imp hat geschrieben:(27 Jan 2020, 23:33)
Das Internet ist auch ein Erfahrungsraum. Cybersex, Cybermobbing, ganz konkret schaute mein Balkon früher mal auf ein Wäldchen, in dem einer totgeschlagen wurde. Den kannte ich sogar vom Sehen, wie ich später merkte. Aber der war nun mal kein "richtiger Deutscher" und da meinten welche, dem kann man jamal den Kopf zermatschen. Aber da war ich nicht dabei, das stand nachher alles in der Zeitung. Die Eltern habe ich dann ganz ohne Medium gesehen.
Treffendes Beispiel. Du hast also eigene Erfahrungen im RL mit zutreffenden oder kolportierten Meldungen verknüpft und das hat im Effekt eine Meinung erzeugt oder eine bereits vorhandene bestätigt. Und genau das passiert in einer Informationsgesellschaft täglich in den Köpfen von Millionen Menschen, wobei der Anteil eigener Erfahrungen verschwindend gering, im Extremfall sogar nur eingebildet oder zurechtgebogen sein kann. Auch außerhalb der heute gerne bemühten "Filterblasen" und "Echokammern" bietet der informationelle Overgau der Jetzt-Zeit Bestätigung für nahezu jede Meinung.
Worauf ich aber hinauswill, ist die Interaktion mit konkreten Menschen.
Wie korrespondiert diese Aussage mit deiner Eingangsbemerkung:
"Das Internet ist auch ein Erfahrungsraum."? Welchen Grad von "Konkretheit" erreichen für dich die Menschen, mit denen du hier kommunizierst? Es kann sich bestenfalls um den geringen Teilaspekt des verbal Kommunizierbaren handeln - und selbst das nur unter den Beschränkungen der individuellen Ausdrucksfähigkeit. Trotzdem werden darauf Zuordnungen und Pauschalisierungen gegründet.
Ich schaue lieber auf den konkretrn Menschen. Wie ist der, wie war der? Wie ist der so geworden?
Selbstverständlich. Aber die Anzahl der konkreten Menschen, zu deren näherem Kennenlernen meine gewiß nicht unbeträchtliche Lebenszeit gereicht hat, hält sich in überschaubaren Grenzen. Und es steht außer Frage, daß es da noch mehr "kennenzulernen" gäbe, denn manchmal überrascht man sich sogar selber.
Finde ich irgendwie interessanter als die ewigen Tiraden hier.
Wer oder was zwingt dich denn trotzdem zur Beteiligung daran?
Zunder hat geschrieben:(27 Jan 2020, 23:45)
Es steht einem deutschen Bundespräsidenten nicht zu, die Verantwortung für den Holocaust in irgendeiner Weise zu relativieren...
Wie kaputt muß man eigentlich in der Birne sein, um Steinmeier vorwerfen zu können, daß er nicht auf die verlogene Idee gekommen ist, die "muslimische Welt" für die deutschen Verbrechen mitverantwortlich zu machen? Es ist unglaublich....
Geht es hier
darum? Ich denke eher es geht um die Frage, wie man Derartiges für die Zukunft verhindern kann und ob feierliche Reden und symbolhafte Gesten dazu geeignete - und vor allem ausreichende - Mittel sind. Neben der "Erinnerungskultur" sollte es auch eine "Handlungskultur" geben, an deren Beginn sich die schonungslose Aufdeckung
aktueller faschistoider Tendenzen sich sicher sehr gut machen würde.
Der Grüß-August der parlamentarischen Demokratie hat sich aus dem konkreten poltischen Tagesgeschäft herauszuhalten, egal ob er Steinmeier, Weizsäcker oder Heuß heißt.
Abgesehen von der etwas eigenwilligen Auffassung des höchsten Staatsamtes hat dieser "Grüß-August" durchaus weitergehende
Aufgaben und Kompetenzen:
Bundespräsident hat geschrieben:Das gesprochene und geschriebene Wort ist eines der stärksten politischen Mittel, über die der Bundespräsident verfügt. Mit seinen Reden und Ansprachen kann er die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit und der Verantwortlichen in Regierung, Parteien und Verbänden auf bestimmte Themen und Probleme in Politik und Gesellschaft lenken, er kann Anregungen geben und Anstöße.
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Ein wenig "Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit und der Verantwortlichen in Regierung, Parteien und Verbänden auf bestimmte Themen und Probleme in Politik und Gesellschaft" zu lenken, hätte sicher niemandem geschadet. Und dem Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus mehr Ehre angetan, als die periodische Wiederholung inzwischen sinnentleerter Rituale und Beteuerungen.
"Das gefährliche an der Dummheit ist, daß sie die dumm macht, die ihr begegnen." (Sokrates).