Ist Ungarn für die EU bereits verloren?

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jack000
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Re:

Beitrag von jack000 »

schokoschendrezki hat geschrieben: So 2. Aug 2020, 18:29 Wollte man wirklich "harte Maßnahmen" gegen Ungarn, müsste man ganz anders vorgehen. Zuerst einmal Bosch-, BMW-, Siemens-, Mercedes- und Audi-Produkte mit einem politischen Kauf-Boykott belegen. Mach ich mit. Bin ich sofort dabei!
Und? Hast schon viele gefunden, die mitmachen?
Was ständig debattiert wird: Der Entzug der EU-Fördermittel ist zunächst einmal von der Größenordnung her Pille-Palle. Das steckte Orbán locker weg. Der EU-Haushalt ist zur einen Hälfte GAP, Gemeinsame Agrarpolitik. Zur anderen Hälfte Infrastrukturförderung. Da werden die Autobahnen und Straßen gebaut, auf denen Bosch, Siemens und Co. ihre Produkte in alle Welt ausliefern. "The Cost of Doing Business" könnte man vereinfacht sagen. Darüber sollten die mal nachdenken, die ständig etwas über die "Fleischtöpfe der EU" oder über die "Brieftasche des deutschen Michels" zusammenfabulieren.
Das Geld wird halt nicht für die Alimentierung von zugewanderten Kostgängern ausgegeben, sondern für Infrastruktur. Wieder so ein Verhalten, was man auf keinen Fall dulden darf :mad2:
Sledge Hammer: Ich mag einem Verbrecher nicht seine Verbrechen vorlesen ... aber ich kann wenigstens lesen!
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jack000
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Re: Ist Ungarn für die EU bereits verloren?

Beitrag von jack000 »

bakunicus hat geschrieben: Sa 26. Mär 2022, 20:38 jetzt zdf-info einschalten ...

schöne aktuelle doku über orbans ungarn.
Ja, da melden sich genau die Richtigen zu Wort :rolleyes: Ganz bestimmt eine neutral und objektiv gefasste Reportage über eine Politik die dem ÖR nicht passt, ... wie man das so kennt von denen ...
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Neandertaler
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Re: Ist Ungarn für die EU bereits verloren?

Beitrag von Neandertaler »

jack000 hat geschrieben: Fr 1. Apr 2022, 07:03 Ja, da melden sich genau die Richtigen zu Wort :rolleyes: Ganz bestimmt eine neutral und objektiv gefasste Reportage über eine Politik die dem ÖR nicht passt, ... wie man das so kennt von denen ...
Die Kritik an Ungarn ist teilweise schon sehr scheinheilig, einseitige Berichterstattung ist ja nun kein rein ungarisches Phänomen.

Nicht desto trotz sind die ewigen Amtszeiten und sich ein Wahlrecht zu Maximierung der eigenen Chancen schnitzen schon demokratisch bedenklich, aber diese bedenklichen Punkte werden ja in der Regel gar kritisiert sondern gelten als akzeptabel.

Ich drücke deshalb aber dem bemerkenswerten ungarischen Oppositionsbündnis heute beide demokratischen Daumen
Ich bin linksliberal, ich habe mich testen lassen.
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H2O
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Re: Ist Ungarn für die EU bereits verloren?

Beitrag von H2O »

Neandertaler hat geschrieben: So 3. Apr 2022, 11:43 Die Kritik an Ungarn ist teilweise schon sehr scheinheilig, einseitige Berichterstattung ist ja nun kein rein ungarisches Phänomen.

Nicht desto trotz sind die ewigen Amtszeiten und sich ein Wahlrecht zu Maximierung der eigenen Chancen schnitzen schon demokratisch bedenklich, aber diese bedenklichen Punkte werden ja in der Regel gar kritisiert sondern gelten als akzeptabel.

Ich drücke deshalb aber dem bemerkenswerten ungarischen Oppositionsbündnis heute beide demokratischen Daumen
Hat leider auch nicht geholfen. :(

Ich bitte um ein paar Beispiele für scheinheilige Kritik an der ungarischen Politik, Innen- und Außenpolitik und Gemeinschaftspolitik. Ich lerne gern dazu! Ich finde es nämlich nicht so erbaulich, eine "neutrale" Haltung ein zu nehmen, wo sie so schwer zu begründen ist.
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Re: Ist Ungarn für die EU bereits verloren?

Beitrag von Haegar »

Jetzt nach der Wahl kann die EU handeln:

https://www.spiegel.de/ausland/eu-kommi ... a259c74013

Und sie trifft dann auch den Richtigen.
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Christdemokrat
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Re: Ist Ungarn für die EU bereits verloren?

Beitrag von Christdemokrat »

Der ungarische Außenminister hat den ukrainischen Botschafter einbestellt. Es ist die Reaktion auf teilweise aggressiv formulierte Forderungen der ukrainischen Regierung gegenüber Ungarn.

"Es ist an der Zeit, dass die ukrainischen Führer mit der Beleidigung Ungarns aufhören", so der ungarische Außenminister.

https://www.t-online.de/nachrichten/aus ... n-ein.html
Meruem
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Re: Ist Ungarn für die EU bereits verloren?

Beitrag von Meruem »

Christdemokrat hat geschrieben: Mi 6. Apr 2022, 11:47 Der ungarische Außenminister hat den ukrainischen Botschafter einbestellt. Es ist die Reaktion auf teilweise aggressiv formulierte Forderungen der ukrainischen Regierung gegenüber Ungarn.

"Es ist an der Zeit, dass die ukrainischen Führer mit der Beleidigung Ungarns aufhören", so der ungarische Außenminister.

https://www.t-online.de/nachrichten/aus ... n-ein.html

Ungarn steht näher zu Russland im völligen Gegensatz etwa zu anderen Visegard Staaten wie Polen oder Tschechien. Ungarns Präsident Orban ist ein Kumpel von Putin. Sieht man in der Art und Weise wie Orban über den ukrainischen Präsidenten Selenskyj spricht.
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Marmelada
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Re: Re:

Beitrag von Marmelada »

jack000 hat geschrieben: Fr 1. Apr 2022, 06:59 Und? Hast schon viele gefunden, die mitmachen?


Das Geld wird halt nicht für die Alimentierung von zugewanderten Kostgängern ausgegeben, sondern für Infrastruktur. Wieder so ein Verhalten, was man auf keinen Fall dulden darf :mad2:
Das Geld wird für Orbans Familien- und Freundeskreis ausgegeben.

https://www.diepresse.com/6121762/spaet ... egen-orban
Nach Ansicht der ungarischen Opposition und internationaler Antikorruptionsexperten sind die Indizien dafür erdrückend, dass Ungarn in mehr als einem Jahrzehnt der Regierung von Ministerpräsident Viktor Orbán wesentliche rechtsstaatliche Säulen niedergerissen und keinen funktionierenden Schutz dagegen hat, dass EU-Mittel zur Bereicherung der politischen und familiären Entourage Orbáns missbraucht werden. Allen voran sein Schwiegersohn bekommt seit Jahren bei öffentlichen Ausschreibungen selbst dann den Zuschlag, wenn er nicht Bestbieter ist – oder Konkurrenten bewerben sich erst gar nicht, sobald bekannt wird, dass besagter István Tiborcz bietet. Das hat auch schon die EU-Antikorruptionsbehörde Olaf auf den Plan gerufen.

Dieses von oberster staatlicher Stelle organisierte System der Korruption ist auch der Grund dafür, dass die Kommission die Genehmigung des ungarischen Wiederaufbauplans weiterhin verweigert.
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Misterfritz
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Re: Ist Ungarn für die EU bereits verloren?

Beitrag von Misterfritz »

Man sollte sich von Ungarn trennen ...
Ungarn erklärt Bereitschaft, auch mit Rubel für russisches Gas zu zahlen
14:42 Uhr: Der ungarische Präsident Viktor Orban erklärte, sein Land habe kein Problem damit, russisches Gas in Rubel zu bezahlen. Wenn Russland dies fordere, sei man bereit dazu. Wladimir Putin hatte zuvor angekündigt, »unfreundliche Staaten« dürften zukünftig nur in Rubel für russisches Gas bezahlen. Rubel müssen jedoch bei der russischen Zentralbank gekauft werden, was gegen aktuelle Finanzsanktionen verstößt.
https://www.spiegel.de/ausland/ukraine- ... acac429629
Das Salz in der Suppe des Lebens ist nicht Selbstdisziplin, sondern kontrollierte Unvernunft ;)
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Kritikaster
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Re: Ist Ungarn für die EU bereits verloren?

Beitrag von Kritikaster »

Misterfritz hat geschrieben: Mi 6. Apr 2022, 15:10 Man sollte sich von Ungarn trennen ...
Aber ist es andererseits nicht anzuerkennen, dass sich Ungarn damit ganz offen als "unfreundlicher Staat" gegenüber Russland bekennt? :?:
Der am höchsten entwickelte Sinn ist der Unsinn. (Peter E. Schumacher)
Wo der Sinn aufhört, beginnt der Wahnsinn. (Erhard Horst Bellermann)
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Christdemokrat
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Re: Ist Ungarn für die EU bereits verloren?

Beitrag von Christdemokrat »

Soweit ich weiß bezieht Ungarn 90 Prozent seines Gases aus Rußland. Wenn Rubel als Zahlungsmittel gefordert sind, dann zahlt man eben in Rubel. Ich sehe da keinen Nachteil für Ungarn.

Es wäre verantwortungslos, die Energieversorgung des eigenen Landes zu gefährden.
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relativ
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Re: Ist Ungarn für die EU bereits verloren?

Beitrag von relativ »

Christdemokrat hat geschrieben: Mi 6. Apr 2022, 16:09 Soweit ich weiß bezieht Ungarn 90 Prozent seines Gases aus Rußland. Wenn Rubel als Zahlungsmittel gefordert sind, dann zahlt man eben in Rubel. Ich sehe da keinen Nachteil für Ungarn.

Es wäre verantwortungslos, die Energieversorgung des eigenen Landes zu gefährden.
Klar, dann sollten sich die Menschen in Ungarn natürlich Grundsätzlich die Frage stellen, warum sie in Gemeinschaften mit denselben Werten Mitglied sind, seien wollen, diese aber ,sobald es opportun ist, in den Wind schießen, dies gilt dann auch für gemeinsame Sanktionen und Auftreten gegenüber Putin.
Sie könnten sich zumindest der Haltung der deutschen Regierung anschließen, die ja auch den Gashahn nicht sofort zugedreht haben möchte, aber wenigstens noch auf Einhaltung der Verträge, bezüglich der Bezahlung dieser, pochen.
Das Banale braucht man nicht zu schälen.
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Christdemokrat
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Re: Ist Ungarn für die EU bereits verloren?

Beitrag von Christdemokrat »

relativ hat geschrieben: Mi 6. Apr 2022, 16:31 Klar, dann sollten sich die Menschen in Ungarn natürlich Grundsätzlich die Frage stellen, warum sie in Gemeinschaften mit denselben Werten Mitglied sind, seien wollen, diese aber ,sobald es opportun ist, in den Wind schießen, dies gilt dann auch für gemeinsame Sanktionen und Auftreten gegenüber Putin.
Welche Werte meinst du denn? Sippenhaft zum Beispiel?

https://www.spiegel.de/ausland/russland ... 1efc3adf2c
Schnitter
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Re: Ist Ungarn für die EU bereits verloren?

Beitrag von Schnitter »

Christdemokrat hat geschrieben: Mi 6. Apr 2022, 23:06 Welche Werte meinst du denn? Sippenhaft zum Beispiel?

https://www.spiegel.de/ausland/russland ... 1efc3adf2c
Die sind nicht inhaftiert. Wie kommst du auf den Quatsch?
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Cobra9
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Re: Ist Ungarn für die EU bereits verloren?

Beitrag von Cobra9 »

Die EU sollte tatsächlich den Ausschluß von Ungarn überlegen und falls das überzogen erscheint die Prozesse ändern. Weg von der Einstimmigkeit.

Und bloß nicht Serbien langfristig aufnehmen wollen
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Re: Ist Ungarn für die EU bereits verloren?

Beitrag von Tom Bombadil »

Cobra9 hat geschrieben: Do 7. Apr 2022, 00:39 Die EU sollte tatsächlich den Ausschluß von Ungarn überlegen...
Das hielte ich für einen Fehler. Man muss jetzt halt die Suppe auslöffeln, die damals durch die zu schnelle Erweiterung der EU eingebrockt wurde, den Schwanz einzukneifen halte ich für keine Option.
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Re: Ist Ungarn für die EU bereits verloren?

Beitrag von Erasmus »

Cobra9 hat geschrieben: Do 7. Apr 2022, 00:39 Die EU sollte tatsächlich den Ausschluß von Ungarn überlegen und falls das überzogen erscheint die Prozesse ändern. Weg von der Einstimmigkeit.

Und bloß nicht Serbien langfristig aufnehmen wollen
Letzteres wäre vernünftig, während ein Ausschluss Ungarns nicht möglich ist, weil er m.W.n. rechtlich nicht möglich wäre.

Sonst sehe ich das auch so:
Tom Bombadil hat geschrieben: Do 7. Apr 2022, 08:53 Das hielte ich für einen Fehler. Man muss jetzt halt die Suppe auslöffeln, die damals durch die zu schnelle Erweiterung der EU eingebrockt wurde, den Schwanz einzukneifen halte ich für keine Option.
Auch Orban wird nicht ewig leben. Wobei sogar Teile der Oppositionskandidaten seinen Russlandkurs durchaus gebilligt haben. Nicht der Spitzenkandidat, aber viele Kandidaten aus dem Oppositionsbündnis.
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JJazzGold
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Re: Ist Ungarn für die EU bereits verloren?

Beitrag von JJazzGold »

Christdemokrat hat geschrieben: Mi 6. Apr 2022, 23:06 Welche Werte meinst du denn? Sippenhaft zum Beispiel?

https://www.spiegel.de/ausland/russland ... 1efc3adf2c
Eine Frage, die meines Erachtens die Einstellung der Mehrheit der Ungarn kristallisiert. Diese Mehrheit der Ungarn interessiert ausschließlich der Status quo Ungarns und nichts anderes. Weshalb gerne auch verschiedene Versionen, west oder ost, von “Nimm, wenn man dir gibt, schrei, wenn man dir nimmt“, Anwendung finden. Hungary first existierte lange vor Trumps America first.

Ungarn ist ein Zwitter zwischen Russland und der EU und hätte sich meines Erachtens besser dazu geeignet neutraler Puffer und privilegierter Partner zu werden, statt Nato- und EU Mitglied.

Aber nun haben wir Ungarn in der EU und wir müssen damit klarkommen, dass Ungarn nach allen Seiten offen ist und versuchen, ein paar dieser Löcher zu stopfen.
Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die der Leute, welche die Welt nie angeschaut haben.
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Re: Ist Ungarn für die EU bereits verloren?

Beitrag von Cobra9 »

Tom Bombadil hat geschrieben: Do 7. Apr 2022, 08:53 Das hielte ich für einen Fehler. Man muss jetzt halt die Suppe auslöffeln, die damals durch die zu schnelle Erweiterung der EU eingebrockt wurde, den Schwanz einzukneifen halte ich für keine Option.
Und wie sieht es mit dem Konzept dazu aus
Andrij Melnyk nennt Rolf Mützenich den „widerlichsten deutschen Politiker“..wo Er Recht hat...

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Re: Ist Ungarn für die EU bereits verloren?

Beitrag von bakunicus »

Cobra9 hat geschrieben: Do 7. Apr 2022, 09:55 Und wie sieht es mit dem Konzept dazu aus
geduld haben, und geldleistungen an rechtsstaatlichkeit knüpfen:

"EU-Kommission geht wegen Rechtsstaatsverstößen gegen Ungarn vor
Zwei Tage nach dem Wahlsieg von Viktor Orbán in Ungarn droht ihm neuer Ärger mit der EU. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen will dem Land die Mittel kürzen."

https://www.zeit.de/politik/ausland/202 ... ungarn-vor

es kann zwar noch 5 + X jahre dauern, bis es gelingt orban und fidesz von der macht zu vertreiben, aber wir werden auch dort andere regierungen erleben.
beim brexit dachte ich anfangs auch, dass man "reisende nicht aufhalten sollte", musste mich dann aber eines besseren belehren lassen, bei all den verwerfungen zu denen das geführt hat, bis heute.

nur bezüglich serbien stimme ich dir zu, die sind noch nicht soweit, haben immer noch das kriegstrauma zu bewältigen.
aber ungarn rauszuwerfen, oder rauszuekeln, das wäre ein sieg für orban, nicht für die EU.
Zuletzt geändert von bakunicus am Do 7. Apr 2022, 10:40, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Ist Ungarn für die EU bereits verloren?

Beitrag von bakunicus »

JJazzGold hat geschrieben: Do 7. Apr 2022, 09:32 Eine Frage, die meines Erachtens die Einstellung der Mehrheit der Ungarn kristallisiert. Diese Mehrheit der Ungarn interessiert ausschließlich der Status quo Ungarns und nichts anderes.
moin jjazz ...

man konnte im letzten wahlkampf zumindest schon beobachten, dass der unmut über die korruption bei den ungarn deutlich zugenommen hatte, bis auch weit ins bürgerlich konservative lager.

und so gab es erstmals einen gemeinsamen überparteilichen gegenkandidaten.
ohne den krieg in der ukraine hätte das ein knapperes rennen werden können.
Erasmus

Re: Ist Ungarn für die EU bereits verloren?

Beitrag von Erasmus »

Das Zweckbündnis der Opposition war in Sachen Russland sehr heterogen, um es mal vorsichtig auszudrücken. Einerseits ist es verständlich, Orban von der Macht vertreiben zu wollen, andererseits ist ein solches Negativziel völlig unterschiedlicher Parteien eher ein Garant für ein Chaos als für stabile Verhältnisse.

Wie in Russland auch, wo die Zustimmung zu Putin riesig ist, gibt es in Ungarn einige Grundfragen, in denen Orban über seine Wählerschaft hinaus mit Zustimmung rechnen darf.
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bakunicus
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Re: Ist Ungarn für die EU bereits verloren?

Beitrag von bakunicus »

Erasmus hat geschrieben: Do 7. Apr 2022, 10:54
Wie in Russland auch, wo die Zustimmung zu Putin riesig ist, gibt es in Ungarn einige Grundfragen, in denen Orban über seine Wählerschaft hinaus mit Zustimmung rechnen darf.
und wie in russland auch, liegt das hauptsächlich daran, dass orban fast alle kritischen medien unter seine kontrolle gebracht hat, oder mundtod gemacht hat.

das ist die mit abstand gefährlichste entwicklung bei dem ganzen.
wir unterschätzen dabei immer noch, wie wirksam solche manipulationen sind.
sehr viele menschen, vor allem die etwas einfacher gestrickten, verfügen nicht über ausreichende medienkompetenz, saugen alles in sich auf, ohne das kritisch zu hinterfragen.

wenn das in der zeitung steht, oder im fernsehen gesagt wird, dann muss da ja was dran sein, so die irrige wahrnehmung.
Erasmus

Re: Ist Ungarn für die EU bereits verloren?

Beitrag von Erasmus »

bakunicus hat geschrieben: Do 7. Apr 2022, 11:11 und wie in russland auch, liegt das hauptsächlich daran, dass orban fast alle kritischen medien unter seine kontrolle gebracht hat, oder mundtod gemacht hat.

wenn das in der zeitung steht, oder im fernsehen gesagt wird, dann muss da ja was dran sein, so die irrige wahrnehmung.
Das kommt sicher dazu. Aber ich glaube, man muss zur Kenntnis nehmen, dass die Grundeinstellung, die Orban vertritt, weit verbreitet ist. Schau dir das Wahlergebnis an. Orban hat 53 % erhalten, die extreme Rechte noch einma 6 %, und die angeblich vom strengen rechtsextremen Antisemitismus in Nationalkonservative gewendete Jobbik darf man dieser Grundhaltung auch noch zurechnen. Dann liegen wir etwa bei zwei Dritteln. Das ist nichts, was sich erst in den letzten 10 Jahren gebildet hat. Und anders als in Russland existieren schon noch freie Medien oder Plattformen.

Es hilft nichts, die Menschen ticken einfach anders. Damit muss die EU umgehen. Nach Ende des Krieges in der Ukraine wird man sehen, welche Strategie gegenüber solchen Entwicklungen die EU fahren sollte und fahren kann. Ob die EU sich andere Regeln und Verfahren geben sollte, auch wenn man damit Mitglieder verlöre.
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Re: Ist Ungarn für die EU bereits verloren?

Beitrag von Tactical »

TheManFromDownUnder hat geschrieben: Do 7. Apr 2022, 11:18 Klingt als waere Ungarn bereit ein Putler Vasallenstaat.

Wie konnte dieser Faschist und Anti Europaer Orban ueberhaupt die Wahl dort gewinnen. Kann das jemand hier mal erklaeren. Dachte der Putler Pudel waere nach der Wahl weg.
Hallo in die Runde,

erster Beitrag, bin neu hier.

Bezüglich Ungarn kann ich gerne folgende Doku von Arte ans Herz legen >
Für mich ist die Rolle Ungarns in diesem Krieg recht klar, sie stehen politisch gesehen Russland dichter als der EU und die Vision Orbans und seiner Parteikollegen von Fidesz ist, die Uhr auf vor 1918 zurückzudrehen. Der Vertrag von Trianon gilt bei Ihnen als ungerecht und sollte aufgehoben werden.
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Re: Ist Ungarn für die EU bereits verloren?

Beitrag von Meruem »

Tactical hat geschrieben: Do 7. Apr 2022, 13:45 Hallo in die Runde,

erster Beitrag, bin neu hier.

Bezüglich Ungarn kann ich gerne folgende Doku von Arte ans Herz legen > www.youtube.com/watch?v=70VU_fOD134&t=2320s
Für mich ist die Rolle Ungarns in diesem Krieg recht klar, sie stehen politisch gesehen Russland dichter als der EU und die Vision Orbans und seiner Parteikollegen von Fidesz ist, die Uhr auf vor 1918 zurückzudrehen. Der Vertrag von Trianon gilt bei Ihnen als ungerecht und sollte aufgehoben werden.

Sehe auch so, da gibt es was die Rolle Ungarns angeht wenig weitere Interpretationsmöglichkeiten. Ich habe hier ja schon mal von der Achse Budapest - Belgard - Moskau geschrieben. Doku von Arte zu Orban und Ungarn gibt da ein recht realistisches Bild von wider.
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Re: Ist Ungarn für die EU bereits verloren?

Beitrag von sünnerklaas »

Tactical hat geschrieben: Do 7. Apr 2022, 13:45
Für mich ist die Rolle Ungarns in diesem Krieg recht klar, sie stehen politisch gesehen Russland dichter als der EU und die Vision Orbans und seiner Parteikollegen von Fidesz ist, die Uhr auf vor 1918 zurückzudrehen. Der Vertrag von Trianon gilt bei Ihnen als ungerecht und sollte aufgehoben werden.
Sehr interessant - es geht um ein Versprechen, irgendwas "zurückzuholen", es wird ein "2.0" versprochen. Politisch gesehen ein sehr praktischer Popanz: man weiß genau, dass das praktisch gesehen nicht geht, weil man eben nichts aus der Vergangenheit zurückholen kann. Man kann nicht zwei Mal in denselben Fluß steigen, weil man nicht nur sich selbst zwischenzeitlich verändert hat, sondern auch der Fluß. Man ist also bei dem Vorhaben, bei der Erfüllung des gegebenen Versprechens zum Scheitern verurteilt. Aber auch das spielt solchen Leuten, die das "2.0" predigen, in die Hände: das Bild der "Opfernation" wird so gepflegt und erhalten. "Und schon wieder sei das eigene Land OPFER!". Man sei nur so von Feinden umzingelt.

Bemerkenswert ist auch, bei wem das ankommt: auch auf dem Video sieht man in der Masse überwiegend ältere Menschen - Graue Schnauzen, Opas mit Hut. Alle mit verbitterten Mienen. Und das wiederum zeigt, dass Armut und fehlender Wohlstand ein ganz wichtiges Momentum für solche Demagogen sind. Es ist kein Wunder, warum Leute, wie Putin wirtschaftliche Prosperität und allgemeinen hohen Wohlstand ausdrücklich NICHT anstreben. Denn dann wird es schwierig, die Märchen und Lügengeschichten, die man zwecks Machterhalt erzählt, massenhaft zu verbreiten.
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Re: Ist Ungarn für die EU bereits verloren?

Beitrag von sünnerklaas »

Meruem hat geschrieben: Do 7. Apr 2022, 13:52 Sehe auch so, da gibt es was die Rolle Ungarns angeht wenig weitere Interpretationsmöglichkeiten. Ich habe hier ja schon mal von der Achse Budapest - Belgard - Moskau geschrieben. Doku von Arte zu Orban und Ungarn gibt da ein recht realistisches Bild von wider.
Russland, Serbien und Ungarn sehen sich als Opfernationen: stets von Feinden umzingelt, stets vom bösen Westen gedemütigt.
Man beschwört die großartige Vergangenheit. Eine Vergangenheit, die 100 Jahre, im Fall Serbiens 700 Jahre her ist.
Tactical
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Re: Ist Ungarn für die EU bereits verloren?

Beitrag von Tactical »

sünnerklaas hat geschrieben: Do 7. Apr 2022, 14:06 Sehr interessant - es geht um ein Versprechen, irgendwas "zurückzuholen", es wird ein "2.0" versprochen. Politisch gesehen ein sehr praktischer Popanz: man weiß genau, dass das praktisch gesehen nicht geht, weil man eben nichts aus der Vergangenheit zurückholen kann. Man kann nicht zwei Mal in denselben Fluß steigen, weil man nicht nur sich selbst zwischenzeitlich verändert hat, sondern auch der Fluß. Man ist also bei dem Vorhaben, bei der Erfüllung des gegebenen Versprechens zum Scheitern verurteilt. Aber auch das spielt solchen Leuten, die das "2.0" predigen, in die Hände: das Bild der "Opfernation" wird so gepflegt und erhalten. "Und schon wieder sei das eigene Land OPFER!". Man sei nur so von Feinden umzingelt.

Bemerkenswert ist auch, bei wem das ankommt: auch auf dem Video sieht man in der Masse überwiegend ältere Menschen - Graue Schnauzen, Opas mit Hut. Alle mit verbitterten Mienen. Und das wiederum zeigt, dass Armut und fehlender Wohlstand ein ganz wichtiges Momentum für solche Demagogen sind. Es ist kein Wunder, warum Leute, wie Putin wirtschaftliche Prosperität und allgemeinen hohen Wohlstand ausdrücklich NICHT anstreben. Denn dann wird es schwierig, die Märchen und Lügengeschichten, die man zwecks Machterhalt erzählt, massenhaft zu verbreiten.
Absolut richtig, beide Absätze. Fehlt nur noch, dass wir Ostpreussen zurückhaben wollen, da es ja bis 1945 zum deutschen Reich gehörte. Direkt beim Aussprechen so eines Satzes wäre Deutschland staub, während solche Dinge bei anderen Nationen gerne überhört werden. Das was Ungarn möchte und tut, ist in keinster Weise europäisches, gemeinschaftliches Denken und Handeln. Das ist ein Problem, von dem auch Russland weiß. Man kann daher nur hoffen, dass die Ukraine als Staat bestehen bleibt, ansonsten könnte Putins Einfluss direkt bis an Österreich heranreichen. Bis nach Lissabon ist der Weg dann auch schon wieder kürzer...
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Re: Ist Ungarn für die EU bereits verloren?

Beitrag von sünnerklaas »

Tactical hat geschrieben: Do 7. Apr 2022, 14:34 Absolut richtig, beide Absätze. Fehlt nur noch, dass wir Ostpreussen zurückhaben wollen, da es ja bis 1945 zum deutschen Reich gehörte. Direkt beim Aussprechen so eines Satzes wäre Deutschland staub, während solche Dinge bei anderen Nationen gerne überhört werden. Das was Ungarn möchte und tut, ist in keinster Weise europäisches, gemeinschaftliches Denken und Handeln. Das ist ein Problem, von dem auch Russland weiß. Man kann daher nur hoffen, dass die Ukraine als Staat bestehen bleibt, ansonsten könnte Putins Einfluss direkt bis an Österreich heranreichen. Bis nach Lissabon ist der Weg dann auch schon wieder kürzer...
Man kann seit dem EU-Beitritt als Deutscher wieder zurück in die 1945 an Polen gefallenen Ostgebiete. Die allerwenigsten Heimatvertriebenen haben das dann auch gemacht. Das Interesse war und ist sehr gering, der Mythos hat sich in Luft aufgelöst.
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Re: Ist Ungarn für die EU bereits verloren?

Beitrag von Meruem »

Tactical hat geschrieben: Do 7. Apr 2022, 14:34 Absolut richtig, beide Absätze. Fehlt nur noch, dass wir Ostpreussen zurückhaben wollen, da es ja bis 1945 zum deutschen Reich gehörte. Direkt beim Aussprechen so eines Satzes wäre Deutschland staub, während solche Dinge bei anderen Nationen gerne überhört werden. Das was Ungarn möchte und tut, ist in keinster Weise europäisches, gemeinschaftliches Denken und Handeln. Das ist ein Problem, von dem auch Russland weiß. Man kann daher nur hoffen, dass die Ukraine als Staat bestehen bleibt, ansonsten könnte Putins Einfluss direkt bis an Österreich heranreichen. Bis nach Lissabon ist der Weg dann auch schon wieder kürzer...

Naja also alles östlich von Wien gelegene ist aus Sicht des Hobbyhistorikers im Kreml und seiner neofaschistschen Entourage dort, sowieso geschichtlich betrachtet russisches Gebiet bzw. zu Russland gehörend ;)

Bis nach Lissabon wäre es immer noch ein gutes Stück weit weg und was will Putin denn in Portugal? Aus seinen "russischen Geschichtsbüchern" jedenfalls könnte er nichts ableiten was seine expansiven und imperialen Gelüste Pseudo mäßig dort untermauern könnte. ;)
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Re: Ist Ungarn für die EU bereits verloren?

Beitrag von JJazzGold »

bakunicus hat geschrieben: Do 7. Apr 2022, 10:25 moin jjazz ...

man konnte im letzten wahlkampf zumindest schon beobachten, dass der unmut über die korruption bei den ungarn deutlich zugenommen hatte, bis auch weit ins bürgerlich konservative lager.

und so gab es erstmals einen gemeinsamen überparteilichen gegenkandidaten.
ohne den krieg in der ukraine hätte das ein knapperes rennen werden können.

Hallo Baku,

ein Missverständnis, dass ein Teil der ungarischen Bevölkerung gegen die herrschende Korruption ist, das glaube ich sofort.

Mit Erhalt des Status quo meinte ich aber die vermeintlich komfortable ungarische Position zwischen Russland und der EU.

Ob mit oder ohne Krieg in der Ukraine, ich bezweifle, dass Orban abgewählt worden wäre. Das war eher westliches Wunschdenken.
Wenn du mich fragst, dann schätzt die EU Orban und Ungarn ebenso falsch ein, wie sie jahrzehntelang Putin und Russland falsch einschätzte.

Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die der Leute, welche die Welt nie angeschaut haben.
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Re: Ist Ungarn für die EU bereits verloren?

Beitrag von jack000 »

Marmelada hat geschrieben: Mi 6. Apr 2022, 12:06 Das Geld wird für Orbans Familien- und Freundeskreis ausgegeben.
Und sonst für nix anderes?
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Christdemokrat
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Re: Ist Ungarn für die EU bereits verloren?

Beitrag von Christdemokrat »

Ungarn war von 1949 bis 1989 einer sozialistischen Diktatur von Gnaden der Sowjetunion unterworfen und entwickelte sich dann von seiner Unabhängigkeit bis heute zu einem bürgerlichen, christlich-konservativen Musterland in Europa.

Die Bundesrepublik hat eine ziemlich gegensätzliche Entwicklung genommen. Sie entwickelte sich ab 1949 über Jahrzehnte als bürgerliches, christlich-konservatives Musterland und nach der Wende dann immer mehr zu einem verfallenden, linken Land mit zunehmenden Anlehnungen an die DDR.

Diese völlig gegenläufige Entwicklung finde ich erstaunlich. Für Polen gilt ähnliches wie für Ungarn.
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Re: Ist Ungarn für die EU bereits verloren?

Beitrag von Meruem »

DarkLightbringer hat geschrieben: Sa 9. Apr 2022, 16:15 In dem Fall ist Solidarität mit Polen angesagt.

Ja, auch wie Ungarn über die Ukraine herzieht ist echt dass letzte. Orban übernimmt die Propaganda vom Kreml : "die Massaker würden die Ukrainer selbst "inszenieren", dass is ja die indirekte Unterstellung Ungarns an die Ukraine". Selenskyj soll entsetzt gewesen sein. Auch Polen haben sich massiv über Ungarn und Orban beschwert auch die anderen Visegrad Staaten Tschechien und die Slowakei. Ungarn ist isoliert.
Zuletzt geändert von Meruem am Sa 9. Apr 2022, 16:25, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Ist Ungarn für die EU bereits verloren?

Beitrag von sünnerklaas »

Meruem hat geschrieben: Sa 9. Apr 2022, 16:23 Ja, auch wie Ungarn über die Ukraine herzieht ist echt dass letzte. Orban übernimmt die Propaganda vom Kreml : "die Massaker würden die Ukrainer selbst "inszenieren", dass is ja die indirekte Unterstellung Ungarns an die Ukraine". Selenskyj soll entsetzt gewesen sein. Auch Polen haben sich massiv über Ungarn und Orban beschwert auch die anderen Visegrad Staaten Tschechien und die Slowakei. Ungarn ist isoliert.
Läuft nicht gerade ein Verfahren gegen Ungar, an dessen Ende die Streichung der EU-Gelder stehen könnte?
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Re: Ist Ungarn für die EU bereits verloren?

Beitrag von Meruem »

sünnerklaas hat geschrieben: Sa 9. Apr 2022, 16:32 Läuft nicht gerade ein Verfahren gegen Ungar, an dessen Ende die Streichung der EU-Gelder stehen könnte?

Ich weiß dass es nicht möglich ist und so auch nicht kommen wird, aber wäre die Haltung Ungarns in Ukraine Krieg, die offensichtliche Sympathie für Russland und für Putin nicht mal ein Grund über einen Rauswurf Ungarns aus der EU nachzudenken?
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Misterfritz
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Re: Ist Ungarn für die EU bereits verloren..

Beitrag von Misterfritz »

Meruem hat geschrieben: Sa 9. Apr 2022, 16:34 Ich weiß dass es nicht möglich ist und so auch nicht kommen wird, aber wäre die Haltung Ungarns in Ukraine Krieg, die offensichtliche Sympathie für Russland und für Putin nicht mal ein Grund über einen Rauswurf Ungarns aus der EU nachzudenken?
Rauswurf ist nicht möglich - (Editiert)
Zuletzt geändert von Vongole am Sa 9. Apr 2022, 16:39, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Nach Verscheibung überflüssigen Satz entfernt
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Re: Ist Ungarn für die EU bereits verloren?

Beitrag von sünnerklaas »

bakunicus hat geschrieben: Do 7. Apr 2022, 10:17 geduld haben, und geldleistungen an rechtsstaatlichkeit knüpfen:

"EU-Kommission geht wegen Rechtsstaatsverstößen gegen Ungarn vor
Zwei Tage nach dem Wahlsieg von Viktor Orbán in Ungarn droht ihm neuer Ärger mit der EU. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen will dem Land die Mittel kürzen."

https://www.zeit.de/politik/ausland/202 ... ungarn-vor

es kann zwar noch 5 + X jahre dauern, bis es gelingt orban und fidesz von der macht zu vertreiben, aber wir werden auch dort andere regierungen erleben.
beim brexit dachte ich anfangs auch, dass man "reisende nicht aufhalten sollte", musste mich dann aber eines besseren belehren lassen, bei all den verwerfungen zu denen das geführt hat, bis heute.
Sowohl Orban, als auch dem Brexit liegen umfangreiche Opfererzählungen zu grunde. Und auch da hiess bzw. heisst es: Lieber arm, dafür glücklich. Dazu "Greater Britain 2.0", "Großungarn 2.0" - beides Versprechen für irgendeine ganz ganz große Zukunft. In der alles bestens sei, so, wie es früher einmal war.
aber ungarn rauszuwerfen, oder rauszuekeln, das wäre ein sieg für orban, nicht für die EU.
Er würde sich fest an Putin und an Russland ketten. Auch Orban übt - wenn er es auch nicht offen ausspricht - Gebietsansprüche von früher an die Ukraine. Ist zwar schon über 100 Jahre her, macht aber nix.
Wichtig ist: die Manteltaschen voller Geld. Scheine in der Rolle. Die 500€-Scheine nach außen.
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Re: Ist Ungarn für die EU bereits verloren?

Beitrag von sünnerklaas »

Meruem hat geschrieben: Sa 9. Apr 2022, 16:34 Ich weiß dass es nicht möglich ist und so auch nicht kommen wird, aber wäre die Haltung Ungarns in Ukraine Krieg, die offensichtliche Sympathie für Russland und für Putin nicht mal ein Grund über einen Rauswurf Ungarns aus der EU nachzudenken?
Das EU-Vertragswerk ist als Einbahnstraße angelegt. Rauswerfen ist nicht.
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Re: Ist Ungarn für die EU bereits verloren?

Beitrag von Meruem »

Christdemokrat hat geschrieben: Do 7. Apr 2022, 20:38 Ungarn war von 1949 bis 1989 einer sozialistischen Diktatur von Gnaden der Sowjetunion unterworfen und entwickelte sich dann von seiner Unabhängigkeit bis heute zu einem bürgerlichen, christlich-konservativen Musterland in Europa.

Die Bundesrepublik hat eine ziemlich gegensätzliche Entwicklung genommen. Sie entwickelte sich ab 1949 über Jahrzehnte als bürgerliches, christlich-konservatives Musterland und nach der Wende dann immer mehr zu einem verfallenden, linken Land mit zunehmenden Anlehnungen an die DDR.

Diese völlig gegenläufige Entwicklung finde ich erstaunlich. Für Polen gilt ähnliches wie für Ungarn.

Der Unterschied liegt aber im Verhältnis zu Russland und speziell zu Putin. Während Ungarn Moskau nahe steht ja der Präsident Orban sogar ein best Kumpel des Kremlzaren ist Polen traditionell sehr misstrauisch gegenüber Russland eingesetzt und schenken allem was so aus Moskau verlautbart wird wenig glaube und sind eher Anti Putin ( dass gleiche gilt zunehmend etwa für Tschechien oder die Slowakei, die sich ebenfalls im Zuge des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine von Moskau distanzieren). Das gibt es schon noch erhebliche Unterschiede.
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Re: Ist Ungarn für die EU bereits verloren?

Beitrag von Christdemokrat »

Meruem hat geschrieben: Sa 9. Apr 2022, 16:55 Der Unterschied liegt aber im Verhältnis zu Russland und speziell zu Putin. Während Ungarn Moskau nahe steht ja der Präsident Orban sogar ein best Kumpel des Kremlzaren ist Polen traditionell sehr misstrauisch gegenüber Russland eingesetzt und schenken allem was so aus Moskau verlautbart wird wenig glaube und sind eher Anti Putin ( dass gleiche gilt zunehmend etwa für Tschechien oder die Slowakei, die sich ebenfalls im Zuge des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine von Moskau distanzieren). Das gibt es schon noch erhebliche Unterschiede.
Meine Gedanken bezogen sich allgemein auf die politische Entwicklung von kommunistischen Diktaturen zu bürgerlichen, christlich-konservativen Vorbildern in Europa. Diese Entwicklung haben Ungarn und Polen gemeinsam. Die Bundesrepublik hat eine komplett gegenläufige Entwicklung vollzogen.
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Re: Ist Ungarn für die EU bereits verloren?

Beitrag von Misterfritz »

Christdemokrat hat geschrieben: Sa 9. Apr 2022, 23:06 Meine Gedanken bezogen sich allgemein auf die politische Entwicklung von kommunistischen Diktaturen zu bürgerlichen, christlich-konservativen Vorbildern in Europa.
Vorbildern? *Hust* - nein Danke!
Christdemokrat hat geschrieben: Sa 9. Apr 2022, 23:06 Diese Entwicklung haben Ungarn und Polen gemeinsam. Die Bundesrepublik hat eine komplett gegenläufige Entwicklung vollzogen.
Die Bundesrepublik hat keine gegenteilige Entwicklung gemacht. Das kann man nur so sehen, wenn man ein extrem rechtes - ähem - christliches Weltbild hat.
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Re: Ist Ungarn für die EU bereits verloren?

Beitrag von Christdemokrat »

Ungarn droht mit einem Veto gegen geplante EU-Sanktionen für russische Öl-und Gasimporte. Man könne russisches Gas und Öl nicht ersetzen. Eine Umstellung würde mindestens fünf Jahre dauern und Unmengen Geld kosten.

Das wurde gerade im Deutschlandfunk gemeldet.
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Re: Ist Ungarn für die EU bereits verloren?

Beitrag von schokoschendrezki »

jack000 hat geschrieben: Fr 1. Apr 2022, 06:54 - Arbeitsplätze schaffen
- Wohlstand mehren
- Land vor illegaler Migration schützen
- Gute Lebensbedingungen für alte Menschen

Was für ein furchtbares Regime :eek: Das muss sofort weg!
Es muss nicht weg. Aber unabhängige Journalisten, Intellektuelle, Künstler, Wissenschaftler usw. müssen die Möglichkeit haben, unabhängig zu publizieren und ihre Meinungen zu vertreten. Die Vorstellung von Demokratie und Liberalismus auf der einen Seite ist mit diesem "Wir hier"-Konzept einfach nicht vereinbar. "Wir hier im Weserbergland". "Bei uns hier im Voigtland". Zunehmend geraten diese Konzepte Freiheit, Demokratie, Liberalismus, Individualismus in Konflikt mit den sich weltweit verstärkenden Trends Richtung "Identität" und "Gemeinschaft". Von links wie von rechts.

Eine echte Demokratie besteht nicht nur aus formal freien Wahlen (wie es sie auch in Ungarn gibt) sondern auch aus einer vorgelagerten politischen Willensbildung auf der Grundlage freier Meinungsäußerung.
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Re: Ist Ungarn für die EU bereits verloren?

Beitrag von schokoschendrezki »

Christdemokrat hat geschrieben: Mo 2. Mai 2022, 16:18 Ungarn droht mit einem Veto gegen geplante EU-Sanktionen für russische Öl-und Gasimporte. Man könne russisches Gas und Öl nicht ersetzen. Eine Umstellung würde mindestens fünf Jahre dauern und Unmengen Geld kosten.

Das wurde gerade im Deutschlandfunk gemeldet.
Slowakei auch. In einem aktuellen Kommentar ebenfalls im DLF wird allerdings darauf hingewiesen, dass die ungefähr 5 Millionen Slowaken und die ungefähr 10 Millionen Ungarn für das Öl- und Gasexportgeschäft Russlands allenfalls eine symbolische Rolle spielen.
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Re: Ist Ungarn für die EU bereits verloren?

Beitrag von Platon »

Es wird am Ende wohl darauf hinauslaufen, dass einige Staaten einen jahrelangen Übergangszeitraum bekommen, während andere Länder ihr Embargo schneller umsetzen. Ich könnte mir vorstellen, dass dass wenn zum Beispiel in Deutschland die Infrastruktur steht man dann auch darüber reden kann entsprechende Versorgungslinien nach Südosteuropa zu verlegen und dann auch für die Slowakei und Ungarn schneller entsprechende Alternativen zur Verfügung stehen, als jetzt in Ausnahmen vereinbart.
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Re: Ist Ungarn für die EU bereits verloren?

Beitrag von schokoschendrezki »

Die Alternative für Ungarn heißt auch jetzt schon "Turkstream". Erdgas zu Vorzugspreisen wird von Russland nach Ungarn (aber auch nach Bulgarien, Serbien, Österreich) über Südrussland, das Schwarze Meer und die Türkei unter Umgehung der Ukraine geliefert. Anders als Nord Stream 2 wird dieses nicht minder wichtige Projekt Turkstream hierzulande politisch kaum wahrgenommen.
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Re: Ist Ungarn für die EU bereits verloren?

Beitrag von Platon »

Kann gut sein, dass die Serben sich bald stärker zur EU orientieren, weil andernfalls eine Streichung des Status als Beitrittskandidat und auch von Wirtschaftshilfe droht, was das Land in eine Wirtschaftskrise treiben und dem Präsidenten das Amt kosten würde. Die Entschlossenheit der EU in Sachen Ukraine und Russland macht für kleinere Länder wie Serbien eine neutrale Haltung, die versucht neben der EU sich auch die Option Russland offen halten zu wollen, zunehmend unattraktiver. Zumal Russland dank der Sanktionen keine echte Alternative darstellt. Langfristig wird die EU durch ihre wirtschaftliche Macht die kleineren pro-russischen Länder zunehmend auf Linie bekommen.

Serbien: Führt Putins Krieg gegen die Ukraine zu einer Zeitenwende?
https://www.dw.com/de/serbien-f%C3%BChr ... obal-de-DE
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Re: Ist Ungarn für die EU bereits verloren?

Beitrag von Christdemokrat »

"Ungarns Ministerpräsident Viktor Orbán hat die Migrationspolitik westlicher EU-Staaten scharf kritisiert. Mittels eines „Bevölkerungsaustauschprogramms“ werde die geringe Geburtenrate christlicher Kinder durch Zuwanderer aus anderen Kulturkreisen kompensiert, sagte er am Montag im Parlament. Das sei der „Selbstmord des Westens“.

Bislang hätten das Christentum und die Nationalstaaten diese Region Europas zusammengehalten. Die „liberale EU“ schaffe diese Konstanten ab, bemängelte Orbán. Ihre Vision entspreche einer Welt, in der die individuelle Freiheit im Vordergrund stehe, der Mensch aber von Gemeinschaft, Familie und Heimat entkoppelt sei. „Der Mensch allein kann niemals frei sein, sondern nur einsam.“

(Editiert) Bitte verschone uns in Zukunft mit Verlinkungen auf dieses Propaganda-Blatt.

Europa braucht dringend mehr Männer wie Viktor Orban.
Zuletzt geändert von Vongole am Mi 18. Mai 2022, 00:34, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Link zur JF entfernt
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