Antisemitismus

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Selina
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Selina »

Dark Angel hat geschrieben:(29 Jan 2020, 11:45)

Was unterscheidet denn rechten Antisemitismus von Linkem?
Was unterscheidet rechte Relativierung und Verharmlosung des Holocaust von linker Realtivierung und Verharmlosung des Holocaust?

Beispiel gefällig?

"Heute vor 75 Jahren wurde Auschwitz befreit. Der Holocaust war eines der größten Verbrechen im 2. Weltkrieg. Die Nazis gehören auch zu den größten Klimasünder*innen, da ihr Vernichtungskrieg und ihre Panzer riesige Mengen an CO2 produziert haben. Viele Politiker sagen, dass sich das nicht wiederholen darf. Aber was tun sie gegen den Klima-Holocaust, der in diesem Moment Millionen Menschen und Tiere tötet? Greta Thunberg hat in Davos richtig gesagt, dass seit Beginn der Klimaproteste nicht genug getan wurde. Wir müssen die Klimaerwärmung jetzt stoppen damit sich ein Holocaust nicht wiederholt. ...

Die Frage ist nicht, ob wir den Holocaust der Nazis mit dem heutigen Tier-Holocaust vergleichen dürfen, die Frage ist vielmehr, ob die Nachfahren der Täter den jüdischen Opfern des Nazi-Holocaust verbieten dürfen, ihren eigenen erlebten Holocaust mit dem Tier-Holocaust zu vergleichen!
Was ist der Unterschied zwischen dem Menschen-Holocaust durch die Nazis und dem Tier-Holocaust durch die restliche Menschheit? Antwort: Die extrem grössere Anzahl der Opfer beim Tier-Holocaust.
Quelle


Derjenige, der den Holocaust auf so widerliche Art und Weise relativiert kandidiert für die Partei die Linke:

"Listenplatz 20
und Wahlkreiskandidat für Alstertal - Walddörfer
18 Jahre, Rahlstedt, Schüler.
Ich kandidiere für die Hamburgische Bürgerschaft, weil wir eine konsequente Klimapolitik brauchen und konkrete Maßnahmen im Kampf gegen den Klimawandel umsetzen müssen.
Quelle
Ja, das ist schlimm. Daher verliert er auch sein Mandat und soll auch aus der Partei ausgeschlossen werden.

https://www.ndr.de/nachrichten/hamburg/ ... ke748.html
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Dark Angel
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Dark Angel »

Selina hat geschrieben:(29 Jan 2020, 13:24)

Ja, das ist schlimm. Daher verliert er auch sein Mandat und soll auch aus der Partei ausgeschlossen werden.

https://www.ndr.de/nachrichten/hamburg/ ... ke748.html
Immerhin etwas!
Reicht jedoch nicht, weil Holocaustrelativierung bzw Verharmlosung eigentlich gem. §130 StGB eine Straftat darstellt und entsprechend zu verurteilen ist.
Nix passiert - weder hat Fratzenbuch seinen Eintrag gelöscht, wozu das Unternehmen lt. NetzDG verpflichtet wäre, noch hat die Linke Anzeige erstattet.
Man distanziert sich nur.

Ob der zweite (genannte) "Kandidat" zum linken politischen Spektrum zu zählen ist, weiß ich nicht.
Aus diesem Grund zähle ich ihn mal zur politischen Mitte.
Das Zitat ist ja nur die Spitze des Eisbergs - es geht ja in seinem Blog noch weiter:

"Was ist der Unterschied zwischen dem Menschen-Holocaust durch die Nazis und dem Tier-Holocaust durch die restliche Menschheit? Antwort: Die extrem grössere Anzahl der Opfer beim Tier-Holocaust. Trotzdem behaupten einige Leute, dass man den Menschen-Holocaust mit nichts vergleichen dürfe, weil man dadurch die Opfer der Nazis herabwürdigen würde. Dabei gibt es keinen Grund, warum der Wert eines Tieres niedriger sein sollte als der eines Menschen. Schon der Nobelpreisträger Bertrand Russel stellte fest: „Es gibt keinen objektiven Grund für die Annahme, dass menschliche Interessen wichtiger seien als tierliche.“

Es ist ganz offensichtlich, warum man den Holocaust-Vergleich nicht mag und ihn sogar bekämpft. Wenn man dem Holocaust-Vergleich zustimmen würde, dann würde man anerkennen, schwerste Verbrechen durch den Konsum von Tierqualprodukten zu begehen."
Quelle


Das NetzDG soll dazu dienen, Hass im Internet zu unterbinden und was passiert? GAR NICHTS!

Man gewinnt tatsächlich den Eindruck, dass der Holocaust nach Herzenslust relativiert und verharmlost werden darf, so lange man "auf der Seite der Guten steht". Das ist widerlich und führt das Gerede vom Kampf gegen Antisemitismus ad absurdum.
Gegen die menschliche Dummheit sind selbst die Götter machtlos.

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Selina
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Selina »

Naja, son Parteiausschluss ist nicht nur ein "Distanzieren", das ist schon etwas härter und auch berechtigt. Und ob die Linke keine Anzeige erstattet, weißt du doch gar nicht. So lange ist das nicht her. Warte ab.
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imp
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Re: Antisemitismus

Beitrag von imp »

Selina hat geschrieben:(29 Jan 2020, 13:24)

Ja, das ist schlimm. Daher verliert er auch sein Mandat und soll auch aus der Partei ausgeschlossen werden.

https://www.ndr.de/nachrichten/hamburg/ ... ke748.html
Solche unwesentlichen Fakten werden von unseren Schreihälsen gern ignoriert. Was er da zussammengeschrieben hat, ist schon ziemlicher Müll. Schade, dass er es überhaupt erst auf die Liste einer demokratischen Partei drauf geschafft hat.
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Selina
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Selina »

Ein, wie ich finde, wichtiges Gespräch zum Thema mit dem Leiter der Buchenwald-Gedenkstätte, Volkhard Knigge. Die heutige Zustimmung etlicher Leute zum Nationalsozialismus mit seinem Antisemitismus und seinem Rassenwahn, dass der doch gar nicht mal so schlecht gewesen sei, beunruhigt Knigge besonders. Weil ich das im Gespräch Gesagte so wichtig finde, bringe ich hier einen etwas längeren Ausschnitt daraus:

ZItat:

„Rechtes Denken wird wieder revitalisiert“

Parteien wie die AfD machten antidemokratisches Denken wieder gesellschaftsfähig, sagte Volkhard Knigge, Leiter der Gedenkstätte Buchenwald, im Dlf. Dies werde als Heilmittel für die Zukunft angepriesen. Beunruhigend sei, dass es nicht nur Verleugnung, sondern auch Zustimmung zum Nationalsozialismus gebe.

Volkhard Knigge im Gespräch mit Jörg Münchenberg

Auf der anderen Seite merken wir natürlich, dass vor diesem Hintergrund Normträger in der Gesellschaft Unmenschlichkeit predigen, merken wir, dass sich die Grenzen verschieben. Rechtes Sprechen, auch rechtes Denken, antidemokratisches Denken, wie es schon zwischen dem Ersten und dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland zu sehen war, wird wieder revitalisiert, wird als Heilmittel für die Zukunft angepriesen. Insofern beunruhigt uns, dass es auch Zustimmung zum Nationalsozialismus gibt, nicht nur Verleugnung, sondern Zustimmung – das war eine tolle Sache, das brauchen wir heute wieder –, und es beunruhigen uns, die Phänomene der Verrohung, die wir auch in Gedenkstätten merken, wenn Besucher sich komplett respektlos an diesen Orten verhalten. Gott sei Dank ist das, so qualitativ schrecklich es ist, wenn man dieser Verrohung sich konfrontiert sieht, immer noch die Minderheit. Die anderen sind so wichtig, diese „dennoch und jetzt erst recht“-Haltung zeigenden Menschen – nicht nur als Gedenkstätten-Besucher, sondern in der Gesellschaft überhaupt.

„Die AfD hat diese völkisch-antisemitisch-rassistischen Positionen“

Münchenberg: Herr Knigge, es gibt derzeit auch eine innenpolitische Debatte über die Rolle der AfD im Zusammenhang mit einem wachsenden Antisemitismus in Deutschland. Sie gehen auch soweit und sagen, die AfD trägt da eine Mitverantwortung? Es gibt ja den Ausspruch von Björn Höcke, der selbst eine 180-Grad-Wende in der Erinnerungskultur gefordert hat, oder die Fliegenschiss-Äußerungen von AfD-Chef Alexander Gauland. Da würden Sie auch sagen, das hat Nährboden bereitet?

Knigge: Das hat Nährboden bereitet und so haben wir es auch, als Herr Brandner ein Gespräch mit uns haben wollte, Herrn Brandner gesagt. Ich bin ja noch im Thüringer Landtag und die AfD hat mich schon – jetzt hätte ich beinahe gesagt, angerüpelt – dass wir den Überlebenden nicht zuhören, weil wir die AfD – der wir ja die Kranzniederlegung in Buchenwald an einem Tag wie heute untersagen – hassen, und die Überlebenden sagen doch, dass wir Hass in Freundschaft verwandeln sollen. Wir sind keine Freunde der AfD, das wird uns vorgeworfen.

Nein, die AfD hat diese völkisch-antisemitisch-rassistischen Positionen. Herr Höcke drückt sie offen in seinem neuen Buch aus. Jongen, der Chefideologe, hat in der Bundestagsdebatte zu „Jugend erinnert“, diesem wunderbaren neuen intensivierungspädagogischen Programm – finanzielle Förderung dafür von Frau Grütters –, sehr deutlich gesagt, diese Erinnerungskultur ist dafür gemacht, die deutsche Jugend zu schwächen, ihr einzuimpfen, dass sie aus einem verbrecherischen Volk stammt, um damit dann ihren Existenzwillen zu schwächen und damit der Umvolkung entgegenzuarbeiten. Das ist doch wirklich nicht nur verrückt; das ist bösartig und das ist gefährlich.

Und noch einmal: Es sind Normträger. Bundestagsabgeordnete, Landtagsabgeordnete, Kommunalpolitiker der AfD gehören zu den Normträgern und junge Leute hören da auch erst mal hin. Aber sie hören dann hoffentlich auch sehr schnell, wie viel Hass und wie viel tendenziell Unmenschliches, das sich daraus entwickeln kann, in diesen Denkweisen steckt. Und genau das kann man ja aus der Geschichte lernen und deswegen wird ja unsere Erinnerungskultur auch von der AfD diffamiert und die 180-Grad-Wende gefordert, damit wir diese scharfe Brille historischer Erfahrung, was steckt in diesem Denken drin, dass wir uns diese scharfe Brille historischer Erfahrung von den Augen nehmen und dann den Rattenfängern wieder hinterherlaufen.


https://www.deutschlandfunk.de/leiter-d ... _id=468894
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Selina
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Selina »

imp hat geschrieben:(29 Jan 2020, 13:56)

Solche unwesentlichen Fakten werden von unseren Schreihälsen gern ignoriert. Was er da zussammengeschrieben hat, ist schon ziemlicher Müll. Schade, dass er es überhaupt erst auf die Liste einer demokratischen Partei drauf geschafft hat.
Genau. Selektives Zitieren und selektives Lesen sind typisch für einige politische Kreise. Denn auch, wenn es natürlich solche wenigen linken Fälle von Antisemitismus gibt - was schlimm genug ist -, dann wird in der Linken auch sofort reagiert. Ich bin mir nicht so sicher, ob das in erzkonservativen und neurechten Kreisen auch so ist, dass da so schnell und in aller Konsequenz reagiert wird auf solche Ausfälle. Den AfD-Landes- und Bundesspitzen (siehe das obige Gespräch mit dem Buchenwald-Gedenkstätten-Leiter) tut doch zum Beispiel niemand was; niemand rügt sie oder schließt sie gar aus der Partei aus. Die verbreiten munter ihren Geschichtsrevisionismus immer weiter. Und sitzen weiter munter auf ihren Stühlen.
Zuletzt geändert von Selina am Mittwoch 29. Januar 2020, 14:12, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Ebiker »

Selina hat geschrieben:(29 Jan 2020, 14:05)

Genau. Selektives Zitieren und selektives Lesen sind typisch für einige politische Kreise. Denn auch, wenn es natürlich solche wenigen linken Fälle von Antisemitismus gibt - was schlimm genug ist -, dann wird in der Linken auch sofort reagiert. Ich bin mir nicht so sicher, ob das in erzkonservativen und neurechten Kreisen auch so ist, dass da so schnell und in aller Konsequenz reagiert wird auf solche Ausfälle. Den AfD-Landes- und Bundesspitzen (siehe das obige Gespräch mit dem Buchenwald-Gedenkstätten-Leiter) tut doch zum Beispiel niemand was. Die verbreiten munter ihren Geschichtsrevisionismus immer weiter. Und sitzen weiter munter auf ihren Stühlen.
Wenige Fälle linken Antisemitismus ? Schaut in der Studie der Uni Bielefeld anders aus

https://uni-bielefeld.de/ikg/daten/JuPe ... il2017.pdf
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imp
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Re: Antisemitismus

Beitrag von imp »

Selina hat geschrieben:(29 Jan 2020, 14:05)

Genau. Selektives Zitieren und selektives Lesen sind typisch für einige politische Kreise. Denn auch, wenn es natürlich solche wenigen linken Fälle von Antisemitismus gibt - was schlimm genug ist -, dann wird in der Linken auch sofort reagiert. Ich bin mir nicht so sicher, ob das in erzkonservativen und neurechten Kreisen auch so ist, dass da so schnell und in aller Konsequenz reagiert wird auf solche Ausfälle. Den AfD-Landes- und Bundesspitzen (siehe das obige Gespräch mit dem Buchenwald-Gedenkstätten-Leiter) tut doch zum Beispiel niemand was. Die verbreiten munter ihren Geschichtsrevisionismus immer weiter. Und sitzen weiter munter auf ihren Stühlen.
Es gibt in Sachen Antisemitismus schon immer mal wieder ziemlich hässliche Einzelfälle bei der Linkspartei. Das hängt teilweise auch damit zusammen, wo einige Leute historisch herkommen. Entgegen den Textbausteinen gängiger Reden ist das aber nicht das Bild dieser Partei, genau wie bei den Grünen nicht lauter Kifi rumrennen. Es ist schlimm genug jeder einzelne reale Fall.

Wollte man den Antisemitismus aber genau darin bekämpft sehen, dass man möglichst oft diese Fälle zitiert - das fände ich nun schon sehr speziell.
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Vongole
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Vongole »

Zunder hat geschrieben:(29 Jan 2020, 11:37)

Jetzt wird's langsam unverschämt.
Du weißt genau, daß ich nie auch nur andeutungsweise gegen Juden aufgrund ihrer Identität argumentieren würde. Es geht mir über Seiten hinweg um die Geschichtsverdreherei und du unterstellst mir judenfeindliche Absichten. Danke.
Wie anders wäre denn dieser Beitrg zu verstehen, der sich allein auf die Gedenkrituale bezieht?
Zunder hat geschrieben:(28 Jan 2020, 23:38)

Wenn diese Gedenkrituale alle so sinnlos und uninteressant sind, frage ich mich, warum Wolffsohn und seine Nachplapperer nicht einfach die Klappe halten.
Indem sie so aufgeregt mit den Flügeln schlagen und unablässig schnattern, widerlegen sie selbst umgehend, was sie behaupten.
Genau darauf habe ich geantwortet.

Was Wolffsohns angebliche Geschichtsverdreherei angeht, werde ich darauf nochmals eingehen, wenn mir mehr nähere Informationen zu seinem Statement vorliegen.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Misterfritz »

Gestern lief auf rbb noch mal eine Doku über Juden in der DDR von 2018 (kommt heute auch noch mal auf 3sat).
Gegen Ende wird Wolfgang Benz interviewt und er wurde gefragt, warum es überhaupt Antisemitismus gerade in der DDR so stark gab.
Eine seiner Erklärungen: Der Antisemitismus bedarf gar keiner realen Juden in der Umgebung. Es reichen Schlagwörter wie jüdische Weltverschwörung, Rothschild, etc.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von imp »

Misterfritz hat geschrieben:(29 Jan 2020, 14:47)

Gestern lief auf rbb noch mal eine Doku über Juden in der DDR von 2018 (kommt heute auch noch mal auf 3sat).
Gegen Ende wird Wolfgang Benz interviewt und er wurde gefragt, warum es überhaupt Antisemitismus gerade in der DDR so stark gab.
Eine seiner Erklärungen: Der Antisemitismus bedarf gar keiner realen Juden in der Umgebung. Es reichen Schlagwörter wie jüdische Weltverschwörung, Rothschild, etc.
Ist das der hier? https://www.ardmediathek.de/rbb/player/ ... zY2hsYW5k/

Die Erklärung von Benz finde ich schlüssig. Ist ja bei "Ausländerhass" dasselbe.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Misterfritz »

imp hat geschrieben:(29 Jan 2020, 14:52)

Ist das der hier? https://www.ardmediathek.de/rbb/player/ ... zY2hsYW5k/

Die Erklärung von Benz finde ich schlüssig. Ist ja bei "Ausländerhass" dasselbe.
Ja, genau, bei Minute 36.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Selina »

Misterfritz hat geschrieben:(29 Jan 2020, 14:47)

Gestern lief auf rbb noch mal eine Doku über Juden in der DDR von 2018 (kommt heute auch noch mal auf 3sat).
Gegen Ende wird Wolfgang Benz interviewt und er wurde gefragt, warum es überhaupt Antisemitismus gerade in der DDR so stark gab.
Eine seiner Erklärungen: Der Antisemitismus bedarf gar keiner realen Juden in der Umgebung. Es reichen Schlagwörter wie jüdische Weltverschwörung, Rothschild, etc.
Gute Doku. Interessant auch die Sätze ab Minute 38. Und was der Dresdner Jude sinngemäß sagt ganz zum Schluss, stimmt auch: "Ich kann nach Israel gehen, wenn es hier ganz schlimm wird. Mir tun eigentlich die nichtjüdischen Deutschen leid. Die haben dann nichts, wo sie hin können." Wie wahr.
Zuletzt geändert von Selina am Mittwoch 29. Januar 2020, 16:48, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Keoma »

Selina hat geschrieben:(29 Jan 2020, 16:41)

Gute Doku. Interessant auch die Sätze ab Minute 39. Und was der Dresdner Jude sinngemäß sagt ganz zum Schluss, stimmt auch: "Ich kann nach Israel gehen, wenn es hier ganz schlimm wird. Mir tun eigentlich die nichtjüdischen Deutschen leid. Die haben dann nichts, wo sie hin können." Wie wahr.
Was ist daran wahr?
Sind die nichtjüdischen Deutschen dort eingesperrt?
Der Gescheitere gibt nach!
Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit.

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Re: Antisemitismus

Beitrag von Selina »

Keoma hat geschrieben:(29 Jan 2020, 16:46)

Was ist daran wahr?
Sind die nichtjüdischen Deutschen dort eingesperrt?
Der Dresdner hat das anders gemeint. Wenn du es dir nicht anschaust, verstehst du es auch nicht.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von imp »

Selina hat geschrieben:(29 Jan 2020, 16:41)

Gute Doku. Interessant auch die Sätze ab Minute 38. Und was der Dresdner Jude sinngemäß sagt ganz zum Schluss, stimmt auch: "Ich kann nach Israel gehen, wenn es hier ganz schlimm wird. Mir tun eigentlich die nichtjüdischen Deutschen leid. Die haben dann nichts, wo sie hin können." Wie wahr.
Ein Grund mehr, sich zu bemühen jeden Tag.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Selina »

Zunder hat geschrieben:(29 Jan 2020, 11:37)

Jetzt wird's langsam unverschämt.
Du weißt genau, daß ich nie auch nur andeutungsweise gegen Juden aufgrund ihrer Identität argumentieren würde. Es geht mir über Seiten hinweg um die Geschichtsverdreherei und du unterstellst mir judenfeindliche Absichten. Danke.

Jedenfalls hatte Steinmeier genügend Anstand, beim Gedenken an die Befreiung von Auschwitz, das ein DEUTSCHES Verbrechen war, nicht mit dem Finger auf andere zu zeigen. Das unterscheidet ihn wohltuend von jenem Teil seiner Kritiker, der offensichtlich kein Problem hat, sich mit der in diesem Fall besonders deplatzierten Hetze auf AfD-Niveau zu begeben.

Davon abgesehen, frage ich mich, wie man die Muslime in Deutschland für die Erinnerungskultur gewinnen will, wenn man ihnen entgegen den historischen Tatsachen erzählt, ihre Vorfahren wären für den Holocaust mitverantwortlich. Das ist doch völlig absurd.

Im Gespräch mit Petra Paul hat Wolffsohn übrigens nicht mehr behauptet, "die muslimische Welt" hätte mit den Nazis paktiert. Vielleicht hat es ja geholfen, daß ihm auf Twitter diese Lüge im die Ohren gehauen wurde. Von einem Juden.
Ich verstehe deine Kritik an den Äußerungen Wolffsohns gut. Falls es dich interessiert, hier ein interessanter Tagesspiegel-Kommentar dazu:

https://www.tagesspiegel.de/politik/mus ... 82342.html
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Dark Angel
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Dark Angel »

imp hat geschrieben:(29 Jan 2020, 13:56)
Solche unwesentlichen Fakten werden von unseren Schreihälsen gern ignoriert. Was er da zussammengeschrieben hat, ist schon ziemlicher Müll. Schade, dass er es überhaupt erst auf die Liste einer demokratischen Partei drauf geschafft hat.
Eine eindeutige Holocaustrelativierung und -verharmlosung - die eigentlich einen Straftatsbestand gem. §130 StGB darstellt - als "ziemliche[n] Müll"bezeichnen und damit marginalisieren, ist schon starker Tobak und und mehr als nur daneben.
Lässt tief blicken.
Nunja - was will man von jemandem erwarten, der diejenigen, die hier im Forum und im real life, aktiv gegen Antisemitismus angehen, als Schreihälse verunglimpft.
Selina hat geschrieben:(29 Jan 2020, 14:05)
Genau. Selektives Zitieren und selektives Lesen sind typisch für einige politische Kreise. Denn auch, wenn es natürlich solche wenigen linken Fälle von Antisemitismus gibt - was schlimm genug ist -, dann wird in der Linken auch sofort reagiert. Ich bin mir nicht so sicher, ob das in erzkonservativen und neurechten Kreisen auch so ist, dass da so schnell und in aller Konsequenz reagiert wird auf solche Ausfälle.
Ahja - "solche wenigen linken Fälle von Antisemitismus"?
Von wegen - aber den Antisemitismus in den eigenen Reihen leugnen und verharmlosen, ist man von Linken ja gewöhnt.
Ist ja auch sooo schön einfach, mit dem Finger auf andere zeigen, aber den eigenen Dreckhaufen nicht sehen (wollen)

"

Es gibt Klärungsbedarf. Klärungsbedarf in der Linken. Sie hat ein Problem in ihren Reihen. Ein Problem namens Antisemitismus. Das Phänomen ist seit langem bekannt, doch hat neue Aufmerksamkeit durch eine Studie erhalten, in der Gießener Wissenschaftler der Linkspartei weit mehr als nur eine Verharmlosung des Problems attestieren. In der Linkspartei seien antisemitische Positionen nicht nur weit verbreitet, sie werden von der Parteiführung auch geduldet, erklärt der Autor der Studie Samuel Salzborn gegenüber der Jüdischen Allgemeinen.

Die Reaktionen ließen nicht lang auf sich warten: FDP und Unionsparteien veranlassten eine aktuelle Stunde über „mögliche antisemitische und israelfeindliche Positionen und Verhaltensweisen in der Partei die Linke“. Doch während die Führung der Linkspartei bemüht ist, die Debatte klein zu halten und zu verharmlosen, tauchen immer neue Schriften auf, die nicht auf eine inhaltliche Kritik der Politik Israels abzielen, sondern die israelische Existent in ihrer Gänze in Frage stellen. ..."
Quelle


"Antisemiten sind immer die anderen Linke und Liberale sind schnell dabei, Judenhass zu verurteilen – solange es nicht der eigene ist.
... aber auch zum ­sogenannten Neuen Antisemitismus, der selbst schon wieder in die Jahre gekommen ist. Dieser bezeichnet schlicht die heutzutage in linken und bürgerlichen Kreisen gepflegte politisch korrekte Variante des Judenhasses. Da man nach Auschwitz guten Gewissens nichts mehr direkt gegen Jüdinnen und Juden haben kann, nimmt man den Umweg über Israel als »Jude unter den Staaten« (Léon ­Poliakov). Die sich als »Israelkritik« drapierende Variante der wiedergutgewordenen Deutschen, der sogenannten Mitte der Gesellschaft, hat zur Konsequenz, dass es für Jüdinnen und Juden hierzulande genau zwei Optionen gibt, akzeptiert zu werden. Sie sollten möglichst lange tot sein, am besten seit den dreißiger oder frühen vierziger Jahren des 20. Jahrhunderts. Anderenfalls sollten sie ­wenigstens Antizionisten, also Kronzeugen der »Israelkritik« sein.
Ein Gerücht über die Juden streute erst kürzlich wieder Der Spiegel, der hinter einer kleinen proisraelischen Gruppe dubiose Methoden der Einflussnahme und sinistre Mächte aus dem Ausland vermutete. Denn eine Parteinahme für Israel ist eine hierzulande kaum für möglich zu haltende Ungeheuerlichkeit. Mit dem Raunen über den Mossad setzten die Autoren ihrer Geschichte noch den Aluhut auf. Die Verantwortlichen in der Redaktion wiesen später jede Kritik und vor allem den Vorwurf des Antisemitismus ehrlich empört von sich. In ihrem Selbstbild sind sie frei von jedem Ressentiment. Für sie ist es auch kein Widerspruch, wenig später mit dem Titel »Nie wieder?« aufzumachen und nach Halle ganz richtig festzustellen: »Schmähungen gegen Juden sind in Deutschland alltäglich – sie bereiten den Boden für Gewalttaten.« Nur trifft sie das nicht selbst. Denn Antisemiten sind immer nur die anderen. ..."
Quelle


"Nach der Antisemitismusdefinition der „International Holocaust Remembrance Alliance“, der sich 2017 auch die Bundesregierung angeschlossen hat, „kann auch der Staat Israel, der dabei als jüdisches Kollektiv verstanden wird“, zum Ziel judenfeindlicher Angriffe werden. Zwar sind in der Linkspartei auch traditionelle Formen des Antisemitismus virulent und auch hinreichend dokumentiert; da sich antisemitische Ressentiments in der Partei vorzugsweise als „Israelkritik“ camouflieren und auch weltweit die am meisten verbreitete Variante aktuellen Judenhasses repräsentieren, steht im Fokus dieser Analyse der israelbezogene Antisemitismus.
Trotz aller tastenden Versuche einer kritischen Aufarbeitung des DDR-spezifischen Antizionismus in der PDS pflegte die parteinahe Medienlandschaft nach der Wende ihre antiisraelischen Ressentiments weiter – diesmal unter dem harmlos anmutenden Label der „Israelkritik“: Auch wenn sich die Darstellung von Juden, Judentum und Israel über die Jahre pluralisiert hat, fühlten sich parteinahe Zeitungen wie das Neue Deutschland“ noch bis vor wenigen Jahren dem israelfeindlichen Erbe der DDR verpflichtet.
In der Linkspartei selbst ist das Verhältnis zu islamistischen und antisemitischen Israelfeinden (Hamas, Hisbollah, Iran) latent doppelbödig: In Teilen der Partei sind verschämte Sympathien mit der Hisbollah als angeblich „antikolonialer Befreiungsbewegung“ virulent. (…)"
Quelle


Alles nur "wenige linke Fälle von Antisemitismus"?

Man muss a) ziemlich blind sein, wenn man den verbreiteten Antisemitismus in den eigenen Reihen nicht erkennt bzw erkennen will, b) selbst zumindest latent antisemitistisches Gedankengut pflegen oder c) es passt schlicht nicht ins (eigene) Weltbild ...
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Re: Antisemitismus

Beitrag von imp »

Selina hat geschrieben:(29 Jan 2020, 17:10)

Ich verstehe deine Kritik an den Äußerungen Wolffsohns gut. Falls es dich interessiert, hier ein interessanter Tagesspiegel-Kommentar dazu:

https://www.tagesspiegel.de/politik/mus ... 82342.html
Hier noch vom Deutschland Funk zum Antisemitismus der afd, den man hier so gern kleinredet.

https://www.deutschlandfunk.de/antisemi ... _id=468918
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Re: Antisemitismus

Beitrag von BenJohn »

imp hat geschrieben:(29 Jan 2020, 19:06)

Hier noch vom Deutschland Funk zum Antisemitismus der afd, den man hier so gern kleinredet.

https://www.deutschlandfunk.de/antisemi ... _id=468918
Hier redet niemand den Antisemitismus der AfD klein. Belege das doch einfach mal. Das hast du ja heute morgen schon nicht hinbekommen.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Dark Angel »

imp hat geschrieben:(29 Jan 2020, 19:06)

Hier noch vom Deutschland Funk zum Antisemitismus der afd, den man hier so gern kleinredet.

https://www.deutschlandfunk.de/antisemi ... _id=468918
Widerlich, wie hier immer wieder Ablenkungsmanöver gestartet werden, um sich nur ja nicht mit dem Antisemitismus in den eigenen Reihen beschäftigen zu müssen.

Einen Nachweis, wo (und von wem) hier im Forum/Thread Antisemitismus in der AfD klein geredet wird, hätte ich auch ganz gern!
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Re: Antisemitismus

Beitrag von imp »

https://hpd.de/artikel/antisemitismus-m ... iter-17649

Ein paar interessante Zahlen und Einschätzungen lesen wir im Interview des hpd mit einem Forscher
Grob lässt sich sagen, je weiter rechts eine Person steht oder wählt, umso eher neigt sie zu antisemitischen Positionen. Umgekehrt gilt: Je weiter links sie steht, desto geringer sind die Anteile. In diesem politischen Lager kommt aber auch einer ausgeprägten Israelfeindlichkeit eine große Relevanz zu.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Dark Angel »

imp hat geschrieben:(29 Jan 2020, 19:29)

https://hpd.de/artikel/antisemitismus-m ... iter-17649

Ein paar interessante Zahlen und Einschätzungen lesen wir im Interview des hpd mit einem Forscher
Wie wäre es denn, wenn Du mal Fragen beantworten würdest, statt immer nur abzulenken?
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naddy
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Re: Antisemitismus

Beitrag von naddy »

Dark Angel hat geschrieben:(29 Jan 2020, 19:35)

Wie wäre es denn, wenn Du mal Fragen beantworten würdest, statt immer nur abzulenken?
Warum? Ist doch ein sehr interessantes Interview. Zwei Sätze vor dem Zitierten lesen wir beispielsweise:
Aber auch unter Migranten bestehen derartige Ressentiments. Dies gilt weniger für solche aus dem asiatischen Raum, dafür aber umso mehr für solche aus dem arabischen Raum. Muslime sind in den Umfragen stark vertreten, wobei man differenzieren muss. Die arabischstämmigen Muslime weisen höhere Anteile auf als die türkischstämmigen Muslime
und ein paar Sätze danach:
Mit dem Hinweis auf die Judenfeindschaft unter Muslimen wird indessen auf ein reales Problem verwiesen. Umfragen in Deutschland, aber auch in anderen Ländern machen deutlich, dass es bei Muslimen ein überdurchschnittlich hohes Potential gibt. Die Differenzen zur Mehrheitsgesellschaft lassen sich für viele europäische Länder nachweisen. Lediglich das Ausmaß bei den Unterschieden ist unterschiedlich hoch, etwa in Frankreich höher als in Deutschland. Folgt man auch hier den Daten einer Umfrage, dann verhielt es sich wie folgt: "Juden kann man nicht trauen" meinten 2013 in Deutschland 10,5 Prozent der Christen und 28,0 Prozent der Muslime, in Frankreich 7,1 Prozent der Christen und 43,4 Prozent der Muslime. Dies liegt auch daran, dass in Frankreich mehr arabischstämmige und in Deutschland mehr türkischstämmige Muslime leben. Denn die Antisemitismusanteile in arabischen Ländern sind bedeutend höher als in der Türkei. Es handelt sich hier um ein reales Problem, das auch dem subjektiven Empfinden vieler Juden selbst entspricht, fühlen sie sich doch in Europa immer mehr von jüngeren Muslimen bedroht.
(f.v.m.)

Na wer sagt's denn? Ein Wissenschaftler, der von seinen Fachkollegen weiterhin ernstgenommen werden will, kann sich eben keine solche Faktenignoranz erlauben wie man sie hier teilweise antrifft. Selbst wenn er ansonsten auch mal zu etwas "eigenwilligen" Interpretationen neigt:
Wiki hat geschrieben:Pfahl-Traughber bezeichnet die Autonomen als eine linksextremistisch ausgerichtete Subkultur, die in der Gewaltausübung ein legitimes Mittel politischen Engagements sieht. Gleichwohl gingen von ihr kaum Gefahren für die „Überwindung des politischen Systems“ aus. Ihre „tiefe lebensphilosophische Prägung“ lehne die „Prinzipien der Aufklärung und Moderne ab“ und knüpfe „unbewußt an das Gedankengut der Romantik an“.
Krawall machen, Autos anzünden und Steine auf Polizisten werfen als neue "Spielart der Romantik"? - wow, darauf muß man erstmal kommen. :|
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Jessie »

naddy hat geschrieben:(29 Jan 2020, 20:01)

Warum? Ist doch ein sehr interessantes Interview. Zwei Sätze vor dem Zitierten lesen wir beispielsweise:

und ein paar Sätze danach:
(f.v.m.)

Na wer sagt's denn? Ein Wissenschaftler, der von seinen Fachkollegen weiterhin ernstgenommen werden will, kann sich eben keine solche Faktenignoranz erlauben wie man sie hier teilweise antrifft. Selbst wenn er ansonsten auch mal zu etwas "eigenwilligen" Interpretationen neigt:

Krawall machen, Autos anzünden und Steine auf Polizisten werfen als neue "Spielart der Romantik"? - wow, darauf muß man erstmal kommen. :|
Erhoffst du dir, dass die Mit-User das Interview genauso selektiv lesen, wie du es zitierst?
Zuletzt geändert von Jessie am Mittwoch 29. Januar 2020, 20:30, insgesamt 1-mal geändert.
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Ammianus
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Ammianus »

Na ja, Selina hat ja hier einen Artikel verlinkt in dem sich ziemlich interessante Zahlen finden:

"Dennoch lässt sich nicht bestreiten, dass Bewohner muslimisch geprägter Länder überdurchschnittlich antisemitisch eingestellt sind. Der jüngsten Erhebung des renommierten „Pew Research Center“ zufolge haben 100 Prozent der muslimischen Jordanier, 99 Prozent der muslimischen Libanesen, 98 Prozent der muslimischen Ägypter und 88 Prozent der muslimischen Marokkaner eine negative Einstellung zu Juden. Hinzu kommt eine starke Affinität zu Verschwörungstheorien. In keinem überwiegend muslimischen Land glaubt eine Mehrheit der Menschen daran, dass die Terroranschläge vom 11. September 2001 von Muslimen verübt wurden."

Und das sind nur die Spitzenpositionen. Im Text ist auf eine der Quellen verlinkt, wo weitere Staaten wie Pakistan und Deutschland aufgeführt werden.
Das macht natürlich unsere völkischen Antisemiten nicht zu besseren Menschen. Antisemitismus ist nun mal eine wesentliche Grundlage des Nationalsozialismus.

Nachtrag:

Upps, wie ich sehe ist da noch jemand auf diese Passage gestoßen und wie ich weiter sehe, versucht dann auch gleich jemand zu relativieren in dem er behauptet, dies zu bringen wäre selektive Wahrnehmung.
Zuletzt geändert von Ammianus am Mittwoch 29. Januar 2020, 20:33, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von imp »

naddy hat geschrieben:(29 Jan 2020, 20:01)

Warum? Ist doch ein sehr interessantes Interview. Zwei Sätze vor dem Zitierten lesen wir beispielsweise:

und ein paar Sätze danach:
(f.v.m.)
Die Quelle gibt ein sehr differenziertes Bild vom Antisemitismus in Deutschland in seiner Breite und auch seiner zeitlichen Entwicklung. Ich verstehe nicht, was da nun schon wieder das Problem ist.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von imp »

Ammianus hat geschrieben:(29 Jan 2020, 20:30)

Na ja, Selina hat ja hier einen Artikel verlinkt in dem sich ziemlich interessante Zahlen finden:

"Dennoch lässt sich nicht bestreiten, dass Bewohner muslimisch geprägter Länder überdurchschnittlich antisemitisch eingestellt sind. Der jüngsten Erhebung des renommierten „Pew Research Center“ zufolge haben 100 Prozent der muslimischen Jordanier, 99 Prozent der muslimischen Libanesen, 98 Prozent der muslimischen Ägypter und 88 Prozent der muslimischen Marokkaner eine negative Einstellung zu Juden. Hinzu kommt eine starke Affinität zu Verschwörungstheorien. In keinem überwiegend muslimischen Land glaubt eine Mehrheit der Menschen daran, dass die Terroranschläge vom 11. September 2001 von Muslimen verübt wurden."

Und das sind nur die Spitzenpositionen. Im Text ist auf eine der Quellen verlinkt, wo weitere Staaten wie Pakistan und Deutschland aufgeführt werden.
Das macht natürlich unsere völkischen Antisemiten nicht zu besseren Menschen. Antisemitismus ist nun mal eine wesentliche Grundlage des Nationalsozialismus.
Ich finde den Vorwurf gegen Selina, sie verschweige Antisemitismus jenseits des offenkundig großen rechtsextremen Potentials, ziemlich konstruiert. Bei aller Differenz in Detailfragen, sowas muss nicht sein. Es ist schade, dass es hier so schwer ist, zu einem inklusiven Ansatz zu kommen.
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Dark Angel
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Dark Angel »

naddy hat geschrieben:(29 Jan 2020, 20:01)

Warum? Ist doch ein sehr interessantes Interview. Zwei Sätze vor dem Zitierten lesen wir beispielsweise:

und ein paar Sätze danach:
(f.v.m.)

Na wer sagt's denn? Ein Wissenschaftler, der von seinen Fachkollegen weiterhin ernstgenommen werden will, kann sich eben keine solche Faktenignoranz erlauben wie man sie hier teilweise antrifft. Selbst wenn er ansonsten auch mal zu etwas "eigenwilligen" Interpretationen neigt:

Krawall machen, Autos anzünden und Steine auf Polizisten werfen als neue "Spielart der Romantik"? - wow, darauf muß man erstmal kommen. :|
Stimmt schon.
Interessant ist auch das:
"Indessen bestand der Antisemitismus in der Mehrheitsgesellschaft weiter. Auch hier machen in der Gesamtschau die diversen Umfragen deutlich, dass zwar das Einstellungspotential von den 1950er Jahren bis in die Gegenwart hinein gesunken ist, dass es aber durchaus auf einem relevanten Wert stagniert. Grob könnte man das von um die 50 Prozent auf um die 20 Prozent beziffern, um jetzt einmal ganz allgemein Daten zur Orientierung zu nennen. Demnach existierte das antisemitische Einstellungspotential über die Jahrzehnte fort, meist aber nur latent und nicht manifest. Für dieses Phänomen haben die Kollegen Werner Bergmann und Rainer Erb den Begriff "Kommunikationslatenz" geprägt. Gemeint ist, dass sich die Einstellungen nicht im öffentlichen, sondern im privaten Raum artikulieren. Etwas eingängiger formuliert könnte man vom "Antisemitismus am Stammtisch" sprechen. Genau dieser hat nach wie vor eine große Tradition und Verbreitung."

Da wären wir dann wieder beim gesamtgesellschaftlichen Problem, was ja auch gern kleingeredet wird.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von naddy »

Jessie hat geschrieben:(29 Jan 2020, 20:29)

Erhoffst du dir, dass die Mit-User das Interview genauso selektiv lesen, wie du es zitierst?
Zumindest hoffe ich, daß du lesen kannst und das kleine Einmaleins beherrscht. Falls das zutreffen sollte, zähl' doch bitte einmal nach, wieviele Sätze ich aus dem Interview zitiert habe und wieviele derjenige, der es verlinkt hat. Darin siehst du ja offenbar kein "selektives Zitieren".

Für diejenigen, die am kompletten Text interessiert sind, habe ich einen ganz heißen Gratistipp: Einfach den Link anklicken. Ich habe genau das zitiert, was zum hier seit einigen Seiten diskutierten Thema paßt, nämlich Antisemitismus von verschiedenster Seite. Aber mir war natürlich klar, daß angesichts verstörender Zahlen - auch noch von einem Autor geliefert, den man selbst eingeführt hat - wieder irgendjemand aus dem Gebüsch gehoppst kommt und ein paar Nebelkerzen wirft. Auftrag erfüllt.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von PeterK »

Vongole hat geschrieben:(29 Jan 2020, 00:47)
Ja, wie kann Wolffsohn sich erdreisten, als Jude etwas zu diesen Gedenkritualen zu äußern [...]
Sollte es nicht vollkommen egal sein, ob Herr Wolfssohn Jude ist oder nicht?
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Re: Antisemitismus

Beitrag von imp »

naddy hat geschrieben:(29 Jan 2020, 21:09)

Zumindest hoffe ich, daß du lesen kannst und das kleine Einmaleins beherrscht. Falls das zutreffen sollte, zähl' doch bitte einmal nach, wieviele Sätze ich aus dem Interview zitiert habe und wieviele derjenige, der es verlinkt hat. Darin siehst du ja offenbar kein "selektives Zitieren".

Für diejenigen, die am kompletten Text interessiert sind, habe ich einen ganz heißen Gratistipp: Einfach den Link anklicken. Ich habe genau das zitiert, was zum hier seit einigen Seiten diskutierten Thema paßt, nämlich Antisemitismus von verschiedenster Seite. Aber mir war natürlich klar, daß angesichts verstörender Zahlen - auch noch von einem Autor geliefert, den man selbst eingeführt hat - wieder irgendjemand aus dem Gebüsch gehoppst kommt und ein paar Nebelkerzen wirft. Auftrag erfüllt.
Das läuft ein wenig aus dem Ruder. Ein Vollzitat fremder Texte ist hier gar nicht gern gesehen und rechtlich auch heikel. Wenn du oder andere die Sätze, auf die sie eingehen, anführen, reicht das vollkommen aus. Wer mehr will, kann dem Verweis folgen. Es sollte nicht darum gehen, immer mehr auf die Person und weg vom Thema zu zielen.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von naddy »

imp hat geschrieben:(29 Jan 2020, 21:21)

Das läuft ein wenig aus dem Ruder. Ein Vollzitat fremder Texte ist hier gar nicht gern gesehen und rechtlich auch heikel. Wenn du oder andere die Sätze, auf die sie eingehen, anführen, reicht das vollkommen aus. Wer mehr will, kann dem Verweis folgen. Es sollte nicht darum gehen, immer mehr auf die Person und weg vom Thema zu zielen.
Das ist doch selbstverständlich - sollte man zumindest meinen. Oder erwartet jemand das komplette Buch, wenn jemand aus dem "Kapital" zitiert?
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Re: Antisemitismus

Beitrag von imp »

naddy hat geschrieben:(29 Jan 2020, 21:24)

Das ist doch selbstverständlich - sollte man zumindest meinen. Oder erwartet jemand das komplette Buch, wenn jemand aus dem "Kapital" zitiert?
Kommt drauf an, wer zitiert - scheint mir. Mir geht es hier um ein umfassendes Bild, das kann nur iterativ durch Ergänzung Aktualisierung, Revision entstehen. Aber bitte, mit der Kapital- und sonstigen Bibelzitiererei sollte man vielleicht sparsam sein. Wer hat solche Bücher schon durchgelesen und verdaut?
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Jessie »

naddy hat geschrieben:(29 Jan 2020, 21:09)

Zumindest hoffe ich, daß du lesen kannst und das kleine Einmaleins beherrscht. Falls das zutreffen sollte, zähl' doch bitte einmal nach, wieviele Sätze ich aus dem Interview zitiert habe und wieviele derjenige, der es verlinkt hat. Darin siehst du ja offenbar kein "selektives Zitieren".

Für diejenigen, die am kompletten Text interessiert sind, habe ich einen ganz heißen Gratistipp: Einfach den Link anklicken. Ich habe genau das zitiert, was zum hier seit einigen Seiten diskutierten Thema paßt, nämlich Antisemitismus von verschiedenster Seite. Aber mir war natürlich klar, daß angesichts verstörender Zahlen - auch noch von einem Autor geliefert, den man selbst eingeführt hat - wieder irgendjemand aus dem Gebüsch gehoppst kommt und ein paar Nebelkerzen wirft. Auftrag erfüllt.
Ich dachte, der Link ist von dir. Tut mir leid. Allerdings erstaunt es mich nicht, dass du nur die Zahlen zu den Muslimen „verstörend“ findest und alles andere, was der Autor zu Rechten und AfD-Wählern sagt, geflissentlich ignorierst. Alles in allem halte ich das Interview für recht objektiv. Es lohnt sich, es in Gänze zu lesen.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Schnitter »

Jessie hat geschrieben:(29 Jan 2020, 21:44)

Ich dachte, der Link ist von dir. Tut mir leid. Allerdings erstaunt es mich nicht, dass du nur die Zahlen zu den Muslimen „verstörend“ findest und alles andere, was der Autor zu Rechten und AfD-Wählern sagt, geflissentlich ignorierst. Alles in allem halte ich das Interview für recht objektiv. Es lohnt sich, es in Gänze zu lesen.
Über 50 % der AfD Wähler sind der Meinung "Juden hätten zu viel Einfluss".

Soviel zum Antisemitismus Problem in Deutschland.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von imp »

Schnitter hat geschrieben:(29 Jan 2020, 21:48)

Über 50 % der AfD Wähler sind der Meinung "Juden hätten zu viel Einfluss".

Soviel zum Antisemitismus Problem in Deutschland.
Der Autor summiert es simpel: Je weiter am Rand, umso offener antisemitisch.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Vongole »

imp hat geschrieben:(29 Jan 2020, 21:53)

Der Autor summiert es simpel: Je weiter am Rand, umso offener antisemitisch.
Lies doch einfach mal die Überschrift des von dir verlinkten Artikels:
"Der Antisemitismus in der Mehrheitsgesellschaft besteht weiter."
Die Mehrheit unserer Gesellschaft steht nicht am Rand, an Judenfeindschaft hindert sie das nicht.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Jessie »

imp hat geschrieben:(29 Jan 2020, 21:53)

Der Autor summiert es simpel: Je weiter am Rand, umso offener antisemitisch.
Je weiter am rechten Rand und je ungebildeter, um genau zu sein.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von imp »

Vongole hat geschrieben:(29 Jan 2020, 21:58)

Lies doch einfach mal die Überschrift des von dir verlinkten Artikels:
"Der Antisemitismus in der Mehrheitsgesellschaft besteht weiter."
Die Mehrheit unserer Gesellschaft steht nicht am Rand, an Judenfeindschaft hindert sie das nicht.
Was hat das mit dem Aspekt zu tun, den Schnitter anführt? Dass es den Antisemitismus auch sonst in der Gesellschaft in gewissem Maß gibt, dürfte doch allgemein bekannt sein.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von imp »

Jessie hat geschrieben:(29 Jan 2020, 22:04)

Je weiter am rechten Rand und je ungebildeter, um genau zu sein.
Ja, wobei gerade die Anführer nicht selten hohe Bildung haben.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Misterfritz »

Vongole hat geschrieben:(29 Jan 2020, 21:58)

Lies doch einfach mal die Überschrift des von dir verlinkten Artikels:
"Der Antisemitismus in der Mehrheitsgesellschaft besteht weiter."
Die Mehrheit unserer Gesellschaft steht nicht am Rand, an Judenfeindschaft hindert sie das nicht.
Ich würde aber mal behaupten, dass die Mehrheit sich einen Furz um Juden kümmert, geschweige denn judenfeindlich ist. Denn diese Menschen kennen im Zweifel keinen Juden. Juden sind so unsichtbar in Deutschland, dass die Mehrheit gar nicht gegen sie sein kann.
Die meisten haben eher Probleme mit Muslimen - die sind auffällig sichtbar.
Und die, die latent rechts sind, bei denen ist es eh' egal, ob Jude oder Moslem .... Nur dass sie Juden wohl nicht erkennen würden.

Aber, ich kapiere das sowieso nicht. Ich beurteile den einzelnen Menschen, den Menschen, den ich kenne.
Das Salz in der Suppe des Lebens ist nicht Selbstdisziplin, sondern kontrollierte Unvernunft ;)
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Re: Antisemitismus

Beitrag von imp »

Misterfritz hat geschrieben:(29 Jan 2020, 22:12)

Ich würde aber mal behaupten, dass die Mehrheit sich einen Furz um Juden kümmert, geschweige denn judenfeindlich ist. Denn diese Menschen kennen im Zweifel keinen Juden. Juden sind so unsichtbar in Deutschland, dass die Mehrheit gar nicht gegen sie sein kann.
Die meisten haben eher Probleme mit Muslimen - die sind auffällig sichtbar.
Und die, die latent rechts sind, bei denen ist es eh' egal, ob Jude oder Moslem .... Nur dass sie Juden wohl nicht erkennen würden.

Aber, ich kapiere das sowieso nicht. Ich beurteile den einzelnen Menschen, den Menschen, den ich kenne.
So tu ich das auch, aber es gibt ja messbar pauschale Urteile über "die Juden". Wo auch immer die Leute das her haben, es steckt in vielen Köpfen drin.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von BenJohn »

Misterfritz hat geschrieben:(29 Jan 2020, 22:12)

Ich würde aber mal behaupten, dass die Mehrheit sich einen Furz um Juden kümmert, geschweige denn judenfeindlich ist. Denn diese Menschen kennen im Zweifel keinen Juden. Juden sind so unsichtbar in Deutschland, dass die Mehrheit gar nicht gegen sie sein kann.
Die meisten haben eher Probleme mit Muslimen - die sind auffällig sichtbar.
Und die, die latent rechts sind, bei denen ist es eh' egal, ob Jude oder Moslem .... Nur dass sie Juden wohl nicht erkennen würden.

Aber, ich kapiere das sowieso nicht. Ich beurteile den einzelnen Menschen, den Menschen, den ich kenne.
Da bin ich anderer Meinung. Laut Studie sind ca. 25% der Deutschen antisemitisch. Das ist eine Menge. Und vermutlich ist die Zahl auch nicht korrekt, sonder eher höher anzusetzen. Und das sind nicht alles Rechtsradikale. Im Gegenteil. Der Großteil sollte aus der bürgerlichen Mitte kommen.

Viele regen sich über Reparationszahlungen auf. Die Meinung, dass es auch "langsam mal gut sein müsse" ist weit verbreitet. Die VT vom Finanzjudentum ebenfalls. Hinzu kommt der Konflikt mit den Palästinensern, der in deutschen Medien, besonders im ÖRR oft so dargestellt wird, dass Israel der Aggressor ist. Der ÖRR fördert den Antisemitismus in der Gesellschaft meiner Meinung in deutlichem Maße.

Du hast Recht, dass viele Menschen keinen Juden kennen, aber das hindert sie nicht antisemitisch zu sein. Antisemitismus ist ein Phänomen. Das ist kein gewöhnlicher Rassismus.
Antisemitismus wird nie verschwinden. Juden sind auf der ganzen Welt verhasst. Es gibt keine gesellschaftliche Strömung, die frei ist von Antisemitismus.

Bei Muslimen ist das anders. Deshalb auch nicht vergleichbar meiner Meinung nach.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Jessie »

imp hat geschrieben:(29 Jan 2020, 22:16)

So tu ich das auch, aber es gibt ja messbar pauschale Urteile über "die Juden". Wo auch immer die Leute das her haben, es steckt in vielen Köpfen drin.
Ich habe vor einiger Zeit eine Doku gesehen über die Judenverfolgung bis ins Mittelalter oder noch früher. So haben Juden in vielen Epochen immer wieder Arbeitsverbot bekommen und ihnen blieb nichts anderes übrig, als ihr Geld gegen Zinsen zu verleihen. Daher stammt wohl das Vorurteil, dass sie geldgierig wären. Bis zu dieser Doku wusste ich garnicht, dass es so viele Vorurteile gibt. Ich glaubte immer, sie würden ausschließlich wegen ihres Glaubens verfolgt.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von imp »

Jessie hat geschrieben:(29 Jan 2020, 22:37)

Ich habe vor einiger Zeit eine Doku gesehen über die Judenverfolgung bis ins Mittelalter oder noch früher. So haben Juden in vielen Epochen immer wieder Arbeitsverbot bekommen und ihnen blieb nichts anderes übrig, als ihr Geld gegen Zinsen zu verleihen. Daher stammt wohl das Vorurteil, dass sie geldgierig wären. Bis zu dieser Doku wusste ich garnicht, dass es so viele Vorurteile gibt. Ich glaubte immer, sie würden ausschließlich wegen ihres Glaubens verfolgt.
Ja, man glaubt gar nicht, was da für Zeugs kursiert. Immer wieder finden sich Leute, die das bereitwillig glauben und weitererzählen. Vielleicht gibt es da Bedürfnisse?
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Misterfritz »

BenJohn hat geschrieben:(29 Jan 2020, 22:32)

Da bin ich anderer Meinung. Laut Studie sind ca. 25% der Deutschen antisemitisch. Das ist eine Menge. Und vermutlich ist die Zahl auch nicht korrekt, sonder eher höher anzusetzen. Und das sind nicht alles Rechtsradikale. Im Gegenteil. Der Großteil sollte aus der bürgerlichen Mitte kommen.

Viele regen sich über Reparationszahlungen auf. Die Meinung, dass es auch "langsam mal gut sein müsse" ist weit verbreitet. Die VT vom Finanzjudentum ebenfalls. Hinzu kommt der Konflikt mit den Palästinensern, der in deutschen Medien, besonders im ÖRR oft so dargestellt wird, dass Israel der Aggressor ist. Der ÖRR fördert den Antisemitismus in der Gesellschaft meiner Meinung in deutlichem Maße.

Du hast Recht, dass viele Menschen keinen Juden kennen, aber das hindert sie nicht antisemitisch zu sein. Antisemitismus ist ein Phänomen. Das ist kein gewöhnlicher Rassismus.
Antisemitismus wird nie verschwinden. Juden sind auf der ganzen Welt verhasst. Es gibt keine gesellschaftliche Strömung, die frei ist von Antisemitismus.

Bei Muslimen ist das anders. Deshalb auch nicht vergleichbar meiner Meinung nach.
Ich glaube das nicht wirklich. Und 25% sind nun auch nicht die Mehrheit.
Ich glaube sogar, dass die meisten ÜBERHAUPT nichts von Reparationszahlungen weiss, geschweige denn dazu eine Meinung hat.
Und ich schätze mal, dass die meisten überhaupt keine Meinung zu politischen Themen hat, solange es sie nicht absolut betrifft oder ureigenste Ängste vor Abstieg betrifft. Palästinenser betreffen hier im Prinzip niemanden, israelische Siedler, betreffen hier niemanden, usw.
Wir hier im Forum sind absolut unrepräsentativ, wir interessieren uns für all dieses.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von imp »

Misterfritz hat geschrieben:(29 Jan 2020, 22:39)

Ich glaube das nicht wirklich. Und 25% sind nun auch nicht die Mehrheit.
Ich glaube sogar, dass die meisten ÜBERHAUPT nichts von Reparationszahlungen weiss, geschweige denn dazu eine Meinung hat.
Und ich schätze mal, dass die meisten überhaupt keine Meinung zu politischen Themen hat, solange es sie nicht absolut betrifft oder ureigenste Ängste vor Abstieg betrifft. Palästinenser betreffen hier im Prinzip niemanden, israelische Siedler, betreffen hier niemanden, usw.
Wir hier im Forum sind absolut unrepräsentativ, wir interessieren uns für all dieses.
Dass diese ganzen Dinge, UN-Revolution XY, Balrog-Deformation usw den wenigsten geläufig sind, das glaube ich auch. Ich denke eben, wenn jemand Juden hassen will, ist ihm jeder erfundene oder aufgeschnappte Grund gerade recht. Und das Internet ist wirklich voll mit Blödsinn, der darauf wartet, geglaubt zu werden. Dazu muss man keine Juden kennenlernen.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Misterfritz »

imp hat geschrieben:(29 Jan 2020, 22:44)

Dass diese ganzen Dinge, UN-Revolution XY, Balrog-Deformation usw den wenigsten geläufig sind, das glaube ich auch. Ich denke eben, wenn jemand Juden hassen will, ist ihm jeder erfundene oder aufgeschnappte Grund gerade recht. Und das Internet ist wirklich voll mit Blödsinn, der darauf wartet, geglaubt zu werden. Dazu muss man keine Juden kennenlernen.
Ja, das ist leider ein grosses Problem.
Trotzdem habe ich das Gefühl, dass wir in ziemlich unpolitischen Zeiten leben - also was die Wahrnehmungen der Menschen betrifft. Ich kenne so viel mehr Menschen, die absolut keine (politischen) Nachrichten verfolgen.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Ammianus »

Jessie hat geschrieben:(29 Jan 2020, 22:37)

Ich habe vor einiger Zeit eine Doku gesehen über die Judenverfolgung bis ins Mittelalter oder noch früher. So haben Juden in vielen Epochen immer wieder Arbeitsverbot bekommen und ihnen blieb nichts anderes übrig, als ihr Geld gegen Zinsen zu verleihen. Daher stammt wohl das Vorurteil, dass sie geldgierig wären. Bis zu dieser Doku wusste ich garnicht, dass es so viele Vorurteile gibt. Ich glaubte immer, sie würden ausschließlich wegen ihres Glaubens verfolgt.
Das war hauptsächlich beim religiös geprägten Antijudaismus so, der sich sowohl bei Christentum wie auch Islam findet. Der im 19. Jh. wurzelnde Antisemitismus konzentriert sich auf eine angebliche jüdische Rasse, welche die Weltherrschaft anstrebt, was den Untergang der Menschheit bedeuten würde. Letzteres führt Hitler in "Mein Kampf" aus.
Konsequenterweise waren die Karäer eine tatarische Minderheit die den jüdischen Glauben angenommen hatte nicht von der Shoa betroffen. Sie gehörten nicht zur "jüdischen Rasse".
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