JJazzGold hat geschrieben:(13 Jun 2020, 13:56)
Werden wir uns als Gesellschaft denn einigen können? Momentan habe ich eher das Gefühl, dass ich hinzunehmen habe, wie die jeweilige Perönlichkeit, der man ein Denkmal setzte, zu betrachten ist und wenn mir diese, in der Regel auf einen schlichten Nenner heruntergebrochene Betrachtung nicht gefällt, ich bereits als gesellschaftlicher Paria gelten soll.
Meine Betrachtung der Person Ghandis beginnt in Südafrika, als Alle, die nicht eindeutig weiß waren im Apartheidsstaat unter “coloured = minderwerig“ verbucht und gehandhabt wurden.
Der User imp verbucht Ghandi nur unter Leuteschinder.
Wie Sie dazu stehen, weiß ich nicht.
Ich fürchte, dass ich mich in der Betrachtung diverser Persönlichkeiten im Kontext der historischen Periode, denen Denkmäler gesetzt wurden, ggfls ausserhalb dieses “wir“ befinden werde. Was zwangsläufig einen Konflikt hervorrufen würde, denn auch ich bin Teil dieser Gesellschaft.
Ich halte schon den Diskurs für eine Errungenschaft. Das Hinterfragen davon, wie wir historische Persönlichkeit in der Gesellschaft darstellen/welches Bild wir vermitteln und ob/inwiefern dieses Bild mit dem der Forschung übereinstimmt. Wichtig ist, dass ein solcher Diskurs nicht ideologisch und mit Ergebnisoffenheit geführt wird (Damit meine ich zum Einen diejenigen, die zB Bismarck-Denkmäler aus politischen Gründen abreißen wollen. Aber auch solche, die jede Veränderung, sei es auf Namen, Denkmäler oder eben das vermittelte Bild bezogen, als Geschichtsfälschung bezeichnen).
Welches Bild wir von Ghandi, Columbus oder von Luther haben und ob diese eben auch der "Realität" entsprechen. Zum Beispiel war für mich Columbus lange Zeit der mutige Entdecker, der auf der Suche nach Indien, immer Richtung Westen, Amerika entdeckte. Und irgendeine Ei-Anekdote. So oder so ähnlich dürften die Assoziationen Vieler zu Columbus sein. Auch zu Ghandi wird ein ziemlich einseitig-positives Bild vermittelt. Sich jetzt zu fragen, ob dieser Umgang und diese Erinnerung richtig ist, ist für mich zentral. Wir müssen uns die Frage stellen, welches Verhalten aus dem historischen Kontext entschuldbar ist und welches eben nicht. So ein Diskurs muss überhaupt nicht darin enden, dass wir Feiertage abschaffen, Denkmäler abreißen und bestimmte Kinderbücher verbieten. Er kann aber an Feiertagen andere inhaltliche Schwerpunkte setzen, Denkmäler mit Tafel versehen usw.
Ich persönlich habe zu Ghandi keine eindeutige Positionierung. Dazu weiß ich viel zu wenig. Ich bin aber der Meinung, dass das über ihn vermittelte Bild, die "Realität" stark verzerrt.
Ich habe das Gefühl, dass dieser Diskurs leider von den beiden Lagern (Alles-mit-Sklaven-abreißen und Alles-Bleibt-so-wie-es-ist) nicht erwünscht ist.Sondern es diesen eher um ein schlichtes Durchsetzen geht, anstatt auf einen Kompromiss hinzuarbeiten.