Sammelstrang: ÖR (Öffentlich-rechtlicher Rundfunk)

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Teeernte
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Re: Sammelstrang: ÖR (Öffentlich-rechtlicher Rundfunk)

Beitrag von Teeernte »

Selina hat geschrieben:(28 Feb 2020, 18:51)

Naja, die alte Forderung (stammt, glaube ich, ursprünglich von Nannen), dass sich ein Journalist mit keiner Sache gemein machen sollte, auch nicht mit einer "guten", ist sehr interpretierbar. Wenn in einer bestimmten ostdeutschen Tageszeitung ein ganz bestimmter hervorragender Journalist nicht sehr direkt und immer wieder rechtsextreme Tendenzen und Ereignisse beschreiben und kommentieren würde, so, dass es einigen Leuten richtig weh tut, dann gäbe es in der Redaktion keinen anderen, der das so machen würde. Und eine wichtige Stimme wäre nicht vorhanden. Diesem Journalisten wird auch oft "Einmischen" und "Mitmachen" vorgeworfen. Andere Leute, ich auch, sagen jedoch: Gut, dass es solche Journalisten noch gibt. Sie werden weniger. Schaut man sich aber die gesamte Gilde in allen möglichen Blättern an, dann ist die politische Vielfalt schon durchaus noch gegeben. Und so solls ja auch sein.

Demonstrationsverbot für Journalisten halte ich für Quatsch. Denn auch sie sind politisch unterschiedlich denkende und handelnde Menschen.
Es ist ein UNTERSCHIED - ob man über TAGESGESCHEHEN Berichtet .....

Oder

Tagesgeschehen Kommentiert ....

Genau so wie man über den Werbeartikel auf der SELBEN Seite NICHT in einem Kommentar schreiben sollte..... und die Werbung mit "WERBUNG" abgrenzen SOLLTE -
ist es mit dem KOMMENTAR - vom wem auch immer genau so zu halten.

Klar ist - wenn der Staatsanwalt seine POLITISCHE Ansicht in einer Presseerklärung vermittelt - die Presse im BERICHT nichts anderes schreiben kann.

------------------------------------------------------------------------

Bei aller ach so tollen Berichterstattung sollte der Schreiberling berücksichtigen - dass das RECHT immer GLEICH gesprochen sein soll zu jeder ZEit gegen JEDERMANN, an JEDEM ORT.

Geht der Journalist BERICHTERSTATTEN - hat er eine gut sichtbare WARNWESTE. (PRESSE) Hat er die nicht an - ist er Störer oder ist "GEHEIM" unterwegs - mit dem RISIKO ordentlich auf die Klappe zu bekommen. (Die Ausrüstung ist ja IMMER versichert....gegen Gas Wasser und SCH...)

https://www.fireandrescue-shop.de/perso ... druck.html

Gelb ist SICHERHEIT - die würd ich nicht nehmen...

Geht er Demonstrieren - ist er PRIVAT - .
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Selina
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Re: Sammelstrang: ÖR (Öffentlich-rechtlicher Rundfunk)

Beitrag von Selina »

Teeernte hat geschrieben:(28 Feb 2020, 19:27)

Es ist ein UNTERSCHIED - ob man über TAGESGESCHEHEN Berichtet .....

Oder

Tagesgeschehen Kommentiert ....

Genau so wie man über den Werbeartikel auf der SELBEN Seite NICHT in einem Kommentar schreiben sollte..... und die Werbung mit "WERBUNG" abgrenzen SOLLTE -
ist es mit dem KOMMENTAR - vom wem auch immer genau so zu halten.

Klar ist - wenn der Staatsanwalt seine POLITISCHE Ansicht in einer Presseerklärung vermittelt - die Presse im BERICHT nichts anderes schreiben kann.

------------------------------------------------------------------------

Bei aller ach so tollen Berichterstattung sollte der Schreiberling berücksichtigen - dass das RECHT immer GLEICH gesprochen sein soll zu jeder ZEit gegen JEDERMANN, an JEDEM ORT.

Geht der Journalist BERICHTERSTATTEN - hat er eine gut sichtbare WARNWESTE. (PRESSE) Hat er die nicht an - ist er Störer oder ist "GEHEIM" unterwegs - mit dem RISIKO ordentlich auf die Klappe zu bekommen. (Die Ausrüstung ist ja IMMER versichert....gegen Gas Wasser und SCH...)

https://www.fireandrescue-shop.de/perso ... druck.html

Gelb ist SICHERHEIT - die würd ich nicht nehmen...

Geht er Demonstrieren - ist er PRIVAT - .
Ich hatte meinen Text gerade noch ergänzt (siehe oben): Ein Journalist nimmt selbstverständlich nicht an einer Demo aktiv teil, über die er berichtet. Ist mit dem Berufsethos gar nicht vereinbar. Aber ein generelles Demoverbot für Journalisten ist Quatsch. Und den Unterschied zwischen Bericht und Kommentar kennen auch alle Journalisten. So, wie der Bäcker den Unterschied zwischen Brot und Brötchen kennt. Ist Handwerkszeug.
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Re: Sammelstrang: ÖR (Öffentlich-rechtlicher Rundfunk)

Beitrag von Teeernte »

Selina hat geschrieben:(28 Feb 2020, 19:55)

Ich hatte meinen Text gerade noch ergänzt (siehe oben): Ein Journalist nimmt selbstverständlich nicht an einer Demo aktiv teil, über die er berichtet. Ist mit dem Berufsethos gar nicht vereinbar. Aber ein generelles Demoverbot für Journalisten ist Quatsch. Und den Unterschied zwischen Bericht und Kommentar kennen auch alle Journalisten. So, wie der Bäcker den Unterschied zwischen Brot und Brötchen kennt. Ist Handwerkszeug.
:thumbup:

Für Seine Rechte muss er immer wieder Demonstrieren....auch für die vielen Inhaftierten Journalisten - die für uns ihr Leben riskieren.

- und hier kann er sogar als Teilnehmer berichten !


....aber als Baumbesetzer im Hambi ist ein Journalist nur privat .
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Re: Sammelstrang: ÖR (Öffentlich-rechtlicher Rundfunk)

Beitrag von Alster »

Sören74 hat geschrieben:(26 Feb 2020, 10:13)

Hast Du den Artikel eigentlich gelesen? Das Wort "neutral" kommt da nur dreimal vor. Bezogen auf das Schweizer Fernsehen heißt es nur: "Sandro Brotz ist eines der wichtigsten Gesichter des Schweizer Fernsehens. Er ist Moderator und stellvertretender Redaktionsleiter der investigativen Polit-Sendung "Rundschau", besonders bekannt für seine harten Live-Interviews. Auch über die anstehende Abstimmung hat in der "Rundschau" neutral und ausgewogen berichtet, so wie es sich für den öffentlichen Rundfunk gehört."

"so wie es sich ... gehört", ist die Aussage des Autors, ohne wirklich zu schreiben, inwieweit die Neutralität des Schweizer Fernsehens tatsächlich vorgeschrieben ist.
Du hast Den Diskussionsfaden verloren. Im Beitrag von Sören74 » Mi 26. Feb 2020, 09:27 hast Du der Fliege widersprochen, dass der D-ÖR neutral und ausgewogen zu sein habe. Du schriebst da ginge es nur um den SRF. Du scheinst wohl der Meinung zu sein, dass nur der neutral und ausgewogen zu sein habe.
Richtig zumindest: der SRF hält sich zumindest eher als der D-ÖR an Recht und Gesetz.
dies ist keine Rechtsberatung sondern nur meine persönliche Meinung
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Re: Sammelstrang: ÖR (Öffentlich-rechtlicher Rundfunk)

Beitrag von Alster »

tarkomed hat geschrieben:(26 Feb 2020, 10:39)

de.wikipedia.org gilt für den gesamten deutschsprachigen Raum.
der Deinerseits zitierte Artikel hat seine Auffassung über die Ausrichrtung der NZZ insbesondere auch durch Statements aus D untersetzt.
dies ist keine Rechtsberatung sondern nur meine persönliche Meinung
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Re: Sammelstrang: ÖR (Öffentlich-rechtlicher Rundfunk)

Beitrag von Sören74 »

Alster hat geschrieben:(29 Feb 2020, 10:07)

Du hast Den Diskussionsfaden verloren. Im Beitrag von Sören74 » Mi 26. Feb 2020, 09:27 hast Du der Fliege widersprochen, dass der D-ÖR neutral und ausgewogen zu sein habe. Du schriebst da ginge es nur um den SRF. Du scheinst wohl der Meinung zu sein, dass nur der neutral und ausgewogen zu sein habe.
Richtig zumindest: der SRF hält sich zumindest eher als der D-ÖR an Recht und Gesetz.
Ich glaube Du scheinst da was zu verwechseln. Der Autor in dem Zeitungsartikel sprach von neutral. Das ist aber immer noch kein Beweis dafür, dass es eine gesetzliche Vorgabe für Neutralität des ÖR gibt. Mit dem Schweizer Fernsehen kenne ich mich selbst wenig aus, ich weiß nur, dass es diese Neutralitätsvorgabe von Seiten des deutschen Gesetzgebers nicht gibt. Und bisher hat hier im Thread auch niemand eine entsprechende Verordnung oder Gesetzesvorgabe verlinkt. :)
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Re: Sammelstrang: ÖR (Öffentlich-rechtlicher Rundfunk)

Beitrag von tarkomed »

Alster hat geschrieben:(29 Feb 2020, 10:11)

der Deinerseits zitierte Artikel hat seine Auffassung über die Ausrichrtung der NZZ insbesondere auch durch Statements aus D untersetzt.
Woran hast du es erkannt? Die Statements können auch aus Österreich stammen.
Gib dich nicht so, dass alle andern dich für etwas halten, was du nicht sein willst.
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Re: Sammelstrang: ÖR (Öffentlich-rechtlicher Rundfunk)

Beitrag von Amun Ra »

Selina hat geschrieben:(27 Feb 2020, 16:39)

Neutralität gibt es nicht. Jeder Sender und jeder Verlag hat ein politisches (oder auch fachliches) Profil. Und kein einziger strebt irgendeine Art von Neutralität an. Das wäre auch gar nicht machbar.
Das ist ja aber gerade einer der Kritikpunkte an den ÖRR. Wenn der ÖRR keine Neutralität garantieren kann, warum soll ihn dann der Einzelne finanzieren? Warum zum Beispiel soll ein Atheist oder ein Muslim den Fernsehgottesdienst mitfinanzieren? Reicht es nicht, eine der reichsten Organisationen auf diesem Planeten zu sein? Müssen die Kirchen jetzt auch noch mit den Rundfunkgebühren Werbung in eigener Sache machen?

Neutralität wäre in Sachen zwangsfinanzierter Rundfunkanstalten eine dringend gebotene Eigenschaft. Und ich stimme dir überein, absolute Neutralität kann es nicht geben. Aber selbst davon ist der ÖRR ja meilenweit entfernt.
Und auch nicht wünschenswert. ...
Starkes Stück. Mal so freiweg zu behaupten, Neutralität in der Berichterstattung (um nur ein Beispiel zu nennen) sei nicht wünschenswert... Dir ist schon klar, dass eine neutrale und unabhängige Presse einer der Grundpfeiler einer jeden gesunden Demokratie ist? Wie kann man dann behaupten, Neutralität wäre "nicht wünschenswert"?!?!
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Re: Sammelstrang: ÖR (Öffentlich-rechtlicher Rundfunk)

Beitrag von jack000 »

Amun Ra hat geschrieben:(01 Mar 2020, 19:11)
Neutralität wäre in Sachen zwangsfinanzierter Rundfunkanstalten eine dringend gebotene Eigenschaft. Und ich stimme dir überein, absolute Neutralität kann es nicht geben. Aber selbst davon ist der ÖRR ja meilenweit entfernt.
So ist es, die geben sich ja nicht mal Mühe das zu vertuschen. Alleine die Sendung über das Tempolimit war eine einige Popagranda gegen Abschnitte ohne Tempolimit ohne das es auch nur den Hauch einer Chance gegeben hätte, dass man ich aus den "Informationen" jemals eine gegenteilige Sicht der Dinge bilden hätte können wie der Ersteller dieses Beitrags bereits im Titel klar und unmissverständlich mitteilt: Es gibt nur eine Wahrheit => seine Wahrheit!
Starkes Stück. Mal so freiweg zu behaupten, Neutralität in der Berichterstattung (um nur ein Beispiel zu nennen) sei nicht wünschenswert...
Solange das in eine bestimmte Richtung läuft gibt es natürlich entsprechende Gruppierungen die natürlich keinerlei Interesse an Neutralität haben.

Es ist nun mal ein Zwangssystem bei dem in dem Selbstbedienungsladen sämtliche Schamgrenzen gefallen sind und wer was daran zu kritisieren hat, wird medial entsprechend niedergemacht und in eine bestimmte Ecke gestellt.
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Re: Sammelstrang: ÖR (Öffentlich-rechtlicher Rundfunk)

Beitrag von Sören74 »

Amun Ra hat geschrieben:(01 Mar 2020, 19:11)
Neutralität wäre in Sachen zwangsfinanzierter Rundfunkanstalten eine dringend gebotene Eigenschaft.
Ich bezweifle das zwar, aber gut, wie würdest Du Neutralität im öffentlich-rechtlichen Rundfunk umsetzen?
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Re: Sammelstrang: ÖR (Öffentlich-rechtlicher Rundfunk)

Beitrag von H2O »

Sören74 hat geschrieben:(01 Mar 2020, 23:09)

Ich bezweifle das zwar, aber gut, wie würdest Du Neutralität im öffentlich-rechtlichen Rundfunk umsetzen?
Ich vermute, daß die Forderung nach Neutralität eine anhaltende Parteilichkeit im Sinne politischer Parteien anspricht. Da müßte es so etwas wie zeitliche Ausgewogenheit geben, die sich zeitlich im Verlauf einer Woche so ungefähr am Abstimmergebnis der von einer Sendeanstalt typisch erfaßten Region festmacht.

Neutralität kann aber nicht heißen, Verletzungen der Regeln des gesellschaftlichen Zusammenlebens tot zu schweigen oder parteipolitisch unangenehme Tatsachen nicht an zu sprechen. Da muß letzten Endes ein Gericht bemüht werden, wenn vorsätzlich eine Unwahrheit verbreitet wird. Die Wahrheit kann an sich nie parteiisch sein, wohl aber dem Ansehen von Menschen öffentlich schaden. Tja, da wäre die Forderung nach "Neutralität" wohl eher das dreiste Ansinnen, die Wahrheit nicht bekannt zu machen.
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Re: Sammelstrang: ÖR (Öffentlich-rechtlicher Rundfunk)

Beitrag von jack000 »

Sören74 hat geschrieben:(01 Mar 2020, 23:09)

Ich bezweifle das zwar, aber gut, wie würdest Du Neutralität im öffentlich-rechtlichen Rundfunk umsetzen?
Wie wäre es, wenn man es wenigstens mal versucht? Das es nicht mal den Versuch dazu gibt, wurde hier ja schon geklärt ...
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Selina
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Re: Sammelstrang: ÖR (Öffentlich-rechtlicher Rundfunk)

Beitrag von Selina »

Amun Ra hat geschrieben:(01 Mar 2020, 19:11)

Das ist ja aber gerade einer der Kritikpunkte an den ÖRR. Wenn der ÖRR keine Neutralität garantieren kann, warum soll ihn dann der Einzelne finanzieren? Warum zum Beispiel soll ein Atheist oder ein Muslim den Fernsehgottesdienst mitfinanzieren? Reicht es nicht, eine der reichsten Organisationen auf diesem Planeten zu sein? Müssen die Kirchen jetzt auch noch mit den Rundfunkgebühren Werbung in eigener Sache machen?

Neutralität wäre in Sachen zwangsfinanzierter Rundfunkanstalten eine dringend gebotene Eigenschaft. Und ich stimme dir überein, absolute Neutralität kann es nicht geben. Aber selbst davon ist der ÖRR ja meilenweit entfernt.

Starkes Stück. Mal so freiweg zu behaupten, Neutralität in der Berichterstattung (um nur ein Beispiel zu nennen) sei nicht wünschenswert... Dir ist schon klar, dass eine neutrale und unabhängige Presse einer der Grundpfeiler einer jeden gesunden Demokratie ist? Wie kann man dann behaupten, Neutralität wäre "nicht wünschenswert"?!?!
Irrtum, Neutralität ist kein Grundpfeiler. Es gibt sie nicht. Jeder Einzelne nimmt immer für irgendetwas Partei. Der eine für Atomkraft, der andere für ein Ende der Atomkraft. Der eine für eine weltoffene Gesellschaft und der andere für eine "geschlossene Gesellschaft". Und so weiter und so fort. Und so ist das bei jedem einzelnen Sender und jeder einzelnen Zeitung auch. Das mit der Neutralität ist eine Forderung, die nichts mit der Realität zu tun hat. Niemand kann sich aus allem heraushalten. Jeder wird immer eine Sache so oder so sehen. Und so ist das auch mit den Medien. Es spielen immer Interessen eine Rolle. Und in den Medien spielen die Interessen der Verlags- und Sendeanstalten-Eigner die Hauptrolle. Das ist quasi Parteinahme pur. Neutrale Sender und Zeitungen gibt es nicht und wird es auch nie geben. Das ist überhaupt nicht wertend gemeint, sondern einfach nur beschreibend.
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Re: Sammelstrang: ÖR (Öffentlich-rechtlicher Rundfunk)

Beitrag von Sören74 »

jack000 hat geschrieben:(01 Mar 2020, 23:43)

Wie wäre es, wenn man es wenigstens mal versucht? Das es nicht mal den Versuch dazu gibt, wurde hier ja schon geklärt ...
Vielleicht versucht man es deshalb nicht, weil neutrale Nachrichten die Menschen letztendlich nicht berühren. Kann man beispielsweise neutral über den zweiten Weltkrieg berichten? Oder über die Ereignisse in Thüringen? Es darf sich gerne jeder versuchen, der glaubt das hinzubekommen. Wie sehen neutrale Nachrichten über die Thüringen in den letzten 30 Tagen aus? Ich bin wirklich gespannt. :)
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Re: Sammelstrang: ÖR (Öffentlich-rechtlicher Rundfunk)

Beitrag von jack000 »

Sören74 hat geschrieben:(02 Mar 2020, 00:59)

Vielleicht versucht man es deshalb nicht, weil neutrale Nachrichten die Menschen letztendlich nicht berühren. Kann man beispielsweise neutral über den zweiten Weltkrieg berichten? Oder über die Ereignisse in Thüringen? Es darf sich gerne jeder versuchen, der glaubt das hinzubekommen. Wie sehen neutrale Nachrichten über die Thüringen in den letzten 30 Tagen aus? Ich bin wirklich gespannt. :)
Neutrale Informationen sehen so aus:
- Es hat stattgefunden xy
- Dadurch hatte es das folgende Folgen zur folge
- Deswegen gibt es noch kein Ergebnis
- Ggf. gibt es deswegen Neuwahlen

Berichtet durch den ÖR wurde:
- Wir sind mit dem Ergebnis nicht einverstanden
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Re: Sammelstrang: ÖR (Öffentlich-rechtlicher Rundfunk)

Beitrag von Selina »

Zum Pressekodex gehören 16 unbedingt einzuhaltende Punkte. Neutralität gehört nicht dazu.

https://de.wikipedia.org/wiki/Pressekodex
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Re: Sammelstrang: ÖR (Öffentlich-rechtlicher Rundfunk)

Beitrag von jack000 »

Selina hat geschrieben:(02 Mar 2020, 01:10)

Zum Pressekodex gehören 16 unbedingt einzuhaltende Punkte. Neutralität gehört nicht dazu.

https://de.wikipedia.org/wiki/Pressekodex
Dann ist also alles in Ordnung?
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Re: Sammelstrang: ÖR (Öffentlich-rechtlicher Rundfunk)

Beitrag von Selina »

jack000 hat geschrieben:(02 Mar 2020, 01:04)

Neutrale Informationen sehen so aus:
- Es hat stattgefunden xy
- Dadurch hatte es das folgende Folgen zur folge
- Deswegen gibt es noch kein Ergebnis
- Ggf. gibt es deswegen Neuwahlen

Berichtet durch den ÖR wurde:
- Wir sind mit dem Ergebnis nicht einverstanden
Es gibt im Journalismus verschiedene Genres. Zum Beispiel die Nachricht, den Bericht (Sach- und Erlebnisbericht) und den Kommentar. Hinzu kommen Feuilleton (Begriff hat mehrere Bedeutungen), Reportage, Porträt, Leitartikel, Glosse uswusf. In der Nachricht und auch im Sachbericht geht es um die Beantwortung der so genannten sieben W-Fragen: Wer, was, wo, wann, wie, warum, woher... In den kommentierenden Genres kann der vorher beschriebene Sachverhalt dann mit einer Meinung des Journalisten/der Redaktion gewertet/kommentiert werden. Dann gibt es noch indirekte Kommentierungen. Die erfolgt in den Nachrichten und Berichten durch die Auswahl der Fakten und Zitate und durch ihre Reihenfolge in den Texten. Auch die Platzierung eines Textes innerhalb der Zeitung ist solch eine indirekte Kommentierung. Oder das Platzieren einer Nachricht an den Anfang oder das Ende einer Sendung. All das wird tagtäglich getan in den Medien. Alles normal, alles ok. Und es gibt keinen Zwang, dieses oder jenes zu lesen, zu hören und zu sehen. Zuschauer, Hörer und Leser wählen aus der Fülle eigenverantwortlich aus, was sie interessiert. Man kann sich auch einem Sender komplett verweigern als Zuschauer. Alles kein Problem.
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Re: Sammelstrang: ÖR (Öffentlich-rechtlicher Rundfunk)

Beitrag von Sören74 »

jack000 hat geschrieben:(02 Mar 2020, 01:04)

Neutrale Informationen sehen so aus:
- Es hat stattgefunden xy
- Dadurch hatte es das folgende Folgen zur folge
- Deswegen gibt es noch kein Ergebnis
- Ggf. gibt es deswegen Neuwahlen
Die Nachrichten müssten auch sagen, warum bestimmte Folgen passierten, weshalb es bisher zu keinem Ergebnis kam und warum es Neuwahlen geben sollte. Kann man das neutral berichten?
jack000 hat geschrieben:Berichtet durch den ÖR wurde:
- Wir sind mit dem Ergebnis nicht einverstanden
Ich glaube da liegt ein Hauptgrund, warum ÖR-Kritiker das kritisch sehen. Sie glauben nämlich, die Aussage "Wir sind mit dem Ergebnis nicht einverstanden" wird vom ÖR produziert. Was aber die Sendungen machen ist, Politiker und Menschen auf der Straße zu senden, die mit dem Ergebnis nicht einverstanden sind. Es stellt sich kein Moderator hin und sagt "ich bin nicht damit einverstanden, dass Kemmerich zum MP gewählt wurde". Es werden Politiker interviewt, die nun mal sagten, dass sie das Ergebnis nicht gut fanden. Es wurde auch die AfD interviewt, die meinte, wir haben das toll gemacht, nur durch uns wurde Ramelow abgewählt. All diese Aussagen konnte man in den Berichten hören, weil sie O-Töne der Beteiligten sind. Diese O-Töne sind nicht neutral. Sie können gar nicht neutral sein, weil sie die Blickwinkel der verschiedenen Parteien darstellen. Diese verschiedenen nicht-neutralen Blickwinkel braucht ein Zuschauer, um zu wissen, wo die einzelnen Akteure stehen, um sich daraus ein Bild zu machen.

Wir können aber auch an die Sache anders herangehen. Wir nehmen einfach eine MAZ aus den Tagen von Thüringen, und ihr sagt einfach, was euch an den Bericht nicht gefällt und was daran nicht neutral war, bzw. wie man ihn neutral machen könnte:

[youtube][/youtube]
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Re: Sammelstrang: ÖR (Öffentlich-rechtlicher Rundfunk)

Beitrag von Selina »

jack000 hat geschrieben:(02 Mar 2020, 01:16)

Dann ist also alles in Ordnung?
Nein, natürlich nicht. Es gibt allerhand zu kritisieren. Zum Beispiel eine einseitige Berichterstattung, die die Gegenseite nicht zu Wort kommen lässt. Da gibts dann die Möglichkeit der Kritik in Form von Leserbriefen und Online-Leser-Kommentaren. Was ausgiebig genutzt wird von den Leuten.
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Re: Sammelstrang: ÖR (Öffentlich-rechtlicher Rundfunk)

Beitrag von Sören74 »

jack000 hat geschrieben:(02 Mar 2020, 01:16)

Dann ist also alles in Ordnung?
Es geht seit gefühlten 20 Seiten um die Frage, ob Neutralität eine Maßgabe für den ÖR oder der Presse allgemein ist oder nicht. Außer den Aussagen, dass ein Teil der User Neutralität für unabdingbar halten, gab es praktisch keine Quelle, die das objektiv bestätigt hat. Im Gegenteil, weder im Rundfunkstaatsvertrag wird Neutralität vorgegeben, noch findet es sich im Pressekodex. Man könnte doch erstmal eingestehen, dass Neutralität von offizieller Seite keine Vorgabe ist. Dass man es persönlich schade findet, dass dem so ist, ist unbenommen und kann jeder so sehen wie man möchte. Zu einer sachbezogenen Diskussion gehört aber der Wille zur Aufklärung, wie die Dinge liegen und nicht an erster Stelle, ob man die Dinge persönlich gut oder schlecht findet.
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Re: Sammelstrang: ÖR (Öffentlich-rechtlicher Rundfunk)

Beitrag von jack000 »

Sören74 hat geschrieben:(02 Mar 2020, 01:28)
Wir können aber auch an die Sache anders herangehen. Wir nehmen einfach eine MAZ aus den Tagen von Thüringen, und ihr sagt einfach, was euch an den Bericht nicht gefällt und was daran nicht neutral war, bzw. wie man ihn neutral machen könnte:

[youtube][/youtube]
Genau, und da schauen wir uns mal an, wer da interviewt und wer da nur in kurzen ausgewählten Zitaten erwähnt wurde ... Fällt dir da was auf?
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Re: Sammelstrang: ÖR (Öffentlich-rechtlicher Rundfunk)

Beitrag von Sören74 »

jack000 hat geschrieben:(02 Mar 2020, 01:38)

Genau, und da schauen wir uns mal an, wer da interviewt und wer da nur in kurzen ausgewählten Zitaten erwähnt wurde ... Fällt dir da was auf?
Ja, das Du nicht wirklich aufmerksam zugehört hast. Weder die Bundes-FDP noch die Bundes-CDU standen zu dem Zeitpunkt für ein Interview bereit, weil man noch intern beraten hat. Das wurde in dem Bericht gesagt. Wer sich noch daran erinnert, beide Bundesparteien taten sich zu Beginn sehr schwer, sich zu den Ereignissen in Thüringen zu positionieren. Also musste man sich mit dem begnügen, was einzelne FDP- und CDU-Politiker twitterten. SPD und Grüne hatten sofort eine Position und wurden interviewt.
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Re: Sammelstrang: ÖR (Öffentlich-rechtlicher Rundfunk)

Beitrag von jack000 »

Sören74 hat geschrieben:(02 Mar 2020, 01:47)Weder die Bundes-FDP noch die Bundes-CDU standen zu dem Zeitpunkt für ein Interview bereit, weil man noch intern beraten hat.
Aber die anderen waren sofort bereit? Wie kommt das denn?
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Re: Sammelstrang: ÖR (Öffentlich-rechtlicher Rundfunk)

Beitrag von Sören74 »

jack000 hat geschrieben:(02 Mar 2020, 02:03)

Aber die anderen waren sofort bereit? Wie kommt das denn?
Man kann es doch aus dem Bericht entnehmen. FDP und CDU haben intern noch beraten. Es war noch der Zeitpunkt kurz nach der Wahl gegen 16 Uhr.
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Re: Sammelstrang: ÖR (Öffentlich-rechtlicher Rundfunk)

Beitrag von jack000 »

Sören74 hat geschrieben:(02 Mar 2020, 02:08)

Man kann es doch aus dem Bericht entnehmen. FDP und CDU haben intern noch beraten. Es war noch der Zeitpunkt kurz nach der Wahl gegen 16 Uhr.
Warum waren die einen bereit und die anderen nicht? Wenn ja, warum hat man nicht gewartet bis alle bereit waren?
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Re: Sammelstrang: ÖR (Öffentlich-rechtlicher Rundfunk)

Beitrag von Sören74 »

jack000 hat geschrieben:(02 Mar 2020, 02:21)

Warum waren die einen bereit und die anderen nicht? Wenn ja, warum hat man nicht gewartet bis alle bereit waren?
Es ging darum, die ersten Reaktionen der Parteien zu Thüringen einzusammeln. Da wollte man nicht warten, bis alle Parteien bereit sind, einen Interviewpartner zur Verfügung zu stellen. Das ist das Geschäft der Medien, möglichst zeitnah ihre Kunden zu informieren.
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Re: Sammelstrang: ÖR (Öffentlich-rechtlicher Rundfunk)

Beitrag von tarkomed »

Selina hat geschrieben:(02 Mar 2020, 01:33)

Nein, natürlich nicht. Es gibt allerhand zu kritisieren. Zum Beispiel eine einseitige Berichterstattung, die die Gegenseite nicht zu Wort kommen lässt. Da gibts dann die Möglichkeit der Kritik in Form von Leserbriefen und Online-Leser-Kommentaren. Was ausgiebig genutzt wird von den Leuten.
Der Pressekodex gilt für alle Medien, die journalistisch tätig sind. Er gilt für den Rundfunk, das Fernsehen, die Druckpresse und die Onlinedienste, ob öffentlich rechtlich oder privat und sie kontrollieren sich auch gegenseitig. Es war beispielsweise bei diesem Video mit dem Kinderchor deutlich zu sehen, denn anschließend haben alle Medien darüber berichtet und Position bezogen, ob öffentlich rechtlich oder privat.
Die Neutralität, die hier vom ÖRR gefordert wird, gilt für alle Medien, wobei ich darunter eine ausgewogene Berichterstattung verstehe, denn Neutralität ist nur möglich, wenn keine Menschen die Berichte verfassen, sondern ausschließlich KI und davon sind wir zum Glück weit entfernt.
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Re: Sammelstrang: ÖR (Öffentlich-rechtlicher Rundfunk)

Beitrag von schokoschendrezki »

Selina hat geschrieben:(28 Feb 2020, 18:51)

Naja, die alte Forderung (stammt, glaube ich, ursprünglich von Nannen), dass sich ein Journalist mit keiner Sache gemein machen sollte, auch nicht mit einer "guten", ist sehr interpretierbar. Wenn in einer bestimmten ostdeutschen Tageszeitung ein ganz bestimmter hervorragender Journalist nicht sehr direkt und immer wieder rechtsextreme Tendenzen und Ereignisse beschreiben und kommentieren würde, so, dass es einigen Leuten richtig weh tut, dann gäbe es in der Redaktion keinen anderen, der das so machen würde. Und eine wichtige Stimme wäre nicht vorhanden. Diesem Journalisten wird auch oft "Einmischen" und "Mitmachen" vorgeworfen. Andere Leute, ich auch, sagen jedoch: Gut, dass es solche Journalisten noch gibt. Sie werden weniger. Schaut man sich aber die gesamte Gilde in allen möglichen Blättern an, dann ist die politische Vielfalt schon durchaus noch gegeben. Und so solls ja auch sein.

Demonstrationsverbot für Journalisten halte ich für Quatsch. Denn auch sie sind politisch unterschiedlich denkende und handelnde Menschen. Nur sollte es natürlich nicht so sein, dass der Journalist an der jeweiligen Demo teilnimmt, über die er dann auch berichtet. Also Berichterstattung darf nicht mit Teilnahme vermischt werden. Aber an anderen Demos, über die er nicht berichtet, kann er natürlich jederzeit teilnehmen.
Ja, was wird weniger. Interesse an kritischer Berichterstattung insgesamt. Man schaue sich einfach mal an den Bahnhofszeitungsläden in den Hauptstädten Europas um. Der Wandel hat nicht nur mit Digitalisierung zu tun. In UK zum Beispiel ... auf der einen Seite Blätter wie "The Sun" ... eigentlich mal gewerkschaftsnah, ja "sozialistisch" ... heute das Musterbeispiel für das, was man Regenbogenpresse nennt, vorwiegend in Gelb möglichst auf die Kacke hauen. Auf der anderen Seite Blätter wie The Guardian, liberal und eigentlich gleichzeitig konservativ, weil nach der angelsächsischen Art auf die strikte Trennung von Kommentar und Berichterstattung bedacht. Die Leser werden zuweilen "Guardianistas" genannt und mir ist völlig klar, dass das natürlich abwertend gemeint ist und objektiv besehen Ausdruck einer zunehmenden sozialen Polarisierung ist. Ich sehe inzwischen keine andere Möglichkeit, als das eben so hinzunehmen ...

Auf der anderen Seite haben wir neben diesem (von mir sehr kritisch gesehenen) "Haltungsjournalismus", "Bekenntnisjournalismus" noch das, was man "investigativen Journalismus" nennt. Die eigene Haltung äußert sich hier nicht in einem bequemen und selbstgefälligen "Ich bin auch gegen Rechts" sondern oft in einer lebensgefährlichen Herausforderung der Mächtigen. Wir hatten gerade die Fälle Galizia in Malta und Kuciak in der Slowakei. Letzterer prägte ganz entscheidend die Wahl am Wochenende. Meine persönliche Sympathie gilt weniger den Restles vom WDR und mehr solchen Journalisten wie denen von Nowaja Gaseta oder Magyar Narancs.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
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Re: Sammelstrang: ÖR (Öffentlich-rechtlicher Rundfunk)

Beitrag von schokoschendrezki »

Sören74 hat geschrieben:(02 Mar 2020, 01:36)

Es geht seit gefühlten 20 Seiten um die Frage, ob Neutralität eine Maßgabe für den ÖR oder der Presse allgemein ist oder nicht. Außer den Aussagen, dass ein Teil der User Neutralität für unabdingbar halten, gab es praktisch keine Quelle, die das objektiv bestätigt hat. Im Gegenteil, weder im Rundfunkstaatsvertrag wird Neutralität vorgegeben, noch findet es sich im Pressekodex. Man könnte doch erstmal eingestehen, dass Neutralität von offizieller Seite keine Vorgabe ist. Dass man es persönlich schade findet, dass dem so ist, ist unbenommen und kann jeder so sehen wie man möchte. Zu einer sachbezogenen Diskussion gehört aber der Wille zur Aufklärung, wie die Dinge liegen und nicht an erster Stelle, ob man die Dinge persönlich gut oder schlecht findet.
Es gehört wie zum kleinen Einmaleins, dass Neutralität keinesfalls zu den Anforderungen an einen ÖRR gehört. Weder im Buchstabentext noch in irgendeinem höheren Sinn. Kleine Nachhilfe von Frau Professor Langenfeld, Uni Göttingen, Lehrstuhlinhaberin für "Öffentliches Recht"
Das Erfordernis der gleichgewichtigen Vielfalt zielt in erster Linie auf das Gesamtprogramm ab und soll sicherstellen, dass im öffentlich-rechtlichen Rundfunk entsprechend der binnenpluralistischen Konzeption grundsätzlich alle Auffassungen zu Wort kommen. Das Kriterium der Ausgewogenheit macht zwar eine gewisse Objektivität und Unparteilichkeit der Berichterstattung erforderlich, schließt aber eine journalistische Stellungnahme zu einzelnen Themen nicht aus. Eine Pflicht zur absoluten Neutralität besteht also nicht. Vielmehr muss das Programm in den einzelnen Sparten (etwa im Bereich der politischen Reportagen) insgesamt ausgewogen gestaltet sein und darf keine allgemeine Tendenz aufweisen.
https://www.uni-goettingen.de/de/docume ... %A4tze.pdf
"Gleichgewichtige Vielfalt" ist der weit bessere Ausdruck für das, was einige hier als "Neutralität" verkaufen. Meine persönliche Ansicht ist, dass es darum im öffentlich-rechtlichen TV schlecht und dafür beim ÖR Rundfunk weit besser gestellt ist. Was u.a. daran liegen dürfte, dass das TV im Gegensatz zum Hörfunk viel mehr im Fokus des Interesses liegt. In Hörfunkreihen wie etwa dem "Politischen Feuilleton" kann man anhand von Beispielen zeigen, dass direkt nacheinander zum selben Thema völlig konträre politische Sichten vorgestellt werden. Jeweils einzeln selbstvertändlich alles andere als "neutral". Neutrale Beiträge sind schlicht ungenießbar.
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Re: Sammelstrang: ÖR (Öffentlich-rechtlicher Rundfunk)

Beitrag von Alster »

Sören74 hat geschrieben:(29 Feb 2020, 10:13)

Ich glaube Du scheinst da was zu verwechseln. Der Autor in dem Zeitungsartikel sprach von neutral. Das ist aber immer noch kein Beweis dafür, dass es eine gesetzliche Vorgabe für Neutralität des ÖR gibt. Mit dem Schweizer Fernsehen kenne ich mich selbst wenig aus, ich weiß nur, dass es diese Neutralitätsvorgabe von Seiten des deutschen Gesetzgebers nicht gibt. Und bisher hat hier im Thread auch niemand eine entsprechende Verordnung oder Gesetzesvorgabe verlinkt. :)
... und eine google Anfrage ist zu viel verlangt. Oder wird dilletantisch juristisierend einfach nur jede unbequeme Aussage erst mal mit Nichtwissen bestritten?

Keine Sorge, Sie werden geholfen. Beispiel: https://de.quora.com/Muss-das-ZDF-sich- ... -verhalten Hieraus:
Siehe Art. 11 Abs. 2 des Rundfunkstaatsvertrags der Länder
(2) Die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten haben bei der Erfüllung ihres Auftrags die Grundsätze der Objektivität und Unparteilichkeit der Berichterstattung, die Meinungsvielfalt sowie die Ausgewogenheit ihrer Angebote zu berücksichtigen.

Aber danke für den Hinweis, dass Sie diese gesetzliche Vorgabe für Makulatur halten.
dies ist keine Rechtsberatung sondern nur meine persönliche Meinung
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Re: Sammelstrang: ÖR (Öffentlich-rechtlicher Rundfunk)

Beitrag von Alster »

tarkomed hat geschrieben:(29 Feb 2020, 10:41)

Woran hast du es erkannt? Die Statements können auch aus Österreich stammen.
Die Liste aller 70 Unterzeichner ist nicht abgedruckt, aber wenn von 4 namentlich genannten 3 aus D stammen ...
dies ist keine Rechtsberatung sondern nur meine persönliche Meinung
Sören74

Re: Sammelstrang: ÖR (Öffentlich-rechtlicher Rundfunk)

Beitrag von Sören74 »

Alster hat geschrieben:(02 Mar 2020, 10:36)

... und eine google Anfrage ist zu viel verlangt. Oder wird dilletantisch juristisierend einfach nur jede unbequeme Aussage erst mal mit Nichtwissen bestritten?

Keine Sorge, Sie werden geholfen. Beispiel: https://de.quora.com/Muss-das-ZDF-sich- ... -verhalten Hieraus:
Siehe Art. 11 Abs. 2 des Rundfunkstaatsvertrags der Länder
(2) Die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten haben bei der Erfüllung ihres Auftrags die Grundsätze der Objektivität und Unparteilichkeit der Berichterstattung, die Meinungsvielfalt sowie die Ausgewogenheit ihrer Angebote zu berücksichtigen.

Aber danke für den Hinweis, dass Sie diese gesetzliche Vorgabe für Makulatur halten.
Überhaupt nicht, im Gegenteil. :) Jetzt müsstest Du nur noch erklären, was Objektivität, Meinungsvielfalt und Ausgewogenheit mit Neutralität zu tun haben. Mein Eindruck ist, es existiert kein Defizit an juristischen Wissen, sondern eine unterschiedliche Auffassung des Wortes "Neutralität". Ehrlich gesagt verstehe ich nicht, warum man an dieses "neutral" festhalten will. Es gebe genug Kritikpunkte, die man anbringen könnte.
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Re: Sammelstrang: ÖR (Öffentlich-rechtlicher Rundfunk)

Beitrag von Selina »

schokoschendrezki hat geschrieben:(02 Mar 2020, 09:33)

Ja, was wird weniger. Interesse an kritischer Berichterstattung insgesamt. Man schaue sich einfach mal an den Bahnhofszeitungsläden in den Hauptstädten Europas um. Der Wandel hat nicht nur mit Digitalisierung zu tun. In UK zum Beispiel ... auf der einen Seite Blätter wie "The Sun" ... eigentlich mal gewerkschaftsnah, ja "sozialistisch" ... heute das Musterbeispiel für das, was man Regenbogenpresse nennt, vorwiegend in Gelb möglichst auf die Kacke hauen. Auf der anderen Seite Blätter wie The Guardian, liberal und eigentlich gleichzeitig konservativ, weil nach der angelsächsischen Art auf die strikte Trennung von Kommentar und Berichterstattung bedacht. Die Leser werden zuweilen "Guardianistas" genannt und mir ist völlig klar, dass das natürlich abwertend gemeint ist und objektiv besehen Ausdruck einer zunehmenden sozialen Polarisierung ist. Ich sehe inzwischen keine andere Möglichkeit, als das eben so hinzunehmen ...

Auf der anderen Seite haben wir neben diesem (von mir sehr kritisch gesehenen) "Haltungsjournalismus", "Bekenntnisjournalismus" noch das, was man "investigativen Journalismus" nennt. Die eigene Haltung äußert sich hier nicht in einem bequemen und selbstgefälligen "Ich bin auch gegen Rechts" sondern oft in einer lebensgefährlichen Herausforderung der Mächtigen. Wir hatten gerade die Fälle Galizia in Malta und Kuciak in der Slowakei. Letzterer prägte ganz entscheidend die Wahl am Wochenende. Meine persönliche Sympathie gilt weniger den Restles vom WDR und mehr solchen Journalisten wie denen von Nowaja Gaseta oder Magyar Narancs.
Restle ist ein guter Mann, der die AfD als das bezeichnet, was sie ist: Rechtsextrem und eine Gefahr für die Demokratie. Dafür erhält er Morddrohungen. Sich von solchen Menschen und von anderen, die wie er denken, abzuwenden, ist in meinen Augen gleichfalls eine Demokratiegefährdung, siehe mein "bürgerliche Mitte"-Thread. Lieber ein wenig mehr "Haltung" zeigen, als sich durch die bekannte bürgerliche Passivität mitschuldig am Entstehen eines neuen Faschismus machen.

https://www.tagesspiegel.de/gesellschaf ... 90358.html
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Re: Sammelstrang: ÖR (Öffentlich-rechtlicher Rundfunk)

Beitrag von schokoschendrezki »

Selina hat geschrieben:(02 Mar 2020, 13:45)

Restle ist ein guter Mann, der die AfD als das bezeichnet, was sie ist: Rechtsextrem und eine Gefahr für die Demokratie. Dafür erhält er Morddrohungen. Sich von solchen Menschen und von anderen, die wie er denken, abzuwenden, ist in meinen Augen gleichfalls eine Demokratiegefährdung, siehe mein "bürgerliche Mitte"-Thread. Lieber ein wenig mehr "Haltung" zeigen, als sich durch die bekannte bürgerliche Passivität mitschuldig am Entstehen eines neuen Faschismus machen.

https://www.tagesspiegel.de/gesellschaf ... 90358.html
Ich wende mich von dem doch nicht ab. Ich hab' doch geschrieben, dass seine Haltung zum Problem Rechtsdrift ziemlich genau die meine ist. Aber wenn wir in diesem Rührgemisch aus Information, Kommentar und Bekenntnis auch nur einigermaßen die Orientierung behalten wollen, brauchen wir diese Trennungen und dieses Auseinanderhalten.
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Re: Sammelstrang: ÖR (Öffentlich-rechtlicher Rundfunk)

Beitrag von tarkomed »

Alster hat geschrieben:(02 Mar 2020, 10:38)

Die Liste aller 70 Unterzeichner ist nicht abgedruckt, aber wenn von 4 namentlich genannten 3 aus D stammen ...
Ich wollte nur testen, wie leidenschaftlich du dich gegen den ÖRR und für die NZZ einsetzt. Ich habe mir nicht die Mühe gemacht, die Herkunft auch nur dieser 3 Unterzeichner nachzuprüfen. :D
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Re: Sammelstrang: ÖR (Öffentlich-rechtlicher Rundfunk)

Beitrag von Selina »

tarkomed hat geschrieben:(02 Mar 2020, 09:23)

Der Pressekodex gilt für alle Medien, die journalistisch tätig sind. Er gilt für den Rundfunk, das Fernsehen, die Druckpresse und die Onlinedienste, ob öffentlich rechtlich oder privat und sie kontrollieren sich auch gegenseitig. Es war beispielsweise bei diesem Video mit dem Kinderchor deutlich zu sehen, denn anschließend haben alle Medien darüber berichtet und Position bezogen, ob öffentlich rechtlich oder privat.
Die Neutralität, die hier vom ÖRR gefordert wird, gilt für alle Medien, wobei ich darunter eine ausgewogene Berichterstattung verstehe, denn Neutralität ist nur möglich, wenn keine Menschen die Berichte verfassen, sondern ausschließlich KI und davon sind wir zum Glück weit entfernt.
Ja, genau. Der Pressekodex gilt für den gesamten Journalismus, nicht nur für die Printmedien. Und ja, es geht um Ausgewogenheit. Stimmt. Alleine das ist so ein weites Feld. Da gibt es durchaus des Öfteren Handlungsbedarf, mehr Ausgewogenheit herzustellen. Aber deshalb die Öffentlich-Rechtlichen gleich ganz abzuschaffen, ist natürlich völliger Unfug.
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Re: Sammelstrang: ÖR (Öffentlich-rechtlicher Rundfunk)

Beitrag von Selina »

schokoschendrezki hat geschrieben:(02 Mar 2020, 13:55)

Ich wende mich von dem doch nicht ab. Ich hab' doch geschrieben, dass seine Haltung zum Problem Rechtsdrift ziemlich genau die meine ist. Aber wenn wir in diesem Rührgemisch aus Information, Kommentar und Bekenntnis auch nur einigermaßen die Orientierung behalten wollen, brauchen wir diese Trennungen und dieses Auseinanderhalten.
Ja klar. Daher schrieb ich ja auch weiter oben: An einer Demo, über die der Journalist berichtet, darf er natürlich selbst nicht teilnehmen. Das gehört zum Berufsethos. Trotzdem gibt es Grenzbereiche. Zum Beispiel bei Katastrophen, in die der Journalist selbst verwickelt ist. Solange es nur ihn als einzigen Kollegen vor Ort gibt, wird er auch berichten müssen. Das kann dann für viele andere Betroffene und Angehörige lebenswichtig sein, dass er das tut.
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Re: Sammelstrang: ÖR (Öffentlich-rechtlicher Rundfunk)

Beitrag von BlueMonday »

schokoschendrezki hat geschrieben:(02 Mar 2020, 09:59)

"Gleichgewichtige Vielfalt" ist der weit bessere Ausdruck für das, was einige hier als "Neutralität" verkaufen. Meine persönliche Ansicht ist, dass es darum im öffentlich-rechtlichen TV schlecht und dafür beim ÖR Rundfunk weit besser gestellt ist. Was u.a. daran liegen dürfte, dass das TV im Gegensatz zum Hörfunk viel mehr im Fokus des Interesses liegt. In Hörfunkreihen wie etwa dem "Politischen Feuilleton" kann man anhand von Beispielen zeigen, dass direkt nacheinander zum selben Thema völlig konträre politische Sichten vorgestellt werden. Jeweils einzeln selbstvertändlich alles andere als "neutral". Neutrale Beiträge sind schlicht ungenießbar.
Neutralität kann ja nichts anderes sein als Multiperspektivität. Jede einzelne Sicht auf eine Sache ist eben bestimmt vom Standpunkt und Blickrichtung und damit perspektivisch. Man kann nicht ohne Perspektive schauen.
Es ist eine seltene und ehrenwerte Mühe diese Multiperspektivität herzustellen, sich also auch mal zu bewegen, in den Schuhen des anderen zu laufen, sich auf eine andere Stelle zu stellen, kurz: offen für andere Perspektiven zu sein.

Der ÖRR hingegen schaltet doch zunehmend den "Erklärbärmodus" ein. Und der ist wiederum für mich ungenießbar. Es geht klar um Gewichtungen, um Richtungen, um das Erreichen von Zielen, um Verankerungen von Sichtweisen. Es ist nicht mehr allzu weit von "Agitation" entfernt. Mindestens geht es um eine Überwindung einer zu großen "Offenheit", um eine Einhegung, Eingrenzung, Rahmung, Einengung. Es ist bspw. schon ein Unterschied, ob man da einen Sloterdijk zusammen mit Safranski und zwei Gästen hinsetzt oder ob einen wie Precht nimmt. Ich sehe da jedenfalls keine Weitung des Gesichtskreises.
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Re: Sammelstrang: ÖR (Öffentlich-rechtlicher Rundfunk)

Beitrag von Sören74 »

BlueMonday hat geschrieben:(02 Mar 2020, 15:20)

Neutralität kann ja nichts anderes sein als Multiperspektivität.
Verschiedene Perspektiven zu präsentieren ist nicht neutral, sondern ausgewogen. Einzelne Perspektiven können nie neutral sein. Also nennt es doch einfach "ausgewogene Berichterstattung". Darauf könnten sich die meisten hier als wünschenswertes Ziel für den ÖR einigen.
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Re: Sammelstrang: ÖR (Öffentlich-rechtlicher Rundfunk)

Beitrag von tarkomed »

BlueMonday hat geschrieben:(02 Mar 2020, 15:20)

Neutralität kann ja nichts anderes sein als Multiperspektivität. Jede einzelne Sicht auf eine Sache ist eben bestimmt vom Standpunkt und Blickrichtung und damit perspektivisch. Man kann nicht ohne Perspektive schauen.
Es ist eine seltene und ehrenwerte Mühe diese Multiperspektivität herzustellen, sich also auch mal zu bewegen, in den Schuhen des anderen zu laufen, sich auf eine andere Stelle zu stellen, kurz: offen für andere Perspektiven zu sein.

Der ÖRR hingegen schaltet doch zunehmend den "Erklärbärmodus" ein. Und der ist wiederum für mich ungenießbar. Es geht klar um Gewichtungen, um Richtungen, um das Erreichen von Zielen, um Verankerungen von Sichtweisen. Es ist nicht mehr allzu weit von "Agitation" entfernt. Mindestens geht es um eine Überwindung einer zu großen "Offenheit", um eine Einhegung, Eingrenzung, Rahmung, Einengung. Es ist bspw. schon ein Unterschied, ob man da einen Sloterdijk zusammen mit Safranski und zwei Gästen hinsetzt oder ob einen wie Precht nimmt. Ich sehe da jedenfalls keine Weitung des Gesichtskreises.
Ich würde es gern mit deiner Perspektive versuchen, aber ich schätze es gäbe Probleme mit der Schuhgröße.
Der ÖRR hat jedoch dieses Problem nicht, denn er hat so viele Mitarbeiter mit unterschiedlichen Schuhgrößen, irgendeine würde bestimmt passen und er könnte sich in deine Perspektive versetzen. Achte also künftig auf die Schuhe der Nachrichtenmoderatoren und sonstiger Moderatoren von Talkshows oder Investigativsendungen. Du wirst schon den passenden für dich finden. :D
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Re: Sammelstrang: ÖR (Öffentlich-rechtlicher Rundfunk)

Beitrag von Selina »

Sören74 hat geschrieben:(02 Mar 2020, 15:53)

Verschiedene Perspektiven zu präsentieren ist nicht neutral, sondern ausgewogen. Einzelne Perspektiven können nie neutral sein. Also nennt es doch einfach "ausgewogene Berichterstattung". Darauf könnten sich die meisten hier als wünschenswertes Ziel für den ÖR einigen.
Genau. Hinzu kommt die Mosaik-Geschichte, von der ich weiter oben sprach. Relative Objektivität und Ausgewogenheit erreicht man für sich selbst als Leser, Hörer und Zuschauer, indem man Steinchen um Steinchen aus den verschiedenen Quellen zusammensetzt, sie mit dem eigenen Wissen, den eigenen Erfahrungen abgleicht und daraus dann entsprechende Schlüsse zieht. Ein einzelner Kommentar alleine zu einem bestimmten Sachverhalt bringts dann sicher nicht. Recht nützlich für den Erkenntnisprozess ist es auch, politisch konträre Quellen zu ein und demselben Sachverhalt zu vergleichen ;)
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Re: Sammelstrang: ÖR (Öffentlich-rechtlicher Rundfunk)

Beitrag von tarkomed »

Selina hat geschrieben:(02 Mar 2020, 16:55)

Genau. Hinzu kommt die Mosaik-Geschichte, von der ich weiter oben sprach. Relative Objektivität und Ausgewogenheit erreicht man für sich selbst als Leser, Hörer und Zuschauer, indem man Steinchen um Steinchen aus den verschiedenen Quellen zusammensetzt, sie mit dem eigenen Wissen, den eigenen Erfahrungen abgleicht und daraus dann entsprechende Schlüsse zieht. Ein einzelner Kommentar alleine zu einem bestimmten Sachverhalt bringts dann sicher nicht. Recht nützlich für den Erkenntnisprozess ist es auch, politisch konträre Quellen zu ein und demselben Sachverhalt zu vergleichen ;)
Genau. Und wenn man Vorgekautes vorzieht, das Netz ist voll davon.
Ich mag es lieber al dente… :)
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Re: Sammelstrang: ÖR (Öffentlich-rechtlicher Rundfunk)

Beitrag von Selina »

Dass man allerdings heute im ÖR zur besten Sendezeit den größten Hysteriker unter den Moderatoren zusammen mit anderen Hysterikern, die schon genug Panik verbreitet haben, an die Corona-Publikums-Talk-Sache ranlässt, halte ich schon auch für bedenklich. Offenbar ein Zugeständnis an gewisse Zuschauerkreise. Mal sehen, ob man sich für Gelassenheit oder Panikmache entschließt oder einfach nur für ruhige sachliche Information und Diskussion. Letzteres scheint fast nicht denkbar zu sein.
Zuletzt geändert von Selina am Montag 2. März 2020, 17:30, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Sammelstrang: ÖR (Öffentlich-rechtlicher Rundfunk)

Beitrag von BlueMonday »

Sören74 hat geschrieben:(02 Mar 2020, 15:53)

Verschiedene Perspektiven zu präsentieren ist nicht neutral, sondern ausgewogen. Einzelne Perspektiven können nie neutral sein. Also nennt es doch einfach "ausgewogene Berichterstattung". Darauf könnten sich die meisten hier als wünschenswertes Ziel für den ÖR einigen.
Na das ist nun eher ein Streit um Worte nicht um die eigentliche Sache.
Wer nicht "neutral" ist, hat halt vornherein eine spürbare Präferenz für eine Seite und gewichtet die höher und lässt die anderen Seiten gern mal unter den Tisch fallen. Das ist dann das, was du "Unausgewogenheit" nennst.
Für Multiperspektivität braucht man aber ein Interesse für alle oder wenigstens für viele Seiten, eine Offenheit, eine gewisse Indifferenz oder Unentschiedenheit.
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Re: Sammelstrang: ÖR (Öffentlich-rechtlicher Rundfunk)

Beitrag von Selina »

Nochmal: Neutralität gibt es nicht im Journalismus. Es geht um relative Objektivität, um Ausgewogenheit und Überprüfbarkeit. Bei brisanten strittigen Themen sollten immer alle konträren Seiten zu Wort kommen. Ist umständlicher, aufwändiger und anstrengender für die Redaktionen, als nur immer eine Seite zu einem Sachverhalt zu zitieren, muss aber sein, will man Glaubhaftigkeit erreichen. Ist eine Art ungeschriebenes Gesetz, an das sich oft nicht gehalten wird.
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Re: Sammelstrang: ÖR (Öffentlich-rechtlicher Rundfunk)

Beitrag von Sören74 »

BlueMonday hat geschrieben:(02 Mar 2020, 17:29)

Na das ist nun eher ein Streit um Worte nicht um die eigentliche Sache.
Ich bin davon überzeugt, dass die meisten Streits auf unterschiedliche Auslegungen von Wörtern und Begriffen beruhen. Erlebe ich in der Arbeitswelt immer wieder. Der Vorteil dort ist, man kann im direkten Gespräch die Missverständnisse schnell aus der Welt schaffen. Das Medium Internet ist dagegen zu schwerfällig dafür.
BlueMonday hat geschrieben: Wer nicht "neutral" ist, hat halt vornherein eine spürbare Präferenz für eine Seite und gewichtet die höher und lässt die anderen Seiten gern mal unter den Tisch fallen. Das ist dann das, was du "Unausgewogenheit" nennst.
Eine spürbare Präferenz haftet an jeder Perspektive an. Das liegt in der Natur der Sache. Würde immer nur eine Perspektive präsentiert, dann hätten wir eine Unausgewogenheit. Erst die Vielfalt an Perspektiven erzielt einen gewissen Ausgleich.
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Re: Sammelstrang: ÖR (Öffentlich-rechtlicher Rundfunk)

Beitrag von BlueMonday »

Nun geht es hier nicht allgemein um Journalismus, sondern um den Raum des "Öffentlich-Rechtlichen Rundfunks", der zwangsfinanziert wird durch die Allgemeinheit. Irgendeine Gazette muss nicht neutral sein, sondern bedient in der Regel gefärbt eine bestimmte Leserschaft. Hier und da vielleicht mal ein Gegenstandpunkt zur Würze. Ein zwangsfinanzierter öffentlicher Raum ist etwas anderes. Da braucht es eben weitestgehende Neutralität, d.h. keine signifkante Präferenz(Vorzug) für bestimmte Standpunkte. Das ist doch die einizige reelle Möglichkeit über den Zwangscharakter(und damit über die Ungerechtigkeit und Illegimität) dieser Instition hinwegzusehen, dass man also nicht nur alle zum Zahlen nötig, sondern dann auch allen Standpunkten und Interessen der Genötigten angemessenen Raum gibt.
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Re: Sammelstrang: ÖR (Öffentlich-rechtlicher Rundfunk)

Beitrag von Sören74 »

BlueMonday hat geschrieben:(02 Mar 2020, 18:05)

Ein zwangsfinanzierter öffentlicher Raum ist etwas anderes. Da braucht es eben weitestgehende Neutralität, d.h. keine signifkante Präferenz(Vorzug) für bestimmte Standpunkte.
Wenn Du immer wieder von Neutralität sprichst, obwohl wir hier schon aufgedrösselt haben, was der Unterschied zwischen neutral und ausgewogen ist, musst Du Dich nicht wundern, dass es hier einen Streit um die Wörter gibt.
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Re: Sammelstrang: ÖR (Öffentlich-rechtlicher Rundfunk)

Beitrag von Selina »

Sören74 hat geschrieben:(02 Mar 2020, 18:09)

Wenn Du immer wieder von Neutralität sprichst, obwohl wir hier schon aufgedrösselt haben, was der Unterschied zwischen neutral und ausgewogen ist, musst Du Dich nicht wundern, dass es hier einen Streit um die Wörter gibt.
Mit "neutral" ist sicher gemeint, dass mehr AfD, mehr "Werte-Union", mehr Lengsfeld, mehr Weimer, mehr Tichy, mehr Sloterdijk und co. in den Sendungen herumsitzt, damit die tollen Abschottungs-Theorien wieder mehr unter die Leute gebracht werden. Und die "unüberbrückbaren" Unterschiede zwischen dem "Fremden" und dem "Eigenen" endlich mal wieder thematisiert werden. Man wird ja nochmal sagen dürfen. Sorry, der musste jetzt sein :D
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