Unité 1 hat geschrieben:(04 Jan 2020, 17:21)
Erwartungsgemäß gibt es keine keine konkrete Antwort, denn die wäre aufschlussreich.
"Naddy" schrieb vom Wunsch nach einer Gesellschaft, in der
"ein gemeinsames Interesse Aller" noch definiert werden könne. Wie kann man sich denn das vorstellen, ein
gemeinsames Interesse aller, also kein Interesse, das jeder für sich hat und dem der anderen ähnelt oder sich äquivalent verhält, sondern eines, das mit den anderen Gesellschaftsmitgliedern
geteilt wird. Also nichts, was verbindet, sind selbst die bindende Klammer ist. Auf der Indivualabene ist das nicht denkbar. Auf der Begriffsebene ebenfalls. Sichi, Sichi. Wir alle wollen Gerechtigkeit,
unser gemeinsamens Interesse! Nur, die verschiedenen Vorstellungen vom Begriff Gerechtigkeit verweisen auf unterschiedliche Interessen. Ein berüchtigtes Beispiel ist der Wunsch, Gruppe x mit Gruppe y in einen Sack zu stecken und draufloszuknüppeln. Nun mag dieser Wunsch nach explosiver Gewalt tatsächlich verbindenden Charakter haben. Allein: Universell ist das nicht. Solidarität? Ist erstens so 90er und zweitens betrifft die Unklarheit auch hier die inhaltliche Dimension, was konkret sich daruntervorzustellen ist und wie weit sie reichen sollte. Die krasse Einschränkung von Bürgerrechten in Hamburg juckt die aufrechten Bürger jedenfalls nicht - trifft ja die richtigen.
Wie könnte es also konkret definiert werden, dieses
"gemeinsames Interesse Aller", sofern es sich tatsächlich um mehr als eine Phrase handeln sollte. Was haben alle Gesellschaftsmitglieder gemeinsam, aus dem sich ein Interesse ableiten lässt, dass auch noch von allen geteilt wird, und zwar auf eine Weise, die über gleiche/ähnliche/äquivalente Interessen hinausweisen, denn sonst wären wir ja wieder beim
gemeinsamen Interesse Aller als Phrase gelandet (mangels Unterscheidbarkeit). Damit fallen die gesamten Vernunftsinteressen raus, die sind individuell und vor allem heute existent. Welches Interesses kann denn so gemeinschaftsstiftend sein, dass sie als gesellschaftliche Klammer fungieren kann (sic!)? Nun, das Deutsche Interesse passte erstaunlich gut in diesen Gedanken, nicht? Alleine die Verquickung der gemein- und gesellschaftlichen Ebene
(gemeinsames, eine Gesellschaft konstituierendes Interesse) ist hierfür ein starkes Indiz. Natürlich könnte das auch auf andere Heilsversprechen angewandt werden: die Errichtung eines Himmelsreichs auf Erden, die klassenlose Gesellschaft, die arische Reinheit des deutschen Volkes.
Welcher Kollektivgedanke da Pate stand - darum sollte es nicht gehen, sondern darum, dass es einer (allerbestenfalls) paternalistischen Gesellschaft vorbehalten ist,
"ein gemeinsames Interesse Aller" zu definieren. Oder wie wird das sonst nochmal ermittelt? Hm?