Die Gazeta Wyborcza berichtet in ihrer Online-Ausgabe vom Sonntag, 2022-04-10, in ganz großer Aufmachung und Hochachtung von der Planung und vor allem auch von ersten Großprojekten in Deutschland mit Wasserstoff als wesentlichem Energieträger:
Niemcy pracują nad samolotem na wodór. Gazociągi przebudują, by transportować to "paliwo przyszłości"
- Deutschland arbeitet an Flugzeug mit Wasserstoff. Die Gasnetze werden ausgebaut, um den Treibstoff der Zukunft zu transportieren
Die Firmen Dornier und AIRBUS entwickeln im Verein mit der Deutschen Forschungs- und Versuchsanstalt für Luft- und Raumfahrt (früher DFVLR, heute DLR) ein Flugzeug mit Wasserstoff für unter 50 Passsagiere. Ein Prototyp wird im Bild gezeigt... wie sehr das Bild sich schon einem Produkt angenähert hat... schwer zu sagen.
Natürlich werden die ersten Regionalzüge mit Wasserstoff und Brennstoffzellen in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt gewürdigt, die dort in der Fläche zur Elektrifizierung ohne Oberleitungen eingesetzt werden: Flüsterleise und bisher ohne nennenswerte Nachteile. Firma Alstom Transport D & F hat sich auf dem Gebiet eine führende Stellung erarbeitet.
Daimler Trucks arbeitet seit 20 Jahren an Schwerlastwagen mit Wasserstoff/Brennstoffzellen-Antrieb... und will nun die Serienproduktion anschieben. Parallel dazu entstehen Wasserstofftankstellen an Fernstraßen im Abstand von 150m km und natürlich in Ballungsgebieten, die durch Gasleitungen für Wasserstoff miteinander verbunden sind.
Die polnische Firma Solaris aus Posen verkauft Autobusse mit Brennstoffzellen... in Deutschland und den Niederlanden. Polen selbst ist noch nicht so weit, plant aber eine erste Bahnstrecke mit Brennstoffzellentechnik zwischen Gdingen und der Halbinsel Hela.
Als weiteres wichtiges Projekt mit Hauptanteil Wasserstoff ist offenbar in der Zementherstellung im Zulauf; dieser Wirtschaftszweig ist für 20% aller CO2-Freisetzungen durch fossile Brennstoffe verantwortlich. Dieser Frevel läßt sich offenbar durch Einsatz von Wasserstoff vermeiden.
Nicht erwähnt werden Bemühungen in der Eisen- und Stahlverhüttung, wo ebenfalls fossile Energieträger durch den Einsatz von Wasserstoff abgelöst werden sollen. Ich meine, daß die Stahlhütte Bremen an dieser Entwicklung führend beteiligt ist.
Die Gazeta Wyborcza vergißt auch nicht die europäische Dimension des Projekts "Wasserstoff als Energieträger" zu beschreiben. Ein dichtes Netz von Gasleitungen wird Deutschland bis 2035 mit seinen Nachbarn im Westen, Norden und Osten verbinden und die erforderliche Energiesicherheit herstellen, die derzeit in Gefahr geraten ist durch russische Mordbrennerei in der Ukraine und den Versuch, russisches Erdgas als Kriegswaffe gegen die Wirtschaft Europas zu nutzen. Eine sehr weitgehende Unabhängigkeit von russischen Zulieferungen von Energieträgern (Gas, Öl, Kohle) wird nun umgesetzt... und Rußland muß aus seinen Bodenschätzen etwas für sich selbst tun, oder sie im Boden lassen. Ein russischer Schuß, der nach hinten losgehen wird. Nun ja, hoffentlich kehrt dieses Land wieder zur Vernunft und gedeihlicher Zusammenarbeit zurück! Ist doch zu blöd, sich auf Dauer in einem feindseligen Nebeneinander ein zu richten!
Hervorgehoben wird das Gemeinschaftsprojekt der EU, und ohne Häme oder Vorwurf wird anerkannt, daß Deutschland darin eine führende Rolle einnimmt, daß Deutschland besonders viele Mittel dafür freigesetzt hat. Und... siehe das Beispiel Solaris/Posen... damit auch Chancen für die europäischen Partner schafft.
Ein schönes Wort zum Sonntag aus Polen, das ich unserem Diskussionskreis nicht vorenthalten wollte!