Atue001 hat geschrieben:(15 Jul 2020, 00:39)
Was genau ist der Vorteil, wenn es KEIN Tempolimit gibt?
Der durchschnittlicher Autofahrer fährt in aller Regel nicht mehr als 30km am Stück. Der Zeitvorteil auf 30km bezogen auf eine DURCHSCHNITTSGESCHWINDIGKEIT von 200 zu 130 (km/h) liegt bei 8 Minuten - ich bin ehrlich gespannt, wer mir das Märchen erzählen will, dass man ganz realistisch 15 Minuten lang auf irgendeiner Straße in Deutschland mit Durchschnitt 200 km/h fahren kann......ist die Geschwindigkeitsdifferenz aber geringer, wird der Zeitvorteil geringer....und nähert sich bei real existierendem Verkehr ziemlich genau NULL! Selbst in dem von mir skizzierten unrealistischen Beispiel beträgt der zeitliche Gewinn des Rasers gerade mal 8 Minuten - realistisch ist aber, dass auf typsichen Strecken der Zeitvorteil ohne Tempolimit doch recht nahe bei NULL liegt.
Deshalb:
Wenn der Verkehrssektor wirksam auf die VEREINBARTEN KLIMAZIELE einzahlen soll, ist ein Tempolimit eine sehr einfache Maßnahme um recht schnell (!) Fortschritte zu erzielen. Dieser Diskussionspunkt ist vor allem physikalischen Gesetzmäßigkeiten geschuldet.
Übertreiben muss man es dabei nicht - ein Tempolimit 130 ist ein äußerst vernünftiger Kompromiss zwischen schnell ankommen, und noch halbwegs ökologisch unterwegs sein. Drängler und Raser, die gerne mal auch mit 180 und mehr unterwegs sind, können faktisch im normalen Verkehr keinen wesentlichen Zeitvorteil auf normalen Strecken erreichen, wenn sie versuchen deutlich schneller als 130 zu fahren. Umgekehrt ist längst bewiesen, dass ein Tempolimit gerade in potentiellen Stausituationen dazu führt, dass Verkehr gleichmäßiger fließt.
Ein Tempolimit 130 ist insofern auch alles andere als eine Drohung - es ist ein SEGEN für gestreßte Autofahrer gegen das Geschwindigkeitsrauschbedürfnis einiger weniger.
Wenn ein Tempolimit nicht durchsetzbar ist, sollte man darüber nachdenken, ob man die heute schon realen Einschränkungen des Versicherungsschutzes bei Unfällen bei höheren Geschwindigkeiten nicht einfach per Gesetz manifestiert. Jeder darf dann noch schneller fahren - aber hat keinen (!) Versicherungsschutz mehr - weil die Allgemeinheit schließlich nicht für rasende Spinner aufkommen muss. Man kann das auch mit einer gewissen Toleranz und Abstufungen regeln - unvernünftiges Verhalten darf und kann und sollte Konsequenzen haben.
Vernünftige Menschen halten sich heute schon an das Gebot von 130 km/h - allen anderen gehört die Frage gestellt, was genau sie so aufgeilt, wenn sie schneller fahren. Sofern es jugendliches Ungestüm, oder Midlife-Crisis-Durchpowern ist, gehören die Betroffenen halt auf die Bank eines Psychaters. Mit Ratio hat das nämlich nichts zu tun.
Wir brauchen eigentlich kein Tempolimit - nur Vernunft! Weil es zu viele gibt, die nicht vernünftig sind, muss man genau für die Unvernünftigen ein Tempolimit einführen. Es gibt kein wirklich rationales Argument, warum im Straßenverkehr höhere Geschwindigkeiten als 130 km/h wirklich sinnvoll sind.
Höchstgeschwindigkeiten sollten sich an sinnvollen physikalischen Größen orientieren - und gerne darf die Formel 1 im Sport auch weiterhin ohne Tempolimit auskommen, aber im normalen Verkehr sind 130 km/h auf Autobahnen eine absolut gerechtfertigte Obergrenze.