Atue001 hat geschrieben: ↑So 15. Mai 2022, 22:59
Umgekehrt geben gerade auch viele Deutsche ohne jegliches Misstrauen viele sehr persönliche Daten im Internet preis..... ist das Vertrauen begründet?
So ist es. Meine beiden Töchter sind Lehrerinnen (Oberschule und Gymnasium). Wie ich von denen höre gibt es da nicht einen Schüler/eine Schülerin der/die kein Smartphone besitzt. Das Smartphone hat da in weiten Bereichen den PC oder Laptop verdrängt. Stundenplanänderungen, Aufgabenverteilung und sonstige Mitteilungen der Lehrer werden fast täglich via WhatsApp, Signal oder Mail versendet. Somit ist das Smartphone heute für Schüler unabdingbar.
Nun wäre aber das Smartphone für die Schüler vollkommen uninteressant, wenn dieses nur schulischen Zwecken dienen würde. Und somit sind so gut wie alle Schüler bei Facebook, Instagram und TikTok unterwegs. Und es wird wirklich alles gepostet, vom neuen Freund/Freundin, neuen Schminkutensililien, neuen Klamotten und Unterwäsche, bis hin zur neuesten Intimrasur. Natürlich alles mit Foto. Letzteres schilderten Eltern meiner Tochter anläßlich eines Elterngesprächs. Es handelte sich um drei Fotos die eine Schülerin per WhatsApp an eine Mitschülerin schickte. Die betroffenen Eltern setzten sich mit den Eltern der die Bilder empfangenen Schülerin in Verbindung die dafür sorgten, dass die Fotos in dem WhatsApp Account und auch in der Photo-App des Smartphones sowie in dem Backup-Ordner von Google Drive gelöscht wurden. Es gab also mindestens drei verschienene Stellen, wo diese Fotos automatisch abgelegt wurden.
Merke: Werden Beiträge und Fotos auf WhatsApp gelöscht sind diese noch lange nicht weg.
Im Unterricht wird versucht diese Problematik zu thematisieren immer vor dem Hintergrund „das Netz vergisst nie“. Das scheint aber vergebliche Liebesmüh. Selbst speziell geschulte Referenten von Jugendamt und Polizei konnten da kein Umdenken bei den Schülern auf Dauer herbeiführen.
Elternabende zu diesem Thema verliefen teils geradezu erschreckend. So war und ist es weiterhin nicht wenigen Eltern vollkommen unbekannt, was ihre Kinder so in den sozialen Netzwerken alles treiben und was sie da von sich und auch ihrer ganzen Familie alles preisgeben. Manche Eltern wissen mit den Begriffen wie Facebook oder Instagramm nicht richtig was anzufangen („Die unterhalten sich da doch nur. Das ist doch so etwas wie SMS“).
Es ist schier unglaublich, wie uninformiert bzw. naiv nicht wenige Eltern bzgl. dieser Thematik immer noch sind. Und auch Vorwürfe müssen sich die Lehrer gefallen lassen wie „Sie verlangen doch, dass unsere Kinder online zu erreichen sind. Dann sollten sie doch auch mal überprüfen auf welche Internetseiten die sich herumtreiben. Wir Eltern sind damit einfach überfordert“.
Wie bitte? Eine Elterngeneration ist mit Facebook, WhatsApp und Co überfordert? Das sagen Eltern, die ständig auf das Smartphone schauend entgegenkommende Fußgänger über den Haufen laufen wenn diese nicht ausweichen? Ich könnte… ; und meine Kinder ebenfalls.
Fazit: Es ist so wie es ist. Es scheint einfach keinen Sinn zu machen der jungen Generation der bereits im Kindergartenalter das abgelegte iPhone ihrer Eltern in die Hand gedrückt wird etwas von Datenschutz, Privatsphäre und dergleichen zu erzählen. Diese Generation muss irgendwann später selbst drauf kommen oder auch nicht. Letztlich liegt da die Verantwortung bei den Eltern und auch der Politik.
Wir müssen uns mit der zunehmenden Digitalisierung im privaten und beruflichen Bereich arrangieren. Sie zu verdammen ist nutzlose Zeitverschwendung. Einige Menschen des eher gehobenen Bildungsniveaus (Betonung liegt auf „einige“) werden den Dreh kriegen und die digitalen Möglichkeit mit Verstand und Bedacht nutzen.
Die anderen werden sich selbst für die Welt veröffentlichen und freuen sich über jede technische Neuerung um dieses noch intensiv nutzen zu können.
Die Zukunft ist eben digital, mit allen Vor-und Nachteilen. Wir „Alten“ haben da ausgedient.