NicMan hat geschrieben:(27 Apr 2020, 23:58)
Ich kann mich da nur wiederholen: So genau können wir den R eigentlich nicht bestimmen. Sören verlinkt ja beispielsweise immer die TU Ilmenau-Seite. Die haben dort genauso massive Expertise, kommen aber dennoch, basierend auf unterschiedlichen Modellierungsgrundannahmen, zu anderen Werten. Erst wenn wir über 1-2 Wochen, unter verschiedenen Modellannahmen, Werte über 1 haben, würde ich das für valide halten und gegensteuern. Zeit genug zum korrigieren ist da.
In meinem Studium habe ich sehr häufig in Simulationsstudien untersucht, wie gut gewisse Schätzmethoden noch abschneiden, wenn deren Modellgrundannahmen verletzt werden. Das Ergebnis ist eher ernüchternd und zeigt, dass man Nachkommastellen ab einem gewissen Grad nicht mehr völlig ernst nehmen kann

Habe ich das Ganze richtig verstanden, dass das veröffentlichte R ein Zukunftswert sein soll, d.h. die Anzahl der Menschen, die ein heute infizierter infizieren wird?
Das wäre dann natürlich schon ein Unterschied zu @Sörens gleitenden Durchschnittswerten oder meinem „Quotienten“.
Müssten die Leute vom RKI, wenn sie einen solchen Zukunftswert ermitteln, dann nicht die Wirkung der letzten Lockerungen, aber auch der verstärkten Maskennutzung mit einkalkulieren? Und wie sollen sie das, wenn es dafür ja keinerlei Erfahrungswerte gibt?
Zudem, wenn dem so ist, wäre das veröffentlichte R von 1 Ja schon inklusive der Auswirkung der Lockerungen und angenommener Lockerungen der nächsten Woche?
Denn eines ist klar: Aus dauerhaft und (bis auf den Wochentagseffekt) regelmäßig fallenden Zahlen und einem ebenso steigenden Quotienten „Aktive Fälle/Neuinfektionen“ ein R=1 zu zaubern, grenzt an Magie.
Insgesamt halte ich es auch für unseriös, mit Zahlen zu steuern und diese zu veröffentlichen, die selbst kundige Dritte (Mathematiker) nicht schlüssig erklären können und Otto-Normalverbraucher nur staunend hinnehmen kann. Ein Controller, der so agiert, wäre seinen Job schnell los.
Und: Das hätte ich genauso geschrieben, wenn z.B. ein R von unter 0,5 hingeklatscht worden und „Juhu, alles wieder gut“ propagiert worden wäre.