Elmar Brok hat geschrieben:(15 Jun 2020, 14:38)
Deine völlige Abwehrhaltung gegenüber einem differenzierten Bild auf Ghandi, Churchill und co. ist irrational.
Ich habe überhaupt nichts gegen ein differenziertes Bild. Typischerweise bindet man dazu die Meinung von Historikern ein. Ich erwarte kein differenziertes Bild, welches auf politischen Druck, hervorgerufen von einem wilden Mob fußt, welcher sich benachteiligt fühlt, bzw. die Benachteiligung anderer anprangert.
Jeder Historiker weiß, dass der Kontext der Zeit eben nicht alles entschuldigt. Ihn als Schutzschild gegen jede Kritik zu benutzen, missbraucht die eigentlich Idee/das eigentliche Konzept dahinter. Auch im Kontext der Zeit können Aussagen übermäßig rassistisch, antisemitisch oder frauenfeindlich sein. Was der Lebensstil der Aktivisten mit der eigentliche Frage zu tun haben soll? Keine Ahnung. Billiger Ablenkungsversuch. Nennt man sowas nicht Whataboutism?
Die Personen um die es geht wurden bereits eingehend beurteilt. Genau das prägt unser heutiges Bild dieser Leute. Man kann natürlich versuchen eine Neubewertung vorzunehmen. Aktuell wird allerdings eher versucht Statuen zu demolieren um beim kleinsten Verdacht auf Rassismus einen Anlass zu haben Denkmäler zu zerstören.
Das ist kein Prozess der Vergangenheitsbewältigung, das ist Zerstörungswut und egozentrischer Mob, der sich über öffentliches Eigentum hinwegsetzt.
Ich kann übrigens auch historische Persönlichkeiten an heutigen Maßstäben bewerten. Ich muss halt nur wissen, was für eine Aussagekraft das hat und welche Konsequenzen diese Bewertung zulässt.
Richtig, das hat nämlich keine Aussagekraft. Personen der Vergangenheit haben ihre Handlung auf Basis der damaligen Zeit gemacht. Wer dann das Lebensgefühl späterer Zeit in die Bewertung einfließen lässt, der hat damit typischerweise nur eines vor: zu manipulieren und zu diffamieren, aber eben nicht der Person eine faire Bewertung zukommen zu lassen.
Vor zwei Tagen schrieb ich: "Ich habe das Gefühl, dass dieser Diskurs leider von den beiden Lagern (Alles-mit-Sklaven-abreißen und Alles-Bleibt-so-wie-es-ist) nicht erwünscht ist.Sondern es diesen eher um ein schlichtes Durchsetzen geht, anstatt auf einen Kompromiss hinzuarbeiten." Ich fühle mich bestätigt.
Jederzeit darf die Rolle bestimmter Personen hinterfragt werden. Aber bitte nicht auf Druck eines interessengeleiteten Mobs! Wenn Denkmäler entfernt werden, dann nicht, weil 50 Chaoten sich das als Freizeitbeschäftigung ausgesucht haben, sondern weil Stadtverwaltungen das so beschließen, als Endprodukt einer angemessenen Geschichtsaufarbeitung, die ein faires Urteil erlaubt.