Selina hat geschrieben:(05 Apr 2020, 13:14)
Du hattest es ja vorhin selbst angesprochen. Das Ganze ist eine spannende wirtschafts-ethische und politische Frage, schaut man mal übern eigenen Tellerrand hinaus (damit meine ich auch mich selbst). Im Grunde gehts in der Corona-Krise mal zugespitzt darum: Profit (Gewinn/Umsatz/Rendite) versus Leben. Ein modernes Wirtschaftssystem ist aber nur dann akzeptabel, wenn es den Profit nicht über den Menschen stellt. Das hat absolut nichts mit irgendeinem Wunsch zu tun, vielleicht lieber wieder im gescheiterten "real existierenden Sozialismus" leben zu wollen. Diese Vergleiche mit einem vor 30 Jahren untergegangenen System bringen nichts. Niemand will so etwas wiederhaben. Worum es aber geht, ist: Kann es so etwas wie einen "Kapitalismus mit menschlichen Antlitz" geben? Als Ökonom und Vorstand eines Dax-Unternehmens müsste man sagen, nein, es geht um Gewinne, um "Wertentwicklung auf dem Aktienmarkt". Als sozial orientierter Politiker sagt man dagegen: Ja, das geht, das muss gehen. Wie kann es dann aber sein, dass Krankenhäuser kaputtgespart werden? Zu diesem Kommentar von mir (siehe oben) hast du nichts gesagt. Es ist aber ein entscheidendes Kriterium für die Qualität eines Gesellschaftssystems, wie gut genau die Bereiche aufgestellt sind, die unmittelbar "Dienst am Menschen" tun. Und da siehts halt schlecht aus. Siehe Personalmangel in der Pflege (KH, Heime), siehe Pflege und Medizin als Wirtschaftsfaktor, "je mehr Operationen, desto besser; ist wirtschaftlicher für ein Krankenhaus" und dergleichen mehr. Hubertus Heil (SPD) erkennt das allmählich. Dazu hat er offenbar erst die Corona-Krise gebraucht, um das zu sehen. Hier nochmal der Link dazu:
https://www.tagesschau.de/inland/corona ... r-101.html
Dann sind wir uns ja einig - Du hast nichts zu meiner Frage gesagt, ob es die OBI‘s dieser Welt sind, die momentan Stress sind, oder die Menschen, die unbedingt in einen Baumarkt wollen und dafür nach B-W fahren.
Und ich nicht zur KKH-Thematik. Dann will ich das mal nachholen, natürlich mit einer Frage

:
Nimm mal an, du bist KKH-Manager. Du hast zwei Alternativen:
- Nichts investieren, weder in Personal noch Material, Kosten sparen -> Qualitätsverluste hinnehmen
- Investieren, in Personal und Material, Aufwände erzeugen -> höhere Qualität (Sicherheit) erreichen.
So weit, so gut. Wir alle wollen, dass Du die Alternative 2 wählst...
Nun die Frage:
Wirst Du das eher in einem System, da du die Patienten (Kunden) zugeteilt bekommst und per Fallpauschale abrechnest, egal wie gut deine Leistung war?
Oder
In einem System in dem ein Teil von Patienten die Leistungen direkt und etwas teuerer bezahlt, dafür aber auch die Wahl hat, das Krankenhaus seiner Wahl aufzusuchen und dich somit für fehlende Qualität abzustrafen?
Natürlich ist das total vereinfacht, soll auch keine Aussage á la „So und nicht anders“ sein, nur zum Nachdenken anregen...
Schönen Sonntag noch ...