Die amtierende moldawische Präsidentin Maia Sandu möchte ihr Land in die EU und die NATO führen und wurde Ende 2020 ins Amt gewählt. Moldawien hatte unter ihr kurz nach Beginn des Ukrainekrieges am 3. März die EU-Mitgliedschaft beantragt und zusammen mit der Ukraine im Juni 2022 den EU-Beitrittskandidatenstatus erhalten und auch ein Beitritt zur NATO steht natürlich zur Debatte. Es ist nicht überraschend, dass Russland das überhaupt nicht gefällt und man hat dem Land ziemlich offen gedroht, sollte es die Pläne der EU und NATO beizutreten weiterverfolgen. Von daher ist angesichts dieser Gesamtlage ziemlich klar, dass das Verhältnis Moldawien-Russland als Nebenschauplatz des Ukrainekrieges auf eine Eskalation zusteuert.
Am 9. Februar berichtete Zelensky dann davon, dass der ukrainische Geheimdienst einen Plan abgefangen habe, nach dem ein pro-russischer Umsturz in Moldawien geplant ist. Am 10. Februar trat die moldawische Premierministerin Natalia Gavrilita zurück und am 13. Februar bestätigte Maia Sandu dann in einer kurzen Rede, dass man diese Hinweise für glaubwürdig hält. Am 16. Februar wurde dann der vorherige Verteidigungsminister Dorin Recean zum neuen Premierminister ernannt und seitdem hat er vor einem Plan gewarnt nach dem Russland den Flughafen in der moldawischen Hauptstadt Chisinau einnehmen und über ihn Truppen ins Land bringen würde. Etwas was ziemlich unrealistisch scheint, weil Russland dazu durch Gebiete in Reichweite ukrainischer Luftverteidigung fliegen müsste. Er hat erklärt, dass man sich auf alle Szenarien vorbereitet und die Demilitarisierung von Transnistrien wünscht.
https://odessa-journal.com/dorin-recean ... litarized/The new Prime Minister of Moldova, Dorin Recean, said that Transnistria must be demilitarized and the Russian occupation contingent should be expelled from there. Tv8.md reports this.
He urged compatriots not to ignore the fact that there are “real threats of escalation of either military or hybrid operations” in Moldova.
“We must calibrate our defenses so that it would be tough for any aggressor to attack us,” Rechan said.
According to him, “the left bank of the Dniester (Transnistria) should be demilitarized by evacuating Russian troops and demilitarizing local residents.”
“We must achieve one fundamental thing – demilitarization. Everything else follows after that, and the economic and social integration of our citizens who are there is very important, but in the first place is demilitarization. It depends on many things, but at some point, it will be decided,” the Moldovan prime minister said.
Recean also added that a hybrid war is going on in Moldova. Moscow is trying to seize democratic processes and change the European course of the country.
In den letzten Tagen konnte Maia Sandu in München auf der Sicherheitskonferenz und bei einem Treffen des US-Präsidenten Biden mit den Präsidenten der osteuropäischen Staaten in Warschau auf höchster Ebene mit westlichen Politikern sprechen und hat von ihnen nur Worte der Unterstützung erhalten. Gleichzeitig hat Zelensky angekündigt, dass die Ukraine im Falle eines Umsturzes im Nachbarland Sandu unterstützen würde.
Kürzlich hat Putin ein Richtungspapier für die eigene Außenpolitik in Moldavien verändert.
https://www.reuters.com/world/europe/pu ... 023-02-22/CHISINAU, Feb 22 (Reuters) - President Vladimir Putin revoked on Tuesday a 2012 decree that in part underpinned Moldova's sovereignty in resolving the future of the Transdniestria region - a Moscow-backed separatist region which borders Ukraine and where Russia keeps troops.
The decree, which included a Moldova component, outlined Russia's foreign policy 11 years ago which assumed Moscow's closer relations with the European Union and the United States.
The order revoking the 2012 document was published on the Kremlin's website and states that the decision was taken to "ensure the national interests of Russia in connection with the profound changes taking place in international relations".[...]
In den neuesten Meldungen sind nun Berichten zur Folge ukrainische Truppen an der Grenze zu Moldawien aufmarschiert und die Russen haben eben jenes offiziell verurteilt und vor einer False-Flag-Aktion der Ukraine gewarnt, welche als Vorwand genommen werden soll die pro-russische Enklave in Transnistrien zu entsorgen.
Aus meiner Sicht ist angesichts der Proteste ein pro-russischer Umsturz in Moldawien eine realistische Möglichkeit, welche weder die Ukraine noch die NATO zulassen können. Gleichzeitig ist aber auch ein Angriff der Ukraine auf Transnistrien sehr naheliegend.
Transnistrien ist ein Landstreifen, welcher im äußersten Osten von Moldawien zwischen dem Fluss Nistru und der ukrainischen Grenze liegt. Sollte die Ukraine sich unter welchen Umständen auch immer zu einem Angriff entschließen, dann müssten die moldawischen Streitkräfte nur die Übergänge über den Fluss sichern, während die kampferprobten und gut bewaffneten ukrainischen Einheiten mit ca. 1500 russischen 5000-15000 lokalen Soldaten aufräumen, die angesichts ihrer geographischen Lage keine Verteidigung in der Tiefe durchführen können. Es ist also ein Waffengang der ziemlich sicher mit einem schnellen Sieg der Ukraine endet.
Es würde meines Erachtens auch im Kontext des Ukrainekriegs Sinn machen. Transnistrien ist prinzipiell eine Bedrohung für die Ukraine, sollte Russland in Zukunft – unter welchen Umständen auch immer – es doch noch mal in Odessa probieren. Ursprünglich hatten die Russen die Option vom Meer aus die Stadt anzugreifen. Diese Option hat sich nie realisiert, weil sie die Schlangeninsel wegen ständigen Artilleriebeschuss aufgeben und auch im schwarzen Meer nicht frei operieren konnten, wie mit der Versenkung der Moskwa deutlich wurde. Durch die Rückeroberung von Kherson konnte die Ukraine den Vorstoß von Südosten in Richtung Odessa besiegen. Der nächste logische Schritt wäre mit Transnistrien die letzte verbliebene Angriffsrichtung dauerhaft zu entsorgen. Verglichen mit den besetzten Gebieten in der Ukraine, wo die Russen in den letzten Monaten überall Verteidigungsanlagen ausgehoben haben, ist es militärisch ein vergleichsweise leichtes Ziel und ein schneller Sieg wahrscheinlich. Es würde Russland erstmals eine schwere Niederlage zufügen, bei der sie tatsächlich ein Gebiet verlieren würden, dass auch vor dem 24. Februar 2022 unter eigener Kontrolle stand.
Es bräuchte natürlich eine mit Moldawien abgestimmte Aktion, welche die Unterstützung der ukrainischen Truppen anfragen müssten, damit die Ukraine nicht faktisch einen Angriffskrieg gegen ein Nachbarland führt. Aber da scheint man mit dem abgefangenen Plan für einen Umsturz, der angesichts der innenpolitischen Lage in Moldawien nicht komplett absurd scheint, einen guten Schritt vorangekommen zu sein.
Ich gehe eigentlich davon aus, dass das jetzt recht bald kommt. Es würde zu dem bisherigen Vorgehen der Ukrainer passen nicht mit dem Kopf durch die Wand zu rennen, sondern sich von vorne herein Ziele zu suchen, wo ein Sieg eigentlich vorher schon sehr wahrscheinlich ist. Ein Verlust von Transnistrien würde die strategischen Optionen der Russen dauerhaft einschränken und man darf davon ausgehen, dass das Ganze in diesen Tagen mit Biden und europäischen Staatschefs abgesprochen wurde.