Schönheit, Einfachheit, Eleganz als wissenschaftliches Motiv und Kriterium
Verfasst: Montag 8. März 2021, 16:08
Ich bin gestern auf eine interessante Vorlesung von Sabine Hossenfelder gestoßen, zur Frage, was in der gegenwärtigen Physik falsch liefe.
Lange Zeit galten in der Physik Schönheit, Einfachheit oder Eleganz als Präferenzkriterium zwischen mehreren Theorien, die denselben Gegenstand erklären. Eine hässliche (unnötig umständlich wirkende) Erklärung galt als wahrscheinlich falsche und zu verwerfende Erklärung. Diese Entwicklung ging sogar so weit, dass Schönheit zum treibenden Motiv der Theoriebildung wurde.
Theorie erklärt, was wir beobachtet haben oder macht Vorhersagen, was wir noch beobachten werden.
Dabei sind immer unterschiedliche Erklärungen denkbar, die das Beobachete(das Datum, das Gemessene) jeweils erklären können, d.h. beobachtete Ereignisse in ein Zusammenhang bringen können. Letztlich verschiedene Funktionen, die einen Datensatz beschreiben("komprimieren"), mit benannten Konstanten(="Begriff") und Variablen(wiederum als "Begriff").
Popper dazu: "... daß sich für jede gegebene endliche Gruppe oder Mengen von Dingen, mag sie noch so regellos zusammengestellt sein, bei einiger Geschicklichkeit Standpunkte finden lassen, von denen auf alle zu der Menge gehörenden Dinge ähnlich (oder teilweise gleich) sind. Das bedeutet, daß jedes beliebige Ding oder Ereignis als “Wiederholung” jedes beliebigen anderen angesehen werden, wenn man nur den geeigneten Standpunkt einnimmt."
Logik der Forschung, Tübingen 1989, S. 376
Die "Wiederholung" in (mathematische oder sprachliche) Form gebracht ist das wissenschaftliche "Gesetz".
Nun kommt man wohl in der Physik nach und nach zu Einsicht, dass der lange gehegte Schönheitsanspruch immer weniger zum Ziel führt, dass immer öfter "hässliche" (weil umständlich erscheinende) Erklärungen übrig bleiben.
Was ich aber nun noch für eine wesentlichere Einsicht halte: Letztlich kann jede Erklärung prinzipbedingt nicht mit dem Erklärten völlig zusammenfallen. Dass bei jeder Wissenschaft (und auch bei der Physik als die "härteste" Wissenschaft, als Wissenschaft schlechthin) immer die anthropozentrische oder "subjektive" Komponente unüberwindlich eine Rolle spielen wird. Also was uns - als Menschen - als Erklärung taugt oder reicht oder als "elegant" oder "schön" und deshalb als am naheliegendsten erscheint - mit uns als Menschen untrennbar verbunden bleiben wird. Kurz gesagt, dass keine Wissenschaft ohne Werturteil("Einnahme eines Standpunkts") fundamental möglich ist. Dass es keine "reine" Wissenschaft geben kann.
Lange Zeit galten in der Physik Schönheit, Einfachheit oder Eleganz als Präferenzkriterium zwischen mehreren Theorien, die denselben Gegenstand erklären. Eine hässliche (unnötig umständlich wirkende) Erklärung galt als wahrscheinlich falsche und zu verwerfende Erklärung. Diese Entwicklung ging sogar so weit, dass Schönheit zum treibenden Motiv der Theoriebildung wurde.
Theorie erklärt, was wir beobachtet haben oder macht Vorhersagen, was wir noch beobachten werden.
Dabei sind immer unterschiedliche Erklärungen denkbar, die das Beobachete(das Datum, das Gemessene) jeweils erklären können, d.h. beobachtete Ereignisse in ein Zusammenhang bringen können. Letztlich verschiedene Funktionen, die einen Datensatz beschreiben("komprimieren"), mit benannten Konstanten(="Begriff") und Variablen(wiederum als "Begriff").
Popper dazu: "... daß sich für jede gegebene endliche Gruppe oder Mengen von Dingen, mag sie noch so regellos zusammengestellt sein, bei einiger Geschicklichkeit Standpunkte finden lassen, von denen auf alle zu der Menge gehörenden Dinge ähnlich (oder teilweise gleich) sind. Das bedeutet, daß jedes beliebige Ding oder Ereignis als “Wiederholung” jedes beliebigen anderen angesehen werden, wenn man nur den geeigneten Standpunkt einnimmt."
Logik der Forschung, Tübingen 1989, S. 376
Die "Wiederholung" in (mathematische oder sprachliche) Form gebracht ist das wissenschaftliche "Gesetz".
Nun kommt man wohl in der Physik nach und nach zu Einsicht, dass der lange gehegte Schönheitsanspruch immer weniger zum Ziel führt, dass immer öfter "hässliche" (weil umständlich erscheinende) Erklärungen übrig bleiben.
Was ich aber nun noch für eine wesentlichere Einsicht halte: Letztlich kann jede Erklärung prinzipbedingt nicht mit dem Erklärten völlig zusammenfallen. Dass bei jeder Wissenschaft (und auch bei der Physik als die "härteste" Wissenschaft, als Wissenschaft schlechthin) immer die anthropozentrische oder "subjektive" Komponente unüberwindlich eine Rolle spielen wird. Also was uns - als Menschen - als Erklärung taugt oder reicht oder als "elegant" oder "schön" und deshalb als am naheliegendsten erscheint - mit uns als Menschen untrennbar verbunden bleiben wird. Kurz gesagt, dass keine Wissenschaft ohne Werturteil("Einnahme eines Standpunkts") fundamental möglich ist. Dass es keine "reine" Wissenschaft geben kann.