Sören74 hat geschrieben:(24 Jun 2020, 11:17)
Gerade das Beispiel Israel zeigt doch (auch wenn ich die Ursachen nicht kenne), trotz niedrigster Infektionszahlen kann man sich nicht sicher sein, dass das Virus für immer weg bleibt. Also wenn niedrige Infektionszahlen kein Garant sind, dass das so bleibt, muss man in der Wirtschaft und im öffentlichen Leben immer mit Handbremse fahren. Da stellt sich schon die Frage, welcher wesentliche Vorteil es wäre, statt 300 Neuinfektionen nur 100 am Tag zu haben.
Das Problem ist, dass der Mensch prinzipiell dafür gebaut ist, linear zu fühlen. Und da ist 100 halt weniger als 300. Also ist der Zustand „100“ auch sicherer als der Zustand „300“.
Nun haben wir es aber nach wie vor mit einem exponentiellen Problem zu tun, zudem aufgrund der niedrigen Gesamtzahlen mit einem stochastischen.
Und da ist „100“ eben nicht viel besser als „300“, weil es genauso keine Sicherheit bietet und der Aufwand, es zu erreichen exponentiell zunimmt, aber binnen eines Ereignisses zerstört sein kann.
Was uns letztlich fehlt, ist ein Ziel. Frage hier zehn Leute, welche Anzahl von Neuinfektionen bei welchen Einschränkungen wünschenswert wären. Du wirst zehn verschiedene Antworten bekommen.
Da wären die Politiker gefordert. Nun mag es anfangs angesichts der unklaren Lage schwierig gewesen sein, sich festzulegen.
„Keiner muss sterben, weil er nicht versorgt werden kann“ war der Anfang. Daraus folgte dann“Hammer und Dance“. Beides wurde binnen Wochen mit Bravour erreicht.
Danach schwenkte man auf „erstmal runter von dem hohen Zahlen„. Auch erreicht. Bis dahin trugen 95% der Bevölkerung das auch motiviert mit.
Die nächste Stufe - Ausrottung - wird nun gefordert, aber wirkliche Aussagen, ob und zu welchem Preis man das will, sagt keiner. Nicht zuletzt, weil dieses Ständige „Gut, ihr habt das Ziel erreicht, jetzt kommt das nächsthöhere“ (zum Beispiel eines Herren Lauterbach) viele Leute langsam frustriert. Das ist etwas für Leistungssportler, aber nicht für Otto Normaldeutscher. Der will, wenn er ein Ziel erreicht hat, nicht eine Zielerhöhung, sondern eine Belohnung.
Bei aller Anerkennung der schwierigen und oft unklaren Faktenlage für die Politiker und der Tatsache, dass die „anderen“ meist viel schlechter agiert haben, als „unsere“ - Da fehlt einfach etwas Verlässlichkeit.