Cat with a whip hat geschrieben:(13 May 2020, 18:10)
Nach ihrer Argumentation wäre dann schon vor dem Höhepunkt des Infektionsgeschehens im März die Messsystematik rasant verändert worden, weil dort auch nicht proportional zur schnell anwachsenden Zahl der Infizierten mehr getestet wurde.
In Bayern wurde z.B. die Testkapazität erst Anfang April um etwa 14% recht schnell aufgestockt. Da hat man auch keinen sprunghaften Anstieg ihres vermuteten Effekts festgestellt. Die Postivrate verhält sich auch zeitlich proportional mit der Zahl der Infizierten. Da ist nichts verzerrt.
Im wesentlich gabs ja auch keine Änderung der Messsystematik. Es waren jederzeit genügen Testkapazitäten vorhanden um die Verdachtsfälle zu erfassen und es wurden zu keiner Zeit Massentests an Symptomlosen gemacht. Und die Testkapazitäten waren jederzeit ungefähr gleich und die Chance mit der Zeit mehr aus dem Dunkelfeld abzugreifen ist bei einer sehr geringen Durchseuchung daher vernachlässigbar. Fertig, aus die Maus.
Das ist immer noch keine Erklärung. Wenn man ja keine Massentest an Symptomlosen machen, werden logischerweise ja nur Menschen getestet, die tatsächlich Symptome aufweisen. Und eben im Nachgang zu festgestellten Infektionen auch noch Kontaktpersonen der Infizierten. Wenn daran nichts geändert wird, müsste die Anzahl der Tests mit der Anzahl der Infizierten sinken, weil ja weniger Menschen Symptome aufweisen. Die Anzahl der Tests sinkt aber nicht signifikant. Also muss logischerweise die Auswahl der zu testenden Personen heute anders erfolgen als z.B. noch vor 4 Wochen.
Zu deinem ersten Punkt. In KW 12 wurde die Anzahl der Tests im Vergleich zu KW 11 massiv erhöht und zwar nahezu verdreifacht. Das korreliert durchaus mit dem hohen Anstieg der Fallzahlen in KW 12 und 13. Vermutlich gab es in diesen beiden Wochen auch einen Nachholeffekt durch die Abarbeitung von aufgelaufenen Tests, die den Anstieg etwas stärker erscheinen lassen, als er tatsächlich war. Hier stellt sich die Frage inwieweit das im Nowcasting schon berücksichtigt wurde. Hier gab es wohl gerade am Anfang Unschärfen.
Was dein Beispiel mit Bayern angeht. Ich denke das kann man so nicht beurteilen. Der Ausbau der Testkapazitäten in Bayern muss ja nicht mit Infektionen in Bayern korrelieren, da bayerische Ärzte ja auch Testkapazitäten außerhalb Bayerns nutzen (und umgekehrt). Ein Umstand auf den das bayerische Gesundheitsministerium in ihren Berichten hinweist, weil die Differenz zwischen den Neuinfektionen in Bayern und den Testdaten aus bayerischen Labors doch erheblich ist.