Kohlhaas hat geschrieben:(16 Apr 2020, 12:07)
Richtig. Im Zweifel könnte es letztlich irgendwann um die Frage der Haftung gehen.
Dann haben sie es ja endlich kapiert dass niedrige Zinsen der Eurobonds etwas mit der Haftung der Nordländer zu tun haben. Na immerhin.
Das steht aber im Moment gar nicht im Raum.
Selbstverständlich steht das aktuell im Raum.
Im Moment kann man davon ausgehen, dass die Länder, die über Eurobonds Kredite aufnehmen, diese Kredite auch selbst wieder zurückzahlen. Das ist sogar im Falle Griechenlands gelungen.
Da sollten sie sich mal mit den Rettungspaketen für Griechenland beschäftigen. Griechenland hat bisher nur die Hilfskredite von EZB und IWF mit Zins und Tilgung bedient. Zins und Tilgung der Rettungspakete für die am Ende die Steuerzahler der Eurozone haften werden erst stufenweise beginnen. Im zweiten Rettungspaket hat Griechenland 2012 130 Mrd € erhalten, die Zinszahlung beginnt aber erst 2022, die Tilgung noch später. Im 3. Rettungspaket hat Griechenland 2015 62 Mrd € erhalten, die Tilgung beginnt erst 2033 und geht bis in die 50er Jahre hinein. Selbstverständlich nur falls Griechenland zu den genannten Zeitpunkten auch über die entsprechenden finanziellen Möglichkeiten verfügt. Sollte das nicht der Fall sein, und durch weitere pandemiebedingte Hilfskredite ist das bereits absehbar, werden die Termine zur Bedienung der Schulden noch weiter nach hinten geschoben. Und mit Italien wird das nicht anders laufen. Ob die Eurozone-Steuerzahler dieses Geld jemals zurückbekommen ist mehr als fraglich.
Tatsächlich ist es so, dass die reichen Euroländer mittels Eurobonds den ärmeren Südländern zu zinsgünstigen Krediten verhelfen können. Für Italien z.B. würden die Zinsen erheblich sinken, für Deutschland würden sie ein bisschen steigen. Das ist zunächst mal alles.
Damit würde man Fässer ohne Boden öffnen, so bescheuert werden die Nordländer nicht sein.
Ich kann nicht verstehen, was daran so schlimm sein soll. Als es vor ein paar Jahren in der Finanzkrise darum ging, angeschlagene Banken zu retten, sind riesige Milliardenbeträge in die "Märkte" gepumpt worden. Dafür bezahlen wir alle heute noch zum Beispiel dadurch, dass wir für unser Erspartes kaum noch Zinsen bekommen. Und jetzt, da es darum geht, Staaten vor dem Zusammenbruch zu bewahren, fangen wir plötzlich an zu knausern? So kann die EU nicht funktionieren. Es muss in der jetzigen Situation Solidarität in der Gemeinschaft geben.
Die Solidarität drückt sich bereits durch die drei vereinbarten Finanzierungsquellen aus. Und falls Italien der Meinung ist die Staatsverschuldung ist zu hoch sollte es wie Griechenland einen Schuldenschnitt machen. In Griechenland mussten die Gläubiger 2012 auf 107 Mrd € verzichten, da sollte Italien problemlos einen Schuldenschnitt von 300 Mrd € hinbekommen.