Raskolnikof hat geschrieben: ↑Freitag 29. November 2024, 14:10
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Interessant ist, dass bei Umfragen 75 Prozent der australischen Bevölkerung dieses Gesetz gut finden und befürworten.
Wäre das nicht auch etwas für uns?
Grundsätzlich kann man argumentieren, dass Verbote nie Erziehung - konkret: das Erlernen eines angemessenen Umgangs mit etwas - ersetzen können.
Anderseits überlässt der Gesetzgeber die Themen Alkohol, Nikotin und sonstige Drogen auch nicht allein dem Ermessen der Erziehungsberechtigten; andere Dinge wie Führerscheine oder das Wahlrecht koppelt er ebenfalls an eine bestimmte geistige Reife (die stumpf am Alter festgemacht wird).
Geht es nach Experten aus der Wissenschaft, dann ist die Lage recht eindeutig: Der Umgang mit bestimmten sozialen Medien überfordert Kinder und Jugendliche in ihrem jeweiligen Entwicklungszustand. Hier herrscht durchaus Schutzbedarf.
Fraglich ist, ob man dessen Ausübung allein den Eltern überlassen sein sollte; zumal die Eltern - anders als beim Thema Alkohol oder Nikotin - oft gar keine Vorstellungen davon haben, in welchen Welten sich ihre Kinder da bewegen.
Ich glaube in der Tat, dass der Erziehungsauftrag der Eltern unterstützt würde, wenn der Gesetzgeber - analog zu anderen Themen mit Selbst- und Fremdgefährdungspotential wie Drogen, Waffen Fahrzeuge - einen deutlichen Rahmen setzen würde.
Das Problem, das Eltern heute haben ist, dass selbst, wenn sie den Umgang ihrer Kinder aufmerksam begleiten und Grenzen setzen, gegen einen unheimlichen Gruppen- und Konsumdruck abarbeiten, der auf den Kindern lastet. Viele lassen ihre Kinder gewähren, um diese nicht zu "Außenseitern" zu machen (oft gekoppelt mit dem Unwissen, welchem Input die Kids da tatsächlich ausgesetzt sind). Gesetze helfen den Eltern gegenüber den Kids, nicht als die "entfremden Spielverderber" dazu stehen - die Eltern können auf etwas Objektives verweisen, wie eben auch beim Thema Drogen.
Ich glaube, der Gesetzgeber hingt bei dem Thema zur Zeit dramatisch hinter der technischen Entwicklung und den daraus resultierenden Gefahren für die Kids hinterher. Das jetzt erste Länder "aufwachen", finde prositiv. Man sollte nicht alles unreflektiert nachahmen - eine Diskussion darüber halte ich aber für überfällig.
Im Vergleich zu dem, was da aktuell auf die Kids einprasselt, finde ich Diskussionen um PISA und wie gut die Kids in der Mittelstufe Mathe beherrschen, als absolut nachrangig ...
PS: Hätte im Sinne Deines Ausgangstextes vielleicht "Aus für die
fragwürdigsten (statt: attraktivsten) Social-Media-Angebote ..." besser gepasst?