Man sollte die Frage der Mehrheit nicht zum Totschlagargument machen. Bei der Sterbehilfe ist die Sache ziemlich eindeutig: zwei Drittel befürworten sie. Mit Radikalität hat das nichts zu tun. Bei Cannabis kenne ich die Zahlen nicht, doch ist zumindest meine Generation damit aufgewachsen, ohne einer Szene zugehörig zu sein.imp hat geschrieben:(10 Jan 2020, 14:10)
Es war nie so leicht wie heute, sich für die Mehrheit zu halten.
Ich bin da eher skeptisch. Die Mehrheit wählt CDU, SPD und sowas und geschnappte Drogenhändler sind immer ein guter Stoff für die Zeitung geblieben. Zuspruch für radikale Ansichten pro oder kontra Rauschgift bekommt man doch eher in selbstgewählten Gesellschaftsausschnitten, demographischen Gruppen, Szenen, Kreisen. Die Jugend sagt wohl Folterblase dazu.
Es geht nicht ums Stören. Es geht darum, wie weit oder ob und mit welcher Begründung eine Verordnung in die individuelle Lebensführung eingreift. Womit ich mir einen Tee aufgieße, meine Kekse backe oder meine Zigarette drehe, ist so wenig eine Staatsangelegenheit wie die Frage, was in meinem Glas ist. Vermutlich ist der Gesamtschaden durch Alkohol oder Schokolade (Zucker) ohnehin höher als durch Cannabis.imp hat geschrieben:(10 Jan 2020, 14:10)
Verordnungen stören immer die, deren Tun sie betreffen. Es gibt aber keinen Zwang zur Nüchternheit, nicht einmal im Straßenverkehr ist etwa Alkohol oder die Zigarette gänzlich verboten.
Nach dieser Logik gibt es auch genügend Möglichkeiten, sich umzubringen. Den Knoten für den Strick lernt am Ende auch einer mit zwei linken Pfoten, Züge fahren auch immer. Warum also Sterbehilfe durch Ärzte oder Organisationen erlauben?imp hat geschrieben:(10 Jan 2020, 14:10)
Politiker verstehen in der Regel mehr von Pragmatismus als Berauschte und Radikale. Die Natur hält viele Räusche bereit, warum sollte man sein Leben mit der Legalisierung des Verbotenen verbringen? Ist das pragmatisch? Ein Gang in den Wald führt da schneller zum Ziel und stört die anderen nicht.
Die Frage könnte ja auch lauten: Warum es denn verbieten? Und da sehen bzw. sahen Politiker beim Cannabis so gar nicht gut aus, wenn es um die Gründe ging. Und zieht man vom politischen Pragmatismus den dem Lobbyismus geschuldeten Anteil ab, ist es mit diesem Pragmatismus nicht weit her in der Regel.
Nichts gegen Ordnung, aber für meine private moralische Lebensführung möchte ich möglichst wenig ordnende Politikerhände. Wie ich sterbe und was ich konsumiere, ohne andere zu belästigen, ist privat. Sollte es sein. Zuerst bin ich Mensch, dann erst Bürger.
(Die pharmazeutische Industrie sieht das sicher anders. Wo käme man hin, wenn die Schmerzmittel ggf. selbst angebaut und geerntet statt in der Apotheke gekauft würden.)