Ich verstehe dein Entsetzen, halte aber deine Schlussfolgerung für fatal. Keine Gesellschaft kann auf Dauer Bestand haben oder funktionieren, wenn ein Viertel (ja, "nur" ein Viertel der Wähler, es geht mir um den Gedanken), wenn ein Viertel als nicht mehr ansprechbar gilt und von gesellschaftlicher oder politischer Kommunikation ausgeschlossen wird. Nicht mehr anzusprechen interpretiere ich als Ignorieren und davon ist noch ein Problem verschwunden. Meinungen sind wandelbar, das sieht man ja eben an diesen 25%. Wo waren sie vorher, was haben sie artikuliert und was hat sich geändert? Ich vermute, es gibt eine grundlegende Vertrauenskrise in die westeuropäische, liberale Demokratie. Und die hat ihre Wurzeln im Gefühl, betrogen worden zu sein: das (gefühlt) gebrochene Versprechen von Anerkennung und Wertschätzung.Vongole hat geschrieben:(19 Feb 2020, 15:48)
Er macht auch gar keinen Hehl aus seinen Absichten:
Wenn ich mir vorstelle, dass ca. 25% der Wähler in den östl. Bundesländern sich genau das wünschen, wie User Quatschki gestern schrieb, dann wird mir nicht nur schlecht, sondern dann sehe ich große Teile unserer Bevölkerung
als nicht mehr ansprechbar an im Sinne eines demokratischen Diskurses.
Zumindest habe ich das aus einem Gespräch mit einem "Sympathisanten" neulich rausgezogen. Emotional konnte ich ihn verstehen, inhaltlich nicht (warum the fuck dann die AfD?!). Dessen Verortung und die (seiner Aussage nach) Verortung seiner Freunde&Familie, die geneigt oder gar Wähler sind, gründete sich auf dem ganzen neoliberalen Kram. Ständig heißt es, es sei kein geld da und man müsste kürzen. Die Entsolidarisierung. Die Entwürdigung von Rentnern oder ALG2-Empfängern. Und dann, schwupp, war plötzlich doch Geld da. Warum wurde ich die ganze Zeit belogen. Meine Worte. Und er hat gesehen, dass die AfD da auch nur den Leuten nach dem Mund redet und die nicht vertrauenswürdig sind und dass Geflüchtete oder Migrant*innen damit nichts zu tun haben. Nur ist die gefühlte Enttäuschung so groß, dass er trotzdem kurz mit dem Gedanken spielte.
Solange es kein Ohr für diese Beweggründe gibt, wird der Laden hier gegen die Wand fahren. Den ganzen Rassistenschotter von Umvolkung&co kannste dagegen in den Skat drücken. Und dann wird Hand gespielt. Völlig inkompatibel und inakzeptabel.
Das bedeutet natürlich nicht, dass Faschos mitspielen dürfen oder sollten. Ganz klares Nein. Mit AfD-Funktionären braucht man sich mMn nicht abgeben, die lügen dir eh das vor, was sie denken, was ihnen gerade in den Kram passt.