Antisemitismus

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Ammianus
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Ammianus »

Misterfritz hat geschrieben:(29 Jan 2020, 22:48)

Ja, das ist leider ein grosses Problem.
Trotzdem habe ich das Gefühl, dass wir in ziemlich unpolitischen Zeiten leben - also was die Wahrnehmungen der Menschen betrifft. Ich kenne so viel mehr Menschen, die absolut keine (politischen) Nachrichten verfolgen.
Das war schon immer die Realität und fast überall und zu allen Zeiten. Man muss sich nur den TV-Konsum ansehen. Politisches steht da ganz hinten. Auch bei den Öffentlich-Rechtlichen dominiert die seichte Unterhaltung und der Sport. Schon die Wahlbeteiligung sagt einiges. Aber da geht die Mehrheit noch hin.
Na ja, ist halt so ...
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Vongole
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Vongole »

Misterfritz hat geschrieben:(29 Jan 2020, 22:12)

Ich würde aber mal behaupten, dass die Mehrheit sich einen Furz um Juden kümmert, geschweige denn judenfeindlich ist. Denn diese Menschen kennen im Zweifel keinen Juden. Juden sind so unsichtbar in Deutschland, dass die Mehrheit gar nicht gegen sie sein kann.
Die meisten haben eher Probleme mit Muslimen - die sind auffällig sichtbar.
Und die, die latent rechts sind, bei denen ist es eh' egal, ob Jude oder Moslem .... Nur dass sie Juden wohl nicht erkennen würden.

Aber, ich kapiere das sowieso nicht. Ich beurteile den einzelnen Menschen, den Menschen, den ich kenne.
Es geht ja auch nicht darum, dass die Mehrheit judenfeindlich ist, sondern dass Antisemitismus nicht nur in Randgruppen, sondern auch in der Mehrheitsgesellschaft vertreten ist.
Dazu muss man überhaupt keine Juden kennen, es reicht völlig, dass das "Gerücht über die Juden" (Adorno) sich in den Köpfen hält.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Senexx »

Vongole hat geschrieben:(29 Jan 2020, 23:41)

Es geht ja auch nicht darum, dass die Mehrheit judenfeindlich ist, sondern dass Antisemitismus nicht nur in Randgruppen, sondern auch in der Mehrheitsgesellschaft vertreten ist.
Dazu muss man überhaupt keine Juden kennen, es reicht völlig, dass das "Gerücht über die Juden" (Adorno) sich in den Köpfen hält.
Belege?
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imp
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Re: Antisemitismus

Beitrag von imp »

Misterfritz hat geschrieben:(29 Jan 2020, 22:48)

Ja, das ist leider ein grosses Problem.
Trotzdem habe ich das Gefühl, dass wir in ziemlich unpolitischen Zeiten leben - also was die Wahrnehmungen der Menschen betrifft. Ich kenne so viel mehr Menschen, die absolut keine (politischen) Nachrichten verfolgen.
Dass man sich nicht für das Geschehen der Parteien und Parlamente interessiert, heisst nicht, dass man keine Meinungen entwickelt zu Islam, Immigration, Judentum, armen Menschen, reichen Menschen usw. Sogar ziemlich heftige. Das kann "unpolitisch" auch heißen.
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Siersburg: Judenmahnmal geschändet

Beitrag von imp »

Ein Mahnmal in Siersburg wurde von Unbekannten geschändet. Man schließt einen möglicherweise antisemitischen Hintergrund nicht aus. Der Vorfall schockt alle.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von McKnee »

Misterfritz hat geschrieben:(29 Jan 2020, 22:12)

Ich würde aber mal behaupten, dass die Mehrheit sich einen Furz um Juden kümmert, geschweige denn judenfeindlich ist. Denn diese Menschen kennen im Zweifel keinen Juden. Juden sind so unsichtbar in Deutschland, dass die Mehrheit gar nicht gegen sie sein kann.
Die meisten haben eher Probleme mit Muslimen - die sind auffällig sichtbar.
Und die, die latent rechts sind, bei denen ist es eh' egal, ob Jude oder Moslem .... Nur dass sie Juden wohl nicht erkennen würden.

Aber, ich kapiere das sowieso nicht. Ich beurteile den einzelnen Menschen, den Menschen, den ich kenne.
Ja, ich sehe keinen Grund einem Juden anders zu begegnen, als jedem anderen Menschen.
Der Hauptgrund für Stress ist der tägliche Kontakt mit Idioten.

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Re: Antisemitismus

Beitrag von Dark Angel »

Misterfritz hat geschrieben:(29 Jan 2020, 22:12)

Ich würde aber mal behaupten, dass die Mehrheit sich einen Furz um Juden kümmert, geschweige denn judenfeindlich ist. Denn diese Menschen kennen im Zweifel keinen Juden. Juden sind so unsichtbar in Deutschland, dass die Mehrheit gar nicht gegen sie sein kann.
Die meisten haben eher Probleme mit Muslimen - die sind auffällig sichtbar.
Und die, die latent rechts sind, bei denen ist es eh' egal, ob Jude oder Moslem .... Nur dass sie Juden wohl nicht erkennen würden.

Aber, ich kapiere das sowieso nicht. Ich beurteile den einzelnen Menschen, den Menschen, den ich kenne.
Naja 20% Antisemitismus in der Mehrheitsgesellschaft sind m.M.n. viel, auch wenn das bei weitem nicht die Mehrheit ist.
Um antisemitische Ansichten zu vertreten, muss man nicht zwingend Juden kennen, da reichen die Klischees, Stereotype und vor allem die VTn völlig aus.
Man sollte nicht unterschätzen, wie viele Menschen anfällig für die unterschiedlichsten VTn sind.
Was man allerdings auch nicht unterschätzen sollte, ist der Stammtischantisemitismus", auf den im Link hingewiesen wird.
Wenn man gerade diese Leute ganz konkret anspricht, weisen sie jeglichen Antisemitismus weit von sich - nach dem Motto "ich habe doch nichts gegen Juden, aber ...".
Das fängt mit "... sind überempfindlich" an und hört bei Unverständnis für bzw Kritik an notwendigen Sicherheitsmaßnahmen noch lange nicht auf.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Senexx »

Dark Angel hat geschrieben:(30 Jan 2020, 12:44)

Naja 20% Antisemitismus in der Mehrheitsgesellschaft sind m.M.n. viel, .
Beleg?
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Dark Angel »

Senexx hat geschrieben:(30 Jan 2020, 13:02)

Beleg?
Wer lesen kann, ist klar im Vorteil.
Steht alles in dem Artikel, den User imp verlinkt hat.
Gegen die menschliche Dummheit sind selbst die Götter machtlos.

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Re: Antisemitismus

Beitrag von Senexx »

Dark Angel hat geschrieben:(30 Jan 2020, 13:04)

Wer lesen kann, ist klar im Vorteil.
Steht alles in dem Artikel, den User imp verlinkt hat.
Welcher "Artikel"?
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naddy
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Re: Antisemitismus

Beitrag von naddy »

Dark Angel hat geschrieben:(30 Jan 2020, 12:44)

Was man allerdings auch nicht unterschätzen sollte, ist der Stammtischantisemitismus", auf den im Link hingewiesen wird.
Wenn man gerade diese Leute ganz konkret anspricht, weisen sie jeglichen Antisemitismus weit von sich - nach dem Motto "ich habe doch nichts gegen Juden, aber ...".
Das fängt mit "... sind überempfindlich" an und hört bei Unverständnis für bzw Kritik an notwendigen Sicherheitsmaßnahmen noch lange nicht auf.
Es geht auch noch absurder:

Mein - wie bereits bemerkt - jüdischer Vater erzählte mir von einem Nachbarn, mit dem er bestens befreundet war, man lud sich gegenseitig sogar zu Familienfesten etc. ein. Was den allerdings nicht davon abhielt, im Suff Nazi-Lieder zu grölen und die Parolen von sich zu geben, mit denen er in der HJ sozialisiert worden war. Als mein Vater ihn irgendwann darauf hin ansprach, erwies er sich als unfähig, diesen offensichtlichen Widerspruch überhaupt nur einzusehen! Die in seinem Kopf fest implantierte Ideologie hatte aus seiner Sicht absolut nichts mit der gelebten Realität zu tun!
"Das gefährliche an der Dummheit ist, daß sie die dumm macht, die ihr begegnen." (Sokrates).
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Dark Angel »

Senexx hat geschrieben:(30 Jan 2020, 13:07)

Welcher "Artikel"?
Dieser hier!
Man sollte schon die Diskussion verfolgen, in die man hineingrätscht, dann weiß man auch, worum es geht.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Dark Angel »

naddy hat geschrieben:(30 Jan 2020, 13:24)

Es geht auch noch absurder:

Mein - wie bereits bemerkt - jüdischer Vater erzählte mir von einem Nachbarn, mit dem er bestens befreundet war, man lud sich gegenseitig sogar zu Familienfesten etc. ein. Was den allerdings nicht davon abhielt, im Suff Nazi-Lieder zu grölen und die Parolen von sich zu geben, mit denen er in der HJ sozialisiert worden war. Als mein Vater ihn irgendwann darauf hin ansprach, erwies er sich als unfähig, diesen offensichtlichen Widerspruch überhaupt nur einzusehen! Die in seinem Kopf fest implantierte Ideologie hatte aus seiner Sicht absolut nichts mit der gelebten Realität zu tun!
Ja, genau das ist das Problem - das Nichterkennen oder Nichterkennen wollen von Widersprüchen.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Senexx »

Dark Angel hat geschrieben:(30 Jan 2020, 14:03)

Dieser hier!
Man sollte schon die Diskussion verfolgen, in die man hineingrätscht, dann weiß man auch, worum es geht.
"Grob gesagt" sagt der Interviewte Er weiß es also auch nicht so genau.

Die Zahlen sind andere. Machen Sie sich schlau.

persönlichen Angriff entfernt. Moses, Mod.
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naddy
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Re: Antisemitismus

Beitrag von naddy »

Senexx hat geschrieben:(30 Jan 2020, 14:14)

Die Zahlen sind andere. Machen Sie sich schlau....
Es wäre doch ein wirklich netter Service der bereits Schlauen, die Zahlen selbst zu verlinken, auf die sie ihre leicht überheblich anmutenden Belehrungsversuche stützen, oder? ;)
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Nudelholz »

naddy hat geschrieben:(30 Jan 2020, 13:24)

Es geht auch noch absurder:

Mein - wie bereits bemerkt - jüdischer Vater erzählte mir von einem Nachbarn, mit dem er bestens befreundet war, man lud sich gegenseitig sogar zu Familienfesten etc. ein. Was den allerdings nicht davon abhielt, im Suff Nazi-Lieder zu grölen und die Parolen von sich zu geben, mit denen er in der HJ sozialisiert worden war. Als mein Vater ihn irgendwann darauf hin ansprach, erwies er sich als unfähig, diesen offensichtlichen Widerspruch überhaupt nur einzusehen! Die in seinem Kopf fest implantierte Ideologie hatte aus seiner Sicht absolut nichts mit der gelebten Realität zu tun!
Erlebnisse dieser Art hatte ich mehrere. Ich kann eher nicht glauben, dass ich oder dein Vater da eine Ausnahme sein sollen. Man brauchte sich nur bei Bosch aufs Klo setzen, um die braune Lust der anderen Toilettengänger an den Wänden genießen zu können. Ein Kunde schwärmte über einen Kleber, den es beim Addolf (kurzes A) noch gegeben hat, so einen guten Kleber gibt es in der heutigen Welt nicht mehr.
Genurtstag meines ehem. Schwiegervaters, der Klassiker, zicke zacke > hoi hoi hoi, Sieg > HEIL, hahahahehehe. :|
In einem Video auf yt ging es um eine Motorreparatur in einer Fachwerkstatt. Der Chef witzelte, dass sie ihr Werkzeug gerne "Reichsnadel" nennen, hihihi. Richtig heißt das Reißnadel.
Ich könnte stundenlang so weitermachen.
Vermutlich hüten sehr viele ihre schmutzigen, braunen Geheimnisse, mit dem Alkohol kommts dann eher mal raus. :s
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imp
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Re: Antisemitismus

Beitrag von imp »

Die einen fordern mehr Polizeischutz, die anderen sehen es als Armutszeugnis, dass es den braucht. Recht haben sie beide.

In Gießen setzte man nun ein Signal: "Wir lassen uns nicht vergraulen", so der Ausspruch. Landräting Anita Schreiber meint, "dass es nicht ausreicht zu gedenken, sondern dass sich unsere deutsche Verantwortung für den Holocaust auch in konkretem Handeln ausdrücken muss". Damit ist sie ganz auf Linie unseres Bundespräsidenten und seiner aktuellen Rede. Erinnern muss trotzdem sein, Schlußstrich ist nicht. Beschützen, erinnern, erklären - ein zutiefst defensiver Dreiklang, zu dem sicher auch noch eine proaktive Komponente treten muss. Wie die genau aussieht, bleibt aber bisher ungesagt.

https://www.giessener-anzeiger.de/lokal ... n_21130589
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naddy
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Re: Antisemitismus

Beitrag von naddy »

imp hat geschrieben:(30 Jan 2020, 14:37)

Landräting Anita Schreiber meint, "dass es nicht ausreicht zu gedenken, sondern dass sich unsere deutsche Verantwortung für den Holocaust auch in konkretem Handeln ausdrücken muss". Damit ist sie ganz auf Linie unseres Bundespräsidenten und seiner aktuellen Rede.
Sag' ich doch. Einfach ein paar Jährchen warten, dann erkennen selbst Politiker das Naheliegendste.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Dark Angel »

naddy hat geschrieben:(30 Jan 2020, 14:54)

Sag' ich doch. Einfach ein paar Jährchen warten, dann erkennen selbst Politiker das Naheliegendste.
Naja, zwischen das Naheliegende erkennen und dann auch entsprechend handeln besteht aber auch noch ein Unterschied.
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McKnee
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Re: Antisemitismus

Beitrag von McKnee »

Dark Angel hat geschrieben:(30 Jan 2020, 13:04)

Wer lesen kann, ist klar im Vorteil.
Kann ich nur unterstreichen
Ganz allgemein geht man in der empirischen Forschung davon aus, dass um die zwanzig Prozent der Befragten zumindest latent antisemitische Einstellungen haben.
Also irgendwo in der empirischen Forschung oder lässt sich das seriös nachvollziehen? Was du dann mit Anitsemitismus meinst, bezeichnet der Artikel dann wenigstens mit latenter Einstellung.

Derartig populistische Interpretationen schaden einer kritischen Auseinadnersetzung, weil sie Extermisten schlichtweg einladen. Es steht fest, dass es gar keine verlässlichen Statistiken gibt. Oder entsteht beim Lesen ein anderer Eindruck?
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Dark Angel »

McKnee hat geschrieben:(30 Jan 2020, 19:37)

Kann ich nur unterstreichen



Also irgendwo in der empirischen Forschung oder lässt sich das seriös nachvollziehen? Was du dann mit Anitsemitismus meinst, bezeichnet der Artikel dann wenigstens mit latenter Einstellung.
Ist latenter Antisemitismus etwa kein Antisemitismus?
McKnee hat geschrieben:(30 Jan 2020, 19:37)Derartig populistische Interpretationen schaden einer kritischen Auseinadnersetzung, weil sie Extermisten schlichtweg einladen. Es steht fest, dass es gar keine verlässlichen Statistiken gibt. Oder entsteht beim Lesen ein anderer Eindruck?
Fest steht, dass Antisemitismus in Deutschland ein gesamtgesellschaftliches Problem ist.
Fest steht ebenso, dass Antisemitismus bei/in den Medien und der Politik genauso zu finden ist, wie im Rest der Gesellschaft.

Ich habe nicht ohne Grund die Antisemitismus-Definition des IHRA - die von der Bundesregierung 2017 anerkannt wurde - zitiert und verlinkt.

Und NEIN, Interpretationen - die du als populistisch bezeichnest - schaden einer kritischen Auseinandersetzung nicht - im Gegenteil und sie laden auch Extremisten nicht ein.
Antisemitismus ist Antisemitismus - ob latent oder manifest, ist dabei shitegal - es gibt keinen "harmlosen Antisemitismus"! :mad:
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Re: Antisemitismus

Beitrag von McKnee »

Dark Angel hat geschrieben:(30 Jan 2020, 20:07)

Ist latenter Antisemitismus etwa kein Antisemitismus?
Warum sprechen sie nicht einfach von Antisemitismus? Warum schränken sie ihn so ein?
Der Hauptgrund für Stress ist der tägliche Kontakt mit Idioten.

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Re: Antisemitismus

Beitrag von Senexx »

McKnee hat geschrieben:(30 Jan 2020, 20:34)

Warum sprechen sie nicht einfach von Antisemitismus? Warum schränken sie ihn so ein?
In der Wissenschaft sprechen wir von manifesten und latenten Attituden.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von McKnee »

Dark Angel hat geschrieben:(30 Jan 2020, 20:07)

Fest steht, dass Antisemitismus in Deutschland ein gesamtgesellschaftliches Problem ist.
Fest steht ebenso, dass Antisemitismus bei/in den Medien und der Politik genauso zu finden ist, wie im Rest der Gesellschaft.
Was überrascht daran?
Und NEIN, Interpretationen - die du als populistisch bezeichnest - schaden einer kritischen Auseinandersetzung nicht - im Gegenteil und sie laden auch Extremisten nicht ein.
Antisemitismus ist Antisemitismus - ob latent oder manifest, ist dabei shitegal - es gibt keinen "harmlosen Antisemitismus"! :mad:
Warum verhältst du dich so, als hätte ich von harmlosen Antisemitismus gesprochen? Willst du mir eine Relativierung unterstellen?
Der Hauptgrund für Stress ist der tägliche Kontakt mit Idioten.

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Re: Antisemitismus

Beitrag von McKnee »

Senexx hat geschrieben:(30 Jan 2020, 20:37)

In der Wissenschaft sprechen wir von manifesten und latenten Attituden.
Ganz sicher nicht
Der Hauptgrund für Stress ist der tägliche Kontakt mit Idioten.

Es ist mir egal, ob es ein Albert-Einstein-Zitat ist ...

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Re: Antisemitismus

Beitrag von Dark Angel »

McKnee hat geschrieben:(30 Jan 2020, 20:34)

Warum sprechen sie nicht einfach von Antisemitismus? Warum schränken sie ihn so ein?
Wo tue ich das?
Gegen die menschliche Dummheit sind selbst die Götter machtlos.

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Re: Antisemitismus

Beitrag von Dark Angel »

McKnee hat geschrieben:(30 Jan 2020, 20:41)

Was überrascht daran?
Gar nichts, darum weise ich ja immer wieder darauf hin, wenn Einäugige dieses problem leugnen.


McKnee hat geschrieben:(30 Jan 2020, 20:41)Warum verhältst du dich so, als hätte ich von harmlosen Antisemitismus gesprochen? Willst du mir eine Relativierung unterstellen?
Nein, ich will keine Relativierung unterstellen.
Kam jedoch bei mir so an, als wolltest du Unterscheidungen treffen.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Ebiker »

Widerliche antisemitische und antiisraelischeTat am Holocaustgedenktag

https://twitter.com/bodoloettgen/status ... stein.html

Polizei ermittelt will DNA an Fahne sichern.

[youtube][/youtube]

Oder doch nicht ?

https://www.lvz.de/Leipzig/Lokales/Link ... er-Leipzig
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Tom Bombadil »

Wunderbares Beispiel für linken Antisemitismus, verbrämt als Israel"kritik".
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Zunder »

Ist das Hissen einer Israelfahne tatsächlich antisemitisch? Oder wird es erst durch den Kontext mit dem Schornstein judenfeindlich?

Wurde der Schornstein als Symbol für die Schlöte der Krematorien gewählt? Wenn ja, bedeutet die Fahne dann, daß der Staat Israel in die Luft geblasen werden soll wie es mit den Leichen der Juden geschah? Oder könnte die Fahne nicht auch den Triumph über Auschwitz signalisieren, ähnlich wie die Rote Fahne auf dem Reichstag den Triumph der UdSSR über Nazi-Deutschland ausgedrückt hat?

Oder wurde die Fahne einfach nur so hoch wie möglich positioniert, ohne sich Gedanken über irgendwelche Symbolik zu machen?

Wirklich eindeutig ist die Sache jedenfalls nicht.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Ebiker »

Zunder hat geschrieben:(01 Feb 2020, 12:38)

Ist das Hissen einer Israelfahne tatsächlich antisemitisch? Oder wird es erst durch den Kontext mit dem Schornstein judenfeindlich?

Mir geht es eher um das reflexartige Empören. Israelfahne am Schornstein können nur pöse Rächte sein. Jetzt waren es aber Linke und schon ist alles gut
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Senexx »

Ebiker hat geschrieben:(01 Feb 2020, 13:54)

Mir geht es eher um das reflexartige Empören. Israelfahne am Schornstein können nur pöse Rächte sein. Jetzt waren es aber Linke und schon ist alles gut
Sind denn Linke nicht häufig Pali-Sympathisanten? Handelt es sich vielleicht um eine Schutzbehauptung?
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Vongole »

Tom Bombadil hat geschrieben:(01 Feb 2020, 11:18)

Wunderbares Beispiel für linken Antisemitismus, verbrämt als Israel"kritik".
Wenn die Fahnenhisser tatsächlich ein "Zeichen für Israel" setzen wollten, wie Thomas Feist sagt, und sich das nicht als Schutzbehauptung herausstellt,
dann zeugt es nur von peinlicher Geschichtsvergessenheit, aber nicht von Antisemitismus.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von BlueMonday »

Wir driften wohl auf eine zunehmend hysterische Gesellschaft zu, in der niemand mehr geradeaus gehen und ein Zeichen setzen kann ohne sich dem Verdacht einer unkorrekten Ansicht auszusetzen. Überall sieht man Zeichen, überall bedeutungsvolle Symbolik, kaum noch unbesetzte oder wiederbesetzbare umdeutbare Zeichenräume. Jedes gut gemeinte Wort kann falsch sein. Die Gefahr der schrecklichen "Relativierung" lauert an jeder Ecke, bald schrecklicher als handfeste Verbechen. Dabei ist Sprache nichts anderes als die Bezugnahme, das Sehen und Benennen des Gleichen im Unterschiedlichen und Einzigartigen. Darüber hinaus ist nur Schweigen. Dabei könnte zeitweises Schweigen vielleicht ein Ausweg sein. Zur Besinnung kommen, ein paar Gänge herunterschalten, die Vergangenheit hinter sich lassen, das jetztige Leben bewahren und voranbringen und Grundlage für das Zukünftige schaffen statt sich mit korrekten Lippenbekenntnissen gegenseitig überbieten zu wollen.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von BenJohn »

Links halt. Die sind für den Kampf gegen Antisemitismus untauglich. Wie man sieht. Man treibt den Teufel (Rechts) nicht mit dem Belzebub (Links) aus.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Tom Bombadil »

Vongole hat geschrieben:(01 Feb 2020, 13:59)

Wenn die Fahnenhisser tatsächlich ein "Zeichen für Israel" setzen wollten, wie Thomas Feist sagt, und sich das nicht als Schutzbehauptung herausstellt,
dann zeugt es nur von peinlicher Geschichtsvergessenheit, aber nicht von Antisemitismus.
Was soll das denn für ein Zeichen FÜR Israel sein, so ganz ohne Kommentar an einem Schornstein?
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Vongole »

Tom Bombadil hat geschrieben:(01 Feb 2020, 15:47)

Was soll das denn für ein Zeichen FÜR Israel sein, so ganz ohne Kommentar an einem Schornstein?
Ein sinnloses und zudem missverständliches.
Ich kann, oder besser mag, mir allerdings nicht vorstellen, dass ein "Beauftragter für jüdisches Leben" hier fake news zugunsten von Antisemiten verbreitet.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von naddy »

BlueMonday hat geschrieben:(01 Feb 2020, 14:35)

... Überall sieht man Zeichen, überall bedeutungsvolle Symbolik, kaum noch unbesetzte oder wiederbesetzbare umdeutbare Zeichenräume. ..

Zur Besinnung kommen, ein paar Gänge herunterschalten, die Vergangenheit hinter sich lassen, das jetztige Leben bewahren und voranbringen und Grundlage für das Zukünftige schaffen statt sich mit korrekten Lippenbekenntnissen gegenseitig überbieten zu wollen.
So lautet die zutreffende Diagnose. Eine zwangsläufige Folge der lange geübten "Symbol"-Politik, die meint, mit dem Aufstellen einiger "Denkmäler" und dem Slogan: "Nie wieder!" sei die Vergangenheit ausreichend bewältigt.

Ich plädiere dafür, bei der nächsten Rechtschreibreform die Bezeichnung "Denkmal" durch "Denk-mal" zu ersetzen. Möglicherweise wäre das ein erster Schritt zur Erkenntnis, daß man nicht dadurch zum "Anti-Faschisten" wird, in dem man sich dieses Etikett auf die Stirn pappt. Faschist wird man durch faschistoide Denkstrukturen, ein rational nicht hinterfragbares Weltbild mit absolutem Wahrheitsanspruch. Das kann sich in "Nazitum" äußern, aber auch ganz anders.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Zunder »

Ebiker hat geschrieben:(01 Feb 2020, 13:54)

Mir geht es eher um das reflexartige Empören. Israelfahne am Schornstein können nur pöse Rächte sein. Jetzt waren es aber Linke und schon ist alles gut
Bei der Aktion geht es zuerst gar nicht um rechts oder links bzw. gut oder böse, sondern darum herauszufinden, was das überhaupt soll.
Geschmacklos ist es auf jeden Fall.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Zunder »

naddy hat geschrieben:(01 Feb 2020, 16:18)

So lautet die zutreffende Diagnose.
Nö, eher nicht.
"Die Vergangenheit hinter sich lassen" ist die Schlußstrich-Mentalität mit Abitur.
Es gibt nicht zu wenig Geschichtsvergessenheit, sondern zu viel.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von imp »

Zunder hat geschrieben:(01 Feb 2020, 12:38)

Ist das Hissen einer Israelfahne tatsächlich antisemitisch? Oder wird es erst durch den Kontext mit dem Schornstein judenfeindlich?

Wurde der Schornstein als Symbol für die Schlöte der Krematorien gewählt? Wenn ja, bedeutet die Fahne dann, daß der Staat Israel in die Luft geblasen werden soll wie es mit den Leichen der Juden geschah? Oder könnte die Fahne nicht auch den Triumph über Auschwitz signalisieren, ähnlich wie die Rote Fahne auf dem Reichstag den Triumph der UdSSR über Nazi-Deutschland ausgedrückt hat?

Oder wurde die Fahne einfach nur so hoch wie möglich positioniert, ohne sich Gedanken über irgendwelche Symbolik zu machen?

Wirklich eindeutig ist die Sache jedenfalls nicht.
So richtig schön ist die Sache in jedem Fall nicht. Man wollte wohl was hohes. Es wäre viel gewonnen, wenn es wenigstens ein Mobilfunkmast oder ein Büroturm gewesen wäre. Jegliche Fahne in Verbindung mit Feuer, Abgasen usw ist mindestens ungünstig und dann ausgerechnet noch die israelische. Das kann man so leicht missverstehen, man hätte das besser gelassen.

Das zum Geschehenen.

Für die Zukunft:

Es muss doch wirksamere Methoden geben, sich pv zustimmend auszudrücken als irgendwelche Fahnen möglichst weit oben anzubringen.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von imp »

In Wittenberg gibt es Streit um eine judenfeindliche Skulptur aus dem 13. Jahrhundert. Nun klagt ein Mitglied der jüdischen Gemeinde auf Entfernung, doch der Pfarrer, dem die Darstellung auch nicht behagt, hat Bedenken. In erster Instanz war die Klage erfolglos, auch morgen wird das Urteil in Berufung am Oberlandesgericht eher mit verhaltenen Chancen gesehen. Beide Parteien sehen sich auf ihre Weise bemüht, den Antisemitismus einzudämmen.


https://www.sueddeutsche.de/politik/wit ... -1.4778274
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Ammianus »

imp hat geschrieben:(03 Feb 2020, 10:18)

In Wittenberg gibt es Streit um eine judenfeindliche Skulptur aus dem 13. Jahrhundert. Nun klagt ein Mitglied der jüdischen Gemeinde auf Entfernung, doch der Pfarrer, dem die Darstellung auch nicht behagt, hat Bedenken. In erster Instanz war die Klage erfolglos, auch morgen wird das Urteil in Berufung am Oberlandesgericht eher mit verhaltenen Chancen gesehen. Beide Parteien sehen sich auf ihre Weise bemüht, den Antisemitismus einzudämmen.


https://www.sueddeutsche.de/politik/wit ... -1.4778274
Die Darstellungen der "Judensau" sind eine kulturelle Hinterlassenschaft des christlichen Antijudaismus im Mittelalter. Der war wiederum einer der Vorläufer des späteren neuzeitlichen Antisemitismus. Derartiges findet sich an zahlreichen Gotteshäusern in Deutschland.
Wie soll man aber damit umgehen? Viele Kirchen sind auch im Netz, bzw. vor Ort auf Flyern zur Mitnahme repräsentiert. Hier sollte man dann auch deutlich auf diese Thematik aufmerksam machen und vielleicht dann auch so manchen zur Beschäftigung mit dem Thema anregen.
Antijudaismus, der wohl schon Spuren des Antisemitismus trägt finden sich wohl auch bei Luther. Das Wort "wohl" bezieht sich hier auf die Spuren. Judenfeindliches hat der Reformator so einiges zusammengeschrieben, dass bei so manchem Nazi sicher einen kräftigen Orgasmus ausgelöst hat.
Judenfeindlichkeit auch später bei Wagner - aber der Text ist mehr als langweilig.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von schokoschendrezki »

Dark Angel hat geschrieben:(29 Jan 2020, 11:20)

Du hast eine sehr seltsame Vorstellung von Relativierung.
Antisemitsmus als gesamtgesellschaftliches Problem zu sehen - was es tatsächlich ist - ist alles, aber keine Relativierung.
Als gesamtgesellschaftliches Problem kann Antisemitismus NICHT einem bestimmten politischen Spektrum zugeordnet werden, eben weil es rechts genauso betrifft wie links, Liberale genauso wie Konservative.
Antisemitismus nur in einem bestimmten politischen Spektrum zu verorten bzw verorten zu wollen, ist relativieren.

Wenn sich eine Journalistin zu einem Ereignis öffentlich - in einem öffentlich rechtlichen Medium - äußert, dann ist das eben NICHT ihre private Meinung, die auf ihrem persönlichem Empfinden basiert, dann ist das eben auch nicht mehr ihre private Kritik - noch dazu, wenn bei dieser Kritik Doppelstandards zum Einsatz kommen.

Was die Journalistin mit ihrer "Kritik" ignoriert und als unwürdig bzw "Tag kapern" bezeichnet, ist die Tatsache, dass sie dieses "kapern" dem Repräsentaten des Volkes der Opfer und dem des Volkes der Befreier unterstellt.

Nachlesen kann man das Quelle - habe ich bereits verlinkt.

Vielleicht solltest Du auch die verlinkten und zitierten Kriterien bzw Definitionen, was Antisemitismus ausmacht, lesen.
Zum wiederholgen Male: Ich fasse die von dir verlinkten Quellen in keinster Weise auch nur irgendwie als eine Art "kanonische Pflichtlektüre" und deren Durcharbeitung als eine Art Eintrittskarte für weitere Diskussionen auf. Sie sind sehr häufig tendenziös (um es vorischtig auszudrücken). Die wichtigste Funktion von Quellenverweisen in Diskussionen hier besteht darin, Zitate zu belegen. Darüberhinaus vielleicht auch noch von Fall zu Fall darin, auf interessante Publikationen im Sinne eines gut gemeinten Lesetipps hinzuweisen. Soviel dazu. Mich jedenfalls weiterhin auf "nicht duchgearbeitete" Definitionen hinzuweisen, ist eine Arbeit für die Katz. Schreib einfach, was du selbst denkst.

Was die Meinungsäußerung von JournalistInnen insbesondere im öffentlichen Rundfunk anbelangt: Hier herrscht in weiten Teilen ein großes Missverständnis: Pressefreieheit bedeutet - auch im ÖRR - keineswegs Neutralitätspflicht. Im Gegenteil: Eine Neutralitätspflicht würde die gebotenen Meinungsfreiheit von Autoren einschränken. Etwas ganz anderes ist der Auftrag, möglichst ein breites und vollständiges Meinungsspektrum abzubilden.

So. Rein von der Logik her: Antisemitismus als gesamtgesellschaftliches Problem zu betrachten, bedeutet nicht zwangsläufig, keine Bewichtungen vornehmen zu dürfen. Wobei es hier nicht zwangsläufig und nur um Bewichtungen im Links-Rechts-Spektrum geht. Es gibt zumindest eine Korrelation (möglicherweise aber auch kausale Zusammenhänge) zwischen identitärem Denken, Bezügen zu Großgruppen wie Nationen und Religionsgemeinschaften auf der einen und der Projektion von Überidentifikationen auf antisemitische Stereotype. Antisemitismus als eine Art gleichmäßiges Grundrauschen zu verstehen, bedeutet in der Konsequenz, sich nicht mehr aktuellen Tendenzen und Entwicklungen zu befassen und es bestenfalls bei einer Abwehr und Verurteilung zu belassen.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von schokoschendrezki »

BlueMonday hat geschrieben:(01 Feb 2020, 14:35)

Wir driften wohl auf eine zunehmend hysterische Gesellschaft zu, in der niemand mehr geradeaus gehen und ein Zeichen setzen kann ohne sich dem Verdacht einer unkorrekten Ansicht auszusetzen. Überall sieht man Zeichen, überall bedeutungsvolle Symbolik, kaum noch unbesetzte oder wiederbesetzbare umdeutbare Zeichenräume. Jedes gut gemeinte Wort kann falsch sein. Die Gefahr der schrecklichen "Relativierung" lauert an jeder Ecke, bald schrecklicher als handfeste Verbechen. Dabei ist Sprache nichts anderes als die Bezugnahme, das Sehen und Benennen des Gleichen im Unterschiedlichen und Einzigartigen. Darüber hinaus ist nur Schweigen. Dabei könnte zeitweises Schweigen vielleicht ein Ausweg sein. Zur Besinnung kommen, ein paar Gänge herunterschalten, die Vergangenheit hinter sich lassen, das jetztige Leben bewahren und voranbringen und Grundlage für das Zukünftige schaffen statt sich mit korrekten Lippenbekenntnissen gegenseitig überbieten zu wollen.
Das ist schon richtig. Der (streitbare) israelische Soziologe Moshe Zuckermann spricht denn auch vom paradoxen Phänomen der "Antisemitismus-Euphorie". Findet man ein Beispiel, das den Antisemitismus irgendeiner nicht geliebten Menschengruppe belegt, nennt man es denn auch schon mal "wunderbar". Wie user Tom weiter oben.
Moshe Zuckermann hat geschrieben: Ziel dieses Textes ist es, sich dem Thema ("Zur Islamisierung des Antisemitismus") sine ira et studio zu nähern und sich – soweit dies überhaupt möglich ist – gegen die politische Instrumentalisierung der Problematik zu wehren. Der arabische und islamische Antisemitismus wird von mir, wie jeder andere Antisemitismus auch, als Skandal für sich betrachtet. Während sich bei einigen AutorInnen, allen voran Hans-Peter Raddatz, die sich des Themas angenommen haben, der Eindruck festsetzt, diese würden sich beinahe schon über den islamischen Antisemitismus freuen, um ein gewichtiges Argument gegen Muslime in die Hand zu bekommen, kann ich dieser Freude rein gar nichts abgewinnen.
http://www.hagalil.com/2010/02/islamisc ... itismus/2/

Auch wenn der Artikel bzw. die Artikelfolge bereits etwa 10 Jahre alt ist. Im Vorwort dieser Reihe heißt es:
In der Abstraktion des „Juden“, die im Antisemitismus wie im Philosemitismus stattfinde, sieht Zuckermann ein „Grundelement des ideologischen Unheils. Dort wo abstrahiert wird, wo Individuen ihres Einzelmenschlichen beraubt werden und die Heterogenität des Kollektivs weggedacht wird, da kann auch die große Judenliebe in bestimmten historischen Konstellationen in das genaue Gegenteil dessen, was sie vorgibt zu sein, umschlagen.“

Diese Kritik gilt genauso für evangelikale oder rechte Israel-Freunde. Auch deren Sorge angesichts des islamischen Antisemitismus ist nicht in diesem begründet, sondern in einem narzisstischen Identifikationsversuch mit den „Opfern“ der eigenen Tätervorfahren und im Rassismus gegen Muslime und Musliminnen.
Sobald Leute zusammenkommen und sich zu einem hohen Grad als Teil einer Gemeinschaft sehen und dann noch eine gewisse Mindestakzeptanz für antisemitische Stereotype haben ... entsteht die Gefahr der Entflammbarkeit. Ob das nun eine Kneipenrunde ist, die Gemeinschaft irgendeiner heiligen oder unheiligen Nation, der Panarabismus oder die beschworene Welt-Gemeinschaft der Muslime. Ich behaupte: Der liberale Individualismus und Antikollektivismus ist eine zuverlässige Impfung gegen jede Art Antisemitismus. Ein Individuum, das sich zuallererst als Individuum und nicht als Teil einer Gemeinschaft sieht, ist absolut immun gegen Antisemitismus. Auch unabhängig von seiner politischen Einstellung solange sich diese im Rahmen von Humanismus, Demokratie und LIberalität bewegt.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Vongole »

schokoschendrezki hat geschrieben:(04 Feb 2020, 11:02)

Das ist schon richtig. Der (streitbare) israelische Soziologe Moshe Zuckermann spricht denn auch vom paradoxen Phänomen der "Antisemitismus-Euphorie". Findet man ein Beispiel, das den Antisemitismus irgendeiner nicht geliebten Menschengruppe belegt, nennt man es denn auch schon mal "wunderbar". Wie user Tom weiter oben.
(..).
Ach Schoko, wie erwartbar! Wenn jemandem nichts mehr einfällt, was er Kritikern von linkem oder muslimischem Antisemitismus entgegnen kann, dann kommt er garantiert mit Moshe Zuckermann um die Ecke.
Zuckermann, der die vornehmlich von Linken unterstützte BDS für eine großartige Bewegung hält und deshalb Antizionismus nicht für antisemitisch, Israelis grundsätzlich das Demokratierverständnis abspricht,
sich aber gerne mit Antisemiten wie Norman Paech (links) ("Die Juden sind selbst schuld am Antisemistismus), Khaled Hamad, Unterstützer der terroristischen PFLP an einen Tisch setzt, und sich nicht scheut,
dem Antisemiten und Holocaust-Leugner Ken Jebsen ("Israel strebt die Endlösung an") für Interviews zur Verfügung zu stehen.
Am Yisrael Chai

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Re: Antisemitismus

Beitrag von Keoma »

Vongole hat geschrieben:(04 Feb 2020, 15:56)

Ach Schoko, wie erwartbar! Wenn jemandem nichts mehr einfällt, was er Kritikern von linkem oder muslimischem Antisemitismus entgegnen kann, dann kommt er garantiert mit Moshe Zuckermann um die Ecke.
Zuckermann, der die vornehmlich von Linken unterstützte BDS für eine großartige Bewegung hält und deshalb Antizionismus nicht für antisemitisch, Israelis grundsätzlich das Demokratierverständnis abspricht,
sich aber gerne mit Antisemiten wie Norman Paech (links) ("Die Juden sind selbst schuld am Antisemistismus), Khaled Hamad, Unterstützer der terroristischen PFLP an einen Tisch setzt, und sich nicht scheut,
dem Antisemiten und Holocaust-Leugner Ken Jebsen ("Israel strebt die Endlösung an") für Interviews zur Verfügung zu stehen.
Solche Feigenblätter für Antisemiten und verkappte Antisemiten sind besonders gefährlich.
Unter dem Motto: "Na siehst du, sogar ein Jude sagt das."
Der Gescheitere gibt nach!
Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit.

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Re: Antisemitismus

Beitrag von imp »

schokoschendrezki hat geschrieben:(04 Feb 2020, 11:02)

Das ist schon richtig. Der (streitbare) israelische Soziologe Moshe Zuckermann spricht denn auch vom paradoxen Phänomen der "Antisemitismus-Euphorie". Findet man ein Beispiel, das den Antisemitismus irgendeiner nicht geliebten Menschengruppe belegt, nennt man es denn auch schon mal "wunderbar". Wie user Tom weiter oben.
http://www.hagalil.com/2010/02/islamisc ... itismus/2/

Auch wenn der Artikel bzw. die Artikelfolge bereits etwa 10 Jahre alt ist. Im Vorwort dieser Reihe heißt es:

Sobald Leute zusammenkommen und sich zu einem hohen Grad als Teil einer Gemeinschaft sehen und dann noch eine gewisse Mindestakzeptanz für antisemitische Stereotype haben ... entsteht die Gefahr der Entflammbarkeit.
Ja gut, das ist aber das, was Menschen machen - sie versammeln sich entlang gemeinsamer Interessen zu Kollektiven, die gegenüber anderen Kollektiven eine kollektive Identität darstellen, vom Einzelnen abstrahieren und gemeinsame Interessen durchsetzen helfen. Ob das jetzt so schlau ist, sich ausgerechnet eine Religion oder Nationalität auszusuchen als sein hervorstehendes Interesse, na gut, da kann man schon mal drüber reden. Andererseits gerade beim Antisemitismus geht es oft nicht darum, was man selber denkt sondern was andere denken, wo sie dich reinsortieren sollen.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von PeterK »

Vongole hat geschrieben:(04 Feb 2020, 15:56)
Wenn jemandem nichts mehr einfällt, was er Kritikern von linkem oder muslimischem Antisemitismus entgegnen kann, dann [...]
Nachtigall, ick hör Dir trapsen. Mir ist die religiös oder politisch begründete Weltanschauung eines Antisemiten - zumindest in Bezug auf das Thema des Threads - egal
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Re: Antisemitismus

Beitrag von imp »

PeterK hat geschrieben:(04 Feb 2020, 20:56)

Nachtigall, ick hör Dir trapsen. Mir ist die religiös oder politisch begründete Weltanschauung eines Antisemiten - zumindest in Bezug auf das Thema des Threads - egal
Wen meinst du da jetzt?
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