Risikobereite suchen natürlich auch gerne mal den schnellen Erfolg auf wackligem Grund, deswegen funktioniert Kapitalismus auch ohne Rechtsstaat, nur halt schlechter.

Das goldene Jahrhundert der Niederlande damals war eigentlich ausschließlich darauf gebaut, dass sie zu der Zeit der einzige Rechtsstaat weit und breit waren ...
Die Frage war ja grundsätzlich falsch gestellt. Wenn man sich die zwei Grundprinzipien des Kapitalismus mal genau ansieht, nämlich die dezentrale Ressourcenallokation und das Eigentum an Ressourcen und Produktionsmitteln, dann wird man feststellen, dass diese Grundprinzipien zutiefst demokratisch sind. Und die Frage, die man sich stellen muss ist nicht die, warum es kapitalistisch wirtschaftende Gemeinschaften gibt, die sowas wie Demokratie, Liberalismus oder Rechtsstaatlichkeit nicht kennen. Viel wichtiger ist in diesem Zusammenhang die Tatsache, dass es keine Demokratie gibt, die nicht auch kapitalistisch ist. Der Kapitalismus gehört zur Demokratie praktisch dazu.
„Es wurde schon alles gesagt, nur noch nicht von jedem.“ (Karl Valentin)
Kohlhaas
Beiträge: 13677
Registriert: Sonntag 24. Februar 2019, 19:47

Re: Die eigentliche Genialität im Kapitalismus ...

Beitrag von Kohlhaas »

Papaloooo hat geschrieben:(08 Jul 2020, 14:26)

Gut dann frage ich mal gegen,
wieso du meinst, dass Genius und Moral immer ein und dasselbe sein sollten?
Auch ein trickreicher Hinterhalt kann genial sein, ist aber moralisch höchst verwerflich.
Oder denken wir mal an verschiedene Börsianer, Cum-Ex-Geschäfte, Bitcoin-Barone wie Mark Karpeles,
denen scheinbar plötzlich das Konto gehackt wurde,
"ups, alles weg, was für ein Pech aber auch!"
Nur hat es niemand geschafft, ihm etwas nachzuweisen.

Genial ist das allemal,
aber, wenn volle Absicht dahinter steckt, zugleich höchst unmoralisch.
Dann musst Du die gleiche "Genialität" auch dem Kommunismus oder dem Raubsystem von irgendwelche Warlords oder Drogenbaronen zubilligen. Wenn es bei der Frage nach "Genialität" nur um "Effizienz" aus Sicht der Gewinner geht, dann ist fast jede menschliche Gesellschaftsform und Wirtschaftsweise "genial". Ausnehmen kann man dann nur egalitäre Stammesgesellschaften - und selbst die nur bedingt.

Das ist aber alles nicht unser Thema. Thema ist hier die angebliche "eigentliche Genialität" des Kapitalismus. Und Du hast hier schonmal behauptet, diese Genialität liege darin, mich auf die Palme zu bringen. Diese Definition hat die Debatte keinen Zentimeter weiter gebracht. Du hast genau NICHTS geschrieben, was die Genialität des Kapitalismus belegen würde.

Wo soll ich übrigens geschrieben haben, dass Genius und Moral identisch sein sollen? Ich verweise doch die ganze Zeit darauf, dass Du Vorgänge, die in unserer Gesellschaft als zutiest unmoralisch gelten, als "genial" verteidigst.

Da sind wir dann wieder bei Deiner Weigerung, zwischen Wirtschafts- und Gesellschaftssysthemen zu unterscheiden.
Benutzeravatar
franktoast
Beiträge: 4611
Registriert: Sonntag 29. Juni 2014, 10:24

Re: Die eigentliche Genialität im Kapitalismus ...

Beitrag von franktoast »

Kohlhaas hat geschrieben:(08 Jul 2020, 13:28)

Wenn Du mir Deine Aussagen in den Mund legen willst, dann ist die Diskussion bereits auf Grundschulniveau. DU hast behauptet, der Norden sei wirtschaftlich überlegen gewesen. Ich habe das in Zweifel gezogen und auf den "Börsenwert" von Sklaven und Banken verwiesen. Wo soll ich behauptet haben, der Süden sei wirtschaftlich überlegen gewesen?

Was soll die Wirtschaftskraft der Nord- und Südstaaten überhaupt mit der jeweiligen militärischen Macht zu tun haben? Der Ausgang dieses Bürgerkriegs war ja wohl knapp genug. Auf den Schlachtfeldern stand nie von vornherein fest, wer gewinnen würde.
ja du hast Recht. Militärische Stärke hat nur bedingt etwas mit der Wirtschaftskraft zu tun. Nordkorea verwendet zB. 25% des BIPs für das Militär und hat somit eine relativ starke Armee.
Hier behauptest Du schon wieder eine Überlegenheit. Auf diese Frage kommt es aber überhaupt nicht an. Es ist völlig wurscht, ob da jemand überlegen war oder wer überlegen war. Entscheidend ist allein folgender Umstand: Die Südstaaten hatten ein KAPITALISTISCHES Wirtschaftssystem! Und dessen Basis waren SKLAVEN!
Ok, Kapitalismus und es gab Sklaven. Ob es die "Basis" war, weiß ich nicht. Kommt auf die Definition an. War nicht Sauerstoff die Basis, denn den braucht man zum Atmen.
Dann sind also all die Millionen Afrikaner, die nach Amerika verschleppt wurden, nach dem Grundprinzip der Freiwilligkeit dorthin gelangt?

Nein, auf keinen Fall.
Und bei Kreditverträgen oder Arbeitsverträgen verhandeln die Beteiligten gleichberechtigt und "auf Augenhöhe"?
Kommt auf die Definition von "Augenhöhe" an. Verhandelt ein potentielle Käufer eines BMWs auf Augenhöhe mit dem BMW-Händler? Falls der Händler einen Informationsvorteil gegenüber dem Käufer hat, hat der Arbeitnehmer einen Informationsvorteil gegenüber dem Arbeitgeber? (Stichwort: Weiß mein Arbeitgeber, dass ich in meiner Arbeitszeit gerade diesen Beitrag verfasse?)
Das ist eine bestenfalls naive Vorstellung. Dass man im heutigen Deutschland bis zu einem gewissen Grad von "Freiwilligkeit" im Vertragsrecht ausgehen kann, ist zweifelsfrei der Fall. Das ist aber kein Merkmal des KAPITALISMUS! Es beruht auf Regeln unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung. Hier haben wir wieder den Unterschied zwischen Wirtschaftssystem und Gesellschaftssystem. Hast Du es jetzt verstanden?Würde ich so auc nicht unterschreiben. Wie wir wissen, können auch Systeme, in denen Staatseigentum vorherrscht, ausgeprägt kapitalistisch sein.
Kommt wiederum auf die Definition an. "Kapitalismus" ist ein Kampfbegriff, der auch in den USA zb. anders definiert wird und einen anderen Klang hat.

In der Regel ist das Privateigentum an Produktionsmittel jedoch eine Kerneigenschaft des Kapitalismus. Die DDR würde ich nicht als kapitalistisch bezeichnen, auch wenn sie andere Eigenschaften des Kapitalismus angestrebt hat (zB. Kapitalakkumulation).
https://de.wikipedia.org/wiki/Kapitalismus
Was soll willkürlich daran sein, dass ich auf den offensichtlichen Zusammenhang zwischen Sklaverei und Kapitalismus in den amerikanischen Südstaaten hinweise? Es steht doch zweifelsfrei fest, dass es diesen Zusammenhang gab. Dass Du da jetzt wieder das Thema "Demokratie" (Du erinnerst Dich, der Unterschied zwischen Wirtschafts- und Gesellschaftssystem????) reinmischen willst, ändert nichts an den historischen Fakten.

Nebenbei: Auch die amerikanischen Südstaaten waren formal demokratisch verfasst. Die Demokratie ging dort allerdings nicht so weit, auch den Sklaven z.B. ein Wahlrecht zuzugestehen. Denen wurde nicht mal der Status "Mensch" zugestanden, weil kapitalistische Interessen dagegen sprachen.,
Warum? Es gab Kapitalismus und Sklaverei, also folgerst du, dass es da einen Zusammenhang gibt. Und wenn es nun Demokratie und Sklaverei gibt, erkennst du aber keinen Zusammenhang. Demokratie im Grundbegriff bedeutet auch nicht, dass alle Menschen bestimmte Freiheiten hätten. Demokratie bedeutet, dass die Mehrheit regiert. Auch eine freiheitlich demokratischen Grundordnung bedeutet nicht, dass automatisch alle Menschen diese Freiheiten hätten. Wir sind mit diesem Verständnis aufgewachsen und es gibt nur wenige Menschen, die dem widersprechen würden, dass alle Menschen diese Rechte haben. Aber wenn demokratisch entschieden würde, dass alle Menschen, deren Vorname mit A beginnt, absofort allen Menschen mit B dineen müssen, wäre das Demokratie.

Mit "Gott" oder meinen religiösen Vorstellungen hat das überhaupt nichts zu tun. Ganz ohne jede Religion bin ich der Meinung, dass es einen Unterschied zwischen Menschen und Nutzvieh gibt. Dieser Unterschied ist so grundsätzlich, dass ich den hier nichtmal weiter erläutern werde.
na sicher gibt es einen Unterschied. Es gibt aber auch einen Unterschied zwischen Menschen, deren Vorfahren aus Afrika stammen und Menschen, deren sehr, sehr, sehr weite Vorfahren aus Afrika stammen (Weiße). Und jetzt? Ich verstehe nicht, warum du dich da versteifst. Es gibt nun mal in den meisten Ländern einen gesellschaftlichen Konsens, dass alle erwachsenen Menschen unabhängig von der Hautfarbe vor dem Gesetz gleich sind. Und wenn es einen Konsens gäbe, dass Menscehn mit roter Haarfarbe nun Sklaven wären, dann wäre das eben auch so. Demokratie eben.
Ein freier Mensch muß es ertragen können, daß seine Mitmenschen anders handeln und anders leben, als er es für richtig hält, und muß sich abgewöhnen, sobald ihm etwas nicht gefällt, nach der Polizei zu rufen.
Benutzeravatar
Papaloooo
Beiträge: 4744
Registriert: Samstag 8. Juli 2017, 15:11
Wohnort: Nürnberg
Kontaktdaten:

Re: Die eigentliche Genialität im Kapitalismus ...

Beitrag von Papaloooo »

Kohlhaas hat geschrieben:(08 Jul 2020, 15:44)

Dann musst Du die gleiche "Genialität" auch dem Kommunismus oder dem Raubsystem von irgendwelche Warlords oder Drogenbaronen zubilligen. Wenn es bei der Frage nach "Genialität" nur um "Effizienz" aus Sicht der Gewinner geht, dann ist fast jede menschliche Gesellschaftsform und Wirtschaftsweise "genial". Ausnehmen kann man dann nur egalitäre Stammesgesellschaften - und selbst die nur bedingt.

Das ist aber alles nicht unser Thema. Thema ist hier die angebliche "eigentliche Genialität" des Kapitalismus. Und Du hast hier schonmal behauptet, diese Genialität liege darin, mich auf die Palme zu bringen. Diese Definition hat die Debatte keinen Zentimeter weiter gebracht. Du hast genau NICHTS geschrieben, was die Genialität des Kapitalismus belegen würde.

Wo soll ich übrigens geschrieben haben, dass Genius und Moral identisch sein sollen? Ich verweise doch die ganze Zeit darauf, dass Du Vorgänge, die in unserer Gesellschaft als zutiest unmoralisch gelten, als "genial" verteidigst.

Da sind wir dann wieder bei Deiner Weigerung, zwischen Wirtschafts- und Gesellschaftssysthemen zu unterscheiden.
Oh je, du bist aber nachtragend!
Das habe ich nur geschrieben, weil du dich wieder und wieder an den Begriffen:
Genialität in Verbindung mit Kapitalismus aufreibst.
Wenn es dir helfen kann, dann bitte ich um Entschuldigung.

Nun ich würde etwas nicht "genial" bezeichnen,
wenn es nicht auf bloßer Unterdrückung und Gewalt(-androhungen) funktioniert,
und darin der Erfolg liegt.
Denn daran ist ja nichts Geniales.
Man benötigt Macht, Waffen, Gefolgschaft und schon kann es losgehen,
andere klein zuhalten und selbst groß zu werden.

Wikipedia z.B. bezeichnet Kapitalismus so:
"Kapitalismus bezeichnet zum einen eine spezifische Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung, zum anderen eine Epoche der Wirtschaftsgeschichte."

Man sollte auch nicht vergessen, dass der Industriekapitalismus erst die technische Revolution ermöglichte.
Es wurde Kapital in Visionen gesteckt.
Ohne diese wären wir heute alle noch weitgehend Selbstversorger
und mit Medizin sähe es ganz schön mau aus.
Ohne die Bündelung von Kapital in der Hoffnung, dass dabei was Erfolgversprechendes herauskommt,
hättest du jetzt auch keinen Computer.

Dass das Ganze auch moralische Schattenseiten hat, ist unbestritten.
Aber ohne das Kapital und Menschen, die geschickt damit umgehen konnten,
wäre die Menschheit nicht bis zu diesem Level gekommen.
Wir sind doch hier nicht im Trollhouse!
Kohlhaas
Beiträge: 13677
Registriert: Sonntag 24. Februar 2019, 19:47

Re: Die eigentliche Genialität im Kapitalismus ...

Beitrag von Kohlhaas »

Papaloooo hat geschrieben:(08 Jul 2020, 16:08)

Oh je, du bist aber nachtragend!
Das habe ich nur geschrieben, weil du dich wieder und wieder an den Begriffen:
Genialität in Verbindung mit Kapitalismus aufreibst.
Wenn es dir helfen kann, dann bitte ich um Entschuldigung.
Ich bin weder nachtragend noch reibe ich mich irgendwo auf. Ich diskutiere einfach nur über das Stangthema. Und da gibt es nunmal eben den behaupteten Zusammenhang zwischen "Kapitalismus" und "Genialität". Und ich finde es nicht witzig, wenn mir ideologische Verblendung unterstellt wird, weil ich genau diesen Zusammenhang bezweifele.

Es bleibt Dir unbenommen, den Kapitalismus für "genial" zu halten und alle Fakten, die nachweisbar dagegen sprechen, zu ignorieren. Wäre nur nett, wenn Du mit dem Versuch aufhören würdest, mir irgendeine ideologische Voreingenommenheit zu unterstellen, für die Du keinerlei Belege vorweisen kannst.
Benutzeravatar
Papaloooo
Beiträge: 4744
Registriert: Samstag 8. Juli 2017, 15:11
Wohnort: Nürnberg
Kontaktdaten:

Re: Die eigentliche Genialität im Kapitalismus ...

Beitrag von Papaloooo »

Kohlhaas hat geschrieben:(08 Jul 2020, 16:40)

Ich bin weder nachtragend noch reibe ich mich irgendwo auf. Ich diskutiere einfach nur über das Stangthema. Und da gibt es nunmal eben den behaupteten Zusammenhang zwischen "Kapitalismus" und "Genialität". Und ich finde es nicht witzig, wenn mir ideologische Verblendung unterstellt wird, weil ich genau diesen Zusammenhang bezweifele.

Es bleibt Dir unbenommen, den Kapitalismus für "genial" zu halten und alle Fakten, die nachweisbar dagegen sprechen, zu ignorieren. Wäre nur nett, wenn Du mit dem Versuch aufhören würdest, mir irgendeine ideologische Voreingenommenheit zu unterstellen, für die Du keinerlei Belege vorweisen kannst.
Ähhmmm, geht das jetzt mal bitte sachlich?
Ich habe dir keine Verblendung vorgeworfen.
Ich sagte nur, dass Kapitalismus durchaus gute Seiten hat,
ohne das Kapital und Menschen, die es mutig einsetzen, denn sie könnten es ja beim Einsatz auch verlieren,
schaffen sie Möglichkeiten, die es ohne das Kapital nicht gäbe.
Wie würdest du denn eine Fabrik aufbauen die irgend etwas produziert, wenn das Kapital fehlt?
Entweder du hast das Kapital selbst, oder du überzeugst andere davon, dass es klappt und beteiligst diese in Zukunft am Gewinn.

Und nochmal ich schrieb doch wiederholt, dass das auch Schattenseiten hat, wieso liest du das denn nicht?
Oder wieso überliest du das so gerne?
Wir sind doch hier nicht im Trollhouse!
Kohlhaas
Beiträge: 13677
Registriert: Sonntag 24. Februar 2019, 19:47

Re: Die eigentliche Genialität im Kapitalismus ...

Beitrag von Kohlhaas »

franktoast hat geschrieben:(08 Jul 2020, 15:46)Ok, Kapitalismus und es gab Sklaven. Ob es die "Basis" war, weiß ich nicht. Kommt auf die Definition an. War nicht Sauerstoff die Basis, denn den braucht man zum Atmen.
Darüber hinaus braucht man noch H2O, Kohlenstoffmoleküle, Spurenelemente, Vitamine, .... Die Aufzählung ließe sind schier endlos fortsetzen. Auch das ist aber völlig egal bezogen auf unsere Diskussion. Oder willst Du behaupten, dass die Menschen in den Nordstaaten all das nicht brauchten?

Es geht doch hier um ein offensichtlich kapitalistisches Wirtschaftssystem in den Südstaaten. Wenn Du nicht weißt, ob Sklaverei in den Südstaaten der USA die Basis des Wirtschaftssystems war, dann könntest Du Dich ja einfach mal über die Hintergründe informieren, ehe Du mir nachsagst, auf "Grundschulniveau" zu argumentieren.
Kommt wiederum auf die Definition an. "Kapitalismus" ist ein Kampfbegriff, der auch in den USA zb. anders definiert wird und einen anderen Klang hat.
Blödsinn! "Kapitalismus" ist kein "Kampfbegriff". Es gibt dafür ganz klare wissenschaftliche Definitionen. Die kennst Du offensichtlich nicht. Das ist aber Dein Problem. Laste das nicht mir an.
In der Regel ist das Privateigentum an Produktionsmittel jedoch eine Kerneigenschaft des Kapitalismus.
Wann nimmst Du endlich mal zur Kenntnis, dass das Beispiel "China" das Gegenteil belegt?

Da befindet sich der größte Teil des Kaptials und der Produktionsmittel in Staatseigentum. Und trotzdem ist das Wirtschaftssystem so kapitalistisch wie es nur sein kann.
Warum? Es gab Kapitalismus und Sklaverei, also folgerst du, dass es da einen Zusammenhang gibt. Und wenn es nun Demokratie und Sklaverei gibt, erkennst du aber keinen Zusammenhang.
Kleiner Tipp: Du solltest erst lesen, dann denken, danach verstehen. Und erst hinterher kannst Du sinnvolle Urteile fällen. Ich habe nirgendwo behauptet, dass es einen ursächlichen Zusammenhang zwischen Kapitalismus und Sklaverei gibt. Ich habe lediglich darauf hingewiesen, dass Kapitalismus nachgewiesenermaßen ganz ungeniert auch Sklaverei zur Gewinnmaximierung nutzen kann. Sogar nachweisbar genutzt hat! Willst Du das bestreiten?

Dein durchsichtiger Versuch, das jetzt wieder mit "Demokratie" zu verknüpfen, ist völlig daneben. Ich weiß inzwischen nicht mehr, wie oft ich das geschrieben habe, aber vielleicht verstehst ja auch Du das irgendwann: Kapitalismus ist die Bezeichnung für ein WIRTSCHAFTSSYSTEM. Demoratie ist die Bezeichnung für ein GESELLSCHAFTSSYSTEM.

Wenn Du unwillig oder unfähig bist, den Unterschied zu verstehen, ist jede weitere Diskussion sinnfrei.
Kohlhaas
Beiträge: 13677
Registriert: Sonntag 24. Februar 2019, 19:47

Re: Die eigentliche Genialität im Kapitalismus ...

Beitrag von Kohlhaas »

Papaloooo hat geschrieben:(08 Jul 2020, 16:50)

Ähhmmm, geht das jetzt mal bitte sachlich?
Ich habe dir keine Verblendung vorgeworfen.
Ich sagte nur, dass Kapitalismus durchaus gute Seiten hat,
Ich sage die ganze Zeit nur, dass Kapitalismus auch durchaus schlechte Seiten hat.

Und Du "konterst" mit dem Hinweis, die Genialität des Kapitalismus würde darin liegen, mich auf die Palme zu bringen. Willst Du das jetzt als "sachliche" Aussage verkaufen? Für wie verblödet hälst Du mich oder die anderen Nutzer dieses Forums
Benutzeravatar
Papaloooo
Beiträge: 4744
Registriert: Samstag 8. Juli 2017, 15:11
Wohnort: Nürnberg
Kontaktdaten:

Re: Die eigentliche Genialität im Kapitalismus ...

Beitrag von Papaloooo »

Kohlhaas hat geschrieben:(08 Jul 2020, 17:02)

Ich sage die ganze Zeit nur, dass Kapitalismus auch durchaus schlechte Seiten hat.

Und Du "konterst" mit dem Hinweis, die Genialität des Kapitalismus würde darin liegen, mich auf die Palme zu bringen. Willst Du das jetzt als "sachliche" Aussage verkaufen? Für wie verblödet hälst Du mich oder die anderen Nutzer dieses Forums
Weil es dich doch offensichtlich auf die Palme bringt, oder nicht?
Also lag ich doch damit gar nicht so falsch.
Würde es dich nicht auf die Palme bringen, würdest du zur Sachlichkeit zurückkehren.
Reagierst du aber emotional, so gibst du mir damit doch nur recht.
Verständlich?

Außerdem hab ich vorher geschrieben, dass ich mich dafür entschuldige, wenn es dir helfen kann.

Aber wieso denn nicht anerkennen, dass der Kapitalismus gute und schlechte Seiten hat,
und das hat nichts damit zu tun, ob er aus deiner Sicht nun genial ist, oder auch nicht.
Wir sind doch hier nicht im Trollhouse!
Benutzeravatar
Dieter Winter
Beiträge: 26439
Registriert: Freitag 6. Januar 2012, 22:08

Re: Die eigentliche Genialität im Kapitalismus ...

Beitrag von Dieter Winter »

franktoast hat geschrieben:(08 Jul 2020, 12:49)

Sorry, aber das ist irrwitzig.
Nö, das ist lediglich die Essenz allen BWL Geschwurbels. Der Unternehmer ist gut beraten weniger auszugeben, als einzunehmen. Si. Wirecard...
Never approach a bull from the front, a horse from the rear, or an idiot from any direction.
Benutzeravatar
Dieter Winter
Beiträge: 26439
Registriert: Freitag 6. Januar 2012, 22:08

Re: Die eigentliche Genialität im Kapitalismus ...

Beitrag von Dieter Winter »

Papaloooo hat geschrieben:(08 Jul 2020, 17:08)

Aber wieso denn nicht anerkennen, dass der Kapitalismus gute und schlechte Seiten hat,
und das hat nichts damit zu tun, ob er aus deiner Sicht nun genial ist, oder auch nicht.
Genial finde ich Monopoly. Nichts veranschaulicht den Kapitalismus besser und eindringlicher. Und das ohne viel Gesabbel und theoretische Endlospamphlete.
Never approach a bull from the front, a horse from the rear, or an idiot from any direction.
Benutzeravatar
Europa2050
Beiträge: 10345
Registriert: Dienstag 4. März 2014, 08:38
user title: Kein Platz für Nationalismus

Re: Die eigentliche Genialität im Kapitalismus ...

Beitrag von Europa2050 »

Kohlhaas hat geschrieben:(08 Jul 2020, 15:27)

...

Zum wiederholten Mal: Kapitalismus ist nicht "genial". Es handelt sich nur um ein Wirtschaftssystem.
Ich fürchte, wir sprechen (schreiben) von unterschiedlichen Dingen.

Du sprichst vom - in verschiedenen Ausprägungen - existierenden Wirtschaftssystem „Kapitalismus“. Das kann gar nicht genial sein, das ist einfach da, weil es sich so durchgesetzt hat, da bin ich bei dir.

Ich spreche von der Idee „Kapitalismus“ (TM Jacob Fugger):

Das, was ich mir heute durch Arbeit, Geistesblitze, kluges Handeln oder auch Enthaltsamkeit schaffe, verändert morgen mein Leben positiv. Es ist mein (Zukunfts-) Kapital.

Ich brauche dazu keinen Gott, keinen mir gnädigen Herrscher und auch kein Kollektiv. Ich brauche dazu nur leidlich stabile Verhältnisse. Und es ist prinzipiellauch egal, wo ich herkomme, wer ich bin.

Und das war genial und hat Europa aus dem mittelalterlichen Tiefschlaf erweckt, planmäßiges Forschen und Entdecken ermöglicht und wie schon beschrieben die Gesellschaften tiefgreifend und nachhaltig verändert.

Natürlich hat sich diese Idee in Kontakt mit der realen Welt in tausende Realisierungen zersplitterte, manche davon durchaus auch unschön, die meisten durchaus praktikabel und sinnstiftend.

Aber die Idee war genial.
Synonym für Mörder: Russland
Synonym für Verräter: USA

Kyiv still stands, but Washington has fallen :(
Kohlhaas
Beiträge: 13677
Registriert: Sonntag 24. Februar 2019, 19:47

Re: Die eigentliche Genialität im Kapitalismus ...

Beitrag von Kohlhaas »

Papaloooo hat geschrieben:(08 Jul 2020, 17:08)

Weil es dich doch offensichtlich auf die Palme bringt, oder nicht?
Also lag ich doch damit gar nicht so falsch.
Was mich auf die Palme bringt, ist nicht die angebliche "Genialität" des Kapitalismus, sondern die Ignoranz von Diskussionsteilnehmern, die offensichtliche und empirisch nachgewiesene "Schäden", die durch den Kapitalismus erzeugt wurden, pauschal leugnen und den Hinweis auf diese Schäden als ideologisch motiviert bezeichnen.

Wenn Du den Kapitalismus tatsächlich für "genial" hältst, dann liefer doch mal Argumente für diese angebliche "Genialität". Es reicht nicht, einem Kritiker der "Genialität" lediglich kommunistische Gesinnung nachzusagen. Und wie jetzt schon x-mal dargelegt: Dein Problem liegt darin, dass Du den Unterschied zwischen Wirtschaftsweise und Gesellschaftssystem einfach nicht verstanden hast und anscheinend auch nicht verstehen willst.
Antworten